Das Ñasserthum Frankreich. 235
stich Somme durchflossen, mit ftuchtbarem Getreideboden, labn ohne
Weinbau.
Anrieus, 61,000 Einw., an der Somme, mit einer berühmten
Kathedrale (aus dem 13. Jahrhundert). Peter von Amiens. Friede
zwischen Frankreich und England (den 25. März 1802). Apatit, 3,800
Einw., an der Somme, mit festem Schloß, in welchem Louis Napoleon
gefangen saß. Abboville, 20,000 Einw., Festung an der Mündung
der Somme, mit Sammet- und Tuchfabriken.
3. Artois, alter Bestandtheil von Flandern und Hennegau, mit
besonders zahlreichen Runkelrübenzucker-Fabriken.
Hauptstadt Arras, 26,0>00 Einw., Festung. Geburtport des Robes-
pierre (1759). Calais, 13,Oooeinw., an der gleichnamigen (5 Meilen
breiten) Meerenge, gewöhnlicher Ueberfahrtsort nach England, von hier
geht ein unterseeischer Telegraph nach Dover (seit 1851). Kattunfabriken
(mit 6060 bis 7000 Arbeitern). Die Stadt hat englischen Charakter.
Bon 1347—1558 in den Händen der Engländer. Boulogne, 32,000
Einw., Ueberfahrt nach England. Dorf Azincourt, Sieg Heinrichs V.
von England über die Franzosen (d. 25. October 1415).
4. Flandern, „die französischen Niederlande^, im Schelte-
und Maasgehiet, voller Festungen.
Lille oder Ryfsel, 154,000 Einw., die größte der Festungen.
Fabriken in Tuch, Leinwand, Kattun und Leder.- Starke Blumenzucht.
Die Festungen Cambray (Ligue 1507), Druay, Valenciennes süd-
lich von Liste. Noubarx, 50,000 Einw., Industriestadt (Spitzen, Lein-
wand, Batist).
5. Champagne, im westlichen Theile, auf Kalk- und Kreideboden
den weltberühmten Wein erzeugend. Das Land ist mit Ausnahme des
nördlichen Theils, worin der Ardenner-Wald, flach und eben.
Hauptstadt Mezieres, 5500 Einw., an der Maas, Festung. Am
entgegengesetzten Maasufer liegt Charlcvitte, 10,000 Einw., mit einer
kaiserlichen Gewehrfabrik. Troyes, 35,000 Einw., an der Seine, ehe-
malige Hauptstadt der Champagne, mit zahlreichen Baumwollfabriken und
lebhafte^ Handel. Im Norden davon Nheiyts, 55,000 Einw., mit
einem alten Dom, ehemalige Krönungsstadt der Könige von Frankreich.
(Der Bischof Remigius taufte hier 496 den Frankenkönig Chlodwig.)
Chatym - für - Marne, 16,500 Einw., bei den Römern Catalaunum
genannt, daher der Name Ca taha uni s che Felder (Hunnenschlacht 452).
6. Lothringen, zwischen der Champagne und dem Elsaß, mit
den Ardennen und Vogesen. Der letzte Herzog (Franz Stephan,
Gemahl der Kaiserin Ptaxia Theresia) trat (1737) das Land an gronft;et4) ab,
dah. nach dem Tode dest Herzogs (1766) mit Frankreich vereinigt wupde.
Nancys, 49,000 Einw., an der Meurthe, schön gebaute Stadt.
Schlacht 14,7,7, in welcher Karl der Kühne von Burgund ums Leben
kam. Metz, 57,000 Einw., an der Mosel, starke Festung, mit einer
Artillerie- und Jngeumrschule. Toul, 9000 Einw., Feñung an der
Mosel. Bqrdnn., 12,000 Einst)., Festung an der Maas (Vertrag 843).
Luneville, 16,000 Einw., an der Meurthe. (Der Suneviller Friede
vom 9. Februar, 180 s, wo Deutschland das linke Rheinnfer verlor.)
