— 404 —
Handel gewinnen beständig an Bedeutung und erlangen in manchen Staaten das Ubergewicht
über die Landwirtschaft. Darauf beruht die Unterscheidung von Ackerbau- und Industrie-
und Handelsstaaten (Rußland, China — Belgien, England, Holland). Erst bei solchen
Völkern, wo Güter im Überfluß erzeugt werden und nicht alle Kräfte für den Erwerb der
notwendigsten Lebensbedürfnisse in Anspruch genommen werden, können Wissenschaft und
Kunst rechte Pflege finden, können freiheitlich geordnete Staaten entstehen. Man kann in
der Gegenwart einen morgenländischen und einen abendländischen Kulturkreis
unterscheiden. Zu jenem gehören als Hauptvölker die Inder, die Chinesen und die
Japaner. Bedeutend höher entwickelt ist die abendländische Kultur. An der Spitze
stehen die germanischen Völker; rückständiger sind, abgesehen von den Franzosen, die
Romanen und die Slawen.
6. Die Erde als Weltkörper,
a) Die Erde.
Größe und Gestalt der Erde (I, S. 1—5). — Das Linienuetz der Erde
(I, 6—9). — Die Achsendrehung der Erde; Entstehung von Tag und Nacht
(I, S. 5—6). — Die Bewegung der Erde um die Sonne, a) Die scheinbare
Bewegung der Sonne (I, S. 10) — b) Die Zonen und die Jahreszeiten
(I, S. 11—14). c) Die wirkliche Bewegung der Erde. Wie die tägliche
Bewegung der Himmelskörper um die Erde nur Schein ist (I, S. 6), so beruht
auch die jährliche Bewegung der Sonne (I, S. 16) auf einer Täuschung. In
Wirklichkeit bewegt sich die Erde um die Sonne, wie Kopernikus (-f 1543) zuerst
festgestellt hat. Innerhalb eines Jahres durchläuft sie eine dem Kreise sich
nähernde ellipsenförmige Bahn, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht.
Aus dieser Bewegung, die man als die Revolution der Erde bezeichnet, erklärt
sich der Wechsel der Jahreszeiten und der Tageslängen.
Zur Veranschaulichung diene die Abbildung 79, die die Erde in vier
verschiedenen Stellungen auf ihrer Jahresbahn um die Sonne zeigt. Zunächst
ist zu beachten, daß die Erdachse nicht senkrecht, sondern schräg zur Erdbahn
steht und zwar um 231/2° von der senkrechten Richtung abweicht, und ferner,
daß die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne diese Richtung stets beibehält.
Daraus ergibt sich, daß in der einen Hälfte des Jahres die n., in der andern
die s. Hälfte der Erdachse gegen die Sonne hin geneigt ist und daß darum auch
in der einen Jahreshälfte die n., in der andern die f. Erdhälfte stärker beleuchtet
und erwärmt werden muß.
Am 21. März (Abb. oben) ist die Stellung der Erde so, daß ihre
Strahlen senkrecht auf den Äquator fallen; die Beleuchtungsgrenze geht durch
die beiden Pole (I, S. 11) und halbiert alle Breitenkreise. Daher haben auf
der ganzen Erde, die Pole ausgenommen, Tag und Nacht dieselbe Dauer. Es
ist die Zeit der Tag- und Nachtgleiche (Äquinoktium). Die n. Halbkugel
hat Frühlings-, die s. Herbstanfang. Vom 21. März ab neigt sich die
Nordhalbkugel täglich mehr der Sonne zu; ein immer größeres Gebiet um den
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Ortsnamen: China Belgien England Holland
— 410 —
Je mehr sich aber nun der Mond dem Kernschatten nähert, um so schwächer wird sein
Licht, bis endlich, wenn er bei Ii in den Kernschatten eintritt, die eigentliche Verfinsterung
beginnt. Taucht der Mond ganz in den Erdschatten ein, so hat man eine völlige oder
totale Finsternis, bewegt er sich so, daß nur ein Teil durch den Kernschatten hindurchgeht,
so spricht man von einer teilweisen oder partia'en Finsternis.
