1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
60
Nord - und Westasien.
neralreichthum wird wenig benutz!, doch wird viel Meerschaum in der
Gegend vvn B r u s sa gegrasten.
3. Die Bevölkerung besteht ans Türken, Tnrkvmanen, Griechen
und Armeniern. Namentlich die letztern leben meist vvm Handel (Kara-
wanen-) und vvn der Industrie in den Städten, Ackerbau wird wenig
betrieben, mehr Viehzucht. Jagd und Raub kommt mehrfach vor.
Unter dem Joche der Türken ist diese Halbinsel, einst der Sitz
blühender Reiche und prachtvoller Städte, jetzt stn gänzliche Zerrüttung
gesunken; von den frühern großen Städten sind jetzt nur noch Trümmer
oder elende schmutzige Nester zu sehen. Ueberall Verfall und Armuth.
4. In Kleinasien bestehen eine Menge kleiner Staaten und Land-
schaften. Die Hauptstadt des Landes ist Kutahia, 30,000 Einw.,
50 Moscheen, Meerschaumfabriken, Opiumban, Mineralbäder. Konjah,
30.000 Einw., das alte Jconium, der Mittelpunkt aller sich in der
Halbinsel kreuzenden Straßen. Angora, 50,000 Einw., berühmt we-
gen der seidenhaarigen Ziegen (Kämelziegen), die, wie auch Katzen und
Kaninchen mit ähnlichem seidenen langen Haar, in der Umgegend vor-
kommen. Viele Kamelotwebereien. Trapepint oder Trcbisonde,
50.000 Einw., am Schwarzen Meere. Ein- und Ausfuhr im Werthe
von 10 Millionen Thaler.' Sinope, bedeutende Hafenstadt am Schwar-
zen Meer, Seehandel (mit Schiffsbanholz) und Schiffbau. Nicäa,
4000 Einw., Seidenhandel. Kirchenversammlung 325. Bruffa, 100,000
Einw., früher Hauptstadt des osmanischen Reicks. Gräber der ersten
6 Sultane. Seidenfabrikation und Weinbau (Olympwein). In der
Nähe beim Dorfe Kilt sch ik wird der beste Meerschaum gegraben.
Sentori, an der Meerenge von Konstantinopel, ist als Vorstadt von
Konstantinopel anzusehen. Smyrna, 1 50,000 Einw., die wichtigste
Handelsstadt Kleinasiens, viele Europäer, hier Franken genannt, bewoh-
nen ein eigenes Stadtviertel. Jährliche Ausfuhr 30 Mill. Thaler, Ein-
fuhr 14 Mill. Thaler, Schiffahrtsverkehr 1009 Schiffe, darunter 1157
Dampfschiffe. Bergrna oder Pergamus, 3500 Einw., Wein- und
Banmwollenbau.
Zu Kleinasien gehören noch folgende Inseln, die theils an der
Südküfte im Mittelmeer, theils an der Westküste am Aegäischen Meer
liegen:
Eypern, 300 O.-M. (das Vaterland der Venns), Ueberfluß an
Produkten, aber schlecht angebaut, verwildert immer mehr. Eypernwein.
Hanptort Nikosia, Sitz des türkischen Statthalters und eines griechi-
schen Erzbischofs.
Rh od ns, 20 O.-M., früher mächtiger Handelsstaat. Im Mittel-
alter Sitz der Johanniterritter. Die Insel ist äußerst fruchtbar und mit
Waldungen bedeckt, die vortreffliches Schiffsbanholz liefern.
Lesbos, zwischen Smyrna und den Dardanellen, fruchtbar und
bevölkert.
Chios. Hanpterzengniß ist der Mastix, eine Art Gummiharz,
welches zum Räuchern und zu Firnissen, von den Türken aber fast nur
zum Kauen benutzt wird.
Samos. Hauptprodukt: Muskatwein.
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
149
Allgemeines von den Vereinigten Staaten.
Prairien des Westens ist die Schafzucht stark im Gange; die europäischen
Hausthiere sind allenthalben eingeführt worden; in den mittleren Staaten
des Mississippi-Beckens ist auch die Schweinezucht von großer Wichtig-
keit; die Fischerei in den Flüssen ist von Bedeutung. An Mineralpro-
dukteu hat man unermeßliche Lager von Steinkohlen; Eisen und Blei
kommt in ungeheurer Menge am obern Mississippi und Missouri, Kupfer
am Obern See, und Zinnerz im Staate Maine vor; reiche Goldlager,
theils im aufgeschwemmten Lande, theils in Gängen im Talkschieser hat
man vielfach entdeckt, wie auch Opalen, Rubinen und Bergkristalle in
Californien.
Die bedeutendsten Ausfuhrprodukte sind: Baumwolle (6,4 Mill.
