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1. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 70

1891 - Dresden : Höckner
- 70 — des Reiches in seinen bisherigen Grenzen. Außerdem vereinigte er das bis dahin westgotische Septimanien (Languedoc) mit demselben und unterwarf die mittleren Friesen wie vorher schon die abgefallenen Westfriesen. 3. Darauf wandte er sich gegen Abderrhaman, den arabischen Statthalter von Spanien, welcher die Pyrenäen überstiegen und den Herzog von Aquitanien geschlagen hatte. An der Spitze des gesammten fränkischen und ostrheinischen Ausgebotes schlug er die 732 Araber 732 in der Schlacht zwischen Tours und Poitiers und setzte dem weiteren Vordringen des Islam in Europa ein Ziel. 4. Den Haß der Kirche szog sich Karl Martell zu durch die Entfremdung der reichen Kirchengüter, die er zur Ausstattung seiner Vasallen verwandte; doch hat er sie ebensosehr gefördert durch den Schutz, den er der Missions- und Reformationsthätigkeit der Angelsachsen dies- und jenseits des Rheines lieh (S. ~<3). Dem Papste freilich ^versagte er die begehrte Hilfe (Gesandtschaft Gregors Iii. 739 und Übersendung der goldenen Schlüssel zum Grabe des h. Petrus) gegen den Langobardenkönig Lintprand, der sich ihm eben als zuverlässiger Bundesgenosse gegen die Araber erwiesen hatte. 2. Die Entwickelung des Papsttums zur Weltstellung. 1. Das Papsttum ist zunächst mehr durch die Macht der Verhältnisse, als durch das Verdienst der römischen Bischöfe emporgekommen, vornehmlich auf Grund der Bedeutung Roms als Reichshauptstadt, später als ideeller Mittelpunkt abendländischer Kultur sowie als bevorzugte Stätte der wachsenden Heiligen- und Märtyrerverehrung (Katakomben). Die römischen (erst seit dem 6. Jahrh, vorzugsweise „Päpste" genannten) Bischöfe begründeten ihre Ansprüche auf die von dem „Apostelfürsten" Petrus, dem angeblichen ersten römischen Bischof, seinen Nachfolgern übergebene Schlüsselgewalt und stützten ihren weitgehenden Einfluß auf die zahlreichen und großen „Patrimonien", welche sie in Italien, im südlichen Frankreich, in Corsica, Sardinien, Sicilien, Afrika und Dalmatien besaßen. 2. Freilich wurde die Anerkennung ihres Vorranges (Primates) Jahrhunderte lang gehemmt durch den überwiegenden Einfluß, welchen die Patriarchen von Konstantinopel und die Kirche des Ostens aus die Glaubensstreitigkeiten behaupteten. Erst als das lateinische Abendland mit dem Ende des 4. Jahrh.

2. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 72

1891 - Dresden : Höckner
— 72 — im Westen zu begründen (Ernennung von Vicaren und Austeilung von Pallien). Das geschah vor allem durch die Bekehrung Englands zum römischen Katholicismus (Abt Augustinus mit 40 Benediktinern, nachmals Erzbischof von 596 Canterbury. Taufe König Ethelberts von Kent 596). Nach innert gab er der römischen Kirche eine abschließende Form durch Ausbildung ihrer Lehre (Meßopfer und Seelenmessen, Fegefeuer) und ihres Kultus (Verbesserung des Kirchengesanges). 6. Gesichert konnte jedoch die Selbständigkeit des Papsttums erst werden durch die völlige Trennung desselben und des römischen Ducates (Kirchenstaates) vom griechischen Kaisertum. Diese wurde vorbereitet durch den 726 ausbrechenden Bilderstreit (Edikt Leos Iii., des Jsauriers). Damals, zur Zeit der Päpste Gregors Ii. (f 731) und Gregors Iii. (f 741), wurde aber auch das bedeutsamste Werk Gregors I., die Verbindung der germanischen Welt mit Rom, vollendet und damit dem Papsttum die festeste Grundlage geschaffen. 3. Die Bekehrung der Deutschen und die Neuordnung der fränkischen Kirche. 1. Die Bekehrung der ostrheinischen Stämme ging im wesentlichen von den keltischen Iren („Schottenmönchen") aus, deren (von dem Gallier Patricius im 5. Jahrh, gegründete) Kirche sich neben manchen anderen Eigentümlichkeiten auch eine besondere, von Rom völlig unabhängige Verfassung bewahrt hatte. Schon seit ca. 60u wirkte der Ire Columbanus erst in Gallien, dann unter dcn Alamannen (um Bregenz) und endlich in Italien (Kloster Bobbio bei Pavia). Sein Schüler Gallus legte südlich vom Bodensee den Grund zum Kloster St. Gallen (614) Der Ire Pirmin gründete spater (724) das Kloster Reichenau am Bodensee. Fränkische Missionare waren seit dem 7. Jahrh, besonders in Baiern thätig, so Ruprecht von Worms (Peterskirche auf den Trümmern der Römerstadt Juvavum-Salzburg), Emmeram in Regensburg, Corbinian in Freising u. a. Schon vor der Mitte des 8. Jahrh, war Baiern christlich und hatte zahlreiche wohlausgestattete Klöster. 2. Indessen die noch fehlende strenge Gliederung unter römischer Autorität und damit die Bürgschaft zu gedeihlichem Bestände empfingen diese christlichen Pflanzungen doch erst durch die Angelsachsen, deren Kirche ihre auf die engste Verbindung mit Rom gegründete wissenschaftliche Überlegenheit (Beda Venerabilis

