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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 166

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 166 — führte die Verwaltung. Sie gliederten sich in 9 Rangstufen und mußten, um die Befähigung zur Anstellung zu erlangen, langwierige Prüfungen ablegen. Ihr Einkommen war aber gering, und sie waren beim Volke als betrügerisch und bestechlich verrufen. Jetzt hat man einen Freistaat nach amerikanischem Muster mit einem Präsidenten an der Spitze eingerichtet. Doch ist dem Kaiser die Stellung als religiöses Oberhaupt belassen worden. Die Anfänge des chinesischen Staates reichen bis ins S. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die abgeschlossene Lage des Landes ermöglichte eine lange ungestörte Entwicklung. Als dann später kriegerische Mongolenstämme von der Wüste Gobi her räuberische Einfälle machten, baute man zum Schutze des Landes die Große Mauer, die ganz China gegen N. abschließt. Sie ist das gewaltigste Bauwerk der Erde, 2430 km lang, 16 m hoch und mit mächtigen Türmen, Zinnen und Schießscharten versehen. Die Anfänge der Mauer stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., in ihrer jetzigen Gestalt ist sie aber erst im späteren Mittelalter gebaut worden. Große Teile sind noch wohl erhalten, andre verfallen. Aber die gewaltige Landwehr vermochte das Land doch nicht dauernd zu schützen. Um 1280 wurde es von Kublai, dem Enkel des großen Mongolenfürsten Dfchingiskhan, erobert. Etwa hundert Jahre dauerte die Fremdherrschaft. Den wichtigsten Abschnitt in der Geschichte des Reiches bildet indessen die Eroberung des Landes durch die Mandschu um 1644. Diese zwangen die Chinesen, als Zeichen der Knechtschaft den Zopf zu tragen, der dann feste Landessitte geworden ist. Trotz zahlreicher Erhebungen haben die Mandschu, denen auch die meisten Beamten angehören, ihre Herrschaft bis zum Jahre 1912 aufrecht erhalten. Die Berührung mit den fremden Kulturvölkern aber mehrte im Lande die Unzufriedenheit mit der bisherigen Regierung. Viele gebildete Chinesen haben in Europa und Nordamerika studiert und von dort neue Anschauungen über die Regierung und die Staatsverwaltung mitgebracht. Sie erblickten in der bisherigen Regierungsweise die Ursache der Rückständigkeit Chinas. So wuchs mehr und mehr die Unzufriedenheit, und obwohl die Herrscherfamilie schon viel zur Befferung der Verhältnisse getan hatte und Neuerungen durchaus nicht abgeneigt war, richtete sich der Haß doch vornehmlich gegen die Mandschuherrschast. So brach denn 1911 ein fast das ganze Land ergreifender Aufstand aus, der mit dem Siege der Empörer endete und die Einrichtung eines Freistaates nach dem Muster der Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Folge hatte. Doch ist bis jetzt noch keine Ruhe im Lande eingetreten, und wie sich die Verhältnisse im einzelnen gestalten werden, ist noch ungewiß. Wirtschaftliche Zustände. Chinas Wirtschaftsleben beruht ganz ans dem Ackerbau. Welche Bedeutung man diesem beimißt, erhellt aus dem Umstände, daß der Bauer im Range über dem Handwerker und Kaufmann steht, und daß der Kaiser, um den Beruf zu ehren, jedes Jahr eigenhändig ein Ackerstück um- pflügte. Alles Kulturland ist Eigentum der Krone und wird in kleinen Gütern an die Bauern als Lehen verteilt. Jeder Inhaber behält sein Landstück so lange, wie er es bearbeitet und die darauf ruhenden Abgaben zahlt (3—14 Mk. für 1 lia). Bei seinem Tode geht es an den ältesten Sohn über. Der meist über- aus fruchtbare Boden wird mit großer Sorgfalt bebaut. Daher liefert der Ackerbau auch so überaus reiche Erträge, daß China trotz seiner sehr dichten Bevölkerung bis in die neuste Zeit imstande war, fast seinen ganzen Bedarf an Nahrungsstoffen mit den Erzeugnissen des eignen Landes zu decken.

