145
net. Zn der Darstellung von Scenen findet sich keine Gruppirung
und Perspektive. Nur einige Möbel und Gerätschaften, so wie
einige architektonische Verzierungen haben eine schönere Form. Ei-
niges Leben und Bewegung herrscht in den historischen Reliefs und
Malereien, besonders in denen, welche Kriegsscencn darstellen.
Im Allgemeinen ist der Charakter der ägyptischen Kunst monu-
mental, d. h. sie will bestimmte Begebenheiten und Thatsachen durch
anschauliche Darstellung festhalten und überliefern; an den höhern
Kunstzweck, die sinnliche Erscheinung durch Schönheit zu veredeln,
streift sie kaum. Die ägyptischen Kunstwerke erregen besonders durch
ihre kolossale Größe Staunen und Bewunderung, sie zeigen aber
auch, wie das ganze Leben der Aegypter, das Festhalten an dem
Ueberlieferten und den Mangel an Entwickelung. Erst als das
Christenthum auch in Aegypten Wurzel geschlagen hatte, ging end-
lich das alte ägyptische Wesen unter.
Die Perser.
Von den iranischen Völkern hat dasjenige, welches die Land-
schaft Persis, das heutige Farsistan, bewohnte, die Perser, durch
die Gründung eines großen, ganz Vorderasien umfassenden Reiches
die größte Berühmtheit erlangt. Das Stammland und die Haupt-
provinz des großen Perserreiches grenzte im O. an Carmanien
und einen Theil der großen carmanischen Wüste, im N. an die-
selbe Wüste und das Gebirge Parachoathras, die südlichste Kette
des Taurus, im W. an Sustana und im S. an den persischen
Meerbusen. Die Landschaft Persis war, den südlichen Küstenstrich
ausgenommen, ein Gebirgsland. Der nördliche Gebirgsstrich war
kalt und rauh, jedoch zur Viehzucht und namentlich zum Weiden
der Kameele sehr geeignet; der mittlere Theil erfreute sich eines ge-
mäßigten Klima's und großer Fruchtbarkeit; der südliche Küstenstrich
war unerträglich heiß und arm an Früchten, außer Palmen. Die
Perser waren vor dem Anfange ihrer Herrschaft ein kriegerisches
unverdorbenes Volk; sie hielten, nach Herodot, ihre Söhne bis
zum zwanzigsten Jahre zu drei Dingen an, zum Reiten, zum Bo-
genschießen und die Wahrheit zu reden. Sie hatten eine gewisse
praktische Moral als angestammte Sitte und Denkart, aber nicht
als ausgesprochenes Gesetz; sie nahmen in Berührung mit anderen
Völkern leicht fremde Sitten, fremde Tugenden und Laster an.
Die Perser hatten wie die Germanen einen Hang zum Trünke; sie
beriethen sich beim Weine, faßten aber erst am Tage darauf einen
Beschluß. Sie zerfielen in zehn Stämme, von denen vier noch als
nomadische Horden umherzogen, drei Ackerbau trieben, drei als
adelige Kriegerstämme an der Spitze standen. Von den letzteren
war der Stamm der Pasargaden der vornehmste und zu diesem ge-
hörte das Geschlecht der Achameniden, aus welchem Cyrus stammte.
11)
Die Land-
schaft Persis
und die älte-
sten Bewoh-
ner.
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251
schönen Ausbildung des Körpers. Der dorische Stamm war es
wahrscheinlich auch, welcher die gymnischen Wettkämpfe zu großen
Nationalfesten erhob, und an die Stelle der früheren reelleren Be-
lohnungen Kränze sehte, um die Darstellung leiblicher Vollkommen-
heit von aller Richtung auf Gewinn zu reinigen. Die Gymnastik
bezweckte in Sparta mehr Kraft, Ausdauer und Gewandtheit als
künstliche Abrichtung. Deshalb mußte der Knabe auch Hitze und
Frost, Hunger und Durst und allerlei Mühseligkeiten ertragen.
