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1. Geschichte des Altertums - S. 42

1889 - Wiesbaden : Kunze
42 Erster Abschnitt. lichsten Menschen: beide Jünglinge besaßen, was sie bedurften, und waren mehrmals in den öffentlichen Spielen als Sieger gekrönt worden. Zu all dem fanden sie zuletzt noch ein glückliches Ende. Als nämlich einst die Argiver das Fest der Hera feierten, mußte die Mutter der Jünglinge, welche Priesterin war, durchaus nach dem Tempel fahren. Da aber die Stiere nicht zu rechter Zeit vom Felde kamen, spannten sich die Jünglinge selbst vor den Wagen und zogen ihn beinahe drei Stunden weit nach dem Tempel. Dort schliefen sie nach dem Mahle ein. Die Mutter aber flehte zur Göttin, sie möge ihren Söhnen den besten Segen verleihen; diese erhörte die Bitte der frommen Priesterin und nahm die Söhne, ohne daß sie erwachten, von der Erde/' Diese Erzählung fand nicht den Beifall des Krösus, sondern unwillig fragte er Solon, ob denn seine Schätze so gar nichts seien, daß er gewöhnliche Leute ihm vorziehe. Darauf versetzte Solon: „Der Mensch ist ein Spiel des Zufalls, die Gottheit neidisch, das Glück wandelbar. Du bist reich, mächtig und angesehen, o König, allein das macht nicht glücklich. Viele leben unglücklich bei großem Gute, und anderen, welche kaum ihr Auskommen haben, ergeht es wohl. Dich kann ich nicht eher glücklich preisen, als bis ich Dein Ende weiß; denn vielen hat die Gottheit das Glück vor die Augen gehalten und sie dann jämmerlich vernichtet. Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen." Dem König mißfielen die Worte des Solon so sehr, daß er sich von ihm abwandte und ihn ungnädig entließ. Als Cyrus Herr des Mederreiches geworden war, mußte Krösus die Macht der aufstrebenden Perser fürchten. Er beschloß deshalb, die Perser von der Ostgrenze seines Reiches zurückzudrängen und seinen Schwager Astyages an denselben zu rächen. Um aber seines Erfolges sicher zu sein, fragte er bei dem Orakel des Apollo zu Delphi, das er nach genauer Prüfung für das beste hielt, über den Ausgang seines Vorhabens an, worauf er die zweideutige Antwort erhielt: „Wenn Krösus über den Halys geht, wird er ein großes Reich zerstören." Ein zweites mal verkündete ihm das Orakel, so lange nicht ein Maultier über die Perser herrsche, werde Krösus nicht besiegt werden. Nachdem die Ägypter, Spartaner und Babylonier Hilfe versprochen hatten, wandte sich Krösus siegesgewiß gegen Cyrus. Es kam zu einer Schlacht mit den Persern, die aber entscheidungslos blieb, worauf Krösus in sein Reich zurückkehrte. Doch Cyrus folgte ihm unerwartet, schloß ihn in seine Hauptstadt Sardes ein, eroberte dieselbe 548 und machte sich das lydische Reich unterthänig. Den Krösus hielt er als Gefangenen bei sich, behandelte ihn milde und benutzte seinen Rat. Nach einer wenig glaubwürdigen Erzählung soll Cyrus den Krösus nach seiner Gesangennehmung zum Flammentod verurteilt haben. Schon, heißt es, schlugen die Flammen des Scheiterhaufens zu Krösus empor, da gedachte der unglückliche König der Worte des weisen Solon, und tief-

