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1. Vorschule der Geschichte Europas - S. 281

1834 - Berlin : Enslin
281 seinem Oheim den väterlichen Thron wieder zu entreißen. Diese Kriegshülfe fand er aber nicht in Neapel, fondern in Venedig, welches damals schon eine blühende und mächtige Republik war, auf folgende Weise. Nach Ve- nedig waren im I. 1202 neue Kreuzfahrer aus Frank- reich gekommen, nämlich eine Anzahl franzöfifcher Ritter mit ihren zugehörigen Kriegshaufen,welche auf venetiani- fchen Schiffen zur See gehen und in das heilige Land segeln wollten. Da sie aber den Venetianern die Schiffe nicht sogleich bezahlen konnten, und ihnen durch ihren Aufenthalt in Venedig auch fonst noch vieles Geld schul- dig wurden, so benutzte dieses der Oberste in der Repu- blik, der Doge Dandolo, der bei großer Klugheit auch große Habsucht besaß, um diese Ritter noch mehr zu drücken, und sie mußten sich, um ihre Schulden zu til- gen, den Venetianern in Kriegsdienst geben. Bei sol- chen Umständen wandte sich der jüngere Alexius, der seinen Oheim, den alteren Alexius, wieder von dem grie- chischen Thron verdrängen wollte, nach Venedig an den Dogen Dandolo und an die französischen Ritter, und versprach ihnen, wenn sie ihn auf seinen Thron wieder zuruckführen wollten, die ansehnlichsten Belohnungen. Gar gern gingen beide darauf ein, der Doge Dandolo, weil er davon großen Erwerb an Reichthümern und Ländereien für seine Republik erwartete, die abendlän- dischen Ritter aber, weil sie dadurch ihrer Schuldenlast am Besten erledigt werden konnten. Auf einer Flotte also kamen sie in die griechischen Gewässer und führten den jungen Alexius zurück, und vor ihrer drohenden An- näherung gerieth der ältere Alexius, der sich des Thro- nes angemaßt hatte, so in Schrecken, daß er mit seinen Schätzen entfloh, und daß unter Mitwirkung des Vol- kes Isaak Angelus mit seinem Sohne die kaiserliche Ge- walt wieder erhielt. Doch verlangten nun auch die Ve- netianer und Kreuzfahrer die ihnen bewilligten Zahlun- gen, und weil diese nicht sogleich konnten geleistet wer- den, so entstanden daraus in der Stadt wieder neue Unruhen, und gar bald wurde das Volk der beiden Kai- ser Isaak und Alexius wieder überdrüßig, und sie wur- den von neuem entsetzt und das Volk ging mit der Wahl eines neuen Kaisers um. Unter solchen Umstanden, da

