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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 43

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich Iii. 1039—1056. Heinrich Iv. 1056—1106. 43 nach der Burg Giebichenstein bei Halle gebracht. Jedoch erhielt er auf Fürsprache seiner Mutter, der Kaiserin Gisela, die Freiheit wieder; ja, er sollte sein Herzogtum zurückbekommen, wenn er sich entschlösse, seinen geächteten Freund Werner von Kibnrg, der am Aufstande teilgenommen und die Waffen noch nicht niedergelegt hatte, zu bekämpfen. Dessen aber weigerte er sich. Lieber ertrug er an des Freundes Seite Acht und Bann; gegen die Mannen des Kaisers kämpfend, fiel er, ein Beispiel deutscher Freundestreue, mit ihm zusammen im Schwarzwalde. Im Jahre 1039 starb Konrad und wurde in dem Dom zu Speier,i039. Dessen Bau er begonnen hatte, beigesetzt. Heinrich Iii. 1039-1056. § 45. Heinrich Iii. war ebenso tatkräftigen und herrischen Charakters wie sein Vater; doch unterschied er sich darin von ihm, daß er mehr Sinn für die Kirche und für eine sittliche Erneuerung der Geistlichkeit hatte. Im Jahre 1046 zog er nach Rom, setzte drei miteinander um die Die Kirche, höchste geistliche Würde streitende Päpste ab und ernannte einen deutschen Bischof zum Papst, dem nach seinem Tode drei andere deutsche Päpste folgten. Er war bestrebt, einen allgemeinen Landfrieden aufzurichten; in öffentlicher Versammlung verzieh er seinen Feinden und forderte das gleiche von den Anwesenden. Aber es fehlte unter seiner Regierung nicht an Ans-2"Uere^ ständen. Nach außen sind seine Kriege mit den östlich von Deutschland Kriege, wohnenden Völkern von Wichtigkeit; nicht nur die Wenden und Böhmen, sondern zeitweise auch die Ungarn erkannten seine Herrschaft an. Leider starb dieser gewaltige Herrscher in frühen Jahren auf einer Pfalz im Harz. In gefahrvoller Zeit folgte ihm ein sechsjähriges Kind. 1056. Heinrich Iv. 1056-1106. § 46. Die Zeit der Vormundschaft. Für den jungen Heinrich Iv. Agnes, führte seine Mutter, die Kaiserin Agnes von Poitou, die Regierung, ■eine fromme Frau, die aber den wachsenden Ansprüchen der großen Vasallen nicht tatkräftig genug gegenübertrat. Unter der Leitung des Erzbischofs Anno von Köln, eines Mannes von hoher Sittenstrenge, zugleich aber Anno und Don großem Ehrgeiz, bildete sich eine Verschwörung von Fürsten und hohen 9tbai6ert' Geistlichen; und als die Kaiserin auf der Pfalz Kaiserswerth bei dem heutigen Düsseldorf Hos hielt, wurde der königliche Knabe auf ein Schiff gelockt und nach Köln entführt. Seitdem führten Bischöfe die Regte-