d) Die Sonnenfinsternis (Abb. 82). S sei die Sonne, M der Mond, E die
Erde. Das Erdflächenstück zwischen a und b wird vom Kernschatten des Mondes getroffen
und hat daher eine völlige, die im Halbschatten liegenden Orte zwischen d und c und
a und d haben nur eine teilweise Sonnenfinsternis. Von e sieht man z. B. den Teil
der Sonne nicht, der unter g liegt. Außer der völligen und teilweisen gibt es auch noch
eine ringförmige Sonnenfinsternis, bei der der Rand der Sonne als Kreisring von der
Verdunkelung freibleibt. Sie ereignet sich dann, wenn der Mond so weit von der Erde
absteht, daß diese nicht mehr von seinem Kernschatten getroffen wird. Den Beobachtern,
die in der Verlängerung der Achse des Schattenkegels stehen, erscheint dann der Mond
kleiner als die Sonne, so daß jener, wenn er vor der Mitte der Sonnenscheibe steht, diese
nur z, T. zu verdecken vermag.
c) Die Sonne.
Größe. Die Sonne ist ein kugelförmiger Weltkörper von riesenhafter Größe. Ihr
Durchmesser beträgt nicht weniger als 1380000 km, das sind 108 Erddurchmesser; ihre
Abb. 82. Entstehung der Sonnenfinsternis.
(Aus Diesterwegs Populärer Himmelskunde.)
Oberfläche ist fast 12000 mal, ihr Rauminhalt 1,3 Mill. mal so groß wie die ent-
sprechenden Maße der Erde. Ein Schnellzug von 75 km Stundengeschwindigkeit würde
in ununterbrochener Fahrt den Weg um die Erde in rund 23 Tagen zurücklegen, den um
die Sonne erst in 63/4 Jahren. Wäre die Sonne eine Hohlkugel und stände die Erde in
ihrer Mitte, so könnte der Mond innerhalb der Kugel seinen Umlauf um die Erde machen
und würde dabei noch 300000 km von der Oberfläche der Sonne entfernt bleiben.
Beschaffenheit. Die Sonne ist ein glühender Ball. Ob sich ihr Kern in festem
oder flüssigem Zustande befindet, läßt sich nicht ermitteln. Ihre äußere Hülle aber, die
Photosphäre, bilden brennende Gase, deren Hitze man auf etwa 6500 0 berechnet hat.
Ganz gewaltig ist die Wärme, die die Sonne in den Weltenraum entsendet. Allein die
zur Erde gelangende würde imstande sein, täglich auf dieser eine 9 ern hohe Eisschicht zu
schmelzen, und doch erhält die Erde nur den 2000000000. Teil der von der Sonne aus-
gestrahlten Wärme. Die Gashülle befindet sich in fortwährender Wallung. Bei einer
völligen Sonnenfinsternis kann man durch ein Fernrohr beobachten, wie an den Rändern
wölken- oder strahlenförmige rotschimmernde Gebilde hervorbrechen und wieder verschwinden,
die sogenannten Protuberanzen. Wie die Untersuchungen mit Hilfe der Spektral-
analyse ergeben haben, sind es gewaltige Ausbrüche von Wasserstoffgasen, die Höhen von
150000, ja mitunter von mehr als 300000 km erreichen. Eine Beobachtung durch das
Fernrohr zeigt ferner auf der Sonnenoberfläche kleinere und größere dunlle Flecken von
wechselnder Größe und Form, vergängliche Gebilde, die entstehen und wieder vergehen.
