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Karls Xii. Tod war der Zeitpunkt, in welchem Schweden, vorher die furchtbarste Macht im Norden Europas, aus dieser seiner Stellung für immer heraustrat. Der Reichsrat berief seine jüngere Schwester, Ulrike Eleonore, Gemahlin des Erbprinzen von Hessen, zu seiner Nachfolgerin. Doch schloß 1721 Schweden den Frieden von Nystadt, wodurch es zu einer Macht untergeordneten Ranges herabsank. Es verlor Livland, Esthland und Jngermanland an Rußland. In Polen wurde August als rechtmäßiger König anerkannt. Rußland, um ein namhaftes vergrößert, wurde unter Peter I., durch welchen Handel, Industrie, Manufaktur- und Fabrikwefen einen hohen Anffchwuug nahmen, ein ganz neuer Staat. Im I. 1722 nahm dieser den Titel „Kaiser aller Reußen" an.
7. Peters des Großen letzte Jahre. Auch während des Krieges hatte Peter nicht aufgehört, neue Einrichtungen zu machen, Mißbräuche abzuschaffen und an der Bildung feines Volkes eifrig zu arbeiten. Im I. 1716 unternahm er wieder eine größere Reife, auf welcher er auch fein geliebtes Holland wieder besuchte. Daun reiste er nach Paris, wo seine Wißbegierde viel Nahrung fand. Als er in die Kirche trat, wo Richelieu begraben lag, umarmte er dessen Bildsäule und rief: „Großer Mann, dir würde ich die Hälfte meiner Staaten geben, könntest du mich die andere Hälfte regieren lehren!" Den König Ludwig Xv., ein siebenjähriges Kind, nahm er auf den Arm, küßte ihn und sprach: „Ich wünsche, daß Sie wohl aufwachsen und löblich regieren mögen; vielleicht können wir mit der Zeit einander nützlich werden!" Uber Holland und Berlin kehrte Peter nach Rußland zurück.
Hier wartete feiner das traurige Geschäft, seinen Lrohn Alexei richten zu müssen. Dieser war der Sohn der ersten, verstoßenen Gemahlin Peters, und schon deshalb ihm verhaßt. Aber auch der Sohn betrachtete Peters ganze Handlungsweise mit Mißtrauen. Die Geistlichen, unter denen er aufgewachsen war, hatten ihm Widerwillen gegen Peters Neuerungen eingeflößt. Dieser sah mit Kummer voraus, daß nach seinem Tode Rußland in die alte Barbarei zurückfallen würde. Als nun Peter seine Reise angetreten hatte, floh Alexei nach Wien. Kaiser Karl Vi. verbarg ihn in Neapel. Aber Peter erforschte seinen Aufenthalt und verlangte seine Auslieferung. Alexei entsagte feierlich der Krone. Die Teilnehmer seiner Flucht wurden hingerichtet. Aber aus der Untersuchung ergab sich auch, daß Alexei die Absicht hatte, sich gegen feinen Vater zu empören und ihm den Thron zu rauben. Peter fetzte i a= her ein Gericht nieder, und dieses verdammte ihn znm Tode.
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Extrahierte Ortsnamen: Karls Schweden Europas Hessen Livland Esthland Polen Paris Holland Berlin Wien Neapel
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halb Stunden. Nach kaum 2 Stunden war die Schlacht entschieden und das ganze feindliche Heer auf der Flucht. Die
Franzosen flohen bis über den Rhein zurück. Gauz Deutschland jubelte über diesen Sieg, sogar die Feinde Friedrichs freuteu sich der Niederlage der Franzosen. Im Munde des Volks bildete sich das Lied:
Und wenn der große Friedrich kommt,
Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen.
Nach dieser Schlacht wandte sich der König nach Schlesien, welches die Österreicher unter Prinz Karl von Lothringen besetzt hatten. Hier war noch ein harter Kampf zu bestehen; denn Friedrich konnte den 90000 Österreichern nur 30000 Mann entgegenstellen (die Berliner Wachparade). Ehe der König den Angriff wagte, versammelte er seine Generale um sich, schilderte ihnen die Gefahr des Vaterlandes und teilte thuen seinen Entschluß mit. Er sprach: „Wir müssen den Feind angreifen oder uns vor feinen Batterieen begraben lassen. So denke ich, so werde ich handeln. Ist einer unter Ihnen, der sich fürchtet, solche Gefahren mit mir zu teilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne den geringsten Vorwurf zu erleiden." Keiner meldete sich. Er schloß mit den Worten: „Nun leben Sie wohl; in kurzem haben wir den Feind geschlagen oder wir sehen nns nie wieder!" Diese Worte erweckten die größte Begeisterung im ganzen Heere, und dies verlangte, sich unverzüglich mit dem Feinde zu messen.
Bei Leuthen trafen die Heere aufeinander. Es war am Morgen des 5. Dez. 1757. Da die Schlachtlinie der Österreicher fast zwei Stunden lang war, so wählte Friedrich, um nicht überflügelt zu werden, die schräge Schlachtordnung. Zum Scheine ließ er den rechten Flügel des Feindes angreifen. Dann fiel er mit solcher Gewalt über den linken Flügel der Österreicher her, daß diese in wilder Flucht nach Leutheu sich zurückzogen. Nach einem mörderischen Kampfe wurde das Dorf genommen. Bald mußte sich auch der andere Flügel der Österreicher zurückziehen, und in 3 Stunden war ihr Heer ausgelöst und die Preußen hatten den Sieg gewonnen. 20000 Österreicher waren gefangen und 130 Kanonen und 300 Wagen erobert. Auf dein Schlachtfelde stimmte ein Soldat das Lied: „Nun danket alle Gott!" an, und das ganze Heer fang mit.