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 74

1891 - Dresden : Höckner
— 74 — 4. Der Übergang des fränkischen Königtums auf die Karolinger und der Bund derselben mit dem Papsttum 741-768. 1. So fest gegründet hatte Karl Martell die Macht seines Hauses, daß er das Majordomat ohne Widersprach auf seine Söhne Karlmann (in Austrasien, Alamanuien, Thüringen) und Prppiu (in Neustrien und Burgund) übertragen konnte. Die beiden Brüder befestigten zunächst gemeinsam ihre Herrschaft in siegreichen Kämpfen gegen die unbotmäßigen Alamannen (Aufhebung des Herzogtums 747) und gegen den bisher ganz unabhängigen Herzog Odilo von Baiern, dessen unmündiger Sohn Tassilo 748 nach des Vaters Tode sein Herzogtum als fränkisches Lehen empfing. Die kirchlichen Bestrebungen ihrer Zeit unterstützten sie beide mit gutem Vorbedacht und stellten außerdem ihre Macht auch dadurch auf eine neue Grundlage, daß sie ein gesetzlich anerkanntes Verfügungsrecht über den größten Teil des Kirchengutes gewannen. 2. Nach dem Eintritt Karlmanns in das Kloster Monte Cassino 747 alleiniger Inhaber der höchsten Gewalt im Frankenreiche, entschloß sich Pippin der Kurze zur Wahrung der neuen Ordnung das Scheinkönigtum der Merowinger zu beseitigen und zwar mit Hilfe des Papsttums, das seinerseits des Schutzes gegen die Angriffe des Langobardenkönigs bedurfte (S. 70). Auf Grund der ausdrücklichen Zustimmung des Papstes Zacharias (Gesandtschaft nach Rom) ließ sich Pippin Ende 751 752 oder Anfang 752 zu Soissous von den versammelten Großen zum König erheben und von den Bischöfen salben. Der letzte Merowinger Childerich Iii. wurde ins Kloster geschickt. 3. Im Jahre 754 wurde die Salbung vom Papst Stephan Ii., der vor den Angriffen König Aistulfs hilfesuchend an den fränkischen Hof gekommen war, am Königspaar in der Kirche des h. Dionysius (St. Dänis) bei Paris wiederholt und dadurch das Bündnis des karolingischen Königtums und des Papsttums feierlich besiegelt. In zwei siegreichen Feldzügen (754 und 756) zwang Pippin darauf als Schutzherr der Kirche („Patricius") den Langobardenkönig zum Frieden und zur Herausgabe des Exarchats von Ravenna und der Pentapolis (des Küstenstrichs südlich von der Pomündung bis nach Ancona hin), die er nun dem römischen Stuhle übertrug („Constantinische Schenkung"). 4. In enger Verbindung mit der fränkischen Kirche (Bischof Chrodegang von Metz) war Pippin seitdem eifrig bemüht, auf

