1911 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Bergbau. Industrie.
87
2. Spanien). Bleierze fördert man bei uns besonders in (vberschlesien, im harz, im
Erzgebirge und am Nordfuße des Rheinischen Schiefergebirges. — Unter den tän-
dern der Erde, die Rupfererze liefern, stehen die vereinigten Staaten von Amerika
an der Spitze? Deutschland nimmt in der Reihe erst den achten Platz ein (1. ver-
einigte Staaten, 2. England, 3. Mexiko, 4. Spanien, 5. Australien, 6. Japan,
7. Qchile); doch ist die jährliche Ausbeute noch ganz beträchtlich. Sie kommt Haupt-
sächlich aus der Mansfelder Gegend am Unterharz. — Auch an Nickel ist Deutsch-
land verhältnismäßig reich (Erzgebirge). Venn nur ein Land der Erde, die franzö-
fische Kolonie Neukaledonien (sie gehört zu den festlandnahen Inseln Australiens),
fördert jährlich mehr von diesem Metall als unser Vaterland. — Zinnerze werden
in Deutschland nur wenige (besonders im Erzgebirge) gefördert. — von den edlen
Metallen findet sich Gold nur in ganz geringen Mengen, und zwar im Sande
der Flüsse. Die Hauptgoldländer der Erde sind Südafrika, die vereinigten Staaten
von Amerika und Australien. — In bezug auf die Silbergewinnung (Erzgebirge,
harz) nimmt das Deutsche Reich unter den Staaten Europas die erste Stelle ein-
zu den silberreichsten Ländern der Erde gehört es jedoch nicht. Besonders Nord-
und Südamerika und Australien liefern alljährlich riesige Mengen von diesem kost-
baren Metall.
von den übrigen unterirdischen Bodenschätzen ist besonders der Reichtum
Deutschlands an Salz zu erwähnen. Seine Abraumsalze, die für die Landwirtschaft
und verschiedene chemische Gewerbe von außerordentlicher Bedeutung sind, werden
über die ganze Erde versandt? denn kein andres Land liefert sie auch nur in an-
nähernd gleicher Menge und Güte. Sie finden sich in Lagern von großer Mächtig-
feit namentlich am Nord- und Gstrande des Harzes. — Graphit, den man zu
Bleistiften, Schmelztiegeln usw. verarbeitet, wird bei Passau im Bayrischen Walde
gewonnen. — Unter den vielen Werksteinen, die in den deutschen Gebirgen in
vorzüglicher Güte gebrochen werden, sind die Solnhofener Lithographiesteine welt-
berühmt. — Porzellanerde liefern u. a. die Gegenden bei Meißen und Halle a. S.,
und Bernstein findet sich an der preußischen Gstseeküste.
Industrie. Daß bei dem Reichtum an unterirdischen Schätzen, die durch den
Bergbau gefördert werden, die deutsche Industrie mächtig aufblühen mußte, ist wohl
selbstverständlich, wenn man an den Fleiß der Bewohner denkt. Besonders dort,
wo die hauptgrundlagen der Industrie, Kohle und Eisenerz, in eng benachbarten
Lagern auftreten (Vberschlesien, sächsisches Bergland, Nordrand des Rheinischen
Schiefergebirges, Lothringen) hat sich ein außerordentlich reges gewerbliches Leben
entfaltet. Neben der Metallwarenindustrie beschäftigt besonders noch das Weberei-
gewerbe viele tausend fleißige Hände.
Die wichtigsten deutschen Industriebezirke sind:
1. der rheinisch-westfälische (Eisen, Baumwolle, Volle, Seide),
2. der sächsisch-thüringische (Baumwolle, Wolle, Eisen),
3. der schlesisch-oberlausitzische (Leinen, Wolle),
4. der oberschlesische (Eisen),
5. der Aachener (Eisen, Wolle, Baumwolle, Seide),
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Leipzig
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- Autor: Lehmann, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
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- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Glatzer Gebirgsland. Mährisches Gesenke. Norddeutsches Tiefland. 49
Üuch die Ortschaften am Fuße des Gebirges haben, begünstigt durch ihre freund-
liche Lage, lebhaften Fremdenverkehr. Da im Tale des Bobers Flachs angebaut
wird, blüht in Hirschberg (20) schon seit alter Zeit die Leinenweberei. Unweit der
Stadt liegt Warmbrunn, dessen warme, schwefelhaltige Quellen vielen Leidenden
Heilung bringen.
Das Glatzer Gebirgsland stellt sich als eine Hochfläche dar, die von Gebirgen
umrahmt wird (nenne sie!). Kuf diese weise entsteht ein großer Gebirgskessel, dessen
Gewässer sich in der Glatzer Neisse sammeln. In dem Tale der Neisse hat man
eine Eisenbahn angelegt, die Deutschland und Österreich verbindet. Die Festung
Glatz (17) schützt diesen Weg. — Ruj den fruchtbaren Feldern des „Glatzer Kessels"
wurde früher viel Flachs geerntet. Daher steht dort schon seit alter Zeit die Leinen-
weberei in hoher Blüte. Jetzt wird freilich der meiste Flachs aus andern Ländern,
besonders aus Rußland bezogen. Da man am Nordwestrande des Berglandes, vor-
nehmlich bei der Stadt Waldenburg (17), vor einigen Jahrzehnten Steinkohlen zu
fördern begann, sind zahlreiche große Spinnereien und Webereien entstanden. Sie
liefern die Leinwand viel billiger als die Handweber. Diese bewohnen nur noch
die entlegenen Gebirgstäler und müssen infolge des geringen Verdienstes oft Not
leiden. Dem Fleiß und der Geschicklichkeit der Bewohner verdankt auch die Uhren-
industrie in dem Gebirge ihre Entstehung, die hier eine von den drei wichtigsten
Stätten dieses Gewerbes auf deutschem Boden bildet (nenne die beiden andern).
