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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 254

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 254 — Staaten. Ausgeführt wurde 1911 u. a.: Getreide (für 208 Mill. Mk.), Holz (190), Käse (87), Silber (73), Fische (63), Mehl (60), lebende Tiere (40), Fleischwaren (38), Holz- waren (28), Kohlen (25), Ackerbaugeräte (25), Kupfer (22). Gold (22), Felle und Häute (19), Pelze (18), Papier (16), Nickel (16), Früchte (10). Die Hauptgegenstände der Einfuhr sind Eisen und Eisenwaren (364), Woll- und Baumwollwaren (175), Kohlen (137), Drogen und Chemikalien (60), Früchte (50) und Rohbaumwolle (-49). Deutschlands Handel mit Kanada hatte 1911 einen Wert von 67 Mill. Mk. Es bezog von dort besonders Weizen (14,3), Äpfel (2,3), Mähmaschinen (1,7) und Asbest (1,7), zusammen für 24 Mill. Mk., führte dahin aus besonders Industriewaren (43 Mill. Mk.). Der Staat. Die „Herrschaft Kanada" ist ein Bundesstaat mit einer der englischen nachgebildeten beschränkt monarchischen Verfassung. Die gesetzgebende Gewalt liegt in den Händen von zwei Kammern, dem Ober- und dem Unter- hause; die ausführende Gewalt steht der britischen Krone zu und wird durch einen von dieser ernannten Statthalter (Gouverneur) ausgeübt. Sitz der Bundesregierung ist Ottawa. Die ersten Ansiedler in Kanada waren Franzosen. Schon seit der Mitle des 16. Jahr- Hunderts waren Seefahrer und Kaufleute den St. Lorenzstrom hinaufgefahren und hatten Pelzhandel getrieben. 1608 wurde dann die erste Niederlassung in Quebeck gegründet. Das Gebiet erhielt den Namen Neufrankreich und wurde einem Vizekönig unterstellt. Bald mehrte sich die Zahl der Ansiedler, da der Pelzhandel reichen Gewinn abwarf. Es bildeten sich Handelsgesellschaften, die mit großen Vorrechten ausgestattet wurden und gewaltige Landstrecken als Eigentum erhielten. Hunderte von Meilen weit drangen die „Waldläufer", wie man die Pelzjäger und Händler nannte, auf kleinen Booten in die Urwaldwildnis vor, legten hier feste Blockhäuser, „Forts", an und kehrten oft erst nach Jahresfrist wieder zurück. Dazu kamen zahlreiche katholische Missionare, Priester und Mönche, die viel zur Erschließung des Landes und zur Verbreitung der Kultur beigetragen haben. Inzwischen hatten sich aber auch Engländer in Nordamerika niedergelassen, und bald kam es zu Reibereien zwischen diesen und den französischen Ansiedlern. 1713 mußte Frankreich Neuschottland an England abtreten. Als dann später die Franzosen am Mississippi entlang, im Rücken der englischen Ansiedluugen, Forts anlegten, entbrannte 1754 ein Krieg, der mit einem völligen Siege der Engländer endete. 1763 ging ganz Neufrankreich unter dem Namen Kanada in eng- lifchen Besitz über. Die neue Kolonie wurde einem Statthalter unterstellt und erhielt 1791 eine eigne Verfassung. 1867 vereinigten sich Neuschottland und Nenbraunschweig, die bisher besondere Kolonien gebildet hatten, mit Kanada zu einem Bunde, der „Herrschaft Kanada" (Dominion of Canada). 1869 wurde nach langwierigen Verhandlungen das weite Gebiet der Hudsonbaigesellschaft durch Kauf für 6 Mill. Mk. erworben. Diese Gesellschaft hatte allmählich alle andern Handelsgesellschaften verdrängt oder in sich aufgenommen und ihre Herrschaft über das ungeheure Gebiet von den Kanadischen Seen bis zum Eismeer und von Labrador bis zum Felsengebirge ausgedehnt. 1870 traten auch Manitoba und Britisch-Kolumbien dem Bunde bei, und aus den stärker besiedelten Gebieten der ehemaligen Hudsonbaigesellschaft wurden später die neuen Provinzen Alberta und Saskatfchewan ge- bildet. Nur die Insel Neufundland mit Ostlabrador ist bis jetzt eine eigne Kolonie geblieben. Staatliche Gliederung; Siedlungen. Kanada besteht aus 9 Provinzen und einer Anzahl „Territorien". Darunter versteht man von der Bundes- regierung abgegrenzte Landgebiete, die aber noch nicht die erforderliche Cin- Wohnerzahl haben, um in den Staatenverband aufgenommen werden zu tonnen.

