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1. Aus allen Erdteilen - S. 4

1887 - Münster i.W. : Schöningh
4 Afrika, Kniee nieder; auf ihren Rücken wird der tote Häuptling gesetzt, mit seinen Perlen und anderen Schätzen geschmückt und auf jeder Seite von einer seiner Frauen gehalten, während die dem Range nach zweite Frau zu seinen Füßen sitzt. Dann schaufelt man Erde darüber, und alle Frauen, mit Ausnahme der zweiten, werden lebendig begraben. Ihr ist die Sitte gnädiger als ihren Genossinnen: denn sie gewährt ihr das Vorrecht, ge- tötet zu werden, ehe das scheußliche Grab zugeworfen wird. Wenn dies geschehen ist, wird eine Anzahl männlicher Sklaven, manchmal vierzig bis fünfzig, geschlachtet und mit ihrem Blute das Grab besprengt; hier- auf läßt mau den Fluß wieder in sein Bett zurückströmen. Mit Bam- barre, dem Vater Kasongos, sollen nicht weniger als huudert Frauen lebendig begraben worden sein; hoffen wir indes, daß diese Zahl auf Übertreibung beruht. Kleinere Häuptlinge werden nur mit zwei bis drei Frauen begraben, und auch nur wenige männliche Sklaven müssen ihr Blut zur Be- sprenguug des Grabes vergießen. Der gemeine Mann aber wird ganz allein in seine Gruft gesetzt, den Zeigefinger der rechten Hand empor- gerichtet, so daß er damit gerade bis an die Spitze des Grabhügels reicht. Am 21. Januar 1875 traf Kasougo nach längerer Abwesenheit in seiner Hauptstadt Kilemba wieder ein, nachdem immer wachsender Lärm von Trommeln und Jauchzen sein Nahen schon lange verkündigt hatte. Nachmittags ging ich, ihm meinen Besuch abzustatten. Beim Ein- tritt in die Umzäunung seiner Massumba (Residenz) suchten meine Blicke vergebens nach einer Gestalt, in der ich einen so großen Hänpt- ling, als welcher mir Kasongo geschildert worden, hätte vermuten kön- nen. Als aber die versammelte Menge eine Gasse bildete, um mich hin- dnrch zu lassen, sah ich vorn an der Hansthüre einen jungen Mann stehen, der seine Umgebung fast um eiues Kopfes Länge überragte. Das war der berühmte Kasougo. Hinter ihm standen einige Frauen, die seine Schilde trugen; er selbst hielt seinen Speer in der Hand. Es waren alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um ungeladene Gäste oder unwillkommene Eindringlinge fern zu halten. Der Eingang zu der Massumba war jetzt stark von Schildwachen besetzt, und ein Pförtner mit einem Schurz von Leopardenfell um die Hüfte und mit einem gewaltigen Hakenstock in der Hand forschte jeden Ankommenden mit der peinlichsten Genauigkeit aus, bevor er ihn in die Nähe des Herrschers zuließ. Kasongo, umgeben von seinen Fetisch-Priestern und einer kleinen Zahl seiner Franen, geleitete nns in die Haupthütte. Hier überreichten wir ihm ein kleines Geschenk und verabschiedeten uns dann sogleich wieder; denn es war dies nur eine der gewöhnlichen Versamm- lungen. Doch gab mir Kasongo als Ehrenbegleitnng seine Musikbande mit und ließ mich von ihr nach Hause spielen.

