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1. Das Mittelalter - S. 119

1893 - Leipzig : Dürr
— 119 — waren. Ehe der Kaiser die weite Reise antrat, übertrug er seinem Sohne, dem König Heinrich, die Regierung des Reiches. Im Mai 1189 setzte sich der glänzende Zug in Bewegung. Bis zur Grenze des griechischen Reiches gelangten die Kreuzfahrer ungehindert. Aber hier wurden sie mit Mißtrauen empfangen, und erst nach einem ernsten Zusammenstoß mit den griechischen Truppen erreichten sie Philippopel. Zugleich erfuhr Friedrich, daß der griechische Kaiser Isaak Angelus ein Bündnis mit Saladin geschlossen und die kaiserlichen Gesandten in den Kerker hatte werfen lassen. Das Kreuzheer blieb deshalb in Philippopel bis zum nächsten Frühjahr, und auch dann erzwang Friedrich erst durch ernste Drohungen die Schiffe zur Überfahrt. In Kleinasien waren neue Schwierigkeiten zu überwinden; der Sultan von Jconium versperrte den Christen den Weg durch sein Land mit einem großen Heere. Aber eine siegreiche Schlacht bei der Hauptstadt Jconium ermöglichte ihnen den Weitermarsch. Anfang Juni zog das Heer im Thale des Saleph oder Kalykadnus hin auf Seleucia ju. Die Hitze war groß. Friedrich, der dem Heere vorausgeeilt war, wollte sich durch ein Bad in dem kalten Wasser des Flusses erfrischen, aber die Wellen rissen ihn mit fort, und er ertrank; wahrscheinlich hatte ihn ein Herzschlag getroffen. Das war ein schwerer Verlust für das Heer. Man weiß nicht genau, wo man den großen Kaiser zur letzten Ruhe bestattet hat, vielleicht in Tyrus. Die Führung des Kreuzheeres übernahm sein Sohn Friedrich, Herzog von Schwaben, aber vor Acre, wo auch Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz eintrafen, starb er. Die meisten deutschen Ritter traten nun den Weg in die Heimat an, der Rest scharte sich um die Fahne des Herzogs Leopolds von Östreich und nahm teil an der Belagerung und Erstürmung von Acre. Es scheint, daß sich Leopold von Östreich bei dem Einzuge in die Stadt mit Richard Löwenherz veruneinigte, auch er kehrte mit den übrig gebliebenen Deutschen in die Heimat zurück. Bald darauf folgte Philipp August, der sich eben so wenig mit Richard vertragen konnte, seinem Beispiele. Nun setzte Richard Löwenherz allein mit einem geringen Heere den Kampf gegen die Ungläubigen fort. Er eroberte Joppe, vollbrachte gewaltige Thaten — man erzählt, daß er mit wenigen Rittern ein großes Heer der Seldfchukken in die Flucht geschlagen habe —, ober er kam nicht nach Jerusalem. Endlich, im Jahre 1192, errichtete er einen Vertrag mit Saladin, wonach die Christen den Küstenstrich von Tyrns bis Joppe behalten und ungehinderten Zutritt zum heiligen Grabe haben sollten, dann dachte auch er an die Heimkehr. Aber da er die französische Küste vermeiden wollte, so mußte er sich entschließen,