2. Geschichte des Altertums - S. 62

1889 - Wiesbaden : Kunze
62 Erster Abschnitt. und Waisen durfte kein Unrecht geschehen; ihre Kleidung durfte nicht zum Pfande genommen werden, und die Nachlese bei der Getreide-, Wein- und Olivenernte sollte ihnen gehören. In der Regel stand dem israelitischen Hauswesen nur eine Frau vor, und darin liegt der Hauptunterschied zwischen Israeliten und anderen Orientalen. Sie besorgte die Geschäfte des Hauses und war durch einen Schleier vor den Mädchen und Töchtern kenntlich. Meist mieden die Hausfrauen den Anblick der Fremden und bewohnten abgesonderte Zimmer des Hofes, um ihrer Arbeit und der Erziehung der Kinder zu leben. Die Sprüche Salomos <Kap. 31) verkünden das Lob der israelitischen Frauen. Dort heißt es: „Ein tugendsam Weib ist köstlicher als die köstlichsten Perlen; sie gehet mit Wolle und Flachs um und arbeitet gerne mit ihren Händen. Sie stehet des Nachts auf und giebt Futter ihrem Hause und Essen ihren Dirnen. Sie denket nach einem Acker und kauft ihn und pflanzet einen Weinberg von den Früchten ihrer Hände; sie merket, wie ihr Handel nützet; ihre Leuchte verlöscht des Nachts nicht. Sie strecket die Hand nach dem Spinnrocken, und ihre Finger fassen die Spindel. Sie breitet ihre Hände aus zu den Armen und reicht ihre Hand dem Dürftigen. Sie thut ihren Mund auf mit Weisheit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre. Sie schauet, wie es in ihrem Hause zugehet, und isset ihr Brot nicht mit Faulheit. Ihre Söhne kommen auf und preisen sie selig, und ihr Mann lobet sie. Viele Töchter bringen Reichtum. Lieblich und schön sein ist nichts; ein Weib, das den Herrn fürchtet, soll man loben. Sie wird gerühmt werden von den Früchten ihrer Hände, und ihre Werke werden sie loben in den Thoren." Die Bücher des alten Testamentes erwähnen neben der Stammmutter des ganzen Menschengeschlechts eine große Zahl von Frauen. Zuerst die schöne und kluge Sarah, Abrahams Weib, um deren Gunst sogar ein ägyptischer König warb; sodann Reb ecka, die Frau Isaaks, welche aus Liebe zu ihrem Sohne Jakob den alten Vater zu täuschen wußte; ferner die blöde Lea und die schöne Ra Hel, Labans Töchter. Rahels Sohn Joseph kam durch die Ränke von Poüphars Weib, der Kämmerer des ägyptischen Königs war, ins Gefängnis, gelangte später zu hohen Ehren und ließ seine Brüder ins Land kommen. Als auf Befehl eines ägyptischen Königs alle neugeborenen israelitischen Knaben ertränkt werden sollten, erhielt die treue Mutter des Moses ihr Kind, und Pharaos Tochter wurde die Retterin desselben. Als Moses das Volk Israel aus Ägypten führte, folgte unter den israelitischen

3. Geschichte des Altertums - S. 63

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Die Frauen der orientalischen Völker. 63 Frauen auch seine Gemahlin Z ipora und seine Schwester Mirjam, eine Prophetin, dem Zuge. Die letztere nahm eine Pauke in die Hand, und alle Weiber folgten ihr mit Pauken und Reigen, und Mirjam sang ihnen vor: „Lasset uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche That gethan." Als Josua die Stadt Jericho belagerte, verriet R a h a b die Stadt an die Israeliten. Unter den Richtern befand sich auch eine Frau Namens Debora, welche durch ihre Sehergabe dem Volk den Sieg über seine Feinde verkündete. In den Kriegen mit den Philistern tritt der gewaltige Held Simson auf, welcher, durch den Verrat der Delila seiner Locken beraubt, seine Stärke verlor. Nachmals war infolge der Mishandlung einer Frau durch den Stamm Benjamin ein allgemeiner Angriff der übrigen Stämme auf denselben hervorgerufen worden, fodaß er beinahe vernichtet wurde. Um sich wieder zu kräftigen, raubten später die Männer des Stammes Benjamin die Frauen in den Weinbergen zu Silo, als eben dort zur Weinlese fröhliche Tänze aufgeführt wurden. Der Debora glich an Heldenmut die schöne Judith, welche den feindlichen Feldherrn Holofernes bethörte und ihm zur Rettung ihrer bedrängten Brüder das Haupt abschlug. Nicht minder ist die unglückliche Tochterjephtaszu bewundern, welche willig und freudig der Welt und ihrer Lust entsagte, als der Vater ein unvorsichtiges Gelübde gethan hatte. Nach ihr begegnen wir der sanften Moabitin Ruth, deren rührende Auswanderung aus dem Vaterlande nebst ihren späteren Schicksalen die heilige Schrift selbst in einer kleinen Urkunde erzählt. Wir finden ferner erwähnt: die treue Königstochter Michal, welche ihren Gemahl David den Nachstellungen Sauls glücklich entzieht; die schöne Bathfeba, welche der König David dadurch gewann, daß er ihren Gemahl im Felde den Tod finden ließ; die grausame Königin Athalja, die, um den Baalsdienst zu sichern, ihre Verwandten hinrichtete, zuletzt aber auf Befehl des Hohenpriesters getötet wurde; die schöne Esther, welche, zur Gemahlin des Königs Ahasverus erhoben, ihr Volk rettete; die fromme Susanna, die, zum Tode verurteilt, durch den jungen Daniel gerettet und unschuldig befunden wurde. Die Geschichte der israelitischen Frauen nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft zeigt herrliche Beispiele von der treuesten Anhänglichkeit an den Glauben der Väter. König Antiochus wollte sie zum Abfalle von ihrer väterlichen Religion zwingen und ließ die Mütter, welche ihre Kinder zum Tempel brachten, ermorden. Da war auch eine Mutter mit sieben Söhnen, welche der König zwingen wollte.