Baumwollspindeln, Baumwollenernte 18«^ 2,498,895 Ballen), Mehl,
Fleisch, Fische, Baumwollenwaaren, Gold, Felle, Pottasche, Butter,
Getreide, Tabak, Reis, Petroleum. Ausfuhr 502 Mill., Esinfuhr
587 Mill. Thaler.
4. Staatsausgaben 565 Mill., Schulden 3762 Mill.,
Papiergeld 651 Mill., Banknoten 449 Mill. Thaler. S tehendes
Heer 48,000 Mann. Kriegsflotte 206 Schiffe mit 1743 Kanonen,
Handelsflotte 22,735 Schiffe mit 3,563,028 Tonnen.
Eisenbahnen 8531 deutsche M., Telegraphen 11,926 deutsche
M., Post-Briefe 483 Mill. Stück, Zölle 246 Mill. Thaler. Das ge-
sammte bewegliche und unbewegliche Vermögen 1866: 21,437 Mill. Thaler.
5. Die überwiegende Mehrzahl der Bewohner besteht aus Weißen
(viele Deutsche und noch mehr Anglo-Amerikaner oder Jankees (englischer
Abkunft), demnächst Franzosen, Holländer, Spanier, Schweizer rc.), dann
Farbige (meist Neger und Mulatten), und Indianer oder Roth-
häute (nur noch 200,000 Köpfe).
Anmerk. Die Zahl der Einwanderer stellte stch für das Jahr 30. Juni 1867
bis dahin 1868 auf 273,657 Köpfe.
Zu der bunten Manigfaltigkeit der Bewohner gesellt sich eine eben
solche Verschiedenheit der Confessionen und Secten: Mill. Katho-
liken, Mill. Lutheraner, 8 Mill. Resormirte rc., wenig Juden. In
den Vereinigten Staaten herrscht unbeschränkte Religionsfreiheit, gleich-
wohl trifft man eine übertrieben strenge Sonntagsfeier an.
Die Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich mit Ackerbau und Plan-
tagenwirthschaft. Von Bedeutung ist die Fischerei und Viehzucht. Die
Fabriken sind im Aufschwünge, am wichtigsten aber Schiffahrt und Handel.
Große Fortschritte haben die Amerikaner im Maschinen-, Schiffs-, Canal-
und Eisenbahnbau gemacht. Wissenschaft und Kunst werden streng nach
dem Nutzen bemessen. Der Schulunterricht ist vorzüglich und vielfach
durch Erziehungsgesellschaften gefördert. Sonntagsschulen, Kleinkinder-
schulen, Gymnasien, Seminarien, Colleges und Universitäten sind zahlreich.
Eine große Menge (2000) Zeitschriften, welche in den Vereinigten Staaten
erscheinen, befördern die allgemeine Bildung.
6. x Die Vereinigten Staaten (Union) sind aus 13 britischen Colo-
nien entstanden, welche meist im 17. Jahrhundert sich bildeten. Englands
Eingriffe in die Handelsfreiheit Amerikas führten endlich (1775) den
Nord amerikanischen Freiheitskrieg (1775— 1783) herbei, der
mit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Mrdamerika endete
(Friede von Versailles 1783). Die Union theilt stch in Staaten,
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- Inhalt: Zeit: Geographie
156
Die Vereinigten Staaten.
die Einwohnerzahl um 87,000 Köpfe zugenommen, und am Schluffe des
nächsten Jahrzehnts belief sie sich bereits auf 519,000. Am Schluffe des
dritten Jahrzehnts hatte Iowa 902,000 Einwohner, 1868 zählte man
eine Million.
Dies rasche Wachsthum erklärt sich durch die klimatischen und Boden-
verhältnisse, durch die Fruchtbarkeit und Wohnlichkeit des Landes und die
Energie seiner Bewohner. Die Einwanderung bildet einen mächtigen Hebel
dieser großartigen Entwickelung. Zwei große Ströme, der Mississippi und
Missouri, begrenzen den Staat und bilden seine Hauptwafferstraßen; im Innern
ist er von zahlreichen Flüssen und Bächen durchzogen, die eine Fülle von
Wasserkraft für Handel, Landwirthschaft und Industrie liefern. Das Klima
ist gesund und dem Feldbau höchst günstig. Dazu kommt ein reiches Prairie-
land, mit einer 1 bis 6 Fuß dicken Ackerkrume, welche rasches Wachsthum
der Saaten bedingt, denen schneller Absatz durch ein ausgebildetes Verkehrs-
netz von Wasserstraßen und Eisenbahnen gewährt wird.
Der in Prairiegegenden herrschende Mangel an Waldung wird theils
durch reichhaltige Kohlenlager, theils durch Zufuhr von Nutz - und Bauholz,
theils auch durch Anpflanzung von Waldungen ersetzt. Mit der Ausdehnung
dieser Pflanzungen von Waldbäumen nach dem in Deutschland üblichen Systeme
practischer Forstcultur werden die Prairiebewohner ihren Nachkommen ein ganz
unschätzbares Erbtheil hinterlassen. Die Prairieebenen selbst wechseln an
manchen Flußufern im Innern des Staates mit bewaldeten Höhenzügen, mit
schönen und imposanten Scenerien. Große Vortheile stehen dem Staate da-
durch in Aussicht, daß sein Eisenbahnnetz an der westlichen Grenze mit der
Pacificbahn in Verbindung treten wird. Schon jetzt hat Iowa 12 Eisenbahnen
mit 1400 Meilen Geleis; andere sind noch im Bau begriffen, darunter eine
Bahn, die vom Mississippi durch den ganzen Staat bis nach Missouri reicht.
