Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. XII

1846 - Braunschweig : Westermann
X Vorrede. sind. Es wäre hierüber Mancherlei zu sagen, was ich für eine andere Ge- legenheit mir vorbehalte. Billige Richter werden bei Beurtheilung dieses Buches die Absicht des Verfassers vor Augen behalten. Sie ging nicht dahin, die Weltgeschichte als Wissenschaft weiter zu führen, sondern zu derselben, so wie sic einmal —- und gewiß rühmlich und wohlthätig — besteht, seine Zöglinge und Leser einzuweihen. Er hat bei seiner Arbeit fortwährend den Schlözer'schen Be- griff der Weltgeschichte vor Augen gehabt, die Methode Rem er's jedoch nur in so fern beibehalten, als sie seinem Zwecke entsprechend geschienen, und der Geist eines Joh. v. Müller in Auswahl und Darstellung hat, als ein hohes Vorbild, aneifernd auf sein Bestreben — wiewohl niederschlagend auf sein Selbstbewußtseyn — gewirtet. Vorrede z u r e r st e n Auslage des zweiten und dritten Bandes und. Zueignung (1813). Mit noch größerer Schüchternheit, als ich beim ersten Bande empfunden, übergebe ich diesen zweiten — und den zu gleicher Zeit erscheinenden dritten Baud — meinen Freunden und der Lescwelt. Nicht nur wurde mir die Zeit, binnen welcher ich sie auszuarbeiten mich verpflichtet, durch unerwarteten Ge- schäftsdrang verkümmert und auf solche Weise die genauere Feile mir unmög- lich gemacht: die Gegenstände selbst, welche hier zu behandeln waren, haben vielfältig niederdrückend auf meinen Muth gewirkt. Ich gestehe, daß das erhebende Gefühl, womit die Betrachtung der Charaktere und Thaten der alten Welt mich wohl sonst durchglühte, bei der Darstellung derselben oft in heilige Scheu sich verwandelt hat. Wer bin ich, um mir anzumaßen, von Pcrikles, Epaminondas und Demosthenes, Scipio, Cato, Marc-Aurel, Leonidas und Arminius zu sprechen? — Und was kann ich sagen, das gehört zu werden verdiente nach Dem, was bereits von Grie- chenland und Rom in verschiedenen Zungen die würdigsten Schriftsteller gelehrt haben? —• Doch schon ein leichter Umriß jener hehren Gestalten mag imponirend seyn; niit dein Auge anerkannter Meister sehen ist sicherer, als nur dem eigenen Urtheile trauen; und cs gibt Wahrheiten, Bilder, Lehren, deren Wiederholung immerdar Nuzen bringt. Sollte nicht auch die günstige Aufnahme, welche der erste Band meines