2. Aus allen Erdteilen - S. 6

1887 - Münster i.W. : Schöningh
6 Afrika. tigert Häuptling bei einer so feierlichen Gelegenheit ohne ein stattliches Gefolge zu nahen. Ich felbst trug keine Flinte, sondern hielt nur für den Notfall meinen Revolver bereit. Bald nahm die Ceremonie ihren Anfang. Vor Kafongo stand ein Mann, der eine seltsam geformte Axt in die Höhe hielt, und zunächst hinter ihm vier Weiber, deren eins eine Axt von ähnlicher Form iu der Haud hatte. Dann folgten mehrere Weiber mit seinen Schilden und eine Reihe Männer mit allen seinen Gewehren, zu beiden Seiten von Scharfrichtern und anderen Beamten umgeben. Im Hintergrunde hockten seine Frauen und Kinder. Kasongo gegenüber dicht am Eingange der Masfnmba waren die von ihm herbefchiedenen Häuptlinge, bestens herausgeputzt, mit ihrem Gefolge aufgestellt. Jetzt begannen die zunächst hinter Kasongo stehenden Weiber die Liste seiner Titel und die Beschreibung seiner Macht und Größe in brummendem Tone abzuleiern, bisweilen von der Versammlung im Chore begleitet. Als diese lange Einleitung zu Ende war, schritten die Häuptlinge einzeln, der niedrigste im Range zuerst, von ihrem Platze vor, um die Begrüßung iu schuldiger Weise auszuführen. Jeder hatte einen Knaben mit einem Sack voll zerstoßenem Pfeifenthon oder Zinnober zur Seite; war er nun etwa zwanzig Schritte von Kasongo entfernt, so griff er in den Sack und rieb sich mit dessen Inhalt Brust und Arme ein. Dabei wiegte er sich von einem Fuß auf deu anderen, indem er mit äußerster Anstrengung seiner Stimme Kasongos Titel ausrief. Wenn er sich genug eiugeschmiert hatte, zog er sein Schwert und stürzte auf Kasongo los, als wollte er ihn niederstoßen, aber im Mo- ment des Herankommens fiel er plötzlich auf die Kuiee, stieß das Schwert iu den Boden und rieb feine Stirn im Staube. Kasongo nahm die Begrüßung mit einigen Worten entgegen; dann- erhob sich der Häuptling wieder und ging zu seinem Gefolge zurück. Nachdem alle Häuptlinge in gleicher Weise ihre Huldiguug darge- bracht, hielt Kasongo selbst eine lange Rede, in der er seine göttlichen Rechte, seine Größe und Macht ins Licht setzte und schließlich erklärte, der einzige Mensch, der sich mit ihm vergleichen dürfte, wäre sein Vetter Mata Msa. Nachdem dann einer unserer Leute iu der Urua-Sprache geantwortet hatte, wurden wir endlich in Gnaden entlassen.

3. Aus allen Erdteilen - S. 13

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Stanley: Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. 13 gewiß schon vorher manchen Wald gesehen, aber diese Waldscenen waren eine Epoche in unserem Leben, deren wir wegen der bittereil Schmerzen, die sie uns bereitet hat, immerdar gedenken werden. Die beständige Dunkel- heit steigerte noch das traurige Elend unseres Lebens; dazu die alles be- schmutzende Feuchtigkeit, die ungesunde, dampfende Atmosphäre und die Einförmigkeit der Landschaftsbilder; nichts als das ewige Gewirr von Zweigen und Laubwerk, diese hohen Stämme, welche aus einem zu lauter Knoten verschlungenen Dickicht emporstiegen, durch welches wir, wie wilde Tiere, uns auf Händen und Füßen durchzuwühlen und durchzuwinden hatten. 4. Kampf mit Kannibalen auf dem oberen Kongo. H. M. Stanley. Am Morgen des 29. Dezembers 1876 fuhren wir, von ein paar Eingeborenen in einem kleinen Fischer-Kanoe begleitet, am linken Ufer des Kongo entlang und kamen zu der Einmündung des Kasuku, eiues Flusses mit schwärzlichem Wasser und an seiner Mündung gegen 100 Meter breit. Dieser gegenüber liegt auf dem Südende von Kaimba, einer langen, waldbewachsenen und am rechten Stromufer, etwas oberhalb des Zusammenflusses, belegenen Insel, das bedeutende Dorf Kisauga- Sanga. Unterhalb der Insel Kaimba und des Nachbarlandes nimmt der Livingstone (Kougo) eine Breite von beinahe 1650 Meter an. Die Ufer- gegenden sind sehr stark bevölkert; die Dörfer auf dem linken Ufer bilden den Distrikt Luavala. Wir glaubten eine Weile, daß man uns würde ruhig vorbeifahren lassen, aber bald ließen die großen hölzernen, ans riesigen Bäumen ausgehöhlten Trommeln donnernd das Signal ertönen, daß Fremde angekommen seien. Um jede Möglichkeit eines Friedens- bruches zwischen uns zu erschweren, zogen wir uns bis zur Mitte des Stromes zurück, legten dann unsere Ruder ruhig in die Boote und ließen uns von der Strömung treiben. Aber von beiden Ufern fuhren jetzt plötzlich die wilderregten Eingeborenen im Einverständnis auf uns los. Sie trugen prunkende Federaufsätze auf ihren Köpfen und waren mit breiten, schwarzen Holzschilden und laugen Speeren bewaffnet. Es wurde unseren Dolmetschern, zwei jungen Leuten aus Ukusu (Kannibalen), befohlen, das Wort „Sennenneh!" (Friede) auszurufen und den Dorf- bewohnern zu sagen, daß wir Freunde wären.

