Karl der Große.
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Sein Reich war ein Weltreich; er gebot über Germanen und Romanen.
Er war der Schirmherr der abendländischen Kirche, der Beschützer des abendländischen Christentums. Unter diesen Umständen erwachte der Gedanke, das abendländische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die römischen Verhältnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Hi. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines fränkischen, von Karl abgesandten Grafen zurückkehren können. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar Katserder Peterskirche die Kaiserkrone auf das Haupt, und das Volk begrüßte Wänazt. ihn unter lautem Jubel als römischen Kaiser. So war ein Germane Nach- 800' folger der Cäsaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an äußerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrönung einen gewaltigen Zuwachs;
Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahrhunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht für die deutschen Könige gewesen.
Karls Regententätigkeit.
§ 27. Karls Persönlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Per M. Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die twett‘ Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persönlichkeit hat uns sein jüngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mächtigem Körperbau, festem Gang, schönem, grauem Haar und heiterem, gütigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen härtete er den Körper ab; in Speise und Trank war er mäßig.
Er kleidete sich nach fränkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, römische Kleidung anzulegen; seine Gewänder ließ er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willenskraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemüt; er war ein zärtlicher Vater seiner Söhne und Töchter, die er ungern von sich ließ, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gütig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfüllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in höheren Jahren wünschte er nachzuholen, was man früher an ihm versäumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und ließ sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich über gelehrte Dinge; selbst beim Mahle ließ er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn für die Heldensagen des deutschen Volkes und ließ sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Altar_Katserder_Peterskirche Karls Karls
Otto I. der Große. 936 — 973.
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vollem Ernst, von tiefer Frömmigkeit, aber auch von starker Willenskraft. Nachdem er in der alten Kaiserstadt Aachen gewählt worden war, ließ er sich von dem Erzbischof von Mainz salben und krönen; beim Krönungsmahle dienten ihm die Herzöge als Truchseß, Mundschenk, Kämmerer und Marschall. Auf Grund der Großtaten seines Vaters konnte Otto kräftiger auftreten als vor siebzehn Jahren jener.
Aber bald entstand Unzufriedenheit bei den Herzögen, welche sich Aufstände, ungern unterordneten; ihnen schloß sich Ottos jüngerer Bruder Heinrich an. In schweren Kriegen mußte der König seinen Thron verteidigen; aber er siegte. Seinen Bruder begnadigte er. Trotzdem verschwor sich dieser von neuem gegen ihn und plante, Otto in Quedlinburg, wenn er das Osterfest feierte, zu ermorden. Ätzer der Anschlag mißlang, und Heinrich mußte fliehen, wurde jedoch gefangen genommen und in Haft gesetzt. Da trat ein Wandel in seiner Seele ein; er entwich aus der Haft, aber nur, um sich zu Frankfurt im härenen Büßergewande während der Frühmesse des Weihnachtstages seinem Bruder zu Füßen zu werfen. Otto hob ihn auf und verzieh ihm; und seitdem konnte er auf seine unerschütterliche Treue zählen.
Gewaltig aber stand jetzt der König da. Er war stark genug, umdieherzog-Über die Herzogtümer nach Willkür zu verfügen, und vergab sie an tümcr' die, auf deren Treue er am meisten rechnete, an Glieder seiner Familie.
Bayern verlieh er seinem Bruder Heinrich, Lothringen seinem Schwiegersohn Konrad, der den Beinamen der Rote hatte, Schwaben seinem Sohn Liudolf. Er selbst beherrschte außer Sachsen Franken, das keinen Herzog wieder erhielt.