Im letzten Herbste wurden geerntet 90 Millionen Bushel Mais, 25
Millionen Bushel Weizen. Unter seinen Schwesterstaaten nimmt Iowa da-
durch eine ganz bevorzugte Stellung ein, daß es gar keine Staatsschuld hat.
Seinem Freischulsystem stehen reichlichere Mittel zu Gebote als irgend einem
andern westlichen Staate, mit alleiniger Ausnahme von Minnesota vielleicht.
Die Staatsuniversität hat eine jährliche Dotation von 35,000 Dollars, das
Ackerbau-College, das auch Frauen als Schüler aufnimmt, hat eine Jahres-
einnahme von 40,000 Dollars.
Das Yankee-Element hat den ersten Impuls dieser Entwickelung gegeben.
Die ersten Ansiedler waren Nachkömmlinge van Bewohnern Neuenglands *),
die sich in den benachbarten Staaten niedergelassen hatten. Sie wurden sehr
bald unterstützt von einer zahlreichen europäischen, namentlich deutschen Ein-
wanderung, deren Farmen und Gärten, deren Industrie und Handel ein
glänzendes Zeugniß ablegen von deutscher Intelligenz und deutschem Fleiße.
(Nach dem „Globus".)
29. Missouri, vom Missouri durchströmt, an der Bereinigung
des Missouri und Mississippi, 3169 Q.-M. und 1,200,000 Einw.
Hauptstadt Jefferson-City, 3500 Einw., am Mississippi. St.
Louis, 230,000 Einw., am Mississippi, Sitz der Missouri-Pelzhandels-
*) Neuengland ist der gemeinschaftliche Name der Staaten Maine, New-Ham-
shire, Vermont, Massachusetts, Rhode-Island und Connecticut.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Oesteneichisch, Ungarische Monarchie.
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Salz; treffliches Rindvieh, Geflügel (Kapaune), und Wein und Obst.
Die Bewohner sind 2/3 Deutsche und Vs Slaven, und beschäftigen sich
mit Viehzucht und Eisenarbeiten.
Hauptstadt Graz, 74,000 Einw., all der hier schiffbaren Mur,
von Landhäusern uui> Weinbergen umgeben, mit einer Universität und
Eisen- und Tuchfabriken. Bruck, 3400 Einw., an der Mur, Fabriken
und Handel. Nordöstlich davon der Paß Semmering. Mariazell,
2 700 ' hoch gelegen, berühmtester Wallfahrtsort in Oesterreich. Marburg,
0000 Einw., an der Drave, Weinbau. Leoben und Iudenburg an
der Mur haben Eisenfabriken.
V. Herzogtum Rärnthen.
188,„ Q.-M. und 342,000 Einw. Ein rauhes, an malerischen
Partien reiches Bergland, un Norden die Schneegtpfel des majestätischen
Glöckner, 12,000' hoch. Der Metallreichlhum des Ländchens ist die
Nahrungsquelle für die rauheren Districte.
Klagenfurt, !7,000 Einw., nördlich der Drave, Bleiweißfabrik.
Villach, 3700 Einw., an der Drave, mit ansehnlichen Blei- und Gal-
meigruben. Im Westen der Bleiberg, liefert jährlich 40,000 Centner Blei.
Vi. Herzogthum -Krain.
181,4a Q.-M. und 473,400 Einw. Schon zeigt sich italienisches
Element in der Bevölkerung.
Laibach, 20,000 Einw., südlich der Save, hat Seidenfabrikation
und Handel nach Italien. Fürftencongreß 1820—21. Zirknitz, am
See gleichen Namens. Adelsberg, 1800 Einw., mit einer Vs Meile
langen Tropssteinhöhle. Zdria, 3800 Einw., westlich von Laibach,
reichstes Quecksilberbergwerk Europa's (jährlich 3000 Centner Quecksilber
und 500 Centner Zinnober).
Vii. Das Küstenland.
145,3 Q.-M. und 506,600 Einw. Wassermangel und die oft furcht-
bar lobenden Winde lassen vereint mit dem gähnenden Kalkboden nur an
manchen Orten eine üppigere Vegetation und neben Kastanien und Süd-
früchten feurige Weine gedeihen. Die ein wahres Nationalitätengemisch
(Slovene», Deutsche, Italiener rc.) bietende Bevölkerung ist auf den
Verkehr zur See angewiesen.