Darin übten die häufigen Jagden im Gebirge und das Herumstrei-
fen in den abgelegensten Gegenden des weiten Lakonikas, bei völli-
ger Entbehrung aller fremden Hülfe und Dienste. (Kryptie.) Auch
wurden die Knaben auf eine bestimmte Zeit aus der Stadt und
überhaupt aus der Gemeinschaft mit Menschen gestoßen; sie zogen
im Wald und Feld umher und mußten sich ihren Unterhalt aus
den Häusern und Höfen durch allerlei schlaue Anschläge mühsam
rauben, den gelegenen Zeitpunkt oft ganze Nächte hindurch ablauernd
und dabei immer der Gefahr Schläge zu bekommen ausgesetzt. Die
Verletzung des Eigenthums dabei erschien unbedeutend unter einem
Volke, welches auf dasselbe wenig Gewicht legte. Auch war nur
das zu rauben gestattet, was ein Spartiat, wenn er dessen auf der
Jagd bedurfte, aus den Vorräthen eines andern zu nehmen befugt
war. In der Regel schloß sich jeder jüngere Spartaner an einen
älteren in besonderer Liebe und Zuneigung an, wurde von diesem
in allem Guten und Anständigen unterwiesen, stand in der Schlacht
in seiner Nähe, war seiner besonderen Obhut empfohlen und wurde
von ihm in Allem vertreten und geschützt.
Die Mädchen und Jungfrauen waren ebenfalls zu Genossen-
schaften verbunden; sie hatten ihre besonderen Gymnasien und übten
sich im Lauf, Ringen, Diskus- und Speerwurf.
War auch in Sparta die geistige Bildung in engere Grenzen
eingeschlossen als z. B in Athen, so wurde doch schon die Gemein-
schaftlichkeit der Erziehung eine reiche Bildungsschule für den Geist
des Spartaners. Sowohl die Eirenen, als überhaupt alle älteren-
Männer ließen es sich angelegen sein, die Knaben durch lehrreiche
Gespräche zu unterrichten, den Sinn für das Große, Schöne und
Edle zu nähren, ihr Urtheil zu bilden und sie besonders daran zu
gewöhnen, an sie gerichtete Fragen rasch, kurz und treffend zu be-
antworten. Man gewöhnte sie ihren Reden eine gewisse Bitterkeit
und zugleich einen eignen Reiz zu geben. Auch näh.rten diese Nei-
gung die vielerlei Gelegenheiten, wo das öffentliche Leben Spott
und Verhöhnung als Mittel der Besserung brauchte. Im täglichen
Leben wurde Spott und Scherz besonders bei den öffentlichen Mah-
len geübt; ihn ertragen zu können, galt auch als Zeichen eines la-
konischen Gemüths.
Ein vorzügliches Bildungsmittel war auch die Musik. Vor D>c Mm
dem Aufblühen der griechischen Musik in Asien, wo sich die phry-
gische und lydische Tonart ausbildeten, übten vor allen anderen
griechischen Stämmen die Dorier des Peloponnes die Musik. Die
Alten schrieben der dorischen Tonart etwas ungemein Ernstes, Fe-
stes und Männliches zu, geeignet Ausdauer zu geben zur Bestehung
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
— 158 —
den Bergwerken seien völlig ausgebeutet, überhaupt habe die Natur sich umgewandelt; Seuchen, Unfruchtbarkeit, Hungersnot, Hitze seien davon die Folge. Daher komme der Staub auf der Erde, die Saftlosigkeit der Kräuter, ferner daß die Weinstöcke durch den Hagel beschädigt, die Ölbäume durch die Winde geknickt würden; es wachse nichts mehr, selbst in den früher reichsten Provinzen. So neige sich die Sonne vor dem Untergange, so verglimme der Mond vor dem Anbruch des Tages und der Baum, der einst grünend und fruchtbringend dastand, werde ungestillt, wenn das Alter seine Zweige saftlos mache, auch die Quelle, welche lange reichlich floß, gebe schließlich nur spärliches Naß: Alles was besteht, ist da, um zu vergehen. —
Dies Gefühl, daß man am Ende der Dinge stehe, kam in jeder Beziehung zum Ausdruck: man sah mit Sehnsucht zurück in die klassischen Zeiten, wo Me griechische wie die römische Nation jugendkräftig dastanden, und in Litteratur, in Kunst, in Politik das Höchste geleistet hatten. In den Schulen bekamen die Knaben nur Themata zur Behandlung, die sich auf die „alte Geschichte" bezogen: auf Die Perserkriege, auf die Zeiten des pelo-ponuesischen Krieges, höchstens noch aus jener Alexanders d. Gr. Besonders waren es die Tyrannenmörder Harmodios und Aristo? geiton, die immer wieder zur rhetorischen Übung herangezogen wurden — wie denn ein satyrischer Dichter der tödlichen Langeweile des Rhetors erwähnt, der zum hundertsten Mal anhören muß, „wie die zahlreiche Klasse grausame Tyranen tötet." Ein Thema aus der modernen Geschichte zu nehmen — und die letztere rechnete man im Zeitalter der Antonine von der Schlacht bei Actiitm an — fiel den Schulmännern nicht ein; das blieb den offiziellen Lobrednern vorbehalten.
