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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 69

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 69 — Lothar griff den großen Plan, den Osten Deutschlands Dem Christentum und dem Deutschtum zu gewinnen, wieder auf und wurde hierbei von Geistlichen und Laien kräftig unterstützt. Während der Bischof Otto von Bamberg den Pommern den christlichen Glauben verkündigte, fand Lothar an den Zifterciensern und Prämonstratensern opferfreudige Gehilfen bei der Christianisierung der ostelbifchen Gebiete. Dem tatkräftigen Grafen Albrecht dem Bären aus dem Hause As-kanien verlieh er die Nordmark, Konrad von Wettin, der bereits Meißen verwaltete, die L a u s i tz. Mit großer Tatkraft suchten Askanier, Wettiner und Welfen Christentum und Deutschtum in den slavischen Gebieten zu verbreiten. Konrad Iii. (1138—1152.) Nach dem Tode Lothars betrachtete sich Heinrich der Stolze -als Nachfolger seines Schwiegervaters und nahm die Reichsinsignien bereits an sich. Da jedoch manche deutsche Fürsten die Macht und das herrische Wesen der Welsen fürchteten, wurde der Staufe Konrad gewählt. Zwar gab Heinrich die Reichsinsignien ab; doch als Konrad auch die Herausgabe des Herzogtums Sachsen verlangte, widersetzte sich Heinrich dieser Anordnung. Es wurde die Reichsacht über ihn ausgesprochen; Albrecht der Bär erhielt Sachsen, Leopold von Ö st erreich Bayern. In dem Kampfe, der infolgedessen entstand und der nach dem Tode Heinrichs für dessen Sohn Heinrich den Löwen fortgesetzt wurde, fand auch die Belagerung von Weinsberg statt, woran sich die bekannte Sage von den Weibern von Weinsberg knüpft. Hier soll auch zum ersten Male der Schlachtruf gehört fein: „Hie Welf! Hie Waiblingen!" *) womit die beiden Parteien, die Welfen, die Anhänger Heinrichs, und die Hohenstaufen bezeichnet werden sollten. Die Italiener setzten an Stelle der Worte Wels und Waiblingen den Ruf Guelf und Ghibellinen, um in den Kriegen und Streitigkeiten zwischen Kaiser und Papst aus die Anhänger des Papstes und des Kaisers hinzuweisen. Im Jahre 1142 kam es zu einem Vergleich. Heinrich der Löwe, der Sohn Heinrichs des Stolzen, erhielt Sachsen zurück. Der Kreuzzug, den Konrad mit dem Könige von Frankreich unternahm, blieb ohne Erfolg. Die Bezeichnung Welfen rührt von dem Eigennamen Welf her; Waiblingen, eine Stadt im Neckarkreis, gehörte den Staufen.