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— 381 —
ihrer Kraft den Erdboden und erwärmen diesen, der dann wieder seine Wärme
an die über ihm liegenden Lustschichten abgibt. Daher sinkt die Wärme
mit der Erhebung über den Meeresspiegel. Die Abnahme beträgt im
Durchschnitt bei trockener Luft 1 0 auf je 100 m, bei feuchter 1/2 0 (I, S. 49
bis 52).
Die wärmende Kraft der Sonne ist um so größer, je mehr sich ihre
Strahlen der senkrechten Richtung nähern. Denn je schräger sie die Erdober-
fläche treffen, über einen desto größeren Raum verteilen sie sich; auch wird ihre
Kraft noch dadurch geschwächt, daß sie einen längeren Weg durch die unteren,
dichteren Luftschichten zurücklegen müssen. Taraus erklärt sich die Verschiedenheit
der Wärme in den einzelnen Tages- und Jahreszeiten und ihre Abnahme vom
Äquator nach den Polen hin. Die Wärme nimmt ab mit der zunehmen-
den geographischen Breite. Auf dieser Tatsache beruht die Einteilung der
Erde in fünf Zonen (I, S. 9—14).
Die Wärme hängt aber auch ab von der Dauer der Sonnen-
bestrahlnng. Daher kann es selbst an Orten, die weit vom Äquator entfernt
sind, recht heiß werden, weil die Sommertage außerordentlich lang sind. Um
so kälter sind aber auch die Winter mit ihren langen Nächten (Iii, S. 359).
Um die Wärme verschiedener Gegenden miteinander vergleichen zu können,
stellt man ihre mittleren Tages-, Monats- und Jahrestemperaturen fest (I, S. 52).
Wenn man alle Orte derselben Erdhälfte, die gleiche mittlere Jahreswärme
haben, durch Linien miteinander verbindet, so erhält man die Isothermen.
Dabei wird aber stets die wirkliche Wärme des Ortes umgerechnet in die
Wärme, die er bei gleicher Höhenlage mit dem Meeresspiegel haben würde.
Die Mittelwerte der Orte gleicher Januar- und Julitemperatur ergeben die
Winter- und Sommerisothermen (Jsochimenen und Jsotheren).
Würde die Wärme eines Ortes allein von der Lage zum Äquator ab-
hängen, so müßten die Isothermen genau gleiche Richtung mit den Breitenkreisen
haben. Sie verlaufen aber in sehr unregelmäßigen Biegungen, indem sie bald
nach N. ausweichen, wie z. B. an der Westküste Europas, bald nach S., wie
an der Ostküste Asiens und Amerikas. (Man vergleiche die Isothermenkarte, die
jeder Atlas enthält.) Daraus ergibt sich, daß die Verteilung der Wärme auf
der Erdoberfläche nicht allein von der Sonnenbestrahlung, sondern auch noch
von andern Einflüssen abhängt. Die Gesamtheit dieser Einflüsse ergibt das
wirkliche oder physische Klima eines Ortes im Gegensatze zu dem solaren,
mathematischen Klima, das lediglich durch die Einwirkung der Sonnen-
strahlen entstehen würde.
Außer der Breiten- und der Höhenlage haben insbesondere noch folgende Um-
stände Einfluß auf die Verteilung der Wärme auf der Erdoberfläche: 1. Die Lage zum
Meere. Das Meer mildert die Wärmegegensätze der von ihm beeinflußten Länder.
Darauf beruht die Unterscheidung von Land- und Seeklima (Ii, S. 265). 2. Die
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Extrahierte Ortsnamen: Polen Westküste_Europas Asiens Amerikas
— 297
deutende Summen umgesetzt. — Einen noch auffallendem Gegensatz
zwischen dem äußern Ansehen und dem innern Gehalt liefern die
Perlenbuden. Da sitzt in einer bretternen, mit Matten ausgeschlagenen
schlechten Bude ein Mann, der auf einem Tischchen vor sich einige
Bogen gelbes und graues Papier hat, worauf für mehr als
100 000 Rubel (1 Rubel = 3,24 Mark) Perlen liegen. Ein sehr
wichtiger Handelsartikel sind die kostbaren indischen Shawls, deren
viele verkauft werden. Unter den von den Europäern (fast aus-
schließlich den Russeu) ausgestellten Waren nehmen Baumwollfabrikate
die erste Stelle ein. (Nach Andree und Daniel.)