2. Das Mittelalter - S. 121

1893 - Leipzig : Dürr
— 121 6. Heinrich Vi. (1190—1197). Bald nachdem Kaiser Barbarossa mit dem Kreuzheere Deutschland verlassen hatte, schon im Oktober 1189, kehrte Heinrich der Löwe, seines Eides vergessend, aus England nach Sachsen zurück. Die Verwirrung, welche in diesem unglücklichen Lande herrschte, seit seine starke Hand es nicht mehr zusammenfaßte, lockte ihn an, und sein Schwager, Richard Löwenherz von England, hatte ihn aufgereizt, sich die Herzogtümer wieder zu erkämpfen. Seine Freunde stießen zu ihm, seine Gegner wichen zurück. Lübeck, das an Holstein gefallen war, ergab sich ihm, Bardewiek, dessen Einwohner ihn während der Belagerung von der Mauer aus verhöhnten, wurde erstürmt und der Erde gleich gemacht. Nur der Dom blieb stehen, über dessen Eingang Heinrich die Worte setzen ließ: „Leonis vestigia“ (des Löwen Spuren). Aber als das kaiserliche Heer heranzog und im Braunschweigischen arge Verwüstungen anrichtete, machte er (im Anfang des Jahres 1190) vorläufig Frieden mit dem Kaisersohne, behielt seine Lande und stellte seine beiden Söhne Otto und Heinrich als Geiseln. Daß der König auf diesen Scheinfrieden, denn ein solcher war es nur, einging, hatte seinen Grund in dem, was sich in Italien vollzog. König Wilhelm Ii. von Sieilien und Neapel war 1189 kinderlos gestorben, König Heinrich, als Gemahl der Konstanze, war der Erbe. Aber die sieilianischen und neapolitanischen Großen, welche die Herrschaft eines Fremden verabscheuten, betrachteten Tancred, einen Stiefbruder des verstorbenen Königs, als dessen rechtmäßigen Nachfolger, und der Papst bestätigte ihn. Infolgedessen entbrannte in dem schönen Lande ein furchtbarer Bürgerkrieg zwischen den Deutschgesinnten und der nationalen Partei. König Heinrich selbst begab sich nach Italien. Kurz vorher hatte er den Tod seines Vaters erfahren und die selbständige Regierung des Reiches angetreten. In Rom begehrte er die Kaiserkrone, aber der Papst verweigerte sie ihm. Sofort erkaufte er sich die Freundschaft der Römer, indem er ihnen die kaisertreue Nachbarstadt Tusculum überließ, mit der sie fortwährend im Streite lagen und die nun natürlich alsbald niedergebrannt wurde. Mit Hilfe der Römer zwang er den Papst, ihn zu krönen. Man konnte daraus sehen, daß er vor keinem Mittel zurückschreckte, wenn es galt, einen Zweck zu erreichen. Nun wollte er Neapel seine Macht fühlen lassen, aber das Fieber zerrüttete fein Heer, und so mußte er, ohne znm Ziele zu kommen, umkehren. Durch Verrat der Bürger von Salerno war seine Gattin Koustanze, die sich in der Stadt aushielt, als Gefangene an Tancred ausgeliefert worden, und Heinrich, der Sohn Heinrichs des

3. Geschichte des Mittelalters - S. 153

1887 - Leipzig : Teubner
Friedrich I. t 1190. 153 forderte die Fürsten zu einem neuen Kreuzzug auf. Da nahmen das Kreuz der König von England, Richard Löwenherz (1189—1199), und der König von Frankreich, Philipp Ii. August (1180—1223), und der alte Kaiser Friedrich verkündete, daß er sich an die Spitze der Christenheit stellen und ausziehen wolle, das heilige Grab wieder zu erobern. Er wollte durch dies heilige Werk sein ruhmreiches Leben würdig beschließen. Mit einem trefflich ausgerüsteten Heere von 100 000 Mann brach Friedrich im Mai 1189 auf und zog auf dem bekannten Wege über Konstantinopel und durch Kleinasien bis nach Cilicien, wo er sich in der Nähe von Seleucia an dem Ufer des Kalykadnus oder Saleph lagerte. Hier war es, wo der alte Kaiser, eingeladen von den klaren Fluten, nach fröhlichem Mahle zum Bad in den Fluß stieg und sich am Schwimmen ergötzte. Aber der Strom war reißend und voller Strudel. Während Friedrich mit einem Strudel rang, wurde er vom Schlage getroffen und versank. Zwei sächsische Grafen und der Bischof von Bafel stürzten sich ihm nach; aber auch sie wurden von dem Strudel verschlungen. Da warf sich ein andrer Ritter zu Pferd in den Fluß; er fand den Kaiser vom Strome fortgetrieben mit dem Haupte an einem vorstehenden Baume hangen und brachte ihn aus Land. Man wandte alle Mittel an, um den Besinnungslosen wieder ins Leben zurückzurufen; noch einmal schlug er die Augen auf, sprach noch einige Worte zu seinen verzweifelnden Freunden und verschied (10. Juni 1190). Eine grenzenlose Trauer und Verzweiflung herrschte durch das Lager hin; seru von der Heimat, ohne Führer, rings von Feinden umgeben, sahen sie alle ihr Verderben vor Augen. Vier Tage lang klagte man um den Helden und Führer; dann trat der Sohn des Kaisers, Friedrich von Schwaben, der an Stelle seines 1167 zu Rom an der Seuche verstorbenen Vetters (S. 147) das Herzogtum erhalten hatte, unter die Menge und sprach: „Mein Vater ist zwar gestorben; aber faßt euch und seid Männer und nicht schwach,