2. Abth. 1 - S. 365

1830 - Hannover : Hahn
Kirchenstaat. 365 lei heißt Dataria. Die geistlichen Behörden heißen Congregatio- n en; das geistliche Obergericht für die ganze kathol.christenheit ist die Sagra Rota Romana. Es werden auch 8 bis 9000 Soldaten gehalten, über welche ein Prälat als Commissario delle armi den Oberbefehl führt, die aber bislang das Land noch nicht einmal von Banditen, welche alle Straßen unsicher, ja das Innere fast unzu- gänglich machen, reinigen konnten. Auch die Küsten können nicht ge- gen Seeräuber gedeckt werden, da die Flotte nur aus wenig elenden Schiffen besteht; es ist jedoch mit den Ranbstaaten ein Vertrag abge- schlossen. Die Schulden des Staates sind bei den immer mehr sich verringernden geistlichen Einnahmen vom Auslande schon auf mehr als 100mill. Rthlr. gestiegen. Erster Anfang des weltlichen Kirchenstaates ist die Schenkung des Fränkischen Königs Pipin 756. Gründung der päpstlichen Macht seit Gregor Vh. 1075; Erweiterung des Gebiets durch Erwerbung von Bologna 1513, Ancona 1532, Ferrara 1598, Urbino 1630; dazu kam auch Avignon in Frankr. von 1348 bis 1797. Der Kirchenstaat, 1797 von den Franzosen besetzt, wurde 1798 zur Römischen Republik erklärt (der Papst Pius Vl. nach Frankreich geführt, wo er 1799 starb), 1800 wieder hergestellt, mußte 1808 den N. Theil abtreten und wurde 1809 mit Frankreich vereinigt. Der alte Zustand kehrte 1814 zurück. Das ganze Land wird in 17 Delega- tionen erster, zweiter, dritter Klasse getheilt, außer Rom, und den Distrikten Tivoli und Subiaco. Fünf Delegationen, an deren Spitze Cardinäle stehen, heißen Legationen; die Delegationen sind in Gubernien eingetheilt. Rom an der Tiber, fast 3m. im Umfange, aber großen Theils, vor- züglich in So. unbebauet, 145,000e., unter denen 4800 geistliche Perso- nen und 4000 Juden. Rom schließt noch jetzt in seine 4 Meilen langen Mauern die alten 7hügel, den plannischen, capitolinischen, guirinali- schen, cölifchen, aventimschen, viminalischen und exquilinischen, so wie den Monrorio (Janiculus), den Monte pincio (oollis hortulorum), Litorio, Testaccio und Varicano ein, aber nur ein kleiner Theil dieses großen Raumes ist stadtmaßig bebauet. Einzelne Quartiere, deren man 14 zahlt, bestehen zum Theil aus Garten, Wiesen und Weinbergen, oder sind verödet, werden wohl gar Nachts von Landleuten, die mit ihren Heer- den aus den Umgebungen kommen, in Besitz genommen, oder sind durch ihre ungesunde Luft berüchtigt und fast unbewohnbar. Ein sonderbares Schauspiel bietet z.b. der Eampo vaccino (das alte Forum) dar: Heer- den neben Pallasten, Hütten, Buden, Tempeln, Klöstern und Ruinen, das Elend der jetzigen, die Pracht der Vorzeit. Rom, jetzt 2300 Jahr alt, ist aber trotz seines gesunkenen Zustandes, durch die Zahl und Pracht seiner Straßen, Plätze, Kirchen, Klöster, Pallaste und Ruinen aus dem Alter- thume, durch sein- unzähligen Kunstwerke, durch seine Bibliotheken und Anstalten, vor Allen durch seine Geschichte die merkwürdigste Stadt der Welt. Unter den öffentlichen Platzen bemerken wir: den prachtvollen Play des Lapirols, den unter anderen Alterthümern die vergoldete bron- cene Reiterstatue des Kaisers Marc. Aurelius und die des Bastor und

3. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 182

1914 - Langensalza : Beltz
182 Xiii. Das Königreich Italien. heißen Sumpfboden entstehen Krankheitskeime, Bazillen; sie werden von den Mücken ausgenommen und auf die Menschen übertragen. Mit jedem Tröpfchen Mückengift, das bei einem Mückenstich in die menschliche Haut gelangt, werden Hunderte von Krankheitskeimen übertragen. Zum Glück haben die Giftdrüsen der Mücken nur im Sommer die Fähigkeit, die Krankheit zu übertragen. Die Luft an sich schadet nichts. Darum kann man in der kühleren Jahreszeit die Maremmen betreten, ohne zu erkranken. Gelangen aber durch Mückenstiche die winzigen Lebewesen ins Blut des Menschen, dann vermehren sie sich rasch. Es stellt sich Schüttelfrost ein nebst heftigem Fieber. Wird die Krank- heit nicht geheilt, so kehren diese Anfälle alle 3 bis 4 Tage wieder. Die Kräfte nehmen ab, und der Mensch siecht langsam dahin. Zum Glück hat ein deutscher Arzt ein Mittel gegen diese schlimme Krankheit gefunden; er hat auch den Italienern gesagt, daß die Mücken die Krankheit weiter tragen; dämm solle man die Mücken beseitigen. Das kann man aber nur erreichen, wenn man das Land entsumpft und trocken legt. Früher war auch das Küstenland viel trockener, und damals gab es hier zahlreiche Städte und Dörfer. Man hat auch wieder damit begonnen, das Sumpfland zu entwässern, vor allem südlich von der Tiber in den pontinischen Sümpfen. Schon sind große Strecken urbaren Landes gewonnen worden. Freilich ist dies eine schwierige und kostspielige Arbeit. Man muß zuerst die Gebirgswässer ab- leiten oder regeln; sodann hat man die bestehenden Kanäle zu reinigen und zu säubem; endlich ist das überschwemmte Gebiet trocken zu legen; dazu sind aber meist neue Kanäle erforderlich. Die Fieberplage ist eine schlimme Land- plage Italiens; denn der Wind treibt die Mücken weit landeinwärts, und so gibt es in Italien nur wenige völlig fieberfreie Bezirke. So hat Italien an den Küsten an sich recht fruchtbare Striche, die aber nur wenig Nutzen bringen und oft recht großen Schaden verursachen. 6. Rom, der Sitz des Papstes und der italienischen Könige. An der unteren Tiber entstand schon früh eine Stadt, nämlich Rom. Sie dehnte sich allmählich aus und erstreckte sich über sieben Hügel; dämm wird sie auch die Siebenhügelstadt genannt. Die Römer eroberten allmählich ein Land nach dem andern, bis sie ganz Italien, ja alle Länder am Mittel- meer erworben hatten. So war das römische Reich das mächtigste seiner Zeit. Je größer das römische Reich ward, desto mehr wuchs auch Rom. Die römischen Kaiser verschönerten Rom, so sehr sie konnten; aber auch schon vor- her hatte man viele herrliche Bauwerke aufgeführt. Später ging das römische Reich zugrunde. Inzwischen hatte aber der Bischof von Rom stich zum ersten Bischof des Abendlandes erhoben; so ward jetzt Rom der Sitz des Papstes. Damit war Rom der Mittelpunkt der römisch-katholischen Kirche. Das ist Rom auch heute noch. Seit 1870 hat auch der König von Italien in Rom seine Residenz. Das wollte zwar der Papst nicht zugeben, aber er konnte es nicht verhindern; aber er legte dagegen Verwahmng ein und betrachtet sich seitdem als einen Gefangenen. Doch der Papst lebt völlig unangefochten und selbst- herrlich in seinem prächtigen Palast, im Vatikan. Dieser Prachtbau ent- hält 20 Höfe und gegen 4000 Zimmer und birgt wertvolle Sammlungen von alten Handschriften, Büchern und Gemälden. Neben dem Batiken erhebt sich die berühmte Peters kirch e. Sie steht auf einem Platze, welcher von Säulenhallen umgeben ist und zwei mächtige Springbrunnen hat Eine breite