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 71

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 71 — wurde ein Reichstag abgehalten, auf dem von Rechtsgelehrten die Rechte des Kaisers nach römischem Rechte festgesetzt wurden. Demgemäß wurde der Kaiser den römischen Imperatoren gleichgestellt und der Wille des Kaisers als Gesetz erklärt. Dem Kaiser wurde zugestanden, in allen Städten kaiserliche Statthalter (Podesta) einzusetzen (1158). Als Mailand sich diesen Beschlüssen nicht fugen wollte und die kaiserlichen Beamten vertrieb, wurde es von neuem in die Acht erklärt, erobert und zerstört (1162). Der Kaiser war wieder Herr der Lombardei. b)Der Kaiserimnachteil. Inzwischen hatte in Rom eine neue Papstwahl stattgefunden, bei der die größere Anzahl der Kardinäle Alexander Iii., die kleinere Viktor Iv. wählte., Friedrich begünstigte die Wahl des letzteren, setzte ihn als Gegenpapst ein und veranstaltete nach dessen frühzeitigem Tode eine neue Wahl, aus der P a s ch a l i s Iii. hervorging. Der Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum begann von neuem. Der Kaiser, von Alexander Iii. in den Bann getan, zog (1166) zum Schutze und zur Einsetzung des neuen Papstes nach Rom und zwang Alexander, nach Unteritalien zu fliehen. Als bald daraus im kaiserlichen Heere eine Seuche ausbrach, sah sich Friedrich gezwungen, nach Deutschland zurückzukehren. Mailand hatte sich mittlerweile van seinem harten Schlage erholt und schloß mit den übrigen lombardischen Städten den lombardischen Bund; an Papst Alexander Iii. fand es einen kräftigen Bundesgenossen. Ihm zu Ehren und dem Kaiser zum Trutz wurde die Festung Alessand ria (am Tanaro) erbaut. Italien schien verloren .zu sein. Um die lombardischen Städte von neuem unter seine Botmäßigkeit zu bringen, unternahm Friedrich nochmals einen Zug über die Alpen (1174—77), belagerte vergeblich die Festung Alessandria und wurde hierauf, weil er von den deutschen Fürsten nicht hinreichend, von Heinrich dem Löwen gar nicht unterstützt wurde, bei Leg-nano im Jahre 1176 vollständig geschlagen. Infolge dieser Niederlage mußte Friedrich 100 Jahre nach dem Büßgang von Canossa mit dem überlegenen Papsttum zu B e n e -d i g Frieden schließen und den lombardischen Städten einen sechsjährigen Waffenstillstand gewähren, der 1183 mit dem Frieden zu Konstanz endigte. Friedrich ließ den Gegenpapst fallen und söhnte sich mit Alexander Iii. aus. Die lombardischen Städte erhielten ihre alten Freiheiten zurück, mußten aber die Oberhoheit des Kaisers anerkennen.

3. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 74

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 74 — Philipp von Schwaben (1198—1208) und Otto Iv. (1198—1215). Bei der Neuwahl des Kaisers trat der alte Streit zwischen den Welsen und ©taufen wieder zutage; die erstere Partei wählte Otto, den Sohn Heinrichs des Löwen, die andere den Herzog Philipp von Schwaben, den Bruder Heinrichs Vi. und Oheim des dreijährigen Friedrich. Infolge dieser zwiespältigen Wahl entstand ein langjähriger Krieg, wodurch Wohlstand, Zucht und Sitte und das Ansehen von Kaiser und Reich gewaltig litten, weil beide Fürsten durch Verschenkung von Krongütern und durch Verzichtleistung aus kaiserliche Rechte sich Anhänger zu verschaffen suchten. Schon holte Philipp zum letzten Schlage gegen Otto aus, als er durch Otto von Wittelsbach aus persönlicher Feindschaft meuchlings ermordet wurde. (1208.) *) Otto Iv. wurde jetzt allgemein anerkannt; er zog nach Italien und wurde vom Papste zum Kaiser gesalbt. Als er aber zur Unterwerfung Unteritaliens schritt, das Friedrich, Heinrichs Vi. Sohn, als Sehnsgut des Papstes befaß, wurde er 1210 mit dem Banne belegt. 3m folgenden Jahre wählte ein Teil der deutschen Fürsten den jungen Friedrich zum König. Otto wurde geschlagen. Von den deutschen Fürsten verlassen, zog er sich 1215 auf seine Erbgüter zurück, wo er schon nach wenigen Jahren starb. Friedrich Ii. (1215—1250.) Persönlichkeit. Wenngleich selbstsüchtig und religiös gleichgültig, war Friedrich Ii. gleich seinem Ahnen Friedrich Barbarossa ein Herrscher von hoher Begabung und seiner Bildung. Er kannte die klassische und arabische Literatur, war ein Freund der Naturwissenschaften, und als echter ©taufe liebte er die edle Sangeskunst, die er auch selber ausübte. Gleich dem ersten Friedrich war er gewandt in der Führung der Waffen, übertraf ihn aber an ftaatsmännifcher Begabung. Als Italiener von Geburt und Erziehung hing er mehr an Welschland als an Deutschland. Kreuzzug. Bei seiner Krönung zu Aachen hatte Friedrich Ii. einen Kreuzzug gelobt; aber nach dem Tode des mächtigen Papstes Innozenz Iii. hielt er fein Wort nicht und verschob die Ausführung seines Versprechens von Jahr zu Jahr. Friedrich sammelte zwar ein Heer in 1) Voll mariner Begeisterung für Ehre und Macht des Vaterlandes und voll Schmerz über die Zerrissenheit des Reiches und den Verfall der Sitten, gedenkt auch Walther von der Vogelweide in feinen politischen Gedichten dieser traurigen Wirren.

4. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 75

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 75 — Unteritalien, doch eine Seuche brach aus, von der auch er ergriffen wurde. Der Papst jedoch hielt die Krankheit für einen Vorwand, die Ausführung des Kreuzzuges zu unterlassen, und belegte den Kaiser mit dem Bann. Obgleich noch gebannt, unternahm Friedrich dann doch im Jahre 1228 einen Zug nach dem heiligen Lande. Bald nach der Rückkehr wurde er vom Banne gelöst. Streit mit den lombardischen Städten und dem Papst. Das Haupt-streben Friedrichs war darauf gerichtet, Italien zum Mittelpunkt seiner Herrschaft zu machen. Seine Erblande N e -apel und Sizilien, über die der Papst die Oberlehnshoheit beanspruchte, betrachtete er als sein unabhängiges Eigentum, und die lombardischen Städte, die ihm die Huldigung verweigert hatten, sollten von neuem unterworfen werden. Er besiegte die lombardischen Städte in der Schlacht bei Cortenuova (1237) und unterwarf das päpstlicher Oberhoheit unterstellte Sardinien. Da der Papst sich nun von Friedrichs Macht umklammert sah, stellte er sich auf die Seite der Lombarden. In dem neuen Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum war zunächst Friedrich erfolgreich. Ein neuer Papst, Innozenz Vi., entwich jedoch heimlich nach Frankreich und erklärte auf dem Konzil zu Lyon 1245 den Kaiser für abgesetzt. Noch in demselben Jahre wählte ein Teil der deutschen Fürsten den Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und nach dessen Tode 1247 den Grafen Wilhelm von Holland zum Gegenkönig. Regierungstätigkeit. a) In feinen Erbländern entfaltete Friedrich eine großartige ftaatsrnännifche Tätigkeit. Aus dem Lehnsstaat schuf er eine absolute Monarchie, an deren Spitze er mit unumschränkter Macht zum Wohle des Landes regierte. Die Rechte des Adels und der Städte sowie die Selbständigkeit der Kirche suchte er zu beschränken. An die Stelle der Vasallen traten königliche Beamte mit festen Gehältern, und das Vasallenheer wurde durch ein Söldnerheer ersetzt. Ein lebhafter Handel brachte die Erzeugnisse des Morgenlandes nach Unteritalien, wo sich Palermo, Messina und Neapel zu blühenden Handelsstädten entwickelten. Zu Neapel gründete er eine gut ausgestattete vollständige Universität und lieh die Werke der klassischen Schriftsteller sammeln. Sein Hof zu Palermo war der Vereinigungsplatz von Sängern, Künstlern und (Belehrten aller Art, aber auch der Ort, wo morgenländische Üppigkeit und Sinnenlust herrschten. b) In Deutschland hatte Friedrich feinen Sohn Heinrich als seinen Stellvertreter zurückgelassen und den Erzbischof Engelbert von Eöln zum Reichsoerwefer ernannt. Nachdem der tatkräftige

5. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 81

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 81 — 6. Frankreich und England im 12. it. 13. Jahrhundert. a) Frankreich. Das Haus der Karolinger, das in Deutschland im Jahre 911 ausstarb, regierte in Frankreich bis zum Jahre 987. Nach dem Aussterben der westfränkischen Karolinger begann mit der Thronbesteigung Hugo Capets die Herrschaft der Capentinger, die über 300 Jahre ununterbrochen regierten. Die Entwicklung des französischen Königtums nahm einen entgegengesetzten Verlauf wie die des deutschen. Die Capentinger unterdrückten allmählich die Macht der großen Vasallen, setzten die Erblichkeit der Krone durch und gaben weder ihr Eigengnt noch das Krongut aus der Hand. Ludwig Vii. beteiligte sich mit Konrad Iii. an dem erfolglosen zweiten Kreuzzug, Philipp August mit Friedrich I. an dem dritten; im Kampfe mit Johann ohne Land von England gelang es Philipp August, fast alle englischen Besitzungen für Frankreich zurückzuerobern (Schlacht bei Bouvines 1214). Im Kampfe Friedrichs Ii. mit den Päpsten begann Frankreichs Ansehen und Einfluß auf Kosten Deutschlands zu wachsen. Ludwig Ix., der Heilige, unternahm zwei Kreuzzüge, regelte die Abgaben, die Zölle und das Münzwefen und förderte Handel und Gewerbe, wodurch die Entwicklung der Städte begünstigt wurde und das Königtum immer tiefere Wurzeln im Herzen des französischen Volkes schlug. Ein Parlament, ein oberster Gerichtshof, sorgte für eine geordnete Rechtspflege. Philipp Iv., der Schöne, bewirkte, daß die Päpste ihren Sitz in Avignon nahmen (1309—1377) und von ihm abhängig wurden. Seinem Einfluß ist es zuzuschreiben, daß der Orden der Tempelherren vom Papste aufgehoben wurde. (Vgl. S. 89.) b) England. Die sieben angelsächsischen Staaten wurden im Jahre 827 durch Egbert von Wesfex zu einem Reiche vereinigt. Fortwährend hatte das Land von den Dänen zu leiden. Der kraftvolle König Alfred der Große (871—901) brachte dem Lande dauernd Ruhe. Kanut der Große unterwarf England der Herrschaft der Dänen. Nachdem die Angelsachsen für kurze Zeit ihre Unabhängigkeit wiedererlangt hatten, kamen sie infolge der unglücklichen Schlacht bei Hastings (1066), in der ihr König Harald von Wilhelm dem Eroberer, dem Herzog von der Normandie, besiegt und getötet wurde, unter die Herrschaft der Normannen. Durch die Verschmelzung der alten keltischen und der fremden römischen, angelsächsischen und Vr. li. K., Leitfaden 6er Geschichte. Ii.

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 27

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 27 — Martell^) besiegte die Araber in der blutigen Schlacht bei Tours und Poitiers (732) und rettete dadurch dem Abendlande den christlichen Glauben und die christliche Kultur. Pippin der Kleine ließ sich, nachdem die Großen geistlichen und weltlichen Standes und der Papst ihre Zustimmung gegeben hatten, von dem Hl. Bonifatius (?) zum Könige salben (751); den letzten Merowinger Childerich schickte er in ein Kloster. Dankbar stand er dem Papste im Kampfe gegen die Langobarden bei. Ein Stück des eroberten Landes, das Exarch at von Ravenna und das Fünsstädtegebiet (Pentapolis) an der Ostküste Italiens, südlich von der Pomündung, schenkte er dem päpstlichen Stuhle als patrimonium Sancti Petri (Erbgut des Hi. Petrus) und legte so den Grund zum Kirchenstaat (754—56). 2. Ausbreitung des Christentums bei den Deutschen. Missionare. Schon vor der Zeit der Völkerwanderung hatten die oft germanischen Stämme (Goten, Alanen, Sueven, Vandalen, Langobarden) das Christentum in der Form des Arianismus angenommen. Im 4. Jahrhundert übersetzte der westgotische Bischof Wulfila die Bibel ins Gotische. Aus ihren Wanderzügen trafen diese deutschen Völksstämme in den Ländern des römischen Reiches mit katholischen Christen zusammen, die sie oft mit wilder Grausamkeit verfolgten. In den Donaugegenden fand schon im zweiten Jahrhundert durch römische Händler, Soldaten und Gefangene das Christentum vereinzelt Verbreitung; um die Mitte des fünften Jahrhunderts erschien der heil. Severinus (t 482) und entfaltete eine außerordentliche Missionstätigkeit. Unter den linksrheinischen Germanen hatten sich bereits in der Römerzeit einzelne Christengemeinden gebilbet; boch fanb die christliche Religion eine allgemeine Verbreitung erst dann, als Chlodwig und seine Franken das Christentum in der Form des römisch-katholischen Bekenntnisses angenommen hatten. Den keltischen Iren verkünbete der hl. Patrick das Christentum, zu den Angeln sanbte Papst Gregor der Große christliche Glaubensboten. Von England und Jrlanb ging die Christianisierung Deutschlands aus. Bei den Friesen weilte der hl. Willibrorb, den Rhein entlang verkünbete der hl. Fribolin das Evangelium, der Apostel der Alemannen würde der hl. Kolumban mit dem hl. Gallus, der das später so berühmt geworbene Kloster St. Gallen grünbete. Der bebeu- 1) Martell, d. h. Hammer.

7. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 34

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 34 — Ostmark sind die Anfänge des österreichischen Staates zu suchen. Deutsche Ansiedler ließen sich in den unterworfenen Gebieten nieder. e) Krieg gegen die Slaven und Dänen. Da die Slaven, welche nach der Völkerwanderung bis zur Elbe und Saale vorgedrungen waren, wiederholt räuberische Einfälle in Thüringen und Sachsen gemacht hatten, zwang Karl sie (789), seine Oberhoheit anzuerkennen. Zum Schutze seines Reiches ließ er der Havelmündung gegenüber die sächsische Mark anlegen. Die Dänen, die zu Wasser und zu Lande ihre Plünderungszüge in das Grenzland machten, trieb er hinter das Dane wirk, einen Schutzwall nördlich von der Eider, zurück und gründete die dänische Mark zwischen Elbe und Eider (810—813). So war durch glücklich geführte Kriege ein Reich gegründet, das fast sämtliche deutsche Stämme in sich vereinigte und sich von dem Ebro und dem Adriatischen Meere bis zur Nord- und Ostsee, von der Theiß und der Elbe bis zum Atlantischen Ozean erstreckte; es war ein Weltreich. Erwerbung der Kaiserkrone, 800. Karl war der mächtigste Fürst des Abendlandes geworden. Der oströmische Kaiser und der Kalif Harun al Raschid von Bagdad ließen ihm durch glänzende Gesandtschaften kostbare Geschenke überreichen; der Patriarch von Jerusalem schickte die Schlüssel des hl. Grabes, um Karl als dem Beschützer der Christenheit zu huldigen; der Papst sandte die Schlüssel vom Grabe Petri und das Banner der Stadt Rom, um einen starken Schirmherrn für sich und die ganze Christenheit zu haben. An Macht und Ansehen konnte der Frankenkönig mit den römischen Imperatoren verglichen werden; das römische Kaisertum zu erneuern, war die Absicht Karls. Als im Jahre 799 Papst Leo Iii. von seinen Gegnern aus Rom vertrieben wurde, floh er zu Karl nach Paderborn. Dieser ließ ihn unter sicherem Schutze nach Rom zurückgeleiten und zog selber über die Alpen, um Gericht zu halten. Als der Frankenkönig am Weihnachtsfeste des Jahres 800 in der Peterskirche zu Rom am Altare betete, trat der Papst zu ihm hin und setzte eine goldene Krone auf fein Haupt. Das weströmische Kaisertum war erneuert und Karl der erste Träger der kaiserlichen Krone, die nun von den Römern auf die Franken übergegangen war. „Heil und Sieg," rief das Volk, „dem von Gott gekrönten großen und friedenbringenden Kaiser der Römer!" Wie der Papst die höchste geistliche Macht war, so wurde Karl durch die Kaiserkrönung die höchste weltliche Macht des Abendlandes.