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 14

1891 - Dresden : Höckner
I — 14 — 10. Die Flavischen Kaiser und die Erweiterung der römischen Herrschaft im Norden 69—96. l. T. Flavius Vespasianus (69—79), dem der Senat die dem Kaiser verfassungsmäßig zustehenden Rechte durch die s. g. lex de imperio Vespasiani übertragen hatte, kehrte erst im Spätsommer 70 aus Alexandria (Kornsendungen) nach Rom zurück. Ein Sabiner niederer Herkunft, von einfachen Sitten und nüchternen, praktischen Sinnes, begann er sofort mit der Wiederherstellung des furchtbar zerrütteten Reiches, vor allem durch Neuordnung des Heeres und der Finanzen. Durch eine sparsame Verwaltung gewann er sogar die Mittel zu großartigen Neubauten in der Hauptstadt (slavianisches Amphitheater oder Kolosseum, erst von Titus vollendet) und zur Bewilligung fester Gehälter für Rhetoren und Grammatiker. Als Censor erneuerte er den zusammengeschmolzenen Senat durch Ausnahme des italischen Munizipal- und des Provinzialadels, der durch Beibehaltung seiner einfachen Lebensgewohnheiten wie der Kaiser selbst durch sein eigenes Beispiel die Rückkehr der römischen Gesellschaft zu würdigerer Lebensführung förderte-). Übrigens zog er den Senat wiederum zur Mitwirkung an der Regierung heran und verband das Konsulat, das er fast alljährlich neben seinem Sohne Titus übernahm, enger mit dem Prinzipat. Die trotzalledem unversöhnlichen stoisch-republikanischen Doktrinäre büßten ihre schroffe Opposition mit ihrer Ausweisung aus Rom, der Senator Helvidius Priscus, Schwiegersohn des Pätus Thrasea, sogar mit dem Tode-). 79 2. Titus (79—81), nach Beendigung des jüdischen Krieges (Eroberung Jerusalems 70) von seinem Vater bereits als Mitregent angenommen, schön, reichbegabt und hochgebildet, zerstreute als Kaiser die nicht unberechtigten Befürchtungen der Römer. In einer an Unglücksfällen (Verschüttung von Pompeji, Herculaneum und Stabiä durch den Ausbruch des Vesuv 79, Brand und Pest in Rom 80) heimgesuchten Zeit schien er nur bemüht, den Ruhm höchster fürstlicher Milde zu gewinnen („arnor et deliciae generis humani“). Indessen seiner Neigung zur Entfaltung äußeren Glanzes (Thermen, Triumphbogen, Luxus der Spiele), zum Lebensgenuß, aber auch zur Härte und Grausamkeit blieb bei der Kürze seiner Regierung die schwerste Probe erspart („imperii felix brevitate“). 81 3. Sein Bruder Domitianus (81 — 96) begann im Besitze der er- sehnten Herrschaft, für die er nicht erzogen worden war, nach guten Anfängen alsbald zum habgierigsten und grausamsten Despotismus zurückzulenken3). Agricola, den Schwiegervater des Geschichtsschreibers Tacitus (S. 15), der in den Jahren 78—85 in Britannien mit ebenso großem Erfolg für die Erweiterung der römischen Herrschaft (Insel Mona, Caledonien) wie für • die Begründung römischer Verwaltung und Kultur gewirkt hatte, berief er 96 vorzeitig zurück. Am Ende erlag er einer Palastverschwörung 96. 4. Den Flaviern war im Norden die Einverleibung des s. g. Zehntlandes (agri decumates)4), der rechtsrheinischen Gegenden am Schwarzwald> Neckar und unteren Main, zu danken. Gesichert wurde dieses Gebiet durch ') Tac. Ann. Iii, 55. 2) Tac. Hist. Iv, 5, 43. 3) Tac. Hist. I, 2. Agr. Ii, 41 ff. J) Tac. G. 29. $