Stand- und Wanduhren sind die Haupterzeugnisse des Bezirks. — Art einzelnen Orten
des Berglandes, so bei Reinerz und Landeck, sprudeln heilkräftige Quellen hervor,
die von Leidenden gern aufgesucht werden.
Das Mährische Gesenke (Gesenke bedeutet „Eschengebirge") ist ein flach-
welliges, meist gut angebautes Bergland, Art seinem Südostrande entspringt die
Oder, durch deren Tal, die „Mährische Pforte", eine wichtige Straße von Deutsch-
land nach Österreich führt. Im Nordwesten steigt das Gesenke im Kltvater zu
einer höhe von 1500 m an.
3. Das norddeutsche Tiesland und die deutschen Meere.
Das deutsche Tiefland ist ein Teil des großen europäischen Tieflandes, das vom
Uralgebirge bis an den Atlantischen Ozean reicht. Es umfaßt beinahe die Hälfte
des deutschen Reichsgebietes und etwa zwei Drittel der Oberfläche des preußischen
Staates. Die weite, meist ebene Fläche wird von zwei Landrücken durchzogen, einem
nördlichen und einem südlichen, und durch den Lauf der Rller und der unteren
Weser in eine östliche und eine westliche Hälfte geteilt.
Im Gegensatz zum Gebirgslande besteht der Boden in der Ebene überall aus
losem, sandigem oder lehmigem Erdreich, vielfach ist die Oberfläche so wenig ge-
neigt, daß das Wasser nicht abfließen kann und Moore entstanden sind (5. 7). Bei
Brunnen- oder Kanalbauten kann man aber manchmal beobachten, daß schon wenige
Meter unter der Erdoberfläche hartes, festes Gestein auftritt- bei Anlage von Berg-
werken findet man es jedoch auch häufig erst in Tiefen von über 100 m. Die
weiche Erdschicht des Tieflandes verhüllt also gleichsam ein unterirdisches Gebirge.
Lehmann, Erdkunde f. Mittelsch. Z.heft. 4
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- Inhalt: Zeit: Geographie
106
Salzlager. Erzlager. Heiße (Quellen.
zeit. Die Schlammassen sinken ebenfalls zu Boden und bedecken die Salzablagerung.
Der Tonschlamm ist für Wasser undurchlässig. Daher kann die Salzschicht, die unter
der Schlammdecke liegt, nicht wieder aufgelöst werden. Folgt auf die Regenzeit eine
Trockenperiode, so setzt sich eine neue Salzschicht ab usw. Auf diese Weise sind die
gewaltigen Steinsalzlager entstanden, in denen das Salz als festes „Gestein" auftritt.
In Deutschland findet man sie bei Staßfurt wie überhaupt am Harzrande, bei
Hohensalza, in der Lüneburger Heide, in Württemberg u. a. (D.
Don der größten Bedeutung für Landwirtschaft und Industrie sind aber die
über dem Steinsalz liegenden Salzschichten; denn sie sind außerordentlich reich an
Kali. Dieses zählt mit Phosphorsäure und Stickstoff zu den drei unentbehrlichen
Pflanzennährstoffen, die der Landwirt dem Ackerboden in der Düngung zu geben
hat (5tbb. 5. 86). Außerdem verbraucht die chemische Industrie die Kalisalze zur Her-
stellung von Pottasche, Atzkali, Alaun, übermangansaurem Kali, Blutlaugensalz, Jod-
kalium, Bromkalium, Glaubersalz, Bittersalz u.a.m., die in der Medizin, Photo-
graphie, Malerei, Färberei und vielen anderen Gewerben gebraucht werden. Siehe
auch den Abschnitt „Das deutsche Wirtschaftsleben" S. 87.
Die Erzlagerstätten. Auch die Metalle sind wie die Salze und andere Mine-
ralien in den Gesteinen fein verteilt. Wenn das Sickerwasser in tiefere Schichten
der Erdrinde kommt, nimmt es höhere Temperaturen an und vermag dann die
meisten Metalle und Mineralien aufzulösen. Auf seinem Wege gelangt es auch wohl
in eine Gesteinsspalte oder einen andern
Hohlraum des Felsgerüstes der Erde.
Dort sammelt es sich an. Es erkaltet
und muß nun die gelösten Metalle
und Mineralien wieder abscheiden.
Im Laufe vieler Jahrtausende wird
dann die Spalte von den Metallen und
verschiedenen Begleitmineralien (Vuarz,
Kalkspat, Schwerspat usw.) ausge-
füllt, ein Erzgang ist entstanden. —
Über den Reichtum Deutschlands an
Erzen, die neben der Kohle die Grund-
läge seiner Industrie bilden, siehe den
Abschnitt „Das deutsche Wirtschafts-
leben" S. 86.