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 336

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 336 — F. Die deutschen Schutzgebiete. Allgemeines. Deutschland ist erst spät in die Reihe der Kolonialmächte ein- getreten. Zur Zeit der großen Entdeckungen zu Beginn der Neuzeit und in den darauf folgenden Jahrhunderten, als Portugiesen, Spanier, Holländer, Franzosen und Engländer weite Kolonialgebiete erwarben, war unser Vaterland im Innern zerrissen und nach außen ohnmächtig, so daß an überseeische Unternehmungen nicht gedacht werden konnte. Ein Versuch des großen Augsburger Kausmannshanses der Wels er, sich in Venezuela festzu- setzen (1526), scheiterte. Der erste unter den deulschen Fürsten, der weitschauend die Be- deutung einer See- und Kolonialmacht erkannte, war Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, der Große Kurfürst. Er ließ 1681 an der Goldküste von Guinea die branden- burgische Flagge hissen, gründete dort das Fort Großfriedrichsburg (1687) und brachte einen großen Teil der Guineaküste unter seine Herrschast. Aber sein Enkel, der sparsame König Friedrich Wilhelm I., der kein Freund von kostspieligen und unsicheren Unter- nehmungen war, verkaufte den ganzen Besitz für.7260 Dukaten und 12 Mohren an die Holländer. Erst Jahrhunderte später, nnch der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, wachte der Gedanke an die Erwerbung überseeischer Länder wieder auf. „Nur in dem Boden des geeinten Deutschlands konnte der Kolonialgedanke Wurzel fassen; erst erstand das Reich in seiner ungeahnten Machtfülle; dann folgte der glänzende Aufschwung der Industrie und des überseeischen Handels, und die Kolonisation bildete nur den not- wendigen Schlußstein dieses Gebäudes." Die Erwerbungen folgten rasch hintereinander, die meisten in den Jahren 1884 und 85. Die heutigen Grenzen wurden z. T. erst später in Verträgen mit andern Mächten festgesetzt. 1884 wurden Togo, Kamerun und Deutsch-Südw estafrika erworben, 1885 Deutsch-Ostasrika, Deutsch-Guiuea und die Marschallinseln, 1898 Kiautschou, 1899 Samoa, die Karolinen-, die Pal au- und die Marianeninseln. Vorbereitet wurden diese Erwerbungen durch die Unternehmungen deutscher Großkaufleute, die des Reichsschutzes bedurften und diesen an- riefen, um nicht durch Angriffe und Übergriffe andrer Mächte, namentlich Englands, behindert und zurückgedrängt zu werden. 1. Togo. (87 000 qkm, etwas größer als Bayern, 1 Mill. E., 12 auf 1 qkm.) Lage und Grenzen. Togo erstreckt sich als ein schmaler Landstreifen von der Guineaküste in n. Richtung ins Innere hinein. Seine Längenausdehnung, 650 km, entspricht der Entfernung von München bis Hamburg, seine größte Breite, 200 km, der von Hannover bis Berlin. Im S. aber wird es durch englisches Gebiet so eingeschnürt, daß es den Atlantischen Ozean nur mit einem Landstreifen von 50 km Länge berührt. Im N. und O. wird Togo von fran- zösischem Besitz, Dahome, im W. von der englischen Kolonie Goldküste (Aschanti) eingeschlossen. Gegen diese bildet der schiffbare Volta eine natürliche Grenze. Aber die Scheidelinie zieht nicht durch die Mitte des Flußbettes, sondern am linken Ufer entlang, und auch das Mündungsgebiet des Flusses ist englisch, so daß die wertvolle Wasserstraße für uns nicht in Betracht kommt. Ähnlich ungünstig liegen die Verhältnisse an der Ostseite, wo der schiffbare Grenzfluß Monu auf französischem Gebiete mündet.

3. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 223

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
sich diese zu einem Staatenbund zusammengeschlossen, zu dem außer dem Festlande auch die Insel Tasmanien, der britische Anteil von Neu-Guinea und einige kleinere Inselgruppen an der Ostseite des Erdteils gehören (Norfolk- Inseln u. a.). An der Spitze steht ein vom Könige von England ernannter Statthalter (General-Gouverneur); im übrigen aber ist Australien ein durchaus unabhängiges Gemeinwesen, das alle seine Angelegenheiten selbst ordnet. Von den heute bestehenden 6 Staaten sind drei als besondere Kolonien von England aus gegründet worden: Neu-Südwales 1788, Westaustralien 1829 und Südaustralien 1836. Neu-Südwales umfaßte ursprünglich den ganzen O. des Erdteils nebst Tasmanien. Die mit der Zeit immer mehr hervortretende Verschiedenheit der wirtschaftlichen Interessen sowie die Schwierigkeiten, die sich bei der großen Ausdehnung des Landes für die Verwaltung ergaben, bewirkten aber, daß sich nach und nach einzelne Gebiete abtrennten: 1825 Tas- manien, 1851 Viktoria, 1859 Queensland. Die Kolonien waren anfänglich ganz vom Mutterlande abhängig und wurden von Gouverneuren verwaltet, die mit großer Macht ausgestattet waren. Nach und nach aber erlangten sie größere Freiheit und wurden zu fast selbständigen Staaten. Jede Kolonie erhielt ihre eigne, der englischen nachgebildete Ver- fassung. Untereinander hatten sie keinerlei staatsrechtlichen Zusammenhang, ja der Gegen- satz der wirtschaftlichen Interessen führte sogar dahin, daß sie sich durch hohe Zollschranken gegeneinander abschlössen. Mit der Zeit machte sich jedoch das Gefühl der Zusammen- gehörigkeit mehr und mehr geltend, und nach langen, mehrmals unterbrochenen Verhand- lungen führten die Einheitsbestrebungen, die vom Mutterlande lebhast unterstützt wurden, zum Ziele. Mit dem 1. Januar 1901 ist der Australische Staatenbund (Common- welth of Australia d. h. Gemeinwohl, Gemeinwesen von Australien) ins Leben getreten, und die ehemaligen Kolonien führen seitdem die Bezeichnung Staaten. Die Verfassung ist der von Kanada nachgebildet. Dem von England ernannten General-Gouverneur zur Seite steht ein Ober- und ein Unterhaus. Der Bundesregierung unterstehen nur die gemeinsamen Angelegenheiten: das Zollwesen, Post und Telegraphie, Ein-und Auswanderungs- Wesen, die Landesverteidigung usw. Von den Einnahmen darf nur ein Viertel für die Zwecke des Bundes verwendet werden; der Rest steht den Einzelstaaten zu und dient als Ersatz sür den Ausfall an Zöllen, die früher von diesen erhoben wurden. Um die Emp- sindlichkeit der einzelnen Staaten zu schonen, hat man als Bundeshauptstadt keine der jetzt bestehenden Regierungshauptstädte gewählt, sondern nach langen Verhandlungen 1908 die Gründung einer neuen Stadt im Jaß-Kantarrabezirk, im sö. Winkel von Neu-Südwales, beschlossen. Im März 1913 wurde unter großen Feierlichkeiten der Grundstein gelegt und der bis dahin geheim gehaltene Name, Kanberra, verkündigt. Die Stadt wird eine eigne Verwaltung erhalten und keinem Staate angehören. Der Platz, eine von Hügeln umrahmte Hochebene, ist günstig gewählt und bietet W besten Voraussetzungen für eine mustergültige Stadtanlage. Die Einzelstaaten. 1. Queensland (kwiensländ), d. h. Königinnenland, (1,7 Mill. qkm, 615000 E., 0,3 auf 1 qkm) umfaßt den N-.-O. des Erdteils mit der Halb- insel Jork. Es hat die dreifache Größe Deutschlands, aber nicht mehr Ein- wohner als München. Im tropischen N. sind der Zuckerrohr- und der Bananen- bau von Bedeutung. Das trockene Innere dient der Viehzucht, in der Queensland alle andern Bundesstaaten übertrifft. Der S.-O. erzeugt Weizen,

4. Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen - S. 313

1876 - Dresden : Schönfeld
Das spanische Amerika. 313 send erhalten über das Meiste aller göttlichen und menschlichen Dinge, in der Gewalt jener üppigen tropischen Natur, die den eingebornen Indianer zu einem Pflanzenleben herabzieht und die auch den einge- wanderten Europäer für sittliche und nationale Gefühle abstumpfte. Die ersten bedenklichen Misstimmungen zeigten sich in Folge der Mis- griffe in der Verwaltung; man suchte sich die Kolonien zu erhalten, indem man sie in Ohnmacht und Abhängigkeit niederhielt. Als aber 1808 die französischen Heere in Spanien einbrachen, wankte das ganze Gebäude der spanischen Herrschaft in Amerika. Und so lösten sich namentlich unter der Führung Bolivars in wenigen Jahren alle Theile selbständig vom Mutterlande und bildeten Republiken; zuerst Chile durch die Kämpfe von 1810—17, zugleich Paraguay u. etwas später (1816) die Laplatastaaten, 1818 folgte Venezuela mit den Nachbar- gebieten, 1821 Mexiko, Centroamerika und Peru und endlich 1824 und 1825 Bolivia und Uruguay. Somit waren die Spanier von dem Festlande ganz verdrängt und behaupten sich kaum noch im schönsten Theile Westindiens, in Cuba. (Nach Gervinus.) § -»s. Meriko. Fast 35,000 Qm., 9 Mill. Einw. Mexiko hat eine herrliche Lage zwischen 2 Oceanen, aber Mangel an guten Häsen. Es bildet vorwiegend ein Hochland im Osten mit flachem Strande. Der Reichthum an edlen Metallen zog im 16. Jahr- hundert die Spanier unter Cortez ins Land. Peru und Mexiko gaben den Spaniern stets die reichste Ausbeute. Das Land, seit 1821 un- abhängig von Spanien, 1823 Föderativ-Republik, war von 1864 bis 1867 Kaiserthum. Seit der Emancipation vom Mutterlande hat die Kultur nur Rückschritte gemacht, da die Anarchie bei den jährlich mehrmal vorkommenden Empörungen und Reqierunqswechseln über- hand nimmt. Die Angabe der kathol. Bevölkerung beruht nur auf Schä- tzungen, etwa 250 Menschen leben auf 1 Qnü, auf dem südl. Plateau am meisten, über 1000; im N. wohnen 25—100, in Californien nur 4 Menschen auf 1 Qm. Die Bevölkerung besteht aus 5 Mill. Indi- anern, 1 Mill. Weißen, ca. 2^/2 Mill. Mischlingen (Mestizos, Zambos, Mulattos u. a.), und wenig Negern. Unter den einheimischen Spra- chen ist die aztekische am weitesten verbreitet; in Pukatan die Maya- Sprache. Die Indianer sind eben so fähig zu anhaltend schwerer Arbeit wie die Neger, aber der größte Theil lebt in sehr ärmlichen Verhältnissen, in Abhängigkeit von den Grundbesitzern fast wie Skla- ven gehalten. Produkte. 1) Bergbau. Silber gewinnt man in Guanajuato und Zacatecas, von denen das erste in einem einzigen Hauptgang von 1556—1803 100 Mill. Mark Silber u. 200,000 Mark Gold geliefert hat.^ Die Gesamtproduction aller Minen von 1521 — 1852 ergibt ca. 3562 Mill. Pesos. Kupfer, Eisen, Schwefel. Die heißesten