4. Für die dritte Bildungsstufe - S. 422

1855 - Hamburg : Kittler
422 Staatsbeamten nicht unterdrückt würden. Das Streben des großen Mannes konnte nicht sein, das Lehnswesen ganz zu unterdrücken, denn damals kannte man kein besseres Verwaltungswesen, aber das Gleichgewicht zwischen seinen eigenen Beamten und den Freigebornen herzustellen, erreichte er; allein schon unter seinen Söhnen siegte die Lehnshoheit in Folge der Uneinigkeit der Dynastie unter sich. Diese übte nun das Vergeudungssyftem der Domänen, um Anhang zu finden durch Lehnsbe- willigung aus solchen. Als der Staat spater zu arm geworden war in Domänen und Regalien, um auf Karls des Großen Fuße fort zu regieren, der Vasall keine Steuern geben wollte, der Aftervasalll und die Gemeinden aus Armuth nicht viel geben konnten; da mußte man aus Noth, ihrer Wohlfeilheit halber, die Lehnsregie- rung der Staaten zum Unglück der meisten Regierten einführen; die Monarchen schafften aber später immer mehr die Lehnshoheit ab, und setzten sich in landesherr- liche Beziehung zu allen Unterthanen, sobald diese den Aufwand dieser freilich kost- barern Verwaltung ertragen konnten. Karl war 12 Jahr alt, als er vom Papste Stephan Iii. nebst seinem Bruder zum künftigen Nachfolger seines Vaters und zum römischen Patricier gekrönt wurde. Seinen ersten Feind bekämpfte er 769 in Aquitanien, welche Provinz er sich im ersten Jahre unterwarf. Im Jahre 772 beschloß er in einer Volksver- sammlung zu Worms den Zug gegen die Sachsen. Auf einem neuen Reichstage 773 wurde der Krieg gegen die Longobarden beschlossen. 774 während der Belage- rung von Pavia reiste Karl zum Osterfeste nach Rom, wo ihm Hadrian I. viel Ehre erwies. 775 finden wir den Helden wieder an der Weser, und 776 abermals in Italien. 777 hielt er Reichstag im Lande Paderborn. Im folgenden Jahre 778 stand.er am Ebro, eroberte Pampelona und Saragossa und machte die Araber zittern. 779 und 780 drang er vom Niederrheine tief in Westphalen ein und baute einige Elbfestungen. 781 machte er eine zweite Reise nach Rom, um seine Söhne Pipin und Ludwig vom Papste salben zu lassen. 782 ließ er, erbittert über die erneueten Aufstände, 4500 gefangene Sachsen niederhauen. 783 lieferte er die Schlacht bei Detmold. Die folgende^ Jahre 784 und 785 brachte er in Westphalen zu. 786 eilte er wieder nach Rom dem Papste zu Hülfe. 787 hielt er Reichstag zu Worms. 789 unternahm er einen Zug über die Elbe und unterjochte die Witzen. 791 finden wir Karln in Ungarn, um die Avaren zurückzutreiben. Neue Empörungen der Sachsen veranlaßten ihn 794 •— 798 zu einer Reihe neuer Feldzüge. 799 hatte er einen Besuch des Papstes Hadrian in Paderborn. 800 begab sich dieser wieder nach Rom zurück. Nach einem 33jährigen Kriege waren die Sachsen endlich müde des Kämpfens, daher kam 803 der Friede von Seltz zu Stande. 813 krönte Karl zu Aachen seinen Sohn Lude- wig selbst als seinen Nachfolger und im Januar 814 verfiel der 72jährige Greis in ein heftiges Fieber, woran er am 28. Januar starb. Karl der Große war körperlich stark und voll, von majestätischem Wüchse, 7 Fuß groß, sein Kopf war rund, die Augen sehr groß und lebhaft, das Haar glän- zend, die Miene heiter und fröhlich, seine ganze Gestalt von hoher Würde, der Nacken ein wenig gebückt und kurz, der Bauch etwas weit hervorragend, sein Gang fest, seine Hal- tung männlich, seine Stimme kräftig und hell, und seine Gesundheit ununterbrochen gut. Von Charakter war Karl der Große sanft, großmüthig, wohlthätig; übrigens heitern Geistes und ein Feind aller Schmeicheleien und Lügen. In wissenschaftlicher Hinsicht zeichnete sich dieser große Mann sehr aus; die Geschichte liebte er vor allem so sehr, daß er sich sogar während der Mahlzeit daraus vorlesen ließ; besonders wichtig war ihm die seiner königlichen Vorfahren; auch sammelte er alle alten Verse, welche die schönen und heroischen Thaten der Germanen und Franken enthielten, um sich derselben als Denksteine bei deren Geschichte, die er selbst zu schreiben Wil- lens war, zu bedienen. Er zog viele Gelehrte an sich, vorzüglich aber schätzte er

5. Theil 2, Abth. 3 - S. 134

1824 - München : Lentner
— 134 — er aus Allodium in Lehensgut, das einen jährlichen Lehens- zins an den König bezahlen mußte, da er das ganze eroberte Land nach Germanischer Sitte als sein Eigen- thum ansah. Dagegen behandelten die Besitzer der Kron- lehen die Freyen ihres Gebieths ebenfalls wie ihre After- vasallen; so wie sie selbst ihrem Oberlehensherrn ihren Le- henszins entrichteten, so forderten sie ihn auch von diesen; so wie sie als Kronvasallen ihrem Könige bey jedem Aufgeboth in den Waffen folgen mußten, so mußten diese wieder als Untervasallen das Geleite um ihren Lehensherrn bilden; so wie der König für seine Iagdlust große Forsten nach drückenden Forstalgesetzen unterhielt, so auch die größer» und kleinern Baronen in ihrem Gebiethe; so wie die Kronvasallen unter dem königlichen Lehenshof standen, so - die Aftervasallen wieder unter ihren Lehensgerichten: wie in jenem nach dem Normannischen Rechte in Franzö- sischer Sprache gesprochen wurde, so auch in diesen; ganz England ward in Verfassung, und Sitten Normännisch. Das Recht des Sachsen wurde durchaus aufgehoben, und dem gemeinen Manne zum Andenken an die vorigen Zei- ten von seinen frühern Gewohnheiten nichts außer der Sächsischen Sprache gelassen, — Auch über die Geistlichkeit ward die strenge Lehenseinrichtung in gewissem Sinne ausgedehnt; und weder Gregor der Vii. konnte den König Wilhelm, noch der felsenfeste Erzbischof Anselm von Canterbury seinen Sohn und Nachfolger Wilhelm Ii. (1087 — 1100) von dem strengen Lehenssistem zurück- bringen, Doch hatte diese Feudalverfassung in dem Umfang, in welchem sie Wilhelm I. eingeführt hatte, kaum 34 I. bestanden, Adel und Geistlichkeit blieben von Anfang an gegen dieselbe in beständiger Bewegung; und schon un- ter dem dritten Normännischen Regenten, Heinrich I. (1100 — 1135) wurde sie durch Erringung eines, die Strenge der Lehensgeseße mildernden Freyheitsbriefs