In vielenfällen verschließt sich das
Wasser den Ausgang der Spalte nicht
ganz, sondern dringt allmählich nach
oben. Dann bildet sich eine mineralische
heiße Quelle (Therme), deren Wasser
^ , ..oft von heilkräftiger Wirkung ist
Granit mit messerrückenbreiten Spalten, die ^5.^
durch ein S.m.ng- oon Rnn-.z, «uarz und (w.°-b°d-n, Homburgs Baden.v°den
Topas ausgefüllt sind. (Grig. vresd. Mus.) u. a.).
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: List & von Bressensdorf
- Autor: Sievert, August, Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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83 Deutschlands Landwirtschaft. _____§ 44 a
für Europa die Baumwolle, während wir für sie Webewaren und chemische Erzeugnisse, Spiel-
sachen und Porzellanwaren herstellen- Australien und Argentinien scheren für die europäischen
Industrieländer ihre Schafe, während diese für sie auf ihren Maschinen. Strümpfe stricken und
Kleider weben usw. Und alle diese Güter gleiten auf den Eisenbahn- und Schiffahrtslinien,
die den Erdball wie ein Netz umspannen, hin und her wie das Blut im Adernetz des menschlichen
Körpers; der Welt-Handel verteilt die Erzeugnisse der Welt-Wirtschast. Jedes Volk be-
müht sich, möglichst viel (Natur- oder Industrie-) Waren zu erzeugen und zu verkaufen und
sich selbst an der gewinnbringenden Güterverfrachtung, insonderheit der Schiffahrt, zu be-
teiligen, um den Wohlstand im Lande zu heben. Es ist ein gewaltiger Wetteifer unter den Völkern
erwacht, sich gegenseitig in der Güte und Billigkeit der Waren und in der Schnelligkeit der Liefe-
rung zu überbieten. Ein solcher Wetteifer ist erfreulich; er erzeugt aber auch häufig Neid und
Verstimmung. — Über die Weltwirtschaft darf aber die selbständige Volkswirtschaft in
Deutschland nicht vernachlässigt werden: die deutsche Landwirtschaft muß leistungsfähig er-
halten werden, damit das deutsche Volk mit seinen Ernährungsmitteln nicht von fremden
Ländern abhängig wird (was in Kriegszeiten gefährlich werden kann), und zum andern muß
die Landwirtschaft kaufkräftig sein, damit die Industrie möglichst viele Wareu, Maschinen,
Kleidung usw. auch im eigenen Lande absetzen kann. Der nichtlandwirtschaftliche Teil der Be-
völkerung aber muß verdienen können, damit er kaufkräftig bleibt für Brot, Milch, Fleisch, Butter,
Eier u. dgl., damit also die Landwirtschaft sicheren inländischen Absatz habe. Kurz gesagt: es muß
auch ein kräftiger innerer Blutumlauf stattfinden (Volkswirtschaft): dann erst entsteht ein
kräftiger Volkskörper, der dauernd befähigt ist zur Teilnahme am äußeren Blutumlauf (Welt-
Wirtschaft). Die nationale Volkswirtschaft ist allein die sichere Grundlage für die Welt-
Wirtschaft.
Seit Deutschland ein emiges Reich ist, hat sein Erwerbsleben einen gewaltigen Aufschwung
genommen. Heute wird unser Vaterland nach der Menge und dem Werte seiner Wirtschaft-
licheu Erzeugnisse und nach seinem Handelsumsätze nur noch von England iibertroffen.
Schon früher einmal stand Deutschland mit seinem Wirtschaftsleben unter den Völkern der
Welt mit an der Spitze. Das war im Mittelalter, vor der Entdeckung Amerikas, als der morgen-
ländisch-italienische Handel seinen Weg durch Deutschland nahm, als die süddeutschen Städte
(wie Regensburg, Augsburg, Nürnberg) blühende, reiche Industrie- und Handelsstätten waren
und die Hansa etwa dieselbe Rolle spielte wie heute England. Der Niedergang hatte verschiedene
Ursachen; vollendet wurde er durch den Dreißigjährigen Krieg, der das wirtschaftliche Leben
Deutschlands für Jahrhunderte ertötete (vgl. Abb. Z 39, Heft Ii!). Die gleichzeitig eintretende
staatliche Zersplitterung machte einen kraftvollen Aufschwung fast unmöglich; erst die Einigung
des deutschen Volkes durch die drei großen Kriege schuf neue Kraft und neues Leben.
1» Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Fischerei.
a) Getreidebau. Abb. 1, § 44 a. Bon dem gewaltigen Rußland abgesehen (55 Mill. t Getreide) § 44a
baut Deutschland in Europa am meisten Getreide (Deutschland 25, Österreich-Ungarn 18, Frank-
reich — etwa ebenso groß wie Deutschland — 17, England, das seine Landwirtschaft vernach-
lässigte, nur 6 Mill. t. 1 t= 1000 kg). Das Hakkptgetreide in Deutschland ist der Roggen
(in Frankreich, wo man das Roggenbrot nicht liebt, der Weizen). Deutschland baut: Roggen 10,
Hafer 8, Weizen (und Spelz) 4, Gerste 3 Mill. t. Für die 65 Mill. Menschen reicht aber der Er-
trag nur zu 84%; wir müssen jährlich für 700 Mill. Mk. Getreide einführen (England für
1000, Frankreich für 140 Mill. Mk.). Davon kommt die Hälfte aus Rußland (Weizen und Roggen),
das übrige aus Argentinien (nur Weizen), den Vereinigten Staaten (nur Weizen) und
Osterreich - Ungarn (fast nur Gerste). Vgl. § 73!
d) Andere Ackererzeugnisse. Deutschland ist das Haupt-Rübenzuckerland der Erde;
es erzeugt 1/3 alles Rübenzuckers (V6 des gesamten Zuckers der Erde). 1u des deutschen Znckers
liefert die Provinz Sachsen.
