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fuhrartikel sind: Seide und Seidenwaren, Thee, Reis, Kampfer,
Kupfer, Porzellan, Lack- und Papierware!?.
Japan zählt auf einem Flächenraum von 417 000 qkm 45 Mil
lionen E., ist also dichter bevölkert als das Deutsche Reich. — Die
Japaner (Bild 58) sind -— im Gegensatze zu den stammverwandten
Chinesen — dem europäischen Einflüsse leicht zugänglich, sehr gut
begabt und ungemein strebsam, die Errungenschaften der christlichen
Bild 58. Heiden in Japan bei einer religiösen Feier.
Civilisation sich anzueignen. Darum haben sich in Japan so schnell
wie in keinem andern asiatischen Staate europäische Sitten und Ein-
richtungen eingebürgert. Eisenbahnen und Telegraphen durchziehen
das Land; überall erstehen Fabriken; die Staatsverfassung und
Verwaltung, das Heer- und Unterrichtswesen sind nach europäischem
Muster eingerichtet. In ihrem Wesen freundlich und zuvorkommend,
doch mit Würde und Selbstbewußtsein, können die Japaner durch ein
ausgesprochenes Gefühl für Anstand und Schicklichkeit manchem
Europäer zuin Vorbild dienen.
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784
Europa — Deutsches Reich.
urtter den Fürsten das königliche Scepter erhält, sorgt fortan mehr für sein
Haus als für das Reich. Selbst ein Rudolf von Habsburg, ein Ludwig
von Baiern, ein Max I. von Oesterreich sind zu schwach, um wirklich Könige
eines Reiches zu sein, worin die buntverschlungene Menge von geistlichen
und weltlichen Reichsständen zu keiner Einigkeit, zu keiner großen Unter-
nehmung zu bringen war. Wenn man von dieser Seite nichts Erfreuliches
sieht, so gewährt doch der Blick auf die innern Bewegungen der kleinen
deutschen Staatenwelt manchfaches Interesse. Die Bürgerkraft ringt
mit der ritterlichen, und ihre Erfolge sind die einzigen Lichtblicke in
dieser Periode unserer Geschichte. Die Hansa im Norden, die schweizerische
Eidgenossenschaft im Süden tragen den Preis der Selbständigkeit und
des Muthes davon. Gewerbe und Handel blühen im 14. und 15. Jahrh.
wie nie zuvor. Der Wohlstand der Städte begünstigt außer der Kunst
auch die Wissenschaft; der Geist des Forschens beginnt sich stärker zu
regen, und Erfindungen von hoher Wichtigkeit, vor allen die der Buch-
druckerkunst.(1436), gereichen den Deutschen zur Ehre. Das Feudal-
system wird zuletzt wie durch den Bürgerstand so durch die Artillerie, das
Uebergewicht des Klerus aber durch Verbreitung der Studien des
griechisch-römischen Alterthums erschüttert; doch jeglicher Körperschaft, Adel,
Klerus und Bürgerthum, droht zuletzt die wachsende Fürstenmacht mit
überwiegender Herrschaft. Stehende Heere kommen aus. So nimmt der
Geist des Mittelalters allmählich eine andere Farbe, eine andere Richtung an.
Um so mächtiger und durchgreifender erscheint deshalb im 16. Jahrh.