3. Europa - S. 15

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
15 häufig kleine, wohlgepflegte Ziergärtchen. Berühmt ist der Reinlichkeitssinn der Holländer. Das Holzwerk der Gebäude ist stets frisch im Anstrich; im Innern der Häuser herrscht peinliche Sauberkeit und Ordnung; unaufhörlich wird gescheuert und gebahnt, und überall blitzt dem Beschauer in den Küchen- und Wohnräumen spiegelblankes Kupfer-, Messing- und Zinngeschirr entgegen. Auch diese Reinlichkeit, die dem Fremden übertrieben erscheint, ist in der Natur des Landes begründet. In der feuchten, nebeligen, stets von Dünsten des wasserdurchtränkten Bodens erfüllten Luft geht alles leicht in Fäulnis über, sind Metallsachen mehr als anderswo dem Verderben ausgesetzt. Nur durch unausgesetztes Putzen lassen sich diese vor dem alles zerfressenden Roste bewahren. Nur sorgfältiges, wiederholtes Anstreichen schützt das Holz vor schneller Fäulnis, und Holzwerk, das nicht angestrichen ist, muß durch häufiges Abwaschen und Reinigen erhalten werden. Es gibt nur wenige Völker, deren Eigenart sich so leicht aus der Natur des Landes erklären läßt, wie das bei den Holländern der Fall ist. Im Gegensatze zu dem benachbarten Belgien steht die Volksbildung in Holland auf hoher Stufe. Doch sind immer noch 2 % der Rekruten des Lesens und Schreibens unkundig. Wissenschaft und Kunst haben von jeher eifrige Pflege gefunden. Die Universitäten zu Leiden und Utrecht hatten im 16. und 17. Jahrhundert europäischen Ruf, und Gelehrte wie der Humanist Erasmus von Rotterdam (f 1536), der Rechtsgelehrte Hugo Grotius (st 1645) und der Physiker Huyghens (sp. heuchens, f 1695), nehmen in der Geschichte der Wissenschaften eine hervorragende Stelle ein. Das Bedeutendste aber haben die Holländer in der Malerei geleistet, wovon die großen Bildersammlungen in Amsterdam und Haag Zeugnis ablegen (Rembrandt f 1669, Franz Hals st 1666, Ruisdal, spr. reusdal, st 1682, Polter st 1654). — Holland hat drei staatliche Universitäten, in Leiden, Utrecht und Groningen, und eine freie Universität in Amsterdam. Von Reichsdeutschen leben in Holland rund 32000, besonders in Amsterdam, Rotterdam und Haag, wo auch deutsch-evangelische Gemeinden und deutsche Schulen bestehen. Staatliche Verhältnisse. Die Niederlande bilden ein verfassungsmäßiges Königreich unter dem Hause Orbnien. Die Thronfolge gilt auch in der weiblichen Linie. Die Volksvertretung besteht aus zwei Kammern, die zu- sammen die „Generalstaaten" bilden. — Holland unterhält in Europa ein stehendes Heer von 35 000 Mann, wozu noch 40 000 Mann Kolonialtruppen kommen. Verhältnismäßig groß ist die Kriegsflotte, die 76 Fahrzeuge, darunter 9 Panzerschiffe, zählt. Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts gehörte Holland nebst dem benachbarten Belgien zum Deutschen Reiche. Dann kamen beide durch Erbschaft an das Haus Habsburg und später, als nach dem Tode Karls V. die habsburgischen Länder unter die österreichische und spanische Linie geteilt wurden, an die letztere. Die Bedrückung unter Philipp Ii. führte zum Aufstande, und in langen Kämpfen errangen sich die Holländer ihre Freiheit und Selbständigkeit, die im Westfälischen Frieden (1648) dann endgültig anerkannt wurden, während Belgien bis 1713, wo es an Österreich kam, spanisch blieb. 1815 wurden beide Länder zu einem Königreiche vereinigt, aber der religiöse Gegensatz führte 1830 wieder zu einer Trennung beider Staaten. Auswärtige Besitzungen. Die Bedeutung Hollands als Handelsmacht beruht zum großen Teil auf seinen auswärtigen Besitzungen, die an Wert nur von denen Englands übertroffen werden. Sie sind zusammen an Flächeninhalt 50 mal so groß wie das Mutter- land und haben ungefähr 7 mal soviel Einwohner (2 Mill. qkm, 39 Mill. E.). Es ge-