4. Geschichte des Altertums - S. 69

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 1. Die Götter Griechenlands. 69 Er war der Sohn des Königs Tantalus aus Phrygien, der einst im Übermute den Göttern, die ihn zu sich geladen, Nektar und Ambrosia entwendet hatte, um sie den Menschen zu bringen, und dafür fluchbeladen in die Unterwelt verstoßen wurde (§. 13, 1). Pelops warb bei dem König Otto maus von Elis um die Hand seiner Tochter Hippodlmiaund erhielt sie nebst der Königswürde dadurch, daß er den König beim Wettkampf im Wagenlenken durch List besiegte. Pelops dehnte seine Herrschaft über Olympia und Arkadien aus, gründete das argivische Reich und verlieh der ganzen Halbinsel in der Folge den Namen Peloponnes. Aber der Fluch, der auf Tantalus lastete, ging auch auf seine Nachkommen über. Die Söhne des Pelops, Atreus und Thyestes bekämpften sich aufs heftigste. Atreus wurde der Vater des Agamemnon und Menelaos, der Helden des trojanischen Krieges (§. 14, 6); des Thyestes Sohn Ägisthos stiftete in dem Hause des Agamemnon großes Unheil (§. 14, 7). §. 11 2)ie Migion, Mspieüß imrt Orakel tscr Sdedien. 1. Die Götter Griechenlands. Obwohl Griechenland in viele von einander unabhängige Staaten zerfiel, so blieben doch seine Bewohner im Mutterlande und in der Fremde durch gemeinsame Sprache, Sitte, Bildung, Religion und Nationalspiele eng mit einander verbunben. Wesen der Götter. Die Pelasger verehrten die Naturkräfte, welche mit ihrem Ackerbau in Beziehung stauben; durch die Hellenen würden diese Naturmächte zu freien geistigen und sittlichen Wesen erhoben. Diese Wesen haben nach bent Glauben der Griechen menschliche Gestalt und menschliche Bebürsnisse, sie genießen Göttertrank (Nektar) und Götterspeise (Ambrosia), sie besitzen alle Eigenschaften der Menschen, ihre Tugenben und Untugenden; aber alle Kräfte machen sich in stärkerem Grabe und erhöhter Wirkung bei ihnen geltenb. In unversiegbarer Jugenbkrast und Schönheit erfüllen die Götterwesen die ganze Welt; sie sirtb als unsterbliche Wesen dem Menschen nahe, greifen in die Gesetze der Natur und den Lauf des Menschenlebens ein, geben ihm Veranlassung zu segenbringender Anwendung seiner Kräfte und lohnen ein tugendhaft verbrachtes Dasein durch ein glückliches Fortleben der Seele nach dem Tode. Aber auch den Göttern sind in ihrem Thun und Lassen Schranken gesetzt; sie stehen alle wieder unter einer zwingenden höheren