ein neuer Versuch der Kirchenreform. Schon früher im 13. Jahrhun-
dert war ein solcher gemacht, aber mit unmenschlicher Grausamkeit unter-
drückt worden. Im 15. Jahrhundert erging der Ruf nach einer Reform
der Kirche an Haupt und Gliedern laut und eindringlich nicht nur
durch Deutschland, sondern durchs ganze Abendland, nicht nur vonseiten
weltlicher Fürsten, sondern auch vonseiten hochgestellter Kleriker: jedoch die
reformatorischen Eoncilien zu Pisa, Kostnitz und Basel richteten nichts aus,
als daß sie das päbstliche Schisma beseitigten und die Macht des Pabst-
thums neu festigten, während die als so dringend nothwendig empfundene
Entmängelung nicht zu erreichen nar, die kirchlich-politischen Reformpläne
unseres Kaisers Sigismund uudurch geführt blieben. Der Reformationsversuch
des 16. Jahrh. aber konnte nicht wieder abgewiesen und unterdrückt werden:
er ging vom Volke selbst aus und fand so begeisterten Wiederhall in den
Herzen der Völker, daß nicht nur die deutsche, sondern (vielleicht mit Aus-
nähme der spanischen) alle abendländischen Nationen ihm zugefallen wären,
hätte sich nicht vielerorts, besonders nach Gründung des Jesuitenordens,
Fürsten- und Priestermacht mit. Schwert und Scheiterhaufen dagegenge-
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Ludwig
von_Baiern Ludwig Max_I._von_Oesterreich Max_I. Sigismund
Deutsches Reich — Geschichtlicher Ueberblick. 783
Polen und Böhmen, und für kurze Zeit auch über Ungarn und Süditalien,
geboten die deutschen Könige. Aber nur wenige Jahrhunderte dauerte die
eigentliche Glanzzeit des Kaiserthums. Man mag es bedauern, daß die
großen Kaiser sich in Italien nicht nur Ruhm und Ehren, sondern gar
häufig auch den Tod holten und daß sie die beste Kraft Deutschlands dort-
hin führten; sicher hatte doch auch die damit errungene und durch drei Jahr-
hunderte, allerdings unter „unsäglichem Weh", behauptete Universalherr-
schaft des deutschen Volkes für die Kultur, Gesittung und geschichtliche
Größe des Vaterlandes die wohltätigsten Folgen. Aber das war offenbar
ein Unglück, daß die Dynastien so oft ausstarben, und daß die tüchtigen
Kaiser oft nur kurz, die weniger tüchtigen häufig lange regierten. Still-
stand allerdings erblickt man in jenen Zeiten nirgend, weder in den
Waffen, noch in den Einrichtungen des Staates, noch in der geistigen Welt.
Fortdauernde Veränderung und Entwickelung, fortdauerndes Streben nach
Rechten. Das Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der Lehnsträger,
Zünfte und Bürgerrecht hinter städtischen Mauern; uyd wie Grafen
und Herzöge nach Erblichkeit der Würden, so ringt der Klerus nach
größerer Macht, und im Klerus selbst hebt sich die monarchische Gewalt
des Pabstes empor, die zuletzt die weltliche Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdig und reichhaltig, doch von schlimmen politischen Folgen für
Deutschland sind deshalb besonders die zwei Jahrhunderte, von 1073, wo Kaiser
Heinrich Iv. mit seinen Fürsten in Streit geräth und zugleich Gregor Vii.
den Stuhl Petri besteigt, bis 1273, wo Rudolf von Habsburg erwählt
wird. Man kann sie das Zeitalter der Hohenstaufen (Waibliuger),
oder der Kreuzzüge, oder der Vollendung des hierarchischen
Systems, oder Blütezeit des Ritterthnms, der ritterlichen und
Minnepoesie und derkirchenbaukuust, oder auch deswachsthums
städtischer Freiheit nennen. Leider verlor das Kaiserthum, obwohl
zwei ausgezeichnete Männer, Friedrich Rothbart und der geistreiche Fried-
rich Ii. das Scepter führten, zuletzt an Macht und Würde; denn während
seines zwiefachen Kampfes mit der Hierarchie und den freien Städten
Italiens machten sich die Großen des Reiches aus Vasallen und Oberbe-
amten zu wirklich regierenden Fürsten, und mehrere bischöfliche und könig-
liche Städte erlangten Reichsfreiheit. 1232 mußte Friedrich Ii. jenen
die fchon faktifchelandeshoheit auch staatsgesetzlich zusichern, und 1226
war unter andern schon Lübeck, 1229 auch Frankfurt völlig freie Reichsstadt.