2. Bd. 1 - S. 68

1846 - Braunschweig : Westermann
(56 Eilftes Kap. Zweck und Nuzen der Weltgeschichte schleicrn strebe. Denn, so wie die Vergangenheit die Gegenwart gebracht hat, also trägt diese die Zukunft in ihrem Schooße. Die Vergleichung des ursprünglichen Zustandes der Menschheit mit ihren gegenwärtigen Bestimmun- gen und Verhältnissen, die Ueberschauung des langen Weges, auf welchem sie unter so verschiedenen Schicksalen dahin gelangt ist, wo wir sic heute erblicken, kann allein die große Frage entscheiden, ob wir im Ganzen vor- oder rück- wärts schreiten, oder einen traurigen, ewig wiederkehrenden Zirkel beschreiben; kann allein uns darüber belehren: ob, was wir um uns sehen, Licht oder Finsterniß, Wohl oder Wehe in naher oder ferner Zukunft verheiße; kann endlich allein uns andeuten, welche Wege wir einzuschlagen, welche wir zu fliehen haben, um, was unsere Natur uns zu verlangen antreibt und zu hoffen erlaubt, auch wirklich zu erreichen. §. 110. Besonderer Nuzen. Hieraus erhellt schon zur Genüge die ausgezeichnete Stelle, welche der Weltgeschichte unter den übrigen Fächern der Historie gebührt. Aber Alles, was wir vom Nuzen der Geschichte überhaupt gesagt haben (ft oben Kap. 8), ist in vorzüglichem Maße von der Weltgeschichte wahr. Sic ist die größte, die würdigste, die lehrreichste Geschichte. Ohne sie sind alle Spezialhisto- ricn theils unverständlich, theils nur zu untergeordneten Zwecken brauchbar; ohne sie können wir uns nicht auf den Standpunkt erheben, von welchem wir durchaus im Reiche der Geschichte das wahrhaft Wissenswürdigc vom Unbedeutenden unterscheiden mögen. Sic ist die Summe, der Vereinigungs- Punkt, das allgemein Interessante aller Geschichten. Sie vorzüglich lehrt uns das Wesentliche, das Beharrliche in den menschlichen Handlungen und Schick- salen unter allem Wechsel zufälliger Bestimmungen erkennen; sic zeigt am deut- lichsten, daß der Mensch größtenthcils der eigene Schöpfer seines Looses ist, und gibt bei Ereignissen, die den Pöbel staunend und bestürzt machen, philo- sophischen Gleichmuth. §. 111. Fortsezung. Sie endlich überzeugt uns aus die eindringlichste Weise, daß eine höhere Weltregierung sey, und daß des Menschen Geschick, frei vom Spiel eines blinden Zufalles, der Führung einer weisen und gütigen Macht gehorche. Es sey mir erlaubt, hier zu wiederholen, was Schlvzcr so unübertrefflich sagt: „Zwar brechen auch aus jeder noch so kleinen Spezialgeschichte Schimmer „von den wunderbaren Leitungen der Vorsehung hervor; aber, so wie sich

3. Bd. 1 - S. 285

1846 - Braunschweig : Westermann
283 Zweites Kap. Religion. sich oftmals zur Erde herab, spenden Rath und Hilfe, und verschmähen selbst vertrauten Umgang mit auserlesenen Menschenkindern nicht. Dann gehen aus ihren Umarmungen Helden und Weise, Halbgötter, hervor, die, wenn sie, ausgezeichnet durch Kräfte und Geist, ihre Laufbahn unter dem Erdengeschlechte vollendet, sich verklärt in die ätherischen Regionen schwingen. Rings um uns ist Alles, Wald und Flur, Luft und Wasser mit Göttern erfüllt! sie bewa- chen uns unsichtbar, leiten unser Schicksal und sehen unsere geheimsten Hand- lungen. Selbst in uns wohnen sic; unsere Gedanken und Leidenschaften, die lohnenden und strafenden Gefühle in unserer Brust sind Gottheiten oder Aus- fluß derselben. Nur Wen Apollo begeistert, mag den Schwung zu wür- digen Gesängen nehmen; die Leiten und Seligkeiten der Liebe sind eines Gottes Werk; ein Gott ist's, der des Abends sich auf die müden Augen senkt, und dessen ernsterer Bruder schließt sie zum lcztcn Schlafe. Dann wird die Seele des Tugendhaften in selige Gefilde getragen, und die des Verbrechers, an welcher schon während des Lebens die Eumeniden nagten, von diesen Rachegöttinncn in die Abgründe des Tartarus geschleppt. 6) So viele Götter und von so verschiedener Natur machten auch eine große Mannigfaltigkeit von Gebräuchen, von Festen, Gebeten und Opfern nöthig, um jeden nach seiner Art zu gewinnen. Die fromme Stimmung der Griechen trieb sie — ohne positiven Zwang — zu zahlreichen öffentlichen und Privatgebetcn; fast jede Handlung ihres Lebens war von religiösen Ge- bräuchen begleitet, überall ertönten Orakel, allenthalben stieß man auf Zei- chen oder Zeich end cu ter, und wenig Tage vergingen ohne Reinigung oder Expiation. Die meisten Verrichtungen der Staatsgewalten wurden durch got- tesdienstliche Ceremonien geheiligt, und politische Einsczungen, wie die be- rühmten K ampfspiele, durch eben dieselben mit der Religion in innige Ver- bindung gebracht. Es gab eine außerordentliche Menge von Tempeln, hei- ligen Hainen und Hausaltären, und allenthalben stieg der Rauch von Opfern empor. Diese Opfer bestanden meistens in den Erstlingen der Fcldfrüchte und, jedoch erst später, in auserlesenen Thieren. Das Scherflein des Armen, eine Hand voll Mehl, ein geringer Kuchen, wurde so willig empfangen, als die Hekatomben des Reichen; aber es gab Fälle, wo der Fanantismus der Prie- ster Menschenopfer verlangte, und das edelste Blut auf den Altären rann. Denn wiewohl die griechischen Priester weder eine erbliche Kaste (einige Pric- sterwürden jedoch waren Eigenthum gewisser Geschlechter), noch einen gcschlos-