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 47

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Heinrich V. 1106 — 1125. 47 (f. § 52). Ja, auch die eigene Familie blieb dem Kaiser nicht treu. Sein ältester Sohn Konrad, den der Vater schon zum König hatte krönen lassen, ließ sich, während Heinrich auf einem zweiten Zuge in Italien weilte, dort von der päpstlichen Partei verführen und fiel ab; er war der erste deutsche König, der dem Papste den Steigbügel hielt. Er starb später in Italien. Der Kaiser aber, durch Leiden zu einer hoheitsvollen Milde und Heimich^iv. Versöhnlichkeit gereift, setzte in seinen letzten Lebensjahren alle Kraft satter, daran, dem von Krieg und Fehde zerrütteten Deutschland den Frieden wiederzugeben. Er verkündete einen allgemeinen Landfrieden, suchte die Bauern und das aufblühende Bürgertum in den Städten zu schützen und die Landstraßen vor Wegelagerern zu sichern und trat dem trotzigen, fehdelustigen Adel entgegen. Mehr und mehr fand er Anerkennung; nur die Kirche verharrte in ihrer Feindschaft. Da mußte es der Kaiser erleben, daß auch sein zweiter Sohn, rich, den er nach Konrads Absetzung zum König hatte krönen lassen, ihm untreu wurde. Im Jahre 1105 erhob er sich gegen den Vater, auf die Mißstimmung des niederen Adels und die Bundesgenossenschaft der Kirche bauend. Wieder waren es die Städte, die dem Kaiser treu blieben. Da gelang es dem Sohne durch die schnöde Vorspiegelung, er wolle sich unterwerfen, den Vater zu betrügen; er nahm ihn verräterisch gefangen und zwang ihn zu Ingelheim der Krone zu entsagen. Aber der Kaiser entfloh; er begab sich nach Lüttich zu dem ihm treu gebliebenen Bischof. Der Bürgerkrieg drohte von neuem auszubrechen; da starb Kaiser Heinrich, erst 56 Jahre alt. Heinrich iv. Sein Sarg stand, da er im Banne gestorben war, noch jahrelang 1106. auf uh geweihtem Boden, bis er in dem Dome zu Spei er, der Grabeskirche der fränkischen Kaiser, die Ruhe fand. Heinrich V. 1106—1125. § 50. Heinrich Y. war ein tatkräftiger, aber auch rücksichtslos harter, von niemand geliebter Fürst. Mit Hilfe der Kirche war er emporgekommen; aber die Kirche hat nicht weniger als die Fürsten seine harte Hand verspürt. Sobald es ihm die deutschen Verhältnisse erlaubten, zog er nach Italien und ertrotzte von dem Papste die Kaiserkrönung. Bald »aiser-aber brach ein Aufstand der deutsche» Fürsten aus; ihr Führer war der Herzog Lothar von Sachsen. Ein neuer Papst verhängte über den Kaiser den Bann. So wurde Deutschland wiederum von Zwietracht zerrissen.

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 59

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Friedrich Ii. 1215 — 1250. 59 Sein Leben ist erfüllt von schweren Kämpfen mit dem Papsttum. Er hatte bei der Kaiserkrönung versprochen, einen Kreuzzug zu unternehmen. Aber mit anderen Regierungssorgen beschäftigt, verschob er dessen Ausführung von Jahr zu Jahr. 1227 endlich versammelte er ein Kreuzheer in Apulien. Da brach eine Pest aus, an der auch Landgraf Ludwig von Thüringen, der Gemahl der heiligen Elisabeth, starb; und der Kaiser schob den Plan von neuem auf. Jetzt wurde er von dem greisen, aber leidenschaftlichen Papste Gregor Ix. mit dem Banne belegt. Trotzdem trat^Wnfter Friedrich im nächsten Jahre den Kreuzzug an. Er landete an der Küste von 1228 bis Palästina, und es gelang ihm, mit dem Sultan von Ägypten einen Vertrag 1229■ abzuschließen, durch welchen Jerusalem und die andren heiligen Stätten ihm abgetreten wurden. So zog er denn in die heilige Stadt ein; und obwohl der Patriarch das Interdikt über sie aussprach und alle geistlichen Handlungen, Gottesdienst, Glockenläuten verbot, setzte er sich selbst in der Kirche des heiligen Grabes die Krone von Jerusalem aufs Haupt. Zurückgekehrt, schloß er mit dem Papste Frieden und wurde vom Banne gelöst. Es folgten einige Friedensjahre, in denen sich der Kaiser der Verwaltung seiner unteritalischen Lande zu widmen vermochte. Für diese hat er Außerordentliches geleistet. In Deutschland dagegen ist er nur noch selten gewesen. Während er in Unteritalien einen starken, geschlossenen Staat begründete, trat er in Deutschland der wachsenden Zersplitterung nicht entgegen; vielmehr hat gerade er die deutschen Fürsten als Landesherren anerkannt. § 63. Friedrichs Kampf mit den Lombarden und dem Papste. Da entstand gegen Friedrich eine Empörung unter den lombardischen Städten. Bald schloß sich Papst Gregor Ix. seinen Gegnern an und ^anmu<| bannte ihn, indem er ihn wegen Unglaubens, wegen seines Verkehrs mit Mohammedanern und heimlicher Ketzerei mit Vorwürfen überhäufte. So folgte ein neuer Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum, der dritte der gewaltigen Zusammenstöße beider Weltmächte. In diesem hatte das Papsttum eine starke Hilfe an den vor kurzem gegründeten Bettelmönchsorden der Franziskaner und Dominikaner, welche ihre Aufgabe darin sahen, unter dem niederen Volke Seelsorge zu treiben, ihm zu predigen und die Beichte abzunehmen, und schnell großen Einfluß gewannen. Während Papst und Kaiser in Italien einander gegenüberstanden, wurde Einfall^der die deutsche Ostmark von einer furchtbaren Gefahr bedroht. Die Mongolen 1241. halten unter dem Dschingiskhan, d. H. dem großen Fürsten, weite Gebiete