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 78

1891 - Dresden : Höckner
— 78 — und bis in ihr eigenes Gebiet verfolgt. 791 begann Karl den Krieg, überließ aber die Fortführung desselben seinem Sohne 796 Pippin bis 796 (Erstürmung der avarischen „Ringe"). Die wachsende Zerrüttung des avarischen Reiches im Innern und die Erhebung seiner slawischen Unterthanen brachen die Kraft desselben. Das avarische Land wurde fränkischen Markgrafen unterstellt, neben denen selbständig der Markgraf der baierischen Ostmark (Nieder-Österreich zwischen Enns und Wiener Wald) regierte. Einen zweiten großen Grenzbezirk bildete Karentanien mit Istrien, Liburnien (Nord-Dalmatien) und Friaul. 10. Durch die sächsischen und baierisch-avarischen Kriege war Karl zugleich auch mit den Slawen in Berührung gekommen. Schon 780 hatte er die Obotriten in Mecklenburg sür sich gewonnen. Mit ihrer und der Sorben (an der Saale) Hilfe unterwarfen sich 789 auch die Milzen (von der Priegnitz bis zur Ostsee) seiner Hoheit. Im Südosten wurde im Anschluß an die Erfolge Taffilos die Bekehrung der südslawischen Völker dem 798 zum Erzbistum erhobenen Salzburg übertragen. — So hat Karl nach Nordosten wie nach Südosten christlich-germanischer Gesittung neue Bahnen eröffnet. fr) Die Wiederherstellung des abendländischen Kaisertums und die Sicherung der Reichsgrenzen. 1. Die politische und kirchliche Vereinigung fast der gesamten germanisch-romanischen Bevölkerung des ehemaligen römischen Weltreichs und die thatsächliche Weltstellung des fränkischen Großkönigs drängte nach einem staatsrechtlichen Abschluß, und dieser fand sich in der von der römischen Kirche aus- und umgebildeten theokratischen Idee eines römisch-christlichen Weltkaisertums. Zur Erneuerung der kaiserlichen Würde aber bot das Papsttum um so bereitwilliger die Hand, je abhängiger dasselbe von dem mächtigen Schutze des Frankenkönigs war und je weniger sich das griechische Kaisertum des erhobenen Anspruchs fähig zeigte (Kaiserin Irene). 2. Papst Leo Iii. hatte dem König gleich nach seiner Erhebung auf den Stuhl Petri die Schlüssel zum Grabe des h. Petrus und die Fahne der Stadt Rom als Zeichen der Huldigung übersandt. Hilfesuchend (Überfall in Rom) war er sodann 799 im Lager zu Paderborn erschienen und vom königlichen Gesandten nach Rom zurückgeführt worden. Als Karl nun selbst gegen Ende 800 dorthin kam, befestigte er ihn in seiner Stel-

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 80

1891 - Dresden : Höckner
— 80 — Reichsgesetzgebung aus den in lateinischer Sprache aufgezeichneten Beschlüssen der Reichsversammlungen (Capitularia). Der namentlich in den Pfalzen des alten Anstrasiens und am Rhein regelmäßig zusammentretenden Reichsversammlung (seit Pippin „Maifeld") ging nicht selten tm Herbst eine kleine Versammlung der Großen voraus, welche die Beschlüsse der größeren vorbereitete. 2. Der einreißenden Erblichkeit im Beamtentum trat Karl überall entschieden entgegen und bestellte außerdem zur Aufsicht über die gesamte Reichsverwaltung, insbesondere die Rechtspflege, alljährlich je zwei Königs boten oder Gewaltboten (missi dominici), einen Bischof und einen vornehmen Laien, für je einen ausgedehnten Bezirk, welche als seine Stellvertreter viermal im Jahre denselben bereisend, auf besonderen Landtagen die Amtsführung der Grafen und Bischöfe zu beaufsichtigen und zu ergänzen, Klagen der Unterthanen entgegenzunehmen und in freieren Formen selbst Gericht zu halten hatten. Durch ihre Berichte an den König sicherten sie diesem eine durchgreifende persönliche Einwirkung auf alle Teile des Reiches. 3. Auch die Kirchenverfassung wurde, dem Charakter der karolingischen Monarchie entsprechend, vom Kaiser in römischhierarchischer Weise und zwar so geordnet, daß sür Deutschland Köln, Trier und Mainz als erzbischöfliche Sitze galten (für Baiern das Erzbistum Salzburg). Die Bischöfe und die Abte der Reichsklöster wurden unmittelbar durch den König ernannt; selbst das erzbischöfliche Pallium erteilte der Papst nur auf den Antrag des Königs. Ebenso verfügte der König nicht selten eigenmächtig über das Kirchengut, zog die Bischöfe zur Reichsverwaltung und die Vasallen von Kirchen und Klöstern wie seine eigenen zum Dienst heran, berief nicht nur Synoden, sondern ließ auch zuweilen durch sie dogmatische Streitigkeiten entscheiden. 4. Mittelpunkt des Reiches war der Hos, dessen Beamte zu den wichtigsten Reichsgeschäften des Friedens und des Krieges verwendet wurden. Unter den höheren Hofbeamten gewann der Hausgeistliche des Königs, der Vorsteher der „Kapelle", der königlichen Betkammer, mit der Ausdehnung seines Geschäftskreises auf die Kanzlei und die kirchlichen Angelegenheiten des Reiches besondere Bedeutung (primus capellanus, archicapellanus) Der Unterhalt der umfänglichen Hofhaltung, also im Grunde die Staatswirtschaft, welche mit dem König von Pfalz zu Pfalz