4. Bd. 1 - S. 279

1846 - Braunschweig : Westermann
277 Zweites Kap. Religion. Wunder. Gewöhnlich wurden Orakel an Orten gegründet, wo entweder Schrecken der Natur oder auf Sagen gestüzte heilige Erinnerungen das (Ge- müth zu gläubiger Andacht stimmten. Die Priester waren klug genug, bevor sie ihren Gott sprechen ließen, den Fragenden über alle Umstände auszufor- schen, die eine vernünftige Muthmaßung über sein künftiges Schicksal begrün- den konnten; sie waren welterfahren genug, um aus den jedesmaligen Ver- hältnissen der Staaten und dem Charakter ihrer Machthaber wahrscheinliche Schlüsse auf die kommenden Ereignisse zu ziehen. Jedes Eintreffen wurde zur Ehre Gottes laut verkündet; von der Fchlschlagung zu reden war gefährlich. Auch blieb immer eine andere Auslegung des Orakels zur Aushilfe übrig, und gewöhnlich wurden die Sprüche so dunkel und vieldeutig abgefaßt, daß man, wie auch der Würfel fiel, darin die wahre Vorhersagung fand. Gesez- geber, Feldherren und Könige ehrten die Orakel, weil sie ihnen ein wirksames Beförderungsmittel ihrer Plane waren; denn wo Vernunftgründe und Ge- walt nicht durchdrängen, da schlug der Ausspruch des Gottes den Widerstand nieder. Es gab Orakel, die nicht nur im eigenen Lande und bei den eigenen Religionsgenosscn, sondern auch auswärts und weithin in Ansehen standen. Dahin gehört das obengenannte des Jupiter Hammon oder 21 mit nt in der libyschen Oase. Der Dienst dieser Gottheit war von Meroe nach dem ägyptischen Theben und von hier nach 2lmmonium gebracht worden, und es scheint, daß das uralte Orakel zu Dvdona in Epirus denselben Ursprung gehabt. Denn die griechische Sage von den beiden schwarzen Tauben, welche einst von Theben aus, die eine nach Libyen, die andere nach Dodona, geflogen, und von denen die lcztcre sich auf einer Eiche nie- dergelassen und vernehmlich die Worte gerufen habe: „Gründet hier ein Ora- kel zu Jupiters Ehren!" — wird bestätiget durch die ägyptische Sage von den zwei Priestcrinnen, welche die heiligen Gebräuche des thebaischen Tempels nach Libyen und nach Epirus gebracht. Jünger, aber noch wich- tiger durch Ansehen, Einfluß und Reichthum war das Orakel zu Delphi, wo Apollo durch den Mund einer Priefterin, der Pythia, welche meist ein von den Priestern hiezu erzogenes, verrücktes Mädchen war — den Ab- gesandten aller griechischen Staaten und hundert auswärtiger Könige und unzähligen Privatpersonen Antworten gab, die mehr als einmal das Schicksal ganzer gleiche bestimmten, und vorzüglich ans Griechen! and mächtig einwirkten:

5. Bd. 2 - S. 142

1846 - Braunschweig : Westermann
140 Viertes Kap. Römische Geschichte. Bosheit? — Bald wurde er, wie Dion, verdächtig dem Tyrannen, welcher den lezten verbannte und den ersten in Gnaden entließ. Aber Dion kam zurück und vertrieb Dionysius. Ob er dabei aus rein patriotischem oder aus egoistisch-aristokratischem Antriebe gehandelt, ist ungewiß — das legte wahrscheinlicher. Populär wurde er niemals, und nach kurzer Verwaltung ermordete ihn Kallippus. Auch dieser wurde vertrieben, und während der nachfolgenden Zerrüttung des Staates fand Dionys Gelegenheit, zum zwcitcn- male Herr von Syrakus zu werden (3633. 350 v. Chr.). Das Unglück hatte ihn nicht gebessert. Er regierte sorgloser und willkürlicher als zuvor. Zugleich fielen die Karthager mit Hecresmacht in sein Gebiet. Da riefen die Syrakusancr die Mutterstadt Korinth um Hilfe an. Sie schickte ihnen den edlen Timoleon mit 1000 Streitern. Dieser große Mann und enthu- siastische Freund der Freiheit, welcher er sogar seinen Bruder geopfert, ver- trieb Dionys zum zweitenmale, richtete die Verfassung Syrakusens nach re- publikanischen Grundsäzen ein, befreite noch mehrere sicilische Städte von der Tyrannei, und schlug die allgemeinen Feinde, die Karthager, am Kri- messus in einer entscheidenden Schlacht (3644. 339 v. Chr.). Im Frieden wurden alle griechischen Städte für frei erklärt und der Halykus zur Grenze des karthagischen Gebietes bestimmt. Nachdem Timoleon dies Alles vollbracht hatte, schlug er die Herrschaft, die Syrakus ihm anbot, mit großer Seele aus, weil er das Bewußtseyn edler That dem Flitter der Majestät vorzog, und lieber von der Nachwelt verehrt sein wollte, als im Leben gefürchtet. Die Bürger lohnten ihm mit freiwilliger Ergebenheit, und, als er starb (3646. 337 v. Chr.), beweinten sie ihn als Vater. Wer war glücklicher, Timoleon oder Dionys? §. 18. Agathokles, Hiero. Nach seinem Tode kehrten die Schrecken der Tyrannei zurück. Anfangs Sosistratus und darauf Agathokles bemächtigten sich der Herrschaft (3667. 316 v. Chr.). Der Erste ein Aristokrat und mit den Karthagern im Bunde; der Zweite ein Mann des Pöbels, aber kühner und glücklicher Aben- teurer. Als er, nach wunderbar wechselnden Schicksalen, endlich durch List und Gewalt den blutbesprizten Thron von Syrakus bestiegen — die edelsten Einwohner, 4000 an der Zahl, waren durch seine Söldlinge geschlachtet wor- den —, unterwarf er sich mehrere andere Städte, und gerieth hiedurch in