4. Aus allen Erdteilen - S. 16

1887 - Münster i.W. : Schöningh
16 Afrika. „Fleisch? Ha. wir werden heute Fleisch bekommen. Fleisch! Fleisch! Fleisch!" Es befand sich ein fetter Schurke in einem der Kanoes, den ich bis auf Speerwurfsweite sich an mich heranschleichen ließ. Während dieser seinen Speer mit einer Kraft schwenkte, die für ein ihm erreichbares Ziel jedenfalls gefährlich war. schielte er mich mit einem so vollendet häßlichen Fratzengesicht an, daß ich bei mir dachte: „Wenn du den Burschen auf Armlänge vor dir hättest, so würdest du ihm einen derben Puff auf den Rücken geben und dazu rufen: Bravo, alter Jnnge! du bist ein ganz ausgezeichneter Mimiker!" Da ich ihn aber nicht erreichen konnte, so wurde ich schnell von ihm gleichsam verzaubert. Die hastigen Bewegungen des geschwungenen Spießes, das beständige Grinsen mit weitaufgefperrtem Munde, die dicken, viereckigen Zähne, der nach einer Seite hin in der zuversichtlichen Stellung eines geübten Speerwerfers ins Gleichgewicht gesetzte Kopf, die niedrige Stirn und das quadratische Gesicht, das kurze und dicke Haar, werde ich das alles je vergessen? Es schien mir. als ob der Speer an dem grausamen, unerbittlich strengen Blick des Wilden auch seinen An- teil hätte. Endlich sah ich ihn mit seinem rechten Arm von hinten aus- holen und seinen Körper sich rückwärts beugen mit demselben Grinsen ans seinem Gesichte: ich stand wie versteinert da und zählte eins, zwei, drei, vier — und schwirrend flog der Speer dicht über meinen Rücken und zischte, indem er durch das Wasser fuhr. Jetzt war aber auch der Zauber gelöst. Es kostete uns nur fünf Minuten Arbeit, den Strom wieder frei zu machen. Wir fischten mehrere Schilde auf. und ich erteilte den Be- fehl, daß alle Schilde von jetzt an sorgfältig aufbewahrt werden sollten; denn es war mir eingefallen, daß sie sehr gnt als Schutzwehren siir unsere Kauoes benutzt werden könnten. Eine Stunde später suhreu wir dicht an der Einmündungsstelle des Uriudi vorbei. Dieser Fluß hat daselbst eine Breite von 365 Meter, und sein hellfarbiges und ziemlich klares Wasser ist tief. Wir setzten daraus unsere Thalfahrt am rechten Ufer entlang fort und lagerten in den dichtesten, niedrigen Dschungeln, einem Orte, wie ihn Flußpferde und Elefanten in der trockenen Jahreszeit aufzusuchen pflegen. Wenn der Fluß Hochwasser hat. muß hier noch ein größerer Strich Landes überschwemmt werden. Das linke Ufer war 21 bis 24 Meter hoch, eine Landspitze, welche vom Lager aus nach Nordwesten lag, erhob sich aber ungefähr bis zu 45 Meter. Die erste Verrichtung, welche ein Reisender in Ländern, die von Leoparden und Löwen heimgesucht werden, vorzunehmen verpflichtet ist,