6. Theil 2, Abth. 3 - S. 73

1824 - München : Lentner
— 73 — Klerus war allgemein: viele unwürdige und lasterhafte Männer hatten sich durch Geld und andere verwerfliche Mittel geistliche Pfründen und Stellen erworben. Dieser Simonie mußte durchaus ein Ende gemacht werden; und Gregor richtete, nicht wie bisher von seinen Vor- fahren geschehen war, seine Angriffe bloß gegen die Käu- fer, sondern auch gegen die Verkäufer. Schon im Jahre 1074 eröffnete er ein Concilium in Nom, auf welchem folgende vier Beschlüsse abgefaßt wurden: „1. Kein Cte- riker erlangt sofort irgend einen kirchlichen Grad oder ein geistliches Amt durch Simonie. 2. Eine durch Geld er- langte Kirche kann Keiner behalten, Keiner darfdie Rechte einer Kirche kaufen oder verkaufen. Die heilige Schrift, Beschlüsse aller Concilien, und Aussprüche der Väter verdammen die Käufer und Verkäufer geistlicher Würden; selbst die Vermittler dieses Handels können der Verdamm- niß nicht entgehen. 3. Unenthaltsamen Clerikern ist jeg- liches Amt des Altars untersagt. Keiner soll ein Weib nehmen, und wer eines hat, dasselbe entlassen, oder ab- gesetzt werden. Auch soll hinfort Keiner ein kirchliches Amt aünehmen, der nicht zuvor feyerlichst die strengste Ehelosigkeit angelobt hat. Das ist Beschluß der heilig- sten, ältesten Concilien. 4. Das Volk soll die Amtö- dienste solcher Cleriker nicht annehmen, welche es die apostolischen Verordnungen übertreten sieht. Das ist Vor- schrift aller Concilien.^ Und auf einem zweyten großen Concilium zu Nom im I. 1075 ward der wichtige Be- schluß gegen die Investitur der Geistlichen durch La yen abgefaßt, so zwar, daß nicht bloß die Zeichen geistlicher Gerichtsbarkeit, die bey der Belehnung der Bischöfe gebraucht wurden, Ring und Stab untersagt, sondern die Belehnung selbst völlig aufgehoben wurde, unter der Strafe des Kirchenbannes ssür den Belehner wie für den Belehnten. Dieser Beschluß wurde auch so- gleich an mehreren Personen in Frankreich, Italien und Deutschland vollzogen. Selbst vom Hofe des Deutschen