Andrerseits traf er eine Neuerung, die von großer Bedeutung für die Geistliche Geschichte Deutschlands gewesen ist. Der deutsche Staat brauchte, zumal seit yeamte' die Grafen sich weniger als Beamte denn als Fürsten fühlten, Beamte, die dem König ergeben waren und zugleich höhere Bildung besaßen. Diese fand Otto in der hohen Geistlichkeit. So zog er denn Geistliche in seine Umgebung und in seinen Rat; die Bischöfe, welche ihr Lehen nicht auf Nachkommen vererben konnten, belehnte er nicht nur mit reichem Grundbesitz, sondern auch mit gräflichen Rechten; sie waren von nun an in erster Linie Beamte des Reichs, erst in zweiter Linie Beamte der Kirche. Zum Erzbischof von Köln machte Otto seinen jüngsten Bruder Bruno, der sich in segensreicher Weise um die Ausbildung der Geistlichkeit bemühte.
Das Reich Ottos war nunmehr stark genug, um seine Macht auch außer- Wendenhalb seiner Grenzen geltend zu machen. Die Kriege gegen die Wenden Mc9c‘ wurden fortgesetzt und mit großer Grausamkeit geführt. Gero, der Markgraf der wendischen Mark, lud einst dreißig wendische Fürsten zu sich und ließ
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Ernst Otto Ottos Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Konrad Konrad Otto Otto Bruno Ottos Gero
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Die deutsche Katserzett 919 — 1250.
sie beim Mahle niederstoßen; unter furchtbarem Blutvergießen dämpfte er alle Aufstände und dehnte die deutsche Herrschaft bis zur Oder aus. Und doch wurde auch dieser rauhe Krieger von dem Zuge der Frömmigkeit erfaßt, der damals so viele trotzige Herzen beugte; er legte vor seinem Tode sein Amt nieder, machte eine Pilgerfahrt nach Rom und fand seine letzte Ruhestätte in dem von ihnen gegründeten Kloster Gernrode am Harz. Nach seinem Tode wurde die wendische Mark in drei Teile geteilt: die Nord mark, aus der später die Mark Brandenburg erwuchs, die Mark Lausitz und die Mark Meißen.
Wie aber einst in Karls Sachsenkriegen, so gingen auch jetzt der Krieger und der Geistliche Hand in Hand. Um die Wenden zu bekehren, Bistümer, gründete Otto das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Havelberg, Brandenburg, Zeitz (später Naumburg) und Meißen.
Erster § 38. Ottos erster Römerzug. Neue Aufstände und die Besiegung
Romerzug. ^ yngarn Unter Otto beginnen die schicksalsvollen Feldzüge deutscher Heere nach Italien. Dieses Land war seit langer Zeit von Bürgerkriegen erfüllt und in völliger Zerrüttung. Als nun die Witwe des letzten Königs, Adelheid, gegen ihre Feinde Otto um Hilfe anrief, zog dieser im Jahre 951 über die Alpen. Zu Pavia vermählte er sich mit ihr. Sie war seine zweite Gemahlin; die erste, Editha, eine angelsächsische Prinzessin, war gestorben. Zugleich nahm Otto den Titel eines Königs der Langobarden an. Doch kam es zunächst nicht zu einer völligen Eroberung des Landes.