Triest, 108,000 Einw., wichtigste österreichische Seehandelsstadt,
„das österreichische Hamburg", mit Freihafen. Umgeben von Bergen und
Weingärten, Feigen-, Kastanien- undoelbaumpflanzungen. Handelnach
der Levante (400 eigene Schiffe), Seifen- und Lederfabriken. Capo
d' Istria, 9000 Einw., Hafenstadt, hat Wein - und Obstbau und Handel.
Seesalzwerke. Görz, 12,000 Einw., am Isonzo. Der feste Platz heißt
Gradiska. In Görz starb der König Karl X. von Frankreich (1837).
Aquileja, 1500 Einw., im Alterthum berühmt.
Vili. Hefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg.
532,gz Q.-M. und 878,700 Einw. Die deutsche Schweiz, im Rhein-,
Donau- und Etschgebiete; in den nördlichen Thälern Getreidebau, Vieh-
zucht überall. Die Algauer-Alpen bilden die nördliche Vorgruppe
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16
Das Britische Nordamerika.
Füchse, Biber, Seeottern, Marter, Wiesel, Hermelin re.), für deren
Gewinn die englische Regierung Handelsplätze re. angelegt hat. Die
Bewohner dieser Länder sind vorzüglich die Indianer, die hier unter
eigenen Häuptlingen, Kaziken genannt, stehen.
§. 118, Die Colonialländer.
I. Canada.
1. Canada umfaßt das Land im Norden der Großen Seen und
der Bereinigten Staaten bis nach Labrador; die Grenze gegen die Union
ist der 140 Meilen lange St. Lvrenzstrom. Es hat 11,878 Q.-M. und
2.783.000 Einwohner.
2. Das Land ist von zahlreichen Seen und Flüssen durchschnitten,
unter letzteren die bedeutendsten der Ottawa und Saguenay, Neben-
flüsse des St. Lorenz. Auf der Südseite deslorenzstromes das Albany-
Gebirge.
3. Das Klima ist viel rauher als unter gleicher Breite in Europa;
kalte Winter in der Dauer von 5 bis 7 Monaten, wo die Kälte ge-
wöhnlich 200 bis 25° beträgt; heiße Sommer. Rascher Temperatur-
wechsel. Der fruchtbare Boden erzeugt Getreide, Obst, Gemüse, Flachs re.
Außer den gewöhnlichen Hausthieren gibt es Pelzthiere, Elennthiere,
Bisons, Büffel, wilde Truthühner re. Ausfuhrprodukte sind: Ge-
treide, Mehl, Holz, Leder, Pottasche, Thran, Fleisch, Fische. Ausfuhr
98,8, Einfuhr 108,9 Mill. Thaler.
4. Staatsausgaben 21,^, Schulden 101, Banknoten 17,g
Mill. Thaler. Stehendes Heer 4436 Mann. Handelsflotte
4924 Schiffe mit 462,292 Tonnen.
5. Die Bewohner sind Indianer, Franzosen, Engländer, Deutsche.
Das obere Canada hat vorzugsweise protestantische, das untere Canada
katholische Bevölkerung. Die Beschäftigung der Bewohner ist in erster
Linie Jagd und Fischerei (im untern Canada), dann Ackerbau; Industrie
und Handel sind in: Aufschwünge. Die Indianer werden immer mehr
ansässig gemacht.
6. Bis 1763 herrschten hier die Franzosen, dann die Briten. Die
Eintheilung in Ober- und Unter-Canada ist 1840 aufgehoben worden.
Hauptstadt Ottawa, 15,000 Einw., wichtige Lage inmitten der
reichen Bauholzbezirke an der Grenze des obern und untern Canada.
Quebeck, 62,000 Einw., hat eine malerische Lage und besteht aus der
untern Stadt am Lorenzstrome und der obern aus der Höhe. Auf dem
höchsten Punkte steht die Citadelle, der Schlüssel von Canada. Sitz des
General-Gouverneurs des ganzen Britischen Nordamerika, mit bedeuten-
dem Handel und Schiffahrt. Montreal, 102,000 Einw., auf einer
Insel des Lorenzstroms, befestigt; erste Handelsstadt (besonders mit Pelz-
werk). Nelson's Denkmal. Toronto, 44,000 Einw., am Ontario-
See, blühende Handelsstadt (mit Weizen), Universität, Bank, Bezirks-
gefängniß, Fort. Im Flecken Fort William wird alljährlich großer
Pelzmarkt gehalten. Im No. des Ontario-Sees liegt Kingston,
20.000 Einw., dritte Handelsstadt.
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Das Kaiserthum Frankreich.
233
Pferde hat Frankreich wenig, dagegen viele Schafe und Maulthiere.