5. Aus allen Erdteilen - S. 114

1887 - Münster i.W. : Schöningh
114 Afrika. sprünglichen und eigentümlichen Pflanzencharakter zum großen Teil verloren, und bloß in den oberen Gebirgsregionen soll man noch auf Wälder treffen, die mit ihrer ganzen Vegetation noch als vollständig jungfräuliche, durch die Kultur nicht veränderte Urbestände angesehen werden können. 32. 3 n Tanger. A. Brassey. Am 19. September lagen Kap St. Vincent und Kap St. Maria hinter uns, und wir hielten auf Kap Spartel zu, als plötzlich eiue heftige Bö einsetzte, welche, die Wogen zu Schaum peitschend, uns mit solchen Sturzwellen überflutete, daß wir mehr Wasser an Bord nahmen, als uns angenehm war: doch auch diese Unbequemlichkeit erreichte ein Ende. Wir erfreuten uns, während wir an der Küste entlang fuhren, am An- blick der zahlreichen schönen Punkte, und nach Umschiffung eines Vor- spruugs lag Tanger vor uns. Kurze Zeit darauf bestiegen wir. bewaff- net mit unseren Pässen, das Boot, welches uns nach Tanger selbst bringen sollte. Indes die Landung wurde uns — nicht gestattet. Wir hatten den Gesundheitsbrief vergessen, und ein Diener mußte nach der Jacht zurückkehren, das wichtige Dokument zu holen. Er kam denn anch gerade mit demselben an. als sämtliche Konsuln und Vicekonsuln, deren Zahl hier Legion ist, im hohen Rat beschlossen hatten, unserer Aus- schiffung weiter kein Hindernis in den Weg zu legen. Während der drei Stuudeu, welche wir in der glühenden Sonnen- Hitze, in dem Bote schaukelnd, zubrachten, vertrieben wir uns die Zeit damit, die Eingeborenen zu beobachten, wie sie am Ufer entlang um die Wette reiten, oder auch ihre Pferde, des Badens halber, weit in die See hinaus treiben. Die Tiere schnaubten und bäumten sich vor Furcht, so- bald sie den Boden unter den Füßen verloren, die Reiter aber, deren glänzende, braune und schwarze Gestalten schönen Bronzestatnen glichen, saßen wie feftgemanert. Beim Betreten der Stadt waren wir so überrascht von dem male- rischen Anblick, welchen die Straßen und die Menschen in denselben boten, daß wir beschlossen, den Sonntag hier zu verbringen. Auf dem Marktplatze drängten sich Araber in ihren weißen Haiks, Neger in ihren gestreiften Abbats, Beduinen in ihren Burnussen und Mauren sowie Juden in ihren hellen, buntfarbigen Gewändern in dichtem Gewühle.

6. Aus allen Erdteilen - S. 72

1887 - Münster i.W. : Schöningh
72 Afrika. grob geflochtenen Matten besteht, grenzt ihn ab und entzieht das Leben und Treiben der weiblichen Bewohnerschaft unberufenen Blicken; die Männer fitzen, wenn sie nicht in der Stadt oder auf der Pflanzung beschäftigt sind, unter einem vorspringenden Sonnendache in dem vor- deren Räume des Hauses, die einen mit Nähen und sonstigen Arbeiten beschäftigt, die anderen schwatzend und faulenzend. Es will uns scheinen, als ob ein Dorf des inneren Afrika hierher verpflanzt worden sei. Zu dem Schmutze und der Unreinlich keit, welche wir überall bemerken, gesellen sich noch ganz absonderliche Gerüche: der getrocknete Haifisch, die Jack- srncht und die schwitzenden Neger stinken um die Wette. Also hinaus iu das Freie, der See zu, von welcher uns eine frische Brise entgegenwehte! Nach wenigen Schritten liegen die letzten Häuser hinter uns, und vor uns dehut sich eine sandige, hier und da in frischem Grüne pran- gende Ebene aus, welche weiterhin durch einen prachtvollen Kokospal- menwald begrenzt wird. Sie läuft in die bereits erwähnte Landenge aus, und da, wo sich diese am meisten verschmälert, leuchtet uns der von fremdartigen Bäumen umstandene Hindutempel entgegen. Zu unserer Rechten rauscht das Meer, den Blicken einstweilen noch durch einen dicht- bewachsenen Kirchhof verborgen, zur Linken dehnt sich die Lagune ans. Der plattgetretene -Pfad, auf welchem wir wandeln, führt dem Innern der Insel zu, am Hindutempel vorüber, und teilt sich jenseits desselben in mehrere Arme, welche, wie der Hauptweg, jederzeit belebt sind. Dieser Platz führt den klang- und bedeutungsvollen Namen Nasi- moja: (Palme). Nach ihm lenken die Europäer alltäglich ihre Schritte, um reine Luft zu atmen und sich im Abendsonnenscheine der lieb- lichen Landschaft und des regen Treibens zu erfreuen. Hier giebt es jeder- zeit etwas zu sehen oder zu beobachten. Dem Naturkundigen bieten die Lagune, das Gebüsch und der Palmenwald der Unterhaltung genug; iu der Lagune wimmelt es von buntfarbigen Krabben, in den Büschen rascheln schillernde Eidechsen, im Walde zeigen sich wenigstens einige Vertreter der höheren Tierklassen. Doch selbst der eifrigste Forscher achtet auf das ihn anheimelnde Treiben der Tiere erst später, weil ihm anfänglich die Menschen noch teilnahmswerter erscheinen. Ans einem kleinen, senrigen Esel reitet ein Araber vorüber, seiner Schamba oder Pflanzung zu, die Beine fast aus dem Bodeu schleifend, so daß es ans- sieht, als ob das Eselein ihn kaum schleppen könne, zieht ab und zu mit kräftigem Schwünge die Fersen in die Höhe und schlägt sie dem flinken Grautiere in die Weichen, um es zu noch schnellerem Lause anzutreiben, und ist bald dem Auge entschwunden. Ihm entgegen, von den Pflanzungen her, kommen arabische Frauen an. zur Stadt heimkeh- rend; auch sie reiten auf Eseln, wie die Männer ihres Volkes, und fast iu derselben Weise, nur daß sie zumeist ihre Beine bis zu dem Sattel