Jene Klagen, daß es mit der Welt abwärts gehe, wurzelten in der Erkenntnis, daß man sich immer weiter von den Grundbedingungen des antiken Lebens entferne. Man sah, wie die Familien, welche in der Vergangenheit sich mit Ruhm bedeckt hatten, eine nach der andern ausstarben.
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288
c) die ltesten Snger, die dieses Ereignis verherrlichten, waren diesem historischen Ereignisse rtlich und zeitlich nahe.
Nach diesen Ergebnissen darf man wohl in berechtigtem Stolze mit E. Bodensteiner (Bltter fr das Gymnasialwesen, herausg. vom bairischen Gymnasiallehrer-Verein, Mnchen 1903, S. 419) sagen: Das zweite Mal haben die Deutschen Troja erobert".
64. Iv. Die Beziehungen zwischen der sog. mykenischen und der homerischen Kultur.
Zunchst lassen sich manche Unterschiede feststellen:
1. Die homerische Kultur ist lange nicht so prachtliebend wie die mykenische.
2. Whrend wir bei Homer Leichenverbrennung haben, finden wir in der mykenischen Periode die Leichen mit goldenen Gesichtsmasken bedeckt und aufs prchtigste bestattet.
3. Homer erwhnt nicht die Opfergruben fr den Totenkult.
4. Homer kennt keine Grabstelen mit Steinskulpturen.
5. Bei Homer ist das Eisen sehr gebruchlich, während es unter den mykenischen Funden so selten ist (nur 2 eiserne Fingerringe), da man fast sagen knnte, es fehle ganz.
6. Ebenso tritt die bei Homer so oft erwhnte Heftnabel (negrti), ein Geschenk des Nordens, erst ganz gegen das Ende der mykenischen Periode auf.
7. Die mykenische Kunst kennt ebensowenig wie die lteren Bestandteile der Ilias den jonischen runden Metallschild, sondern nur den groen 8-frmigen Schild aus Rindsfell, den sog. Turmschild (vergl. Reichel, Homerische Waffen. 2. Aufl., Wien 1901).
Wenn wir also auch nicht, wie es wohl geschieht, die homerische Kultur mit der mykenischen schlechthin sich decken lassen, (es lag ja zwischen der mykenischen Bltezeit und der Abfassung der homerischen Gedichte die sog. dorische Wanderung, wodurch die ganze Kultur einen Rckschlag erlitten hatte), so haben doch beide Kulturepochen manche Berhrungspunkte, und gar manche Seite des homerischen Kulturlebens hat durch die in Mykene, Tiryns, Troja usw. festgestellte mykenische Kultur eine ganz neue Beleuchtung erfahren.
Die aufflligste und wichtigste bereinstimmung zwischen den mykenischen Funden und Homer ist wohl die, welche die eingelegte Arbeit der Dolchklingen und die goldenen Becher aus Amyklai zeigen. Nur in der mykenischen Kultur sind bisher derartige Arbeiten, ganze Bilder aus verschiedenen Metallen hergestellt, zu Tage gekommen, und gerade von ihnen hat Homer noch eine ganz klare Anschauung gehabt; denn er beschreibt eingehend, wie auf dem Schilde des Achilles dargestellt sind Weingrten mit blauen Trauben an silbernen Stcken, von einem Graben aus Blaustahl und von zinnernem Zaune umgeben, und wie Jnglinge goldene Schwerter an
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36 Der römische Grenzwall.