Deutschland baut von allen Ländern der Erde die meisten Kartoffeln. (Abb. 1, §44a.)
Im Weinbau steht es an 6. Stelle. Die Hauptsitze sind die Täler des Rheins, der Mosel
und des Neckars. Auch das Saale-, Elbe- und Odertal haben Weinbau. (Bei Grünberg, nn-
weit der Oder, nördlichste Stelle des Weinbaues.) Hauptweinländer: Frankreich, Italien, Spanien.
6*
1911 -
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- Autor: Sievert, August, Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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- Inhalt: Zeit: Geographie
91
Deutschlands Handelsumsatz.
Abb, 1, § 46. Handelsumsal
2v
15 V3 12 %
Milliarden Mark.
11
6. Handelsumsatz (im Außenhandel).
1 Deutschland nimmt nach seinem Handelsumsatz die zweite stelle in der Welt ein. § 46
1908 Umsatz Englands 21v, Milliarden Sd?f., Deutschlands 15v3, der Vereinigten
Staaten 123/4, Frankreichsiii dann folgen die Niederlande, Belgien, Osterreich-Ungarn, Ruß-
l'and, Italien usw. — Auf den Kopf-der Bevölkerung berechnet ist die Reihenfolge aber diese:
!. Niederlande, 2. Belgien, 3. Schweiz, 4. Dänemark, 5. England, 6. Norwegen, 7. Frank-
reich, 8. Deutschland, 9. Schwe-
den usw. — Von 1885—1906 stieg
der englische Handel um 82/3, der
deutsche um 9vz Milliarden!
(1906/7 war die Zunahme in Eng-
land aber wieder größer als in
Deutschland, 1908/9 war es dagegen
wieder umgekehrt). Der sran-
zösische Handel wurde vom deut-
scheu zum erstenmal 1893 überholt.
2. Die deutsche Einfuhr ist
um 2 Milliarden Mk. größer als
die Ausfuhr. (In England ist die
Einfuhr um drei Milliarden Mk.
größer als die Ausfuhr; dagegen
ist in den Vereinigten Staaten, in
Rußland und andern Ackerbaustaaten die Ausfuhr größer als die Einfuhr.)
3. Der Sinn unseres Handelsaustausches ist dieser: Wir müssen vom Auslande kaufen,
was wir an Nahrungsmitteln (namentlich an Getreide), an Holz und anderen Naturprodukten
zu wenig erzeugen (dazu die gewaltige Menge Baumwolle, sowie die sogenannten „Kolonial-
waren"); wir bezahlen das mit den Erzeugnissen der Industrie, namentlich mit denen der
Eisenindustrie. Wir führen ein für 700 Mill. Mk. Getreide (außer Mais), für 500 Mill. Mk.
Baumwolle, für 400 Mill. Mk. Wolle, für 250 Mill. Mk. Holz, für 200 Mill. Mk. Kupfer, für
200 Mill. Mk. Vieh usw.; wir führen aus für 1100 Mill. Mk. Eisenwaren und Maschinen, für
320 Mill. Mk. Baumwollwaren, für 300 Mill. Mk. chemische Erzeugnisse (Farben, Drogen, Salze),
für 250 Mill. Mk. Wollwaren, für 220 Mill. Mk. Metall- (außer Eisen-) Waren, für 200 Mill. Mk.
Zucker usw. Abb. 2 u. 3, § 46. (Beachte bei dieser Abbildung, daß sich unser Außenhandel
nur zu etwa 70°/0 durch Schiffsverkehr vollzieht!)
4. a) Unsere besten Kunden find England, Österreich-Ungarn und die Vereinigten Staaten;
denn diese drei Staaten allein kaufen uns 1/3 aller unserer Waren ab (England 1/6f Osterreich
und die Vereinigten Staaten je 1/10). England besitzt umgekehrt auch an uns einen guteu Kunden,
da wir sein zweitbester Abnehmer — gleich hinter Indien — sind. Deutschland und England sind
also sehr aufeinander angewiesen. (In Ein- und Ausfuhr zusammen stehen wir für England
an 5. Stelle.) b) Wir empfangen am meisten Waren aus den Vereinigten Staaten, Ruß-
land und England. Siehe Abb. § !37 (Deckel) in Heft Ii!
7. Verfassung und Finanzen.
1. Verfassung. Das Deutsche Reich ist ein „ewiger Bund" der 25 deutschen Staaten; an
seiner Spitze steht der König von Preußen als „Deutscher Kaiser". Der Kaiser erklärt im Namen
des Reiches Krieg, schließt Frieden, geht Bündnisse ein und ernennt die Gesandten. Er ist der Ober-
befehlshaber über die Armee und die Flotte. Er beruft und schließt den Bundesrat (s. unten!).