4. Das Mittelalter - S. 171

1893 - Leipzig : Dürr
— 171 — sich endlich entschließen, den Sturm durch mildere Maßregeln zu be- sd)wichtigeu. Der Papst versprach nach längerem Sträuben, ein neues Konzil zusammen zu berufen, es wurde 1431 in Basel eröffnet. Prokop der Große erschien selbst und stellte seine Forderungen. Wenn diese aud) nicht alle in Erfüllung gingen, so wurde den Hnsiten doch der Kelch beim Abendmahle und die freie Predigt in der Landessprache zugestanden. Die Kalixtiner gaben sich zufrieden, damit war viel gewonnen. Sie kehrten ihre Waffen nun gegen die Taboriten und schlugen sie bei Böhmisch-Brod so, daß sie Hinsort vom Kriegsschauplätze abtreten mußten. Im Jahre 1436 hielt der König seinen Einzug in Prag. Als Sigmund Herr von Böhmen geworden war, verlor er bald das Interesse an den Angelegenheiten des Reichs. Er hatte schlimme Erfahrungen gemacht. Wie hatte er sich bemüht, das Konzil zu Konstanz nach seinem Willen zu lenken, und wie wenig hatte er erreicht! Die Kircheureform, die er so sehr wünschte, war an dem Widerstände der romanischen Völker gescheitert, und die Untersuchung der böhmischen Neuerungen hatte ihm nur einen schweren Krieg eingetragen, bei dem ihn das Reich im Stich ließ. Zum Trost und als eine kleine Entschädigung sür so viel Enttäuschung hatte er sich noch die Kaiserkrone in Rom geholt, 1433. Nun versuchte er es noch einmal, dem Reiche unter Mithilfe der Fürsten eine Verfassung zu geben; als auch dies mißlang, zog er sid) nach Böhmen zurück. Er starb 1437. 2. Laöslurgische Kaiser. 1. Albrecht Ii. (1438—1439). Nach Sigmunds Tode vereinigte Herzog Albrecht von Östreich die habsburgischen und luxemburgischen Länder in einer Hand. Da blieb denn nun freilich den Kurfürsten keine Wahl, sie hatten nur zu bestätigen, daß kein anderer König sein könne, als der mächtigste der Fürsten, und auch der Kaisertitel brauchte nicht erst in Rom erworben zu werden. Albrecht Ii. war ein willensstarker, thatkräftiger Mann, allein es war ihm nicht bestimmt, die Geschicke des Reiches zu leiten! schon nach l1/2 Jahren sank er, 42 Jahre alt, ins Grab; in Ungarn,' wohin er gegangen war, um die Türken zu vertreiben, ergriff ihn die Ruhr und er erlag der Krankheit im Jahre 1439. Pfalz, Geschichte. Ii.

