Iii. Innere Zustande der Germanen nur
der Völkerwandrung.
A. Mtgerinanischer Volksglaube.
a. Allgemeiner Charakter: Die Deutschen sind von
Haus aus ein religiöses Volk; keine Form des Heidenthums
hat dem Christenthum so vorgearbeitet wie der altgermanische
Volksglaube; •— ein Spiegel von dem Gemüth und Tiefsinn
unserer Altvordern.
Kein geschlossener Priesterstand wie bei den Selten; der Haus-
vater auch Hauspriester, doch gab es auch Priester für ganze Ge-
meinden und Völkerschaften. ■— Der Gottesdienst im Urwald, —
nicht in Tempeln und (ursprünglich und als Regel) ohne Götter-
bilder. Nec cohibere parietibus deos neque in ullam humani
oris speciem assimulare ex magnirudine coelestium arbitrantur.
Lucos ac nemora consecrant, deorumque nominibus appellant
secretum illud, quod sola reverentia vident. Tac. Germ. 9.
Sühn- und Dankopfer.
Der feste Glaube an ein Jenseits, an eine Vergeltung nach
dem Tode für das diesseitige Leben, die Auffassung der Gottheiten
nicht als bloße Naturgötter, sondern als sittliche Mächte sind
Grundzüge ihrer Religion. Die im Volke selbst lebenden Triebe
der Tapferkeit, der Verachtung des Todes gegenüber der Erhal-
tung von Ehre und Treue spiegeln sich darin.
b. Götterwelt: Zu Grunde liegt die monotheistische Vor-
stellung eines alles ordnenden Wesens. Von ihm gehen die An-
sen, die höheren Götter, aus. Wuotan (altnord. Odinn), der
Allvater, Haupt der Ansen, der weise Weltenlenker, dessen all-
sehendes Auge die Sonne ist, Schlachtenordner, Siegverleiher.
Einzug der gefallenen Helden in Walhalla. Seine Boten zwei
Raben, der Wolf ihm heilig. Seine Gestalt: einäugig, lang-
bärtig, mit Wünschelhut und Wünschelruthe. Sein Himmels-
wagen der große Bär, sein Grauroß die Sturmwolke. —
Frikka (altnord. Frigg, Frau Holda, Freia), seine Gemahlin,
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Extrahierte Personennamen: Götterwelt Holda Freia)
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der Tapferste von der Volksversammlung gewhlte Herzog, wirkte mehr durch Vorbild als durch Befehle. Unter drhnendem Schildgesang (barditus) und lautem Kriegsruf strzten sich die Massen auf den Feind, begleitet von den heiligen Fahnenzeichen des Kriegsgottes Zin. Hinter den Reihen der Kmpfer standen auf der Wagenburg mit den Kindern die Weiber, die Tapferkeit anzufeuern und die Feigheit zu beschmen. War alles verloren, so zogen sie den Tod schmachvoller Gefangenschaft vor.
7. chttergtaube und Gtterverehrung, l. Im Walten der Natur, in den segenspendenden und den zer-strenden Elementargewalten derselben erkannten die Ger-manen die Wirkung gttlicher Krfte, der Krfte des Lichtes und der Finsternis, von denen der Mensch abhngig ist und die er vershnen mu, wenn er glcklich werden und bleiben will. Die guten Götter, die Asen, kmpfen als solche be-stndig gegen die bsen Riesen oder Dursen.
2. Ihre Götter dachten sie sich menschlich, nur mch-tiger und groartiger in ihrem Wesen und Thun. Jagd und Kriegslust sowie die Freuden des Mahles teilen die Götter, die friedlichen Geschfte des Landbaues wie die Arbeiten des Hauses die Gttinnen mit den Menschen. Diese Geschfte den Menschen zu lehren, aber auch die Menschen zu prfen und wahrgenommenes Unrecht zu bestrafen, ver-lassen sie gern ihre himmlischen Wohnsitze und weilen unter den Sterblichen, die ihre Ankunft und Nhe mit Jubel und Festen begehen.
3. Tempel bauten die Germanen ihren Gttern nicht, man verehrte sie in heiligen Hainen und Wldern, bei sprudelnden Quellen und auf Bergeshhen. Hier brachte man ihnen Shn- und Dankesopfer dar, Frchte des Feldes oder Tiere. Den Willen der Götter erforschte man aus Ein-geweiden oder dem Blute der Opfertiere, aus dem Wiehern der dem Wodan heiligen Rosse ober aus dem Rauschen
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Dritte Periode, von 1150—1300.
Schönheit und Liebreiz.
Herzgeliebte Herrin mein,
Gott leih' dir heut' und ewig Heil!
Könnt' ich höhern Preis dir leih'n,
Dir würd' auch dieses Lob zu teil;
Doch was kann ich sagen mehr,
Als daß dir niemand holder ist denn ich? Das macht
mein Leid so schwer.
Viele schelten mich, daß ich
Nicht höher wende meinen Sang:
Die verkennen sicherlich,
Was Liebreiz ist, ihr Leben lang;
Nein, sie kannten Liebreiz nie:
Die nach dem Gut und nach der Schöne minnen, weh,
wie minnen die?
Oft ist Haß in schöner Brust,
D'rum jagt nach Schönheit nur der Thor;
Liebreiz gibt dem Herzen Lust,
D'rum geht der Schönheit Liebreiz vor.
Liebreiz giebt auch schönen Leib:
Das kann die Schönheit nimmermehr: nie macht sie
liebenswert ein Weib.
Ich vertrage und vertrug
Und will noch Widerspruch vertragen.
Du bist schön und hast genug:
Was will denn solcher Tadel sagen?
Mag er doch: ich bin dir hold
Und nahm' dein gläsern Fingerlein für aller Königinnen
Gold.
Hast du Treu' und Stätigkeit,
So bin ich aller Sorg' erwehrt,
Daß mir jemals Herzeleid
Um deinetwillen widerfährt;
Hast du aber diese nicht,
So müssest dn mir nimmer werden: weh mir dann, mein
Herz zerbricht. (Simrock.)
Gemeinsame Minne.
Magst du mich nicht leiden, | Das muß ich beklagen,
Davon weiß ich nichts: ich minne dich. ! Denn ich kann nicht tragen
Eines sollst du meiden: Solchen bittern Herzensschaden:
Mir vorbei zu schau'n und über mich. ! Trage mit, ich bin zu schwer beladen.
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