100 Mittlere Geschichte.
begrüßte den Sieger; als dieser aber sein Visier öffnete, war cs kein anderer als der
Kaiser selbst.
Maximilian hat viele Kriege geführt, war aber in denselben nickt
glücklich : er wußte den Wert des Geldes nicht zu schätzen, auch unter-
stützten ihn die Reichsfürsten zu wenig, so daß er einst mit Recht sagte:
„Ich herrsche über Könige; denn meine Fürsten gehorchen nur so viel,
wie ihnen beliebt." Nur gegen die Türken hatte Maximilian einigen
Erfolg. Diese suchten weiter westwärts zu dringen; Ungarn und die
östreichischen Erblande beunruhigten sie bereits. Aus letzteren vertrieb
sie Maximilian; dagegen mußte er dulden, daß die seit dem Untergange
der Hohenstaufen zu Republiken gewordenen norditalischen Städte
von Franzosen und Spaniern besetzt wurden. Auch der Versuch Maximilians,
die Schweizer wieder unter dle Botmäßigkeit des Reiches zu bringen,
schlug gänzlich fehl.
Glücklich war Maximilian darin, die Macht des Hauses Habsburg
durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er
mit Johanna, der Tochter des Königs Ferdinand von Arragonien
und der Königin Isabella von Kastilien. Aus dieser Ehe entsprossen zwei
Söhne, Karl und Ferdinand. Karl vereinigte später Arragonien und
Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist derselbe, welcher als deutscher
Kaiser den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferdinand
wurde ebenfalls durch Heirat König von Ungarn und Böhmen.
e. Die Landsknechte. Maximilian gilt auch als Schöpfer eines
neuen Kriegswesens in Deutschland; durch ihn kamen die Landsknechte
auf. obwohl diese Georg (Iürge) von Frundsberg als „Vater
der Landsknechte" verehrten. Sie hatten ihren Namen davon, daß sie
in kaiserlichen Landen geworben wurden. Während die Söldner sich ihre
Verfassung selbst gegeben hatten, wurden die Landsknechte auf Grund
einer gedruckten, vom Kaiser gebilligten Kriegsordnung von einem erprobten
Anführer unter dem Reichsbanner angeworben. Unter Trommelschlag
ward das kaiserliche Werbepatent in Städten und Dörfern bekannt ge-
macht, und ehrliche, rüstige Gesellen wurden eingeladen, demselben Folge
zu leisten. Die Landsknechte waren im 16. Jahrhundert auch im Aus-
lande geachtete Soldaten. Ihre Führer, wie Iürge von Frunds-
berg und Sebastian Schärtlin, erwarben sich großen Ruhm; unter
Karl V., der sich ihrer in seinen auswärtigen Kriegen bediente, standen
die Landsknechte in hohen Ehren. Sie bildeten eine Kriegerzunft, ein
Waffenhandwerk und hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren,
ihre eigenen Lieder.
Der Landsknecht durfte erst nach gereinigter Wahlstatt sich des Beutemachens
befleißigen, wobei aber Mühlenwerke, Backöfen und Pflüge als unantastbar galten.
Blieb man längere Zeit an einem Orte, so wurde für die Bedürfnisse des Regiments
ein besonderer Markt eröffnet; Weiber und Kinder, Mägde und Händler begleiteten
den Kriegszug. — Auf dem Haupte die mit einer Feder geschmückte Sturmhaube,
vor der Brust den Krebs (Harnisch), an den Beinen gestiefelt, selten noch geharnischt,
in der Hand die Lanze oder die Hellebarde, auch wohl schon statt ihrer die schwere
Muskete, so stand der Landsknecht mit gespreizten Beinen fest in seiner Kriegshaltung.
Unwiderstehlich war der „Igel", d. i. die Geviertordnung, in welcher die mit Lanzen
bewehrten Krieger ihren Massenangriff ausführten. Die Trommelschläge beim Angriff
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Ferdinand_von_Arragonien Ferdinand Isabella Karl Karl Ferdinand Ferdinand Karl Karl Ferdinand Maximilian Maximilian Georg_(Iürge Sebastian_Schärtlin Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Maximilians Kastilien Kastilien Spanien Ungarn Deutschland Frundsberg
Maximilian.