4. Europa - S. 287

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
287 der Spitze. Der englische Handel bewegt sich zwar immer noch in steigender Linie, aber der amerikanische und namentlich der deutsche wächst rascher. Im Anteil am Welthandel geht England zurück, schreiten Deutschland und Amerika voran. (England 1890 = 20,8 °/0, 1906 = 17,4, Deutschland 11,1 und 12,4 %, die Vereinigten Staaten 9,4 und 10 °/«). Auch am Himmel des britischen Kolonialreichs zeigen sich dunkle Wolken. Kanada und Australien haben sich hauptsächlich der englischen Einfuhr wegen mit hohen Schutzzollschranken umgeben. In Südafrika machen die Selbständigkeitsbestrebungen des Afrikandertums den Engländern viel zu schaffen, und auch in Indien zeigen sich ähnliche Bewegungen. Der Verlust einiger großer Kolonien würde für England von den schwersten Folgen sein. Endlich fühlt sich England durch das Anwachsen der Flotten anderer Mächte, namentlich Deutsch- lands, auch in seiner Seeherrschaft bedroht. Allerdings ist sein Übergewicht hier am größten, aber bei der notwendigen Vermehrung der Kriegs- und Kauffahrteiflotte wird es immer schwieriger, aus dem eigenen Lande die erforderliche seetüchtige Bemannung zu beschaffen, und schon heute besteht die Besatzung der Frachtdampfer und Segelschiffe zum großen Teil aus Angehörigen andrer Völker. Die allmählich durchdringende Erkenntnis dieser bedrohlichen Umstände hat in England in der letzten Zeit eine wachsende Beunruhigung und eine gereizte Stimmung hervor- gerufen, die sich bekanntlich in erster Linie gegen das mächtig aufstrebende Deutschland richtet, und man macht jetzt die gewaltigsten Anstrengungen, um durch den Ban einer übermächtigen Kriegsflotte wenigstens die Herrschaft zur See, den Grundpfeiler des Britischen Reiches, im vollen Umfange aufrecht zu erhalten. Der Sorge um die Zukunft ist auch der an Stärke gewinnende, in letzter Zeit namentlich von Chamberlain (tschemberlen) vertretene Imperialismus entsprungen, dessen Streben dahin geht, durch Schaffung eines „größeren Britanniens", d. h. durch einen engeren Zusammenschluß der Kolonien mit dem Mutierlande, die politische und wirtschaftliche Machtstellung des Britischen Reiches zu festigen und zu heben. Die Verwirklichung seiner Ziele scheint indessen bei den stark einander widerstreitenden Interessen der einzelnen Länder noch in weiter Ferne zu liegen. b) Wirtschaftliche Verhältnisse. Landwirtschaft. Im Vergleich zu den Haupterwerbsquellen, der Industrie und dem Handel, spielt die Landwirtschaft auf den Britischen Inseln, insbesondere in Großbritannien, eine untergeordnete Rolle. Gebirgswüsteneien, Heiden, Moore, Wege, Eisenbahnen, Fabrikgebäude und Wohnhäuser bedecken eine ver- hältnismäßig große Fläche, mehr als V3 des ganzen Landes (34,6 °/0, D. 9,3), in Schottland sogar über 7/10 der Gesamtfläche. Nur 13, in England gar nur 8,8 o/o der erwerbstätigen Bewohner entfallen auf die Landwirtschaft gegen 37,5 °/0 in Deutschland. Die Eigentumsverhältnisse sind in England ganz andere als in Deutschland. Einen eigentlichen Bauernstand gibt es nicht. Fast das ganze Land ist in den Händen von adligen Großgrundbesitzern, die ihre Güter aber nur selten selbst bewirtschaften. Die Landwirte sind darum fast alle Pächter. „Kleine freie Bauernschaften, die bis 20 ha groß sind, machen nur 6 °/0 vom Grund und Boden aus." Dem Ackerbau, dessen Hauptgebiet die Ostenglische Ebene ist, dienen 24,9 °/0 der Bodenfläche, etwa halb so viel wie in Deutschland. Dabei ist aber noch zu beachten, daß ein unverhältnismäßig großer Teil der Felder nur Futterkräuter trägt. Die Ernte