Empörung Da brachen in Ottos Familie Streitigkeiten aus. Sein Sohn £unbfü Liudolf und sein Schwiegersohn Konrad waren erbittert über den Äonrab§' großen Einfluß, den Adelheid und zugleich Heinrich von Bayern am Hofe gewonnen hatten. Sie empörten sich, und so begann von neuem der Bürgerkrieg. Zudem benutzten auch die Ungarn die Gelegenheit, in das von inneren Wirren zerrissene Deutschland einzufallen. Aber gerade die äußere Gefahr führte dem Könige viele wieder zu. die auf der Seite der Aufrührer gestanden hatten. Liudolf und Konrad verloren ihren Anhang und unterwarfen sich, von Reue erfüllt; ihre Herzogtümer wurden ihnen genommen. Ungarn- Und nun konnte Otto mit der Macht seines ganzen Reiches den fc6iab*naufungarn entgegentreten. Auf dem Lechfelde bei der Stadt Augsburg, S955.be die sich unter der Führung ihres wackeren Bischofs der feindlichen Belagerung erwehrt hatte, kam es zur Schlacht. Zwar gelang es den Ungarn, das deutsche Heer zu umgehen und die Nachhut zu schlagen. Dann aber siegte die deutsche Tapferkeit; ein großer Teil der Feinde ertrank im Lech, viele
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Nord Brandenburg Karls_Sachsenkriegen Magdeburg Brandenburg Zeitz Naumburg Ottos Italien Pavia Ottos Deutschland Augsburg Ungarn
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lands wurde zum Schutze des Friedens und zur Abwehr der Er-vberuugsgelüsle einzelner Fürsten der schwäbische Bund gestiftet, zu dem viele Fürsten, selbst norddeutsche, mehrere Rittergesellschaften und die meisten Reichsstädte gehörten. Das Bundesheer war schon 1488 12 000 Mann stark. Ju Norddeutschland war das Haus Wettin unter Friedrich dem Streitbaren zu Macht und Bedeutung gelangt. Der Name Sachsen, der eigentlich nur dem Kurlande zukam, ging allmählich auch ans Meißen und Thüringen über. Friedrichs des Streitbaren Nachfolger war Friedrich der Sanftmütige 1428—64. Trotz seiner Friedensliebe konnte er den Bruderkrieg, den Krieg mit seinem Bruder Wilhelm, der durch einen schlimmen Rat, Apel von Vitztnm, aufgehetzt wurde, nicht abwenden. Als die Brüder den Streit durch einen Vergleich zu Naumburg glücklich beendet hatten, rächte sich Apel, dessen Einfluß nun erlosch, durch den Prinzenraub. Die Prinzen Ernst und Albert wurden auf sein Anstiften im Sommer 1455 nachts von einem Ritter Kunz von Kaufungen und dessen Helfern aus dem Schlosse zu Altenburg entführt. Aber an der böhmischen Grenze am Fürstenberge bei Elterlein, wurde Kunz von Kausuugen mit Albrecht von einem Köhler (Georg Schmidt) ausgehalten, der den Ritter gefangen nahm und den Prinzen befreite, auch Ernst, der von zwei andren Rittern bis Stein an der Mulde gebracht worden war, ward infolgedessen wieder ausgeliefert. Die Räuber aber erlitten die verdiente Strafe.
Als Friedrich der Sanftmütige den Tod herannahen fühlte, bat er seine Söhne Ernst und Albert, die Regierung gemeinschaftlich zu verwalten. Aber seine Mahnung wnrde nur kurze Zeit beachtet. Ju der Leipziger Teilung 1485 erhielt Ernst das Kurland und Thüringen, Albert Meißen und die Hälfte des Osterlandes als Herzogtum Sachsen. Damit wurde der große Besitz des Hauses Wettin für immer zersplittert.