5. Mittel- und Norddeutschland - S. 260

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 260 — Gebirgsland im S. und das Tiefland im N. Jenes, auch Oberdeutsch- land genannt, bedeckt etwa ein Drittel, dieses, Niederdeutschland, zwei Drittel der Fläche des Reichs. Das Gebirgsland gliedert sich wieder in drei Abschnitte: das Hochgebirge der Alpen, die diesem vorgelagerte Oberdeutsche Hoch- ebene und die Landschaften des Deutschen Mittelgebirges. So erhalten wir vier von S. nach N. aufeinanderfolgende Landschaftsformen, die aber nicht auf Deutschland beschränkt sind, sondern sich nach O. und W. in die Nachbar- länder hinein fortsetzen. Von den Alpen gehört nur ein kleiner Teil, der Zng der Bayrischen Alpen, zum Deutschen Reiche. An die Süddeutsche Hochfläche schließt sich nach S.-W. hin die Schweizer, nach O. die Österreichische Hochebene an. Das Mittelgebirge hat seine Fortsetzungen in den Gebirgen Frankreichs und Österreich-Ungarns, denen zwei deutsche Flüsse, Mosel und Elbe, mit ihrem Oberlaufe angehören. Die Deutsche Tiefebeue endlich geht ohne jede Grenze im O. in das Russische, im W. in das Holländische Tiefland über. Das deutsche Gebirgslaud hat einen reichen Wechsel von hohen und niedrigen Bergzügen, von Hügelland, Hochebenen und Tieflandsstreifen aufzuweisen. Dabei zeigt sich die merkwürdige Eigentümlichkeit, daß bei den Gebirgen zwei Streichungsrichtungen, eine nö. und eine nw., immer wiederkehren. Jene ist im Rheingebiete vorherrschend, im O. gehört ihr noch das Erzgebirge an. Sie wird darum als die rheinische oder erzgebirgische Richtung bezeichnet. Der andern folgen hauptsächlich die Gebirge des Ostens; sie heißt die sndetische oder herzynische Richtung. (Silva Hercynia-Harz.) Zu ihr gehört der längste Gebirgswall Deutschlands, der von Linz a. d. Donau bis zum Ende des Teutoburger Waldes reicht. Mehrfach treffen die Bergzüge der zwei Richtungen im rechten Winkel auf einander oder schneiden sich, wie im Fichtelgebirge, wodurch das Land eine netzartige Gliederung erhält. Die Mannigfaltigkeit der Bodengestaltung ist von großem Einfluß auf die politische und kulturgeschichtliche Entwicklung Deutschlands gewesen. Einförmige Landgebiete schaffen gleichartige Verhältnisse, weil sie überall dieselben Lebens- bedingnngen bieten; gegliedertes Land fördert die Entwicklung von Sonder- eigentümlichkeiten in Sprache, Lebensweise, Sitte und Denkart. So wird es verständlich, daß das deutsche Volk in zahlreiche größere und kleinere Stämme zerfällt, dereu jeder zäh an seiner Eigenart festhält und der Vereinigung zu einem großen Ganzen widerstrebt. Dieser in der Natur des Landes begründete Sondergeist geht durch die ganze deutsche Geschichte hindurch; er hat der Eut- stehung der vielen kleinen Staaten den wirksamsten Vorschub geleistet und uusre Kraft nach außen hin oft lahmgelegt. Es ist durchaus nicht zufällig, daß sich die Kleinstaaterei hauptsächlich in den Gebirgslandschaften findet, während der größte deutsche Staat, Preußen, der schließlich die nationale Einigung herbeigeführt hat, auf dem von natürlichen Schranken freien Boden des Deutschen Tieflandes erwachsen ist.

