66
Die Erweiterung der Rechte des Volkstribuuats.
gelegt hatte, ward er 485 auf Grund des Valerischeu Gesetzes (§ 124, 4, 2a)
verurteilt und hingerichtet *).
5. Doch mit des Urhebers Tode verstummte nicht die von ihm gegebene
Anregung. Acker zu erlangen war ja für die Plebes eine zu süße Aussicht'),
als daß die Tribunen nicht fort und fort auf die Ausführung des gegebenen
Versprechens hätten dringen sollen. Um so eifriger strengte die Aristokratie alle
Kräfte an, um das ihnen so gewinnreiche Vorrecht zu behaupten. Um energische
Führer an der Spitze zu haben, machten die Jnterregen von dem ihnen zustehen-
den Rechte, mit Beistimmung des Senats die Candidaten zum Confulat den
Comitien zu bezeichnen, einen ganz einseitigen Gebrauch, indem sie nur zwei
Männer vorschlugen und auf deren Erwählung bestanden, ja seit 482 überhaupt
nur den einen Consul von den Centurien wählen ließen: ein Verfahren, gegen
welches die Plebeier nichts anderes entgegenzusetzen vermochten, als daß sie sich
aus den Comitien entfernten und durch Enthaltung von der Stimmgebung still-
schweigend protestierten. So finden wir denn von 485—479 jedes Jahr im Kon-
sulat ein Glied des Fab isch en G esch lech ts, in welchem also jedesfalls die
Patricier die ersten Vorfechter ihrer Parteisache erkannten ^). Dem Dringen
der Tribunen auf die Ausführung des Ackergesetzes setzten aber die Patricier
zwei Mittel entgegen, a) indem sie die übrigen Tribunen zur Jntercession ver-
mochten^), und b) indem sie durch Auszüge ins Feld die unruhige Menge aus
der Stadt entfernten, wozu Kriege gegen Volscer und Aguer und seit 483 gegen
die Vejeuter Veranlaßung boten. Die Jntercession gegen die letztere Maßregel
ward dadurch unwirksam gemacht, daß die Aushebung außerhalb der Bannmeile
gehalten und den ausbleibenden Strafe auferlegt ward°).
6. Wie leidenschaftlich erbittert die Gemüter decplebeier waren, bewies sich
dadurch, daß sie in der Schlacht lieber besiegt werden, als dem Feldherrn den
doch nur den Reichen vortheilhaften Sieg gewinnen wollten^'). Es gelang
nur mit äußerster Mühe 480 den Cossi M. Fabius und Gn. Manlius die Vejen-
ter zu schlagen, in Folge welcher Niederlage diese offene Feldschlacht verinieden,
dagegen jährlich das römische Gebiet mit Plünderungen heimsuchten^). Es ist nicht
gewis, was die Fabier veranlaßte, die Ausgleichung des Streils durch Be-
friedigung der Plebeier zu betreiben, ob sie durch die Erkenntnis, daß sie als
Vorsechter der Patricier nur ihren Ruhm einbüßen und keinen Dank ernten
würden, ob durch die Absicht mit Hülfe des Volks sich dauernden Principat zu
1) Da Liv. Anklage durch die Quästoren erwähnt, so ist nur au eine Verur-
teilung durch die Centurien. zu denken (nicht durch die Curieu) und nicht unglaub-
lich, daß die das Übergewicht in diesen besitzenden Reichen ihren Anschlag dnrchge-
setzt. Rur von solchen, die dies unglaublich fanden, scheint die Version erfunden,
Sp. Cassius sei vom eignen Vater auf Grund der patria potestas getödet worden.
— 2) Liv. Ii 42, 1: dulcedo agrariac legis. — 3) S. d. Auseinandersetzungen und
Belegstellen bei Lauge A. I 449 f. Zu bemerken ist, daß es 482 nach Dionys. Viii
90 und Lyd. de mag. I 38 zu ernstlichen Streitigkeiten wegen der Cousulwahleu kam
und daß demnach die dann beliebte Änderung als ein scheinbares Zugeständnis zur
Beruhigung der Plebes gefaßt werden kann. — 4) So 481 gegen den Tribunen Sp.