Im Gegensatz hierzu bemühten sich die Hohenzollern, die Einheit des Erbes wenigstens im Hanptgebiete zu wahren. Der Nachfolger-Friedrichs I., Friedrich Ii., vereinigte die Neumark (um Frankfurt n. d. Oder) mit der Mittel- und Altmark, und Albrecht Achilles erließ das berühmte Hohenzollersche Hausgesetz, nach welchem die Marken ein Ganzes bleiben sollten. Nur die fränkischen Herrschaften (Ansbach, Bairenth re.) sollten der Nebenlinie zufallen. Es ist von Bedeutung, daß der Grundsatz der Unteilbarkeit der Länder gegen das Ende des Mittelalters zur Geltung kam. Damit entstand der Staat, denn so lange es Sitte war, das beherrschte Gebiet bei dem Tode des Fürsten unter dessen Söhne zu teilen, solange war das ganze Land mit seinen Bewohnern persönliches Eigentum des zeitweiligen Besitzers, im Staate aber ist
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Als Heinrich Vi. so in Deutschland wieder zu voller Macht gelangt war, zog er 1194 mit einem Heere nach Italien, um das
Normaunenreich zu erobern. Es ward ihm leicht, denn Tancred war gestorben und sein Sohn noch nicht mündig. Und der Papst, der sich als den Lehensherrn des sieilianischen Königreichs betrachtete, konnte sich zu einem energischen Eingreifen nicht aufraffen, war also nicht zu fürchten. So unterwarf Heinrich Neapel und Sicilien ohne Mühe
und empfing in der Kathedrale zu Palermo unter großer Feier-
lichkeit die Krone. Seine Gemahlin hatte Tanered schon auf Wunsch des Papstes freigegeben, doch nahm Heinrich an Salerno, deren Bürger sie verraten hatten, grausame Rache. Die Witwe Taucreds und ihren kleinen Sohn behandelte Heinrich sehr rücksichtsvoll und stattete sie mit Lehensgütern aus, aber als die gestürzte Königin mit ihren An-
hängern eine Verschwörung gegen die Herrschaft der Deutschen anzettelte, wurde sie in ein elsässisches Kloster eingesperrt und ihr Sohn nach Hohenems, nicht weit vom Bodensee, verwiesen. Damals soll
Heinrich die aufständischen sieilianischen Barone grausam bestraft haben, unter anderem foll er ihnen glühende eiferne Kronen haben aus das Haupt drücken lassen. Viele wurden aus Schloß Trifels gefangen gesetzt, wohin auch der unermeßliche Schatz der normannischen Könige gebracht worden war.
Nachdem das Glück Heinrich Vi. so hoch gestellt hatte, fühlte
er sich als den Herrn der Welt. Wie Richard Löwenherz während seiner Hast England als Lehen aus Heinrichs Hand hatte annehmen müssen, so wollte dieser nun Frankreich von dem deutschen Reiche abhängig machen. Selbst nach dem oftromischen Reiche richtete er seine Blicke, indem er seinen Bruder Philipp mit der Kaisertochter Irene vermählte, und im Frühjahr 1195 nahm er in Bari das Kreuz, auch das Morgen-
lanb sollte seinen gewaltigen Arm verspüren. Zugleich brängte er die
deutschen Fürsten bestänbig, die Erblichkeit der Königskrone anzuerkennen, boch stieß er hier noch auf starken Widerspruch. Aber mitten aus den Vorbereitungen zum Kreuzzuge raffte ihn der Tod hinweg, er starb im Herbst 1197 an einem Fieber, das er sich auf der Jagd zugezogen hatte, in Messina und ist in Palermo begraben. Da er nur einen zweijährigen Sohn hinterließ, so stürzte das stolze Gebäude seiner Herrschaft alsbald in Trümmer. Dieser Zusammenbruch zeigte sich unter anderem darin, daß der Papst, der neben ihm ohne allen Einfluß gewesen war, ihn in den Bann that, als er tot war.