4. Geschichte des Mittelalters - S. 122

1887 - Leipzig : Teubner
122 Wilhelm der Eroberer 1066—1087. 700 (nach andern sogar auf 3000) Schiffen, mit einem Heere von 60 000 Mann, unter denen sich auch Vasallen des deutschen Königs Heinrich Iv. aus dessen Erlaubnis befanden, nach England hinüber. Als er ans Land sprang, fiel er zu Boden; da rief er, um die unglückliche Vorbedeutung abzuwenden: „Ich fasse das Land mit beiden Händen, das ich mit Gottes Beistand erobere!" Einer seiner Krieger lief zu einer nahen Hütte, zog einen Strohhalm vom Dache und überreichte ihn dem Herzog als ein Zeichen der Besitznahme. Um feinem Heere alle Hoffnung auf Rückkehr zu benehmen, ließ er alle Schiffe durchbohren. Nicht lange nach der Landung wurde bei Hastings zwischen den Normannen und Angelsachsen, zwischen Wilhelm und Harald die Entscheidungsschlacht geschlagen (14. Okt. 1066). Als der Herzog mit seinem Heere zum Sturm anrückte, ritt vor ihm her der Ritter Taillefer, der als Knabe Wasserträger in Wilhelms Hanse gewesen sein soll; er stimmte das Heldenlied von Roland an, welches das ganze Heer mitsang, und warf mehrere blanke Schwerter wiederholt in die Luft, um sie wieder aufzufangen. Plötzlich flog eins der Schwerter einem englischen Bannerträger in die Brust und streckte ihn nieder. Das war der Beginn des Kampfes, der vom Morgen bis in die Nacht hinein dauerte und nach schrecklichem Blutvergießen mit dem Siege der Normannen endete. Harald fiel mit dem größten Teil feiner Edlen. Nach der Schlacht zog Wilhelm nach der Hauptstadt London und ließ sich dort zum König von England krönen. Aber es folgten noch häufige Empörungen der Angelsachsen, die mit größter Härte und Grausamkeit unterdrückt wurden. Fast alle Lehnsgüter kamen an die normannischen Krieger. Die Normannen brachten die französische Sprache mit, und durch Vermischung derselben mit der angelsächsischen ist die englische Sprache entstanden. Wilhelm der Eroberer starb in Frankreich im I. 1087 während eines Krieges mit dem französischen König. Sein Stamm regierte in England bis zum I. 1154, wo das Haus