im Zimmer. — Wie die Lebensweise so wurde auch die Beschäftigung der Germanen eine andere. Vor allen Dingen gewöhnten sich die germanischen Männer an wirkliche Arbeit. Während der Ackerbau in alter Zeit Sache der Unfreien war, so widmete sich ihm jetzt der freie Mann. Arbeiten wurde nicht mehr als Schimpf und Schande angesehen. Man lernte die Arbeit schätzen und ehren. Viele freie deutsche Männer durchzogen als Händler das Land. Man kaufte von ihnen viel lieber als von den römischen Kaufleuten; denn der Germane liebte rechtliches Tun und Handeln und verabscheute Hintergehung und Betrug. So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr. Am Rhein, Main, an der Donau und auch im Innern des alten Germaniens kamen zu bestimmten Zeiten im Jahre die Händler zusammen und boten ihre Waren feil. So gab es also damals schon eine Art Märkte. Bis hoch nach Norden reisten die germanischen Händler. „Die römischen Heerstraßen mit ihren Meilensteinen wurden bald Handelsstraßen, an deren Gräben sich Baumreihen hinzogen. Münzen und Gewichte kamen in Gebrauch und verdrängten mit der Zeit den Tauschhandel. — Mit den Waren kamen aus dem Süden zugleich die Buchstaben. Gebrauchte man diese in den ersten Zeiten auch hauptsächlich nur zum Zauber, so begann man doch bald, mit ihnen einzelne Worte, vor allem Namen, zu schreiben. Jetzt lernten die Germanen von den Römern auch nach Tagen rechnen; bisher zählten sie nach Nächten. An die Stelle des Mondjahres trat das römische Sonnenjahr mit seinen zwölf Monaten und seinen zweiund fünfzig Wochen von je sieben Tagen."
Mehrere Jahrhunderte lang bildete der lange Wassergraben mit der dahinter liegenden Mauer die Grenze zwischen Deutschland und dem römischen Reiche. Dann aber wurden die Pfähle am Grenzwall morsch und verfaulten; dürres Laub fiel in den Graben und füllte ihn aus, und er sah zuletzt aus wie ein schnurgerader Weg. Die hölzernen Türme verfielen und verfaulten ebenfalls; die Balköne fielen herab, und Gras, Büsche und Bäume wuchsen auf der Grenzmauer. Sie ist noch heute da. Wie eine breite, hohe, steinerne Straße geht sie stundenweit schnurgerade durch den Wald; Gras und Disteln wachsen zwischen den Steinen. Und wenn die Bauern im Walde einen Baum fällen und nach den Wurzeln graben, da finden sie oft tief in der Erde alte Goldmünzen und Scherben, rostige Schwerter und rostige Hufeifen."
Vertiefung.
D i e Bedeutung der Grenzwehr.
a) Für die Römer.
Sie diente der Verteidigung und Eroberung. Der Rheinwall sicherte den Eintritt nach Gallien, die Donauwehr die Alpenstraßen nach Italien. Die zahlreichen Lager und Schanzen hinter der Wehr waren wichtige, geschützte Ausfallstore nach Germanien hin. Durch die Grenzwehr wurden also die Germanen an jeder kriegerischen Ausbreitung nach Süden und Westen hin gehindert.
b) Für die Germanen.