5. Europa - S. 295

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
295 in überseeische Länder (aus D. 32000); 145000 gingen in die Vereinigten Staaten, die andern in die britischen Kolonien, in denen im ganzen etwa Io Mill. Engländer ansässig sind. Die Volksart. Die Engländer sind ein Volk von ausgeprägter Eigenart. Ihr Äußeres, der schlanke und kräftige Körperbau, die weiße und zarte Haut, das hellblonde oder braune Haar und die blauen Augen verraten die germanische Abstammung. Doch findet man, namentlich unter den niederen Ständen, auch viele schwarzhaarige und dunkel- äugige Gestalten, deren Ahnen vielleicht der vorkeltischen Urbevölkerung angehörten. Manche lobenswerten Eigenschaften zeichnen den Engländer aus. Er hat einen ausgeprägten Familiensinn und liebt es deshalb, möglichst allein in einem Hause zu wohnen, das er sehr behaglich einzurichten versteht. Ein Wirtshausleben wie in andern Ländern Europas ist in England fast unbekannt. Selbst in London werden die Wirtschaften um Mitternacht geschlossen. Von großem Einfluß auf das Leben des Engländers ist die Religion. Der Sonntag wird streng heilig gehalten. Alle Geschäfte ruhen, der Verkehr wird eingeschränkt, kein Brief, keine gewöhnliche Depesche ausgetragen, die Gasthäuser sind nur von 1—3 und von 6—11 Uhr geöffnet. Keine Theatervorstellung, kein öffentliches Konzert, keine Volks- belustigung findet statt. Das Gesetz gestattet nicht, daß irgend ein Mensch am Sonntag gehalten sein soll, zu arbeiten. Auch die Mahlzeiten der herrschaftlichen Familien werden eingeschränkt, so daß die Dienstboten wenigstens den Nachmittag und Abend frei haben. Der Morgen gehört dem Kirchenbesuch; am Nachmittage aber ergeht sich alles in der freien Natur und sucht dort Erholung und Erquickung. Deshalb ist auch der „blaue Montag" in England eine unbekannte Erscheinung. Der religiöse Sinn offenbart sich auch in den großartigen Veranstaltungen der christlichen Liebestätigkeit, in den gewaltigen Aufwendungen für die Heidenmission und die Bibelverbreitung. Ein großer Freund ist der Engländer von allen körperlichen Übungen. Bewegungsspiele aller Art, Fußball, Tennis, Krocket, Wettrudern, Boxen, bei den Reicheren Wettrennen und Jagden zu Pferde werden mit Leiden- schaftlichkeit getrieben, und nicht zum wenigsten diesen Übungen verdankt England sein kräftiges Volkstum. Die Engländer sind ferner ein sehr freiheitlich gesinntes Volk. Von allen Staaten Europas hat England zuerst eine Verfassung erhalten. Im öffentlichen Leben kann sich jeder frei von Polizeivorschriften bewegen. „In England ist alles erlaubt, was nicht geradezu verboten ist, und verboten ist sehr wenig." Daneben aber ist dem Engländer ein starker Sinn für Ordnung und Gesetz eigen. „Er sieht das Gesetz nicht als ein fremdes Joch an, sondern als das Recht und die Ordnung, die er sich selbst bestimmt hat. Daher geschieht es denn auch, daß die Engländer mit den hohen und niedern Vertretern des Gesetzes auf einem durchaus freundschaftlichen Fuße stehen." Ein hervor- ragender Zug im Wesen des englischen Volkes ist sein praktischer Sinn, seine Arbeits- freudigkeit und Tatkraft und seine Unternehmungslust. Diesen Eigenschaften verdankt England, abgesehen von den günstigen Naturbedingungen, die Höhe seiner wirt- schaftlichen Entwicklung, seinen ausgedehnten Handel, die Erwerbung seiner Kolonien. Aber neben diesen lobenswerten Eigenschaften hat das englische Volk auch manche unangenehmen Seiten. Sein berechtigter Nationalstolz zeigt sich häufig als Hochmut und Rücksichtslosigkeit gegenüber Angehörigen andrer Völker. Sein Erwerbstrieb artet häufig in Selbstsucht und Habgier aus. Im politischen Leben hat sich England sehr oft, wenn sein Nutzen in Betracht kam, sehr unzuverlässig gezeigt, so daß man sprich- wörtlich vom „perfiden Albion" redet. Im gesellschaftlichen Leben bestehen die schärfsten Klassenunterschiede, der größte Reichtum neben der bittersten Armut. Die vornehme eng- lische Welt, die von ihrer Rente leben kann, so äußert sich Peters einmal, ist zu einer Gesellschaft von Nichtstuern geworden, die nur ihrem Vergnügen lebt und moralisch und körperlich zugrunde gehen würde, wenn sie nicht der eifrig betriebene Sport aufrecht hielte.