6. Bd. 3 - S. 21

1846 - Braunschweig : Westermann
Erstes Kap. Geschichte des römischen Reiches. 21 Zweiter Abschnitt. Detail!irte Geschichte des dritten Zeitraums. Er st es Kapitel. Geschichte des römischen Reiches. §. 1. Quellen überhaupt. Wir haben im ersten Abschnitte die geographische Uebersicht dieses uner- meßlichen Reiches gegeben und der hundert Nationen, über die es seinen Scepter streckte. — Welches sind nun die Quellen seiner Geschichte? — derselben haben wir allerdings in ansehnlicher Menge und großentheils von befriedigender Glaubwürdigkeit. Zwar geben sie uns meist nur über die Per- son des Kaisers und seine nächsten Umgebungen, über die Angelegenheiten der Hauptstadt und in den Provinzen nur über jene Bewegungen Kunde, die auf Thronfolge oder Usurpation der Einfälle der Barbaren Bezug haben; aber wir können auch mit Billigkeit viel mehr nicht verlangen. Durch die Vereinigung so vieler Völker unter eine Herrschaft verloren sie alle mit ihrer Selbstständigkeit auch ihren gesonderten Kreis des Wirkens und des Leidens. Sie kommen fortan nur als Theile des großen Ganzen in Betrach- tung, welches selbst nur durch seine Centralgewalt Persönlichkeitj hat und lebt. Was hat uns, außer der allgemeinen Charakteristik der in trauriger Ein- förmigkeit fortbestehenden Verfassung, Kultur und Sitte, die Geschichte Si- na's in Jahrtausenden Anderes gelehrt, als Regenten- und:Dynastien- wechscl, Hofintriguen, Empörungen und äußeren Krieg? und was lassen sich auch in den einzelnen Provinzen eines solchen zum sklavischen Gehorsam gewöhn- ten Reiches für besondere Ereignisse denken, als die zufällige Folge guter oder böser Statthalter, die leidende Theilnahme an den Umwälzungen der Haupt- stadt und der blutbczcichncte Lauf feindlicher Heere? —. Aber selbst durch ihre Dürftigkeit und traurige Gestalt kann eine Geschichte lehrreich werden; denn sie enthält in treuer Darstellung das Leben der Völker oder ihren Todesschlum- mer und die Gründe von Bcidcm.

7. Bd. 3 - S. 28

1846 - Braunschweig : Westermann
28 Erstes Kap. Geschichte des römischen Reiches. fetten der Anlaß fehlen, und Augustus selbst, wiewohl er dreimal den Tcm- pel des Janus schloß, zählte mehr Kriegs-, als Fricdensjahre. Auch erfuhr er mehr als einmal den Wechsel des Glückes. Zwar die Parther, geschreckt durch seine Rüstungen, gaben die gegen Crassus er- oberten Adler zurück, und selbst ein indischer (oder südarabischer) König ehrte Augustus durch eine Gesandtschaft. Auch wurden durch Besiegung der Cautabrer und Asturier (welche allein noch in Spanien widerstanden), durch Eroberung von Rhätien, Lindelicien und Noricum — welche Drusus und Tiberius vollbrachten —, durch Unterwerfung Mösieus und Pannoniens — was einen blutigen Kampf erheischte —, weiter durch Siege in Klein-Asien und Afrika die Grenzen geründet; aber ein Heer ging in der arabischen Wüste ver- loren, ein anderes focht ohne Erfolg gegen Aethiopien, und ein drittes, unter Varus, wurde von den Teutschen vernichtet. Viel größer noch war Augnstus häusliches lluglück. — Er hatte kei- nen Sohn; seine Tochter Julia, welche nach einander an Marcellus, Agrippa und Tiber vermählt wurde, schändete sich durch Ausschweifun- gen, und ihre Söhne — von Aprippa — starben *). Livia, seine zweite Gemahlin, war ein ränkcvolles Weib, und von den Stiefsöhnen, welche sie ihm zubrachte, betrübte Drusus ihn durch seinen Tod und Tiberius durch sein Leben. Diesen legten — wiewohl er dessen böse Gemüthsart durchschaute — mußte er zum Sohn und Erben annehmen, damit die Herrschaft nicht an völlig Fremde käme. Und so starb der glücklich gepriesene Augustus, nach- dem er seine Freunde alle überlebt hatte,' im 76stcn Jahre des Alters und im 44sten seiner ungethciltcn Gewalt (I. Chr. 14). §. 6. Tiber**). „So wie ein Fluß oft nur langsam und geräuschlos den Damm unter- wühlet, dann aber plözlich ihn einreißt, und unwiderstehlich über Felder und Wiesen stürzt: also die Despotie in Rom, jenes unter August, dieses unter Tiber." (Montesquieu.) Nachdem der tückische, argwöhnische, in Rän- ken beinahe ergraute Tiber zuerst durch eine — wohl unuöthige, aber in sei- nem Charakter liegende — Verstellung den Senat geäfft, hiernächst den Auf- *) Nämlich C. und L. Cäsar; rer dritte, Ngrtppn Postlrumnß, ein elender Mensch, wurde erst von Tiber getödtet. **) Er. Horn, Tiberius, ein historisches Gcurnlde Leipz. Hinrichs, 1811.