Licinius, 480 gegen Tib. Pontisicius, Liv. Ii 44, I. Dionys. Ix 1 f. it. 5. Da in
der älteren römischen Magistratur unverbrüchlich der Rechtsgruudsatz gilt, daß der
verbietende College dem gebietenden vorgeht, so kann durch die von den Patricicru
gewonnenen übrigen Tribunen nicht die Jntercession eines beseitigt, sondern nur gegen
die Vorlegung oder Beratung der lex agraria in Tribnscomitien Einspruch erhoben
worden sem. So erklären denn auch Liv. Iv 53, 7 neun Tribunen gegen ihren Col-
legeu Meueuius nicht, daß sic seine Jntercession hindern, sondern nur wenn er den
Cos. verhaften wolle, diesem Hülfe leisten würden. — 5) Dionys. V111 87. —
6) Liv. Ii 43. vgl. 59, 1 u. 2. Dionys. Ix 3 -4. — 7) Liv. Ii 44—47. Dionys.
Ix 5—13.
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Der Krieg gegen Philippos Von Makedonien.
189
anerbietnngen. Stürmisch drangen auf der deshalb anberaumten Versammlung
namentlich die Ätoler, welche wegen dessen, was ihre Reiter bei Kynoskephala
geleistet, die Entscheidung des Kriegs sich allein zuzuschreiben geneigt waren, auf
den Umsturz von Philippos Thron, T. Ominctius wies jedoch diese ebenso gemei-
nen, wie unverständigen Forderungen auf das entschiedenste zurück und schloß
einen Waffenstillstand auf vier Monate, damit Philippos in Rom unterhandeln
könne i). Unterdes hatten auch aus den andern Schauplätzen die Waffen nicht
geruht. Der makedonische Befehlshaber in Korinthos war von den Achäern
geschlagen worden^); L. Ominctius hatte Leukas in Akarnanien erobert und
nach der Schlacht unterwarf sich auch dies Philippos treuste Land den Römern ;
die Rhodier besiegten die makedonischen Truppen in dem ihrer Insel gegenüber
liegenden Theile des kleinasiatischen Festlands (der Peraa), obgleich sie Sirato-
nikeia nicht einzunehmen vermochten^); endlich waren die Dardaner in Make-
donien eingefallen und wurden erst warend des Waffensttllstando von Philippos
wieder verjagt^). Man steht sich in Verlegenheit, wie man beurteilen soll,
daß die Böoter nach Philippos Besiegung bei der Nahe des römischen Heers
entschieden makedonische Gesinnung zur Schau trugen. Die Anhänger der
Römer, wol wißend, daß sie nach Entfernung jener verloren sein würden,
drangen auf Beseitigung des Böotarchen Brachhllas. T. Quinctius verweigerte
Mitwirkung, erklärte aber auch nicht hindern zu wollen. Die Ermordung des
Brachhllas erzeugte jedoch solche Erbitterung, daß vereinzelte römische Soldaten
erschlagen wurden. Nun griff der Feldherr ein und zwang die Böorer zur Zah-
lung von 30 Talenteno).
8. Das Volk in Rom genehmigte den Frieden mit Philippos und die
Abordnung von zehn Commissarien des Senats, um die einzelnen Bestimmungen
sestzusetzen7). Philippos muste alle seine Besitzungen außerhalb Makedoniens
herausgeben und von diesem selbst die westliche Grenzlandschast Orestis, die
sich zuerst den Römern ergeben hatte. Außer der üblichen Zurückgabe der Ge-
fangenen und Auslieferung der Überläufer ward ihm seine Flotte bis aus 5
Deckschiffe und den ungeheuren königlichen Sechszehnruderer genommen. Nock-
härter war die Bedingung, daß er nicht mehr als 5000 Soldaten und keine
Elephanten halten und keinen Krieg außerhalb Makedoniens ohne Geneh-
migung des römischen Senats führen solle. Die Zahlung von 1000 Talenten
in 10 jährlichen Terminen und die Stellung von Geiseln e unter ihnen sein
jüitgerer S. Demetrios) vollendeten die Bedingungen, durch welche Makedonien
aus der Reihe der Großstaaten in die Stellung eines kleinen und ohnmächtigen
Landes gedrängt ward^). Die wichtigste Frage war, was mit den von Make-
donien abgetretnen Landschaften werden sollte. Wol war bei den Römern der
Gedanke bereits festgewurzelt, daß sie die Gebieter der Welt zu werden berufen
seiend), aber man faßte die Weltherschast noch nicht als unmittelbare Regierung,
sondern als die Stellung des obersten Schiedsrichters. Man hegte tioch Sym-
pathien für freie Volkstümlichkeit und suchte in deren Bewahrung und Be-
schützung die Ehre des Staats. Für Griechenland waren diese Sympathien an:
stärksten und nicht allein die Gebildeten, sondern auch der gemeine Mann sah
in ihnen wenigstens die dem römischen Volke am nächsten stehende Nation. * 26
1) Xxxiii I I —15. — 2) Xxxiii 15 u. 16. — 3) Xxxiii 16 u. 17. —4) Xxxiii
18. - 5) Xxxiii 19, 1—5. — 6) Xxxiii 27, 5 — 29 E. Das unehrenhafte Be-
nehmen des T. Flaminlnus übergeht freilich Liv., aber offen berichtet es Polyb. Xviii
26. — 7) Xxxiii 24, 3-7. 25, 4-7. — 8) Xxxiii 30. - 9) Livius läßt die-
sen Gedanken M'. Acilius Glabrio entschieden vor seinen Soldaten aussprechen
Xxxvi 17.
