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1. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 38

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 38 — ihren zusammengebundenen Füßen hinab; nur ein paar Tiere kamen mit dem Leben davon. Papst Gregor wußte erst nicht, was Heinrich, als er so plötzlich in Italien erschien, im Sinne hatte; er flüchtete deshalb in die 1 077 r^lsenburg Canossa. Barfüßig und barhäuptig, in ein * härenes Gewand gehüllt, erschien der König dort an drei Tagen des Januar als Kirchenbüßer im Schloßhof, bis schließlich der Papst den Reuigen vom Banne löste. § 68. Fortgang des Kampfes. Trotz Heinrichs Lossprechung erhoben die störrigen Fürsten seinen Schwager Rudolf von Schwaben zum Gegenkönige. Aber der Anhang Heinrichs mehrte sich. An der Elster in Sachsen stießen die beiden Könige aufeinander. Rudolf verlor durch einen Schwerthieb die rechte Hand und starb an der Verblutung; „das war die Hand", soll er in den letzten Augenblicken gesagt haben, „mit der ich Heinrich die Treue schwor!" Mittlerweile erneuerte Heinrich, seinem Glücke vertrauend, die alten Ansprüche auf die Investitur. Es kam abermals zum Bruche mit dem Papste, und wieder traf den König der Bann. Dieser stürmte Rom und ließ sich von einem Gegenpapste, den er erhob, in der Peterskirche zum Kaiser krönen. Gregor hatte sich in die Engelsburg, das zur Feste gewordene Riesengrabmal des Kaisers Hadrian, geflüchtet. Hier wurde er von Heinrich eine Zeitlang belagert. Nach dem Abzüge der Deutschen rettete sich der Papst unter dem Schutze des herbeieilenden Normannenherzogs nach S a l e r n o in Unteritalien, wo er bald hernach gestorben ist (1085). Seine letzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich. in der Verbannung." § 69. Heinrichs letzte Jahre. Im Reiche gewann Heinrich allmählich die Oberhand wieder, und das Volk atmete friedebedürftig auf. Nun aber erhoben sich gegen den Kaiser irregeleitet die eigenen Söhne. Reuevoll büßte der älteste, K o n r a d , seine Untreue durch einen frühen Tod; um so schändlicher war der Verrat Heinrichs, des jüngeren. Der Ungeratene nahm den wehrlosen Vater auf einer Burg am Rhein gefangen und zwang ihn durch schwere Drohungen, der Krone zu entsagen. Wie einst Ludwig der Fromme mußte der Kaiser sogar vor den versammelten Fürsten ein Bekenntnis seiner Sünden tun. Mit Mühe entkam er hungernd zu den getreuen Bürgern von Cöln und von da nach Lüttich an der Maas, wo er bald nachher starb. In der Domgruft zu Speyer wurde seinen sterblichen

2. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 52

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 52 — Eben rüstete der Kaiser in Unteritalien zu einem Zuge wider Rom, da nahm der Tod ihn von der Erde hinweg. Er starb versöhnt mit der Kirche im Alter von 56 Jahren. Neben seinen Eltern bestattete man ihn im Dome zu Palermo?) 1250-1254 § 96, Der Ausgang der Staufer. Friedrichs Sohn K o n r a d Iv. führte nur eine kurze, tatenlose Regierung. „Wehe mir, weil ich geboren bin!": mit diesem Klagerufe schied der letzte gefrönte Hoheu-staufe in Italien aus dem Leben. Seine Leiche verbrannte in einer Bauernhütte. Der hohenstaufischen Herrschaft in Unteritalien suchte der Papst, der seine Macht von ihr bedroht glaubte, ein Ende zu setzen. Er lud daher den französischen Prinzen Karl von Anjou ein, das alte Normannenreich in Besitz zu nehmen. Gegen diese riefen die Großen des Landes Konrads sechzehnjährigen Sohn K o n r a d i n (d. h. kleiner Konrad) herbei. Der fürstliche Jüngling zog mit seinen Rittern über die Alpen; er verlor aber durch Sorglosigkeit einen schon errungenen Sieg und fiel auf der Flucht in feindliche Hände. Mitsamt seinem Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von Baden, und einigen anderen Getreuen erlitt er auf dem Marktplatze zu Neapel wie ein Verbrecher den Tod von Henkershand, 1268. „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" waren Konradins letzte Worte?) Auch die letzte Frau des Staufengeschlechts, Margarete, die Tochter Friedrichs Ii., hatte ein trauriges Ende. Sie flüchtete vor den Mißhandlungen ihres Gemahls, des thüringischen Landgrafen Albrecht des Unartigen, d. h. des Entarteten, von der Wartburg. Im Übermaße mütterlichen Schmerzes soll sie beim Abschiede ihren kleinen Sohn Friede! in die Wange gebissen haben; Friedrich „mit der gebissenen Wange" heißt er in der Geschichte. Einsam und verlassen starb die arme Frau 1270, zwei Jahre nach Konradins Tode, in Frankfurt a. Main. So ging in Blut und Elend das edelste Kaisergeschlecht des Mittelalters zugrunde. 1256-1273 § 97. Die „kaiserlose Zeit". Schon 1256 starb auch Wilhelm von Holland, und immer trüber ward es im Reiche. Ein Teil der Fürsten ließ sich durch Geld gewinnen, einen englischen Prinzen zum Könige zu wählen, ein anderer erhob einen spanischen Fürsten. Beide hatten aber gar keine Bedeutung; das Reich war verwaist. Die öffentliche Ordnung verfiel; Gesetz und Recht schützten nicht mehr, denn sie hatten selber keinen Schutz. Der Starke be- *) Gedicht: Vierordt, „Die Kaisergräber." 2) Gedichte: Freiligrath, „Barbarossas erstes Erwachen." Meyer, „Konradins Knappe." Schwab, „Konradin". Stieler, „König Konrad der Junge."

3. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
Das Altertum. 1. Die Geschichte schließt alles in sich, was unter den Menschen geschehen ist. Wir teilen sie ein in die drei großen Abschnitte Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Sie geht aus vom Morgenlande. Von dort her hat sich das Menschengeschlecht in uralten Zeiten allmählich über die ganze Erde verbreitet. Mit Ausnahme der Israeliten haben die alten Völker den Glauben an den einen wahren Gott verloren und sind Heiden geworden. Die lange Zeit bis zum Zusammenbruche ihres Heidentums, der einige Jahrhunderte nach Christus erfolgt ist, nennen wir das Altertum. 2. Die wichtigsten Völker des Altertums haben in den sonnigen Ländern gewohnt, die das Mittelländische Meer umschließen. Sie waren geschieden nach den drei Erdteilen der „alten Welt", nämlich Asien, Afrika und Europa. In Asien geht die erste Entwicklung der menschlichen Gesittung aus von den Babyloniern und den Assyrern, in Afrika von den Ägyptern. In unserm Erdteile Europa treten später die Griechen und Me 9t öm er hervor. Sie haben für den Fortschritt der Menschheit die größte Bedeutung; wenn wir von der Geschichte des Altertums reden, meinen wir daher gewöhnlich nur ihre Geschichte. Beide Völker sind für uns klassisch, d. h. mustergültig: die Griechen sind die Lehrmeister der Menschen geworden in Wissenschaft und Kunst; die Römer dagegen haben Vorbildliches geleistet auf dem Gebiete des R e ch t e s und der Staatsverwaltung. Hauptsächlich wir Deutschen haben im Laufe der Zeit viel von beiden Völkern gelernt; unsere Geschichte ist ohne die ihrige nicht gut zu verstehen. Deshalb müssen wir uns mit der Geschichte der Griechen und der Römer in der Schule besonders beschäftigen. — „Ringe, Deutscher, nach römischer Kraft und griechischer Schönheit'" (Schiller). Voos-Z urbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii. 1

4. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 9

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 9 — an dessen Ufer. Doch muß erst ihr Leichnam auf Erden bestattet sein; im Notfälle genügt es, eine Hand voll Erde auf ihn zu werfen. Für einen Obolus (13 Pf.) setzt der alte, schweigsame Fährmann Charon die Seelen über den Styx. Diese Münze bekommen daher die Toten mit ins Grab; sie wird ihnen unter die Zunge gelegt. Am Eingang ins eigentliche Totenreich hält ein schrecklicher dreiköpfiger Hund, der Cerberus, Wache; er läßt alle hinein, aber niemanden mehr hinaus. Die Unterwelt ist eine freudlose Stätte. Wie Schatten schweben die Seelen über einer nebligen Wiese einher. Nur die besonders Gerechten wohnen göttergleich im Gefilde des Elysiums oder auf der „Insel der Seligen". Sie ist umflossen von Lethe, dem Strome der Vergessenheit; aus ihm trinken die gerechten Seelen, damit sie alles Leid vergessen, das sie auf Erden erduldet haben. Die Frevler dagegen erleiden ewige Strafen im Tartarus. Dies ist der tiefste Abgrund der Unterwelt und so weit unter der Erde, als der Himmel sich über ihr wölbt. § 14. Der Gottesdienst. Die Griechen erbauten ihren Göttern prachtvolle Tempel. Der von Säulen umgebene Tempel galt nur als Wohnstätte des Gottes, nicht auch als Versammlungsort der Gläubigen; er war deshalb nicht groß. An den Wänden standen oder hingen Weihgeschenke, namentlich goldene und silberne Gefäße. Gegenüber dem offenen Eingänge ragte das Götterbild empor; es war in älterer Zeit aus Holz, später aus Bronze, Marmor oder edlem Metall. Vor dem Bilde, hinter dem die Schatzkammer des Tempels war, stand ein Opferaltar, gewöhnlich ein rund oder viereckig behauener Stein. Den Dienst bei den Göttern besorgten die P r i e st e r und Priesterinnen. Diese bildeten keinen besonderenstand, sondern galten nur als Tempeldiener und Verwalter des Tempelgutes. Ein langes weißes oder purpurfarbenes Gewand und langwallendes Haar waren ihr Abzeichen. Die allgemeinste Art, die Götter zu verehren, war das Gebet. Wer beten wollte, beugte das rechte Knie und erhob die Arme zum Himmel; die offenen Handflächen kehrte er dabei wie zum Empfange der göttlichen Gabe nach oben. Man betete morgens, abends und vor der Mahlzeit; auch öffentliche Verhandlungen wurden nie vorgenommen, ohne daß die Gunst der Götter erfleht wurde?) 1) Gedichte: Fischer, „Kleobis und Biton." Schiller, „Klage der Ceres" und „Das Eleusische Fest." — Vgl. Lehmanns Wandbild „Griechische Tempelweihe" (Leipzig, Wachsmuth).

5. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 22

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 22 — den nach, daß die Wogen hoch aufspritzten. „0 Vater Poseidon," flehte er zu dem Meergotte, „räche mich und verfolge diesen argen Menschen von jetzt an mit Unglück und Not!" Der Gott erhörte die schlimme Bitte und schwur dem Odysseus Rache. § 36. Die Sirenen. Die Weiterfahrt ging an einer Insel vorüber, auf der die Sirenen wohnten. Es waren Ungeheuer, die das Gesicht von Jungfrauen hatten. Wenn ein Schiff kam, lockten sie durch ihren bezaubernden Gesang die Segelnden, daß sie auf ihrer Insel einkehrten. Dann wurden die Unglücklichen von den Krallen der Ungeheuer zerrissen. Odysseus wußte das. Er sagte deshalb seinen Gefährten, wenn die Sirenen zu singen begännen, sollten sie ihn an den Mastbaum binden und durchaus nicht loslassen. Dann verklebte er ihnen selbst die Ohren mit Wachs, so daß sie nichts von dem Gesänge hören könnten. Als nun das Schiff sich den Sirenen näherte, taten die Gefährten, wie er ihnen befohlen hatte, und sie machten ihn erst wieder los, als der letzte Ton verklungen war. So kamen alle glücklich an der Sireneninsel vorüber. § 37. Kalypso. Mit Mühe entging Odysseus darauf zwei furchtbaren Strudeln an der Küste von Sizilien. Aber weil die Gefährten wider seinen Willen auf der Jnfel die Rinder des Sonnengottes schlachteten, zertrümmerte ein Blitz sein Schiff, und alle seine Begleiter ertranken. Neun Tage lang trieb Odysseus, indem er sich an einem Maste festhielt, auf den Wellen. Endlich wurde er an eine Insel geworfen, auf der in einer Grotte die Quellengöttin Kalypso wohnte. Sie nahm ihn freundlich auf und bat ihn, stets auf der Insel zu bleiben; dafür versprach sie ihm ewige Jugend und Unsterblichkeit. So hielt sie den Helden Jahr um Jahr zurück. Aber täglich wuchs seine Sehnsucht nach der Heimat. „Nur noch einmal", so seufzte er, „möchte ich den Rauch von meinem Hanse aufsteigen sehen, dann will ich gerne sterben!" Dieses Heimweh rührte endlich die Götter, und auf ihr Gebot mußte Kalypso den Odysseus nach sieben Jahren ziehen lassen. Rasch zimmerte er sich aus zusammengesuchten Balken ein Floß und steuerte auf das weite Meer. § 38. Die Phääken. Schon breitete sich ein blühendes Eiland vor seinen Blicken aus; doch abermals ereilte ihn ein fürchterlicher Sturm. Das Floß ging in Trümmer, und nur mit Mühe und Not rettete sich der Schiffbrüchige an das Gestade der Insel, die von dem Volke der Phälken bewohnt war. In einem Gebüsche am Strande verkroch er sich. Am andern Morgen kamen Phälkenmädchen mit ihrer Herrin, der Königstochter Nausis aa, ans Meer, um zu waschen; während dann die Wäsche an der Sonne trocknete, vergnügten sie sich mit

6. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 93

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — Nigra, d. H. schwarzes Tor; es ist das gewaltigste noch erhaltene Werk aus römischer Zeit auf deutschem Boden. Konstantin der Große und der Sieg des Christentums. § 161. Konstantin. In den Thronkämpfen, die nach Diokletians Abdankung das Reich erschütterten, spielte bald Konstantin die erste Rolle. Er überwand alle Gegner und wurde i. I. 324 Alleinherrscher. Seine Regierung dauerte bis 337. Der Stadt Rom mit ihrer heruntergekommenen Bevölkerung wandte er für immer den Rücken. Er zog nach dem Osten, der an Bildung und Wohlstand den Westen weit überragte, und erhob zum Sitze der Regierung die günstig gelegene Griechenstadt Byzanz am Bosporus; mit glänzenden Festen wurde sie eingeweiht, 330. Die neue Hauptstadt erhielt nach dem Kaiser den Namen Konstantinopel. § 162. Der Sieg des Christentums. Inzwischen hatte sich eine hochbedeutsame Wandlung in der Welt vollzogen: der Sieg des Christentums war entschieden. Unter Drangsal und Verfolgung hatte Christi Lehre sich unaufhaltfam verbreitet. Legionssoldaten, Kaufleute, Sklaven trugen sie bis an die Grenzen des Reiches. Da hob zu derselben Zeit, als der grausamste Christenverfolger, Diokletian, aus dem Leben schied, Konstantin der Große, der selbst noch Heide blieb, durch den Duldungserlaß von Mailand q 1 Q alle den Christen feindliche Gesetze auf und gewährte ihnen Oj.o Freiheit ihrer Religion. „Die Christen", so bestimmte er, „üben gleich allen übrigen Untertanen ihre Religion völlig frei aus, und jeder kann ungehindert zu ihnen übertreten." Zehn Jahre später machte der Kaiser das Christentum zur alleinigen Staatsreligion. Welch rasche Fortschritte es unter den Völkern schon gemacht hatte, bekundete die erste allgemeine Kirchenversammlung, die bald her- 09p: nach in der „Siegesstadt" N i c ä a in Kleinasien gehalten 0^0 wurde. Konstantin gewährte den Bischöfen zur Reise dorthin freie Fahrt in den kaiserlichen Postwagen. Als Schutzherr der Kirche nahm er selber, obgleich noch nicht Christ, an der großen Versammlung teil. Er hatte vor, sich im Jordan taufen zu lassen, aber unvermutet nahte sich sein Ende. Auf dem Sterbebette wurde er Christ. Nach dem Tode der Söhne Konstantins, die schon vor dem Vater getauft waren, suchte sein Neffe Julian, der für die homerischen Götter schwärmte, ihren Dienst vergeblich wiederherzustellen. Mit den Worten: „Nazarener, du hast gesiegt!" soll der „Abtrünnige" gestorben sein. Seit der Staat den Götterglauben nicht mehr stützte, fristete dieser nur noch auf abgelegenen Heiden, als „Heidentum", ein

7. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 33

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 33 — den Händen der Eltern. Auch sollte nicht allein der Körper tüchtig gemacht, sondern auch der Geist gebildet werden. Nachdem die Gesetze auf hölzernen Tafeln ausgestellt waren, damit jedermann sie lesen könne, ließ Solon, wie erzählt wird, die Athener schwören, daß sie zehn Jahre lang nichts an ihnen ändern wollten. Er glaubte gewiß, die Athener würden sich in dieser langen Zeit völlig an seine Anordnungen gewöhnen. Dann ging der weise Mann auf Reisen in die weite Welt und starb in der Fremde. § 56, Pisistratus. Die Zwietracht zwischen Adel und Volk hörte trotz der Gesetze Solons nicht auf. |Da§ machte sich sein ehrgeiziger Verwandter Pisistratus zunutze. Eines Tages brachte er sich selber eine Wunde bei, stürzte dann auf den Markt und bat das gerade versammelte Volk um Schutz) die Adligen hätten ihn ermorden wollen, und er sei nur mit Mühe dem Tode entronnen. Betört gab man ihm zu seiner persönlichen Sicherheit eine Leibwache von dreihundert Keulenträgern. Pisistratus hatte "gewonnenes Spiel; er besetzte plötzlich die Burg der Stadt und machte sich zum Tyrannen, d. h. Alleinherrscher aus eigener Gewalt, 560. | Zweimal vertrieben, wußte er sich schließlich klug bis an sein Ende zu behaupten. Des Pisistratus Sohn H i p p i a s regierte 'anfangs mit gleicher Klugheit und Milde wie der Vater. Als jedoch sein jüngerer Bruder Hipparch bei einem Feste von zwei Jünglingen ermordet worden war, wurde er mißtrauisch und grausam. Das machte ihn verhaßt. Der Tyrann wurde mit Hilfe der Spartaner vertrieben und begab sich in den Schutz des Perserkönigs. So endete gerade ein halbes Jahrhundert nach dem Auftreten des Pisistratus die Tyran- ~ * r\ nenherrschaft in Athen.1) Olö § 57, Das Scherbengericht. Um zu verhüten, daß wieder ein Tyrann auftrete, setzte der Archon Klei st Heues das sonderbare Scherbengericht ein. Wenn nämlich ein Bürger zu mächtig schien, so konnte das Volk ^erklären, daß sein Aufenthalt in Athen für den Staat gefährlich sei. Man kritzelte dann den Namen des Mannes auf eine „Scherbe", ein Tontäfelchen. Kamen auf diese Weise 6000 Stimmen gegen ihn zustande, so mußte er auf fünf oder zehn Jahre in die Verbannung gehen; in dieser langen Zeit, so meinte man, würde er seinen Anhängern wohl entfremdet werden. Nicht wenige bedeutende Männer wurden auf diese Weise aus der Heimat verwiesen. Doch galt die Verurteilung nicht als entehrende Strafe; das Vermögen des Verbannten wurde nicht angetastet, und feine Familie durste' in Athen bleiben. x) Gedichte: Schiller, „Der Ring des Polykrates" und „Die Kraniche des Jbykus." Schlegel, „Arion." Voos-Zurbonsen, Geschichte für Mädchen-Mittelschulen, Teil Ii« 3