5. Das Mittelalter - S. 180

1893 - Leipzig : Dürr
I — 180 — gerichte, dem auch unabhängige Bauern als Beisitzer angehörten, daher viel die Rede ist von Freistuhl, Freigrasen, Freischöffen, war es während des Raubritterunwesens zu einem geheimen Richterkollegium unter der Oberaufsicht des Erzbischofs von Köln geworden, das Friedbrecher und Gottlose aus dem ganzen Reich vor sein Tribunal lud und die Schuldigen mit dem Tode durch den Strang bestrafte. Wegen maßloser Willkür war es bei den Fürsten und den Städten verhaßt. Im Jahre 1519 starb Kaiser Maximilian. Die neue Zeit war schon angebrochen, die noch größere Ausgaben stellte, als alle, welche er nicht hatte bewältigen können. 3. I>ie übrigen Länder Europas. So lange das deutsche Reich existierte, hatte es natürlich Beziehungen zu den Nachbarländern gehabt, nur mit dem Unterschiede, daß die Kaiser bis zum Interregnum die Oberlehnshoheit über Frankreich, Italien, England, ja man kann sagen, über ganz Europa als ein Vorrecht ihrer Krone forderten, nach dem Interregnum aber davon absehen mußten, weil alle diese Staaten ihre Selbständigkeit sehr entschieden zum Ausdruck brachten. Kaum vermochten die Luxemburger und Habsburger die Rechte des Reichs in Italien, im Arelat, in den Niederlanden, in der Schweiz noch dem Namen nach festzuhalten, von Steuern, Heeresfolge und anderen Lehns- oder Unterthanenpflichten war längst keine Rede mehr. Dagegen schlossen die deutschen Kaiser oft Bündnisse mit den Königen von Frankreich oder England, um sich deren Hilfe gegen ihre Gegner im Reich zu sichern. Zwischen Deutschland und Frankreich bestand eine Spannung, die immer zunahm, weil die französischen Herrscher seit Philipp (Iv.) dem Schönen sich durch Eroberungslust bemerkbar machten. Schon unter Ludwig dem Bayer drängten die Kurfürsten zu einem großen Kriege gegen Frankreich, dessen König Philipp Vi. die Aussöhnung des Kaisers mit dem Papste hintertrieb. Damals trat aber der englisch-sranzö-sische Erbfolgekrieg dazwischen, der Frankreichs Einfluß auf Deutschland für längere Zeit aufhob. Die Kapetiuger hatten in gerader Linie bis ins 14. Jahrhundert regiert. Aber das Verhängnis wollte, daß alle drei Söhne Philipps Iv., die nacheinander den Thron bestiegen, starben, ohne Söhne zu hinterlassen. Philipp (Vi.) von Valois, einer Seitenlinie der Kapetiuger, machte Ansprüche auf die Nachfolge, sie wurde ihm jedoch von dem englischen