7. Aus allen Erdteilen - S. 73

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. d. Decken: Wanderung durch die Stadt Sansibar. 73 aufziehen und anstatt der schwächlich erscheinenden grauen schöne, große, weiße, aus Maskat hierher gebrachte Reitesel benutzen. Alle tragen eine reich gestickte Maske vor dem Gesicht und einen Schleier auf dem Kopfe, und alle halten sich so unbeweglich, daß sie mehr bunten, ans den Rücken der Tiere befestigten Kleiderbündeln als lebenden Wesen glei- chen; doch ihre dnnkelen Augen, welche zwischen Maske und Schleier hervorblitzen, sind unablässig beschäftigt, das ringsum Vorgehende zu er- spähen. In dieses alltägliche Treiben mischen sich Bornehme des Landes, auf prachtvollen Rossen in der dem Araber eigentümliche» Reitart vor- übersprengend; auch dieser oder jener Msungn versucht, auf dem Rücken eines eigenen oder dem Marstalle Seid Madjids entlehnten Rosses seine Reiterkünste zu zeigen, um sich die unter diesem Himmelsstriche unum- gänglich nötige Bewegung zu verschaffen: kurz, die Nafimoja ist für San- sibar ein Korso, eine Alameda, ein Boulevard, ein Prater, ein Spazier- gang im ausgedehntesten Sinne des Wortes. Bei der Heimkehr klingt uns sonderbare Musik au. Dumpfe Trom- melschläge begleiten ein kreischendes Singen und Trillern: eine Ngoma wird gefeiert, eine Festlichkeit, welche ihren Namen von der nie fehlen- den großen Trommel (Ngoma) entlehnt hat. Nachdem wir uns durch das dichte Gedränge Weg gebahnt, sehen wir eine Schar von tanzenden Männern und Frauen vor uns, letztere anss beste geschmückt und bemalt, alle erhitzt und schweißtriefend in- folge der heftigen Bewegungen und Beugungen des Körpers. Vor einem anderen, nicht minder dichten Zuschauerkreise vergnügen sich buntgekleidete Suri-Araber mit Tanz und Waffenspiel. Inmitten des durch die Zuschauer gebildeten Platzes springen sie mit eigentüm- lichen Sätzen umher und lassen die dünnen Klingen ihrer Schwerter in der Lust erzittern, wählen sich einen Gegner und führen plötzlich mit scharfer Schneide einen Hieb nach deffen Beinen; aber zur rechten Zeit springt der Bedrohte hoch empor, und die gefährliche Klinge fegt den Boden. Unmittelbar darauf wird der Angegriffene zum Angreifer; das alte Spiel wiederholt sich und zwar ohne ersichtlichen Wechsel. Der- artige Schauspiele sieht man hier fast tagtäglich, insbesondere zur Zeit des Nordost-Monsnns, welcher die arabischen Seeleute aus dem Norden herbeiführt. Anfänglich ziehen den Europäer die Tänze und Waffen- fpiele auf das höchste an; da sie sich jedoch immer und immer gleich- mäßig wiederholen, geht man bald an ihnen vorüber, ohne sie zu be- achten. Übrigens werden diese Spiele nur als Vergnügungen des Pö- bels angesehen: der vornehme Araber hält es unter seiner Würde, auch nur einen Blick darauf zu werfen. Die Sonne sinkt hinter den Häusern hinab; wir wenden uns heim-