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Die Folgen der Wandrungen. . 143
Heiligtum des Apollon zu Delphoi und das der Demeter zu Anthela bei den
Thermopylen ') angeknüpfte. Da jede der genannten Völkerschaften gleichberechtigt
zwei Stimmen hatte-) — wo eine aus mehrern Staaten bestand, gieng die
Führung eutweder reihum oder war an einen ständig übertragen, wie die dorische
an Sparta, die ionische an Athen — so ist der Ursprung in der Zeit, wo noch
kein Übergewicht einzelner vorhanden war, also vor der dorischen Wandrnng
mit vollster Sicherheit einzunehmen, wenn aber Amphiktyon zur Personification
für die Gründung des Bundes, zu einem Sohn des Hellen gemacht wird 3), so
ist darin ein Beweis enthalten, daß der Name Hellenen in den ursprünglichen
Sitzen jener Völker heimisch war und durch seine Beziehung zum Gottesdienst
die allgemeine Geltung gewann (vgl. § 46, 5). Daß zuerst Männer aus Kreta
in Krisa und dann am Südfnß des Parnaß in Delphoi die Heiligtümer errichtet
hatten, dann aber dnrch die Dorier aus dem letztern verdrängt wurden, läßt die
Amphiktyonie als eine durch die südwärts gewanderten Dorier aus Thessalien
herübergebrachte erscheinen. War auch der Zweck ursprünglich nur der Schutz
der Heiligtümer, womit sich dann die Besorgung der pythischen Spiele verband,
so zeigt doch die durch einen Eid eingegaugne Verpflichtung, aus keiner der zum
Buud gehörigen Städte sämtliche Bürger zu vertreiben und keiner, weder im
Krieg noch im Frieden, das Quellwasser abzuschneiden ^), daß man Völker-
rechtliche Bestimmungen unter der Gewärleistnng der Religion aufzustellen be-
dacht war. Zwei jährliche Versammlungen im Frühjahr und im Herbst, sowol
bei den Thermopylen {nvxcäa) als auch in Delphoi5), dienten zur Beratung
der gemeinsamen Angelegenheiten und zu dieseu ordneten die Buudesstaateu
die i£Qoixv7][xovag als Gesandte ab, Wärend die Ttvxayoqca (oder nvlayoqol)
einen ständigen Beamtenansfchnß bildeten^). Zuweilen wurdeu auch die sämt-
lichen gerade zum Opfern oder Orakelfnchen anwesenden Bürger der Bundes-
staaten zu einer Versammlung Qy^h^ta) berufen^).
6. Das Orakel von Delphoi erlangte durch sein Verhältnis zu den
Dorieru und zu der Amphiktyonie bei allen griechischen Stämmen Anerkennung
und gewann dann sogar bei den Barbaren die höchste Verehrung. Ihn: ist die
Anregung, Fördruug und Erhaltung des gemeinsamen hellenischen National-
bewustseius zuzuschreiben. Zwar konnte es die Gefahr, Zukunft vorherzusagen,
nicht meiden, aber es half sich darüber hinweg durch klugezweideutigkeit {Ao&ag).
Indem es mehr was geschehen sollte aussprach und seine Priester einen Schatz
von Kenntnissen in allen innern und änßern Verhältnissen erwarben, wirkte es
tresflich auf die religiöse und politische Gesittung ein und trug durch seinen
Einfluß auf Colonieansfendnng sehr wesentlich zu der Verbreitung der Griechen
bei, in der sie ihre weltgeschichtliche Bestimmung erfüllten. Es gab als gemein-
samer Leiter und Richter aller Stämme einen einigenden Mittelpunkt ab^).
1) Herodot Vii 200. — 2) Herin. St. 14, 13. — 3) Dionis. Halic. a. R. Iv 25.