6. Das Mittelalter - S. 116

1893 - Leipzig : Dürr
— 116 — Heinrich des Soweit Hand gelegt hätte, ja er war zu der Überzeugung gelangt, daß überhaupt kein einzelner Fürst so mächtig werden dürfe, denn was sollte aus dem Reiche werden, wenn ein solcher Landesherr, wie der Welse es gethan hatte, die Heresfolge versagte! Doch trug er sich nicht mit Racheplänen gegen Heinrich, dessen große Verdienste er zu schätzen wußte. Aber dieser merkwürdige, eigensinnige und gewalt-thätige Fürst hatte so viele Feinde, daß er schon verloren war, wenn der Kaiser ihm seinen besonderen Schutz entzog. Die Erzbischöfe von Magdeburg und Bremen, die Markgrafen von Brandenburg und Meißen, der Landgraf von Thüringen und andere klagten über seine Eingriffe in ihre Besitzungen und Rechte. Albrecht der Bär freilich, sein stärkster Gegner, war 1170 gestorben, aber er hinterließ fünf Söhne, die sich in das Erbe geteilt hatten und von dem Sachsenherzoge deshalb um so mehr zu leiden hatten. Friedrich brauchte nur diese Klagen anzuhören und seines Richteramtes zu warten, so geriet Heinrich der Löwe in eine schlimme Lage. Ein Streit mit dem Bischof von Halberstadt gab den ersten Anlaß zur Einmischung des Kaisers. Heinrich der Löwe wurde vorgeladen, erschien aber nicht, die Vorladung wurde mehrmals wiederholt, aber vergebens, neue Beschwerden kamen hinzu, und so konnte es nicht ausbleiben, daß er in die Acht erklärt und seiner beiden Herzogtümer entsetzt wurde. Dies geschah im Jahre 1180 zu Würzburg. Nun fielen alle Feinde über ihn her, und er beging sogar noch die Unvorsichtigkeit, sich mit seinen Freunden, den Grasen Adolf von Holstein und von Ratzeburg, zu verfeinden. Trotzdem wehrte er sich recht wie ein Löwe. Mehrmals trug er etuett entscheidenden Sieg über seine Feinde davon, aber da keine Hilse von außen kam, mußte er der Übermacht weichen. Vergebens hoffte er, daß wenigstens sein Schwiegervater, der König von England, und sein Schwiegersohn, der König von Dänemark, ihm zu Hilfe kommen würden. Als endlich der Kaiser- selbst mit dem Reichsheere anrückte, war er ohnmächtig. Seiner heuen Stadt Lübeck, die am längsten aushielt, riet er selbst, sich zu ergeben, dann unterwarf er sich dem Kaiser zu Erfurt. Der kaiserliche Spruch war mild. Zwar verlor er seine beide Herzogtümer, auch mußte er schwören, in die Verbannung zu gehen und ohne die Erlaubnis des Kaisers nicht zurückzukehren, aber ihm und seiner Familie verblieben doch seine Hausgüter, die braunschweigischen und lüneburgischen Lande. Im Jahr 1181 schiffte sich Heinrich der Löwe mit seiner Gemahlin und seinen Söhnen nach England ein. Schon vorher hatte der Kaiser über die erledigten Herzogtümer verfügt. Sachsen wurde zerstückelt. Der Hauptteil, Westfalen, fiel an das Erzstift Köln, den Rest, Lauenburg und das Wittenbergische Land, ließ sich Bernhard von Askanien