Ihm steht die Ausfertigung und Verkündigung der Reichsgesetze zu. Er ernennt und entläßt
die Reichsbeamten, z. B. den Reichskanzler, den ersten Beamten des Reiches. Die einzelnen
Bundesregierungen sind vertreten durch den Bundesrat. In diesen schickt die preußische
Regierung 17 Mitglieder, die bayrische 6, die sächsische und württembergische je 4, Baden, Elsaß-
Lothringen und Hessen je 3, Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig je 2, die übrigen Staaten
je ein Mitglied (im ganzen 58). Das Volk wählt als seine Vertretung auf Grund desgleichen,
1911 -
Leipzig
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- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 98 Wie die Deutschen ihren Erwerb finden. 100
mehr Getreide als Deutschland; alle andern Länder bauen weniger, obgleich sie
teilweise größer(Österreich-Ungarn) oder ebenso groß (Frankreich) sind wie
Deutschland. Im Verhältnis zur Größe des Landes baut auch Ruß-
laud viel weniger Getreide als Deutschland. — Deutschland baut Roggen
(9—10 Mill. t ä 1000 kg), Hafer (8 Mill. t), Weizen (4 Mill. t), Gerste (3 Mill. t).
Das wichtigste Brotkorn ist also der Roggens Frankreich dagegen baut am
meisten Weizen, da die Franzosen das Roggenbrot nicht lieben. — Die
25 Mill. t Getreide, die wir bauen, reichen aber nicht zur Ernährung der Menschen
und des Viehes aus; wir müssen aus andern Ländern jährlich noch
5 Mill. t zukaufen und dafür ungefähr 600 Mill. Mk. bezahlen! Es ist
also sehr erwünscht, daß wir noch immer mehr Moore und Heideflächen Urbar-
machen. Das Getreide, das wir zukaufen müssen, bekommen wir zur Hälfte
aus Rußland, ferner aus Argentinien in Südamerika, aus den Vereinigten
Staaten in Nordamerika und aus Österreich-Ungarn.
Außer Getreide bauen wir viele Zuckerrüben, mehr als jedes andere Land.
Wir erzeugen infolgedessen ein Drittel alles Rübenzuckers und verkaufen davon
jährlich für 200 Mill. Mk. In den Ländern der heißen Zone bereitet man
Zucker aus Zuckerrohr. Es wird ungefähr ebensoviel Rohrzucker als Rüben-
zucker erzeugt.
Deutschland baut von allen. Ländern der Erde auch die meisten Kartoffeln.
2. (Viehzucht.) Deutschland hat über 4 Mill. Pferde, 20 Mill. Stück
Rindvieh und 22 Mill. Schweine. Trotz dieser großen Zahlen müssen
wir doch viel Vieh einführen, z. B. jährlich 100 000 Pferde und 200 000 Stück
Rindvieh.
3. Der vierte Teil Deutschlands ist mit Wald bestanden. Dennoch müssen
wir für 250 Mill. Mk. Holz zukaufen.
4. Wir fangen ungefähr für 30 Mill. Mk. Fische, müssen aber noch für
70 Mill. Mk. aus dem Ausland einführen.
Wir sehen: Obgleich wir große Mengen Nahrungsmittel selbst erzeugen,
müssen wir doch für viele Hundertmillionen Mark zukaufen. Das liegt daran, daß
wir 65 Millionen Menschen sind, die ernährt werden wollen, und daß wir ein
wohlhabendes Volk sind, das viele Bedürfnisse hat. (Auch die beiden reichen
Länder England und Frankreich müssen viele Nahrungsmittel einführen.) Glück-
licherweife verdienen wir auf andere Weise viel Geld, so daß wir die Lebens-
mittel bequem bezahlen können. Das werden wir in den folgenden Abschnitten
sehen.
2. Bom Bergbau und von der Industrie.
§ 98 Heutzutage, wo es so unendlich viele Fabriken gibt und so unendlich viele
Maschinen gebaut werdeu, ist es sehr wichtig für ein Land, ob es in seinem Innern
Kohlen und Eisen birgt. Deutschland ist damit reich gesegnet. Nur ein
Land Europas hat mehr Kohlen als wir, England. England fördert jährlich
i Wenn die 10 Mill. t Roggen ans Bauernwagen befördert werden sollten, so würde die
Reihe der Fuhrwerke rund um die Erde reichen.
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
350 Allgemeine Erdkunde.
Silberdraht, und Brauereien. — Nymphen bürg und Schleiß heim. —
Das Dachauer und Erdinger Moos. — Hohenlinden, Dorf, Schlacht
1800.— Zwischen Landsb erg, 2000 E«, und Augsburg das Lech selb.