Kleinlicher wird nunmehr mit dem Ende des 13. Jahrhunderts die
Geschichte Deutschlands. Das Verhältnis zwischen dem deutsch-römischen
Kaiserthum und der übrigen abendländischen Welt ist ein ganz anderes ge-
worden; keine Kaiser gleich den genannten, stehen mehr an der Spitze. Wer
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Rudolf_von_Habsburg Rudolf Friedrich_Rothbart Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschlands Deutschland Italiens Frankfurt Deutschlands
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Bayern
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Vorrede.
gm lassen, daß ich noch hin und
wieder einige merckwürdigeoer-
ter mit Stillschweigen übergan-
gen hätte; weil sich ein jeder, aus
Liebe zu seinem Vaterlande, ein-
bilden wird, als wenn ich sein
wohlbestallter Leib Geographus
wäre.
Fürs andre kan man sich hier
nicht etwan mit der Unwiffen-
man zum Crempel von einem
/
Frantzösifchen Geographo for-
dert, daß seinebeschreibung von
seinem Vaterlande vollständig,
undohnefehler seyn soll: Also
verlanget man auch von einem
Deutschen, wenn er von
Deutschland etwas schreiben
)( 3 will,
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Extrahierte Ortsnamen: Frantzösifchen_Geographo Deutschland
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
68 Das I. Buch von Danemarck.
V. In Africa auf der Küste von Guinea , die
geminafriedrichsburg5mit einem klcincnhaven.
t Vi. In America unter den Caribifchen Ey-
ländern dje Insul 8. Tno^ilund 8. Groix.
Vii. Von den unbekannten Insuln gegen den
Nord-Boi: u Island, 2. Groenland 3.
Neu-Danemarck, 4. Spitzbergen, und
5,Nova Zembla; siche an seinem Orte.
Vii.
Von der Macht zu Wasser und
zu Lande.
Von den Einkünfften eines Königreichs kan nie-
mand was gewisses schreiben , weil sie steigend und
fallend sind. Doch pratendiren ihrer viel zu wis-
sen , daß sich die Königlichen Revenuen zum wenig-
sten jährlich auf 10. Millionen Reichsthalerbelauf-
fen sollen.
Zur Friedens-Zeit bestehet die Königliche Flotte
aus Xxv111. Schiffen von der Linie, aus Xvi.
Fregatten , und ans 5.Branders, darzn 1800.
Zimmerleute, 400. Canoniers , und 3020. bis
4200. Matrosengehören / welche Jahraus Jahr
ein in beständigem Sold müssen unterhalten wer-
den: sie haben ihr eigen Quartier in Coppenna-
gen, so die Neuen-Buden genennet wird. Zur
Zeit des Krieges können auf dem Nothsall noch
24. Krieges-Schiffe ausgerüstet werden; weil es
jn Norwegen niemahls an Bau-Holtze , und in
Danemarck mcl)t leicht weder an Schrffs-Gerathe
noch an Matrosen fehlet. Es gehören aber auch 12.
bis 12200. gute Soldaten darzu, wenn eine solche
Flotte auslauffen soll.
1
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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496
Italien — Geschichte.
schast deutscher Könige trotz des römischen Kaisertitels abzuwerfen strebte». Der
päpstliche Hof, der wohl große Güter aber noch keinen weltlichen Staat
besaß, war hierin vor allen thätig und hatte dafür gesorgt, daß eine nor-
m an dis che Ritterfamilie, die im südlichen Italien über Lombarden und
Griechen und in Sizilien über Muselmänner gesiegt, mit Umgehung des Kaiser-
rechts das Königreich Neapel gründete (Rob. Guiskard, Herzog von Apulien
1058; sein Neffe Roger 1130 erster König von Neapel). Hierauf verband er sich
mit den Städten, um auch von Mittel- und Norditalien die kaiserliche Macht
zu entfernen. Dies veranlaßte die heftigen Kriege des 12. und 13. Jahrhunderts
mit den hohenstaufischen oder weiblingischen Kaisern, und einen eignen lombardi-
schen Bund, der 1167 geschlossen wurde. Die Städte erkämpften sich Reichs-
freiheit, das Haus der Hohenstaufen ging um die Mitte des 13. Jahrhunderts
zu Grunde, und die folgenden Könige der Deutschen begnügten sich mit bloßer
Titularherrschaft in Norditalien.