7. Das Mittelalter - S. 43

1893 - Leipzig : Dürr
— 43 — die äußeren Feinde anzusehen. Die Könige sanken allmählich zu bloßen Schatten- und Namensfürsten hinab, und da sie infolge von Ausschweifungen und Hofintriguen meist kein hohes Alter erreichten, so saßen auf den Thronen der Teilreiche Austrasieu, Neustrien, Burgund und Aquitanien (von der Loire bis zu den Pyrenäen) fast nur junge, unerfahrene und unselbständige Männer. Wenn sie am 1. März auf einem mit Ochsen bespannten Wagen hinaus aus das Mars- oder Märzfeld zur Volksversammlung fuhren, so wurde auch dieser Ehrentag für sie mehr eine Qual als eine Auszeichnung, denn das Volk sah mit mehr Vertrauen auf den gewaltigen Hausmeier, der nebenher ritt, als aus den bleichen königlichen Jüngling, der auf dem Wagen faß. Durch Macht und Ansehen zeichnete sich vor allen der Majordom von Austrasieu Pippin der Ältere aus. Sein Enkel Pippin der Mittlere besiegte 687 in der Schlacht bei Testri (bei St. Quentin) den Majordom von Neustrien und dehnte damit seine Gewalt über das ganze Frankenreich aus. Noch Größeres war seinem Sohne Karl vorbehalten, der sich durch seine Tapferkeit den Beinamen Martell, d. h. Hammer, erwarb. Er ward der Retter der christlichen Kultur in Europa, indem er den Islam aufhielt. Den Mauren erschienen die Pyrenäen nicht als ein unüberfteigliches Hindernis. Nach mehreren glücklichen Streifzügen ins Garonne- und Rhonethal besetzten sie Narbonne, und int Jahre 732 drang Ab der am an, der Statthalter von Spanien, mit einem großen Heere in das Land der Franken ein. Aber Karl Martell hatte den Heerbann des ganzen Reiches aufgeboten und stellte sich aus der Ebene zwischen Tours und Poitiers zur Wehr. Sechs Tage lang prüften die Heere ihre Kraft in kleineren Scharmützeln, am siebenten entwickelte sich die entscheidende Schlacht. Abderaman fiel, die Araber wurden vollständig geschlagen und gingen nach Spanien zurück. Die Schlacht bei Tours und Poitiers ist eins der größten geschichtlichen Ereignisse; durch sie ist der Sieg des Christentums über den Islam ein vollständiger geworden, durch sie haben sich die Pipptnidcn die Herrschaft im Abendlande gesichert. Karl Martell eroberte noch das Friesenland und tierhalf dort dem Ehristentume zum Siege über das Heidentum, auch Aquitanien knüpfte er fester an das Frankenreich, dann starb er, gefürchtet und geehrt, wie keiner vor ihm, im Jahre 741. 2. Bonifacius. Unterdessen durchzogen fromme, glaubenseifrige Missionare aus Irland und England rastlos die germanischen Gaue, predigten das Christentum und gründeten Klöster, welche bald die Pslegestätten einer höheren Kultur und Wissenschaft wurden. Der bedeutendste von allen Pfalz, Geschichte. Ii. 4

8. Das Mittelalter - S. 7

1893 - Leipzig : Dürr
Eroberung in den Besitz eines Stammes übergingen. Endlich arbeiteten aus den Hosen der Freien und Edlen schon leibeigene Knechte, Sklaven. Der Freie baute den Acker, der Edle ließ ihn bauen, seine Hauptbeschäftigungen waren Jagd und Krieg. Aber auch dem Gememsreien war der Krieg Ehrensache. Und wenn der Heerbann aufbrach, sei es um Eroberungen zu machen oder feindliche Angriffe abzuwehren, blieben sogar die Weiber nicht zurück. Von der Wagenburg aus ermutigten sie die Kämpfenden und suchten, wenn die Schlacht mit blutiger Niederlage endete, freiwillig den Tod, um nicht der Gefangenschaft anheimzufallen. Besonders zahlreich waren die Frauen im Gefolge, wenn von übervölkerten Stämmen sich die unternehmenden jungen Männer ablösten und, zu einem starken Heere vereinigt, auszogeu, um sich in der Ferne Land zu erobern, wie die Cimbern und Teutonen, die 113 v. Chr. an den Grenzen des römischen Reiches erschienen. Die Frauen waren hochangesehen, man beachtete ihren Rat und schrieb ihnen eine prophetische Gabe zu. Bewaffnung und Kampfweise der Krieger waren noch einfach. Die jungen Helden legten am liebsten das Oberkleid ab und stürzten mit nackter Brust den Feinden entgegen. Die Hauptwaffe war ein Speer mit kurzem Eisen (die Frame), mit welchem man ebensogern nach dem Gegner warf als stach, die Rüstung vertrat ein hoher Schild von Holz und Weidengeflecht. In den Schlacht-hansen waren Reiter und Fußvolk gemischt, der Ansturm war heftig, aber die Ausdauer nicht groß. Hitze und Staub vermochten die Germanen nicht lange zu ertragen. Im Frieden behaupteten die Freien ihre Rechte als Staatsbürger bei den Volksversammlungen und Gerichtssitzungen. Wenn es es irgend anging, fanden diese öffentlichen Verhandlungen im Freien statt. Die Volksversammlungen wurden von dem Könige oder dessen Stellvertreter geleitet, sonst gab es keinen Unterschied des Platzes oder der Abstimmung. Alle Freien erschienen bewaffnet und setzten sich, wohin sie wollten. Beratungen über Krieg und Frieden, über Verträge oder Gesandtschaften, sowie die Wahl der Obrigkeiten waren die Obliegenheiten der Volksversammlung. Nachdem der Priester Ruhe geboten hatte, brachte der Vorsitzende die Angelegenheit, um die es sich handelte, zur Sprache. Wurde eine Meinung ausgesprochen, fo gaben die Versammelten ihren Beifall durch Zusammenschlagen der Speere, ihre Mißbilligung durch Murren kund. Bei Gericht bildeten die Freien als Schöffen den Umstand, welcher das Urteil fand, der Graf verwaltete das Richteramt. Die Walstatt, wo Gericht gehalten wurde, war meist ein freier Platz um einen Baum oder Stein, und auf Steinen saßen, die das Recht zu suchen hatten. Der Kläger