Km chinesisches Kastmahl.
Die Gebrüder Minqua, bei denen wir eingeladen waren, gehören
zu den reichsten Kaufleuten. Am 2. März erhielten wir die chinesisch
auf rotes Papier geschriebene Einladung, und am 4. um 6 Uhr
abends begaben wir uns in das Haus, wo die beiden Brüder
Minqua uns empfingen. Der englische Kaufmann Dent stellte uns
vor. Es waren unser acht Offiziere der Fregatte, außerdem noch
fünf andere Personen. Die beiden Minqua sowie die von ihnen
eingeladenen chinesischen Freunde waren in Festtagskleidung erschienen,
nämlich in langen Gewändern von blauem Seidenstoff mit prächtigen
Stickereien. Ein kegelförmiger Strohhut mit einer Quaste aus Seiden-
Plüsch bedeckte den Kopf. Bei ihrer Jugeud und vorteilhaften Gestalt
stand den Chinesen der Anzng recht gut und hatte trotz des spitzigen
Hutes und des laugen Zopfes etwas Würdevolles.
Wir wurden in einen langen, durch Laternen von verschiedenster
Form und Farbe erleuchteten Saal geführt; hier standen eine Reihe
kleiner Theetische, deren jeder von zwei Lehnstühlen aus Bambus
umstellt war. Ich nahm einen Schluck Thee, um das wunderbare
Getränk einmal in seiner vollen Reinheit zu genießen, konnte ihm
aber, obwohl der Geruch vortrefflich war, keinen sonderlichen Ge-
schmack abgewinnen; durch den Mangel an Zucker schien mir der
Thee scharf und trocken. Auch die andern europäischen Gäste teilten
meine Ansicht.
13**
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— 126 —
nur in dem Indien verwandten Madagaskar. Europäische Einwande-
rung von keiner Bedeutung für neue Völkerbildungen, weder im N. (Algier)
noch im S. (Capland >und Land der Boecs). Einfluß der durch Europäer
(besonders Portugiesen und Spanier) verkauften Negermassen auf Umge-
staltung der Bevölkerung Amerikas. Sittliche Verwilderung der despotischen
Sklavenstaaten von der Guineaküste bis Zanzibar. — Das eigentliche Afrika,
von Portugiesen wie von Arabern Jahrhunderte lang nur als großer Hau-
delsmarkt betrachtet (Handelsartikel außer Sklaven besonders Elfenbein,
Palmöl, Gummi), jetzt vor allem wissenschaftliches Object, weniger für Fran-
zosen, als für Engländer und Deutsche. Christliche Mission in enger
Verbindung mit wissenschaftlichen Entdeckungsreisen. Das Innere hierdurch
bis auf einen im neuesten Kartenbilde noch leeren Raum von 50000 Qm.,
südlich von Hochsudan, erschlossen. Hier das neueste deutsche Erforschungs-
gebiet. —
Ueberhaupt liegen die größten noch ungelösten Aufgaben der Kultur
für das christliche Europa in der an^Völkern reichen alten Welt.
