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F. Die deutschen Schutzgebiete.
Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein-
getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf
folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer
weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen
ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein
Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu-
setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be-
deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden-
bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden-
burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte
einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame
König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter-
nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die
Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches,
wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem
Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand
das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der
Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not-
wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander,
die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst
später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und
Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea
und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die
Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die
Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an-
riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands,
behindert und zurückgedrängt zu werden.
1. Togo.
(87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.)
Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von
der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung,
650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte
Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch
englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem
Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran-
zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste
(Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche
Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes,
sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses
ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt.
Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare
Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_von_Branden- Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Venezuela Guinea Deutschlands Kamerun Samoa Englands Hamburg Hannover Berlin Atlantischen_Ozean
180
Italien.
harten Steinen besonders in Florenz, Glasmosaik in Rom und Venedig;
feine Oele, Essenzen, Darmsaiten, Wachslichter, Maccaroni.
H 2óñ. Das Land ist durch seine günstige Lage geeignet für
die Verbindung der Levante mit dem Abendlande. Der Handel hob
sich im Mittelalter zuerst wieder aus dieser Halbinsel in Amalfi, dann
in Venedig, Pisa, Genua. Hier gab es die ersten Wechsel, die ersten
Banken in Venedig und Genua. Der Verfall trat im 16. Jahr-
hundert ein seit der Entdeckung des neuen Seewegs nach Ostindien.
Wie die Industrie, so concentrirt sich auch der Handel allein in den
großen Städten. Mailand und Neapel sind Wechselplätze. Ein
eigentliches Eisenbahnnetz besteht nur in der Po-Ebene. Zu den
jenseit der Alpen gelegenen Ländern führen und zwar nach Frankreich
die Eisenbahn über den Mt. Cenis, durch die Schweiz und in die
obere Rheinebene die im Bau begriffene Linie über den St. Gotthard,
durch Tirol nach Bayern die Brennerbahn. In der Halbinsel gehen
die Linien auf beiden Seiten des Gebirges nach Süden und über-
steigen viermal den Apennin. Die östliche Linie führt von Bologna
über Ancona nach Otranto u. v. Bari über Tarent nach Reggio; die
westliche von Bologna über Florenz, Rom, Neapel bis über Salerno.
Auch in Sicilien hat der Bau von Palermo und Messina aus be-
gonnen. Die ilänge der Bahnen beträgt 6780 Kilom. (1873), Tele-
graphendrähte verbinden außerdem Genua mit Corsica und Sardinien,
Cagliari mit Bona und Dialta; ihre Länge betrug 1873 19400 Kilom.
Die italienische Schaffahrt blüht auf in Folge neuer Handels-
verträge, Vermehrung der Consuln im Auslande, Bau von Eisenbahnen
und Landstraßen nach den Häsen. Italien beeifert sich den Handel des
adriatischen Meeres in seine Hand zu bekommen, also Oesterreich und
Triest abzuschneiden;''daher die Eisenbahn über Ancona nach Brindisi,
daher die eifrigen Hafenbauten in jener Stadt, wo sich sehr bezeichnend
eine adriatisch-orientalische ^^-Gesellschaft gebildet hat. Von Brindisi
geht die englisch-indische Ueberlandpost nach Alexandrien. Die wich-
tigsten Seeplätze ordnen sich nach der Zahl der eingehenden Tonnen so:
Genua, Messina, Livorno, Neapel, Palermo, Venedig, Ancona,
Catania, Brindisi, Cagliari. Am meisten Schiffe besitzen Genua, Neapel,
Castellamare, Palermo, Pozzuoli, Livorno und Ancona.
Die gesamte Einfuhr betrug 1872 1300 Mill. Lire, die Ausfuhr
1288 Mill. Lire. Die Hauptverkehrsländer sind Frankreich, England,
Oesterreich, Schweiz und Rußland. Der Verkehr mit Deutschland wird
größtentheils durch Hamburg und Bremen vermittelt. Der transatlant.
Verkehr geht nur nach den Vereinigten Staaten u. den Laplatastaaten.