7. Elsaß, ein herrliches Land, westlich von den Vogesen und öst-
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TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Louis_Napoleon Napoleon Heinrichs_V.
von_England Heinrichs_V. Remigius Chlodwig Franz_Stephan Franz Ptaxia_Theresia Theresia Karl_der_Kühne Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich England Flandern Hennegau Arras England Dover Boulogne England Druay Valenciennes Troyes Frankreich Lothringen Elsaß Frankreich Burgund Deutschland
236
Mittel-Europa.
lich vom Rhein begrenzt, das Land an der Jll, ist eins der fruchtbar-
sten und bevölkertsten im ganzen Reiche. 1648 kam es an Frankreich,
Straßburg war frei geblieben, wurde aber auch 1697 von Kaiser und
Reich an Frankreich förmlich abgetreten. Die meisten Einwohner sind
protestantisch.
Strastburg, 84,000 Einw., V2 Stunde vom Rhein, an der Jll,
mit dem Münster (Baumeister Erwin von Steinbach) und einem 445'
hohen gothischen Thurme. In Straßburg die Buchdruckerkunst durch
Guttenberg erfunden. Wichtiger Handel (auch mit Straßburger Gänse-
leberpasteten). Colmar, 23,000 Einw, auch wie Straßburg, ehemals
freie Reichsstadt, Hauptstadt des oberen Elsaß. Mühlhausen, (Mul-
house), 46,000 Einw., am Rhein- und Rhone-Canal, auf einer Insel
der Jll, ehemalige freie Reichsstadt und schweizerische Bundesstadt, hat
bedeutende Tuch- und Baumwollen - Fabriken.
8. Franche-Eomte, die alte Freigrafschaft Burgund,
grenzt im Norden an die Schweiz, und ist hier durch die Ketten des
Jura bergig. In den an den Elsaß grenzenden Theilen dieses Landes
wird Deutsch gesprochen.
Besanxon, 47,000 Einw., am Doubs, mit einer Citadelle, zahl-
reichen Fabriken, besonders in Uhren.
9. Bourgogne, ein Theil vom alten Königreich Burgund
(seit 1477 französisch), wird von der Este d'or durchzogen.
Dijon, 30,000 Einw., am Canal von Bourgogne, Mittelpunkt
des Handels in Burgunderwein. Belagerung durch die Schweizer (1513).
10. Lyonnais, ein Theil vom alten Königreich Burgund,
im Innern des Landes, ist großentheils bergig.
Lyon, 324,000 Einw., am Zusammenfluß von Rhone und Saone,
die zweite Stadt Frankreichs, mit berühmten Seidenfabriken und Hut-
fabriken, außerdem viele Gold- und Silberarbeiten. Handel mit Wein,
Macronen. Südwestlich davon die Fabrikstadt Gtienne, 96,000 Einw.,
Seidenfabriken, Gewehr- und Eisenfabrik. 7jn der Nähe Steinkohlen-
lager.
11. Dauphins, von dem Rhone nördlich und westlich von der
Iss re im Innern durchflossen; der ganze östliche Theil ist Alpenland,
die westlichen Gegenden sind eben. Diese Provinz hatte früher eigene
Grafen, deren letzter (Humbert Iii.) das Land an den König Philipp Vi.
von Frankreich (1349) unter der Bedingung abtrat, daß der jedesmalige
älteste Sohn der Könige von Frankreich den Titel „Dauphin" führen
sollte.
Grenoble, 35,000 Einw., an der Jsere, mit wichtigen Hand-
schuhfabriken (jährlich 300,000 Dutzend Handschuhe im Werthe von 4 Mil-
lionen Francs). 4 Stunden nördlich von Grenoble in den grafischen
Alpen liegt Karthause, ehemaliger Hauptort des Karthäuser Ordens
^gestiftet 1084 vom heiligen Bruno). Vienne, 20,000 Einw., an dem
Rhone. Aufhebung des Templerordens (1312).
12. Savoyen, ein rauhes, armes Gebirgsland, 1860 von Sar-
dinien an Frankreich abgetreten. Die Savoyarden suchen ihr Brot im
Auslande, kehren aber gern in ihre Heimat zurück.