Heinrich Vi. war ein strenger, rücksichtsloser, oft grausamer Herr, aber dabei ein kluger Staatsmann, der jeden Vorteil zu erspähen und auszunutzen verstand, der sogar den Treubruch nicht scheute, wenn
Pfalz, Geschichte. 11. 9
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erhielt er Gelegenheit, weite Reisen zu machen. Sein religiöses Bedürfnis war sehr stark, die einheimische Religion befriedigte ihn nicht, allein weder das im oströmischen Reiche durch Streitigkeiten entstellte Christentum, noch das Judentum sagten ihm zu, nur den Glauben an einen Gott entnahm er beiden. Später vermählte er sich mit seiner Herrin und gewann dadurch Muße, seinen religiösen Grübeleien uach-zuhängen. Er geriet nach und nach in einen krankhaften Znstand, in welchem er V-isionen, besonders Engelserscheinungen zu haben meinte. Nach vielen asketischen Übungen glaubte er auf dem Berge Hira die göttliche Stimme zu vernehmen, die ihn zu dem Amte des Propheten berief. Als solcher sollte er sein Volk von dem Götzendienste zum Glaubeu an einen Gott bekehren. Der Kern seiner Lehre war: „Es ist nur ein Gott und Mohammed sein Prophet". Dieser Kern ist umgeben von einem phantastischen Beiwerk, das den sinnlich leicht erregbaren Morgenländern gefiel. So ist z. B. das Paradies, der Aufenthalt der Seligen, mit allen nur denkbaren irdischen Genüssen, die Hölle mit allen Schrecken irdischer Qnalen ausgestattet. Seine ersten Gläubigen waren seine Gemahlin, sein Pflegesohn Ali, seine Töchter, sein Frennd Abn-Bekr, sein Schwiegersohn Othman. In kluger Berücksichtigung der wirklichen Verhältnisse erkannte er das Heiligtum der Kaaba an, denn nur dadurch schützte er sich vor einem völligen Bruche mit seinem Stamme und besonders dem wichtigsten Zweige desselben, den mächtigen Kuraischiten. Trotzdem hielt sich der Prophet nach dem Tode seiner Gattin in Mekka nicht für sicher, sondern ging nach Medina. Diese Flucht, die Hedschra, ist mit vielen Sagen ausgeschmückt worden. So soll er, als er, von Reitern verfolgt, Zuflucht in einer Höhle suchte, durch ein Wunder gerettet worden sein, indem eine Taube am Eingänge derselben ruhig auf den Eiern sitzen blieb und eine Spinne schnell ihr Gewebe über die Öffnung spann; so getäuscht, seien die Reiter weiter gezogen. Darum siud den Mohammedanern Taube und Spinne heilig. Die Hedschra ist auch insofern merkwürdig, als die Mohammedaner von dem Jahre derselben (622 n. Chr.) ihre Zeitrechnung beginnen. In Medina fand er gastliche Aufnahme; nicht nur die Bewohner des Landes, sondern auch mehrere Beduinenstämme, die unter seiner Führung auf Beute hofften, schlossen sich ihm an. An der Spitze seiner Anhänger begann er den Kampf mit den Met-kauern. Seine Losung bei Ausbreitung der neuen Lehre wurde nun: Feuer und Schwert. Die lange Fehde endete mit der Unterwerfung von Mekka und nicht lange darnach von ganz Arabien. Alle Götzendiener verfolgte er mit der äußersten Strenge, die Juden vertrieb er ans dem Lande, nur die Christen duldete er gegen Erlegung eines
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denen seine höchste Entscheidung angerufen wurde. Ein Hauptgruudsntz des mittelalterlichen Gerichts war der, daß jedem von seinesgleichen das Urteil gesprochen ward, neben dem Eid konnte man sich des Zweikampfes, der Abendinahlsprobe oder eines anderen Gottesurteils bedienen, um sich von der Beschuldigung zu reinigen. Bei Leibeignen, Bauern und Handwerkern wandte man vielleicht schon in dieser Zeit die Tortur als Beweismittel und körperliche Züchtigung oder Hinrichtung als Strafen an.
Eigentliche Sklaven gab es ebenso wenig als vollkommen Freie. Die Bauern und Handwerker, welche einem geistlichen Herrn oder dem König selbst Unterthan waren, genossen jedoch größere Selbständigkeit und hatten weniger Fronden und Abgaben zu leisten, als die einem Adligen Zugehörigen. Waren sie geistig gewandte oder mutige Leute, so wurden sie Dienstmanneu, Ministerialen, ihres hohen Gebieters und konnten es zu etwas bringen; mancher, der in einer Lehmhütte im Dorfe wohnte, diente als Reitersmann im Heere und wetteiferte an Tapferkeit mit den Rittern, und mancher Bauernknabe, der sich zum Geistlichen ausbildete, stieg aufwärts bis zum Berater eines Adligen oder gar eines Fürsten. So wurde durch persönliche Tüchtigkeit der scharfe Unterschied zwischen den Stünden auch schon im Mittelalter ausgeglichen. In den Dörfern und Marktflecken, die zu einem Rittersitze, einer Burg gehörten, war die Abhängigkeit der hörigen Leute oft eine recht drückende. Sie mußten das Feld des Eigentümers bestellen, Fuhren für ihn thun und außerdem noch Zius entrichten. Ohne seine Erlaubnis durften sie nicht heiraten, keinen Berus wählen, nicht wegziehen, denn sie hafteten an der Scholle und konnten mit dein Felde verkauft werden; bei ihrem Tode fiel dem Herrn das beste Stück ihrer Habe und ihres Viehes (das Buteil und Besthaupt) zu.