Kaiser Otto's Sieg über die Ungern 955. — Lands Hut, an der Isar,
7800 E., vormals Universität; Martinükirche mit einem hohen Thurme; Ap-
pellationsgericht.— Mühldorf, am Inn; Schlacht 1259. — Ampfing,
Schlacht 1332.— Reichenhall, 2600 E., großes Salzwerk. — Tegern-
see, in einer romantischen Gegend am gleichnamigen See, vormalige Benedikti-
nerabtci. Die Orte liegen sämmtlich im vormaligen Herzogthume Baiern. —
Berchtesgaden, früher gefürstete Propstei, Flecken mit 1400 E., in herr-
licher Gegend; das größte Salzwerk in Baiern. — Freysing, an der Isar,
vormals unabhängiges Bisthum, 3200e., Dom; viele Schleif-, Oel-, Stampf-,
Gypsmühlen. —
2. Oberdonaukreis, 182 Hüm., 512,000 E.; im Süden tyroler,
allgauer und Vorarlberger Alpen; bedeutende Rindviehzucht; Oelpflanzen, Wein,
Hopfen, Holz; Baumwollen- und Leinwandweberei; Uhren, Instrumente; Ham-
merwerke und Glashütten; Bier. — Augsburg (Augustavindelicumm),
am Lech, mit 30,000 E., § Katholiken; vormals eine der blühendsten Reichs-
städte in Deutschland; das Schloß mit der Kapellstube, worin 1530 die Luthe-
rischen dem Kaiser Karl V. ihr Glaubensbekenntniß übergaben; Rathhaus; die
Fuggerei; wissenschaftliche Anstalten; wichtiger Wechsel-, Spedicions- und Tran-
sitohandel; Fabriken von Baumwollenwaaren, Gold und Silber-, seidenen und
halbseidenen Zeugen, Tabak, Wollenweberei, Färbereien. — Dillin gen, am
linken Donauuser, 3200 E.; Donauschifffahrt. — Füßen (all Fauces julias),
wo der Lech aus dem Gebirge in die Ebene fällt, 1400e. — Sonthofen,
Flecken an der Iller, Eisenhämmer und lithographische Steine. — In Ober-
baiern liegt das Dorf Wittelsbach mit den Ruinen der gleichnamigen Burg.
— 91 eu bürg, an der Donau, mit 5000 E.; Hauptort des vormaligen Für-
stenthums ; Appellationsgericht. In der Nähe das D o n a u m o o s. — H o ch-
städt, an der Donau, an der Straße von Ulm nach Donauworth; Schlach-
ten 1703, 1704, 1800. Hopsenbau. — Lauin gen, an der Donau, 3300 E.;
Handel; Albertus Magnus, geb. 1200. — Kempten, im Allgau, vormals
gefürstete Abtei, an der Iller, 6t00 E.; Wasserleitung; Handel mit italienischen
Waaren, mir Holz und Lederfabrikaren. — Donauwdrth, am linken Do-
nauufer, 2100 E. (vormals, gleich Lindau und Kaufbeuern, Reichsstadt); in
der Nähe der S ch e l l e n b e r g, Schlacht 1704. — Lindau, aus einer Insel
im Bodcnsee, 3800 E.; Schifffahrt und Weinbau; Handel mit Obst, Getreide,
Kirschcngeist rc.; der Maximilianshafen. — Memmingen, unsern der Iller,
an der Straße von Kempten nach Ulm, 7300 E.; Getreide- und Hopfenbau;
Barchent-, Kattun-, Leinwand-, Strumpfs.; vormals freie Reichsstadt.
3. Unterdonaukreis, 182 liüm., 430,000e. — Verzweigungen des
Böhmerwaldes; Rindviehzucht; Flachs, Obst, Weberkarden; Eisen, Blei, Thon,
Steinkohlen; viel Leinwand, Glashütten, Holzwaaren. — Passau (Ostia
Batara), am Einflüsse des Inn in die Donau, mit 11,000 E.; Dom, wissen-
schaftliche Anstalten; Bierbrauereien, Tabaksf., Eisen- und Kupferwaaren; Do-
nauhandel. — Straubing, am rechten Donauuser, 6700 E.; Appella-
tionsgcricht; Handel mit Pferden, Vieh, Holz, Obst, Leinwand. In der Pe-
terskirchc Grabmal der Agnes Bcrnauer. — Alt-Oetting, 1500 E.; in
der Peterskapelle liegt Lilly begraben. —
4. Regen kreis, 171 lum., 426,000 E. — Böhmcrwald und Fich-
telgebirge, sonst ebener Boden; im Süden sehr fruchtbar; Schweine- und Vieh-
zucht, Seidenbau; Waldungen, Bergbau, Hüttenwesen; Glashütten, Töpferei.
— Regensburg, am rechten Donauufer, in einer herrlichen fruchtbaren Ge-
gend , mit 20,000 (26,000) E., worunter etwa 5000 Protestanten; mehre wis-
senschaftliche Anstalten, Dom, das St. Emmeranestist, das Rathhaus, worin
der deutsche Reichstag von 1663 bis 1806 gehalten ward; viele Fabriken und
Bierbrauereien; Schiffbau, Donauschifffahrt und Handel mit Landesproduktcn.
— Donar, stau f. — Zum Herzogthume Baiern gehörten : Stadt am Hof,
Regensburg gegenüber an der Mündung des Regen in die Donau, 1800 E. —
Unsern Abensberg das Dorf Eckmühl, Schlachten 1809. — Ingol-
stadt, Festung am linken Donauufer, mit 5000 E., ehemals Universität. —
Kelheim, an der Mündung der Altmühl in die Donau; hier wird der Kanal
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
258
Allgemeine Erdkunde.
nicht unwichtigen Zweig der Ausfuhr bildet, sodann Wein, Fei-
gen, Citronen, Apfelsinen, Pomeranzen rc., und in
Afrika Datteln. Hauptgetränk des Volkes ist in den nicht mo-
hammedanischen Ländern Wein oder Obstwein; am sorgfältigsten
aber wird der Oelbaum gepflegt, der für diese Länder eine wich-
tige Erwerbsquelle ist. Das Del wird im Lande sowohl zur Be-
reitung der Speisen als zum Brennen gebraucht. Am meisten füh-
ren Italien, das südliche Frankreich (Provencer-Oel) und Griechen-
lands aus, dieses letztere indessen jetzt weniger als ehemals. Ob sich
in diesem neuen Staate der Ackerbau schnell heben wird, steht noch
dahin.