— 4) Die Hauptstelle über die Verhältnisse deö Amphiktyonenbundes ^eselm. de f. leg.
§115 ff. Hierher würde der Fall gehören, wenn die Spartaner wirklich die Thebaner
wegen Errichtung eherner Tropäen angeklagt hätten, dies nicht vielleicht eine Fiction
der Rhetoren wäre (Cic. de inv. Ii 23, 69 u. 70); deuu Diodor Xiii 24 u. Paus.
Ix 40, 4 (7 — 9) laßen vielmehr den Grundsatz, nicht ewig bleibende Denkmäler auf
siegreiche Kriege gegen Stammverwandte zu errichten, als zu dem allgemeinen inter-
nationalen griechischen Völkerrecht gehörig erscheinen. Der Bund zwischen den euböi-
schen Städten enthielt übrigens auch die Bestimmung firi %Q7}0&cii Trjlsßololq
Strabo 032. — 5) Der langgeführte Streit über diese Versammlungen ist jetzt durch
die Stelle Hypevid. epit. §16 in der im Texte gegebnen Weise entschieden. Vgl.
Sanppe Philol. Suppl. I 1, 53. — 6) Herrn. St. 14, 6 —11. — 7) Aescliin. adv.
Ctes. § 124. — 8) Herrn. Gottesd. Altert. 40, 6. Nägelsbach Nachhom. Theol. 185.
Cnrlius Gr. Gesch. I 393—401.
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TM Hauptwörter (200): [T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
40
von allen unter Spartas Leitung stehenden Unternehmungen.
Durch seine demokratische Staatsform wird der Gegensatz
gegen das aristokratische Sparta noch verschärft.
Alle übrigen Staaten der Halbinsel bilden unter Sparta
den peloponnesischen Bund: Sparta leitender Vorort in
der auswärtigen Politik und im Kriege*); Verpflichtung der
Bundesgenossen zu bestimmten Geld- (¿Qyvqiov qijtov) und Trup-
penleistungen; ein Bundesrath mit Stimmengleichheit aller Theil-
nehmer, der nach Mehrheit der Stimmen Beschlüsse faßte.
Korinth nach Sparta die einflußreichste Stadt im Bunde, die
erste Seemacht.
Im Innern der Bundesstaaten wachte Sparta über der
Beibehaltung der altdorisch-aristokratischen Verfassung. Sein
Kampf gegen die während des 7. und 6. Jahrhunderts auch
theilweise im Peloponnes (Sikyon, Korinth) auftauchende Tyrannis.
Um die Mitte des sechsten Jahrhunderts steht Sparta un-
bestritten an der Spitze der Halbinsel, deren eigentliche Haupt-
stadt es ist. Dadurch aber auch die erste hellenische Macht
überhaupt.
Vi. Athen.
Geographisches (vgl. S. 8).
Attika (Artixrf — 'Axrixrj oder *Axxala von axtij?**) die
südlichste Landschaft Mittelgriechenlands, eine Halbinsel von der
Form eines mit der Spitze südostwärts gekehrten Dreiecks, gegen
40 □ M. mit einer Küstenstrecke von c. 24 Meilen. Von
Böotien ist das Land durch den Kithäron geschieden. Sein
Hauptgebirge ist der meist Wald- und wildreiche Parnes
(Ilc/.Qvtjg), südöstlich davon der marmorreiche Brilettos (Bqi-
Xrjrroq, auch to Tlivxtxixdv ogog), dessen Südfuß durch ein breites
Thal von dem honigreichen Hymettos (Y^rrov) geschieden ist.
Das einst silberhaltige Lauriongebirge mit Cap Sunion.
Das Land hat zwei anbaufähige Ebenen, die von Athen und
*) Wo es den Oberfeldherrn und (neben deren eignen Führern) die Führer •
der verbündeten Contingente (fevayol) stellte.
**) S. Bursian, (Äriech. Geogr. I, 251, Note 2. Dagegen denkt Curtius
Griech. Etym. 598 an aarae^ ,Stadtgebiets
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TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land], T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Das „Historische Hülssbuch" für die oberen Klassen von Gym-
nasien und Realschulen von Prof. Dr. W. Herbst besteht
aus 3 Theilen:
I. Theil: Alte Geschichte, in zwei Ausgaben:
Ausgabe für Gymnasien, gr. 8. 13'/» Bogen. 18 Sgr.
Ausgabe für Realschulen, gr. 8. 13 Bogen. 18 Sgr.
Ii. Theil: Geschichte des Mittelalters, gr. 8. 7 Bogen.