Freier fühlten sich die Bewohner der Städte, in denen Handel und Gewerbe den Ackerban mehr und mehr verdrängten. Ursprünglich waren auch diese Orte bäuerliche Niederlassungen aus den Trümmern der alten römischen Kolonien am Rhein und an der Donau, um einen Bischofssitz oder eine königliche Pfalz herum. Aber als allmählich der Markt der Mittelpunkt des Verkehrs, des Verdienstes und auch des Gerichts wurde, änderten sich die Zustände. Die Stadt erhielt ihr eigenes Recht, ihre eigene Verfassung, ihren Rat als oberste Behörde und Zugeständnisse (Privilegien), die Handel und Gewerbe fördern sollten. Im Osten des Reiches, ans slavischem Gebiete, sind viele Ansiedluugeu sogleich als Märkte gegründet worden. „Die Stadtluft macht frei," sagte mau, und dies war der Ausdruck des neuen Lebens hinter den Mauern; in der That konnte der Hörige, der in die Stadt zog, nach Jahr und Tag von seinem Herrn nicht wieder zurückgefordert werden. Als ihren Be-
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lenkte er das deutsche Königtum in eine ganz neue, in die allein noch offene Bahn. Da er alles Abenteuerliche mied, so zeigte er sich immer schlicht, einfach und bescheiden, und feine reine Frömmigkeit gewann ihm die Herzen aller Gutgesinnten. Er wird uns geschildert als ein hochgewachsener Mann mit zierlichem Haupte, bleicher Gesichtsfarbe, starker, langgestreckter Nase, spärlichem Haupthaar, immer mäßig in Speise und Trank, arm im höchsten Reichtum.
2. Adolf von Nassau (1291—98).
Die Kurfürsten (Wahlfürsten), d. H. die ersten geistlichen und weltlichen Fürsten, welche die Wahl des Königs als ihr Vorrecht betrachteten, vereinigten ihre Stimmen nicht auf Rudolfs Sohn Albrecht, dessen Macht sie fürchteten und dessen herrisches Wesen sie haßten, sondern aus den armen Grasen Rudolf von Nassau, der ihnen ungefährlich schien und große Versprechungen machte. Adolf von Nassau, ein sehr gebildeter, tapferer und ehrenwerter Mann, dachte bei der Übernahme der Königskrone wohl hauptsächlich daran, sich wie sein Vorgänger Hausgut zu verschaffen und seine zahlreiche Familie zu versorgen, aber ihm brachte die Königswürde nur Kamps, Enttäuschung und einen frühen Tod. Mit voreiliger Hast mischte er sich in die Streitigkeiten der Wettiner, um Meißen und Thüringen zu erlangen. Meißen, das damals von einer Nebenlinie der Wettiner an die Hauptlinie zurückgefallen war, nahm er sogleich in Verwaltung, und Thüringen kaufte er dem schwachen Landgrafen Albrecht dem Entarteten ab. Als dessen Söhne Friedrich der Freidige und Diezmann ihr Erbe zurückforderten, ließ er das unglückliche Land auf das furchtbarste verwüsten. Da er überdies den Wahlfürsten die gegebenen Versprechungen nicht hielt oder auch nicht halten konnte, so bildete sich eine feindliche Partei gegen ihn, an deren Spitze Albrecht von Östreich stand. Es kam so weit, daß er auf einer Fürstenverfammlnng zu Mainz abgefetzt und fein Gegner Albrecht, vor dem er immer in Furcht gelebt hatte, gewählt wurde. In dieser äußersten Bedrängnis beschloß er in ritterlicher Weise, sein Recht mit den Waffen geltend zu machen, denn er erkannte eine Gewalt der Kurfürsten über ihn nicht an. In einem engen Thale bei Göllheim trat er 1298 an der Spitze derer, die ihm treu geblieben waren, dem Habsburger entgegen, aber gegen die überlegene Heeresmacht Albrechts konnte der verlassene König nichts ausrichten. In Verzweiflung suchte er den Räuber seiner Krone selbst auf dem Schlachtfelde auf, das Gottesurteil des Zweikampfes sollte entscheiden. Es fiel gegen ihn aus, von Albrechts Speer getroffen sank er tödlich