Austern sind nicht selten, und die Zucht des Seidenwurmes ist in den
südlichen Gegenden von großer Bedeutung. Dagegen ist der Metallreich-
thmn des Landes unbedeutend. Eisen, Blei, wenig Kupfer wird in den
Gebirgen gefunden, Steinkohlen an der Belgischen Grenze, Salz in
Lothringen. Verschiedene Marmorarten, Alabaster, Porphyr liefern die
Pyrenäen, welche auch an Mineralquellen sehr reich sind. Ausfuhr-
produkte sind: Seiden-, Wollen-, Mode-, Kurz-, Leder-, Metall-,
Gold-und Bijouteriewaaren, Wein, Brantwein, Häute, Korn und Mehl,
Parfümerien, chemische Produkte, Seide, Floretseide. Ausfuhr 792,
Einfuhr 841,$ Mill. Thaler.
4. Staatsausgaben 567, Schuld 3760, Banknoten 334
Mill. Thaler. Stehendes Heer 400,000 Mann, Reserve 200,000
Mann, Nationalgarde 500,000 Mann. Kriegsflotte 469 Schiffe
mit 39,000 Mann Besatzung und 7075 Kanonen. Handelsflotte
15,602 Schiffe mit 1,042,751 Tonnen.
5. Die Mehrzahl der Bewohner (0,*,) sind eigentliche Franzosen,
im Herzen des Landes; Deut sch e im Elsaß und Lothringen; die B r e t o n s
in der Bretagne, jkeltisch; die Basken im Südwesten; Wallonen
und Flamländer im Nordosten, ein Gemisch von Kelten und Ger-
manen; Gascogner sind Franzosen mit baskischer Beimischung; Ita-
liener in Nizza und Corsica. Außerdem viele andere Fremde.
Die französische Sprache, und zwar die nordfranzösische ist
vorherrschend; diese, wie auch die proven yalische und andere süd-
französische Dialecte sind Zweige des romanischen Sprachftammes. Die
Bretons und Basken reden verwandte Sprachen; die Wallonen, Flam-
länder und Gascogner gemischte, die Corsen italienische Dialecte.
Die katholische Confession ist am allgemeinsten; Protestanten gibt
es namentlich im Elsaß und in Languedoc.
Drei Viertel der Bewohner beschäftigen sich mit Acker- und Obstbau
und Viehzucht. Frankreichs Industrie steht unübertroffen da, besonders
in Luxus-, Seide-, Mode-, Wollen-, Baumwollen-, Spitzen-, Metall -
und Glaswaaren. Der See- und Binnenhandel ist bedeutend und wird
durch die Lage am Meere, durch schiffbare Flüsse und Canäle und Eisen-
bahnen (1763 Meilen) begünstigt. Die Gesittung der Bewohner ist sehr
vorgeschritten, obgleich die Bildung des niedern Volkes noch tief steht.
Frankreich hat ausgezeichnete Gelehrte, Literaten und Künstler. Es gibt
12 Special- und '2 vollständige Universitäten. An der Spitze des ge-
lammten Unterrichtswesen steht die Universität zu Paris.
6. Der französische Staat ist ein erbliches Kaiserreich mit Senat
und gesetzgebendem Körper; er zerfällt in 89 Departements, wir befolgen
indeß hier die alte Eintheilung in Provinzen.
Die französischen Provinzen.
1. Jsle de France, das alte Stammgut' der Capetinger (Fran-
cs), von der Seine durchflossen.
Hauptstadt des Landes Paris, 1,950,000 Einw., an beiden Ufern
der Seine und auf mehreren Inseln, Mittelpunkt des wissenschaftlichen,
gewerblichen und politischen Lebens, die erste Fabrik- und Handelsstadt
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Die Pyrenäische Halbinsel.
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Wein (Malaga. Leres re.), Südfrüchte, Palmen, Baumwolle, Reis,
Zucker, Haris und Flachs; Schafe (Merino, 4 bis 5 Mill.), Schweine,
Ziegen, Seidenraupen, Pferde (in Andalusien), Rinder, (¿sei# Maul»
thiere, Affen (auf dem Felsen Gibraltar), spanische Fliegen. Auch die
Zucht der Cochenille gedecht hier fett einigen Jahrzehnten (in Almeria).
4. Die Ppreuäische Halbinsel zerfällt ftaatl.ch in das Königreich
Spanien und das Königreich Portugal.
l. Das Königreich 5panien.
1. Spanien, den größten Theil der 2"fci einnehmend, hat (mit
den europäischen Inseln) 02th),4 Q.-M. und 10,3 Mill. Einwohner.
2. Staatsausgaben 18-1,S, Schuld 1507 , Banknoten 30
Mill.thaler. Stehendes Heer 84,29"Mann. Kriegsflotte 117
Sckiffe mit 1061 Kanonen. Handelsflotte 4850 Sec- und Küstcn-
schiffe mit 395,270 Tonnen.
3. Ausfuhrprodnkte.- Getreide, Wolle, Blei, Kupfer und Kupfererz,
Wein, Südfrüchte, Safran, Quecksilber, Barilla, Kork, Oel, Esp.wto,
Mehl, Fische, Felle, Reis, Salz. Ausfuhr 94, Einfuhr 132 Mill.