§. 1075. Außer den obigen Produkten ist für Spaniens,
Portugals und Italiens Küstensirecken die Varilla von Wichtig-
keit. Diese Salzpflanze wird zu Asche verbrannt, aus welcher nach-
her Soda bereitet wird. Die spanische Provinz Murcia liefert sol-
cher Boriila jährlich zwischen 9000 bis 10,000 Tonnen. Die
meiste Soda wird in Marseille bereitet. — Noch müssen wir er-
wähnen, daß die Viehzucht in allen diesen Ländern, mit Aus-
nahme der Pferde- und Schafzucht, eben so mangelhaft betrie-
den wird, als der Ackerbau. Die Pferde aus der Levante sind be-
rühmt; die in den Gedichten so hochgefeierten audalusischen Rosse
jedoch stehen den besseren englischen und deutschen nach, und was
die spanischen S chafe betrifft, so hat man zu ihrer Veredelung schon
mehrmals Böcke und Mutterschafe aus Sachsen kommen lassen.
Die Schafe ziehen, je nach der Jahreszeit, von Provinz zu Provinz,
in Heerden von etwa 10,000 Stück, und weiden, wo Futter ist.
Es "ist diese sogenannte Mesta, welcher zufolge eine privilegirte
Anzahl von Schaszüchtern das Recht hat, überall gegen eine sehr
geringe Vergütung die Schafe weiden zu lassen, dem Ackerbau
außerordentlich nachtheilig, und ehe dieses 1814 wiederhergestellte
unsinnige Privilegium nicht allfgehoben ist, wird der Wohlstand der
großen Volksmasse immer sehr darniederliegen.
§. 1076. Mittel-Europa. — Daß in Ober-Italien
die Landwirthschaft, augenscheinlich in Folge des minder heißen
Klimas und der mehr geordneten Staatsverwaltung, auf einer un-
endlich höhern Stufe steht, als im südlichen Theile der Halbinsel,
haben wir schon oben gesagt. Die Lombardei ist ein wahrer
Garten, von Kanälen und vortrefflichen Straßen durchschnitten und
dicht bevölkert. Weizen, Wein, Oelbäume gedeihen herrlich, und
die Seidenzucht wird hier, wie in Frankreich und andern mehr
südlich liegenden Ländern, schwunghaft betrieben. Besonders in
Oberitalien ist, wie in der Schweiz, das Rindvieh vortrefflich, und
von dem bekannten Parmesan-Käse, der namentlich in der Gegend
von Lodi bereitet wird, verkauft man alljährlich für mehr als eine
Viertelmillion Thaler ins Ausland.
§. 1077. Die Schweiz bedarf einer bedeutenden Zufuhr von
Salz (für Menschen sowohl als für Vieh) und Getreide, da sie von
diesem letzter» nicht hinlänglich producir!, obschon die Bauern jeden
Fleck Landes benutzen, und viele größere Güter nach guten Metho-
den bewirthschaftet werden. Viehzucht ist Haupterwerbszweig,
1836 -
Leipzig
: Schumann
- Autor: Andree, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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Iii. Kultur - Geographie.
Die gewöhnlichen Gewürze, als Pfeffer, Ingwer rc., ferner
Zucker, Tabak und dergleichen kommen besonders aus Hindustan,
West-Jindien und mehren Gegenden Süd-Amerika's und Afrika's.
Zuckerauch in bedeutender Menge aus den südlichen Vereinigten Staa-
ten, z. B. Louisiana. Der beste Kaffee kommt aus Arabien; auch
aus Westindien, Malaya, Brasilien ist die Ausfuhr bedeutend. Cacao
kommt ausschließlich aus Süd-Amerika (besonders Venezuela), das
auch den besten Indigo und die besten Farbehölzer liefert. Reis
und Baumwolle kommen am meisten und besten aus Ostindien,
den südlichen Vereinigten Staaten und Aegypten; Tabak liefern
in vorzüglicher Güte Virginien, Maryland, Kentucky, Tennessee,
einige westindische Inseln, hier und da Süd-Amerika, die Türkei
und Ungern.
§. 1149. Schon unter dem Abschnitte „ Vegetabilien ", auf
den wir hier auch für das Obige verweisen, ist bemerkt worden,
daß die Länder am mittelländischen Meere, also das südliche Frank-
reich, Spanien (Portugal), Italien, Griechenland, die Türkei, die
ionischen Inseln und das nördliche Afrika, die besten Südfrüchte
liefern und damit das ganze übrige Europa versorgen; Nord-Ame-
rika aber holt seine Südfrüchte gewöhnlich von den Azoren oder aus
Westindien. — Wein wird nach allen Gegenden der Erde ver-
sandt, von Madeira, dem Vorgebirge der guten Hoffnung (Kap-
wein), Portugal (Portwein), Spanien, Frankreich, Deutschland und
Ungern; auch aus Italien und von den griechischen Inseln. Seit
einigen Jahren versendet auch die Krim viel Wein.