Der Grenzwall ermöglichte ein verhältnismäßig ruhiges und ungestörtes Kulturleben nach römischer Art. Den anwohnenden Germanen wurde dadurch ein lehrreiches Vorbild für eigene Kultur fortschritte gegeben. Alle Fortschritte, die das germanische Leben in der Folgezeit aufweist, ein vervollkommneter Ackerbau, Obstbau, bessere Wiesenwirtschaft und Viehzucht, besserer Häuf erb au, die ersten Anfänge eines germanischen Binnenhandels, Entwicklung des Gewerbes,
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Main Donau Germaniens Deutschland Rheinwall Gallien Italien Germanien
§ 2. Zustände bei den Germanen. 9
3. Kriegswesen. Die wehrhaften freien Männer bildeten den Heer- Heerban», dann. Er bestand der Hauptsache nach aus Fußvolk. Aber auch die germanischen Reiter waren wegen ihrer Gewandtheit und Tüchtigkeit überaus gefürchtet; sie warfen z. B. als Hilfstruppen Cäsars oft weit überlegene Schwadronen gallischer Reiter über den Hausen. Eine Satteldecke zu benutzen, rief bei den Sweben Spott und Hohn hervor. Die Bewaffnung Bewaffnung, war sehr unzureichend: Keulen, Steinhämmer, Steinäxte und die Framea,
eine kurze Lanze mit einer eisernen Spitze zu Stoß und Wurf, dienten als Angriffswaffen. Nur wenige befaßen einen Helm oder Panzer oder auch nur eilt Schwert; die allermeisten deckten den Leib mit einem Schild aus Holz oder Weidengeflecht. Sipp enw eise stand das Fußvolk beieinander und Schlachtordnung, war oft keilartig aufgestellt. In schnellern Laufe suchte man den Feind zu überrennen, wobei die gewandtesten über die erste feindliche Reihe hinwegsprangen und sie dann von hinten faßten. In den Schlachten mit den Römern entriß ihnen freilich meistens die Reserve den Sieg. Die Abteilungen führten Feldzeichen mit sich, die man in Friedenszeiten in einem heiligen Hain verbarg.
4. Lebensweise. Als ein echtes Naturvolk verschmähten die Germanen den Aufenthalt in Städten. Wo ihnen eine Quelle, eine Wiese oder ein Hain gefiel, da bauten sie sich ihre Wohnstätten mit den Wirtschaftsgebäuden, die ein Zaun oder eine Hecke umschloß. Die Häuser zimmerten sie aus Holz und Hausbau, deckten sie mit Schilf oder Stroh; in der Mitte ward der Herd errichtet. Am Hauptbalken an der Vorderseite war das Zeichen des Besitzers angebracht, eine Sitte, die sich bis zum Ende des Mittelalters allgemein und bei Gasthäusern
noch bis heute erhalten hat (vgl. S. 90). In den Zeiten der Wanderung bildete der Wagen die Wohnstätte. Während im Tiefland des Westens viel Einzelgehöfte vorhanden waren, wohnte man im Osten in offenen Dörfern.
Die Hauskleidung der Männer bestand aus einem wollenen Mantel. Sonst Kleidung u»d trugen sie Tierfelle, die sie gern mit buntgeflecktem Pelzwerk besetzten. Die '■fiat,rul,9-Nahrung nahm man im Gegensatz zu den Römern vorwiegend aus dem Tierreich. Dies lieferte Fleisch, Milch und Käse, wozu man noch Haferbrei und wildes Obst genoß. Ans dem Honig der Waldbienen und aus Gerste bereiteten die alten Deutschen den Met (Bier). Den größten Wert legte man ans Körperpflege und Abhärtung; selbst in der kalten Jahreszeit badete man gern im Freien. Die Germanen kannten wenige Gewerbe und überließen sie, Beschäftigungen, als ob sie freier Männer unwürdig wären, den Unfreien. Auch die Arbeit im Haus und auf dem Felde lag diesen und den Frauen ob; denn bei aller Scheu und Verehrung, die der Germane dein sinnigen Wesen der Frau in religiöser Beziehung gelegentlich entgegenbrachte (vgl. Abschnitt 5), war sie ihm im gewöhnlichen Leben doch nur eine wertvolle Arbeitskraft, die er sich in den ältesten Zeiten raubte, später vom Vater loskaufte. Der freie Mann selbst zog in den Krieg, in die Versammlung oder ans die Jagd; sonst lag er am liebiten ,,aus der Bärenhaut" am Herd oder saß mit anderen beim Gelage und Pflegte das Würfelspiel. Dabei vergaß er sich zuweilen so weit, daß er, wenn er feinen Besitz verspielt hatte, seine eigene Person einsetzte. Von Kunst und Wissenschaft war noch zur Zeit Cäsars keine Rede. Doch kannte Buchstaben, man Buchstaben, die man ursprünglich aus Buchenstäbchen (später auch auf
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212
Das weite Urwaldgebiet Germaniens war durchsetzt von waldfreien oder waldarmen, aber wasserreichen Gegenden, die geeigneten Raum zu Siedelungen boten, wie die spter entstandenen Ortsnamen in ihren Zu-sammensetzungen mit brnch, rieb, loch, bach, Hain, brnnnen" ebenfalls beweisen.
