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1. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 49

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 49 — hatte eine lange Zeit heftige Fehde bestanden, die man mit dem Namen des Streites der Welfen und Waiblinger (italienisch Ghibellinen) zu bezeichnen pflegt, da den Hohenstaufen ein Schloß und Städtchen in Würtemberg mit letzterem Namen gehörte. Friedrich, der von mütterlicher Seite mit den Welfen verwandt war, hatte diese Fehde dadurch beendigt, daß er Heinrich dem Löwen, der bereits Sachsen besaß, sein väterliches Herzogthum Baieru zurückgab, das damals dem Herzog von Oesterreich, Heinrich Jasomirgott, gehörte, der zur Entschädigung dafür Oesterreich als unabhängiges, erbliches Herzogthnm mit Vergrößerung seines Landes erhielt. Heinrich der Löwe hatte feine Macht durch Eroberungen jenseits der Elbe vermehrt und dadurch den Neid der übrigen Fürsten rege gemacht; diese fielen über ihn her, Heinrich aber wehrte sich mannhaft. Nachdem Friedrich diese Streitigkeiten in Deutschland beigelegt hatte, zog er 1178 zum fünften Male nach Italien; anfangs ging Alles gut, und der Kaiser konnte nach Einäscherung Susa's zur Belagerung von Alessandria schreiten. Da nahte aber ein lombardisches Heer zur Entsetzung und Friedrich schloß einen Waffenstillstand, da er den größten Theil seines Heeres, dessen Dienstzeit abgelaufen war, entlassen mußte. Als er nun in einem dringenden Schreiben die Fürsten Deutschlands um Hilfe bat, erfuhr er zu seinem großen Schrecken, daß Heinrich sich weigere, ferner an den Feldzügen in Stalten Theil zu nehmen. Friedrichs Bemühungen, den stolzen Vasallen in einer Zusammenkunft zu Chiavenna umzustimmen, mißlang, obschon der Kaiser sogar einen Fußfall that, indem der fechsuudvierzig Jahre alte Heinrich fein Alter vorschützte; (wahrscheinlich aber hatte er die Ansicht, daß durch diese erfolglosen Züge die Kraft Deutschlands erschöpft werde). Dadurch ermuthigt, beschlossen die Lombarden, den Kaiser mit Heeresmacht anzugreifen, und es kam 1176 zur Schlacht bei Legnano, in welcher Friedrich vollständig geschlagen wurde und kaum sein eigenes Leben rettete. Nun überzeugte er sich, daß er die völlige Unterwerfung der Lombarden nicht werde erzwingen können und näherte sich dem Papste, von dem er eine Aussöhnung und Befreiung vom Banne sich auswirkte. Zugleich vermittelte der Papst einen sechsjährigen Waffenstillstand mit den Lombarden. Nach Deutschland zurückgekehrt, ließ Friedrich seine erste Sorge sein, Heinrich den Löwen wegen seines Ungehorsams zu züchtigen. Er ließ ihn drei- 4

2. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 8

1872 - Elberfeld : Bädeker
riä8— W%mb ^°°b°r'ch die Provmce Durch alle diese Thaten wuchs das Ansebeu dp« ß*snsv«’ immer mchr; sogar der griechische Kaiser in Coustantiuoxel bewarb fi£ t Ä"‘ r i(,n 4«, Äs S Ttt ^ Purpukma^-und d.^Krom «nt« seine Herrschaft zu »tefsm ^unerhörte Grausamkeit nnb Hinterlift Einige Beispi d.l Art wogen genügen. In Köln herrschte nach immer der al s'l« I „ ,r 6lc Sk,t,uaricr' d-r in Folge einer in der Schlacht bei ' s °^l.en°n Wnnde lahm war Den h-rrschsüchttg-n Sohn esselbeu, dem der Vater zu lange lebte, verführte Chlodwig seinen " "Uf der ^agd während de« Mittag«schlammer« zu todten Nachdem diese Schandthat vollbracht war, forderte der Mord den C odwtg ans, Gesandte nach Kol., zu schicken, damit er chnen von zeigte und sich° '? ^' " ®^tcnb " diese denselben Igte und sich gerade über eme Trnhe bückt-, um Geldstücke hervor- Ä T?Jttr ei"a bn @Cf0"bt™ »m'-rr-ck» mit der Streitaxt, Sogleich eilte Chlodwig herbei und sprach znm ver- ammelteu Volke in heuchlerischer Weiser „Höret, iva« sich begeben umdnwrlr11^®0^, m fei"m 5boter durch Meuchelmörder touten L ff F 7 lvm' mcie ni* durch wen, den ver. l Lohn gefunden. Ich bin an dem Vorfall völlig unschuldig Ol"mr i Elut seiner Verwandten zu vergießen. Da euch u mir T änkrn m' '° sch'ag- ich euch vor, euch zu mir zu wenden und euch in meinen Schutz -u beaebeu ” ®f "7^ ®0tt >°uchzt° ihm Beifall zu, erhob ihn ans den Schild und rief Ihn zum König aus. ^ Ein anderer König herrschte in Cambray; dieser hatte sich den Haß ferner Unterthanen zugezogeu und so gelang es denn Chlodwig l ch. -.Nige se.ner Vasallen durch vergoldete« Erz. da« er für Gold au g b zu gewinnen. Diese verließen den König in d-r Schlacht f“6tfcn ch« anfange« liebst seinem Bruder vor Chlodwig Der-

3. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 9

1872 - Elberfeld : Bädeker
Me warf ihm in erheucheltem Zorn die Schmach vor, daß er sich habe binden lassen und spaltete ihm das Haupt; ebenso machte er es mit dem Bruder, weil er dem König nicht zur Hülse gekommen sei und als die Verräther sich darüber beklagten, daß sie mit dem unechten Golde betrogen seien, sagte er ihnen-höhnisch, sie sollten sich freuen, daß er sie für den Verrath nicht hinrichten lasse. Auf ähnliche Weise machte er es mit den übrigen Verwandten, und als alle aus dem Wege geräumt waren, trat er in einer öffentlichen Versammlung auf und sprach mit verstellter Traurigkeit: Wehe mir, daß ich dastehe, wie ein Fremdling unter Fremdlingen, und keinen theueren Verwandten mehr habe, der nur tut Unglücke beistehen könnte!" Das that er aber bloß, setzt sein Geschichtsschreiber, Gregor von Tours, hinzu, in der hinterlistigen Absicht, daß, wenn noch etwa einer seiner Verwandten am Leben sei, diese sich verriethen und so gleichfalls aus dem Wege geränmt werden konnten. Chlodwig starb schon im fünfundvierzigsten Jahre seines Lebens, im dreißigste» seiner Regierung, 511 zu Paris und hinterließ das Reich seinen vier Söhnen, die es nach seiner Anordnung unter sich theilten, ein Beweis, daß ihm nicht die Absicht beiwohnte, auf die Dauer ein großes, mächtiges und starkes Reich zu gründen, sondern daß blos Ländergier und Eroberungssucht ihn geleitet hatten?) Sein Reich umfaßte Frankreich bis aus Provence und Languedoc (Burgund war ihm wenigstens zinspflichtig); ferner beträchtliche Theile Deutschlands zu beiden Seiten des Rheins und am Main. §. 3. Justiniani oströmischer Kaiser. (527—565.) Nachdem das weströmische Reich durch die Stürme der Völkerwanderung untergegangen war, hielt sich das oströmische noch viele Jahrhunderte hindurch bis zum Jahre 1453, wo es dem Andrange der Türken erlag. Die Geschichte desselben bietet nicht viel Erfreuliches; Thronstreitigkeiten, Parteizwist und religiöse Zänkereien *) freilich ftcfien wir noch später auf die Erscheinung, daß fränkische und auch ander-beut»! »fbn lütt Sänkt, unter ijt. i" »urte. •«» Ei»Ä £."Ä -2- theilen könnte.

4. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 57

1872 - Elberfeld : Bädeker
Am Mittwoch vor Martinstag, den 7. Nov. 1307, traten die drei Männer, Walther Fürst, Werner Stauffacher und Arnold Melchthal, jeder von zehn Männern begleitet, auf dem Rütli, einer einsamen Wiese am Ufer des Vierwaldstüdter See's, zusammen. Hier stifteten sie einen Bund und schwuren mit ausgestreckten Händen, daß sie alle nach einem gemeinsamen Plan handeln, keiner nach eigenem Gutdünken etwas unternehmen, keiner den andern verlassen wolle: Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, In keiner Noth uns trennen und Gefahr. Das Volk fing an, kecker sein Haupt zu erheben; das reizte Geßler's Uebermnth; um den Gehorsam des Volkes zu prüfen, ließ er auf dem Markte zu Altorf einen Herzogshut auf einer Stange aufstecken und verkündigen. Jeder, der vorbeigehe, sollte diesem Hute dieselbe Ehre erweisen, wie dem Herzoge selbst. Als nun Wilhelm Tell, Walther Fürst's Eidam, mit seinem Knaben vorüberging, ohne dem Hute seine Ehrfurcht zu erweisen, wurde er von den Wächtern ergriffen. Geßler, der zufällig herzukam, befahl dem Tell, der als guter Schütze bekannt war, seinem Sohn einen Apfel vom Haupte zu schießen; dann solle er ohne Strafe davonkommen, wenn er diesen Meisterschuß gethan habe. Tell bat um Gotteswillen, ihn nicht zu einer so unnatürlichen That zu zwingen; Geßler blieb unerbittlich; da schoß Tell und traf den Apfel, ohne den Knaben zu verletzen. Vorher hatte er aber noch einen Pfeil in fein Koller gesteckt, und als ihn Geßler nach der Ursache fragte, wollte er sich anfangs ausweichend entschuldigen; dann aber gedrängt gestand er ein, dieser Pfeil sei für den Landvogt bestimmt gewesen, falls er sein Kind getroffen habe. Da ließ ihn Geßler, der ihm das Leben versprochen hatte, binden, um ihn mit nach Küßnacht zu nehmen und ins Gefängniß zu setzen. Man mußte über den See fahren; auf einmal brach ein wüthenber Winb, der Föhn, los, der dem Schiffe den Untergang drohte. Nur Tell, hieß es, kann in dieser Noth retten; ba hieß Geßler ihn losbinben und ihm die Leitung des Schiffes Übergeben. Tell trieb nun das Schiff dem Ufer zu, und als sie nahe bei einer felsigen Uferstelle waren, der jetzigen Tellplatte, ergriff er Bogen und Pfeil, sprang ans dem Schiff, stieß dieses mit dem Fuß in den See zurück und rettete sich ans Land. Geßler

5. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 16

1872 - Elberfeld : Bädeker
?'T — 16 — »“j>- Sä?«; Zs .um 8 ®a6r,et f'-t’ft m einer Höhle bei Mekka feine Berufn», °m Propheten verkündet habe. Za solchen Visionen konnte er sj lntctzrci “n0e6orcnen schwärmerischen und poetischen ffiesent £ Vlevt i6m Unr°ch- <6un, wenn man sein Aus-darstelleu wollte. ^ ‘",b ®etrnge6 Sin Sahrc 609 begann er zunächst im Kreise seiner ffomilie * We bald" 0ffen6<Ueni fcin ®e,,Er äli und sein Oheim Abn- rollntz ^J Tn''Ub 6ur* sie mt>vm einflußreiche Ein. cekka. Da die Koreischiten in Folge dessen Vermin-eruug ,hres Einflusses fürchtete», so stellten sie° dem Mo^med nach dem Leben; daher sah er sich veranlaßt, heimlich von Mekka !bmfalls mum iu 6e9e(,c"- Di-s- Flucht, welche c< Sf, lkr 3e von Wundern ausgeschmückt ist heißt Hdschra und fallt in« Jahr 623 n. Chr. G.; von ihr beging a»r «T ihre Zeitrechnung. Er wurde von de» Bewohueru b‘e ,mit 6en M-kkaneru in Streit lagen, freundlich aufgenommen und fand 6e, chnen bald willige Anerkennung feinet Lehre , "ch “°" bor‘ au<s b°>d über ganz Arabien verbreitete. Er wußte wx (st7 , mkttt *ric9' b- ^ dic Ausbreitung des wahren Glaubens durch das Schwert zu begeistern, namentlich da- durch, daß er Jedem, der für denselben falle, das Paradies verhieß, dessen sinnliche Freuden er mit den lebhaftesten Farben, den An- tajttuungen ferner Landsleute gemäß, auszumalen wußte. Ja er unternahm, nachdem er Mekka unterworfen hatte sogar einen Kriegszug gegen den griechischen Kaiser, den er wie auch andere Fürsten zur Annahme seiner Lehre schriftlich aufgefordert hatte: da er aber bet seinen Anhängern nur geringe Bereitwilligkeit fand so kehrte er bald wieder um und begab sich nach Medina, von wo'aus

6. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 64

1872 - Elberfeld : Bädeker
- 64 — Jahrhunderts die drei ersten Erzbischöfe des Reiches und die vier ersten weltlichen Beamten, die vorzugsweise als Wähler oder Kurfürsten (vom alten Wort küren = wählen) angesehen wurden. Um die Sache aber gesetzlich zu ordnen, bestimmte Kaiser Karl Ii. im Jahre 1356 durch die sogenannte goldene Bulle*), daß von da an die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier als Kanzler des Reichs, der König von Böhmen als Erzmundschenk, der Pfalzgraf vom Rhein als Erztruchseß (Austräger der Schüsseln beim Krönungsmahle), der Herzog von Sachsen-Wittenberg als Erzmarschall (Besorger der Pferde) und der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer die Wahl des Kaisers ausüben sollten. Durch eine solche Wahl kam 1410 Sigismund, ein Sohn Karls Ii. auf den Thron. Zu jener Zeit war ein gewaltiger Streit in der christlichen Kirche; drei Päpste behaupteten zu gleicher Zeit, die rechtmäßigen Statthalter Christi zu sein und thaten sich gegenseitig in den Bann, so daß großes Aergerniß entstand und die Seelen der Gläubigen gewaltig betrübt wurden. Sigismund wurde es bei seiner Wahl zur Pflicht gemacht, die Einheit der Kirche wieder herzustellen, und so bewog er denn den Papst Johann Xxiii., eine große Kirchenversammlung ans allen Nationen nach Eonstanz oder Costnitz am Bodensee zu berufen. Diese kam 1414 zu Stande und dauerte bis 1418; uuzählich war die Masse der geistlichen und weltlichen Fürsten, die hier zusammenkamen, so daß die Stadt dieselben nicht fassen konnte. Den einen Theil ihrer Aufgabe führte die Versammlung aus, indem sie die drei Päpste theils veranlaßte, freiwillig abzudanken, theils absetzte, und statt ihrer Martin V. aus dem italienischen Hause Eolonna wählte. Aber die zweite Forderung der Christenheit, die Schäden der Kirche zu heilen und eine Reformation an Gliedern und Haupt vorzunehmen, erfüllte sie nicht; Martin V. hatte im Gegentheil nichts Eiligeres zu thun, als die Versammlung zu schließen und nach Italien abzureisen. Wir können uns natürlich nicht genauer aus die Verhandlungen des Concils einlassen, sondern erwähnen nur noch zwei Dinge, die auf demselben vorfielen, nämlich die Belehnung Friedrichs Vi., Burggrafen von Nürnberg, mit der Mark Brandenburg 1417, und die Verbrennung des Johannes Hnß 1415. Der Kaiser Sigismund befand*^ dulle, eig. Kapsel, d. h. das Behältniß für das Siegel, das sich an den Documenten

7. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 71

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 71 - zu Augsburg gemacht; mißmuthig und körperlich leidend verließ er diese Stadt und begab sich nach Tirol, wo er noch die Kränkung erlebte, daß die Bewohner von Jnsbrnck, denen er Geld schuldete sich weigerten, seine Dienerschaft aufzunehmen. Auf seiner Weiterreise nach Wien starb er den 12. Januar 1519 zu Wels in Ober-Oestreich. §. 17. Christoph Columbus. Entdeckung Amerikas (1492). Seeweg nach Indien. Wie das ganze fünfzehnte Jahrhundert reich ist an Bewegungen auf allen Gebieten des menschlichen Lebens, die zu neuen Forschungen und Erfindungen Veranlassung gaben, so suchten die Menschen auch ihren bisherigen Gesichtskreis und ihre Kenntnisse von der Oberfläche der Erde zu erweitern. Den Anfang dazu machten schon im Beginne des Jahrhunderts die Portugiesen, deren Augenmerk zunächst auf die Erforschung der ihnen benachbarten Küsten Afrikas gerichtet war. Ueber die Gestalt dieses Erdtheils hatte man sehr irrige Vorstellungen; man hatte keine Ahnung davon, daß sich die Westküste desselben nach Süden hin abschräge und das Ganze mithin ein Dreieck bilde, dessen Südspitze umfahren werden könne. Zwar hatte sich die alte Sage erhalten, die uns der griechische Geschichtsschreiber Herodot überliefert hat, daß die Phönizier auf Befehl des ägyptischen Königs Necho vom rothen Meere aus Afrika umschifft hätten und durch die Straße von Gibraltar wieder heimgekehrt seien; aber man hielt dies für eine Fabel. Auf der Westküste Afrikas war man nur bis zu dem wenige Tagereisen entfernten Cap Non (d. H. nicht weiter) gekommen, das den kanarischen Inseln gegenüber liegt. Da faßte der portugiesische Prinz Heinrich mit dem Beinamen „der Seefahrer" den Plan, Schiffe auszurüsten, um diese Westküste genau zu erforschen. So eutdeckte man 1418 die Insel Porto Santo und im folgenden Jahre Madeira (d.h. Holz), die man ganz mit Wald bewachsen fand; man zündete denselben an und pflanzte später in dem mit Asche gedüngtem Boden Zuckerrohr aus Sicilien und Reben aus Cyperu, die dort herrlich gediehen und den feurigen Wein lieferten, der den Namen nach der Insel erhielt. Allmählig drang man weiter vor und entdeckte das

8. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 29

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 29 — knickt; Alfred ermunterte nicht bloß seine Unterthanen znr erneuten Pflege der Wissenschaften, sondern ging auch mit gutem Beispiele voran. Er sammelte angelsächsische Volkslieder und dichtete selbst Fabeln und Erzählungen, wie er auch Werke aus dem Lateinischen übersetzte, das er noch im sechsunddreißigsten Jahre lernte. Wie Carl der Große legte er Schulen an, ließ die zerstörten Klöster und Städte wieder aufbauen und erhob London zur Hauptstadt des Landes. Als Mensch war er fromm, gerecht und ehrwürdig und verdient gewiß, neben Carl den Großen gestellt zu werden; ja Manche haben ihn höher gestellt, diese bedenken aber nicht, daß Carl eine viel größere Aufgabe zu lösen hatte, daß sein Reich einen bedeutenderen Umfang besaß und die Völker, die er an seine Herrschaft gewöhnen mußte, roher und hartnäckiger waren. §. 8. Heinrich I. (919—936) und Dtto I. -er Große. (936—973.) Der Stamm Carls des Großen starb in Deutschland im Jahre 911 mit Ludwig dem Kinde aus; diesem folgte ein fränkischer Graf, ein entfernter Verwandter des karolingischen Hauses, Conrad I. Dieser war aber in jenen stürmischen Zeiten, wo die Großen des Reiches sich immer mehr bemühten, sich unabhängig zu machen und von allen Seiten Fremde, Ungarn, Normänner und Slaven die Grenzen beunruhigten, nicht im Stande, die Würde des Reiches und das Ansehen des Königs nach innen und außen zu wahren. Als er 918 sein Ende herannahen fühlte, berief er seinen Bruder Eberhard nach Weitburg in Nassau, wo er krank lag, übergab ihm die Reichskleinodien, die heilige Lanze, den Purpurmantel, das Schwert, die Armbänder und die Krone und forderte ihn im Beisein der Großen auf, dieselben dem Herzog von Sachsen, Heinrich, zu überbringen und ihm zu sagen, daß er ihn zum Nachfolger empfohlen habe. Die Großen stimmten bei und nach dem bald darauf erfolgenden Tode Conrads begab sich Eberhard sofort zu Heinrich, der sich meist auf seinen Gütern am Harze aufhielt. Er soll damals gerade auf dem Vogelheerde bei Brauuschweig mit Vogelfang und Jagd beschäftigt gewesen sein, als Eberhard bei ihm erschien, und davon haben später Chronisten Veranlassung genommen, ihm den ganz unpassenden Namen der Finkler oder Vogelsteller zu geben.

9. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 75

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 75 - aber nicht der Wahrheit getreu dargestellt ist; denn Colnmbns wußte die aufgeregten Gemüther zu beschwichtigen, und zu einem solchen Grade von Meuterei, wie es in jenem Gedichte dargestellt ist, ist es nie gekommen. Er soll ihnen zuletzt versprochen haben, ihrem Willen zu genügen, wenn sich am dritten Tage kein Land gezeigt habe. Endlich, als die Aufregung am höchsten gestiegen war, sah Columbus am 11. Oktober zwei Stunden vor Mitternacht in der Ferne ein Licht schimmern und am 12. Oktober zwei Uhr Morgens feuerte das voraussegelude Schiff Pinto einen Kanonenschuß ab, und vom Mastkorbe erscholl der Ruf: „Land, Land!" Wer kann sich das Uebermaß der Freude denken, das die Matrosen nach wochenlanger Todesangst plötzlicherfaßte! Sie fielen einander in die Arme und baten den Führer wegen ihrer Verzagtheit um Vergebung. Es war die Insel Guanahani, von ihm selbst St. Salvador genannt, die er am Morgen nach Tagesanbruch im prangenden Festkleide, mit einer Fahne in der einen und einem Schwert in der andern Hand unter rauschender Musik betrat und im Namen der Krone Spaniens in Besitz nahm. Man fand dort eine völlig unbekleidete Bevölkerung von knpferrother Farbe, die neugierig die Fremden anstaunte, sich übrigens gutmüthig und friedfertig zeigte, und nach Süden hinwies, als die Spanier ihnen durch Zeichen andeuteten, sie wünschten die Heimat der Goldbleche zu erfahren, die sie in Nasen und Ohren trugen. Man entdeckte aus der Weiterfahrt in dieser Richtung noch mehrere kleine Inseln, die alle zur Gruppe der Lucayen oder Bahama Inseln gehörten, und dann die größte Insel Euba, die zu den Antillen gehört; er glaubte in derselben das Festland von Ostindien gefunden zu haben und daher ist es gekommen, daß man auch dieses Land Indien, und später, als man zur richtigen Erkenntniß des Sachverhalts gekommen war, Weitindien nannte. Von hier aus gelangte er zur Insel Haiti, welche auch Hispaniola, d. h. Kleinspanien oder St. Domingo heißt; auch hier deuteten die Einwohner, als man sich nach dem Goldlande erkundigte, nach Süden. Indeß sah sich Columbus genöthigt, nach Spanien zurückzukehren, da eins der Schiffe gescheitert war, ein anderes sich heimlich entfernt hatte, und ihm nur noch ein einziges übrig geblieben war. Er ließ neun und dreißig Spanier auf der Insel zurück, für die er eine kleine Festung erbauen ließ, und empfahl ihnen ein friedliches Be-

10. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 77

1872 - Elberfeld : Bädeker
— 77 — aus den neuentdeckten Ländern zog, keineswegs den hochgespannten Erwartungen, die man gehegt hatte, entsprach. Auf seiner dritten Reise von 1498—1500 fuhr er noch weiter südlich und entdeckte die Insel Trinidad, die am Ausflusse des Orinoco liegt, ans dessen gewaltiger Wassermasse, die derselbe ins Meer führt, er den Schluß zog, daß er sich hier vor einem Festlande, und zwar nach seinem Vornrtheil, dem von Indien befinde. Da er an der Gicht erkrankte, so sah er sich genöthigt, nach Haiti zurückzukehren; hier befand sich sein Bruder Bartholomäus in einer schlimmen Lage. Viele Spanier hatten sich gegen ihn, den Columbus zum Statthalter eingesetzt, empört, und Columbus sah sich genöthigt, um den Aufruhr zu beschwichtigen, die Forderungen der Aufständischen zum Theil zuzugestehen. Doch die Meuterei dauerte fort und die Unzufriedenheit wuchs; neue Anklagen gegen Columbus gingen nach Spanien und fanden bei dem mißtrauischen Ferdinand nur zu williges Gehör. Er entsandte einen gewissen Bovadilla mit dem Aufträge, die Sache zu untersuchen, und falls er den Colnmbus schuldig finde, ihn abzusetzen und selbst seine Stelle einzunehmen. Bovadilla begann damit, den Columbus nebst seinem Bruder ohne Untersuchung in Ketten zu legen und nach Spanien abführen zu lassen. Als Columbus das Schiff betrat, nabte sich ihm der Capitän ehrfurchtsvoll und wollte ihm die Ketten abnehmen lassen; er aber weigerte sich dessen und forderte, in diesen Ketten nach Spanien gebracht zu werden. Dorthin war schon die Kunde von der unwürdigen Behandlung des großen Mannes gedrungen und als das Schiff in Cadix anlief, war bereits der Befehl vom Hofe aus ergangen, die Gefangenen in Freiheit zu setzen. Stumm und weinend warf sich Columbus vor den Thron nieder und konnte lange kein Wort hervorbringen; dann aber vertheidigte er sich so siegreich, daß Ferdinand sein Unrecht einsah und ihm sein genommenes Gut sogleich zurückgeben ließ. Zum Statthalter aber wurde an seine Stelle ein gewisser Ovando nach Haiti geschickt, da man vorgab, bei der dort herrschenden Gähruug und Aufregung gegen ihn sei es für seine persönliche Sicherheit besser, nicht dorthin zurückzukehren. Dem großen Manne war es nicht lange möglich, in Untätigkeit zu bleiben; trotz seiner vorgerückten Jahre und seiner wankenden Gesundheit unternahm er nochmals eine Reise und diesmal, um eine
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