15 Sgr.
Iii. Theil: Neuere Geschichte, gr. 8. 8 Bogen. 16 Sgr.
Als Vor- und Fürwort zu dem „Hülfsbuch" erschien
in unserem Verlage: Zur Frage über den Geschichtsunterricht
auf höheren Schulen. Von Prof. Dr. W. Herbst. 1869.
58 Seiten. 7 Sgr.
Der Vers, sagt auf S. 9: Jetzt, wo sich das „Hülfsbuch" durch die ersteu
und schwersten Anfänge glücklich durchgearbeitet hat, ist es meine Absicht, auf
Grund neuer, an und mit dem Buche selbst gemachter Erfahrungen von Ziel,
Plan und Methode etwas eingehender zu handeln, als dies in den Vorworten
zur ersten Auflage möglich war.
Das Koni gl. Preuß. Ministerium der geistlichen, Unterrichts-
und M c d i c i n a l - A u g e l e g e n h e i t e n, dem wir das „Hülfsbuch" zur Prüfung
und event. Empfehlung vargelegt haben, hat uns darauf nachstehendes Schreiben
zugehcn lassen.
„Auf die Eingabe vom 10. v. M., mit welcher die Verlagshandluug mir
das historische Hülfsbuch von Dr. Herbst vorgelegt hat, erwiedere ich, daß ich
die Trefflichkeit dieses Lehrmittels anerkenne. Der Gegenstand ist darin, wie es
von dem sachkundigen und in bewährter Praxis stehenden Verfasser zu erwarten,
sehr zweckmäßig behandelt. Gleichwohl kann ich nach den in dieser Beziehung
maßgebenden Grundsätzen die gewünschte allgemeine Empfehlung des Buches
nicht eintreten lasser:, werde aber, wie es bereits in der Rheinprovinz und in
Westfalen geschehen ist, die auf Einführung desselben gerichteten Anträge der
Königlichen Proviuzial-Schul-Collegicu gern genehmigen."
Berlin, den 2. Mürz 1867.
Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelcaenheiten.
In Vertretung: Lehnert.
Viele andere Zuschriften an die Verlagshandlung von deutschen Schulmännern
nah und fem sprachen sich höchst günstig und wohlwollend über das „Hülfs-
buch" aus, welche Urtheile denn auch durch die Stimme der allgemeinen Kritik
sich öffentlich kund gaben. Wir neunen hier: Allgemeine deutsche Lehrer-
zeitnng 1864 Nr. 34. 1863 Nr. 5)2. Allgemeine Schulzeitung 1866
Nr. 11, 1867 Nr. 38. Blätter für häusliche Erziehung und prak-
tischen Unterricht 1867 Nr. 17. Historische Zeitschrift 1867 Xi. Bd.
Literarisches Centralblatt 1864 Nr. 21. Unterrichtszeitung für
Oesterreich 1864 Nr. 10 u. m. a.
Eine neue Bestätigung über den Werth des „Hülfsbuches" darf die Ver-
lagshandlung wohl darin erblicken, daß von demselben bereits eine holländische
Uebersetzung erschienen ist.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Mürz
Extrahierte Ortsnamen: Rheinprovinz Westfalen Berlin Oesterreich
17. Perikles icit Athen. 259
seine Bestätigung keine Gültigkeit hatten, und er übte diese
Macht mit strengem Ernste, um den Staat vor jeder gefähr-
lichen Neuerung zu bewahren; er war nach dem Willen des
Solon der feste Anker, welcher das bewegte Staatsschifs auf dem
Boden der Verfassung halten sollte, und bildete einen starken
Halt für die Aristokratie. Den Männern der Volkspartei, welche
den Staat von der ererbten Sitte der Väter abzulösen und durch
Niederreißung der alten Schranken aus neuen Wegen zu Macht,
Ruhm und Glanz zu führen trachteten, galt er als Vertreter
von Sonderinteressen einer eigensinnigen, volksfeindlichen Partei,
welche der vollen Entwickelung der Freiheit sich entgegenstemme,
als ein lästiges Hemmniß auf der Bahn des heilsamen Fortschritts.
Und in Wahrheit, wenn das Volk zu einer vollkommen freien
Bewegung gebracht werden sollte, in welcher es die ganze in
ihm liegende Kraft entfalten könnte, so mußten dem Areopag
die leitenden, die hemmenden Zügel aus der Hand genommen
werden. Ob dies ein Glück oder ein Unglück für den Staat
sei, darüber waren die beiden Parteien entgegengesetzter Ansicht.