6. Europa - S. 14

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
14 (29 Will, kg), Margarine (48 Mill. kg), Käse (52 Mill. kg), Heringe (86 Will, kg) n. a. Fische. Flachs, Gemüse usw. Eingeführt werden insbesondere Getreide und Mehl. Eisen und Eisenwaren, Steine, Holz, Kohlen, Webwaren usw. Deutschland erhielt aus Holland 1905 u. a. Butter (für 27,7 Mill. Mk.), Fleisch (18,1), Käse (14,8), Tabak (13,3), Gemüse (12,4), Blumen (7,7), zusammen für 257 Mill. Mk. - es führte aus nach Holland: Kohlen (für 60 Mill. Mk.), Kleider und Wäsche (33,9), Eisen- waren (48,7), Woll- und Banmwollwaren (27,9), Steine (11,3), Maschinen (10,1), zu- sammen für 449 Mill. Mk. Die Bewohner Hollands sind deutscher Abkunft und gehören vier nah- verwandten Stämmen an. Im W. und in der Mitte wohnen die eigentlichen Holländer, die 3/4 des Volkes ausmachen, im S. Flamen (Niederfranken), an der Nordküste und auf den Inseln Friesen, in der Gegend des Bourtanger Moors Niedersachsen. Sie alle sind aber jetzt zu einem Volke mit gemein- samer Schriftsprache, dem Holländischen, verschmolzen. 3/5 der Bevölkerung sind evangelisch und zwar überwiegend reformiert, die übrigen katholisch. Die Katholiken wohneit hauptsächlich s. vom Rhein, in Limburg und Brabant. Die etwa 100 000 Juden sind größtenteils aus Spanien eingewandert. Die eigentlichen Holländer, die nach Zahl, Sprache und Gesittung den herrschenden Stamm bilden, sind die Nachkommen der alten fränkischen Bataver, die zur Zeit der Römerherrschaft in Deutschland die Mündungsgebiete des Rheins, der Maas und der Schelde bewohnten. An sie erinnert wahrscheinlich noch der Name der Landschaft Betuwe (früher Betua); nach ihnen ist Batavia, die Hauptstadt Javas, benannt worden und hat der Staat, den die Franzosen zur Revolutionszeit an Stelle des alten Hollands errichteten, die Bezeichnung Batavische Republik erhalten. Die holländische Sprache, von den Holländern selbst als Niederdeutsch (Niederduitsch) bezeichnet, war ursprünglich nur eine niederdeutsche Mundart, hat sich aber infolge der Trennung Hollands von Deutschland zu einer eigenen Sprache mit einem reichen Schrifttum entwickelt und wird außerhalb Hollands auch in Südafrika und Niederländisch-Jndien gesprochen. Sie ist indessen der am Niederrhein gesprochenen deutschen Mundart noch heute so ähnlich, das; sich die Be- wohner diesseit und jenseit der Grenze ohne Schwierigkeit verständigen können. Das Friesische wird noch als Mundart gesprochen, geht aber seinem Erlöschen entgegen; das Flämische ist von dem Holländischen nur wenig verschieden. Trotz ihrer deutschen Abstammung haben sich die Holländer unter dem Einfluß der Natur ihres Landes, ihrer Beschäftigung und ihrer Geschichte zu einem selbständigen Volke mit durchaus eigenartigem Gepräge entwickelt. In vielem gleichen sie mehr den Engländern als den Deutschen. Der Holländer liebt die Ruhe und Behaglichkeit. Dem Fremden erscheint er zurückhaltend, verschlossen und träge. Aber was sich als Trägheit gibt, ist eigentlich nur Bedächtigkeit und Besonnenheit, die er in den ewigen Kämpfen mit dem Meer und der Natur seines Landes erworben hat. In der Arbeit entwickelt er eine ungemeine Tatkraft und Ausdauer, in der Gefahr Überlegung, Mut und Entschlossenheit. Das Bewußtsein, selbst der Schöpfer seines Landes zu sein, für dessen Unabhängigkeit und Größe außerdem seine Vorfahren so viel Blut verloren haben, verleiht ihm ein hohes Selbstgefühl und eine unbezähmbare Liebe zur Freiheit und Unabhängigkeit. Eine der besten und schönsten Eigenschaften des Holländers ist seine Häuslichkeit. Wie der Engländer lebt er gern für sich im eigenen, wenn auch kleinen Hause, das er behaglich und wohnlich einzurichten versteht. Überall sieht man Blumen an den Fenstern, und vor den Häusern