5. Geschichte des Mittelalters - S. 120

1912 - Frankfurt a. M. [u.a.] : Diesterweg
120 Anbruch der neuen Zeit. In weißer Rüstung, auf weißem Roß ritt Johanna in Orleans ein; durch Tapferkeit und Umsicht befreite sie die Stadt. Den Kriegern erschien sie wie ein Wunder. Eine Hirschkuh, erzählten sie, verriet ihr die Stellung des Feindes, und ihr Lilienbanner umflatterten weiße Schmetterlinge. 3. Glücklich führte sie den König nach Reims zur Krönung. Noch ging sie mit ihm bis vor Paris; aber sie hielt ihre Aufgabe für gelöst. Nach einem mißlungenen Sturm hängte sie Rüstung und Degen über dem Grabe des heiligen Dionysius auf, um heimzukehren zu ihren Herden. Aber man beredete sie zu bleiben. Sie warf sich in eine belagerte Feste. Bei einem Ausfall fingen sie die Burgunder und verkauften sie um 100 000 Livres an die Engländer. Es fand sich ein französischer Bischof, der in Rouen wider sie die Anklage auf Hexerei erhob. Nach einem schmachvollen Verfahren starb das Mädchen gottergeben den Feuertod. 4. Karl Vii. begnadigte alle Widersacher, die zu ihm übertraten, auch den Herzog von Burgund, und entriß den Engländern sein Land bis auf Calais. * * Seine weitere Regierung wurde bedeutsam für die Folgezeit. Am die Ordnung herzustellen, bildete Karl Vii. 15 „Kompanien", jede 100 „Lanzen" zu sechs Mann stark; das war das erste stehende Heer. Er besoldete es regelmäßig aus den Erträgen einer dauernden Steuer. Damit war der Gründ gelegt zur Einheit Frankreichs. 5. Um jene Zeit fiel die Dauphins an Frankreich, dessen Kronprinz seither gewöhnlich Dauphin hieß, wie der englische den Titel „Prinz von Wales" führt. Das „Delphinat" war angeblich nach dem Delphin im Wappen benannt; die hübsche Sage, die den Namen erklären soll, hat Musäus in dem Märchen von Rainald dem Wunderkind ausgesponnen. Unter dem ersten Dauphin zogen 30 000 französische Söldner, die unter einem Grafen Armagnac gegen die Engländer gefochten hatten, nach dem Friedensschluß auf den Ruf Kaiser Friedrichs Iii., der sie gegen die Schweizer gebrauchen wollte, ins linksrheinische Deutschland und hausten dort als schlimme Mordbrenner. Ein Heer von 1500 Basler Bürgern fiel im Heldenkampfe gegen sie bei St. Jakob an der Birs. Darauf gaben sie die Schweiz auf und zogen das Elsaß hinunter. 110 Dörfer standen in Flammen, die Bauern wurden lebendig gebraten oder in Fässern verscharrt. Aber die Straßburger

6. Das Mittelalter - S. 153

1877 - Leipzig : Brandstetter
153 sang dabei das Heldenlied vom Roland und von dem großen Karl und das ganze Normannenheer sang mit. Aber plötzlich fiel auch eines seiner Schwerter nicht wieder in seine Hand und ein englischer Bannerträger, von ihm getroffen, stürzte nieder. Angriff und Abwehr wurde nun gleich heldenmäßig. Das Glück neigte sich auf die Seite der Engländer, die in ihren festen Reihen nicht zu erschüttern waren. Die Normannen wichen, und ein Gerücht, Wilhelm sei gefallen, vermehrte die Unordnung in ihrem Heere. In diesem gefahrvollen Augenblicke bewährte Wilhelm den 9)Zuth, der dem Helden eigen ist. Er stellte sich den Flüchtigen entgegen, riß den Helm ab und rief: „Ich lebe und werde siegen!" Sie standen und folgten ihm auf's Neue gegen den Feind, der wieder in seine vorige Stellung zurückgetrieben wurde. Aber der Angriff auf diese war abermals vergeblich. Da lockte Wilhelm durch verstellte Flucht den Feind hervor und umzingelte dann die übereilt und unvorsichtig Vordringenden. Eine schreckliche Unordnung verbreitete sich durch alle Haufen; sie wichen. Harald's beide Brüder und viele der angesehensten Engländer wurden getödtet und am Ende des Tages hatte Wilhelm den großen und entscheidenden Sieg gewonnen. 6. Wie die Schlacht von Leres ganz Spanien den Arabern überlieferte, ebenso unterwarf die einzige Schlacht von Hastings ganz England den Normannen. Die Engländer waren betäubt, dem Widerstand der Einzelnen fehlte es an Einheit und Nachdruck und durch ihre lange Untertänigkeit unter die Dänen war ihre Anhänglichkeit an das angestammte Regentenhaus geschwächt. Aber auch Wilhelm säumte nicht, alle Früchte des gewonnenen Sieges zu sammeln. Sobald als möglich brach er vom Schlachtfeld auf, unterwarf sich Dover und andere benachbarte Orte; ganz Kent erkannte ihn als König. Von da rückte er gegen London, wohin sich die Reste des geschlagenen Heeres geflüchtet hatten. Seine Annäherung brach alle daselbst gepflogenen Verhandlungen ab. Hohe und Niedere kamen ihm mit Versicherung ihrer Ergebenheit entgegen und baten ihn, den erledigten Thron zu besteigen. Nach einigem Zögern willigte er in ihre Bitten. In der Westminsterabtei erfolgte die Krönung, vollzogen von dem Erzbischof von 2)ork. Alle Anwesenden wurden befragt, ob sie dem Herzog Wilhelm als ihrem neuen König treu sein wollten? Sie bejahten dies mit lauter Stimme. Darauf schwur er selbst, Gerechtigkeit zu handhaben, die Kirche zu schützen und Engländer und Normannen wie ein Volk zu regieren. Das Volk jubelte ihm Beifall zu. Da ereignete sich ein Umstand von übler Vorbedeutung. Die Soldaten, die vor den Kirchenthüren Wache hielten, hörten das Geschrei im Innern der Kirche und bildeten sich ein, das Volk habe sich an ihrem Herzog vergriffen. Augenblicklich fielen sie über dasselbe her und steckten sogleich die benachbarten Häuser in Brand. Schrecken ergriff die Versammelten, überall war Flucht und Verwirrung und Wilhelm selbst konnte nur mit Mühe den Ausruhr stillen.