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 24

1891 - Dresden : Höckner
dem Wuotan heiligen Rosse oder aus dem Rauschen seiner Eichen und aus dem Werfen der mit Runen geritzten „Buchstabe" erforscht. Priester und Priesterinnen, meist aus dem Adel, bildeten keinen geschlossenen, herrschenden Stand. Ii. Abschnitt. Die Vorboten der Völkerwanderung 100—375. 1. Tie Blüte des römischen Reichs unter den Adoptivkaisern 98 -180. 1. Die Erhebung des würdigen und wohlwollenden Senators Nerva (96—98) nach der Ermordung Domitians bezeichnet die Wiederherstellung des Einverständnisses zwischen Senat und Princeps. Im Gefühle seiner Schwäche namentlich gegenüber den Legionen und Prätorianern erhob indessen der neue Kaiser schon 97 den bewährten Befehlshaber der oberrheinischen Legionen, M. Ulpius Trajauus, zu seinem Adoptivsohn und Mitregenten, den der Senat als solchen bestätigte. 2. Trajanus (98—117), der erste aus einer Provinz (aus der römischen Kolonie Jtalica in Spanien) stammende Kaiser, war ein Mann von gesundem und anspruchslosem Sinn, kraftvoll und umsichtig. Dem Senat gewährte er einen umfassenden Anteil an der Verwaltung, das Volk gewann er durch gewissenhafte Rechtspflege, durch die Beseitigung des Delatorenunwesens, auch durch Spenden und Spiele, vor allem aber durch das Gesetzmäßige seines persönlichen Regiments (Brieswechsel mit dem jüngeren Plinius, Statthalter von Bilhynien). 3. In zwei Kriegen (101—107) unterwarf er Dacien jenseits der Donau (Rumänien und Siebenbürgen. König Decebalus, Hauptstadt Sarmizegethusa). Die eingeborene Bevölkerung wurde aus dem besten Teil des Landes ausgetrieben und für den Betrieb der dortigen Goldwerke durch eine bunt-gemischte Bevölkerung aus den Gebirgen Dalmatiens und aus Kleinasien ersetzt (Trajanssäule auf dem Forum Trajani in Rom, Donaubrücke). — Mit dcm Partherkönig Chosroes kam es 114 zum Bruch und zwar wiederum über das römische Lehnsfürstentum Armenien. Trajan machte Armenien, daraus auch Mesopotamien und von Rifibis aus über den Tigris in die Landschaft Adiabene vordringend, auch diese unter dem Namen Assyrien zu römischen Provinzen. Das römische Reich erlangte dadurch seine größte Ausdehnung. 4. Doch schon der unkriegerische Älius Hadrianus (117—138), ein Verwandter Trojans und wie dieser aus Spanien gebürtig, räumte freiwillig Assyrien und Mesopotamien wieder, und Armenien trat in seine frühere Stellung als römischer Lehnsstaat zurück. Im übrigen beschränkte er sich nach außen darauf, die Reichsgrenzen durch verstärkte Grenzbefestigungen zu sichern (Piktenwall in Britannien). Ein Aufstand der Juden (131—133) unter Bar- Kokaba, veranlaßt durch Begründung der Kolonie Aelia