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Extrahierte Personennamen: Hochsudan
Extrahierte Ortsnamen: Indien Madagaskar Algier Capland Amerikas Afrika Europa
— 12 —
Centrum des Königreichs Preußen mit den Denkmälern einer
Geschichte sonder Gleichen, die neue Hauptstadt Deutschlands, an
der Grenze der weiten zur Oder auf Frankfurt sich hinziehenden
und von der Spree durchfurchten Sandflächen und des sich zur
Elbe neigenden und durch Sümpfe (Luch), kleine von Hügeln
umschlossene Seen, reiche Bewässerung und Bewaldung geschützten
Havellandes. Daher günstigere Lage für die Entwicklung zur
Weltstadt*) als die des alten Brandenburg und des modernen
Potsdam**) („unter den Eichen") in dem Jahrhunderte lang
verteidigten Bollwerke der Haveller. Die Mark Brandenburg
das glänzendste Zeuguiß deutscher Thatkraft im Kampfe mit
Sumpf, Sand und Sorben. —
Jenseits der fruchtbaren Niederung der Oder (Frank-
furt) die Sternberger Ebene (die Verbindung der Neu-
mark mit Schlesien) bis zur Warthe und Obra. Je weiter nach
O., desto breiter und flacher das Land: Posen, das getreide-
reiche Gebiet der mittleren Warthe (in der Mitte die Hauptstadt
gleiches Namens, die deutsche Warte im polnischen Lande); im
S. begrenzt durch das Gebiet der schleichen Bartsch, im O.
durch den Goplosee und die Prosna, im N. durch die Fortsetzung
des Oderbruches die der Kultur gewonnenen Sumpfufer der Warthe
und Netze. Große Zahl kleiner Städte, eine Folge „der polnischen
Wirtschaft", die das Emporblühen von Stadt und Land hinderte.
Der Verkehr unter dem Einflüsse der Juden. Einst schon vor
der Mark durch die Brunonen unter christlich-germanischer Hoheit
(Erzbisthum Gnesen-Posen), verliert Posen durch die preu-
ßische Mission den Charakter des Sarmatenlandes; schon fast
die Hälfte der Bewohner Deutsche, die thätigen Nachkommen der
alten niederdeutschen Kolonisten.
In dem Tieflande kommen die Ströme zu ihrer vollen Ent-
Wicklung, aber sie befruchten es mit dem, was sie aus dem Hoch-
lande herabführen. — Erst durch die Verbindung mit dem Hoch-
lande ist aus Brandenburg die Großmacht Preußen erwachsen,
das norddeutsche Tiefland der Schwerpunkt Deutschlands gewor-
den. — Nordd entschland, gegen Süddeutschland geogra-
*) Zur Zeit des großen Kurfürsten beide Städte Berlin-Köln 6—9000
Einw.; beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. 61000 Einw.; 100
Jahre später über 180,000, 1840 über 330,000, jetzt weit über 800,000 Ein-
wohner, deren Charakter durch die nicht unerhebliche Beimischung von fran-
Mischen und jüdischen Einwanderern beeinflußt.
**) vergl. Berlin-Potsdam mit Paris-Versailles.
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Extrahierte Personennamen: Bartsch Friedrich Wilhelms_I.
- 37 —
10,000 wechselnd, in der flachen Schweiz meist reformiert,
in den Alpen vorzugsweise katholisch (die katholischen Urkan-
tone*), wie Tyrol tapfer in der Abwehr alles dessen, was den
alten Gerechtsamen, den alten Sitten, dem alten Glauben Gefahr
zu drohen scheint). Auch die Lebensweise voller Gegensätze:
auf Ackerbau und Viehzucht begründete Wohlhabenheit im niedri-
geren Lande, Hand in Hand mit der von Italien eingeführten
Seiden- (später auch Baumwollen-) Industrie, von deren Mittel-
Punkt Zürich sie sich über die Ostschweiz verbreitet hat, während
Basel, an der Schwelle des großen Handelshauses, den Verkehr
nach N. und W. vermittelt. Genf, Vermittlerin der Uhren-
industrie im ärmeren Juralande. Auch die Alpenwirtschaft zum
Theil industriell betrieben. Mangel an Bergwerken. Die seit
Gründung der Eidgenossenschaft entbundene Kraft der Schweizer
nach Befestigung der politischen Selbständigkeit lange Zeit im
Kriegshandwerke verwerthet (Miethstruppen; Reislaufen); jetzt
friedlicher Erwerb theils im Auslande, theils durch das eiuwan-
dernde Ausland. (Touristenzüge; wandernde Kolonieen beson-
ders am Genfer^**), im Berner Oberlande, um den Vierwald-
stätter See, in Graubünden.)