Chamberry, 19,000 Einw., an einem Zuflusse des Rhone. Cha-
mo uny, Dorf und reizendes Thal am Fuße des Montblanc.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Erwin_von_Steinbach Philipp_Vi Philipp Bruno) Chamberry
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Frankreich Frankreich Rhein Guttenberg Colmar Rhein- Burgund Schweiz Burgund Dijon Burgunderwein Burgund Lyon Frankreichs Frankreich Frankreich Grenoble Grenoble Frankreich
Europa
Kwer
wenigstens Unterhalt
nach den, Elsaß, von Schlesien
Beute fanden
Böhmen
an
Unterschied
Von Meklenburg
Rhein trieben sich die Heere bald siegend, bald besiegt umher,
schon mußten mehrere Provinzen vermieden oder in stürmischer Eile durch-
schritten werden, weil sie, zu völligen Wüsten geworden, selbst dem Soldaten
keine Nahrungsmittel mehr darboten. Auch der edle Bernhard von Wei
mar, welcher mit französischer Hülse das ihm verheißene Elsaß erobert hatte,
starb 1639 nach der allgemeinen Meinung' an Gift, welches Frankreich ihm
gemischt hatte. Die Siege Torstenson's und Wrangel's 1643 und die Ein-
nahme von Prag durch den schwedischen General Königsmark 1648 führten
endlich den lange ersehnten Frieden herbei. Schon seit 7 Jahren hatte
man davon geredet, und seit 1642 saßen Gesandte des Kaisers, der Prote-
stanten und Schweden zu Osnabrück, und des Kaisers und Frankreichs zu
Münster; aber das abwechselnde Kriegsglück hatte bisher die Forderungen
bald gesteigert, bald gemäßigt, und erst die letzten Siege der Schweden ver-
mochten Ferdinand, dem damals kein Heer mehr übrig blieb, ernstlich an
den Frieden zu denken, welcher anr 24. October 1648 unterzeichnet und
unter dem Namen des westphälischen bekannt ist. Wie der Krieg, so
war auch dieser Friede höchst verderblich für Deutschland und nur als die
traurige Frucht der äußersten Noth und gänzlichen Erschöpfung zu betrachten.
Deutschland verlor dadurch für immer das herrliche Elsaß und die drei
lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdun, welche an Frankreich
für seine arglistige Hülfe abgetreten wurden. Schlimmer als dieser Verlust
war die nun als gesetzlich anerkannte Einmischung Frankreichs in die deut-
schen Angelegenheiten. Auch das schwache Band der Erinnerung, welches
die Schweiz noch an das Reich knüpfte, ward nun gänzlich zerrissen.
Schweden erhielt als Entschädigung für seine Anstrengungen den besten
Theil von Pommern, die Stadt Wismar, die ehemaligen Bisthümer Bre-
men und Verden und eine bedeutende Geldsumme. Brandenburg, welchem
nach alten Verträgen ganz Pommern, dessen Herzöge ausgestorben, hätte
zufallen müssen, ward durch Magdeburg und Halberstadt entschädigt. Auch
die Unabhängigkeit Hollands ward jetzt erst von Spanien feierlich anerkannt.
Für die innere Ruhe ward insofern gesorgt, daß die völlige Freiheit der
Lutheraner sowohl als der Reformirten anerkannt und ihre Rechte sowie
die der Katholiken genau bestimmt wurden. Dagegen aber war auch nun
das Reich mehr als je in sich zerfallen, die Kaiserwürde zu einem leeren
Titel herabgesunken und das Reich, wehrlos und ohnmächtig nach außen,
dem verderblichen Einfluß fremder Politik mehr als je preisgegeben. Ver-
schwunden war der alte allgemeine kriegerische Sinn, und stehende Heere,
den kleineren Fürsten unerschwinglich und selbst den größeren eine drückende
Last, halfen auch' die letzte Spur der Freiheit unterdrücken. Seitdein
herrschte in Europa, vorzüglich aber in Deutschland, jener rohe, starre und
gesinnungslose Soldatensinn, welcher einen Theil des Volkes zu seelenlosen
Maschinen herabwürdigt, um die größere wehrlos -und unkriegerisch ge
wordene Menge ungestraft zu unterdrücken. — Dennoch war der 30-jährige
Krieg, bei allem Unheil, welches er über Deutschland brachte, bis auf unsere
Tage der letzte Krieg, »voran Volk und Gesinnung Theil nehmen konnten.