Der mchtige Laubwald mit seinen gewaltigen Eichen und Buchen, ' von denen Pliuius staunend berichtet, war sr die Germanen von groer Bedeutung. Er bot nicht nur geeigneten Boden zum Ackerbau, Eicheln und Bucheckern fr die Schweinemast, Laub und Gras fr Pferde und Rinder, daneben mancherlei Beerenfrchte, er war auch der Aufenthalt des Wildes, das sich gerade in den lichteren Stellen in der Nhe des Wassers aufhielt. Das Holz des Waldes war den Germanen beim Haus-bau unentbehrlich; die einfachen Mbel und Gerte waren aus Holz ge-fertigt; die Buche lieferte vorzgliches Brennmaterial, ein Kienspan spendete der rmlichen Wohnung sein Licht. Die gesamte Bewaffnung. Speer, Schild, Bogen und Pfeile, waren aus Holz. Der Einbaum trug, die Germanen der die Flsse hinaus aufs Meer, und den Toten be-rettete man in dem ausgehhlten Totenbaum feine letzte Wohnsttte.
Nicht zu unterschtzen ist der Einflu, den die stndige Berhrung mit dem Walde auf das Wesen des Germanen ausbte. Die tiefe Waldeseinsamkeit und die Stille der mitteldeutschen Waldgebirge wirkten veredelnd auf das Gemtslebeu. Das geheimnisvolle Raufchen der hohen Wipfel gab ihrer Phantasie einen sinnigen Zug, während andrerseits im wilden Sturmesbrauseu manch dsteres dmonisches Bild in ihrer Seele erwachte. Daher erklrt sich der Reichtum der Bezeichnungen, womit die deutsche Sprache den Wald belegte, den Wald, die Wohnsttte der ger-manischen Götter und oft auch die Ruhesttte ihrer Toten.
Das Euiheits- Die Stmme. Mit der waldigen Natur des Landes hngt es auch bewutsein. da den Germanen das Bewutsein der Zusammengehrigkeit
fehlte, abgesehen von der Stammessage von Tuisto und seinem Sohne Mannus. von dessen drei Shnen die Jngvonen, Jstvonen und Hermionen abstammen sollten. Nicht einmal ein gemeinsamer Name wies auf ihre Zusammengehrigkeit hin; denn der Name Germane1) scheint erst im letzten Jahrh. v. Chr. in Rom in Gebrauch gekommen zu sein. Schon die Abgeschlossenheit der Siedelungen brachte es mit sich, da das Volk
i) Die Ethymologie des Wortes Germane" ist viel umstritten. Nach Mllenhoff, Deutsche Altertumskunde, ist der Name keltischen Ursprunges; die bekanntesten Erklrungen sind Nachbar. Ostleute, Waldleute, Rufer im Streit.
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_ 97 —
Selten und nur mühsam drang ein Fremdling tiefer in das weite, dünn bewohnte Land. ,
§ 167. Der Einfluß des Landes aus das Volk. Wie der Ackerbau von günstigem Einflüsse auf die alten Römer war, so machte auch das Leben im Walde, für den das deutsche Volk von alter Zeit her noch Vorliebe hat, die Germanen stark und gesund an Leib und Seele. Sie waren, so berichtet um das Jahr 100 der Römer Tacitns, Menschen von stattlichem Körperbau, die ihr blondes Haar in Locken um die Schultern trugen und aus ihren blauen Augen frisch und kühn in die Welt schauten.
Die feierlich-stille Waldnatur entwickelte reich das Gemüt des Germanen. Sie verlieh ihm Ernst und Religiosität und erhielt eine hohe Einfachheit und Reinheit der Sitten. Im Gemütsleben wurzelten auch Wahrhaftigkeit und Treue. Nicht minder nährte die Zurückgezogenheit des Waldlebens den Familiensinn, sowie ein starkes Unabhängigkeit^- und Freiheitsgefühl, das den Mann zu furchtloser Tapferkeit entflammte. Der stete Kampf mit der rauhen Landesnatur, mit den Tieren des Dickichts und feindlichen Stämmen an der Grenze stählte seine kriegerische Kraft. Die Einsamkeit seines Daseins weckte aber auch den Drang, sich möglichst nach außen abzusondern und für sich hinzuleben; die Neigung dazu förderte die Abgeschlossenheit des Stammeslebens. Sie erklärt die eigenartige Entwicklung unserer ganzen Geschichte.