Das innere Gebirgsland erst seit der Mitte des vorigen
Jahrhunderts bekannter. Die alten gefürchteten Verkehrswege
zwischen Italien und der Schweiz***),'selbst von den Cimbern
umgangen, seit Bonapartes Herrschaft in Kunststraßen umge-
wandelt. Der alte Paß vom Knie der Rhone bei Martinach
über den großen St. Bernhard (7600') nach Aosta (zur
Heerstraße des kleinen St. Bernhard im Thale der Dora Baltea)
nur als Saumpfad tauglich, weiter oberhalb durch die kunst>
volle, niedrigere Simplonstraße ersetzt. Seitdem ein großes
Straßennetz auch durch die mittlere und östliche Schweiz nach
der Lombardei (Mailand). Hier die wichtigsten Passagen 1) die
*) Die um den Vierwaldstätter See und die obere Renß liegenden vier
Waldkantone, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern. Hier der Ansgaugspunkt
der von kräftigen Bauern und Hirten gegründeten Eidgenossenschaft; an
ihren Eingangsthälern Moorgarten, Näfels, Sempach; an derzüri-
cher Straße: Cappel,
**) Der internationale Genfersee im Gegensatze gegen den alemannischen
Bodensee nach Lage, Umgebung und Verkehr.
***) Unter diesen wurde der Gotthardspaß von Snwarow und zwar von
der steilen italischen Seite überstiegen: der kühnste Alpenübergang seit Han-
nibals Zeit.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Bonapartes Bernhard_( Bernhard Cappel Gotthardspaß_von_Snwarow
6
Die physische Geographie.
Geht die Reduction noch weiter, wie in unsern meisten Schulkarten,
so spricht man von Landkarten überhaupt. So ist in Kieperts Schul-
atlas die Karte 2, Europa, im Maßstabe von Vis,000,000: Asien,
Amerika und Afrika gar im Verhältnis von */30,000,000 dargestellt.
Eine andere Art der Benennung richtet sich nach den Objecten, welche
besonders zur Anschauung kommen sollen; dahin gehören die Seekarten,
Flußnetzkarten, geognostische Karten, politische und historische Karten,
Post- und Eisenbahnkarten u. a.
Eine Sammlung von Karten nennen wir Atlas (plur. Atlanten).
Der Name rührt von dem bedeutendsten Kartenzeichner des 16. Jahr-
hunderts G. Mercator her, welcher eine Kartensammlung herausgab
und auf dem Titelblatt den Riesen Atlas abbildete, der nach den
Mythen der alten Griechen das Himmelsgewölbe trug. —
§ 8. Der Mond ist der einzige Trabant der Erde. Sein
Durchmesser beträgt 468 M., sein Umfang 1470 M., seine Entfernung
von der Erde 50,000 M. Er hat eine dreifache Bewegung: 1) um
sich selbst, 2) um die Erde in circa 28 Tagen (4 Wochen nach den
4 Mondphasen: Neumond, erstes Viertel, Vollmond, letztes Viertel),
und 3) mit der Erde um die Sonne.
Die physische Geographie.
§ 9. Die physische Geographie ist die aus die Erde angewendete
Physik und betrachtet die Erde für sich nach ihrer natürlichen Be-
schaffenheit, nach ihren festen, flüssigen und gasförmigen Theilen.
Luft, Wasser und Erde bilden die Hülle des Erdkörpers. Sie
bedingen das Leben der Pflanzen-, Thier- und Menschenwelt.
Nach diesen 6 Momenten enthält die physische Geographie die Lehre
von der Lust (Meteorologie, Klimatologie), die Lehre vom Wasser und
von den Gewässern (Hydrographie, Oceanographie), die Lehre vom
Lande und den Landformen (specielle Geographie, Orographie), Pflanzen-,
Thiergeographie und Ethnologie (Völkerkunde).