8. Bd. 3 - S. 127

1846 - Braunschweig : Westermann
Zweites Kap. Religion. 127 §.4. Eifer ihrer Bekenner. Verfolgungen. Ii. Diese göttliche Lehre wurde von den früheren Christen rein aufgefaßt, standhaft bekennt und eifrigst durch Wort und That verkündet. Nicht nur in Behauptung ihres Gesczes, gleich den Juden, aus deren Mitte sie hervorgegangen waren, sondern auch in Ausbreitung desselben zeigte sich der Eifer der Christen. Es schien Ncligionspflicht, allen Menschen mitzutheilen, was für Alle verkündet war. Jeder Bekehrte wurde auch Apostel der Lehre in engeren oder weiteren Kreisen, je nach eines Jeden Verhältniß oder Kraft. Viele aber (und noch bei den späteren Missionarien ist solcher Eifer kenntlich) machten die allge- meine Verpflichtung sich zum besonderen Lebensgeschäft, trugen das Evange- lium zu fernen Völkern, nicht achtend Mühe und Gefahr, trozcnd den Feind- seligkeiten der Natur und der Menschen. Auch wurde der Eindruck ihrer Lehre durch das Beispiel verstärkt. Die ersten Christen, durchdrungen von der Erhabenheit und Schönheit der moralischen Vorschriften, die ihnen der Meister gegeben, und durch ihre Lage aufgefordert, die Verlasfung oder Anfeindung der Landesreligion durch einen in die Augen fallenden Vorzug der neuen Lehre zu rechtfertigen — oft auch von Gewissensbissen und Furcht angetrieben, frühere Sünden durch nachfol- gende strenge Bußen zu tilgen —, erbauten die Heiden durch das Schau- spiel eines schuldlosen, tugendhaften Wandels unter allem Verderbnisse der damaligen Welt. Die reinen Sitten der Christen, ihre Eintracht und gegen- seitige Liebe, ihre Freigebigkeit (häufig wurde sogar eine völlige Güterge- meinschaft eingeführt), ihre stille harmlose Weise, alle diese schönen Früchte der noch unverdorbenen Lehre sprachen mit eindringlicher Stimme das Ge- müth der besseren Menschen an, und bahnten den Weg zur Ueberzeugung. Aber minder günstig wurde von den Obrigkeiten und den Kaisern die neue Lehre betrachtet: und es erregt unser gerechtes Befremden, die Grundsäze der Toleranz, welche sonst im römischen Reiche mehr, als in irgend einem anderen und für alle Religionen galten, nur in Ansehung des Christenthums beseitiget, und die Bekenner desselben — nicht etwa blos von tyrannischen, sondern meist von den besten und einsichtsvollsten Kaisern — lurfülgt zu sehen. Aber die verschiedenen Religionen, welche sich unter der römstchen Herrschaft der Duldung erfreuten, übten solche Duldung auch