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 28

1891 - Dresden : Höckner
— 28 — richten. Deshalb löste er die bisherigen Prätorianer auf und bildete eine aus den besten Legionssolbaten aller Provinzen sich ergänzende vierfach stärkere neue Garbe. Demnächst beseitigte er die alte Zweiteilung der Verwaltung, indem er den Fiskus durch Einsetzung der ratio privata auch amtlich zur allgemeinen Reichskasse erhob. Nachdem die Verwaltung Italiens dem Senat schon (durch die Einsetzung der Consulares und Juribici) entzogen worden war, unterstellte er auch die Stadt Rom der Aufsicht kaiserlicher Prokuratoren (für die Straßen und Anlagen), welche die senatorischen Bc-amten allmählich aus ihrem städtischen Wirkungskreise verdrängten. 3. Dagegen suchte er die festen Stützen der neuen, im Anschluß an die populäre antoninische Kaiserfamilie begründeten Dynastie') in dem (durch Einführung von Rangstufen nach dem Vorbilde der senatorischen) geflissentlich gehobenen Ritterstand und in dem auf alle Weise begünstigten Heere (Erhöhung des Soldes, Neuordnung der Offizierslaufbahn). Die Soldaten wurden sogar zum Dienst in der Reichsverwaltung herangezogen, die kaiserlichen Freigelassenen aber zum Teil selbst aus den untergeordneten Stellen beseitigt, die ganze bürgerliche Verwaltung unter die Aufsicht und Straf-gewalt des Prätorianerpräfekten gestellt, der nunmehr in der Regel ein Jurist war (Ausbildung des Privatrechls: Papinianus, Ulpianus, Paulus). — Ebenso groß als Feldherr (Partherkriege: Provinz Mesopotamien mit der Hauptstadt Nisibis) wie als Verwalter und Organisator, starb Severus nach 211 ruhmreichen Kämpfen gegen die Calebonier in Britannien 211 zu Eboracum (Iork). Sein Triumphbogen am Abhange des capitolmischen Hügels. 4. Sein tyrannischer Sohn Severns Antvninns (Bassianus), gewöhnlich Caracalla (212—217) genannt, Alleinherrscher nach der Er-morbung seines Brubers, verlieh allen freigeborenen Einwohnern der Provinzen das römische Bürgerrecht (constitutio Antoniniana de civitate). Sein Mörber und Nachfolger, der Prätorianerpräfekt Macrinns, mußte dem syrischen Sonnenpriester Elagabal (218-22*) weichen, dieser nach schmachvollem Regimente seinem ebelgesinnten Vetter, dem jugenblichcit Severus Alexanber (222- 235), unter besten milber Herrschaft der Senat, wie später noch mehrmals, sich mit dem Gebanken trug, die verlorene Stellung wieberzugewinnen. 5. Währenb die stetige Orbnung des römischen Reiches seit dem Tode des Septimius Severns aufs neue erschüttert war, verjüngte sich die gefürchtete iranische Großmacht des Ostens durch Erhebung der neupersischen '226 Dynastie der Sassaniden (Ardaschir-Artaxares 226) an Stelle der verkommenen parthischen Arsakiben und nahm fofort die Ansprüche der Achäme-niden auf ganz Vorderasien erfolgreich wieder auf. Aber nicht die Neuperfer, sondern die erneuten Angriffe der Germanen im Westen und Osten, eine 15 Jahre hindurch wütende Pest, in ihrem Gefolge eine schwere wirtschaftliche Not (Kolonat) und der Kampf der Führer der Provinzialheere um die Krone haben die letzte Kraft des römischen Reiches gebrochen. 235 6. Severns Alexanber würde 235 auf einem Feldzug gegen die Ala- mannen im Lager von Mainz von feinen eigenen Soldaten erschlagen und 1) Sept. Severus, Gem. Julia Soirma. Deren Schwester Julia Müsa Caracalla Geta Soämis idiammäa I I Elagabal Severus Alexander