7. Europa - S. 213

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
213 Brasiliens, Mittelamerika und den Süden Nordamerikas, in Asien die Philippinen u. a. Inselgruppen. Aber schon unter Karls Nachfolger, dem finstern Philipp Ii., sank Spanien rasch von seiner Höhe herab. Die Niederlande erkämpften sich ihre Freiheit, die große, gegen England ausgesandte Flotte, die stolze Armada, ging in einem Sturme zugrunde. Die vielen auswärtigen Kriege, der Menschenabfluß nach der Neuen Welt, die furchtbaren Verfolgungen, die über Juden, Moriskos und Evangelische ergingen, entvölkerten das Land. Die Einwohnerzahl, die zur Zeit der Maurenherrschaft etwa 25 Mill. betragen hatte, sank gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf weniger als 6 Mill. herab. Eine weitere Ursache des Niedergangs waren die reichen Schätze an Edelmetallen, die dem Volke fast mühelos aus den überseeischen Besitzungen zuflössen. Die Erwerbsquellen des Mutterlandes, der Landbau und die Gewerbetätigkeit, wurden vernachlässigt, ganze Landschaften verödeten, und, was das Schlimmste war, das Volk entwöhnte sich der Arbeit, womit ihm jeder Antrieb zum Fortschritt verloren ging. Zerrüttung des Staatswesens, Armut und Elend der Be- völkerung war die Folge. Dem innern Verfall entsprach der äußere. Die Seeherrschaft ging an die Holländer und Engländer verloren. Der Spanische Erbfolgekrieg (1701—15) brachte den Verlust der europäischen Besitzungen. Im 2. und 3. Jahrzehnt des 19. Jahr- hunderts machten sich die amerikanischen Länder frei, und 1898 verlor Spanien durch den Krieg mit den Vereinigten Staaten auch noch den Rest dieser Besitzungen, Kuba und Puerto Rico, sowie die Philippinen in Asien. Einige Inselgruppen der Südsee, die Karolinen und Marianen, hat es für 16 Mill. Mk. an Deutschland verkauft. Heute gehören von auswärtigen Besitzungen zu Spanien nur noch die sog. Presidios, fünf Festungen an der Küste Marokkos, darunter Ceuta (ßö-uta), und die Kanarischen Inseln (7300 qkm, 359000 E.), die aber beide nicht als Kolonien be- trachtet, sondern zum Mutterlande gerechnet werden; ferner einige Inseln im Busen von Guinea (Fernando) sowie ein kleines Gebiet an der Küste von Französisch-Kongo und ein ziemlich wertloser Landstrich an der Westküste der Sahara. b) Pas Königreich Portugal. (89000 qkm, 5 Mill. E., 57 auf 1 qkm). Wirtschaftliche Verhältnisse. In Portugal ist der Bodenbau noch mehr vernachlässigt als in Spanien. Fast die Hälfte der Landfläche (46cho) entfällt auf Ödland, nur */4 ist angebaut. Gleichwohl ist der Haupterwerbszweig auch hier die Landwirtschaft. Am besten angebaut und am ertragreichsten ist der feuchtere Norden des Landes, wo ein wohlhabender Bauernstand ansässig ist. S. von Tajo dagegen, wo der Großgrundbesitz vorherrscht, liegen große Flächen als Heideland da. Die Hauptgetreidearten sind Hirse, Mais und Weizen. Sehr bedeutend ist der Weinbau, der im ganzen Lande betrieben wird, im Duerogebiet aber das Wirtschaftsleben vollständig beherrscht. Unter den Aussuhrgegenständen steht der Wein weitaus an erster Stelle. Die Landschaft Algarve im S., die neben großen Halfasteppen auch Gebiete mit gartenähnlichem Anbau aufweist, liefert be- deutende Mengen von Südfrüchten aller Art. In der Viehzucht stehen auch hier Schafe und Ziegen an erster Stelle. Nur im N., von wo viel Schlachtvieh nach England ausgeführt wird, überwiegt die Rinderzucht. Der Wald, meist aus Kork- eichen bestehend, bedeckt nur 3 °/0 der Landstäche. Portugal ist das waldärmste Land
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