6. Europa - S. 182

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
182 Michel Angelo, Correggio u. a.) wieder der Bannerträger einer neuen Entwicklung, und welche Stellung es im Gebiete der Musik eingenommen hat, beweist u. a. der Umstand, daß die meisten musikalischen Fachausdrücke italienischen Ursprungs sind. Später ist es dann allerdings, hauptsächlich infolge unglücklicher politischer Verhältnisse, von seiner Höhe herabgesnnken. Andere Völker haben es wie auf wirtschaftlichem, so auch auf geistigem Gebiete weit überflügelt. Aber noch immer gehört das italienische Volk zu den Hauptkultur- völkern der Erde, und die großen Fortschritte, die es in den letzten Jahrzehnten auf allen Gebieten gemacht hat, beweisen, daß die ihm innewohnenden geistigen Kräfte zu neuem Leben erwacht sind. e) Das Königreich Italien. (287000 qkm, 33,6 Mill. E., 118 auf 1 qkm). Der Staat. Italien ist eine verfassungsmäßige Monarchie. Die Volks- vertretung besteht aus zwei Häusern, dem Senat und der Depntiertenkammer. Das Kriegsheer hat eine Friedensstärke von 278 000, eine Kriegsstärke von 789000 Mann. Die Kriegsflotte, ihrem Range nach die 5. in Europa, zählte zu Anfang 1909 146 Schiffe, darunter 16 Linienschiffe und 9 Panzer- kreuzer, mit einem Gehalte von 317000 t (D. 683000 t). Geschichtliches. Das Königreich besteht seinem heutigen Umfange nach erst seit dem Jahre 1870. Das ganze Mittelalter hindurch und bis in die Neuzeit hinein zerfiel Italien in eine Menge kleiner, häufig wechselnder Staatsgebilde, und oft standen große Gebiete unter der Herrschaft andrer Völker, der Deutschen, Araber, Normannen, Spanier, Franzosen und Österreicher. Noch 1859 gab es auf der Halbinsel 8 Staaten, die dann teils auf friedlichem Wege durch Volksabstimmung, teils durch Eroberung innerhalb eines Jahrzehnts zu einem Staate verschmolzen wurden. Die Einigung ging vom Königreiche Sardinien aus, zu dem außer der gleichnamigen Insel auch Piemont, Ligurien und die später an Frankreich abgetretenen Landschaften Savoyen und Nizza gehörten. 1859 wurde mit Hilfe Frankreichs die Lombardei den Österreichern entrissen. Im folgenden Jahre schlossen sich das Großherzogtum Toskana und die Herzogtümer Parma und Modena an, der Freischarenführer Garibaldi eroberte das Königreich Neapel und Sizilien, und König Viktor Emanuel besetzte einen Teil des Kirchenstaates (die Emilia). 1866 wurde Venetien von Österreich gewonnen, 1870 der Rest des Kirchenstaates mit Rom besetzt. — Der Staat erreicht nicht überall seine natürlichen Grenzen. Malta gehört den Engländern, Korsika und Nizza den Franzosen, im N. reichen die Schweiz im Tessin-, Österreich im Etschgebiet auf die Südseite der Alpen und in italienisches Sprachgebiet hinüber, und innerhalb des Reiches bestehen noch zwei selbständige Staatswesen, die Republik San Marino (S. 151) und der päpstliche Vatikan, der Rest des Kirchenstaates (S. 158). Auswärtige Besitzungen. Italien besitzt zwei Kolonialgebiete, Eritrea, den Landstrich zwischen Abessinien und dem Roten Meere (110000 qkm, 280000 E.), und einen Teil des Somalilandes (380000 qkm, 400000 E.). Beide Länder sind ziemlich wertlos und verursachen dem Staate große Kosten, ohne ihm viel einzubringen.

7. Europa - S. 237

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
237 leiten Kanäle zur Loire, zur Saône (S. 220), zur Maas, Mosel und zum Rhein (Rhein-Marne-Kanal) und zur Schelde geführt werden konnten. Das Seinebecken im e. S. umfaßt die Landschaft Jsle de France (1l d' früngß). Die etwas eigentümliche Bezeichnung, „Insel von Frankreich", findet ihre Erklärung darin, daß der Name ursprünglich nur an dem von den Flüssen Marne, Seine, Oise und Aisne inselartig umschlossenen Gebiete haftete. Die Landschaft wird in weitem Umkreise, die Südseite ausgenommen, von Hügel- ketten umsäumt, ist aber auch im Innern keineswegs eben, sondern durch ver- einzelt auftretende Hügel und kleinere zusammenhängende Erhebungen wechselvoll gestaltet. Das Klima ist infolge der tiefen Lage und der Nähe des Meeres mild; die Durchschnittswärme des Januars ist noch über 0°, und die Erhebungen an der Westseite, die den ersten Regen auffangen, bewirken, daß der Himmel klarer und sonniger ist als an den Küsten. Der im allgemeinen fruchtbare Boden ist aufs trefflichste angebaut, reich an fetten Wiesen, an Weizen- und Gemüsefeldern. Die Höhen sind meist mit schönem Laubwald bestanden. Zahl- reiche von Wohlhabenheit zeugende Dörfer und kleine Städte sowie eine Menge von alten Schlössern mit prächtigen Parkanlagen bedecken die durch Lieblichkeit und Anmut ausgezeichnete Landschaft, in deren Mittelpunkt die Riesenstadt Paris liegt. Jsle de France ist das Herz und Kernland Frankreichs, von dem die Einigung des Staates ausgegangen ist, der Mittel- und Sammelpunkt seines geschichtlichen Lebens. Paris (2% Mill. E.), die Hauptstadt Frankreichs, die zweitgrößte Stadt Europas, liegt zu beiden Seiten der Seine, unterhalb der Marnemündung. Schon als die Römer das Land eroberten, lag hier auf einer Gruppe von fünf Inseln, die heute zu zwei ver- wachsen sind, eine größere Ansiedlung, Lutetia, die Hauptstadt des Stammes der Parisier. Der durch die Flußteilung erleichterte Übergang und der Schutz, den das Wasser gewährte, mögen den Anlaß zur ersten Niederlassung gegeben haben. Die schon erwähnten Vorzüge der Verkehrslage (S. 235) kamen erst später nach und nach zur Geltung und machten Paris, in dem schon die ersten fränkischen Könige ihren Sitz aufschlugen, trotzdem es nicht in der Mitte des Landes liegt, zur Hauptstadt Frankreichs. Am Ende des 14. Jahrhunderts war es nach Konstantinopel die größte Stadt Europas; von London wurde es erst im 18. Jahrhundert überholt. Bis zur Zeit der ersten Revolution sind die Mauern fünfmal abgebrochen und weiter hinaus geschoben worden. Das 19. Jahrhundert brachte außer einem sehr bedeutenden Bevölkerungszuwachs auch große bauliche Veränderungen im Innern, namentlich zur Zeit Napoleons Iii., wodurch Paris erst zu einer wirklich schönen Stadt wurde. Paris liegt zu beiden Seiten der Seine, doch so, daß der weitaus größere Teil dem rechten Ufer angehört. 30 Brücken überspannen den Strom. Auf den beiden Seineinseln liegt die Cito (ßitä), die Altstadt, die jetzt meist aus öffentlichen Gebäuden besteht, unter denen die prächtige gotische Kirche Notre Dame (Abb. 57) besonders hervorragt. Auf dem linken Ufer breitet sich das sog. Lateinische Viertel (guartisr latin) aus, ein ver- hältnismäßig stiller Stadtteil, der die wichtigsten Anstalten für Wissenschaft und Kunst enthält, darunter die Sorbonne, die eigentliche Universität, eine ganze Reihe andrer