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Extrahierte Personennamen: Adolf_von_Nassau Adolf Rudolfs Albrecht Albrecht Rudolf_von_Nassau Rudolf Adolf_von_Nassau Adolf Kamps Albrecht Albrecht Friedrich Albrecht_von_Östreich Albrecht Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Albrechts Albrechts
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gesucht, um sich in den bebauten Gefilden von Gallien, Rhätien und Noricum niederzulassen, immer von neuem waren sie zurückgeschlagen worden, in Strömen von Blut, an Bergen von Leichen hatte ihr stürmischer Anprall ein jähes Ende genommen, aber endlich waren doch die Festungen der Römer zertrümmert worden, und der Weg lag offen nach Westen und Süden. Da begann im Jahre 375 n. Chr. die große Völkerwanderung. Den Anstoß hierzu gaben die Hunnen, ein wilder finnischer Volksstamm, welcher westlich vom Uralslusse und vom Uralgebirge hauste. Schon ihre äußere Erscheinung würden Germanen ein Greuel. Sie waren von gedrungener Gestalt, eckig, breitschulterig und starkknochig, ihr plumpes Gesicht machte den Eindruck, als wäre es zerfetzt, denn sie brannten sich das Barthaar aus. Man sah sie fast nur zu Pferde, und mit den kleinen, struppigen aber unermüdlichen Tieren schienen sie gleichsam zusammengewachsen zu sein, denn sie aßen, ratschlagten und schliefen zu Roß. Ihre Nahrung und Kleidung entsprach der Roheit ihrer Lebensweise. Ein Stück Fleisch, das sie unter dem Schenkel weichritten, war ihre Mahlzeit, eine formlose Pelzkappe bedeckte ihren Kopf, ihre Füße staken in übergroßen Stiefeln, mit Fellen hatten sie die Beine umwickelt, und ein grober Leinenkittel bekleidete den Obererleib. Wohnungen waren ihnen zuwider, sie schweiften am liebsten im Freien umher. Ungeregelt war auch ihre Kampfweise. Mit wüstem Geschrei stürmten sie an, schossen ihre Pfeile ab und hieben dann mit dem Schwerte auf den Feind ein oder warfen Fangseile, mit denen sie den Gegner niederrissen. Blitzschnell, wie sie gekommen, verschwanden sie auch, um an einer anderen Seite von neuem anzugreifen. An feste Plätze, an Wälle und Mauern wagten sie sich nicht, nur im offenen Felde waren sie furchtbar.
Diese wilden Reiter stürzten sich aus die Alanen, ein Nomadenvolk, das, nach dem hohen, schönen Körperbau und dem blonden Haare zu schließen, germanischer Abkunft war, aber in Lebensweise und Religion den Skythen glich, mit denen es sich vermischt hatte. Sie schweiften in den weiten Niederungen zwischen Don und Wolga umher und hatten so wenig staatlichen Zusammenhang, daß sie den andringenden Feinden nicht lange Widerstand zu leisten vermochten. Teils folgten sie gezwungen dem Hunnenheere, teils wurden sie versprengt und kehrten erst später vereinzelt in ihre alte Heimat zurück.