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 1

1914 - Düsseldorf : Schwann
A. Bilöer aus der älteren deutschen Geschichte. 1. Armin oder Hermann, der Befreier Dentschlands. 1. Die Germanen. Wer etwa um die Zeit von Christi Geburt das Land unserer Vorfahren, der Germanen, betrat, der fand es uoch voll von düsteren, wildreichen Wäldern und ungeheuren Sümpfen. Die Bewohner selbst zerfielen in zahlreiche Stämme, die sich oft untereinander bekriegten. Sie waren große, kräftige Menschen mit blondem Haar, und ihre blauen Augen blickten kühn und trotzig in die Welt. Hohe Vorzüge des Charakters zeichneten die Germanen aus: Tapferkeit und Freiheitsliebe, Treue und Gastlichkeit rühmten an ihnen auch ihre Feinde. Heilig war bei ihnen die Ehe, sorgsam die Erziehung. In hoher Achtung stand die Frau. Ihre Götter, deren oberster Wodan war, ehrten sie durch Opfer in heiligen Hainen. Einsam lebten die Familien auf ihren zerstreut liegenden Gehöften; Städte gab es nicht. Außer dem Eisen kannten die Germanen kein Metall, außer Hafer und Gerste kein Getreide. Vieh war ihr liebster Reichtum. Den Ackerbau und die Sorge für Hans und Hof überließ der Mann den Frauen, Kindern und Sklaven; feine Hauptbeschäftigung waren Jagd und Krieg. Die westlichen und südlichen Nachbarn unserer Vorfahren waren die Römer. Sie waren ein mächtiges Volk und hatten viele Länder erobert. Von Germanien besaßen sie alles Land westlich vom Rhein und südlich von der Donau. Unter dem Kaiser Augustus versuchten die Römer auch das innere Deutschland zu unterwerfen, und sie drangen sogar bis zur Elbe. Des Kaisers Statthalter V a r u s behandelte die freien Germanen bereits wie römische Untertanen; erlegte ihnen Steuern auf und richtete über sie nach römischen Gesetzen. Darüber ergrimmten die Germanen. 2. Die Varusschlacht. Niemanb fühlte aber die Schmach und Csrniebrigung seines Volkes tiefer als Armin ober Hermann