Die Lust bildet eine Hülle um den ganzen Erdball, Wasser und
Land zusammen gewissermaßen eine zweite. Da aber die Luft in ihrer
Temperatur und Bewegung wesentlich durch ihre Grundlagen: Wasser
und Land, bedingt ist, so geht die Betrachtung von Wasser und Land
voran.
Von der Oberfläche der Erde nimmt das Wasser 6,800,000 Q.-M.
ein, das Land nur 2,460,000 Q.-M. Wasser und Land sind sehr
ungleich vertheilt, auf der Nordhalbe der Erde liegt 3mal mehr Land
als auf der Südhalbe. Zertheilt man die Erde so, daß auf der einen
Hälfte die meisten Landmaffen gruppirt sind, so erscheint Europa von
Asien, Afrika und Amerika umgeben im Centrum als der weltbeherrschende
Erdtheil, auf der Wasserseite der Erde dagegen Australien als der
isolirteste (siehe Stielers Schulatlas, Karte 3).
1. Das Wasser.
H 10. Das Wasser findet sich theils stehend in Meeren und
Seen, Teichen und Lachen, theils fließend in Quellen, Bächen,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Kieperts Europa Asien Amerika Afrika Europa Asien Afrika Amerika
Linleitung.
/£)ic Geographie (Erdkunde) zerfällt in astronomische (mathe-
matische), physische und politische Geographie.
I. Astronomische Geographie. Kugelgestalt der Erde.
Gründe: kreisförmiger Horizont, kreisförmiger Erdschatten, Kugel-
gestalt der andern Planeten. Umsegelung der Erde re. Begriff des
'wahren und scheinbaren Horizonts. 4 Himmelsgegenden: O. S. W.
N. Die Windrose, der Kompaß. Drehung der Erde. Erdachse,
Nordpol, Südpol. Aequator. Parallelkreise (Breitenkreise).
Meridian (Längenkreise), Geographische Länge und Breite, nörd-
liche und südliche, östliche und westliche Halbkugel (Hemisphäre); der
erste Meridian von Ferro, Paris und Greenwich. Durchmesser der
Erde 1719 M., Aequator 5100 M>, Eintheilung in 360 Theile oder
Grade. Oberfläche der Erde 9,261,000 Qm. Entfernung von der
Sonne 20 Mill. M. Zwiefache Bewegung der Erde als die
Ursache von Tag und Jahr. Der Thierkreis. Die schiefe Stellung
der Erdachse (die Schiefe der Ekliptik 23%°). Die Aequinoctien am
21. März und 23. September. Die Wendekreise, die Polar-
kreise. Die 5 Zonen. Verschiedenheit der Tageslängen. Wechsel
der Jahreszeiten. Das Jahr —• 365 T. 48 Min. 50 Sek. Schalt-
jahr (julian. und gregorian. Kalender).
Der Mond. Durchmesser 468 M. Umfang 1470 M. Ent-
fernung von der Erde 50,000 M. Dreifache Bewegung. Umlausszeit
(die periodisch — 27% Tage; die synodische — 29% Tage). Die Licht-
phasen. Sonnen- und Mondfinsternisse.
Die Darstellung der Erde durch Globen, ihrer Oberfläche durch Karlen.
Projection derselben. (Seekarten nach Merkators Projection.)
Ii. Physische Geographie.
Luft, Wasser und Erde bilden die Hülle des Erdkörpers.
1. Die Luft oder Atmosphäre (Meteorologie) in Form eines
Ellipsoids mit zunehmender Dichtigkeit nach unten; ihr Druck durch
das Barometer gemessen. Die Winde, Luftströmungen, durch
das gestörte Gleichgewicht der Atmosphäre entstanden (Land- und
Seewind).
Rüge, Geographie.
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TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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