Unstreitig ist die Geschichte jener Kämpfe höchst anziehend und lehrreich.
Oft sind die Kaiser, oft die Städte in ihren Unternehmungen zu bewundern.
Zu bedauern ist nur, daß Italien dadurch auf immer zerspalten wurde. Die
päpstliche Regierung festigte sich allniählig in der größeren Hälfte Mtttel-
italiens. Das schöne Königreich Neapel, durch Erbschaft aus hohenstaufische
Haus gekommen und von dem geistreichen Kaiser Friedrich Ii. (er starb 1250)
so trefflich verwaltet, wie niemals zuvor und nachher, zog das traurige Loos,
erst dem habsüchtigen Charles d'anjou und später den Spaniern unterthänig zu
werden. Die Republiken Venedig, Genna, Pisa behaupteten sich; allein
das übrige Italien verstand nicht, den lombardischen Bund fester und größer zu
machen. Er fiel auseinander. Die Factionen, während des Kampfs mit den
Staufen entstanden, und deshalb noch geraume Zeit durch die Namen Gibellinen
(Weiblinger) und Welfen ausgezeichnet, zerrütteten das Innere der Gemeinden,
und glückliche Volksführer und Söldnerobersten suchten sich hie und da zu Ty-
rannen auszuwerfen. In buntester Verwirrung wechselten Bündnisse und Fehden,
kamen kleine Tyrannen empor und stürzten wieder. Die Familie Visconti und
später die Sforza machten Mailand zum Mittelpunkt eines stattlichen Herzog-
thums. Daneben errangen: die bnrgnndischen Grafen von Savoyen die Herzog-
würde und den Besitz von Piemont, das adlige Hans Este fürstliche Herrschaft
in Ferrara und Modena, die Gonzaga's in Mantua, die Pico's in Mi-
raudola, die Malespiua's in Massa, die Montefeltris in Urbin o u. s. w.
Während auf solche Weise neue Herrschaften entstanden, blühte auch eine
neue Republik auf, und zwar so herrlich, daß sie unter den übrigen italischen
Staaten hervorleuchtete, wie ehmals Athen unter den griechischen. Dies war
Florenz, wo seit dem 13. Jahrhundert sich Betriebsamkeit und Politik zugleich
mit Lust an Wissenschaft und schöner Kunst verbanden.
Beinahe ganz Toskana, selbst die ehmals mächtige Stadt Pisa, mußte sich
den Florentinern anschließen; nur Lucca blieb unabhängig. So stand es gegen
Ende des 15. Jahrhunderts, als die Herrscher von Spanien, Frankreich und
Oestreich nach größerem Länderbesitz strebten und blutige Kriege über Italien
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Guiskard Friedrich_Ii Friedrich Charles_d'anjou Genna Hans_Este
546
Deutscher Bund — Geschichte.
ein eigner Staat zu sein. — 1073 Anfang des Kampfs zwischen deutschem Kai-
serthum und der Hierarchie (Heinrich Iv. und Gregor). — 1268 ungestrafte Hin-
richtung Konradins von Schwaben, als letzter Beweis, daß die deutsche Reichs-
kraft sich aufgelöst und die Hierarchie gesiegt. — 1414 Concil zu Costuitz,
Veranlassung des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max I. (zu dessen
Zeit das Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kreise) und Beginn der
Reforinatiou. — 1648 Ende des 30jährigen Kriegs. — 1740 Thronbesteigung
Friedrichs kl. von Preußen; zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
1792 Anfang der Revolutiouskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags. —
1848 Erstes deutsches Parlament. —
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswerth, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeindcn und Gaugerichte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
und Edelgefolge, kurz Natur und Charakter des Volks, das dem großen
Römer Tacitus Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe zur Vertheidi-
gung ihrer Selbständigkeit und zur Ueberwältiguug des stets gefährlichen römi-
schen Kaiserthums hervor; wodurch eine Reihe neuer Staaten in den Provinzen
desselben und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Königreich ent-
stand , das zwischen Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag und das
die ursprünglich deutschen Landstriche östlich der Saale den eingewanderten Wen-
den erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur als
Reste aus der Römerzeit an Rhein und Donau, und die Ackerkultnr war gering.
Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in Hörige
verwandelt, und noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwischen der
Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienstlenten. Sehr-
wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- oder Fendalsystems zu kennen,
aber auch den Beginn und Fortgang des neuen B ür g erth n ms, das mit und
in den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei unsern Blick auf
sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große, Kon r ad der Salier
und sein Sohn Heinrich Iii., unter denen die Macht des Reichs sowohl jenseit
der Ostgränze auf wendischem Boden, als über Italien und Burgund sich aus-
dehnte. Stillstand erblickt man in jenen Zeiten nirgend, weder iu den Waffen,
noch in den Einrichtungen des Staats, noch in der geistigen Welt. Fortdauernde
Veränderung und Entwickelung, fortdauerndes Streben nach Rechten. Das
Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der Lehnträger, Zünfte und Bürger
recht hinter städtischen Mauern; und wie Grafen und Herzoge nach Erblich-
keit der Würden, so ringt der Klerus uach größerer Macht, und im Klerus
selbst hebt sich die monarchische Gewalt des Papstes empor, die zuletzt die weltliche
Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger noch und reichhaltiger, doch von schlimmen politischen Folgen,
sind die nächsten 2 Jahrhunderte von 1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen
Fürsten in Streit geräth und zugleich Gregor Vii. den Stuhl Petri besteigt,
bis 1273, wo Rudolf von Habsburg erwählt wird. Man kaun sie das
Zeitalter der Hohenstaufen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der
Vollendung des hierarchischen Systems, oder Blüthezeit des Rit-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor) Gregor Konradins Max_I. Friedrichs Friedrichs Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor Rudolf_von_Habsburg Rudolf
424
des Hussitenkriegs. — 1519 Tod des Kaisers Max 1. (zu dessen Zeit das
Reichskammergericht nebst Eintheilung in 10 Kveise) und Beginn der Refor-
mation. — 1648 Ende des 30jähr. Kriegs. — 1740 Thronbesteigung Frie-
drichs Ii v. Preußen. Zugleich Beginn der neueren Literatur Deutschlands. —
4792 Anfang der Revolutionskriege. — 1815 Einsetzung des Bundestags.
Der älteste Zustand unsrer Altvordern ist höchst beachtenswert, vorzüglich
die Art ihrer Landsgemeinden u. Gaugenchte, die Bräuche der Wehrhaftmachung
u. Edelgefolge, kurz Natur u. Eharacter des Volks, das dem großen
Römer Tacitas Achtung einflößte. Sodann treten die Kämpfe hervor, die sie
zur Vertheidigung ihrer Selbstständigkeit und zur Ueberwältigung des stets ge-
fährlichen römischen Kaiferthums glorreich führten; woraus neue Staaten in
den Provinzen desselben, und zuletzt 887 auch ein völlig eignes deutsches Kö-
nigreich entstand, das zw. Nordsee und Alpen, Maas und Böhmerwald lag,
und die ursprünglich deutschen Landstriche östl. der Saale den eingewanderten
Wenden erst wieder abgewinnen mußte. Städte sah man noch wenige, fast nur
als Neste aus der Römerzeit an Rhein u. Donau, und die Ackerkultur war
gering. Eine große Zahl von Nachkommen alter freier Deutschen hatte sich in
Hörige verwandelt, tint noch gab es keine Bürgerschaft als Mittelglied zwisch.
der Masse Unfreier und den Vasallen mit ihren Dienst leu ten.