Die Partei des Perikles stellte während der Abwesenheit des
Kimon den Antrag, daß dem Areopag sein Oberaufsichtsrecht
über den Staat entzogen und nur das Gericht über frevelhaften
Mord belassen werde. Perikles selbst stellte den Antrag nicht,
sondern schob den Ephiältes vor, und obgleich die Anhänger der
guten alten Zeit sich mit Eifer zur Verteidigung des ehrwür-
digen Instituts zusammenschaarten, der Vorschlag wurde in der
Volksversammlung durchgesetzt. Als Kimon zurückkehrte, suchte
er das ihm verderblich scheinende Gesetz wieder rückgängig zu
machen, aber umsonst. Seitdem war das Ansehen und die Macht
des Areopags gebrochen. Der Dichter Aeschylos, ein alter
Kämpfer von Marathon und Salamis, ein Verehrer der guten
alten Zeit, war in den Tagen, wo noch um die Erhaltung des
Areopags gekämpft wurde, mit der Aufführung seiner großarti-
gen Dichtung ,,Oresteia" für das gefährdete Institut in die Schran-
17*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
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282
Viertes Buch.
und machten davon den Frieden abhängig. Ihre geheime Ab-
sicht war auch hier, das Ansehen und den Einfluß des Perikles,
deu sie als ihren gefährlichsten Gegner ansahen, zu erschüttern;
denn wurde der Beschluß gegen Megara aufgehoben, so erlitt
die Politik des Perikles eine Niederlage, hielt man mit Rück-
sicht auf Perikles den Beschluß aufrecht, so traf ihn der ge-
hässige Vorwurf, wegen einer geringfügigen Angelegenheit den
Frieden und das Glück von Hellas auf das Spiel gesetzt zu
haben. Die Athener aber wiesen die Forderungen einfach zurück.
Endlich kam die dritte Gesandtschaft, welche die letzte sein sollte,
mit folgender kurz gefaßten Erklärung: „Die Lakedämonier
wünschen den Frieden, und er wird fortbestehen, wofern Athen
den Hellenen Unabhängigkeit zugesteht," — eine Forderung,
welche Athens ganze Macht aufhob und, wenn sie versagt wurde,
bei dem Ausbruche des Krieges die Spartaner als die Vor-
kämpfer hellenischer Freiheit hinstellte, den Athenern aber die
eigenen Bundesgenossen aufwiegelte.
Von der Beantwortung dieser Forderung hing die Ent-
scheidung über Krieg und Friede ab. Die Athener beriefen eine
Volksversammlung, um die wichtige Frage noch einmal nach
allen Seiten zu erwägen und ihren Beschluß zu fassen. Es
traten verschiedene Redner auf, und die Meinungen waren ge-
theilt; einige riethen die Waffen zu ergreifen, andere meinten,
man solle den megarischen Volksbeschluß preisgeben und durch
neue Verhandlungen eine Verständigung mit dem Gegner ver-
suchen. Zuletzt trat Perikles auf; er wies in einer längeren
Rede auf das Ungerechte und Anmaßende der spartanischen
Forderungen hin und rieth, so ernst auch die Lage sei, in keiner
Weise nachzugeben, sondern ihr gutes Recht zu vertheidigen;
die Athener müßten sich als Männer zeigen, die furchtlos, was
sie errungen, auch behaupteten. Einen Krieg mit den Pelo-
ponnesiern brauche Atheu uicht zu fürchten. Der peloponnesische
Bund habe zwar ein starkes Landheer, aber sei ohne festen Zu-
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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31. Philippos Ii., König von Makedonien. 471
Wieder in ihre Stadt aufnehmen, die Feinde Philipps des Lan-
des verweisen, seine Freunde an die Spitze der Regierung stellen
und eine Besatzung in die Kadmeia aufnehmen, welche nicht
blos Theben, sondern auch Attika und das ganze mittlere Grie-
chenland zu beobachten hatte. Nachdem Philipp die Zustande im
mittleren Griechenland geordnet, zog er in den Peloponnes und
demüthigte Sparta wenigstens in dem 'Maße, daß es in der
Folge an einen ernstlichen Widerstand nicht denken konnte.