9. Das Mittelalter - S. 161

1893 - Leipzig : Dürr
— 161 — stimmung. Mord, Brand, Plünderung und Mißhandlung begleiteten diese Verfolgungen; man gab vor, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, und entzündete so den Haß des Volkes gegen die Fremden, welche die beste Gelegenheit gehabt hatten, das baare Geld an sich zu ziehen. Während die Unsicherheit des Lebens die Gewissenlosen zum Verbrechen fortriß, trieb sie die Gewissenhaften zu außerordentlichen Bußübungen an. Es thaten sich, zuerst in Östreich, die Geißlergesellschaften zusammen. Männer und Frauen wanderten, geistliche Llieder singend und sich den Rücken mit Ruten peitschend, von Ort zu Ort. Ihr Beispiel fand Nachahmung, nene Büßerscharen tauchten auf, und so verbreitete sich das Unwesen über ganz Deutschland und bis nach Südfrankreich. Da die Geißler oder Flagellanten auch zu dem Judenmord aufreizten, so waren sie gefährlich, die Geistlichkeit bekämpfte ihr Treiben, viele Städte schlossen vor ihnen die Thore, und im Herbst 1349 verbot eine päpstliche Bulle diese Fahrten gänzlich. Unterdessen war der Schwarze Tod wirklich über Deutschland hereingebrochen. Viele Tausende von Menschen starben, in den engen, von Festungswerken eingeschnürten, übervölkerten Städten wütete die Seuche am furchtbarsten, die Unreinlichkeit der Straßen und die dumpfe Lust in den niedrigen Wohnränmen beförderte jedenfalls ihre Wirksamkeit beträchtlich. Merkwürdigerweise blieben Böhmen, Schlesien und Polen fast ganz verschont — zur großen Beruhigung des Königs, der den Vorgängen im Reich ziemlich kühl gegenüber stand. Die Krankheit, die das Jahr 1348 zu einem wahren Unglücksjahre gemacht hatte, erlosch allmählich, indem die Lungenentzündung wegfiel und nur noch die Pest eine Zeit lang fortdauerte. Freilich kehrte sie in dieser Forni bis tief in die neuere Zeit herein oft wieder. Eine nachhaltige Schädigung hat das deutsche Volk durch den Schwarzen Tod nicht erlitten. Als die Not vorbei war, „machten sich die Leute neue Kleider und sangen neue Lieder," wie ein alter Chronist sagt, und auch die Städte waren in ihrer Entwickelung zur höchsten Blüte nicht aufgehalten worden. Nachdem Karl Iv. in seinen Erblanden alles gethan hatte, was ihm zur Hebung des Wohlstandes nötig erschien, suchte er, soweit seine Macht reichte, d. h. soweit die Fürsten nichts dagegen hatten, den Landfrieden wieder herzustellen. Besonders begünstigte er die Landfriedensbündnisse, die zwischen einzelnen Fürsten zur Bekämpfung des Fehdenwesens errichtet wurden. Wo es anging, setzte er einen Landfriedensrichter ein, der die streitigen Fälle schlichten sollte. Dann zog er nach Italien, um sich die Kaiserkrone zu holen. Bei diesem Zuge dachte er nicht im entferntesten daran, kaiserliche Rechte geltend