Ausfuhrartikel sind rohe und gehaspelte Seide, feine Seidengewebe,
Schwefel (1862: 2,119,400 Cantar [ä 1582/3 Zoll-Pfd.) aus Sicilien
allein), Wein, Reis, Oel, frische und getrocknete Früchte, rohe und ge-
schliffene Korallen, verschiedene Farbstoffe, Alaun, Seesalz, Marmor,
Alabaster, Essenzen, Käse, Maccaroni, Strohgeflecht. Einfuhrartikel
sind Manufaktur- u. Colonialwaaren, Holz, Getreide, Metallwaaren, Glas.
Die Kauffahrt ei flotte hatte 1874 im Königreich 11,000 Schiffe
langer Fahrt mit über 1 Mill. Ton. In der Seeschiffahrt sind 1872
18,000 Schiffe mit ca. 4 Mill. Ton. eingelaufen und ebensoviel ausgelaufen.
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Extrahierte Personennamen: Maccaroni Gotthard Otranto Reggio
Extrahierte Ortsnamen: Italien Florenz Rom Venedig Amalfi Venedig Genua Venedig Genua Ostindien Mailand Neapel Frankreich Bayern Bologna Ancona Bari Bologna Rom Neapel Salerno Sicilien Palermo Messina Genua Sardinien Cagliari Oesterreich Ancona Brindisi Brindisi Genua Messina Livorno Neapel Palermo Venedig Ancona Catania Brindisi Cagliari Genua Neapel Palermo Livorno Ancona Frankreich England Oesterreich Deutschland Hamburg Bremen Sicilien Maccaroni
182
Michel Angelo, Correggio u. a.) wieder der Bannerträger einer neuen Entwicklung, und
welche Stellung es im Gebiete der Musik eingenommen hat, beweist u. a. der Umstand,
daß die meisten musikalischen Fachausdrücke italienischen Ursprungs sind. Später ist es
dann allerdings, hauptsächlich infolge unglücklicher politischer Verhältnisse, von seiner Höhe
herabgesnnken. Andere Völker haben es wie auf wirtschaftlichem, so auch auf geistigem
Gebiete weit überflügelt. Aber noch immer gehört das italienische Volk zu den Hauptkultur-
völkern der Erde, und die großen Fortschritte, die es in den letzten Jahrzehnten auf allen
Gebieten gemacht hat, beweisen, daß die ihm innewohnenden geistigen Kräfte zu neuem
Leben erwacht sind.
e) Das Königreich Italien.
(287000 qkm, 33,6 Mill. E., 118 auf 1 qkm).
Der Staat. Italien ist eine verfassungsmäßige Monarchie. Die Volks-
vertretung besteht aus zwei Häusern, dem Senat und der Depntiertenkammer.
Das Kriegsheer hat eine Friedensstärke von 278 000, eine Kriegsstärke von
789000 Mann. Die Kriegsflotte, ihrem Range nach die 5. in Europa,
zählte zu Anfang 1909 146 Schiffe, darunter 16 Linienschiffe und 9 Panzer-
kreuzer, mit einem Gehalte von 317000 t (D. 683000 t).
Geschichtliches. Das Königreich besteht seinem heutigen Umfange nach erst seit
dem Jahre 1870. Das ganze Mittelalter hindurch und bis in die Neuzeit hinein zerfiel
Italien in eine Menge kleiner, häufig wechselnder Staatsgebilde, und oft standen große
Gebiete unter der Herrschaft andrer Völker, der Deutschen, Araber, Normannen, Spanier,
Franzosen und Österreicher. Noch 1859 gab es auf der Halbinsel 8 Staaten, die dann
teils auf friedlichem Wege durch Volksabstimmung, teils durch Eroberung innerhalb eines
Jahrzehnts zu einem Staate verschmolzen wurden. Die Einigung ging vom Königreiche
Sardinien aus, zu dem außer der gleichnamigen Insel auch Piemont, Ligurien und die
später an Frankreich abgetretenen Landschaften Savoyen und Nizza gehörten. 1859 wurde
mit Hilfe Frankreichs die Lombardei den Österreichern entrissen. Im folgenden Jahre
schlossen sich das Großherzogtum Toskana und die Herzogtümer Parma und Modena an,
der Freischarenführer Garibaldi eroberte das Königreich Neapel und Sizilien, und König
Viktor Emanuel besetzte einen Teil des Kirchenstaates (die Emilia). 1866 wurde Venetien
von Österreich gewonnen, 1870 der Rest des Kirchenstaates mit Rom besetzt. — Der Staat
erreicht nicht überall seine natürlichen Grenzen. Malta gehört den Engländern, Korsika
und Nizza den Franzosen, im N. reichen die Schweiz im Tessin-, Österreich im Etschgebiet
auf die Südseite der Alpen und in italienisches Sprachgebiet hinüber, und innerhalb des
Reiches bestehen noch zwei selbständige Staatswesen, die Republik San Marino (S. 151)
und der päpstliche Vatikan, der Rest des Kirchenstaates (S. 158).