5. Geschichte des Altertums - S. 70

1889 - Wiesbaden : Kunze
70 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. Macht, die neben und über ihnen unsichtbar wirkt, dem dunkeln, unerbittlichen Schicksal, der Moira. Die reiche Phantasie und der auf das Schöne gerichtete Sinn des griechischen Volkes gab der Götter lehre (Mythologie) eine mannigfache Ausgestaltung, der die Dichter Homer und Hesiodos wiederum ein festes und veredeltes Gepräge verliehen. Ursprung der Welt und Götter. Nach der griechischen Vorstellung war am Anfang aller Dinge das Chaos; aus diesem wurde durch die Liebe (Eros), die reichste Quelle und das ungetrübteste Licht alles Lebens, die ganze Welt, Götter und Menschen hervorgerufen. Über der Erde (Gäa) wölbte sich der Himmel (Uranos), unter derselben entstand die finstere Unterwelt (der Tartaros). Uranos vermählte sich mit Gäa; ihre Kinder sind die Titanen und Giganten, Wesen von übermenschlicher Kraft und Größe. Der Titane Okvanos umschlang die ganze Erdscheibe; der Titane Kronos (die Zeii) beraubte seinen Vater Uranos der Herrschaft und stürzte ihn in den Tartaros. Kronos vermählte sich mit der Titanide Rhea oder Kabele und verschlang, um die Herrschaft nicht zu verlieren, seine eigenen Kinder bis auf den jüngsten Sohn, Zeus, an dessen Stelle Rhea ihm einen verhüllten Stein reichte. Zeus wuchs in Verborgenheit auf der Insel Kreta heran, genährt von der Ziege Arnalthea, aus deren Fell er sich später einen Brustharnisch, die Ägide, fertigte, und deren Horn er zum Horn des Übeiflufses machte. Zeus besiegte den Kronos und bannte ihn samt seinen Kampfgenossen, den Titanen und Giganten, in den Tartaros. Nachdem so die wilde Macht der Elemente bezwungen war, begründete Zeus auf dem Olymp, in erweiterter Bedeutung im Himmel, eine neue Weltherrschaft, die Herrschaft der olympischen Götter. Der olympische Göttcrkreis bestand aus einer großen Zahl von Götterwesen; die obersten Gottheiten waren die zwölf folgenden: Zeus, Hera, Temeter, Athene, Apollo, Artemis, Poseidon, Hephästos, Hermes, Hestia, Ares und Aphrodite. Zeus (römisch Jupiter) ist der „Bater der Götter und Menschen", der alles beherrschende König des Himmels und der Erde. Er thront in den Wolken und sendet den Menschen Glück und Unglück, Leid und Freude; Sturm, Blitz und Tonner stehen unmittelbar unter seinem Befehle. Er reitet auf einem Adler, welcher die Macht und die Hoheit des Vaters der Götter und Menschen bildlich darstellt. In seiner Rechten hält er den Blitz, neben ihm ruht dcr Donnerkeil. Er wird aber auch auf einem Stuhle sitzend, in

6. Geschichte des Altertums - S. 71

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 1. Die Götter Griechenlands. 71 der Hand das Scepter haltend, dargestellt; zu seinen Füßen sitzt dann der Adler, und auf seinen Knien ruht der Blitz. Seine Wohnung steht auf dem Olympos, wo er ausruht, wenn er von seinen Wanderungen durch die Welt heimkehrt. Unsichtbar übt er auf Erden Recht und Gerechtigkeit, vernimmt alle Eidschwüre und straft den Meineidigen, erhört alle Hilfeflehenden und errettet die, welche unverschuldet in Not und Gefahr sind. Er ist der ewig jugendliche, männliche und mächtige Gott, welchem man den gewaltigen Stier zum Opfer darbringt. Hera (Juno) ist die Gattin und Schwester des Zeus, die Königin des Himmels, hoch von Wuchs, von edler Haltung und großer Schönheit. Was sie wünscht, muß sie von Zeus gleich den übrigen Göttern und Menschen erbitten. Ein glänzendes Diadem ziert ihr Haupt, ein prächtiges Gewand umwallt ihre Glieder; ihre Hand hält ein Scepter, und an ihrer Seite schreitet der Pfau, welcher ihr geweiht ist. Sie gilt als die Hüterin des ehelichen Glückes und des Familienlebens. Ihre Verehrung war verbreitet, namentlich betrachtete die Stadt Argos sie als ihre Schutzgöttin. Poseidon (Neptun), ein Bruder des Zeus, ist der Gebieter über Meere und Flüsse und fährt auf den Wogen des Meeres in einem von Seepferden gezogenen Wagen. In seiner Hand schwingt er als Zeichen seiner Herrscherwürde den Dreizack, womit er das Meer und das Festland erschüttert. Sobald er ihn erhebt, toset und brauset die Salzflut, die Winde brechen aus ihren Höhlen hervor und drohen den Schiffern den Untergang. Mit ihm ebnet und glättet er die aufgeregten Meereswogen, sobald er es will. Alle Küsten und Hafenplätze sind ihm heilig und mit seinen Tempeln geschmückt. Ihm zu Ehren feierten die Griechen alle zwei Jahre auf der Landenge von Korinth im heiligen Fichtenhain die isthmischen Spiele. Seine Gemahlin ist Amphitrite, die jedoch keinerlei Anteil an Poseidons Herrschaft hat. Athene (Minerva). Fast alle anderen olympischen Götter und Göttinnen sind Kinder des Zeus. Athene ist seine geliebteste Tochter. Sie entsprang aus seinem Haupte in voller Kriegsrüstung und wird daher immer im Harnisch dargestellt, bewehrt mit Helm, Lanze, Schild und der Ägis mit dem Medusenhaupte. Sie ist die Göttin der Weisheit, des Friedens und des blutigen Kampfes. Als jungfräuliche Göttin führt sieden Beinamen Pärthenos, als Kriegerin Pallas, die Lanzenschwingerin oder Promachos, die Vorkämpferin. Sie pflegt und beschützt die Künste, insbesondere die Malerei und die Bildhauerei, sowie die Beschäftigungen der Frauen, das Weben,