So hatte Philipp, ohne die inneren Zustände merklich zu
ändern, sich die Hegemonie über das gesammte Griechenland ver-
schafft und dachte jetzt an die Ausführung eines Planes, mit dem
er sich schon lange beschäftigt, der das Werk seines Lebens krö-
nen sollte; er wollte mit der vereinten Macht des griechischen
Volkes das persische Reich erobern. Zu dem Ende berief er die
Abgeordneten aller hellenischen Staaten zu einem Bundesrathe
nach Korinth zusammen, und ließ sich zum unumschränkten Feld-
herrn der Hellenen gegen Persien wählen (337). Nur die Spar-
taner hatten in ohnmächtigem Stolze sich ausgeschlossen und keine
Abgeordneten geschickt, und auch die Arkader verweigerten ihre
Zustimmung zu der Ernennung. Nachdem Philipp die Zahl der
von jedem Staate zu stellenden Truppen bestimmt hatte — sie
wird im Ganzen auf 200,Ootnmann Fußvolk und 15,000 Reiter
angegeben — rüstete er ein ganzes Jahr lang zu dem großen
Feldzuge. Schon hatte er ein Heer unter Parmenion und Atta-
los nach Kleinasien vorausgeschickt, um die dortigen Griechen
vom persischen Joche zu befreien, schon machte er selber Anstal-
ten zum baldigen Aufbruch mit der gesummten Heeresmacht, er-
muthigt durch das scheinbar glückverheißende Orakel der Pythia:
„Nah ist das Ende, bekränzet der Stier, schon harret der Opf'rer"
da traf ihn mitten in seinem Glücke und seinen Hoffnungen der
Stahl des Mörders. Das bekränzte Opfer war er selber.
Bevor er nach Asien zöge, veranstaltete Philipp in seiner
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom]]
TM Hauptwörter (200): [T15: [Athen Theben Sparta Griechenland Krieg Philipp Stadt Spartaner Athener König], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]
Extrahierte Personennamen: Philipps Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Makedonien Attika Griechenland Sparta Griechenland Korinth Kleinasien Asien
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Besserten, ihm ihre Aufmerksamkeit und Achtung zu bezeigen. Aus allen
Gegenden kamen Gesandte nach Merseburg, dein neuen Kaiser Gluck
zu seiner Erhebung zu wünschen. Der König von Dänemark fand sich
in Person ein, um die Lehen seines Reiches von dem deutschen Kaiser zu
erhalten, sich von ihm krönen zu lassen und als Vasall des deutschen
Reiches den Eid der Treue in seine Hand zu legen. Wie glücklich auch
sich dieser Anfang der Regierung Friedrich's des Ersten in solchen Hul-
digungen zeigte, so wenig entsprach ihm der Fortgang, indem Aufruhr und
Empörung den Kaiser unaufhörlich zwangen, das Schwert zu ihrer Ver-
tilgung zu ziehen.
2.
Zuerst richtete der Kaiser seinen Blick auf Italien. Hier war wahrend
der großen Unruhen in Deutschland, welche die ganze Thätigkeit seiner Vor-
gänger in Anspruch genommen hatten, das kaiserliche Ansehen fast gänzlich
erloschen. Der eigentliche Heerd der Empörung war die Lombardei. Unter
dem Schutze freier Verfassung waren in vielen Städten derselben Handel
und Gewerbfleiß aufgeblüht; Genua, Lukka, Pisa, Mailand, Pavia, Kre-
mona, Lodi, Venedig, Florenz und viele andere waren reich und mächtig
geworden. Sie wählten aus der Mitte ihrer Bürger ihre Obrigkeiten und
fragten weder nach dem Kaiser als ihrem gemeinschaftlichen Oberherrn,
noch nach den von ihm eingesetzten Statthaltern. Durch Errichtung starker
Festungswerke, durch Bewaffnung ihrer Bürger suchten sie sich gegen die
Unterwerfung durch Waffengewalt zu sichern; sie schlossen unter einander
einen Bund, der machte sie so mächtig, daß sie hoffen konnten, selbst
dem deutschen Kaiser Trotz zu bieten. Am übermüthigsten war das mäch-
tige Mailand, das seine Macht bald dazu benutzte, die Nachbarstädte sich
selber unterthänig zu machen. Jeder Bürger übte sich in den Waffen, um
als freier Mann den heimischen Herd tapfer gegen jeden feindlichen An-
griff zu vertheidigen. Das Vorrecht des Erzbischofs von Mailand, die
Könige Italiens mit der eisernen Krone zu schmücken, trug nicht wenig
zum Stolze der Mailänder bei.