Tbalcr. .
Spanien ist daö au Mineralwassern reichste Land Europa's.
4. Die Bewohner sind meist Nachkommen der alten Jberier oder
Basken, die sich in den baskischen Provinzen unoermischt erhalten haben.
Die Auswanderung der Basken nach Südamerika nimmt immer größere
Dimensionen an, namentlich nach Montevideo und den Ortschaften am
Uruguay und Parana, wo sie im Schiffsdienfte, bei der Gärtnerei und
in großen Schlächtereien beschäftigt werde»; zum Betriebe des Ackerbaues
hat sich nur eine geringe Zahl herbeigelassen.
Außerdem leben in Spanien Mischlinge der Basken und Phönicier,
Karthager, Römer, Germanen und Araber; zerstreut leben (ca. 4 3,o00)
Juden und Zigeuner.
An merk. Die Zigeuner sind ein beimatloses, nomadisirendeö, vom Wabrr
sagen, Pferkehandel, Debstobl zc. lebendes Völkchen, an der Zabl, die zuerst
im !4.2abrhundcrl in unserm Erdihcil erschienen und »vahischcinlich aus Ostindien stammen.
Die spanische Sprache gehört zu den romanischen Sprachen und
hat verschiedene Dialecte, das Eaftilische ist Schriftsprache; in den
baskischen Provinzen ist die Spracl-e eigenthümlich.
Die Religion ist ausschließlich die römisch-katholische.
Der Ackerbau, begünstigt durch die Fruchtbarkeit dcö Bodens, ist
sehr vernachlässigt, nur in den Knftenlandschasten von Bedeutung; In-
dustrie nicht ausgezeichnet, beschränkt auf wenige Gegenstände; wichtiger
ist der Scchandel, aber meist in den Händen anderer Nationen. Schul -
und Unterrichtöwcsen ist im zcrrüttctetcn Zustande trotz der zahlreichen
Geistlichkeit.
Eigenthümlich die Nationaltänze und Sticrgefechte.
5. Die spanische Monarchie entstand im 16. Jahrhundert durch die
Bereinigung der Königreiche Caftilien und Aragonicn und war
unter 5carl V. der mächtigste Staat Europa's. Unter Philipp Ii. sank
die Monarchie, und 1701 starb die Königsfamilie aus. Nach langen
13 *
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- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
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Nord- und Westasien.
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Pa tmos, Verbann,märt des Apostels Johannes, felsig, holzarm.
Kos (Stanchio), der Sndwestspitze Kleinasiens gegenüber. Vater-
land des griechischen Arztes Hippokrates.
Die Straste von Trnpezunt nach Erzerum und Tabris in
ihrer Bedeutung für den anzubahnenden Handel Nord-
deutschlands mit Persien.
Trapezunt ist jetzt noch wie in alter Zeit der Uebergangs - und Ber-
bindungspunkt der weithin nach Südosten resp. Osten sich erstreckenden Ka-
rawanenstraßen. Diese Straßen, noch nicht nach europäischer Wegebaukunst
cultivirt und jeder Nivellirung und Chaussirung entbehrend, sind eben nur
nothdürstig hergestellte schmale Pfade, für Pferde und Esel gangbar, welche
theils durch die mächtigen Pontischen Bergketten im Südosten von Trapezunt
sich bergauf und bergab schlängeln, theils durch baumlose, sonnendurckglühte
Ebenen sich hinziehen. Die nächste, in commercieller Hinsicht keineswegs zu
unterschätzende Station dieser Straße ist Erzcrum. Bon dort aus geht
die Straße durch Armenien und Kurdistan, südlich am Wan-See entlang nach
Osten, um in Persien einzutreten und nach einem Wege von en. 23 geo-
graphischen Meilen die erste persische Hauptstation, Tabris, zu erreichen.
Dann zieht sich die Straße durch Persien selbst hin und erreicht schließlich
im Norden Teheran, im Süden Jspahan, die beiden Hauptmärkte Per-
siens. Diese große Handelsstraße führt also von Tabris aus über Erzerum
nach Trapezunt in nordwestlicher Richtung; es geht jedoch über Tabris noch
eine Straße und zwar nördlich über Dschulfa nach Tiflis und von dort nach
Poti, welche Stadt in kurzer Zeit schon ein ansehnliches Emporium geworden
ist, wie überhaupt die russische Regierung nach Kräften sich bemüht, den per-
sischen Handel auf der russischen Straße über Dschulfa und Tiflis zu erwei-
tern und durch Erleichterung der Communication, namentlich durch Errichtung
von Telegraphen-Stationen zu beleben. Auf der andern Straße, Trape-
zunt— Erzerum — Tabris, wird der Handel mit Persien meist von Frankreich
und England mit ziemlicher Lebhaftigkeit betrieben, während die Nord-
deutsche Industrie gar nicht vertreten ist. Dies ist um so auffälliger, als
eine rechtzeitig aufgenommene Concurrenz Deutschlands mit Frankreich, Eng-
land und Rußland höchst wichtige Erfolge und Vortheile verheißt, denn die
meisten Produkte, welche von jenen Ländern aus nach Persien eingeführt
werden, stellen sich von Deutschland aus eu. 30 bis 40 Procent billiger.