7. Grundriß der Geschichte des Mittelalters - S. 125

1824 - Bonn : Weber
2. Schottland. Das Aussterben der alten kennethischen Königsfa- tnilie, welche mit Alexander Iii. 1289 erlosch, gab zu heftigen Bürgerkriegen Veranlassung, in welchen tue edlen Häuser Da lisi und Bruce um den Belitz des Thrones kämpften. Diese inneren Unruhcr wußten Eng- lands Kökige Eduard I. und Iii. so glücllich zu be- nutzen, daß Schottland ihr» Herrschaft anerkennen mußte. Doch stellten die Schotten unter ihren Königen aus dem Haufe Stuart die Unabhängigkeit wieder her, da-, nach dem Aussterben des Haules Bruce, mit Robert Stuart, dem Schwestersohne des letzten Königes David, den Thron 1371 bestieg. Unter ihm dauerten die Kriege mit den Engländern fort. . Iv. Italien. 1. Oberitalien. In den großen Städren der Lombardei, welche stch im Kampfe mit den Hohenstaufen die Freiheit errungen hatten, dauerten die Parkheilämpfe der Guelphen und Gibellinen auch während des gegenwärtigen Z itcaumes fort, und erst da wurde es ruhiger, als mächtige Fa- milien diese inneren Gährungen benutzten, um sich zu Obkrherren der Städte aufzuwerfen. Auf diese Weise kamen alle Republiken bis auf Venedig und Genua unter die Bothmäßigkeit einzelner Herren, die dem Na- men nach die Oberherrschaft der Kaiser anerkannten, und sich gewöhnlich von diesen, zur Befistiqung ihrer Macht, zu Reichsvikarien ernennen ließen. So entstand daö Herzogthum Mailand unter den Häusern Vis- conti und Sforza, Mantua unter den Gonzaga, Savoyen aus einem Theile des Königreiches Burgund unter den Nachkommen des Grafen Berthold, eines Abkömmlings von Wittechind, und Ferrara nebst Modena unter dem mit den Guelphen verwandten Hause Este. Venedig. Zu Anfang d. sper. war Venedig in einen schweren Kampf mit Genua verwickelt, der beinahe 130 Jahre (1257 — 1381) dauerte, den Staat dem Untergange

8. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 158

1912 - Langensalza : Beltz
— 158 — knechtisch gesinnten Robert von Bari, sprachen jetzt Konrabm und seine Gefährten frei, welches preiswürdige Benehmen den König indes so wenig zur Mäßigung und Besonnenheit zurückbrachte, daß er vielmehr, in verdoppelter Leidenschaft, jeden Schein von Form und Recht selbst zerstörte und, frech jener einzelnen Knechtsstimme folgend, aus eigener Macht das Todesurteil Über alle Gefangenen aussprach. Rls Konradin diese Nachricht beim Schachspiel erhielt, verlor er die Fassung nicht, sondern benutzte gleich seinen Unglücksgefährten die wenige ihnen gelassene Zeit, um sein Testament zu machen und sich mit Hott durch Beichte und (Bebet auszusöhnen. Unterdes errichtete man in aller Stille das Blutgerüst dicht vor der Stadt, nahe bei dem später sogenannten Neuen Markte und der Kirche der Karmeliter. (Es schien, als sei dieser (Drt boshaft ausgewählt worden, um Konradin alle Herrlichkeit seines Reiches vor dem Tode noch einmal zu zeigen. Die Wogen des hier so schönen als friedlichen Meeres dringen nämlich bis dahin, und der diesen herrlichsten aller Meerbusen einschließende Zauberkreis von portici, Tastellamare, Sorrento und Massa stellt sich, durch den blendenden Glanz südlich reiner Lüfte noch verklärt, dem erstaunten Beobachter dar. Ruf furchtbare Mächte der Natur deutet jedoch das zur Linken sich erhebende schwarze Haupt des Vesuvs, und rechts begrenzen den Gesichtskreis die schroffen, zackigen Felsen der Insel Capri, wo einst Tiberius, ein würdiger Genosse Karls von Rnjou, frevelte. Rm 29. Oktober 1268, zwei Monate nach der Schlacht bei Scurcola, wurden die verurteilten zum Richtplatze geführt, wo der Henker mit bloßen Füßen und aufgestreifelten firmeln schon ihrer wartete. Nachdem König Karl in dem Fenster einer benachbarten Burg einen angeblichen Ehrenplatz eingenommen hatte, sprach Robert von Bari, jener ungerechte Richter, auf dessen Befehl: „versammelte Männer! Dieser Konradirt, Konrads Sohn, kam aus Deutschland, um als ein Verführer seines Volks fremde Saaten zu ernten und mit Unrecht rechtmäßige Herrscher anzugreifen. Rnfangs siegte er durch Zufall, dann aber wurde durch des Königs Tüchtigkeit der Sieger zum Besiegten, und der, welcher sich durch kein Gesetz für gebunden hielt, wird jetzt gebunden vor das Gericht des Königs geführt, welches er zu vernichten trachtete. Dafür wird, mit (Erlaubnis der Geistlichen und nach dem Rate der Weisen und Gesetzesverständigen, über ihn und seine Mitschuldigen als Räuber, (Empörer, Ruftviegler, Verräter das Todesurteil gesprochen und, damit keine weitere Gefahr entstehe, auch sogleich vor aller Rügen vollzogen." Rls die Gegenwärtigen dies sie größtenteils überraschende Urteil hörten, entstand ein dumpfes Gemurmel, welches die lebhafte Bewegung der Gemüter verkündete,- alle aber beherrschte die Furcht, und nur Graf Robert von Flandern, des Königs eigener Schwiegersohn, ein so schöner als edler Mann, sprang, seinem gerechten Zorn freien Lauf lassend, hervor und sprach zu Robert von Bari: „Wie darfst du, frecher, ungerechter Schurke, einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurteilen ?" — und zu gleicher Zeit traf er ihn mit feinem Schwerte dergestalt, daß er für tot hinweggetragen wurde. Der König verbiß feinen Zorn, als er sah, daß die französischen Ritter des Grafen Tat billigten; — das Urteil aber blieb ungeändert! hierauf bat Konradin, daß man ihm noch einmal das Edort verstatte, und sprach mit großer Fassung: „vor Gott habe ich als

9. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters - S. 127

1865 - Langensalza : Beyer
127 Schlacht zu überlassen. Allein Harold achtete nicht ans den Rath seines Bruders. Es kam zu Hastings zu einer blutigen Schlacht, welche von früh bis zum Abende bauerte. Von beiden Seiten wurde mit der größten Verzweiflung gefachten, und selbst als Harold m einen Hinterhalt gelockt wurde, gelaug es ihm, von Neuem seine Schaaren ju sammeln. Da wurde er von einer Lanze tief in das Auge getroffen und fiel bald darauf todt vom Pferde. Mit ihm starben seine beiden tapfern Brüder. Jetzt erst flohen die Engländer, und Wilhelm war Sieger. Schon früher hatte er gelobt, wenn ihm Gott den Sieg verleihe, so wolle er auf dem Schlachtfelde eine Abtei gründen. Das ge- schah jetzt und die Stiftung wurde die Schla chtab tei genannt. Um sich England ganz zu unterwerfen, verwüstete und plünderte Wilhelm einen großen Theil des Landes, und dadurch muthlos gemacht, erschien endlich der Erzbischof von Canterbury mit einer Menge Geistlicher und die Stellvertreter des Volkes im Zelte des Königs und unterwarfen sich. Zwar war noch ein Sohn von dem alten sächsischen Königshause, Edgar Adeling, vor- handen; allein, da er ein Schwächling war, so wurde er weiter nicht berücksichtigt. Den 26. December 1066 wurde Wilhelm in der Westminster- abtei von. Aldred, dem Erzbischöfe von Pork, gekrönt. Anfangs regierte er mit vieler Gerechtigkeit und Mäßigung, aber sehr bald sing er au, meinend, sich dadurch seine Herrschaft zu befestigen, seine Unterthanen zu drücken. Dadurch entstanden aber Auf- stände, und er ließ zahllose Massen seiner Unterthanen, besonders in Northumberland, erbarmungslos niederhauen, ltnb ihr Land in eine Einöde verwandeln. Um die Unterwerfung zu vollenden, führte er normännische Sitten und die normännische Sprache ein, nahm dem eingebornen Adel Ansehn und Macht, vertheilte das Land unter seine land- und geldgierigen Barone, und förderte die Verbindung derselben mit altenglischen Erbinnen. Seine Gesetze, besonders die von der Jagd, waren den dra- konischen sehr ähnlich. Dadurch wurde zwar bei dem englischen Volke jedes Freiheitsgefühl erstickt, eine wahre Ruhe und eine befestigte Regierung erreichte Wilhelm aber nicht. So lange er lebte, hatte er mit Empörung zu kämpfen; diese brach besonders

10. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der Geschichte des Mittelalters - S. 167

1865 - Langensalza : Beyer
107 Sucht nach Abenteuern, und ein unbegrenzter Ehrgeiz, sich gegen den berühmten Sultan Saladin auszuzeichnen, trieb ihn dazu. Auch läßt sich aunehmen, daß der schlaue und staatskluge fran- zösische König Philipp August es nicht an eindringlichen Wor- ten^ fehlen ließ, um ihn zu diesem Schritte 31t bewegen, weil, wenn Richard zurückblieb, er sein Land nicht für sicher hielt. Nehmen wir noch dazu, daß das heilige Land damals wieder in die Hände der Türken gerathen war, und daß es der damalige Papst Clemens Iii. nicht an feurigen Aufforderungen an Frie- drich Barbarossa, Richard und Philipp August fehlen ließ, das Kreuz zu nehmen, so dürfe». wir uns über den Entschluß des eng- lischen Königs nicht wundern. Ehe wir Richard auf dem Wege in das heilige Land folgen, müssen wir erst die Mittel anfehren, die er auwendete, um sein Land zu beruhigen, und die Qnellen Nachweisen, die er eröffnete, um die nöthigeu Summen zu seiner Unternehmung zu erhalten. Seine Freunde, welche sich früher mit ihm gegen seinen Vater empört hatten, bestrafte er, damit sie nicht dasselbe an ihm ver- suchten. Den Schatzmeister seines Vaters, den er wegen unter- schlagener Summen im Verdacht hatte, ließ er in Ketten legen und in's Gefängniß werfen, und nicht eher auf freien Fuß setzen, bis er nicht allein den ganzen Kronschatz, sondern auch sein gan- zes Privateigenthum den gierigen Händen des Königs übergeben hatte. Seine Krönung zu Westminster zeichnete sich durch besondere Pracht aus, und Richard hatte befohlen, daß die Juden bei dieser Feierlichkeit nicht zugegen sein sollten. Da aber diese ihre Huldigung durch werthvolle Geschenke zu erkennen geben wollten, so glaubten sie Nichts zu befürchten, wenn sie sich dem allgemeinen Zuge auschlössen, besonders da sich nur einige der- selben mit ihren Geschenken bis in die Halle des Krönungsorts wagten, die andern aber in ehrerbietiger Ferne blieben. Da ent- stand auf einmal ein Aufstand unter dem Pöbel, der hier die beste Gelegenheit zur Plünderung fand, und sehr bald verbreitete sich das Gerücht, der König habe befohlen, alle Juden zu tödten. Jetzt wälzte sich die Menge lawinenartig durch die engen Stra- ßen der Stadt, und ermordete alle Juden auf ihrem Wege. Als die Straßen ihrer Mordlust Nichts mehr darboten, stürzten sie
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