7. Geschichte des Altertums - S. 75

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 2. Die Götterverehrung der Griechen. 75 spenden, wogegen schwere Strafen den Bösen in der Unterwelt erwarten. Die Unterwelt. Fern vom Olymp, tief unten im Schoß der Erde liegt der Hades oder die Unterwelt, das Reich des Hades oder Pluton und der Persephone. Hier ist ewige Nacht; das Haus des Todes ist schaurig und freudenleer. Am schaurigsten ist der tief im Hades liegende Tartaros. Hermes führt die abgeschiedenen Seelen bis zum Grenzfluß Styx. Hier harret ihrer der düstere, greise Charon, welcher sie in zerbrechlichem Kahne übersetzt. Am jenseitigen Ufer hält der dreiköpfige Hund Kerberos Wache. Minos, der oberste Richter der Unterwelt, spricht ihr Urteil, worauf die Guten aus dem Strome Lethe Vergessenheit trinken und in das freundliche Elysium einkehren, während die Bösen in dem finsteren Tartaros ewige Strafe erleiden. Dort steht Tantalus dürstend im Wasser, das zurückweicht, wenn er trinken will, und vergeblich greift er nach den herrlichsten Früchten, um seinen Hunger zu stillen. Das Faß, das die Dana i den zu füllen verurteilt find, ist durchlöchert; der betrügerische König C isyp hos von Korinth muß einen Felsblock einen Berg hinauf wälzen, der stets wieder zurückrollt. 2. Die Göttervcrehrung der Griechen. Die Stätte der Götterverehrung waren die Tempel (§. 29, 1), welche der ausgeprägte Kunstsinn des griechischen Volkes dem erhabenen Zweck entsprechend in harmonischer Schönheit errichtete. Der Tempelbau bestand aus einem geschlossenen Viereck mit niedrigem Giebeldach und war außen häufig mit prächtigen Säulen und Bildwerk geschmückt. Da die Fenster fehlten, erhielt das Tempelgemach sein Licht durch den Eingang oder eine Öffnung im Dache. Dem Eingang gegenüber stand in dem Tempel die Bildsäule der Göttin aus steinernem Untersatz. Vor dem Götterbild befand sich ein Altar für unblutige Opferungen; ein zweiter für Tieropfer war auf der freien Tempelstätte außerhalb errichtet. Die den Göttern dargebrachten Weihegefchenke wurden entweder in dem Tempel oder, wie dies an vielbesuchten Tempelorten geschah, in besonderen Schatzhäusern aufbewahrt. Priester und Priesterinnen übten die gottesdienstlichen Handlungen aus und waren die Vorsteher der Tempel. Die Verehrung der Götter bestand in Gesang, Gebet und Opfer. Nachdem der Grieche sich durch Waschungen gereinigt hatte, verrichtete er stehend sein Gebet, die Hände zum Himmel erhoben. Zu Opfern dienten gewöhnlich Tiere, von welchen die Fettteile auf