8. Europa - S. 287

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
287 der Spitze. Der englische Handel bewegt sich zwar immer noch in steigender Linie, aber der amerikanische und namentlich der deutsche wächst rascher. Im Anteil am Welthandel geht England zurück, schreiten Deutschland und Amerika voran. (England 1890 = 20,8 °/0, 1906 = 17,4, Deutschland 11,1 und 12,4 %, die Vereinigten Staaten 9,4 und 10 °/«). Auch am Himmel des britischen Kolonialreichs zeigen sich dunkle Wolken. Kanada und Australien haben sich hauptsächlich der englischen Einfuhr wegen mit hohen Schutzzollschranken umgeben. In Südafrika machen die Selbständigkeitsbestrebungen des Afrikandertums den Engländern viel zu schaffen, und auch in Indien zeigen sich ähnliche Bewegungen. Der Verlust einiger großer Kolonien würde für England von den schwersten Folgen sein. Endlich fühlt sich England durch das Anwachsen der Flotten anderer Mächte, namentlich Deutsch- lands, auch in seiner Seeherrschaft bedroht. Allerdings ist sein Übergewicht hier am größten, aber bei der notwendigen Vermehrung der Kriegs- und Kauffahrteiflotte wird es immer schwieriger, aus dem eigenen Lande die erforderliche seetüchtige Bemannung zu beschaffen, und schon heute besteht die Besatzung der Frachtdampfer und Segelschiffe zum großen Teil aus Angehörigen andrer Völker. Die allmählich durchdringende Erkenntnis dieser bedrohlichen Umstände hat in England in der letzten Zeit eine wachsende Beunruhigung und eine gereizte Stimmung hervor- gerufen, die sich bekanntlich in erster Linie gegen das mächtig aufstrebende Deutschland richtet, und man macht jetzt die gewaltigsten Anstrengungen, um durch den Ban einer übermächtigen Kriegsflotte wenigstens die Herrschaft zur See, den Grundpfeiler des Britischen Reiches, im vollen Umfange aufrecht zu erhalten. Der Sorge um die Zukunft ist auch der an Stärke gewinnende, in letzter Zeit namentlich von Chamberlain (tschemberlen) vertretene Imperialismus entsprungen, dessen Streben dahin geht, durch Schaffung eines „größeren Britanniens", d. h. durch einen engeren Zusammenschluß der Kolonien mit dem Mutierlande, die politische und wirtschaftliche Machtstellung des Britischen Reiches zu festigen und zu heben. Die Verwirklichung seiner Ziele scheint indessen bei den stark einander widerstreitenden Interessen der einzelnen Länder noch in weiter Ferne zu liegen. b) Wirtschaftliche Verhältnisse. Landwirtschaft. Im Vergleich zu den Haupterwerbsquellen, der Industrie und dem Handel, spielt die Landwirtschaft auf den Britischen Inseln, insbesondere in Großbritannien, eine untergeordnete Rolle. Gebirgswüsteneien, Heiden, Moore, Wege, Eisenbahnen, Fabrikgebäude und Wohnhäuser bedecken eine ver- hältnismäßig große Fläche, mehr als V3 des ganzen Landes (34,6 °/0, D. 9,3), in Schottland sogar über 7/10 der Gesamtfläche. Nur 13, in England gar nur 8,8 o/o der erwerbstätigen Bewohner entfallen auf die Landwirtschaft gegen 37,5 °/0 in Deutschland. Die Eigentumsverhältnisse sind in England ganz andere als in Deutschland. Einen eigentlichen Bauernstand gibt es nicht. Fast das ganze Land ist in den Händen von adligen Großgrundbesitzern, die ihre Güter aber nur selten selbst bewirtschaften. Die Landwirte sind darum fast alle Pächter. „Kleine freie Bauernschaften, die bis 20 ha groß sind, machen nur 6 °/0 vom Grund und Boden aus." Dem Ackerbau, dessen Hauptgebiet die Ostenglische Ebene ist, dienen 24,9 °/0 der Bodenfläche, etwa halb so viel wie in Deutschland. Dabei ist aber noch zu beachten, daß ein unverhältnismäßig großer Teil der Felder nur Futterkräuter trägt. Die Ernte