Seitdem bis zum Jahre 1813 waren alle Kriege in Deutschland, wie
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von_Wei Ferdinand Bisthümer_Metz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Elsaß Meklenburg
Rhein Frankreich Prag Schweden Frankreichs Schweden Deutschland Deutschland Verdun Frankreich Frankreichs Pommern Wismar Brandenburg Pommern Magdeburg Halberstadt Hollands Spanien Europa Deutschland Deutschland Deutschland
Vh. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
219
gespielt, und sowohl die Schönheit ihrer Natur als die Betriebsamkeit ihrer
Bewohner hat für Einheimische und Fremde einen großen Reiz. Auch
unter preußischer Herrschaft haben die Gebiete der Rheinprovinz einen
mächtigen Aufschwung genonnnen. Fortschreitende Entwickelung ist das
genommen.
Zeugniß
eschichte.
Sie wurde bisher in zwei Provinzen, Jülich-Kleve-Berg, die nördliche, und
das Großherzogthum Niederrhein, die südliche Hälfte der jetzigen Rhein-
provinz, getheilt, welche nun in die fünf Regierungsbezirke Köln, Düsseldorf,
Koblenz, Trier und Aachen zerfällt. Das Ganze umfaßt 486,^ □Üüf.,
worauf 3,359,947 *) Einw., also 6913 auf der stüm. (die dichteste Bevöl-
kerung in ganz Preußen) leben, unter welchen nicht mehr als etwas über
800,000 Protestanten, über 2,463,000 Katholiken und über 35,000
Israeliten sind. Die Provinz besteht aus einer sehr großen Anzahl Gebiete
ehemaliger Reichsstände, worunter die bedeutendsten sind: die Herzogthümer
Jülich, Geldern, Kleve, Berg, das Fürstenthum Saarbrück, die Länder der
Erzbischöfe von Trier und Köln, mehrere Reichsstifter, wie Essen und
Werden, und einige freie Reichsstädte. Der Rhein und die Mosel, mit
Nebenflüssen
Die Nahe
I 9 » 1 • r f • w w ^
bildet einen Theil der südlichen Grenze und nur die Roer verläßt die Pro-
vinz, um nordwestlich der Maas zuzufließen. Die Ufer der meisten dieser
Flüsse, namentlich des Rheins von Bingen bis Bonn, der Mosel und der
Ahr gehören zu den schönsten und romantischsten Gegenden von Deutsch-
land und werden, vorzüglich die Rheingegenden, jährlich selbst von Tau-
senden stemder Reisenden, namentlich Engländern, besucht. Unterhalb
Bonn bis zur holländischen Grenze verflachen sich die Ufer des Rheins,
die ganze Provinz wird zur vollkommenen Ebene und geht in die Sand-
und Morastgegenden der Niederlande über. Der ganze südliche Theil der-
selben dagegen ist gebirgig. Auf dem rechten Ufer des Rheins herrschen
bis an die Sieg die Fortsetzungen des West er Waldes und das Sieben-
gebirge am Rhein, unweit Bonn, 2600' hoch. Weiter nördlich dringen
Verzweigungen der westfälischen H'öhenzüge in die Provinz ein, doch
erreichen sie nirgend die Ufer des Rheins. Auf der linken Seite des
Rheins ziehen sich, zwischen der Nahe und der Mosel, in südwestlicher
Richtung der Hundsrück, Soon-, Idar- und Hochwald, 2500'
hoch, hin. 'Nordwestlich von der Mosel erfüllen die Eifel, 2400'
hoch, und weiterhin die Hohe Veen, 3000' hoch, mehr Hochebene
als Gebirge, das Land mit ihren unfruchtbaren. wenia bewaldeten
Rücken. Sowohl die sandig
südlichen und westlichen Gegenden dieser Provinz gehören zu den minder
fruchtbaren; nur die mittleren Gegenden, vorzüglich das linke Ufer des
Rheins, sind höchst ergiebig. Dagegen ist diese Provinz durch die In-
dustrie ihrer Bewohner ausgezeichnet und die Bevölkerung dadurch in manchen
Gegenden so zusammengedrängt, daß, wie z. B. im ehemalig Bergischen,
8—12,000 Menschen aus der llim. wohnen, während die Eifel und der
Hundsrück nur sehr schwach bevölkert sind. Zu den Hanptproducten gehören
nicht sowohl Getreide, woran es eher fehlt, als Flachs, Hanf, Taback, Oel-
ihren unfnichtbaren, wenig
morastigen nördlichen, als die gebirgigen
*) 1867 3,452,430 Einw., Zunahme 92,483 Einw.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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49
Vii. Deutschland.