10. Das Mittelalter - S. 172

1893 - Leipzig : Dürr
— 172 — 2. Friedrich Ui. (1439—1493). Auch von seinem Bruder und Nachfolger Friedrich Hj. (vorher Herzog von Steiermark) ist wenig zu sagen, obgleich er lange regiert hat. In 27 Jahren ist er nicht einmal auf einem Reichstage erschienen, und für die seltenen Blumen in seinen Gärten trug er mehr Sorge als für die fruchtlosen Verhandlungen mit den Reichsfürsten. Er war stillen, schwerfälligen Wesens, am liebsten erledigte er seine Geschäfte schriftlich. Das Beste an ihm war, daß er die königlichen Rechte wenigstens nicht aufgab, sondern gegen jede Schmälerung derselben protestierte. Ein Kriegsheld war er nicht. Als er damit umging, die habsburgische Herrschaft in der Schweiz, namentlich in Zürich wiederherzustellen, mietete er Söldnertruppen, die der französische König gern los sein wollte, weil sie nicht mehr gebraucht wurden und sich zucht- und herrenlos im Lande herumtrieben. Ter Erbprinz (Dauphin) Ludwig führte die Armagnacs, so hießen die Söldner — das Volk nannte sie „Arme Gecken" —, gegen die Schweizer und besiegte die Eidgenossen an der Birs. Anstatt aber seine Überlegenheit zum Nutzen des Königs weiter zu verwenden, ging er nach dem Elsaß zurück und hauste dort mit seiner beinahe 60 000 Mann starken Räuberbande so entsetzlich, daß sich die Reichsstände darüber bitter beklagten. Es kostete Friedrich große Mühe, die Armagnacs ans dem Elsaß zu entfernen. Auch in den Erblanden konnte er ein einheitliches Regiment nicht aufrichten. In Böhmen und Ungarn entstand Streit über die Nachfolge in der Regierung. Der nächste Erbe war Ladislaus, der Sohn König Albrechts Ii., ein Kind, dessen Vormund Friedrich in. war. Da aber Friedrich den Knaben nicht, wie die Böhmen es wünschten, in Prag erziehen ließ, sondern bei sich behielt, fo fetzten diese einen czechischen Edlen, Georg Podiebrad, als Gubernator mit königlicher Gewalt ein, und in Ungarn gelangte ein walachischer Ritter, Johann Hunyady, zur höchsten Gewalt. Zwar tarn Ladislaus, nachdem er mündig geworden war, zunächst in Ungarn zur Regierung, starb aber bald darauf, und die Erbfolgestreitigkeiten begannen von neuem. Endlich erwählten die Böhmen ihren Georg Podiebrad und die Ungarn den Sohn Hunyadys, den tapferen Matthias Corvinus zum Könige, und Friedrich that nichts dagegen. Matthias Corvinus war ein berühmter Kriegsheld, der es auf sich nahm, die Türken von den Grenzen Ungarns abzuhalten, freilich erfüllte ihn auch ein unersättlicher Ehrgeiz. Er versuchte, Georg Podiebrad, der als Husit vom Papste nicht anerkannt wurde, Böhmen zu entreißen,
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