9. Bd. 3 - S. 112

1846 - Braunschweig : Westermann
1*2 Erstes Kap. Bürgerlicher Zustand. auch die Annahme böser Gottheiten mit anderen Religionen gemein. Die oberste Gottheit, Alfadur, scheint, eben weil sie zu erhaben für roh sinn- liche Menschen ist, weniger Verehrung, als die untergeordneten Götter und Göttinnen, vorzüglich als die Götter im Helden-Himmel, erhalten zu haben. Aus dem Namen der Äsen, den jene Hcldengöttcr, mit Wodan oder Odin, ihrem Oberhaupte, führen, hat man geschlossen, daß cs asiatische Heroen seyen; man hat sogar die Auswanderung derselben von den Gegenden des schwarzen Meeres nach Skandinavien in die Zeiten von Mithridat's Li. Fall, welcher den Völkern umher die Unterjochung durch die Römer drohte, gcsezt. Wir lassen diese Muthmaßung auf ihrem Werthe beruhen, und be- merken nur noch, daß auch die Teutschen an der dem Menschen zum kostbarsten Erbtheile gegebenen Hoffnung der Unsterblichkeit sich ausgerichtet, jedoch ihre Idee vom künftigen Leben, wie auch allenthalben sonst geschehen, nach ihrem Leben hieniedcn gemodelt haben. Des heimathlichen oder nationalen Interesses willen mögen wenigstens einige Bruchstücke des nordischen.mythos hier eine Stelle finden*). „Es ist ein einziges oberstes Wesen, von dem Alles, der über Alles ist, Allvater (Alfadur). Vor dem Beginne der Zeiten, und che der Ewigkeit Urmacht an- fing, lang', ehe cs Götter gab und Söhne gab, war Allvater, derselbe, der ') Hierher gehören die Schriften von Arnos, Magnäns, Sühn, Thorlacius, Nycrnp, P. E. Müller, Rask, Finn, Magnusen, Geiger, Gräter, van der Hagen, den beiden Grimm u. A. Wichtig ist das neueste Werk: Alkuna, nordische und nord-slavische Mythologie von vr. G. Th. Legis, Leipzg., Hartmaun 1831. Urkunden für den nordischen Mythos sind die isländische Edda, die altskandinavischcn Sagen (Sögnr), altdänische, altschwedischc und farrörische Volkslieder oder Kämpevisor. Die Sammlung der nordischen Lieder, welche unter dem Namen der Edda bekannt sind, stammt von dem Islän- der Sämnnd Sigfnsson Farde (das leztere ist ein Beiname und heißt soviel, als der Ge- lehrte), geboren im Anfange der zweiten Hälfte des eilften Jahrhunderts, gestorben 1133. Dies ist die ältere Edda, auch Sämnnd's Edda (Edda Saemundar hinns froda) genannt. Die jüngere Edda ist in Prosa geschrieben, kömmt wahrscheinlich von Snorre Sturlcson, einem geborenen Isländer des 13ten Jahrhunderts (daher Lnorra Edda); enthält in einem Theile Götter- und Heldensagen aus der älteren Edda mit Bruchstücken ans derselben (Dä- niifögur), in einem zweiten Theile eine Art isländischer Poetik oder eine Abhandlung über die Sprache und die besonderen Ausdrücke und Umschreibungen der nordischen Dichter oder der sogenannten Skalden. Auch Snorre Stnrleson's großes nordisches Gcschichtswerk (Heims- kringla) mag für die skandinavische Göttcrlehre bcnnzt werden, in wie fern cs sich auf Sagen der beiden Edden beruft. Hicher gehören auch mehrere nordische Heldenlieder: die Vösinngr- Saga, die Norna-Gests-Saga, Niflnnga-Saga u. s. w. And) die Nachrichten von Tacitns pnd Cäsar müssen (jedoch nicht ohne Vorsicht) bcnnzt werden. M. s. Legis Alkuna S.sff.