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 88

1891 - Dresden : Höckner
bort Hochburgund (zwischen Jura und den penninischen Alpen) wählten den welfischen Grafen Rudolf (888). In Italien kämpften die langobardischen Herzöge Berengar von Friaul, wie Rudolf ein Verwandter des karolingischen Hauses, und der einem anstrasischen Geschlecht entstammende Guido von Spoleto um die Herrschaft. 7. Während die von der Geistlichkeit getragene Kaiseridee den nationalen und landschaftlichen Kräften erlag und die karolingische Universalmonarchie sich endgültig in nationale Königreiche auslöste, tauchte innerhalb der westfränkischen Geistlichkeit der Gedanke auf, die während der Bürgerkriege vielfach weltlicher Habsucht und Willkür preisgegebene Kirche vom Staate zu befreien und das Papsttum an die Spitze einer abendländischen Theokratie zu stellen. In diesem Sinne entstanden um die Mitte des 9. Jahrh, in Frankreich die pseudo-isidorischen Dekretalien (nach dem spanischen Bischof Isidor des 7. Jahrh, genannt), eine Sammlung vornehmlich unechter päpstlicher Erlasse (auch Concilienbeschlüsse), durch welche die höchste gesetzgebende, verwaltende und richterliche Gewalt über die gesamte Kirche dem Papsttum zugesprochen wurde. 8. Das Papsttum versäumte nicht, diese Fälschung zur Begründung seiner herrischen Ansprüche zu benützen. Papst Nikolaus I. (858—867) hatte schon 863 in dem Ehestreite Lothars Ii. den Beschluß der Metzer Synode durch eine römische für ungültig erklärt und die Erzbischöfe von Köln und Trier abgesetzt, weil sie die Verstoßung der Königin gebilligt hatten. 864 trat er auf Grund jener Dekretalien in dem Streite des Erzbischofs Hinkmar von Reims, des mächtigsten und gelehrtesten Bischofs der fränkischen Kirche, mit dem widerspenstigen Straßburger Bischof für diesen ein, und die fränkischen Bischöfe ließen sich diese erste Anwendung der falschen Dekretalien gefallen. Hieraus entsprang dann in der Folge die Vorstellung, daß auch die weltliche Macht vom Papsttum abhänge und daß von ihm die kaiserliche Würde verliehen werde. 3. Der Verfall Ostfrankens und die Erneuerung des Stammesherzogtums 887—918. 1. In Ostfranken setzte Arnulf (887—899) den Raubzügen der Normannen ein Ziel durch den Sieg bei Löwen an 891 derdyle 891 und wandte sich in den folgenden Jahren von feinem Hauptlande Baiern (Hauptstadt Regensburg) aus wiederholt

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 99

1891 - Dresden : Höckner
— 99 — Harald in Holstein durch Erstürmung des Danewirkes gerächt und dieser wie der Böhmenherzog wieder zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit gezwungen worden. Den Überfall König Lothars von Frankreich (954—986) zu Aachen, dessen Bruder Karl soeben noch vom Kaiser mit Niederlothringen belehnt worden war, beantwortete Otto Ii., unterstützt von einer einmütigen Erhebung der deutschen Fürsten, an der Spitze eines Heeres von 60000 Mann 978 durch -einen Zug bis vor 978 Paris. Diesem folgte 980 auf einer persönlichen Zusammenkunft mit Lothar zu Chiers der Verzicht desselben auf Lothringen. 4. Im Jahre 980 brach der Kaiser nach Italien auf, um auch das griechische Süditalien seiner Herrschaft zu unterwerfen und mit Deutschland zu einem Reiche zu verbinden. Doch nachdem er Bari und Tarent genommen hatte, erlitt er gegen die mit Abul-Kasem, dem fatimidischen Statthalter des arabischen Siciliens, verbundenen Griechen nach anfänglichem Siege bei Kap Colonne, südlich von Cotrone in Calabrien, 982 eine 982 furchtbare Niederlage (f. wunderbare Rettung). Die Kunde hiervon ermutigte die Slawen zwischen Elbe und Oder zu einem allgemeinen Aufstande, in welchem die Pflanzungen deutsch-christ-licher Gesittung hier auf Jahrhunderte zu Grunde gingen. Körperlich und geistig gebrochen, erlag der Kaiser 983 zu Rom diesem 983 jähen Wechsel des Glückes in der Blüte seiner Jahre (Grab in Rom). 5. Der unmündige, erst 4jährige Otto Iii. (983—1002) war soeben Weihn. 983 zu Aachen durch die Erzbischöfe von Mainz und Ravenna gekrönt worden. Doch bemächtigte sich seiner Heinrich der Zänker, der mit Hilfe feiner alten Bundesgenossen und einiger deutscher Erzbischöfe sich selbst auf den Thron zu schwingen gedachte. Aber an der Spitze Frankens und Schwabens und im Einverständnis mit der Mehrheit des sächsischen Adels trat ihm auf das entschiedenste der Erzbischof Willigis von Mainz entgegen, unterstützt hierbei auch von dem Erzbischof Adalbert von Reims und dem berühmten Vorsteher der Reimser Ktofterfchule, Gerbert. Heinrich entsagte schließlich seinen Ansprüchen und lieferte den jungen König aus (984). 6. Mit Kraft und Einsicht leitete Theophano, die jugendliche Witwe Ottos Ii., die Regierung für ihren Sohn. Allein während es nicht gelang, die abgefallenen Wendenstämme (außer
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