Auswärtige Besitzungen. Italien besitzt zwei Kolonialgebiete, Eritrea, den
Landstrich zwischen Abessinien und dem Roten Meere (110000 qkm, 280000 E.), und
einen Teil des Somalilandes (380000 qkm, 400000 E.). Beide Länder sind ziemlich
wertlos und verursachen dem Staate große Kosten, ohne ihm viel einzubringen.
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Extrahierte Personennamen: Michel_Angelo Correggio Garibaldi Viktor_Emanuel Viktor Emilia)
Extrahierte Ortsnamen: Italien Italien Europa Italien Normannen Sardinien Ligurien Frankreich Nizza Frankreichs Neapel Sizilien Rom Malta Korsika Nizza Schweiz Republik_San_Marino Italien Eritrea Abessinien
171
Wichtiger als die genannten ist die Gruppe der Maltairiseln (Malta,
Komino und Gozzo), 75 km s. von Sizilien (320 qkm, 194000 E., 598
auf 1 qkm). Es sind steil aus dem Meere aufsteigende, oben flache, verwitterte
Kalkfelsen, ohne Berge und Flüsse. Der ursprünglich ganz unfruchtbare Boden
ist durch Erde, die man aus Sizilien herübergeholt hat, und durch Anlegung
von Stufen an den Abhängen in ertragreiches Land umgeschasfen worden. Die
Bewohner bauen Südfrüchte, Wein und besonders Frühgemüse und Kartoffeln,
die als seltene und teure Ware bereits im Februar und März auf den euro-
päischen Markt kommen. Doch reicht der Ertrag nicht aus, die überaus dichte
Bevölkerung zu ernähren, und sehr viele sind genötigt, sich in andern Ländern
ihren Unterhalt zu erwerben. Die Inselgruppe gehört den Engländern und
bildet für diese wegen ihrer Lage zwischen dem w. und ö. Becken des Mittel-
meers eine wichtige Schiffahrtsstation auf dem Wege nach Indien. Die Haupt-
stadt La Valetta (64000 E.) ist stark befestigt und hat einen bedeutenden
Durchgangsverkehr.
Die Maltagruppe war im Altertum nacheinander im Besitz der Phönizier, Griechen,
Karthager und Römer, später der Araber. Karl V. schenkte sie dem Johanniterorden, der
von nun an auch Malteserorden hieß. Die Ritter wußten sich auf der schwer angreifbaren
Hauptinsel ihrer Feinde, der Türken, zu erwehren. Zur Zeit der französischen Revolution
aber war die Macht des Ordens so gesunken, daß sich Bonaparte auf seinem Zuge nach
Ägypten der Inseln bemächtigen konnte. Sie wurden ihm jedoch bald (1800) von den
Engländern wieder entrissen, in deren Besitz sie seitdem geblieben sind.
b) Sardinien, Korsika und Elba.
Sardinien, fast so groß wie Sizilien (24000 qkm, 810000 E., 33 auf
1 qkm), bildet mit dem zu Frankreich gehörigen Korsika den w. Abschluß des
Tyrrhenischen Meeres. Beide Inseln liegen im Meridian von Genua uttd sind
durch die Straße von Bonifacio (bonifütscho) voneinander getrennt. Sardinien
ist fast rechteckig, doppelt so lang als breit, und an jeder der vier Seiten greift
das Meer mit einer größeren Bucht ins Land ein. Fast die ganze Insel ist
von Gebirgen erfüllt, die bis nahezu 1800 m ansteigen (Monte Gennargenlu
1790 m). Dazwischen und hin und wieder an den Küsten liegen Tieflands-
flächen, die teils dem Getreidebau dienen, teils versumpft und ungesund sind.