8. Geschichte des Altertums - S. 153

1889 - Wiesbaden : Kunze
24. Spartas Vorherrschaft. 153 nichts weiß." Und doch hatte ihn das Orakel zu Delphi den weisesten aller Menschen genannt. Sein Ende. Seine freimütige Lehre und in noch höherem Grade die Erfolge seiner Lehrweise hatten ihm Feinde und Neider zugezogen. Der große Haufen stellte ihn ohnedies mit den Sophisten in eine Linie, und so nahm man gern die gegen ihn gerichtete Anklage auf, daß er die vaterländischen Götter verachte und die Jugend verderbe. Der 70jährige Greis verteidigte sich selbst, verwies die Richter auf seine Schüler und zeigte, wie er sein ganzes Leben der Verbreitung der Wahrheit gewidmet habe. Allein obwohl er nachgewiesen hatte, daß die Anklage unwahr sei, wurde er doch mit geringer Stimmenmehrheit zum Schierlingsbecher verurteilt. Er murrte nicht über sein Schicksal, sondern freute sich, in der Unterwelt zu besseren Richtern und zu den gepriesenen Helden der Vorzeit zu kommen. Dreißig Tage mußte er noch bis zur Vollziehung des harten Spruches warten; denn das heilige Schiff, welches seit Theseus jährlich nach Delos gesandt wurde, um dem Apollo die versprochenen Opfer darzubringen, war noch nicht zurückgekehrt, und so lange dasselbe abwesend war, durfte in Athen kein Todesurteil vollzogen werden. Seine Schüler kamen täglich zu ihm, Kriton bestach sogar den Kerkermeister und suchte Sokrates zur Flucht zu bewegen; aber Sokrates war von der Wahrheit seiner Lehre so überzeugt, daß er für sie sein Leben lassen wollte und äußerte, ein braver Bürger müsse in allen Fällen sich den Gesetzen des Staates unterwerfen. So rückte allmählich sein Todestag heran. Seine Schüler waren im Gefängnis um ihn versammelt, und er redete in ergreifender Weise zu ihnen über die Unsterblichkeit der Seele. Dann trank er gegen Abend den Giftbecher. Als ihm die Glieder schwer wurden, begab er sich auf sein Lager; doch nach kurzer Zeit richtete er sich noch einmal auf und sprach, um damit anzudeuten, daß der Tod Genesung bringe, zu Kriton: „Ich bin dem Äskulap (dem Gott der Ärzte) einen Hahn schuldig; vergiß nicht, ihm denselben zu opfern." Hierauf hüllte er sich in seinen Mantel und verschied im 71. Jahre seines Lebens 399. §. 24. Spartas üoclieccfchaff. Griechenland Hatte nach Beendigung des peloponnesischen Krieges die ersehnte Ruhe nicht gesunden. Nach Athens Fall war Sparta wieder zur Hegemonie gelangt. Auf seine Veranlassung wurden die demokratischen Verfassungen überall, wo sie noch bestanden, aufgehoben und aristokratische Staatseinrichtungen getroffen, durch welche die

9. Geschichte des Altertums - S. 169

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 27, 2. Alexander erobert das Perserreich. 169 daß nicht euch für seine Krieger Wasser vorhanden sei, goß er es auf die Erde, weil er vor diesen nichts voraus haben wollte. Da riefen seine Sol- daten voll Bewunderung jubelnd: „Wir sind nicht matt, nicht durstig; wir halten uns nicht für sterblich, so lange wir einen solchen König haben." Statt dem unglücklichen Darius zu Hilfe zu kommen, hatte sich B e f s u s treulos gegen ihn empört, ihn gefangen genommen und bei dem Herannahen des Alexander mit ihm die Flucht ergriffen. Um schneller von dannen zu können, brachte er dem Perserkönig töd- liche Wunden bei und ließ ihn liegen. Die vorauseilenden mace-donischen Soldaten fanden den Darius, mit dem Tode ringend, und konnten ihn noch mit einem Trunke laben. Als Alexander kam, war er eine Leiche. Gerührt über das tragische Geschick seines Gegners, zog der König sein Oberkleid aus, bedeckte damit den Leichnam und ließ ihn in die königliche Gruft nach Pasargadä bringen. Sobald er den Mörder in seine Hand bekam, ließ er ihn geißeln und ans Kreuz schlagen. Alexander drang bis zum Jaxartes vor und verweilte drei Jahre in den östlichen Ländern des persischen Reiches. An den wichtigsten Punkten wurden feste Städte angelegt, die zum Teil seinen Namen erhielten (wie das heutige Herat und Kandahar), und durch macedonische Besatzungen gesichert; die Provinzen ließ er durch Mace-donier oder zuverlässige Perser verwalten. Den Bewohnern wurden gleiche Rechte mit den Macedoniern bewilligt. Nach dem großen Plane Alexanders sollte griechische Kultur bis in die entlegensten Teile des Perserreiches dringen. Mit Darius sollte das alte Königshaus abgethan sein, in Alexander sollte der Bringer einer neuen und besseren Ordnung erkannt werden; Macedonien, Griechenland und das Perserreich sollten in Zukunft ein großes, einheitliches Reich bilden. In Baktrien vermählte Alexander sich mit Roxäne, „der Perle des Morgenlandes", der Tochter eines baktrischen Fürsten. Um die persischen Unterthanen mit seiner Herrschaft zu befreunden, schonte er ihre Einrichtungen und Gebräuche und nahm selbst persische Tracht und Sitten an. In persischem Königsmantel, umgeben von orientalischem Prunk, nahm er die Huldigungen der Asiaten entgegen, und selbst von seinen Macedoniern und Griechen forderte er die Beobachtung orientalischer Hofgebräuche. Dieses Auftreten Alexanders verletzte aber den Ehrgeiz und erregte die Unzufriedenheit der macedonifchen Großen. Sie sahen diejenigen sich gleichgestellt, über welchen sie als die Herrn und Gebieter stehen wollten; sie glaubten sich von dem zurückgesetzt und mißachtet, dem