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 7

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 7 — Das war das erste„Kaiserhoch"unserer vaterländischen Geschichte. Von nun an galt Karl als der erste Herrscher der Christenheit, vor dem alle Fürsten und Völker sich zu beugen hatten, und alle deutschen Könige der späteren Seit trachteten, weil sie seine Nachfolger waren, ebenfalls nach der römischen Kaiserkrone. 4. Karls Friedenstätigkeit. Karl ordnete sein großes Reich aufs beste. Sehr lag ihm die Ausbreitung von Christentum und Bildung im Volke am Herzen. Er ließ Kirchen und Klöster erbauen, richtete an ihnen Schulen ein und berief gelehrte Männer zur Unterweisung der Jugend. Auch an seinem Hofe zu Aachen gründete er eine Schule. Einmal trat er selbst in die Schulstube und hörte dem Unterrichte zu; auch die schriftlichen Arbeiten der Kinder ließ er sich vorlegen. Die Fleißigen mußten auf seine rechte Seite treten, die Trägen auf die linke. Und siehe da! Die meisten armen Kinder kamen rechts zu stehen, fast alle Kinder von Vornehmen aber links. Freundlich wandte sich der Kaiser zu den Fleißigen und lobte sie. Doch zürnend kehrte er sich darauf den vornehmen, aber trägen Kindern zu und sprach: „Schämt euch ! Werdet ihr nicht fleißig, so soll keiner von euch fortan vor meine Augen kommen, und ich werde euch bestrafen, wie ihr es verdient!“1) Auch das leibliche Wohl der Untertanen lag dem Kaiser sehr am Herzen. Auf seinen zahlreichen großen Landgütern mußte alles in bester Ordnung fein; die Bestellung der Acker und Gärten, die Zucht und Pflege des Viehes, besonders der Pferde und Rinder, sollte als Vorbild für die umwohnenden Bauern dienen.2) Die Verwalter der Güter mußten ihm alljährlich zu Weihnachten genau Bericht erstatten; sogar die Zahl der Eier, die von den Hühnern gelegt wurden, hatten sie dabei anzugeben. Karl sorgte auch für die Anpflanzung von edlen Obstbäumen, Küchengewächsen und Arzneipflanzen; er ließ Weinberge anlegen, Wälder ausroden und Sümpfe trocknen; wüste Gegenden verwandelten sich in fruchtbare Felder, und Karl freute sich, wenn er das alles sah. 5. Karls Persönlichkeit. Eine hohe Gestalt, die siebenmal die Länge seines Fußes betrug, und ein kräftiger Körperbau zeichneten den Kaiser aus. Er war mäßig in Speise und Trank; von Jugend auf an körperliche Übungen, wie Reiten, Turnen, Schwimmen, gewöhnt, erfreute er sich einer sehr rüstigen Gesundheit und war nie frank. Seine Kinder, die er sehr liebte, hielt er zu einem einfachen Leben an; die Töchter mußten spinnen, weben, sticken und sich ihre Kleider selbst machen. Am liebsten weilte er in Aachen, denn Gedichte: Gerok, „Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt" und „Wie Kaiser Karl schreiben lernte." 2) Gedicht: Greif, „Der stumme Kläger."

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 73

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 73 — steigert sich ins Gewaltige. Immer dichter wird das Netz von Eisenbahnen, das die deutschen Lande überzieht. Kaum vermögen sie die wachsenden Gütermassen zu befördern; künstliche Wasserstraßen, Kanäle, baut man zu ihrer Entlastung. Der deutsche Handel umspannt alle Länder, und unsere Handelsflotte ist die bedeutendste nächst der englischen; auf allen Meeren flattern ihre Wimpel, und deutsche Schiffahrtsgesellschaften von Hamburg und Bremen sind bereits die größten der Welt. Das Ansehen des deutschen Kaufmanns ist groß bei allen Völkern. In hoher Blüte steht auch die deutsche Landwirtschaft, denn ihre Einrichtungen sind viel besser als früher. Fruchtbare Felder und Fluren erblickt das Auge, wo einst Moor und Heide waren, und der Acker spendet reichen Segen. Je mehr Menschen jetzt in unserem Vaterlande leben, desto mehr gewinnt an Bedeutung der Bauernstand. Und das ist recht so; denn er ist der wichtigste Stand im Volke, und von seinem Gedeihen hängen alle anderen Stände ab. Auf dem Gebiete der Bildung steht unser Vaterland hinter keinem Lande der Welt zurück. Kein noch so entlegenes oder kleines Dorf gibt es, wo nicht eine Schule ist. Durch das Gesetz sind alle Eltern verpflichtet, ihre Kinder vom sechsten bis zum vierzehnten Lebensjahre in den Unterricht zu schicken, und die Obrigkeit achtet sorgsam darauf, daß die Kinder etwas Tüchtiges lernen, damit sie sich später im Leben zu helfen wissen. Alle Wissenschaften und Künste werden in unserem Volke von jeher eifrig gepflegt, und die meisten großen Erfindungen, z. B. Telegraph und Fernsprecher, sind von deutschen Männern gemacht worden. So steht unser geeintes Vaterland groß und kräftig und blühend da, und voll Liebe zu Kaiser und Reich lassen wir in unserm Herzen des Dichters Wort wiederklingen: „Deutschland, Deutschland über alles, Über alles in der Welt!"
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