Zur Römerzeit war die Insel ein an Getreide reiches Land, jetzt ist sie sehr
heruntergekommen. Nur 1/i der Bodenfläche ist angebaut. Das übrige ist Wald,
Weide und Sumpf. Außer Getreide gedeihen auch alle andern Erzeugnisse
Italiens. Das Meer ist reich an Korallen, die Berge enthalten ergiebige
Erzgänge, namentlich Zink und Blei, auch Silber und Eisen, so daß Sardinien
das Hauptland des italienischen Bergbaus bildet. Gleichwohl ist die Insel sehr
dünn bevölkert. Die Bewohner, die eine eigene, von allen romanischen Sprachen
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280
Europa.
wohlbenutzten Garten. In dem übrigen Lande läßt man
die^ Natur gewahren. Der Jtaliäner treibt nur die Ge-
schäfte gern, die ihm am wenigsten Mühe macken, also
Weinbau und Viehzucht. Beide sind allgemein. Der
Weinstock wird ja nicht gepflegt, wie in Deutschlaud, son-
dern rankt vom Baum zum Baum. An den Küsten wird
starke Fischerei getrieben. Die Industrie ist überhaupt
nicht so bedeutend, als man bei solchem Reichthum erwar-
ten sollte. Die Bewohner sind zwar anstellig, nur muß
ihnen das Gewerbe wenig Mühe verursachen. Die Sei-
denmanufakturen sind am wichtigsten, besonders zu Mailand,
Bologna, Venedig, Genua, Lucca, Florenz, Neapel, Reg-
gio. Der Handel ist passiv und bei weitem nicht das,
was er vor Entdeckung des Weges nach Ostindien war.
Zur Ausfuhr kommen: Seide, seidene Zeuge, Getreide,
Oel, Wein, Baumwolle, Südfrüchte; Pferde, Sardellen;
Porzellan, Marmor, Schwefel rc. Die Einfuhr besteht
in: Zucker, Thee, Kakao, Leinwand, Wollenzeug, Eisenwaa-
ren, Metallen, Flachs, Hanfrc.
Die Gold- und Silber münzen sind in den ver,
schiedenen Staaten auch verschieden. Man rechnet nach
Denaren, Soldi, Liren (3 — 7^.), Paoli, Gold- und Sil-
berducato:c.
Die Geschichte des Landes ist kürzlich folgende:
Nach dem Untergange des weströmischen Reichs (476) ent-
stand zuerst die germanische Herrschaft des Odoaker. Die-
ser unterlag den Ostgothen (493), welche das Land be-
herrschten, bis der griechisch-römische Kaiser den mittlern
und untern Theil wieder in Besitz nahm (553), worauf
die Longo barden sich des Nordens bemächtigten (568).
Karl d. G. eroberte (800) einen großen Theil Italiens
und ließ sich als römischen Kaiser krönen. Als solcher be-
stätigte er dem röm. Bischöfe die schon von seinem Vater
Pipin gemachte Schenkung von Ländereien, wodurch der
erste Grund zum Kirchenstaate gelegt wurde. Im 10 ten
Jahrh, vereinigte Otto d. G. den größern Theil Deutsch-
lands und die Kaiserwürde mit Deutschland. Bald waren
aber die Papste unabhängig; auch mehrere Grafen und
Städte entzogen sich dem deutschen Lehnsverband, während
die Normannen in Neapel ein eignes Reich gründeten. Al-
les dieß gelang um so leichter, da der Kampf der Welfen
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Otto
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschlaud Mailand Bologna Venedig Genua Lucca Florenz Neapel Ostindien Italiens Deutschland Neapel
Italien. Sardinien.
281
und Gibellinen Deutschland in zwei Parteien zerspaltete.
Die einzelnen italischen Staaten wurden mächtig, besonders
war dieß der Fall mit Venedig und spater mit Genua.