§ 168. Auf einem germanischen Gehösle. Inmitten einer Ackerflur, die der Wald fchützend umgibt, liegt ein germanisches Gehöft. Ein roher Pfahlzaun „hegt" oder „friedigt" die Wohnstätte ein, wo die Familie „Behagen" und „Frieden" genießt. Über den Hofraum, an dessen Seiten Schuppen und Ställe für die Überwinterung des Viehes liegen, gelangt man in das Haus. Es ist ein einfaches „Stockwerk"; denn Stöcke, d. h. Pfähle, tragen das Strohdach. Gewundene Zweige, die mit Lehm verschmiert sind, bilden die „Wand". Vom Giebel schaut ein Pferdeschädel herab; die Giebelsparren eines Bauernhauses in Form von Pferdeköpfen auszuschnitzen, ist noch heute vielfach Sitte?)
Das Innere des Hauses, das an die Blockhütten im amerikanischen Urwalde erinnert, ist nur ein einziger großer Raum „zwischen den vier Pfählen". Der Boden besteht aus gestampftem Lehm. Im Hintergründe liegt die Feuerstätte. Der Rauch zieht durch den offenen Eingang oder eine Klappe im Dache ab. Fensteröffnungen gibt es nicht. Abends dient das Herdfeuer oder ein Kienspan, der in einen Türpfosten gesteckt wird, als Leuchte. Neben dem Herde ist der
*) Vgl. Lehmanns Wandbild „Altgermanisches Gehöft" (Leipzig, Wachsmuth). Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 7
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Extrahierte Personennamen: Ernst Lehmanns Wachsmuth
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Extrahierte Personennamen: D._Heinfius C._Wachsmuth Timone_Phliasio Wolf Silvani Dionysios Claudius Alexander Alexander Bnnatbaschi Simon Marathon Aischylos B._Themistokles
Zusammenhänge, Geschichte als solche, lernt er erst auf Quarta kennen. Dieser Unterricht nun ist Wissenschaft — Wissenschaft, wie der n — 13jährige Knabe sie fafst — aber immerhin Geschichte als Wissenschaft, und damit verwerfen wir jene heillosen Bücher,, welche durch novellistischen Ton den Sinn für Geschichte d. h. den Wahrheitssinn in der Wurzel verderben. „Cyrus aber wuchs in voller Schönheit in des Hirten Hütte heran. Fröhlich wie das Lämmlein auf der Weide hüpfte er umher und spielte mit den ändern Kindern. Gewifs ahnte keiner, dafs das muntere Knäblein in seinem Schäfer-röckchen einst noch der mächtigste König von Asien werden würde“ (Weiter): dafs solche Bücher, mit denen ein gesunder historischer Unterricht gar nicht möglich ist, noch immer, wenn auch neuerdings vielleicht etwas verbessert,, an einer ganzen Menge von Anstalten im Gebrauche sind,, zeigt deutlich, in wie unerfreulicher Verfassung dieser Unterricht noch vielfach sich befindet.
Dafs das Gebiet, auf welchem der erste eigentliche historische Unterricht sich bewegen soll, nur die griechische und römische Geschichte sein kann, bedarf der Darlegung nicht. Was aus der Geschichte der übrigen Völker des Altertums beigebracht wird, kann nur im Zusammenhänge mit jener gebracht werden. Wir verwerfen deshalb auch Bücher, wie das vielgebrauchte von Pütz,, schon darum vollständig, weil sie auf Quarta Geschichte des Altertums zu lehren verheifsen, und demgemäfs § um § die Geschichte der Israeliten, Phönizier, der Assyrer und der Babylonier, Meder, Perser, Ägypter, Karthager abhandeln, was nur ein Durcheinander in den Köpfen erzeugen kann. Im schärfsten Gegensätze hierzu überschreibt unser Hilfsbuch seine beiden Teile „Aus der griechischen — aus. der römischen Geschichte“ — nicht „griechische Geschichte“, „römische Geschichte“, und wir erlauben uns, es.
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]