reichte, die Wuth des Krieges immer aufs neue an. Ferdinands
Tod 1637, dem sein Sohn Ferdinand Hi. folgte, obgleich dieser
etwas gemäßigtere Gesinnungen zeigte, änderte nichts an der trau-
rigen Lage Deutschlands. Nicht mehr allein die politischen oder
religiösen Meinungen, sondern das unaussprechliche Elend führte
jetzt Tausende ohne Unterschied zu den Heeren, wo sie wenigstens
Unterhalt und Beute fanden. Von Mecklenburg bis nach dem Elsaß,
von Schlesien und Böhmen bis an den Rhein trieben sich die Heere
bald siegend bald besiegt umher, und schon mußten mehrere Provin-
zen vermieden, oder in stürmischer Eile durchschritten werden, weil
sie, zu völligen Wüsten geworden, selbst dem Soldaten keine Nah-
rungsmittel mehr darboten. Auch der edle Bernhard von Weimar,
welcher mit französischer Hülfe das ihm verheißene Elsaß erobert
hatte, starb 1639 nach der allgemeinen Meinung an Gift, welches
Frankreich ihm gemischt hatte. Die Siege Torstensons und Wran-
gels 1642 und die Einnahme der kleinen Seite von Prag durch den
schwedischen General Königsmark 1648 führten endlich den lange
ersehnten Frieden herbei. Schon seit 7 Jahren hatte man davon
geredet, und seit 1642 saßen Gesandte des Kaisers, der Protestan-
ten und Schweden zu Osnabrück, und des Kaisers und Frankreichs
zu Münster; aber das abwechselnde Kriegsglück hatte bisher die
Forderungen bald gesteigert, bald gemäßigt, und erst die letzten
Siege der Schweden vermochten Ferdinand, dem damals kein Heer
mehr übrig blieb, ernstlich an den Frieden zu denken, welcher am
24. Oct. 1648 unterzeichnet und unter dem Namen des Weftphali-
schen bekannt ist. Wie der Krieg, so war auch dieser Friede höchst
verderblich für Deutschland und nur als die traurige Frucht der
äußersten Noth und gänzlichen Erschöpfung zu betrachten. Deutsch-
land verlor dadurch für immer das herrliche Elsaß und die drei
lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdun, welche an
Frankreich für seine arglistige Hülfe abgetreten wurden. Schlim-
mer als dieser Verlust war die nun als gesetzlich anerkannte Einmi-
schung Frankreichs in die deutschen Angelegenheiten. Auch das
schwache Band der Erinnerung, welches die Schweiz noch an das
Reich knüpfte, ward nun gänzlich zerrissen. Schweden erhielt als
Entschädigung für seine Anstrengungen den besten Theil von Pom-
mern, die Stadt Wismar, die ehemaligen Bisthümer Bremen
und Verden und eine bedeutende Geldsumme. Brandenburg, wel-
chem nach alten Verträgen ganz Pommern, dessen Herzoge ausge-
storben, hätte zufallen müssen, ward durch Magdeburg und Hal-
berstadt entschädigt. Auch die Unabhängigkeit Hollands ward jetzt
erst von Spanien feierlich anerkannt. Für die innere Ruhe ward
in so fern gesorgt, daß die völlige Freiheit der Lutheraner sowohl
als der Reformieren anerkannt und ihre Rechte so wie die der Ka-
tholiken genau bestimmt wurden. Dagegen aber war auch nun das
Reich mehr als je in sich zerfallen, die Kaiserwürde zu einem leeren
Blanc Handb. Ii. 2. Aufl. 4
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Ferdinand_Hi Ferdinand Bernhard_von_Weimar Ferdinand Bisthümer_Metz
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