7. Theil 2, Abth. 3 - S. 96

1824 - München : Lentner
Mil dem Tode Gregors schienen dem Kaiser Heinrich glückliche und ruhige Zeiten anzubrechen. Der Nachfol- ger Nudolphs von Schwaben, Herrmann von Luxem- burg, konnte sich nicht behaupten, und legte von selbst scheinende Macht, welche auf angestammter Waffengewalt beruht: er brach sie. Eine andere Macht beruht auf des Geistes Kraft und Muth: die war seine Waffe, diese gab er den Prälaten, diese gab er den Großen. Zwey oder drey mögen Gregorium verdammen; die andern sehen gern, was der Mensch vermag wider zufällige Gewalt.« Und ein anderer geistreicher Schriftsteller unserer Zeit be- merkt; "Ohne Gregors Oazwischenkunft, was wäre am Ende aus der Abendländischen Kirche geworden, wenn alle ihre hohen Ämter und Würden bloß den unreinen Händen von Simonisten, Ehebrechern und Geizhälsen wären über- liefert worden? Dieser über alle Maaßen schändliche Trafik hatte so tiefe Wurzeln gefaßt, daß noch lange nach Gre- gor, trotz aller Anstrengungen der Päpste, Ferdinand der Arragonese sich erkühnte, das Bisthum Tarent für 30,000 Ducaten an einen Juden zu verkaufen, der seinen Sohn für einen Christen ausgab. An seine Jäger und an anderes ganz gemeines Gestndel übergab eben die- ser Wütherich Abteyen und die einträglichsten Pfründen, bloß mit der Bedingung, für seine Jagdlust eine Anzahl Hunde und Stoßvögel zu unterhalten.« — W i r schließen uns in unserm Urtheile an den frommen und gelehrten Muratori an, welcher in seiner Geschichte von Italien sagt: "Alle wider Gregor Vii. ausgestrcute Verläumdun« gen sind durch das tadellose Leben, welches er allzeit führte, und durch seinen Eifer für die Reinigkeit der Kir- chenzucht offenbar widerlegt worden. Ob aber die von ihm zu diesem lobenswerthen Endzwecke angewendeten Mittel auch allezeit lobenswerth waren, kann ich ohne Verletzung meiner, dem Kirchenoberhaupte schuldigen, Ehrerbiethung weder untersuchen, noch viel weniger bey meinen geringen Einsichten entscheiden.« Oie Kirche ver- ehrt Gregorium als einen Heiligen, und feyert sein Fest «m 25. May, als am Jahrestage seines Todes»

8. Theil 2, Abth. 4 - S. 175

1825 - München : Lentner
175 dieß ist von vielen Rittern laut und wiederhohlt erklärt worden. Das Verfahren des Königs von Frankreich war , um so widerrechtlicher, da der Orden nur allein den Papst als Richter anerkennen durfte. Auch sprach Clemens selbst gegen die willkürliche Behandlung des Ordens; doch be- wog ihn Philipp bald zur offenen Theilnahme an der Unterdrückung des Ordens. Im Jahre 1310 wurden 54 Ritter, die jedes Verbrechen geläugnet hatten, lebendig verbrannt, und im Jahre 1312, den 22. März, hob der Papst auf einem Concilium zu Vienne in der Dauphine, zwar nicht auf dem Wege eines gerichtlichen Urtheilsspru- ches, sondern ans provisorische Weise und aus apostoli- scher Machtvollkommenheit, den Orden förmlich auf. Durch allerley Kunstgriffe hatte man auch dem Großmeister Mo- lay Aeußerungen abgelockt, die die Schuld des Ordens zu bestätigen schienen. Er sollte sie am 18. März 1314 öffentlich wiederhohlen; allein er läugnete alle Beschuldi- gungen. Philipp, hierüber erbittert, ließ ihn, nebst dem Großprior von der Normandie, Guido, noch an demsel- den Abend verbrennen. Noch auf dem Scheiterhaufen soll Mokay die Unschuld des Ordens behauptet, und den Papst Clemens und den König Philipp binnen Jahresfrist vor Gottes Gericht geladen haben. Wirklich starb der Papst schon den ly. April, und der König den 2y. No- vember desselben Jahrs. Die Güter des Ordens waren auf dem Concilium zu Vienne dem Johanniter-Orden zuerkannt, auch seine Schätze und Kleinodien; in Frankreich siel aber das Meiste der Krone zu. Die ihrer Gelübde entbunde- nen Ritter traten meist zu den Johannitern über, die, wenn sie auch den Untergang ihrer Nebenbuhler gerne sahen, doch unmittelbar nicht dazu mitwirkten. Aus der milden Stiftung eines Deutschen in Jeru- salem zur Verpflegung armer und kranker Deutscher Pik- ger, welche besonders während der Belagerung von Ac- M*

