Wohnsitze. Sprache. Sitten. Gerichtswesen.
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immer weiter nach Westen/ ins nördliche Frankreich vorrückten:
ein tüchtiger, kräftiger Menschenschlag. In der Mitte von Deutsch-
land wohnten die Thüringer; über ihnen, an der Weser, im
jetzigen Westphalen und Hannover, die Sachsen; und über die-
sen, an den Ufern der Nordsee, die wilden Friesen. In
Schwaben saßen die Alemannen, im jetzigen Baiern die Bai-
ern (Vojer), und in dem nordöstlichen und östlichen Theile von
Deutschland, der jetzt Mecklenburg, Pommern, Brandenburg,
Sachsen, Böhmen, Mähren und Schlesien heißt, nichts als Wen-
den und Slaven, die sich durch schwarze oder braune Augen
und schwarzes Haar von den blonden, blauäugigen Deutschen
unterschieden und auch eine eigene Sprache redeten. Erst im
vierten und fünften Jahrhundert breitete sich das Christenthum
auch unter den deutschen Völkerschaften aus, nicht sowohl unter
den Stämmen, die in Deutschland saßen, als unter denen, welche,
wie z. B. die Gothen, in die Provinzen des römischen Reiches
eindrangen; aber nur sehr allmälig. Einer der ersten Bekehrer
zum Christenthum war hier der wackere Bischof Ulphilas, der
zur Zeit des Anfangs der Völkerwanderung unter den Gothen
lebte und seinen Landsleuten die Schreibekunst lehrte. Er über-
setzte auch mit vieler Mühe die Bibel in ihrer Sprache, von
welcher Uebersetzung wir noch einen Theil übrig haben. Mit der
Kenntniß der christlichen Religion machten die Deutschen nun
auch größere Schritte zur Ausbildung ihrer Sitten.
Das Familienleben beruhte auf der Gewalt des Hausvaters
als Oberhaupt, mit der Verpflichtung, die Seinigen zu schützen.
Man nannte dieses „Muntw d. h. Schutz, Aufsicht. Wenn der
Sohn die Waffen führen konnte, wurde er mündig; die Tochter
trat bei ihrer Verheirathung in den Schutz des Gatten über.
Das Ehebündniß wurde mit vielem Gepränge in der Volks-
versammlung oder dem „Mahl" gefeiert, davon sich noch die
Wörter: Gemahl, Vermählung — erhalten haben. Die Kleidung
war kunstlos aus Fellen und Linnen verfertigt. Die Gesetze
unserer Vorfahren waren sehr einfach. Das Gericht, wozu die
ganze Volksgemeinde erscheinen durste, wurde an einem Hügel,
oder unter alten Eichen oder bei einem aufgesteckten Zeichen:
einem Schild oder einer Fahne, gehegt. Konnte man die Schuld
oder Unschuld eines Beklagten nicht ausmitteln, so mußte er
einen Eid leisten. Aber da kamen manche Fülle vor, wo nichts-
würdige Menschen einen falschen Eid geleistet hatten, und nun
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutsch- Hannover Sachsen Nordsee Schwaben Deutschland Pommern Brandenburg Sachsen Deutschland
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nach Toulouse zum Westgothenknige, wurde aber ausgeliefert und von Chlodwig getdtet. Bald darauf herrschte Chlodwig bis zur Loire, die sein Gebiet von dem der Westgothen schied.
Dann zog er gegen die Allemannen, die am Main, am oberen Rheine und an der oberen Donau bis zum Lech hin wohnten. Sie waren in das Land der ripuarischen Franken eingefallen, und der König derselben, Sigbert, hatte Chlodwig, seinen Verwandten, zu Hlfe gerufen. Chlodwig besiegte sie 496 nach"!gewhnlicher Angabe bei Zlpich*) (Tolbiacum). Als nach einem gewaltigen Blutbad der Sieg sich auf die Seite der Allemannen neigte, rief Chlodwig zum Himmel empor: Jesus Christus! Chlotilde, meine Gemahlin, sagt immer, da du der Sohn des lebendigen Gottes seiest und da du denen, die auf dich hoffen. Hlfe und Sieg verleihest; wenn du mir jetzt den Sieg gewhrst. so will ich an dich glauben, denn meine Götter verlasfen mich!" Die Schlacht wandte sich, der Sieg fiel den Franken zu. Chlodwig wurde von Remigius. Bischof von Rheims, in der christlichen Lehre unterrichtet. Als der Bischof ihm vom Kreuzestode Christi erzhlte, rief er entrstet aus: ..Wre ich mit meinen Franken dabei gewesen, es wre ihm nichts geschehen." Er wurde zu Weihnachten 496 nebst drei Tausend Franken in dem festlich geschmckten Rheims ge-tauft. Die Annahme des Christenthums durch die Franken war ein Ereigni von weltgeschichtlicher Bedeutung, das Franken-reich gewann dadurch neue Lebenskraft und die Bedingungen
langen Bestehens.
Vier Jahre spter zog Chlodwig gegen die Burgunden, die aus ihren Sitzen um Worms verdrngt worden waren und nunmehr in den Rhonegegenden, in der westlichen Schweiz und in Savoyen wohnten. Der Vater seiner Gemahlin Chlotilde war von feinem Bruder, dem König Gundobald, ermordet worden, so da Chlodwig in dem Rechte der Blutrache einen
*) Die Annahme von Zlpich als Schlachtfeld beruht wohl auf einem Jrrthum. Die Schlacht hat wahrscheinlich viel sdlicher statt gehabt.
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