Die Bürger von Lodi hatten sich bei dem Kaiser über die unaufhör-
lichen und unerträglichen Bedrückungen beschwert, die sie von den über-
müthigen Mailändern erdulden mußten, und Friedrich säumte nicht, zu
Gunsten der Bedrückten einen Abgeordneten nach Mailand zu senden. Aber
das kaiserliche Schreiben, welches den Bürgern das Ungesetzliche ihres Be-
nehmens vorhielt, wurde zerrissen und in den Koth getreten; der kaiserliche
Gesandte, welcher das Schreiben überbrachte, verhöhnt. Nur durch schleunige
Flucht konnte er sich den Mißhandlungen des Pöbels entziehen. Eine
solche Verletzung des Völkerrechts durste nicht ungeahndet bleiben, und in
Friedrich's Herzen stand der Entschluß fest, den unerhörten Frevel nach
Gebühr zu züchtigen.
Augsburg ward nun der Sammelplatz der deutschen Schaaren, welche
bestimmt waren, den Kaiser nach Italien zu begleiten, ihm dort die Auer-
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Extrahierte Personennamen: Gluck Dänemark Friedrich Friedrich Koth
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üble Tage. Ihre Burgen wurden belagert, zerstört, der Erde gleich ge-
macht und die Galgen mit ihren Personen geziert. Nicht besser erging es
den Seeräubern; eine Flotte lief gegen sie aus, suchte sie auf, vernichtete
ihre Fahrzeuge, ersäufte ihre Mannschaft. Bald erzitterte Alles vm der
deutschen Hansa — so nannte man ihren Bund, dem bald eine Stadt
nach der andern beitrat. Die bekanntesten Hansastädte damaliger Zeit
waren Braunschweig, Rostock, Wismar, Stralsund, Greifswald, Kolberg,
Stettin, Stolpe, dann Köln, Nimwegen, Frankfurt a. d. O., Königsberg,
Danzig, Magdeburg —- im Ganzen über sechzig Städte. Sie hatten sich
nun, da sie durch Einigkeit stark geworden, vor den mächtigsten Feinden
nicht mehr zu fürchten, rüsteten eine Flotte von 200 Schiffen, hielten ein
furchtbares Landheer und führten Kriege mit Königen und Fürsten. Der
schwedische König, Magnus wurde von der deutschen Hansa gezwungen,
seine Krone niederzulegen, und dem dänischen König Christoph erklärte ein
Bürgermeister von Danzig den Krieg. Andere Städte und Länder be-
müheten sich um die Freundschaft der deutschen Hansa und räumten ihr
Schiffe, Stapelplätze und Handelsrechte ein. Weithin nach allen Welt-
gegenden, nach England und tief nach Rußland hinein, zogen deutsche Kauf-
leute, geehrt in der Fremde wie in der Heimath.
Zu Lübeck wurden die Hansatage oder die Bundesversammlungen ge-
halten , wobei sich alle Bundesstädte durch ihre Abgeordneten einfanden.
Auch Gesandte aus den benachbarten Staaten erschienen dabei, um mit dem
Bunde ihre Angelegenheiten zu verhandeln. Da wurden denn alle Unter-
nehmungen verabredet, die Beiträge zu den Kosten ausgeschrieben und die
Beschwerden eines Jeden gehört und abgethan. Der Bund hielt strenge
Polizei unter seinen Gliedern. Hatte eine Stadt ihre Pflichten nicht er-
füllt, oder sonst sich eines Frevels schuldig gemacht, so wurde sie ver-
hanset, d. h. aus dem Bunde gestoßen und geächtet, für eine Feindin
aller andern erklärt. Eine solche Strafe war immer von furchtbaren Fol-
gen, denn der geächteten Stadt wurden ihre Schisse weggenommen und
ihr Handel zerstört.
Dreihundert Jahre lang war die Hansa mächtig und lange Zeit die
Hauptmacht des Nordens. Nachher haben sich die niederländischen Städte
des Handels und der Seemacht bemächtigt und jetzt herrscht England auf
allen Meeren. Deutschland könnte wieder reich und mächtig werden, wenn
es eine starke Kriegsflotte hätte und wenn es einig wäre.
Die Städte am Schlüsse des 13. Jahrhunderts*).
Hohe, oft doppelte Mauern, Gräben und Wälle umgürteten das streit-
bare Geschlecht in den Städten, das immer des Angriffs gewärtig sein
J8*
*) Nach Barthold.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden]]
Extrahierte Personennamen: Stolpe Magnus Magnus Christoph
Extrahierte Ortsnamen: Rostock Wismar Stralsund Greifswald Kolberg Stettin Nimwegen Frankfurt Königsberg Danzig Magdeburg Danzig England England Deutschland