10. Geschichte des Altertums - S. 202

1889 - Wiesbaden : Kunze
202 Dritter Abschnitt. Einleitung. Volkes entsprechend mit Ehrfurcht und heiliger Scheu verehrten. Die Einführung griechischer Kultur in Italien seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. änderte bei den Römern auch manche religiöse Vorstellungen, und führte zu einer Verschmelzung des etruskischen, latinischen und sabinischen Reliqionswesens mit dem griechischen; nach den Eroberungen in Asien und Ägypten fanden selbst asiatische und ägyptische Gottheiten Verehrung. Die Götter. Die oberste Stelle der Nationalgottheiten nahm Jupiter (der griechische Zeus) als Gott des Himmels und der Erde und als Schutzgott Roms ein. Ihm am nächsten stand Mars, der Kriegsgott, Gott des Ackerbaues und der Viehzucht. Quirinus hieß der Kriegsgott bei den Sabinern. Als Gott der Saaten wurde Saturnus verehrt. Der Gott des Anfangs und des Ausgangs, der Lenker des Jahres und der Zeiten war Janus. Er wurde mit zwei Gesichtern dargestellt, mit einem jugendlichen, das vorwärts, und einem alternden, das rückwärts blickte. Sein Bild schmückte die Pforten von Tempeln, Häusern und Städten; nach ihm hat der Monat Januar seinen Namen. In Rom war ihm, angeblich von dem König Numa Pompilius, der Janustempel erbaut, der beim Ausbruch eines Krieges zum Gebet geöffnet wurde, im Frieden aber geschlossen blieb. Der Gott der Erde war Tellus. Vesta war die Göttin des Herdfeuers. In ihrem Tempel hatten vier, später sechs Jungfrauen, die Vesta linnen, als Priesterinnen das heilige Feuer zu unterhalten, dessen Erlöschung als schlimme Vorbedeutung angesehen wurde. Die vestalischen Jungfrauen wurden schon als Kind zu diesem Amte ausgewählt, blieben 30 Jahre im Dienste der Göttin und standen bei dem Volke in hohen Ehren. Begegneten sie absichtslos einem Verbrecher, der zum Richtplatz geführt wurde, so wurde diesem die Freiheit geschenkt. Man forderte von den Priesterinnen aber auch einen tadellosen Lebenswandel und genaue Führung des Tempeldienstes; Vergehen wurden bei ihnen streng bestraft. Die Vestalinnen bildeten ein Kollegium und hielten Versammlungen ab. Allmählich wurde der ganze olympische Götterkreis der Griechen bei den Römern eingeführt und mit lateinischen Namen benannt (§. 13,1). Auch viele der niederen griechischen Gottheiten fanden Eingang, so die Grazien (Chariten), die Parzen (Mören), Aurora (Eos), Amor (Eros), Bacchus (Dionysos), Faunus (Pan). Ferner wurden Begriffe personifiziert und verehrt, z. B. Fortuna (das Glück), Viktoria (der Sieg), Fides (die Treue), Konkordia (die Eintracht), Pietas (die kindliche Liebe und Anhänglichkeit),
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