Es wären dabei vornehmlich ins Auge zu fassen die in Seide, Wolle und
Baumwolle gefertigten Stoffe und Waaren, welche die Webereien Norddeutsch-
lands liefern; dagegen könnten persische Waaren, Shawls, Teppiche rc. ein-
getauscht werden, die bis jetzt nur auf indirecten Wegen zu uns gelangen
und dadurch vertheuert werden. Die Wichtigkeit solch einer direkten Handels-
verbindung für Norddeutschland ist denn auch der Anstoß geworden zur An-
bahnung einer direkten Beziehung zwischen größern Handlungshäusern und
Fabriken Norddeutschlands und persischen Kaufleuten. Die dazu nöthigen
Schritte sind seitens des Norddeutschen Consulats zu Trapezunt bereits ge-
than. Der persische Consul zu Trapezunt hat seine Mitwirkung zugesagt.
Auch der persische Gesandte in Konstantinopel ist aus desfallsige Vorschläge
eingegangen. Man könnte nun in der beträchtlichen Entfernung zwischen
Deutschland und Persien ein Hinderniß erblicken; dasselbe erscheint indeß größer
1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Kaiserthum Brasilien. 131
Baumwolle, Tabak, Tapioca. Die Ausfuhr beträgt In Ml, die
Einfuhr 95 Miü. Thäter.
4. Staatsausgaben 46 Milt., Schulden 320 Milt., Pa-
piergeld 80 Mill., Banknoten 43 Mill. Thaler. Stehendes
Heer 25,844 Mann; Kriegsflotte 63 Schiffe mit 261 Kanonen,
Handelsflotte 755 Seeschiffe mit 232,000 Tonnen.
5. Die Bewohner, meist katholisch, sind Indianer, Europäer,
Neger und Mischlinge. Die Weißen sind Portugiesen, Schweizer, Deut-
sche, Franzosen, Engländer und portugiesische Kreolen; zu den Farbigen
gehören die Indianer, Neger und Mischlinge (mit verschiedenen Namen).
Unter den Indianern sind die Botokuden bekannt, die sich die Lippen
und Ohrläppchen durchbohren und Klötzchen hineinstecken. Die im Lande
herrschende Sprache ist die portugiesische. Die Bewohner beschäf-
tigen sich mit Acker- und Plantagenbau, Biehzucht, Fischerei, Bergbau,
Industrie und Handel. Der Hauptverkehr ist zu Wasser, da es gute
Landstraßen nur wenige gibt und mit Eisenbahnen erst ein kleiner An-
fang gemacht worden ist. Die Trägheit des Brasilianers verhindert den
geistigen Aufschwung, nur in der Hauptstadt ist eine Universität und
Academie der schönen Künste.
6. Das durch den Portugiesen Cabral (1500) entdeckte Land kam
an die portugiesische Königsfamilie. Im Jahre 1822 erklärte es sich
für frei und bildete unter dem Thronerben Portugals Don Pedro
ein erbliches Kaiserthum mit einer gesetzgebenden Versammlung in zwei
Kammern, das jetzt in 20 Provinzen eingetheilt ist.
Anmerk. Die Brasilianische Negierung hat vor kurzem ein Gesetz für die Be-
wohner der Staatscvlonie gegeben, welches den Einwanderern große Vortheile bietet,
nämlich: — Beförderung und Beköstigung vom Tage der Ankunft im Seehafen bis
zur Ankunft aus der Kolonie; — Verkauf eines Ansiedelungsplatzes,auf Credit, mit
einem Landguie von 1000 Quadratbracas und einem fertigen Hause; — Lieferung
aller zum Landbau und zum Waldbau erforderlichen Werkzeuge und Sämereien; —
ein Geldgeschenk von 20 Milreis (je zu 22 Silbergroschen) für die ersten Einrich-
tungen; — Garantie, daß im Nothfall die Eingewanderten während der ersten 6 Mo-
nate bei öffentlichen Arbeiten in Tagelohn beschäftigt werden sollen. Der Preis für
die Ländereien, so wie der Betrag der gemachten Vorschüsse müssen, mit Ausnahme
jenes Geldgeschenks, binnen 5 Jahren zurückgezahlt werden; doch beginnt dieser fünf-
jährige Zeitraum erst, nachdem der Eolonist schon zwei Jahre lang sein Landgut inne
gehabt hat.