9. Theil 2, Abth. 4 - S. 115

1825 - München : Lentner
115 riuö würdigte die eingetretenen Schwierigkeiten, und er- klärte sich zu neuen Verträgen bereit. Im Julius 1225 wurden diese zu St. Germane abgeschlossen, und setzten fest: „Der Kaiser tritt im August 1227 den Kreuzzug an, und hält in Palästina zwey Jahre lang looo Nitter. Für jeden fehlenden ist er in 50 Mark Strafe verfallen, wel- che nach der Bestimmung des Patriarchen, des Königs und der Großmeister zum Beßten des heiligen Landes verwendet werden. Ausserdem hält Friedrich 150 Schiffe bereit, um 2000 Nitter nebst ihren Leuten und drey Pfer- den für jeden Nitter unentgeltlich nach Syrien übersetzen zu lassen. Finden sich nicht so viele Kreuzritter, oder wer- den jene Schiffe nicht gebraucht, oder sind sie nicht zu ge- höriger Zeit vorhanden; so zahlt und verwendet der Kai- ser alle dadurch ersparten Summen auf obige Weise für das heilige Land. Zu demselben Zwecke zahlt er 100,000 Unz^n Goldes in vier Fristen an die oben genannten Per- sonen, welche er aber zurückempfängt, sobald er binnen zwey Jahren den Kreuzzug wirklich antritt. Geschieht die- ses nicht, oder stirbt er, so bleiben jene Summen zu zweck- mäßiger Verwendung in den Händen des Königs, des Pa- triarchen und der Großmeister. Alle Nachfolger Friedrichs haften für die Erfüllung dieser Bedingungen, und er selbst beschwört den Vertrag. Tritt er den Kreuzzug nicht zur rechten Zeit an, oder hält er nicht die vorgeschriebene An- zahl von Nittern, oder bezahlt er jene Summen nicht in den vorgeschriebenen Fristen, so ist er dadurch ohne wei- ters in den Bann verfallen. Fehlt er in andern Punkten, so hat die Kirche, nach feiner eigenen Einwilligung, das Necht, den Bann über ihn auszufprechen. Hingegen soll der Bann sogleich aufgehoben werden, sobald der einzelns Grund desselben beseitigt ist. „Im November 1225 feyer- te Friedrich zu Brundusium seine Hochzeit mit Iolanta, nannte sich von dem an König von Jerusalem, stellte die- sen Titel sogar dem eines Königs von. Sicilien voran, und ließ sein Neichssiegel hiernach abändern. H--

10. Theil 2, Abth. 4 - S. 116

1825 - München : Lentner
— nò — Am 18. März H27 starb Papst Honorius Iii., und am 20. wurde der durch Geschlecht, Sinnesart und Thä- tigkeit gleich ausgezeichnete Kardinal Hugolinus, ein Greis von 80 Jahren einstimmig als sein Nachfolger erwählt, er nannte sich Gregor Ix. Sogleich nach den Feyer- lichleiten der Weihe, welche durch aufrichtige Theilnahme der Römer noch erhöht wurden, erließ Gregor Schreiben in alle Länder der Christenheit, welche von seiner Erhebung Nachricht gaben, und den Kreuzzug als den Gegenstand der ersten und würdigsten Thätigkeit bezeichneten. Der Brief an den Kaiser lautete umständlicher, höflicher, drin- gender. Gregor erinnerte an die vielen Geschäfte und Anstrengungen, welche er bereits in früheren Jahren für ihn unternommen habe, und bath um ernstliche Beförde- rung des Kreuzzuges und um endliche Lösung des so lange schon übernommenen Gelübdes. „Wir wollen dir", so schließt das Schreiben, „gern in so weit nachgeben, als es irgend mit unsern Pflichten verträglich ist; erwarten aber auch, daß du dich und uns nicht in jene Verlegen- heit setzest, aus welcher wir dich schwerlich wieder befreyen können, wenn wir auch wollten." Indessen hatten die Schwierigkeiten, welche sich einem großen und allgemeinen Kreuzzuge entgegenstellten, in den letzten Jahren nichts weniger als abgenommen. Die Engländer und Franzo- sen zeigten keine, die Lombarden nur geringe Theilnahme, und in Deutschland erklärten viele: eine jede nach Asien gerichtete Unternehmung sey überflüssig, ja thöricht. Bey dieser Stimmung wurden die für den Kreuzzug ausgeschrie- benen Steuern keineswegs pünktlich bezahlt; und wenn es dem Landgrafen Ludwig von Thüringen und dem Her- zoge Leopold von Oesterreich so an gutem Willen und Gelde fehlte, daß der Kaiser jenem 4000, diesem 10,000 Mark biethen mußte, um sie zur Annahme des Kreuzes zu- bewegen, so würde auch ein größerer Schatz bald erschöpft worden seyn. Und obenein blieb der Herzog von Oester- reich eines Anfalls der Böhmen halber in seinem Lande
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