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Eroberung Kleinasiens schon im 14. Jahrhundert nach Europa übergesetzt
und hatten die ganze östliche Halbinsel bis an die Donau erobert; nur
Konstantinopel mit einem kleinen Gebiete widerstand noch. Sigismund
erlitt 1396 bei Nikopolis durch die Türken eine blutige Niederlage,
infolgedessen Bosnien an sie verlorenging. 1453 griff Sultan Muh amed 11.
Konstantinopel an und eroberte es trotz heldenmütiger Verteidigung. Der 1453
letzte griechische Kaiser, Konstantin, fiel kämpfend auf den Wällen
seiner Hauptstadt; Konstantinopel ward der Sitz des Sultans, die schöne
Sophienkirche eine Moschee. Das ganze Abendland erschrak über diese
Nachricht; aber zu einem gemeinsamen Kampfe zur Vertreibung der Un-
gläubigen vermochte man sich nicht aufzuraffen. — Im Westen hatte
Karl der Kühne, Herzog von Burgund, Elsaß und Lothringen an
sich gerissen; er griff auch die Schweizer an, fand aber im Kampfe seinen
Tod. Seine Tochter Maria war mit des Kaisers Sohne Maximilian
vermählt; dieser rettete von dem burgundischen Erbe die Niederlande
und die Freigrafschaft Burgund, während das eigentliche Burgund
(die Bourgogne) an Frankreich kam.
t>. Maximilians Persönlichkeit und auswärtige Beziehungen.
Maximilian war hoch und schlank, breitjchulterig, von wahrhaft könig-
lichem Anstande und besaß eine unglaubliche Körperkraft. In seinen
jüngeren Jahren wallten die blonden Locken in üppiger Fülle um seinen
Nacken; in seinen lichtbraunen Augen war Feuer und Güte zu lesen;
seine hohe Stirn und seine Adlernase verliehen dem Gesichte einen er-
habenen Ausdruck. Nie ist eine Gotteslästerung oder ein Fluch über
seine Lippen gekommen; sein edles'gemüt war auch bei bitteren Be-
leidigungen zur Gnade geneigt. Im Umgänge war er freundlich, liebens-
würdig und geistreich; in Künsten und Wissenschaften war er wohl
erfahren; er redete fast alle damals in Europa üblichen Sprachen; einmal
soll er sich mit sieben Hauptleuten in sieben verschiedenen Sprachen unter-
halten haben. Sein gutes Gedächtnis behielt alles, was er einmal ge-
sehen, gelesen oder gehört hatte. In allen ritterlichen Künsten war er
Meister; daneben verstand er aber auch die Kunst, Harnische zu schmieden
und Geschütze zu bohren. Seinen Mut bewies Maximilian bei jeder
Gelegenheit: aus der Jagd, im Turniere und auf dem Schlachtfelde.
Eine seiner liebsten Beschäftigungen war die Gemsenjagd, weil sie die
gefährlichste ist. Dabei verkletterte er sich oft so, daß ihm niemand mehr
zu folgen vermochte: ja, einmal konnte er nicht wieder zurückfinden und
hätte verhungern müssen, wenn nicht zur rechten Zeit Bergleute herbei-
geeilt wären.1
Aus dem Reichstage zu Worms (1495) hängte ein riesenhafter französischer Ritter
seinen Schild mit der Aufforderung vor seiner Wohnung aus: „Dasern ein Deutscher
auf Leib und Leben, auf Gefängnis oder Rittergabe mit mir zu kämpfen wagt, will
ich den Kampf bestehen." Lange wollte sich keiner finden. Endlich sprengte aus den
Reihen der Deutschen ein Ritter mit geschlossenem Visier in die Schranken, und nach
kurzem Kampfe flog der übermütige Franzose in den Sand. Lauter Jubel der Deutschen
1 Der Bergmann, welcher dem Kaiser „Hollau!" zurief, wurde unter dem Namen
„Hollauer von Hohenfels" geadelt. Der gefährliche Fels, aus welchem der Kaiser
damals gefangen saß, ist die Martinswand bei Innsbruck.
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Sigismund Konstantin Karl_der_Kühne Karl Maria Maria Maximilian Maximilian Maximilians Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Bergmann
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasiens Europa Donau Konstantinopel Nikopolis Bosnien Konstantinopel Burgund Lothringen Niederlande Burgund Burgund Frankreich Maximilians Europa Worms