9. Europa - S. 397

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
397 c) Der Staat. Verfassung. Bis vor einigen Jahren war Rußland eine unbeschränkte Monarchie, in der nur der Wille des Zaren, des „Selbstherrschers aller Reußen", galt. Die revolutionäre Bewegung, die nach dem unglücklichen Kriege mit Japan entstand, führte dann 1905 zur Einrichtung einer Verfassung. Der Kaiser übt jetzt die gesetzgebende Gewalt in Verbindung mit zwei Kammern aus: dem Reichsrate, der eine dem preußischen Herrenhause ähnliche Zusammensetzung hat, und der Duma, dem Abgeordnetenhause, dessen Mitglieder vom Volke gewählt werden. Für die Staatsverwaltung bestehen drei Körperschaften: der Ministerrat, dem die gesamten Staatsangelegenheiten unterstehen, der Heilige Synod, die oberste Behörde in kirchlichen Dingen, und der Dirigierende Senat, der die Gesetze verkündigt und ihre Ausführung und Auslegung überwacht. Das Land ist in 60 Gouvernements eingeteilt. In 34 von ihnen bestehen Landtage, die Semstwos, die aber nur einen Schein von Selbst- verwaltung darstellen, da der Adel und die Beamtenschaft darin völlig das Über- gewicht haben. Wehrkraft. Seit 1874 besteht in Rußland die allgemeine Wehrpflicht mit 4- und üjähriger Dienstzeit, die 1906 auf 3 Jahre für die Fußtruppen, auf 4 für die Reiterei herabgesetzt wurde. Das stehende Heer des ganzen Reiches zählt 1380000 Mann, die Kriegsstärke wird auf rund 4 Mill. berechnet. Die Kriegsflotte, früher die 4. unter den Flotten der Erde, ist infolge der großen Verluste im Russisch-Japanischen Kriege (56 Schiffe mit 249 Ooo t) auf die 6. Stelle herabgesunken. Sie zählte zu Anfang 1909 221 Schiffe, darunter 13 Linienschiffe, mit einem Gehalt von 34ooo0 t (D. 683000). Ihre Verwendbarkeit wird beeinträchtigt durch die Verteilung auf 4 Meere: die Ostsee, das Schwarze Meer, den Stillen Ozean und das Kaspische Meer. Geschichte. Die Anfänge des Russischen Reiches gehen bis ins 9. Jahrhundert zurück. Damals war nur der mittlere Teil des großen Tieflandes von Slawen bewohnt, unter denen schwedische Normannen, Waräger (--Fremdlinge, Gäste) oder Russen (^-Ruderer) genannt, einen Staat gründeten, dessen erster Herrscher, Rurik, seinen Sitz in Nowgorod (S. 364) aufschlug (862). In der Folge zerfiel dieses Reich in mehrere Teilstaaten, unter denen Kiew eine zeitlang hohe Bedeutung erlangte. Ums Jahr 1000 wurde durch Wladimir von Kiew, der mit einer Prinzessin aus Byzanz verheiratet war, das Christentum in der griechisch-katholischen Form eingeführt, wodurch das Land in einen folgenschweren Gegensatz zu den westeuropäischen Völkern geriet. Im späteren Mittelalter kamen einige der russischen Fürstentümer an das Polnische Reich, die andern gerieten in Abhängigkeit von den Tataren, die damals ganz Ost- und Südrußland, Turan und Sibirien beherrschten. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aber machte sich der Großfürst Iwan Iii. von Moskau von der Mongolenherrschaft frei und wurde damit der Neubegründer des Russischen Reiches. Seine Nachfolger dehnten ihre Herrschaft nach N., O. und S. aus, und nach hundert Jahren erstreckte sich ihr Machtbereich bereits bis zum Ural und zum Kaspischen Meere. Um 1700 eroberte Peter der Große die schwedischen Ostseeprovinzen, wodurch er sein Reich mit der abendländischen Kultur in Be- rührung brachte, und gründete die neue Hauptstadt St. Petersburg. Kaiserin Katharina Ii. erwarb den größten Teil Polens (S. 367) und entriß den Türken Südrußland. 1809 endlich wurde Finnland durch Personalunion mit dem Zarenreiche vereinigt. Seit dem 16. Jahrhundert hat Rußland zugleich seine Macht auch nach O. ausgedehnt und nach und nach seine heutigen großen asiatischen Besitzungen erworben (S. 347).

