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1. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 253

1913 - Langensalza : Beltz
Die Reformation. 253 Blick auf das Pergamentblatt. Dann heftete er's an die Tür, und dann trat er in die Kirche ein. Die Leute draußen, die in seiner Nähe gestanden und alles beobachtet halten, kamen nun herzu, um zu sehen, was auf dem Pergamentblatt stehe. Aber niemand konnte es lesen, die Sätze waren in lateinischer Sprache geschrieben. Andere traten herzu, und es ging von Mund zu Mund: „Seht dort an der Tür ein Pergamentblatt Dr. Luthers! Was hat das zu bedeuten?" Da kan: ein Mönch herbei: er las die Überschrift laut vor und übersetzte sie den Fragenden: „Disputation zur Erklärung der Kraft der Ablässe. Aus Liebe der Wahrheit und aus dem Streben, dieselbe ans Licht zustellen, wird nachfolgendes disputiert werden zu Wittenberg unter dem Vorsitze des ehrwürdigen Paters Martin Luther. Diejenigen, welche nicht gegenwärtig mit uns darüber handeln können, mögen solches schriftlich tun. Im Namen unsers Herrn Jesu Christi. Amen." „Es ist nichts für uns: es geht die Gelehrten an", sagten einige. Darauf ein anderer: „Um den Ablaß handelt sich's? Doch nicht etwa um Tezel in Jüterbog?" Ein dritter ruft: „Ihr wißt doch, wie Dr. Luther noch am letzten Sonntag von der Kanzel der Stadtkirche darüber gepredigt hat! Lest, lest! Laßt uns hören, was in den Sätzen gesagt ist!" Überschrift? Zusammenfassung: Der Thesenanschlag am 31. Oktober 1517. e) De r Hauptinhalt der Thesen. Der Übersetzer kam dem allgemeinen Wunsche nach und las laut und langsam vor, was auf dem Pergament weiter geschrieben stand. (Die Thesen werden aus dem Lesebuch oder Quellenbuch gelesen). Was wollte Luther also in den Thesen sagen? Er stellt den rechten Gebrauch und Sinn des Ablasses ins Licht: a) Durch den Ablaß wird der Christ nicht von der S ch u l d der Sünde losgesprochen, sondern nur von den zeitlichen Strafen, welche Papst oder Kirche dem Sünder auferlegt haben. Darum predigen die Ablaßprediger, wenn sie diesen wahren Sinn des Ablasses verhüllen oder doch der falschen Auffassung im Volke nicht entgegentreten, nicht im Sinne des Papstes. b) Die Kirche kann nur von den zeitlichen, irdischen Sündenstrafen lossprechen, aber nicht den abgeschiedenen Seelen im Fegefeuer Nachlaß gewähren. „Den Seelen im Fegefeuer können fürbittweife diejenigen Ablässe zugewendet werden, von denen der Papst dieses erklärt." Tezels Predigt, daß durch den Erwerb von Ablaßbriefen die Seelen von der Strafe des Fegefeuers befreit und sie sogleich aus diesem in den Himmel eingingen, war falsch; denn sie widersprach der Kirchenlehre. Nach dieser kann der Papst für die Sünder im Fegefeuer nur Fürbitte einlegen. c) Der Papst würde das Treiben der Ablaßprediger nicht dulden, wenn es ihm bekannt würde. d) Für den Christen gilt: Wahre Rene und Leid über die Sünde ist die notwendige Bedingung zur völligen Vergebung von Strafe und Schuld. Unter dieser Voraussetzung wird ihm die Vergebung zuteil auch ohne Ablaßbriefe. Aufrichtige Reue ist die Grundbedingung — die alleinige Bedingung der Vergebung. Der Ablaß kann nur die Kirchenstrafe nachlassen, nicht aber die Strafen im Jenseits. Vor Gott ist nur wahre Reue erforderlich und ausreichend;

2. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 318

1913 - Langensalza : Beltz
318 Die Reformation. Söhnchen Hans erzählt er: „Wenn ich sitze und schreibe ober sonst etwas tue, so singt er mir ein Liedlein daher, und wenn er's zu laut will machen, so fahre ick ihn ein wenig an; so singet er gleichwohl fort, aber er macht's leiser und mit etwas Sorgen und Scheu. Also will Gott auch, daß wir immer fröhlich sein sollen, jedoch mit Furcht und Ehrerbietung gegen Gott." Wie lieblich ist Luthers Brief an sein „Söhnlein Hänsichen", welchen er im Jahre 1530 von Coburg aus an den Knaben geschrieben hat: „Gnade und Friede in Christo, mein herzliebes Söhnichen. Ich sehe gern, daß du wohl lernest und fleißig betest. .Tue also und fahre fort. Wenn ich heimkomme, so will ich dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiß einen hüb-sckert, lustigen Garten, da gehen viel Kinder innen, haben güldene Röcklin an und lesen schöne Apfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen, Spilling und Pflaumen; singen, springen und sind fröhlich; haben auch schöne kleine Pserdlin mit gülden Zäumen und silbern Sätteln. Da fragt ich den Mann, des der Garten ist, wes die Kinder wären. Da sprach er: Es sind die Kinder, die gern beten, lernen und fromm sind. Da sprach ich: Lieber Mann, ich hab auch einen Sohn, heißt Hänsichen Luther; möcht er nicht auch in den Garten kommen, daß er auch solche schöne Äpfel und Birn essen möchte und solche feine Pserdlin reiten und mit diesen Kindern spielen? Da sprach der Mann: Wenn er gern betet, lernet und fromm ist, so soll er auch in den Garten kommen; Lippus und Jost auch. Und wenn sie all zusammen kommen, so werden sie auch Pfeifen, Pauken, Lauten und allerlei Saitenfpiel haben, auch tanzen und mit kleinen Armbrüsten schießen. Und er zeiget mir dort eine seine Wiese im Garten, zum Tanzen zugerichtet, da hingen eitel güldene Pfeifen, Pauken und seine silberne Armbrüste. Aber es war noch frühe, daß die Kinder noch nicht gegessen hatten; darum künde ich des Tanzes nicht erharren und sprach zu dem Mann: Ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen und das alles meinem lieben Söhnlin Hänsichen schreiben, daß er ja fleißig bete, wohl lerne und fromm fei, auf daß er auch in diesen Garten komme; aber er hat eine Muhme, Lene, die muß er mitbringen. Da sprach der Mann: Es soll ja sein, gehe hin und schreibe ihm also. Darum, liebes Söhnlin Hänsichen, lerne und bete ja getrost und sage es Lippus und Josten auch, daß sie auch lernen und beten, so werdet ihr miteinander in den Garten kommen. Hiemit sei dem lieben allmächtigen Gott befohlen und grüße Muhme Leiten und gib ihr einen Buß von meinetwegen. Dein lieber Vater Martinns Luther." Aber der Vater ließ es bei der Erziehung auch nicht am nötigen Ernst fehlen. Gegen ein ungehorsames Kind war er sehr streng. Da durste Johannes einmal drei Tage nicht vor ihn kommen, bis er schriftlich um Verzeihung bat. Als die Mutter für den Knaben beim Vater ein gutes Wort einlegen wollte, erwiderte dieser hart: „Ich wollte lieber einen toten als einen ungezogenen Sohn." Das dreizehnjährige Töchterchen Magdalene erkrankte schwer. Als keine Hoffnung auf Genesung mehr vorhanden war, stärkte sich der Vater im Gebet: „Ich habe sie, Herr, sehr lieb und wollte sie gern behalten; aber lieber Gott, da es dein Wille ist, daß du sie dahinnehmen willst, so will ich sie gerne bei dir wissen." Und Seuchen starb. Da kniete der Vater an ihrem Bett nieder, weinte und betete inbrünstig, daß Gott sie zu sich in den Himmel nehmen möge. Als dann das Kind im Sarge lag, sagte er voll Zuversicht: „Mein liebes Seuchen, wie wohl ist dir geschehen! Du wirst auferstehen und leuchten wie die Sterne, ja wie die Sonne!"

3. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 4

1913 - Langensalza : Beltz
4 Die alten Deutschen. schaffen, ohne Ausdauer in Mühe und Arbeit und am wenigsten fähig sind, Durst und Hitze zu ertragen. An Kälte und Hunger dagegen hat den Germanen sein Himmelsstrich gewöhnt." Unsere Geschichtsforscher haben gefunden: Die Germanen stammten wie die Griechen und Italiker von der großen Völkerfamilie der Jndogermanen ab, die in grauer Vorzeit in dem großen Steppengebiete an der unteren und mittleren Wolga gewohnt haben sollen. Man hat nämlich die Sprachen der einzelnen Völker, die Europa heute bevölkern, miteinander verglichen und dabei entdeckt, daß eine ganze Reihe von Wörtern allen gemeinsam ist, natürlich nicht bis auf den Laut und Buchstaben. Daraus hat matt geschlossen: Also müssen wohl alle früher einmal dieselbe Sprache gehabt haben. Von dem ursprünglichen Stammvolk haben sich dann im Laufe der Zeiten ganze Stämme abgesondert; das Wolgagebiet war bald so dicht bevölkert, daß alle Jndogermanen mit ihren reichen Rinder-, Schaf- und Ziegenherden nicht mehr Raum hatten. Darum verließen große Haufen mit ihrem beweglichen Gut, ihren Karren und Herden, die alten Plätze und zogen nach Osten und Norden. So wurden von ihnen schließlich Skandinavien, Jütland, sowie das ganze Binneneuropa, das Land zwischen Karpathen, Alpen, Rhein, Nord- und Ostsee besiedelt. Diese weiten Gebiete waren vor der Einwanderung der Germanen schon bewohnt. Es wohnten hier die Kelten. Sie wurden durch die anstürmenden Germanen über den Rhein gedrängt. Überschrift? Zusammenfassung: Wie die Germanen in Deutschland einwanderten. 3. Wie werden unsere Vorfahren in dem unwirtlichen und rauhen Lande gelebt haben? Das Lehmannsche Bild „Germanisches Gehöft" hängt vor der Klasse. Durch die Betrachtung desselben wird unter Ergänzung des Lehrers folgender Stoff gewonnen: A. Städte gab es im alten Deutschland nicht. Nur hin und wieder traf man auf kleine Dörfer. Aber diese sahen ganz anders aus als unsere Dörfer. Straßenzüge gab es nicht. Die einzelnen Wohnungen lagen zerstreut und weit voneinander. Wo dem Germanen gerade ein freier Platz am Walde, eine Wiese, eine Ouelle oder ein Feld behagte, da siedelte er sich an. Bergabhänge und Sandhügel wurden als Bauplätze bevorzugt. Wie mögen die germanischen Wohnungen ausgesehen haben? Steinerne Häuser kannten unsere Vorfahren noch nicht. Sie errichteten sich Holzbauten. Unbehauene Baumstämme wurden übereinander geschichtet und die Zwischenräume mit Moos und Reisig verstopft und mit Lehm verklebt. Die meisten Häuser waren schlichte Fachwerkbauten. Aus Baumstämmen wurde zunächst ein Hausgerüst errichtet. In den einzelnen Feldern schichtete man Pfähle aneinander, und die Zwischenräume verstopfte man mit Stroh und Schilf, das man wieder mit einem Lehmbrei bewarf. Die Dächer wurden mit Schilf und Stroh gedeckt. Unter den mächtigen Eichen hatte das Wohnhaus einigermaßen Schutz gegen den Sturm. An den Hof grenzte auf der einen Seite die Wiese, auf welcher die Pferde, Fohlen, Kühe und Rinder weideten, während auf der anderen Seite die Ackerflur sich weithin ausdehnte. Zwischen beiden lag der durch eine Wallhecke eingehegte Kamp (Hof). Nahe oberhalb des Hofes befand sich die Bleiche, auf die man durch eine in den Hofraum eingelassene Pforte gelangte, und auf welcher lange Streifen weißen Leinens ausgebreitet lagen.

4. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 6

1913 - Langensalza : Beltz
o Die alten Deutschen. heimfahren. Ein Karren Holz kostete nicht einen Pfennig. Holzauktionen kannte man also nicht. Euer Vater muß viel Geld bezahlen, wenn er 1 cbm Nutzholz haben will. So etwas kannte man damals nicht; es gab ja auch noch gar kein richtiges Geld, wie wir es heute haben und bitter nötig haben müssen. Natürlich hatte der Germane nicht alles umsonst. Wenn er von einem Händler, der aus fernem Land gezogen kam, ein feines Gewand oder ein kostbares Schwert haben wollte, so mußte er das selbstverständlich bezahlen. Er gab dem Kaufmann ein oder mehrere Stück Rindvieh, die nach der allgemeinen Meinung dem Werte des gekauften Gegenstandes entsprachen. Man tauschte also die Waren einfach um. Das nennt man Tauschhandel (Naturalwirtschaft). Nicht an beliebiger Stelle durste der Germane Gerste und Hirse säen und das Vieh weiden lassen. Der Teil der Dorfflur, welcher als Weide- und Wiesenland benutzt wurde, wurde von der Gemeinde alljährlich bestimmt. Es war sogar allen eine bestimmte Zeit vorgeschrieben, in der sie das Gras mähen und Heu einernten mußten. Noch peinlicher waren die Bestimmungen über die Zeit des Fruchtbaues. Es war durch Beschluß der Gemeinde festgesetzt, welche Ackerfrüchte gebaut werden sollten. — Haus, Hof, Herde (Allod) sowie das Nutzungsrecht an Wald- und Weideland, das Jagd- und Fischrecht im Bereich der weiteren Dorfflur (Almende) gingen vom Vater auf den Sohn oder auf den nächsten Erben über. c) D i e Entstehung des „Eigentum s". ' "t ') Wald und Weide blieben Gemeinbesitz des ganzen Gaues; die Feldmark war Gemeinbesitz der Markgenossenschaft; Haus, H o f -und Gartenland waren Eigenbesitz der Freien. In allersrühester Zeit war der gesamte Besitz Gemeinbesitz; kein einziger hatte irgendein Sondereigentum. Alljährlich wurden die Äcker zwischen den Sippen gewechselt, und das setzt notwendig auch den jährlichen Wechsel der Wohnungen voraus [Zeit Cäsars^. Später [zur Zeit des Tacitus^ sind die Ansiedelung und der Feldbau schon zu größerer Festigkeit und Beständigkeit gelangt. Die Feldmark war jetzt Besitz der aus der festgewordenen Ansiedelung einer oder mehrerer Sippen hervorgewachsenen Dorfgemeinde oder einer größeren, mehrere Dörfer umfassenden Markgenossenschaft geworden, innerhalb deren die Acker zwischen den einzelnen Hausständen jährlich wechselten. Der Wechsel der Wohnungen hat also aufgehört. Haus, Hof und Garten hat der einzelne jetzt als Sondereigentum, am Ackerland hingegen nur das Recht der Sondernutzung. So ist also das erste persönlicheeigentum der Germanen die Wohn-und Wirtschaftsgebäude umfassende Hofstätte. Das gesamte Recht des einzelnen am Grund und Boden, d. h. das Eigentumsrecht an der Hofstätte, das Nutzungsrecht an der Feldmark des Dorfes wie an der Almende des Gaues, wurde Hufe genannt. Zusammenfassung: Weiler, Markgenossenschaft; Sippe, Gau. — Gemeineigentum, Entstehung des Sondereigentums; die Sondernutzung, die Hufe. Wie bebauten die Germanen das Ackerland? In der Zeit des Umherziehens gab es einen eigentlichen Ackerbau noch nicht. Waren die Wiesen abgeweidet, so zog die Familie an einen anderen Ort. Als Familienverbände entstanden waren, hielt man sich an einem Orte schon länger aus. Man riß ein Stück Land mit der Spitzhacke oder mit dem Steinpflug auf und säete in den so roh bearbeiteten Boden Hirse und Gerste.

5. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 7

1913 - Langensalza : Beltz
Die alten Deutschen. ' Das ging einige Jahre. War der Acker ausgezehrt, so machte sich die Sippe auf und suchte sich ein neues Stück Land. Hier lebte man ebenso. _ (Diese erste Stufe des Ackerbaues wird Feldgraswirtschaft genannt.) Als die Germanen in Dörfern zusammenwohnten, verwandte man auf den Landbau mehr Fleiß und Sorgfalt. Die Dorfflur wurde in drei Teile geteilt: Winterfeld, Sommerfeld, Brachfeld. (Dieser Dreifelderwirtschaft begegnen wir erst in der Frankenzeit.) Jedes der drei Felder (Gewanne) teilte man wieder in kleinere Stücke. Das waren die „Acker". Sie wurden alljährlich durch das Los verteilt. Die Ackerfläche jeder Hufe bestand also aus einer Anzahl viereckiger Ackerstücke, die in den drei Hauptfeldern der Flur verteilt lagen. Jedes Gewann, d. h. jedes Hauptfeld, wurde mit derselben Frucht bebaut. So durfte der Germane nicht schalten, wie er wollte, sondern war an den Gemeindebe^ schluß der Dorfgemeinde gebunden (Flurzwang). Das Brachfeld blieb „brach", unbebaut, liegen, bis es sich wieder erholt hatte. Der Acker wurde also nicht gedüngt. Bei einer solchen Bodenbewirtschastung konnte der Ertrag nur hinreichen, solange sich die Zahl der nahrungsbedürftigen Menschen nicht bedeuten^ vermehrte. Als die Einwohnerzahl des Dorfes, Gaues, Volkes merklich gestiegen war, da erhob sich sofort laut und leidenschaftlich die Forderung nach neuem Acker- und Weidegrund. Weil nun bei dem Flur- und Weidezwang eine Vermehrung des Getreidebaues und des Viehbestandes gänzlich ausgeschlossen war, so blieb nichts anderes übrig als die Erweiterung der Grenzen gegen schwächere Nachbarvölker. So kam es zu unablässigen inneren Kriegen. Oft mußte ein Teil des Volkes ausziehen und sich neue Fluren suchen:). Vertiefung. Der Charakter des altgermanischen Wirtschaftslebens: Wohnsitz, Feld, Wiese, Wald hatten alle gemeinsam, es war ihr Gemeineigentum. Sie nutzten es gemeinsam, hatten also Gemein-nutzung. Der Ertrag des Gemeineigentums kam allen in gleicher Weise zugute, sie hatten Gemeingenuß. Sie wirtschafteten gemeinsam; bei ihnen bestand also Gemeinwirtschaft. Alle Werkzeuge, die der Germane in der Feld-, Garten- und Hausarbeit gebrauchte, sowie die Waffen, stellte er selbst her. Sogar die Häuser bauten sie sich selber. Es gab noch keine Maurer, Zimmerer, Schreiner, Böttcher, Kürschner, Schmiede. Die alten Germanen trieben Haus- oder Eigenwirtschaft, diearbeit war ungeteilt. Doch das blieb nicht immer so. Als die Sippen seßhaft wurden, entstand der Sond erbesitz; er beschränkte sich ans die Hofstätte. Ackerland, Wiesen, Weiden, Wald blieben Gemeinbesitz. Jeder Freie erhielt in der Dorfflur alljährlich eine Zahl Äcker in den drei Gewannen zur Sonder-nutzung und zum Sondergenuß. — In späterer Zeit bekam der Freie ein Stück des Ackerlandes zur dauernden eigenen Bewirtschaftung. So ent- l) Für den Lehrer: „Er ist im letzten Grunde der Flnrzwang, welcher die Völkerwanderung veranlaßte, der kurze Zeit darauf unter Karolingern, Sachsen- u. Frankenkaisern die Kolonisation in den Osten der Elbe trug, der die Städte füllte, der große Völkermassen in die Kreuzzüge trieb, der unmittelbar darauf die deutsche Pflug-fchar bis über die Weichsel, ja weit hinein nach Ungarn führte. Die große Kolonistenbewegung der Germanen wird erst gehemmt, seit der deutsche Bauer zur Hörigkeit herabgedrückt und ihm die Auswanderung durch einen gestrengen Herrn gewehrt wird." (Freytag, Bilder a. d. d. V. I, S. 74.)

6. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 57

1913 - Langensalza : Beltz
Bonifatius, der Apostel der Teutschen. 57 arbeiteten unverdrossen weiter. Der Wald wurde weiter und weiter gelichtet; die Wurzeln wurden ausgerodet, der Boden wurde umgegraben und so urbar gemacht, und der Bau des Klosters und der Kirche gefördert. Es war eine äußerst mühsame, harte Arbeit, welche die Brüder verrichteten. Da gewann die Gegend bald ein anderes Aussehen. Wo früher nur wilde Tiere gehaust hatten und Wald und Wildnis gewesen war, da erhoben sich jetzt die Kirche und das Kloster. Wenn dann Bonifatius kam, um den Fortschritt der Arbeiten zu prüfen, dann hielt er sich gewöhnlich auf dem damals noch bewaldeten Hügel auf, welcher von ihm der Bischofsberg genannt wurde. Hier konnte er alle Bauten und Anlagen übersehen, zugleich auch weitere Pläne entwerfen darüber, wie es in Zukunft hier zu gehen solle. „Eine kleine Waldhütte gewährte ihm dürftiges Obdach. Aus der Hütte wurde bald eine ärmliche Kapelle, in welcher sich ein Altar erhob. Geheiligt durch den Aufenthalt des großen Apostels stand diese Kapelle da, bis der dritte Fuldaische Klostervorsteher oder Abt an der Stelle einen größeren Tempel erbaute. Jetzt ist ein Franziskanerkloster auf dem Hügel, und auf der nördlichen Seite desselben liegt ein Bonisatiusbrunnen. Doch lange vorher, ehe die Klosteranlagen in Fulda sich so sehr erweiterten, war das eigentliche Kloster Fulda samt seiner Kirche groß und herrlich geworden. Drei Jahre hindurch hatte man daran gearbeitet. Alle Plätze waren geprüft worden, einzelne Zellen für Mönche hier und dort hergerichtet. Um sie herum wurden in kurzer Zeit kleinere oder größere Waldstrecken gelichtet und in fruchtbares Ackerland umgewandelt. Arbeiter fanden sich mehr und mehr ein, und die Klostermauern stiegen höher und höher." Das der Kirche vermachte Stück Land war groß genug, um eine zahlreiche Kolonie zu ernähren. Allein nicht so schnell trug der fruchtbare Boden auch reiche Ernten. Harte Arbeit und viele Mühe kostete die Urbarmachung der wüsten Waldstrecken. Damit die Geistlichen, die Mönche, durch die körperliche Arbeit nicht zu sehr ihrem geistlichen Berufe entzogen würden, fchenkte ihnen Bonifatius einige Höfe, welche er anderswo befaß, damit sie von diesen vorläufig ihre notwendigsten Lebensbedürfnisse Hütten und die Arbeiter nähren könnten, welche mit ihnen den Klosterbau weiterführten. Als das Kloster im Rohbau fertig war, dachte man an die innere Einrichtung. Die Brüder beschlossen, einige der ihrigen auszusenden, damit sie die größeren und berühmtesten Klöster anderer Länder besuchten und das einträchtige, geregelte Leben der Mönche in denselben genau kennen lernten. Bonifatius gab dazu gern seine Einwilligung; er beauftragte Sturm mit der Senduug. Sturm zog mit noch zwei Brüdern nach Rom. Dort blieb er ein ganzes Jahr. Er besuchte alle Klöster in Italien. Am längsten hielt er sich im Kloster Monte Casino auf, welches das älteste Kloster im Abendlande ist und von Benedikt gegründet worden war. Benedikt hatte seine Mönche auf eine strenge Ordnung verpflichtet. Diese Klosterregel beobachtete Sturm ganz besonders; denn sie sollte in Fulda auch eingeführt werden. Als er wieder nach Deutschland zurückgekehrt war, erstattete er Bonifatius genau Bericht. Dieser umarmte seinen lieben Schüler und sprach: „Wohlan, mein Bruder, gehe Hin und richte das neue Kloster Fulda nach den Vorbildern ein, die du gesehen hast und bewunderst." Mit Eifer ging Sturm an das Werk. Als er die neuen Vorschriften gab, war er der erste, der sie eifrig zu erfüllen sich bemühte, und fachte durch dies Beispiel auch in den Brüdern Eifer an. Sie achteten keine Beschwerden und keine Mühe mehr Von Tag zu Tag wuchs

7. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 18

1913 - Langensalza : Beltz
1° Die alten Deutschen. und haßt das Böse und belohnt das Gute; er allein weiß, ob der Angeklagte schuldig oder unschuldig ist. Aber wie soll man erfahren, wie Gott urteilt? Man muß von ihm das Urteil erzwingen. So ließ man die Stellenden miteinander kämpfen in der bestimmten Erwartung, daß Gott dem Unschuldigen im Kampfe beistehen würde. So glaubten sie also durch den Kampf ganz sicher zu erfahren, wer unrecht hat und bestraft werden muß. Wie urteilt ihr über diese Meinung der alten Deutschen? Gewiß weiß Gott, wer recht und wer unrecht hat, und er bestraft das Böse und belohnt das Gute. Aber er tut es ganz nach seinem allmächtigen Willen und läßt sich die Zeit der Heimsuchung oder Belehrung von keinem Menschen vorschreiben. „Die Menschen erniedrigten Gott zu ihrem Knechte. Gott hat dem Menschen Vernunft und Gewissen gegeben, damit er selber das Recht erkennen und finden könne. Gott will nicht die Menschen wie Knechte und Maschinen behandeln; er läßt ihnen Freiheit. In ihrer Freiheit sollen sie beweisen, ob sie gut oder böse, klug oder unklug sind. Die Menschen waren damals noch zu träge und zu bequem, noch nicht gewandt und geschickt genug, uni durch eigene Kraft und Untersuchung die Wahrheit zu ermitteln. Wer sich nun im Zweikampfe recht übte, der siegte und erhielt so stets Recht. Wer zufällig einmal ungeschickt war, der unterlag und bekam Unrecht. Das alles waren Zufälle." (Th. Franke.) Nun beantwortet unsere Frage: Warum wurden die Gottesurteile später abgeschafft? Weil die Menschen eingesehen haben, daß es eine Sünde ist, Gott herauszufordern, daß der Ausgang des Zweikampfes ganz von der Körperkraft und Gewandtheit des einzelnen und oft vom Zufall abhängig ist, daß Gott uns das Gewissen gegeben hat, damit wir selber das Recht erkennen. 4. Warum i st die alte germanischerechtspslege heute nicht mehrmöglich? Wenn jetzt noch alle selbständigen Bürger der Gerichtsverhandlung beiwohnen wollten, so ginge das schon wegen der großen Zahl der Menschen nicht. Die Menschen haben heute nicht so viel Zeit wie damals; jeder muß seinem Berufe nachgehen. Die Rechtsfälle sind heute oft verwickelt, und nicht jeder kann dabei klar erkennen, wer wirklich recht hat; nicht alle Menschen sind klug usw. (5. Dennoch hat sich aus der altgermanischen Gerichtsbarkeit ein Recht bis in unsere Tage erhalten: Freie, selbständige Männer aus dem Volke wirken als Schöffen, Geschworene noch heute beim Urteilsspruch mit. — Darauf kann der Lehrer hier jedoch noch nicht eingehen; es fehlt den Schülern an der nötigen Erfahrung. Wir kommen bei der Besprechung des heutigen Gerichtswesens darauf zurück. Vgl. Band Iii.) Überschrift? Zusammenfassung: Wie die alten Deutschen selbst für Recht und Ordnung sorgten. Land und Leben unserer Vorfahren haben wir nun schon ganz genau kennen gelernt. Wir haben auch schon einen Einblick in ihr Seelenleben gewonnen. Dies möchten wir nun noch genauer erforschen. Darum beantworten wir jetzt die Frage: 5. Wie dachten die alten Germanen über den lieben Gott?

8. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 20

1913 - Langensalza : Beltz
■ Die alten Deutschen. Ihr oberster Gott war Wodan, der Herr des Himmels und der Erde. Er thronte in der Walhalla auf einem goldenen Stuhle. Zu seinen Füßen ruhten zwei Wölfe; sie verzehrten alle dem Wodan vorgesetzten Speisen; dieser selbst genoß nur Wem. Alle Tage sandte er zwei Raben auf die Erde. Die flogen hin und her und verkündigten ihm dann, was sie wahrgenommen. Die Germanen dachten sich diesen Gott als einen alten bärtigen Mann mit breitkrempigem, grauem Hute, der zuweilen aus seinem achtfüßigen Rosse durch die Luft ritt. hatten die alten Deutschen einen Kamps ausgefochten dann schickte Wodan seine Dienerinnen, die Walküren, auf die Erde. Sie wählten die Helden aus, die im Kampfe gefallen waren, und geleiteten sie nach Walhalla in Wodans Saal. Hier wurden dann fröhliche Kampfspiele und Gelage veranstaltet. Der vierte Tag der Woche war dem Wodan geweiht, und noch heute heißt dieser Tag in manchen Gegenden Deutschlands mcht Mittwoch, sondern Wodanstag (Jodestag). Wodans Gemahlin hieß Freia. Sie war die höchste unter den Göttinnen. Sie segnete die Felder, beschirmte das häusliche Glück und sorgte dafür, daß die Hausbewohner ihre Arbeit verrichteten, daß besonders die Frauen nicht vergaßen Flachs zu spinnen und Leinwand zu weben. Am Herthasee auf Rügen stand ihr Heiligtum. Der ihr geweihte Wochentag war der Freitag. Wodans und Freias Sohne sind die Götter Donar und Baldur. Donar ist der Gewittergott. Er fährt auf einem mit Böcken bespannten Wagen über die Wolken dahin und schwingt in seiner Hand einen glühenden Hammer Wrrst^ er ihn auf die Erde, dann zucken helle Blitze durch die Luft; das Rollen des Wagens aber wird den Menschen im Donner vernehmbar. Nach diesem Gotte ist der Donnerstag genannt. Baldur war der Gott der Sanftmut und Freundlichkeit. „Von ihm ist gut reden, alles lobt chn. Er ist so schön von Anblick, daß ein leuchtender Glanz von ihm ausgeht, und als er durch Lokis Heimtücke ums Leben kam, da wußten sich die Götter nicht zu fassen vor Schmerz und Trauer." (Tacitus.) Zog der Germane in die Schlacht, dann rief er den einarmigen Kriegsgott Z i n um Fürbitte bei Wodan an. Der ihm geweihte Wochentag war der Dienstag. Überschrift? Zusammenfassung: Die Götter der alten Deutschen. Zur Vertiefung. Was wir aus dem religiösen Leben der Germanen erkennen: Sie dienten ihren Göttern mit Ehrfurcht. Sie glaubten an ein Fortleben nach dem Tode. Sie verehrten in ihren Göttern Naturkräfte. In ihrer Religion spiegelt sich ihr inneres Wesen selbst wieder. (Wie jene zeigt auch dies Gegensätze: Der rauhe, kriegerische Sinn — das reich entwickelte, tiefe Gemütsleben.) Vergleiche den Glauben unserer Vorfahren mit dem religiösen Leben anderer Heiden! Vergleiche die Religion der alten Germanen mit unserm christlichen Glauben! Was uns noch heute an die Religion der Germanen erinnert. (Geographische Namen: Odenwald, Donnersberg, Herthasee; sprachliche Reste in unsern

9. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 36

1913 - Langensalza : Beltz
36 Der römische Grenzwall. im Zimmer. — Wie die Lebensweise so wurde auch die Beschäftigung der Germanen eine andere. Vor allen Dingen gewöhnten sich die germanischen Männer an wirkliche Arbeit. Während der Ackerbau in alter Zeit Sache der Unfreien war, so widmete sich ihm jetzt der freie Mann. Arbeiten wurde nicht mehr als Schimpf und Schande angesehen. Man lernte die Arbeit schätzen und ehren. Viele freie deutsche Männer durchzogen als Händler das Land. Man kaufte von ihnen viel lieber als von den römischen Kaufleuten; denn der Germane liebte rechtliches Tun und Handeln und verabscheute Hintergehung und Betrug. So entwickelte sich ein lebhafter Verkehr. Am Rhein, Main, an der Donau und auch im Innern des alten Germaniens kamen zu bestimmten Zeiten im Jahre die Händler zusammen und boten ihre Waren feil. So gab es also damals schon eine Art Märkte. Bis hoch nach Norden reisten die germanischen Händler. „Die römischen Heerstraßen mit ihren Meilensteinen wurden bald Handelsstraßen, an deren Gräben sich Baumreihen hinzogen. Münzen und Gewichte kamen in Gebrauch und verdrängten mit der Zeit den Tauschhandel. — Mit den Waren kamen aus dem Süden zugleich die Buchstaben. Gebrauchte man diese in den ersten Zeiten auch hauptsächlich nur zum Zauber, so begann man doch bald, mit ihnen einzelne Worte, vor allem Namen, zu schreiben. Jetzt lernten die Germanen von den Römern auch nach Tagen rechnen; bisher zählten sie nach Nächten. An die Stelle des Mondjahres trat das römische Sonnenjahr mit seinen zwölf Monaten und seinen zweiund fünfzig Wochen von je sieben Tagen." Mehrere Jahrhunderte lang bildete der lange Wassergraben mit der dahinter liegenden Mauer die Grenze zwischen Deutschland und dem römischen Reiche. Dann aber wurden die Pfähle am Grenzwall morsch und verfaulten; dürres Laub fiel in den Graben und füllte ihn aus, und er sah zuletzt aus wie ein schnurgerader Weg. Die hölzernen Türme verfielen und verfaulten ebenfalls; die Balköne fielen herab, und Gras, Büsche und Bäume wuchsen auf der Grenzmauer. Sie ist noch heute da. Wie eine breite, hohe, steinerne Straße geht sie stundenweit schnurgerade durch den Wald; Gras und Disteln wachsen zwischen den Steinen. Und wenn die Bauern im Walde einen Baum fällen und nach den Wurzeln graben, da finden sie oft tief in der Erde alte Goldmünzen und Scherben, rostige Schwerter und rostige Hufeifen." Vertiefung. D i e Bedeutung der Grenzwehr. a) Für die Römer. Sie diente der Verteidigung und Eroberung. Der Rheinwall sicherte den Eintritt nach Gallien, die Donauwehr die Alpenstraßen nach Italien. Die zahlreichen Lager und Schanzen hinter der Wehr waren wichtige, geschützte Ausfallstore nach Germanien hin. Durch die Grenzwehr wurden also die Germanen an jeder kriegerischen Ausbreitung nach Süden und Westen hin gehindert. b) Für die Germanen. Der Grenzwall ermöglichte ein verhältnismäßig ruhiges und ungestörtes Kulturleben nach römischer Art. Den anwohnenden Germanen wurde dadurch ein lehrreiches Vorbild für eigene Kultur fortschritte gegeben. Alle Fortschritte, die das germanische Leben in der Folgezeit aufweist, ein vervollkommneter Ackerbau, Obstbau, bessere Wiesenwirtschaft und Viehzucht, besserer Häuf erb au, die ersten Anfänge eines germanischen Binnenhandels, Entwicklung des Gewerbes,

10. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 129

1913 - Langensalza : Beltz
Der erste Kreuzzug. 129 In die Kreuzheere aber schlich sich immer mehr fragwürdiges Gesindel ein. Die Beteiligung an einer Kreuzfahrt schien vielen das bequemste Mittel, sich von Gefahren und Verpflichtungen in der Heimat zu befreien. Das erfahren wir aus folgender Erzählung *): „Angetrieben durch Bernhard, Abt von Clairvaux, hatte Herr Eugenius, der römifche Papst, dem frommen römischen König Konrad und dem ganzen Reiche, auch dem Könige von Frankreich, dem Könige von England, endlich allen Königen, allen Großen und Untertanen der Könige, welche Christenglauben haben, einen Brief geschrieben und sie ermahnt, daß sie sich zu einer Fahrt ins heilige Land rüsten sollten. Kraft des Apostelamtes, das ihm Gott übertragen, hatte er allen insgemein, die sich freiwillig dieser Fahrt unterziehen würden, Vergebung der Sünden gewährt und verheißen. Es lief also untereinander Volk von beiderlei Geschlecht, Männer und Weiber, Arme und Reiche, Fürsten und Große der Krone mit ihren Königen, Weltgeistliche und Mönche mit ihren Bischöfen und Äbten. Der eine hatte dies, der andere das Begehren. Denn manche waren gierig nach Neuem und zogen, um das Land zu beschauen, andere zwang die Armut und dürftiges Hauswesen. Diese waren bereit, nicht nur gegen die Feinde des Kreuzes Christi zu kämpfen, sondern auch gegen jeden guten Freund des Christentums, wenn es sich tun ließ, um ihrer Armut abzuhelfen. Andere wieder wurden durch Schulden bedrängt oder gedachten, die Dienste zu verlassen, die sie ihren Herren zu leisten hatten, oder sie erwarteten die verdiente Strafe für ihre Missetaten. Diese alle heuchelten Gotteseifer, aber sie waren nur eifrig, die Last ihrer großen Bedrängnis abzuwerfen. Kaum daß in cm wenige fand, die durch fromme und heilbringende Absicht geleitet wurden und durch die Liebe Gottes so weit entzündet waren, daß sie für das Allerheiligste ihr Blut vergießen wollten. Aber nähere Erörterung dieser Sache überlassen wir dem Herrn, der die Herzen durchschauet; Gott kennet die Seinen am besten. Haß ging damals durchs Volk gegen die Juden. Wo die Schwärme der Kreuzfahrer Juden fanden, zwangen sie diese zur Taufe, die Widerstrebenden brachten sie ohne Zaudern um. So kam es, daß manche Inden bei dem angenommenen Glauben blieben, andere kehrten, als es Friede wurde, zu ihrer alten Gewohnheit zurück. Nur ein Beispiel will ich aus vielen Berichten anführen, den Judenmord, der zu Würzburg geschah, damit ich durch die genaue Angabe eines Falles den übrigen besseren Glauben verschaffe. Als im Monat Februar die Fremden in der Stadt zusammenströmten, fand man durch Zufall am 24. Februar den Leib eines Menschen auf, der in viele Stücke zerschnitten war,^ zwei größere Stücke im Mainfluß, eins zwischen den Mühlen bei der Vorstadt Bleiche, andere bei dem Dorfe Thunegersheim; die übrigen Stücke fanden sich außer der Mauer ans dem Wall. Und als man alle Teile des zerstreuten Leibes gesammelt hatte, wurde der Leib zu dem Hospital getragen, das unterhalb der Stadt ist, und dort aus dem Kirchhofe begraben. Darauf wurden sowohl Bürger als Fremde von plötzlicher Wut ergriffen, als wenn sie aus diesem Vorfall eine gerechte Veranlassung gegen die Juden gefunden hätten; sie brachen in die Häuser der Juden ein, stürmten aus sie und töteten Greise und Jünglinge, Frauen und Kinder ohne Unterschied, ohne Zaudern, ohne Erbarmen. Wenige retteten sich durch die Flucht, noch wenigere ließen *) Würzburger Jahrbücher", 1147. Ratgeber Ii. Reiniger, Geschichte, Teil 1. 2. Aufl.
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CSV-Datei Exportieren: von 173 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
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TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
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TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
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99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 14
1 0
2 40
3 5
4 23
5 14
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7 2
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