8. Aus allen Erdteilen - S. 80

1887 - Münster i.W. : Schöningh
80 Afrika. flochtene Körbe, die Sitze der Verteidiger mit ihren Waffen, angebracht. In den Hüttchen ist das nötigste Hausgerät — der große Holzmörser zur Mehl- bereitung und die großen Thonwasserkrüge. Nachts, wo sie vor Über- sällen sicher sind, erneuern sie ihre Vorräte an Wasser und Getreide. Erstürmung eines Baumdorfes. Fast 2000 Krieger standen diesen bescheidenen Festungen hilflos gegen- über. Jeden bewohnten Banm gewaltsam zu erobern, wobei natürlich die vordersten zu Grunde gehen mußten, dazu fehlte ihnen der Mut; die Bäume abzusägen, hatten sie nicht Instrumente, und ihre Waffen ge- nügten nicht, den in der Höhe Wohnenden gefährlich zu werden. Die flintenbewaffneten Sklaven des Königs dienten nur zur Pnlverver- schwendnng; ihrer keiner war imstande, ein Gewehr anzulegen, zu

9. Aus allen Erdteilen - S. 191

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v.schlagintweit: Sociale Zustände in den westlichen Territorien Nord-Amerikas. 191 Ncordbrennerbande das östliche Neu-Mexiko vielfach unsicher gemacht. Billy the Kid war geradezu eine Geißel für das Territorium, überhaupt einer der furchtbarsten Banditen, die jemals daselbst ihr Unwesen ge- trieben haben. Ende Dezember 1880 endlich gefangen genommen, dann in gesetzlicher Weise zum Tode verurteilt, gelang es ihm, ans dem Ge- fängnisse zu entspringen, nachdem er zwei Beamte erschossen hatte. In wenigen Wochen seit seiner Flucht hatte er drei Morde begangen. Die Freude war allgemein, als dieser Unmensch, der aus New-Jork gebürtig war, am 14. Juli 1881 in der Nähe des Fort Sumner von Pat Garrett, dem Sheriff !) des Lincoln Kreises, wie ein toller Hund niedergeschossen wurde. Garrett bekam als Belohnung die 500 Dollars, die von feiten des Gouverneurs des Territoriums sür die Unschädlichmachung dieses schrecklichen Unmenschen ausgesetzt waren. Wild Bell, ein anderer Bandit, hatte die Gewohnheit, am Schafte seines Revolvers für jeden von ihm Erschossenen eine Kerbe einzuschneiden; nach seinem gewaltsamen Tode fand man an seiner Waffe 26 Kerben! Curly Bill ermordete im Jahre 1881 den Marshal White zu Tomb- stoue in Arizona, drang mit seiner Bande zu Charleston (Arizona) in eine Kirche ein. während daselbst Gottesdienst gehalten wurde, und zwang den Geistlichen vor der von seinen Spießgesellen im Zaume gehaltenen Gemeinde zum Tauzeu auf dem Altar; überdies verübte er verschiedene Räubereien und Gewalthaten. Daß die Mehrzahl dieser Schandbuben ihr Leben nicht ans natür- liche Weise enden, sondern daß sie gewaltsamen Todes sterben, oder wie in Amerika der technische Ausdrucke hierfür lautet, „with their boots on", zu deutsch „mit ihren Stieseln an", ist nicht zu verwundern. Unter solchen wüsten Gesellen sindet „Richter Lynch" (d. h. die Volksjustiz) Arbeit genug, dessen Jurisdiktion freilich gesetzlich nicht anerkannt ist. Im Jahre 1882 sind innerhalb des weiten Gebiets der Vereinigten Staaten — richtiger gesagt, in seinen westlichen Teilen — insgesamt 57 Personen gelyncht worden. In zwöls Fällen wurden zwei und in vier Fällen vier Personen zu gleicher Zeit gelyncht; 35 der auf diese Weise Verurteilten waren Weiße, 21 Neger und einer ein Indianer. Teeren und Federn eines Verbrechers, eine nicht nur äußerst schimpf- liche, sondern aus nachstehenden Gründen auch mit großen körperlichen Schmerzen verbundene Strafe, kommt sehr selten mehr vor, — allenfalls noch hier und da in Nevada und Colorado. Durch das mittelst eines Besens bewerkstelligte Bestreichen des bloßen Körpers mit Teer wird die Thätigkeit der Hautporen wesentlich unterdrückt und hierdurch ein Zu- stand der Beängstigung herbeigeführt, der, zu lange fortgesetzt, den Tod 1) Oberster Beamter und Civilrichter eines Bezirkes.