Immer weiter wälzte sich der Völkerstrom. Im Norden des Schwarzen Meeres und der Donau faßen die hochbegabten, echt germanischen Goten, in mehrere Stämme geschieden, unter denen die Ost-und Westgoten am meisten hervortraten. Frühzeitig war das Christentum zu ihnen gelangt. Unter den Westgoten an der Donau scharte
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In der ewig denkwürdigen Schlacht bei Sempach, im Juli 1386, half der schwäbische Bund den Eidgenossen nicht, diese waren auf sich angewiesen und blieben doch Sieger über den tapferen und reichen Herzog Leopold von Östreich. Im Jahre 1388 hatten sich die süddeutschen Städte selbst gegen den Greiner, den Psalzgrasen von Bayern, sowie gegen die schwäbische und bayrische Ritterschaft zu wehren, es ist das Jahr des großen Städtekrieges. Rasch hintereinander erlitten die Bürger schwere Niederlagen. Im August wurde das schwäbische Bundesheer von Eberhard dem Greiner bei Döffingen geschlagen und im Oktober die Streitmacht der rheinischen Städte bei Worms vom Pfalzgrafen Ruprecht vernichtet. Der Krieg zog sich ohne hervorragende Ereignisse noch einige Monate hin, dann drängten die Kaufleute und Handwerker, deren Erwerb stockte, selbst zum Frieden. Unter Vermittlung des Königs Wenzel kam in Eger 1389 ein Vertrag zu stände, in dem die Städte auf alle Bündnisse verzichteten. Die Bestrebungen der Freistädte, nach dem Muster der italienischen Stadtrepubliken unter dem Schutze des Kaisers so unabhängig als möglich zu sein, war gescheitert, die Fürstenmacht war triumphierend aus dem Kampfe hervorgegangen. Auch die nordischen Handelsherren konnten der Fürstenmacht nicht widerstehen. Die Königin Margarete, die Dänemark von ihrem Vater und Norwegen von ihrem Gatten ererbt hatte, eroberte Schweden, vereinigte 1397 in der Union von Kalmar die drei nordischen Reiche und schränkte dadurch die Macht der Hansa gewaltig ein. Nach mehreren Niederlagen mußte der Bund Gotland mit der betriebsamen Handelsstadt Wisby an Schweden abtreten.
König Wenzel war bei dieser wichtigen Entscheidung in der Hauptsache nur Zuschauer gewesen. Sein Hauptbestreben war, von den Städtern so viel als möglich Geld zu ziehen, er legte ihnen hohe Summen als außerordentliche Reichssteuer auf, die sie oft genug nicht zahlen konnten ober wollten. Gingen sie nicht aus seine Forderungen ein, so ließ er mit sich handeln, schrieb ihnen aber grobe Briese, in denen er sie wohl mit den Säuen verglich, bei denen viel Geschrei aber wenig Wolle zu finden sei. Die Juden, die als des Reiches „Kammerknechte" des Königs besonderen Schutz genossen, behandelte er wie einen Schwamm, den man sich vollsaugen läßt, um ihn dann wieder auszudrücken. Auch Italien hatte sür ihn kaum einen anderen Wert, als daß er Geld von dort zu erlangen suchte. So verkaufte er dem Herrn von Mailand Johann Galeazzo Visconti die Herzogswürde für eine große Summe.
Wenzel hatte etwas Derbes und Leidenschaftliches in seinem Wesen. Bei einem Streite mit dem Erzbischöfe von Prag befahl er,
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Östreich Leopold August Eberhard_dem_Greiner Margarete Kalmar Johann_Galeazzo_Visconti Johann Wenzel