10. Bd. 3 - S. 113

1846 - Braunschweig : Westermann
113 Staatsverfassung und Regierung. war, und der ist, und der seyn wird, wandcllos, fest und des Wandelbaren ewiger Urgrund; unter ihm lag der unendliche Abgrund; darin waren im Pfuhle vermischt die ersten Keime der Schöpfung eine Allheit Von Nichts, ein Nichts von Allem und ohne Regung, Form und Gestalt. Noch glänzte kein Licht, noch schattete kein Dunkel; der Allvater blickte herab in den ewigen Nachtpfuhl und der allmächtige Blick zertheilte die nebelige Mischung, der Ab- grund bebte; die Einheit der Tiefe riß; Unten und Oben entstand; oben Muspcl (Muspelhcim), Reich des Lichtes, unten Nifelhcim (Nebelhcim), Reich der Finsterniß. Zwischen den scheidenden Orten gähnte ein gährendcr Stoff, weniger schwarz, als die Nacht, weniger hell, als das Licht; ein nicht mehr sinkender Klumpen, der Erde roher Stoff. Ein Funke, vom Reiche des Lichtes hcrabträufclnd, erregte die Keimkraft; und ein Riese ward, Umir, der Urgrund irdischer Verhältnisse. Aus dem Leichname des gctödtetcn Riesen bildete sich die Welt; aus seinem Blute wurden Meere und Flüsse, aus den Knochen Berge, aus den Zähnen die Steine, aus dem Schädel des Himmels Wölbung, aus den Haaren Bäume, und das in die Lust geworfene Hirn ward zu hartmüthigen Wolken. Funken, aus Muspelhcim genommen und an die Himmelsdccke befestigt, gaben der Erde Licht und Wärme, Tag und Nacht, Jahres - und Monat-Zeit; cs waren Sonne, Mond und Sterne. In Mus- pelheim waren aus Allvater hervorgegangen die Götter. Dieser hatte anfangs Zwerge erschaffen aus Erdenstaub, Bewohner der Gebirge. Der Götterflz in Muspelhcim (dem Orte des Lichtes) hieß Asgard. Eine Brücke verband den Göttersiz mit der Erde, der Regenbogen, Bifröst; die rothe Farbe ist das Feuer der Brücke, was die Verbindung der Götter und Menschen verhindert. Die drei Götter, die den Niesen Umir bezwangen, bauten das erste Mcnschen- paar aus zwei am Mceresgestade grünenden Bäumen, der Esche und Erle. Odin hauchte ihnen Seele und Leben ein; der zweite Besieger des Riesen Umir gab ihnen Verstand, der dritte warmes Blut und glühende Gesichtsfarbe. Auß der Esche wurde der Mann (Ask), aus der Erle das Weib (Embla). Der Menschen Wohusiz war die Erdeumitte (Midgard). Allvater, der Götter Gott, ist bald der unerforschliche, unbegreifliche, dunkle Gott (Snntur ge- nannt); bald faßt er (als Odin) Himmel und Erde in sich, und ist den nor- dischen Germanen, als der Gott des Höchsten, Kriegsgott (Wodan). Pcrso- nifikationen von Naturkrästcn, von Ideen, Vorzügen und Gebrechen des Geistes finden sich im nordischen Götterhüumcl; Thor (Donner), Frey und Frcya v. Rotleck, allgcm. Geschichte, lll 8
   bis 10 von 10
10 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 10 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 6
11 1
12 0
13 0
14 3
15 0
16 1
17 1
18 0
19 0
20 4
21 0
22 0
23 2
24 0
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 10
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 11
46 0
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 2
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 10
18 0
19 0
20 0
21 0
22 4
23 0
24 0
25 2
26 1
27 0
28 0
29 0
30 2
31 1
32 0
33 0
34 0
35 1
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 2
44 0
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 5
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 2
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 1
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 1
89 1
90 0
91 0
92 10
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 2
3 1
4 0
5 2
6 0
7 0
8 4
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 6
16 0
17 0
18 0
19 5
20 0
21 0
22 3
23 0
24 0
25 0
26 0
27 8
28 0
29 4
30 0
31 1
32 0
33 40
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 1
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 3
55 0
56 2
57 0
58 3
59 22
60 0
61 0
62 2
63 10
64 1
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 4
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 32
82 0
83 0
84 0
85 7
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 6
101 0
102 1
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 2
109 1
110 0
111 0
112 1
113 0
114 0
115 1
116 3
117 0
118 0
119 0
120 7
121 1
122 0
123 0
124 2
125 0
126 0
127 14
128 9
129 0
130 0
131 2
132 0
133 0
134 1
135 0
136 49
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 8
144 0
145 0
146 1
147 1
148 0
149 0
150 0
151 0
152 2
153 0
154 1
155 0
156 5
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 8
163 12
164 1
165 2
166 12
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 11
174 0
175 28
176 0
177 48
178 0
179 20
180 0
181 7
182 11
183 7
184 0
185 0
186 0
187 11
188 0
189 8
190 0
191 0
192 3
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0