10. Aus allen Erdteilen - S. 242

1887 - Münster i.W. : Schöningh
242 Amerika. Mitteilungen, welche mir über dieses Noll wurden, verdanke ich Herrn von Lengerke in Bnearamanga. Er besitzt eine Zuckerpflanzung an der Grenze ihrer Heimat und ist öfters mit ihnen in Berührung gekommen — meist in unangenehmer Weise, indem seine Knechte von ihren Pfeilen getötet wurden. Er selbst glaubt keine Gefahr zu laufen, wenn er, oon Hunden begleitet, zu Pferde durch ihr Gebiet zieht; ganz wie zu Zeiten der spanischen Eroberung erfüllen Hund und Pferd die Wilden mit größerem Schrecken, als der Mensch und sein Feuergewehr. Zur Sicher- heit verscheucht er sie außerdem mit Trompetenstößen aus seiner Nähe. Ein Lager, welches er einst im Walde fand, war aus Palmwedeln her- gerichtet und mit Lianen (Schlingpflanzen) dauerhaft befestigt; frisch geschossene Aras (Papageienart) und Waldhühner zeigten, daß es soeben erst verlassen worden war. Ein enger Pfad, nur dem Jndianerauge er- kennbar, führte durch das dichte Unterholz dahin. Sie schießen stehend von mannshohen Bogen Rohrpfeile von anderthalb Meter Länge, deren Spitze ein geschärftes Stück harten Holzes bildet. Der Gehilfe des Schützen trägt das Bündel unter dem Arm und reicht fortwährend neue Pfeile zu. Ein junger Deutscher, der vor kurzem ermordet worden, trug mehr als sechzig Pfeile in seinem Leibe. Nie treten diese Indianer in Verkehr mit der Außenwelt; das Eisen kennen sie nur, weil sie fleißig stehlen, wenn eine der wenigen Hütten an jenem Wege nach Baranca Bermeja unbewohnt steht. Das Salz muß ihnen gauz unbekannt sein. Ein elenderes Dasein, als sie, führt selbst der Samojede nicht. Von Luft und Licht abgeschlossen, sehen sie täglich dem Hunger ius Auge, wenn der Fischfang mißglückt oder der Vogel in der Baumkrone vom Pfeil verfehlt wird. Schlangen und ftecheude Insekten sind ihre Lagergenossen. Ihr Leben ist der wahre Kampf ums Dasein. Um die Sonnenglut zu vermeiden, bestieg ich noch denselben Abeud das Kanoe, welches mich nach Puerto Parsdes bringen sollte. Wunder- bar erhebend war das Hingleiten über die stille Fläche; zauberhaft schien der Mond durch die Zweige und Ranken, welche die verschlungenen Kanäle wie in eine Laube einhüllten. Doch bald sollte ich daran erinnert werden, daß Prosa und Poesie sich hierzulande auf Schritt und Tritt berühren. Ein sumpfiges Röhricht schloß das Gewässer ab, und stunden- lang hatten die vier herkulischen Neger mit Aufbietung aller Kräfte den Kahn durch Biufen und Schlamm hindurchzuschleiseu. Was ich au dieser Stelle von Moskitos (Stechmücken) gelitten, werde ich nicht wieder vergessen. Weder Tabaksrauch, uoch Einreibung mit flüchtigen Olen vermochte das ge- ringfte gegen die Quälgeister auszurichten — nur Geduld, oder besser gesagt stumpfe Ergebung. Als endlich das Kauoe die weite Laguue erreichte, war ich so erschöpft, daß ich erst bei Hellem Souuenlichte aus einem bleiernen Schlummer erwachte. Die Maultiere von Buearamanga standen
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