Sehr wichtig ist es, die Entwickelung des Lehn- od. Feudalsystems zu
kennen, aber auch den Beginn u. Fortgang des ne ríen Bürgerthums,
das mit und tu den Städten entstand. Herrliche Kaisergestalten ziehen dabei
unsern Blick auf sich, wie Heinrich der Finkler, Otto der Große,
Konrad der Salier und fein Sohn Heinrich Hl, unter denen die Macht
des Reichs sowohl jenseit der Ostgrenze auf wendischem Boden, als über Italien
u. Burgund sich ausdehnte. Stillstand erblickt. man in jenen Zeiten nirgend ,
weder in den Waffen, noch in den Einrichtungen des Staats, noch tu der
geistigen Welt. Fortdauernde Veränderungen u. Entwickelungen, fortdauerndes
Streben nach Rechten. Das Ritterthum gestaltet sich in der Klasse der
Lehnträger, Zünfte u. Bürgerrecht hinter städtischen Mauern, und wie
Grafen u. Herzoge nach Erblichkeit der Würden, so ringt der Klerus
nach größerer Macht, und im Klerus selbst hebt sich die monarchische Gewalt
des Papites empor, die zulezt die weltliche Hoheit zu übersteigen sucht.
Merkwürdiger und reichhaltiger noch sind die nächsten 2 Jahrhunderte von
1073, wo Kaiser Heinrich Iv. mit seinen Fürsten in Streit geräth lind
zugleich Gregor Vil. ten Stuhl Petri besteigt, bis 1273, wo Rudolf v.
Habsburg erwählt wird. Man kann sie das Zeitalter der Hohenstau-
fen (Weiblinger) oder der Kreuzzüge, oder der Vollendung des
hierarchischen Systems, oder Blütezeit des Ritserthums, der
ritterlichen u. Minnepoesie u. der Kirchenbaukunst, oder auch des
Wachsthums städtischer Freiheit nennen. Leider verlor das Kaiserthum,
obwohl zwei ausgezeichnete Männer, Friedrich Rothbart u. der geistreiche
Friedrich Ii., das Scepter führten, zuletzt an Macht und Würde; denn
während seines zwiefachen Kampfs mit der Hierarchie und den freien Städten
Italiens machten sich die Großen des Reichs aus Vasallen und Oberbeamten zu
wirklich regierenden Fürsten, und mehre bischöfliche und königliche Städte er-
langten R e i ch s fr e i h e i t. 1232 mußte Friedrich Ii. jenen die schon faktische
Landeshoheit auch staatsgesetzlich zusichern, und 1226 war unter andern
schon Lübeck, 1229 auch Frankfurt völlig freie Reichsstadt.
Kleinlicher wird nunmehr mit dem Ende des 13. Jahrhunderts die Geschichte
Deutschlands. Keine Kaiser gleich den genannten stehen mehr an der Spitze.
Wer linter den Fürsten das königl. Scepter erhält, sorgt fortan niehr für sein
Haus, als für das Reich. Selbst ein Rudolf v. Habsburg, ein Ludwig
o. B a i e r n, ein Max I. v. Oestreich sind zu schwach, um wirklich Könige
eines Reichs zu sein, worin die bunt verschlungene Menge von geistlichen u.
weltlichen Reichsständen zu keiner Einigkeit, zu keiner großen Unternehmung zu
bringen war. Wenn man von dieser Seite nichts Erfreuliches sieht, so gewährt
doch der Blick auf die innern Bewegungen der kleinen deutschen Staatenwelt
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Extrahierte Personennamen: Max_1. Max Heinrich_der_Finkler Heinrich Otto Konrad Heinrich_Hl Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vil Gregor Rudolf_v Rudolf Friedrich_Rothbart Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Rudolf Rudolf Ludwig
o Ludwig Max_I.