Rio Janeiro, 400,000 Einw., Hauptstadt des ganzen Reichs
und Residenz des Kaisers, auf einer Landzunge an der Bai gl. N., die
einen der schönsten Häfen Amerikas bildet. Die Stadt, mit reizenden
Umgebungen, wird in die Alt- und Neustadt getheilt, hat eine Univer-
sität (die einzige des Landes), Academie, Wasserleitung, Eisenbahn. Die
Industrie ist lebhaft, der Handel bedeutend. Bahia (San Salva-
dor), 180,000 Einw., frühere Hauptstadt, Hasen und Handel sehr gut,
an der Allerheiligen-Bai. Die Gegend reich an Kaffee-, Tabak- und
Baumwollen-Plantagen. (Rio und Bahia sind die größten Städte
Südamerikas.) Pernambuco, 85,000 Einw., Hafenstadt, führt das
meiste Färbeholz aus; Eisenbahn. Porto Alegre, 20,000 Einw.,
blühender Seehandel. Sergipe, 13,000 Einw., Zucker-, Tabakfabriken,
Handel. Santos, 7000 Einw., Hafen. Villa Rica (Imperiale),
12,000 Einw., Bergstadt, an den Quellen des Parana, mit Gold- und
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1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Chinesische Reich.
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Fleiß angebaut. Goldlager. Das Klima bietet starke Gegensätze dar,
größtentheils kalt, die Getreideernte findet oft unter Schneegestöber statt.
2. Die Tibetaner bilden den Uebergaug von der kaukasischen zur
mongolischen Race. Sie bekennen sich zum Buddhismus, der hier L a m a i s -
mus genannt wird (vergl. §. 58, 5, Anmerk.). Der Oberpriester, der
Dalai-Lama, regiert das Land (den asiatischen Kirchenstaat), steht
aber unter dem Kaiser von China. Außer dem Dalai-Lama gibt es noch
den Bogdo-Lama (s. oben). Ersterer wird wie ein Gott (der Buddha
oder Fo) verehrt. Ganz Tibet ist das Heiligthum des Lamaismus.
Die Beschäftigungen des Volkes sind Landbau, Viehzucht, Webereien
und Waffenverfertigung.
3. Tibet wird eingetheilt in Groß-Tibet, Klein-Tibet und
B u t a n.
Lbassa, 80,000 Einw., Hauptstadt, hat 11,700' Meereshöhe, ist
Sitz des Dalai-Lama, mit einem berühmten Tempel, zwei bohen Schulen,
lebhaftem Handel. Lhassa ist ein zweites Rom für Mittelasien. Im
Sommer wohnt der Dalai-Lama in Botala bei Lhaffa auf einem Berge
in einem prächtigen Klosterpalast. Das Kloster ist vier Stockwerke hoch,
hat 10,000 Zimmer und ein vergoldetes Dach. Ladakh, Hauptstadt
von Klein-Tibet, nördlich am Himalaya, mit vielen Tempeln und Klöstern.
Handel mit Kaschmirshawls. Tassisudon, Hauptstadt von Butan, süd-
lich am Himalaya, mit Klöstern und Tempeln.
Die Erforschung des innern Tibet.
In den Jahren 1865 und 1866 unternahmen zwei indische Panditen
(d. h. Schriftgelehrte, wissenschaftlich gebildete Männer) eine Entdeckungsreise
nach Tibet.
Die Reisenden überschritten die Pässe des Himalaya. Sie erfuhren, daß
auf der ganzen Strecke von Lhassa bis Rudok eine ganze Reihenfolge von
Goldfeldern vorhanden ist, der Route entlang, welche dicht an der nördlichen
Wasserscheide des Brahmaputra hinläuft, wahrscheinlich in der Bodendepression
nördlich von derselben. Diese Goldfelder sind nicht ohne erheblichen Einfluß
für die gesellschaftliche und politische Zukunft dieser Gegend, sondern auch auf
die Gegenden weiter nach Westen hin.
Wie sieht es nun aus auf diesen tibetanischen Goldfeldern?
Die Ebene ist weit und breit mit Zelten bedeckt, und es herrscht ein lustiges
Leben dort auf einer Höhe von 16,330' über dem Meere. Die Goldgräber
und ihre Frauen sangen munter bei der Arbeit trotz des scharfen, kalten Windes.
Im Winter trägt jedermann Pelzkleider, und das Zelt bildet ein Dach über
der Erdhöhle, in welcher jede einzelne Familie lebt und wo sie sich gegen
Kälte und Sturm schützt. Die Leute arbeiten am liebsten während der Winter-
zeit, weil der gefrorene Erdboden nicht nachstürzt. In den mehr als 600
Zelten, welche gesehen wurden, wird weder Kohle noch Holz gebrannt, denn
diese fehlen; man muß sich mit getrocknetem Dünger behelfen, der überhaupt
in Centralasien und in der Mongolei eine so große Wichtigkeit hat und ge-
radezu unentbehrlich ist. Das Wasser ist sehr brakig und kann nur genossen
werden, nachdem man es hat gefrieren lassen und dann das Eis schmelzen
läßt. Alle Tibetaner schlafen in der Weise, daß sie die Knie bis ans Gesicht
Traut, Lehrb. d. Erdkunde. 6