10. Europa - S. 254

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
254 Anfang 1909 397 Schiffe, darunter 27 Linienschiffe, mit einem Gehalt von 667000 t (D. 683000). Die wichtigsten Kriegshäfen sind Cherburg, Brest, Lorient und Toulon. Ein besonderes Interesse beansprucht das französische Beseftigungswesen. Nach dem Deutsch-Französischen Kriege hat Frankreich außerordentliche Einrichtungen zum Schutze seiner Grenzen geschaffen, namentlich gegen Deutschland und gegen Belgien, dessen Neu- tralität der Feind verletzen könnte. Die Straßen nach Spanien werden von Bayonne und Perpignan verteidigt. Nach Italien zu sind alle Alpenübergänge durch Forts ge- deckt, und hinter dieser liegen die großen Festungen Toulon, Grenoble und Lyon. Gleiche Vorkehrungen hat man an den Pässen über den Schweizer Jura getroffen. Die Hauptwaffenplätze sind hier Besancon, Dijon und Belfort. Das letztere hütet zugleich die Burgundische Pforte gegen einen Einfall von der Rheinebene. Gegen Deutschland hat man eine starke, doppelte Schutzwehr errichtet, eine an der Mosel und eine an der Maas. Beide bestehen aus einigen größeren Festungen und einer Reihe von sog. Sperr- sorts, so daß dem Feinde nirgends eine Lücke zum Durchbruch bleibt. Die Hauptfestungen der Mosellinie sind Belfort, Epinal und Toul; an der Maas liegt das sehr starke Verdun. In derselben Weise ist die Grenze gegen Belgien geschützt, wo Maubeuge, Lille, Dünkirchen u. a. eine erste, Reims, Laon, La Före, Cambrai u. a. eine zweite Verteidigungslinie bilden. Von diesen doppelten Festungsreihen hofft man, daß sie den einbrechenden Feind so lange aufzuhalten vermögen, bis das französische Heer seine Aufstellung vollendet hat. Den Hauptstützpunkt aller kriegerischen Unternehmungen aber bildet das gewaltige Paris (S. 239). Im ganzen besitzt Frankreich 150 Festungen mit 300 Forts und 400 Schanzen. Geschichte. Frankreich ist aus dem Frankenreiche Karls des Großen hervorgegangen, dem es auch seinen Namen verdankt. Seine Abtrennung erfolgte 843 im Vertrage zu Verdun. Unter der schwachen Regierung der ersten Könige aber zerfiel das Reich bald in einzelne fast selbständige Herzogtümer und Grafschaften. Einige dieser Landschaften gerieten unter die Herrschaft der Engländer, mit denen die Franzosen Jahrhunderte lang blutige Kriege geführt haben. Allmählich jedoch erstarkte das Königtum, machte sich ein Gebiet nach dem andern untertan und dehnte seine Herrschaft bis ungefähr zu den heutigen Grenzen aus. Unter Ludwig Xiv. (1643—1715), dem „Sonnenkönig", erlangte Frankreich das Übergewicht in Europa, das es noch zweimal, unter Napoleon I. und Iii. inne gehabt hat. Die Eroberungen, die die beiden ersten Herrscher machten, sind fast alle wieder verloren gegangen. Die heutigen Grenzen sind im wesentlichen die durch den Wiener Kongreß (1815) festgesetzten. Nur hat Frankreich von Italien 1860 Savoyen und Nizza erworben, dafür aber durch den Deutsch-Französischen Krieg das Elsaß und einen Teil Lothringens wieder verloren. Der politischen Machtstellung Frankreichs entsprach seine Kultur. Im Welthandel und in der Industrie stand es lange an erster oder mit an erster Stelle, und auf geistigem Gebiete war sein Einfluß so groß, daß die französische Sprache zur Sprache der Gebildeten auch anderer Länder und zur Sprache der Diplomatie wurde. Seit einigen Jahrzehnten allerdings haben sich die Verhältnisse zu Ilngunsten Frankreichs geändert. Durch den Deutsch-Französischen Krieg und die Einigung Deutschlands und Italiens hat es sein politisches Übergewicht verloren, seine wirtschaftliche Entwicklung ist zum Stillstand ge- kommen, während andre Völker, vor allen Deutschland, rasch fortgeschritten sind, und auch in Kunst und Wissenschaft ist Frankreich nicht mehr tonangebend wie früher, wenngleich es auf diesen Gebieten noch am meisten seine Stellung gewahrt hat. Überseeische Besitzungen. Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts sing Frank- reich an, Kolonien zu gründen. Nach und nach erwarb es große Besitzungen in Nordamerika, in Guayana, Westafrika und Vorderindien, die aber im Siebenjährigen Kriege und in den
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