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 49

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 49 — leiten; die Sorge für die Tafel war dem Frankenherzog als Truchseß übertragen, Mundschenk war der Herzog von Schwaben, Marsch a l l der Herzog von Bayern. Kämpfe im Innern des Reiches. Da Otto allein Herr und Gebieter sein wollte, mußte er darauf bedacht sein, aus dem deutschen Staatenbunde ein einheitliches Reich zu bilden. Die Herzöge behandelte er daher als seine Beamten und nahm ihnen ihre Selbständigkeit. Hierdurch entstanden Empörungen, an denen sich auch seine Bruder und sein Schwiegersohn Konrad beteiligten. Doch Otto warf die Aufständischen mit starker Hand nieder. Über die Herzogtümer verfügte er nach freiem Ermessen. Bayern erhielt sein Sohn Heinrich, Lothringen fein Schwiegersohn Konrad, Schwaben sein Sohn Ludolf; Sachsen und Franken verwaltete er selbst. Aber sogar die Verwandten zeigten sich nicht zuverlässig, da sie sich nicht als Untertanen, sondern als Fürsten fühlten. Um gegen die Großen des Reiches ein Gegengewicht zu haben und zugleich auch ein Beamtentum zu schaffen, das ihm ergeben war und eine höhere Bildung befaß, stützte er sich auf die Kirche. Er hob die Macht der Kirchenfürsten, der Bischöfe und Abte, und belehnte sie mit ausgedehnten ßänbereien. Als Räte, Kanzler, Gesanbte und selbst als Heerführer würden sie seine ersten Beamten. Aus den geistlichen Reichsbeamten gingen später die geistlichen Reichsfürsten, die Fürstbischöfe und Reichsäbte hervor. Da ihre Ämter und die ihnen verliehenen Besitzungen wegen der Ehelosigkeit der Geistlichen nicht erblich waren, hatte der Kaiser es in der Hand, sich ein abhängiges und zuverlässiges Beamtentum zu schaffen. Um nun die geistlichen Beamten völlig in der Hand zu haben, strebte er banach, auch auf das Papsttum Einfluß zu gewinnen. Erster Zug nach Italien. In Rorbitalien hatten sich nach dem Zerfall der karolingischen Herrschest mehrere kleinere Fürstentümer ge-bilbet, in benen fast fortmährenb Thronstreitigkeiten herrschten. Im Jahre 950 hatte sich der Markgraf Berengar von Ivrea zum König von Italien gemacht und wollte Abelheib, die Witwe des bisherigen Königs von Italien, zwingen, feinem Sohne die Hand zum (Ehe-bunb zu reichen. Als Abelheib hierauf nicht einging, auch ihre Ansprüche auf Italien nicht aufgeben wollte, würde sie ins Gefängnis geworfen. Es gelang ihr, zu entfliehen und sich auf das feste Schloß Canossa (f. v. Parma) zu retten; von hier aus wanbte sie sich an Otto um Hilfe. Da Ottos erste Gemahlin gestorben war, zog er über die Alpen, um Abelheib beizustehen und um ihre Hand zu werben. Ohne Schwert- 33r. it. K., Leitfaden der Geschichte. Ii. &

9. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 50

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 50 — streich nahm er Pavia, vermählte sich mit Adelheid und gab Berengar sein Land als Lehen zurück. Sich selber legte er den Titel eines Königs der Langobarden bei (952). Gründung des römischen Reiches deutscher Nation. 962. Berengar strebte mit allen Mitteln danach, die deutsche Lehnsabhängigkeit abzuschütteln und sich zum König von Italien zu machen. Als er Rom in Besitz zu nehmen suchte und den Papst Johann Xii.1) bedrängte, wanote sich dieser an Otto. Bei dem Mangel einer starken Schirmherrschaft war das Papsttum in völlige Abhängigkeit von einigen römischen Adelsfamilien geraten, die nach Gutdünken den päpstlichen Stuhl besetzten. Schnell rückte Otto über den Brennerpaß, nahm Pavia ein und hielt in Rom einen feierlichen Einzug. Hier empfing er nebst seiner Gemahlin Adelheid im Jahre 962 aus den Händen des Papstes die römische Kaiserkrone. So wurde er der Gründer des heiligen römischen Reiches deutscher Nation und erhielt den Titel: Römischer Kaiser. Der deutsche König galt von jetzt ab als der Schirmherr des Papstes und der Christenheit und als der erste Herrscher des Abendlandes. Otto ließ die Römer schwören, daß kein gewählter Papst ohne Genehmigung des Kaisers geweiht würde. Um ihre Hoheitsrechte zu wahren, haben die nachfolgenden Könige ihre Züge nach Italien unternommen. Wiederholt ist es hier zu blutigen Kämpfen gekommen, während die Großen des Reiches in Deutschland ihre Macht zu erweitern suchten. Kämpfe gegen die Grenzvölker. Die Wirren, die in der Familie Ottos ausgebrochen waren, hatten die Ungarn veranlaßt, von neuem ihre Plünderungszüge durch Süddeutschland bis an den Rhein und gar bis nach Frankreich hinein auszudehnen. Im Jahre 955 fielen sie wieder in Deutschland ein und drangen bis Augsburg vor. Hier stellte sich ihnen Otto auf dem Lechfelde 955 entgegen und besiegte sie gänzlich. Die Ungarn gaben von jetzt ab ihre Raubzüge auf, gewöhnten sich an ein seßhaftes Leben und wurden Christen. Während feiner ganzen Regierungszeit hatte Otto gegen die slavischen Völker an der Ost grenze seines Reiches zu kämpfen. Unter der tatkräftigen Beihilfe des späteren Sachsenherzogs Hermann Billung und des tapferen Markgrafen Gero wurden die Wenden besiegt. Deutsche Ansiedler ließen sich in den Elbgegenden nieder, wodurch die Germanisiern ng des Ostens J) Er war der erste unter den Päpsten, der seinen Namen (Oktavian) änderte.

10. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 52

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 52 — Otto Iii. 983—1002. Die vormundschaftliche Regierung übernahm anfangs seine Mutter, die Kaiserin Theophano. Die hochgebildete und tatkräftige Frau war fest entschlossen, alle Rechte, welche die Ottonen beanspruchten, für sich und ihren Sohn zu vertreten. Mit männlicher Kraft führte sie die Zügel der Regierung und sorgte dafür, daß der kaiserliche Name in Deutschland, in Italien und an den Grenzen des Reiches nicht vergessen wurde; sie legte sich sogar den Titel „Kaiser" bei. Die tüchtige Ausbildung ihres Sohnes lag ihr ganz besonders am Herzen. Der gut begabte Knabe erhielt durch tüchtige Lehrer, den kunstsinnigen Bischof Bernward von Hildesheim und den Bischof Gerbert von Reims, den größten Gelehrten feiner Zeit, eine ganz vorzügliche Ausbildung. Der rauhe Norden gefiel ihm nicht; gern weilte er im sonnigen Italien, wo er sich als Römer und Grieche fühlte. Im Jahre 1000 pilgerte er als Büßer nach Gnesen, weil er mit vielen glaubte, das Ende der Welt sei nahe, er ließ das Grab des heiligen Adalbert öffnen und errichtete das Erzbistum Gnesen, wodurch Polen, das zur Erzdiözese Magdeburg gehörte, dem deutschen Einfluß entzogen und zur politischen Selbständigkeit vorbereitet wurde. Auch nach Aachen zog er und ließ dort nach einem sagenhaften Berichte die Gruft Karls des Großen öffnen; dann kehrte er nach Italien zurück. Der schwärmerisch veranlagte König trug sich mit dem Gedanken, das alte römische Weltreich wieder aufzurichten, und das „goldene Rom" zu feiner Residenz zu machen; doch die Römer nötigten ihn, die Stadt zu verlassen. Er starb im Angesichte Roms auf einem nahe gelegenen Kastell und wurde feinem Wunsche gemäß in Aachen beigesetzt. Heinrich Ii., der Heilige (1002—1024), war ein Better Ottos Iii.; fast feine ganze Regierungszeit ist mit Kämpfen ausgefüllt. Die unbotmäßigen Vasallen warf er mit starker Hand nieder und fand hierbei an den Bischöfen und Äbten, denen er Reichsgut und große Vorrechte übertrug, eine kräftige Stütze. In Italien behauptete er siegreich die Kaiserrechte gegen Griechen und Araber und schmückte sich mit der lombardischen Königs- und der römischen Kaiserkrone, der er den Reichsapfel hinzufügte. Böhmen brachte er wieder an das Reich, doch den Polen mußte er die Lausitz als deutsches Lehen lassen, wodurch der ©ermanifierung des Ostens vorläufig ein Damm entgegengestellt wurde. Gleich feiner Gemahlin Kunigunde war er fromm und mildtätig und gründete Klöster und Kirchen. Er stiftete das Bistum Bamberg zur Ausbreitung des Christentums in den Gegenden
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