Ueberhaupt war vom I6ten Jahrh, ab Oberitalien die Ur-
sache zu den heftigsten Kriegen zwischen Spanien, Frank-
reich und Deutschland. Italien war aber und blieb in meh-
re kleinere Staaten getheilt. Jetzt besteht es aus drei Kö-
nigreichen: dem Sardinisch en, Lombardisch-Vene-
tianischen und Neapel; den, Kirchenstaate; dem
Großherzogthum Toskana; drei Herzogtümern: P a r m a,
Lucca und Modena, und der kleinen Republik St.
M a r i n o.
a) Das Königreich Sardinien.
Lage: Das Königreich besteht aus einem Festlande
und einer großen Insel. Das Festland liegt unter 43°
43' bis 40° 31' N. B. und 23" 17' bis 27° 47' O. L.
Grenzen: Im N. die Schweiz, im O. das Lombar-
disch-Venet. Reich, Parma und Modena, im S. das Mit-
telmeer, im W. Frankreich.
Größe: 1330 Ullm. mit 4,550,000 Einwohnern.
Die Insel Sardinien zahlt nur 550,000-Menschen. Auf
die Geviertmeile kommen also durchschnittlich 3421 Seelen.
Staatsverfassung: Unumschränkte Monarchie;
die königliche Würde ist nur in männlicher Linie erblich. Nur
in Sardinien ist die Macht des Königs durch Reichsstände
beschränkt, auch in der ehemaligen Republik Genua gilt noch
eine besondere Verfassung.
Bewohner: Der Savoyarde hat jegliche Tugend
des einfachen Gebirgsbewohners. Der Piemontese und Ge-
nuese sind schon abgeschliffener. In Thätigkeit zeichnen
sich beide vor den meisten italischen Völkern aus. Der
Kunstfleiß ist in den ital. Staaten rege.
Religion und Gesittung: Die katholische Kirche
ist die herrschende und der Einfluß der Geistlichkeit ist nicht
segensreich. Die Rechte ^Andersglaubender sind sehr be-
schränkt. Die Universitäten Turin und Genua, so wie an-
dere gute Bildungsanstalten sorgen für den Flor der Wis-
senschaften, die auf der andern Seite durch drückende Cen-
sur in schmählichen Fesseln gehalten werden. Einzelne Ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Sardinien Deutschland Venedig Genua Oberitalien Spanien Frank- Deutschland Italien Neapel Lucca Modena Sardinien Schweiz Parma Modena Frankreich Sardinien Sardinien Republik_Genua Turin Genua
Dänemark, die Hauptstadt Copenhagen,
Odensee, Wiburg.
5) Die Herzogtümer.
Parma - - Parma, Piacenza.
Modena - Modena.
Lucca - Lucea, und das Großherzogthum
Toscana - Florenz, Pisa, Livorno.
6) Die Republiken.
Helvetien, oder die Schweiz — Bern, Zürich
Basel, Genf.
St. Marino. — Marino.
Wallis. — Sitten.
D i e st e b e n In se ln: Corfú, Cephalonia, Zante,
St. Maura, Thraki, Cerigo, Paro.
Die freie Stadt Krakau.
7) Der Kirchenftaa t.—Rom, Ancona,Bologna.
Viertes Kapitel.
Von Deutschland.
Es grenzt gegen Mitternacht an die Ostsee,
Schleswig und die Nordsee, gegen Morgen an
Preußen, das Königreich Polen un.d Ungarn,
gegen Mittag an das Lombardisch - venetianische
Königreich, die Schweiz, und gegen Abend an
Frankreich, die Niederlande und die Nordsee.
Dieoberfläche desselben beträgt ohngefähr 11,600
Quadratmeilen, und hat 50 Millionen Einwoh-
ner. Die Witterung ist meistens gemäßigt, das
Land größtentheils fruchtbar und vortrefflich ange-
baut. Sechs schiffbare Flüsse durchströmen Deutsch-
land; sie sind: die Donau, der Rhein, der
Main, die Elbe, die Weser, (welche aus
den vereinigten Flüssen, Werra und Fulda
entsteht) und die Oder.
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Extrahierte Personennamen: Maura Paro
Extrahierte Ortsnamen: Odensee Wiburg Piacenza Modena Modena Lucca Florenz Livorno Helvetien Basel Genf Marino Cephalonia Cerigo Krakau Ancona Deutschland Ostsee Schleswig Nordsee Polen Ungarn Frankreich Niederlande Donau Rhein Main Fulda