§. 1150. Ununterbrochen findet ein lebhafter Verkehr statt
zwischen Gegenden, die vorzugsweise oder ausschließlich mit dem
Manusakturwesen beschäftigt sind, und zwischen denen, die großen
Ueberfluß an Holz haben, oder Bergbau, Ackerbau oder Viehzucht
treiben. Starkbewaldete Gegenden nämlich helfen denen, die es
nicht sind, mit Stabholz, Planken, Brettern, überhaupt mit Bau-
holz aller Art aus, ferner mit Pech, Theer, Terpentin und Potasche.
Norwegen, Schweden, Rußland z.b. bekommen für die eben genann-
ten Artikel solche, an denen sie Mangel leiden; haben sie zugleich
Bergwerke, wie bei den genannten Ländern und mehren andern der
Fall ist, so kommt ihnen ihr Reichthum an Holz vortrefflich zu statten.
8' 1151. Manche Länder haben vortreffliche Wiesen und Wei-
den, sind aber ihres geognostischen Charakters und des rauhen Kli-
ma's wegen, oder weil sie nicht dicht genug bevölkert sind, für den
Ackerbau entweder nicht geeignet oder treiben doch denselben nur
sehr ungenügend. Sie führen insgemein viel Pferde und Rindvieh
aus, Butter, Käse, eingepökeltes Fleisch, Häute und Hörner. Ruß-
land zum Beispiel giebt beträchtliche Quantitäten Talg, Vieh und
Leder ab, Norwegen und Dänemark Vieh.
, §. 1152. _ Die Länder im hohen Norden, und einige in ge-
mäßigtem Klima liegenden, vertauschen ihren Vorrath an Fischen
gegen südliche Produkte. In Dänemark, Skandinavien, Nord-Nie-
derland, Schottland, Neu-England sind Fische und Fischthran be-
deutende Ausfuhrartikel nach Süd - Europa und der Levante.
Stockfisch wird am meisten auf der Nordostküste Amerika's ge-
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ff
280 Allgemeine Erdkunde.
fangen, und namentlich auf der Bank von New-Foundland; Hä-
ring vorzüglich im nördlichen Ocean, in der Nordsee und auch" in
der Ostsee. Für den Erlös aus seinen Häringen trinkt der nor-
wegische Fischer in dem langen Winter seinen Grog; denn er tauscht
Fische gegen Rum und Zucker. Spermaceti, Wallfisch-
thran, Fischbein und dergleichen kommen durch die Wallsisch-
jäger der verschiedenen Nationen in den Handel.
Das meiste Pelzwerk liefern die wilden und barbarischen
Völker im Norden Europa's, Asiens und Amerika's. Der Handel
mit demselben nach den gemäßigten Klimaten ist sehr beträchtlich.
Die feinsten Pelze, Zobel, kommen aus Sibirien und sind überall,
namentlich aber in China, gesucht. Auf den Zobel folgt an Werth
der Hermelinpelz und der Balg der blauen Füchse.
§. 1153. Die Länder unter einem gemäßigten Himmelsstriche
treiben meist starken Ackerbau, nach dessen Erzeugnisse, besonders
Getreide, Hülsenfrüchte, Flachs und Hanf, überall starke
Nachfrage ist. Das nördliche Europa wird damit von den Ländern
am südlichen Gestade _ der Ostsee versehen, während die südlichen
Länder unsers Erdtheils beträchtliche Quantitäten von der Nord-
küste Afrika's und den Ländern am schwarzen Meere beziehen.
West-Indien, Spanien und Portugal erhalten für ihren Wein und
ihre Südfrüchte nordamerikanisches Mehl und Getreide. Kein Land
hat an Erzeugnissen des Ackerbaues größere Mannigfaltigkeit als
die nordamerikanische Union, weil sie von einem ziemlich kalten
Himmelsstriche bis fast zu den tropischen Gegenden reicht; so hilft
die eine Gegend der andern aus, und alle senden noch Produkte
nach andern Ländern.
§. 1154. Dicht bevölkerte, vorzugsweise in Manufakturen und
Fabriken beschäftigte Distrikte erhalten rohes Material, Lebens-
bedürfnisse und Gegenstände des Luxus aus andern Gegenden, und
geben dafür Waaren ab, welche sie selbst verfertigt haben. Die hin-
dustanischen und chinesischen Waaren werden weithin verführt; die
eigentlichen Weltfabrikländer, von denen alle Erdtheile, selbst
die Neger im innern Sudan, Waaren in ungeheurer Menge bezie-
hen, sind Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien und
die Schweiz; Clapperton kaufte mitten in Afrika einen in London
verfertigten grün-baumwollenen Regenschirm sehr billig. Nur einige
wenige andere Völker produciren für ihren eigenen Bedarf hin-
länglich. — Aus den obigen Paragraphen geht hervor, daß Eng-
land die meisten Wollen- und Baumwollenzeuge liefert;
Jreland, Deutschland, Rußland haben die meiste Leinwand;
England und Deutschland Metallwaaren.
1155. Die verschiedenen Gegenden eines Landes haben
nicht selten verschiedene Produkte, mit denen sie gegenseitig einander
aushelsen. Dadurch entsteht der in jeder Hinsicht so wichtige B i n-
nenhandel. Ausgedehnten innern Handel haben z. B. China,
Rußland, die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und alle an-
dere große Staaten, in denen der Verkehr nicht frei ist. Oester-
reich, das aus mehren Ländern besteht, die eine durchaus getrennte
Verwaltung haben, hat in seinem Innern mehre Zolllinien.