Friedrich war mit geringer Begleitung nach Lisfa geeilt. In dem Schlöffe des Städtchens kamen ihm eine Menge öfter-
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Karl_von_Lothringen Karl Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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Frankreich erhielt von Spanien die Franche (Somtee (Freigraf-schaft Burgund) und einige feste Plätze in den Niederlanden und vom deutschen Reiche Freiburg. Friedrich Wilhelm mußte das kaum eroberte Schwedisch-Pommern wieder herausgeben.
Aber Ludwig fuhr in seinen Vergrößerungsplänen fort. Den Friedensbedingungen entgegen vereinigte er mehrere Reichsstädte und Gebiete im Elsaß mit Frankreich. Er errichtete in Metz, Breisach, Besangen und Tournay sogenannte Reunionskammern, Gerichtshöfe, welche untersuchen sollten, was irgend einmal zu den seit dem westfälischen Frieden an Frankreich abgetretenen Gebieten gehört habe, und eine Menge Herrschaften, welche diese dem Könige zusprachen, wurden ohne weiteres in Besitz genommen. Ja er ließ sogar gegen alles Völkerrecht mitten im Frieden (Verrat des Bischofs Fürstenberg) die wichtige Stadt Straßburg, den Schlüssel Deutschlands, überfallen und besetzen (1681). Das schwache deutsche Reich mußte diese Schmach erdulden, und der Kaiser mußte den Franzosen den Raub lassen, weil ihn im Osten die Türken bedrängten.
3. Die Aufhebung des Edikts von Nantes. Eben so empörend wie das Verfahren Ludwigs gegen seine Nachbarn war auch die Behandlung seiner protestantischen Unterthanen. Sein Beichtvater la Chaise in Verbindung mit der frömmelnden Frau von Maintenon, der er sich gänzlich hingab, stellte dem Könige vor, welche Gnade bei Gott zu erlangen sei, wenn man die verführten Sünder zum wahren Glauben zurückbrächte. Der König befahl, man sollte zum Bekehrungswerke in alle Provinzen zugleich Dragoner und Priester schicken; denn wer nicht gutwillig seinen Glauben verlassen werde, der sollte mit Gewalt gezwungen werden. Wenn die Unglücklichen beteuerten, sie wollten mit Freuden ihr Leben für den König lassen, aber ihren Glauben könnten sie nicht wechseln wie ein Kleid, so rückten die Dragoner ein und riesen mit dem Degen in der Faust: „Sterbt oder werdet katholisch!" Die unmenschlichen Soldaten wurden bei den Bürgern einquartiert, und was der stille Fleiß einer redlichen, arbeitsamen Familie in vielen Jahren mühsam erworben und sorglich erspart hatte, das verzehrten jetzt gefühllose Soldaten hohnlachend und trotzend in wenigen Wochen. Die Geistlichen wurden hingerichtet; Eltern nahm man die Kinder weg und steckte sie in katholische Waisenhäuser; Greise würden unter Flüchen und Drohungen an die Altäre geschleppt, das heilige Abendmahl nach katholischer Weise zu empfangen. Um die Flucht der Reformierten zu verhindern, besetzte man die Grenze und behandelte jeden, der über die Grenze wollte, ohne ein Zeugnis von irgend
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs von_Maintenon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Burgund Niederlanden Schwedisch-Pommern Frankreich Breisach Frankreich Deutschlands Nantes
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nach der natürlichen Ordnung kein Mensch über dem andern ste^e. Diese Gedanken gefielen dem Volke um so besser, je mehr der Leichtsinn, die Verschwendung und die Schuldenlast am Hofe zunahm. Zucht und Ehrbarkeit verschwanden daher immer mehr im Volke, und ein freches, gottloses Wesen nahm überhand.
Der Staat litt an alten Mißbrauchen. Der Adel hatte die einträglichsten Stellen, die Geistlichkeit reiche Pfründen, beide Stände genossen viele Vorrechte (Privilegien), während der dritte Stand, der Bürger, die meisten Steuern zu bezahlen hatte und dabei für nichts geachtet wurde. Es entwickelte sich so bei den unteren Ständen Haß und Erbitterung gegen die höheren und gegen das Königtum selbst. Der Freiheitskampf der Nordamerikaner, an welchem auch viele Franzosen teilgenommen hatten, entzündete in allen Herzen das Verlangen nach Freiheit.
Unter solchen Umständen bestieg der junge König Ludwig Xvi. (1774 -93) den französischen Thron, nachdem Ludwig Xv. unter den entsetzlichsten Qualen (sein Körper war schon halb verfault) hingestorben war. Ludwig Xvi. war geboren am 23. Aug. 1754. Er war also, als ihm die Regierung zufiel, erst 19 Jahre und 7 Monate alt, so daß von ihm ein kraftvolles Eingreifen in die bedenklichen Staatsverhältnisse kaum erwartet werden konnte; aber er war ein liebenswürdiger, rechtschaffener Mann, der es mit seinem Volke gut meinte, und erkannte die Schwierigkeit seiner Stellung. Seine Gemahlin Marie Antoinette war eine Tochter des deutschen Kaisers Franz I. und Maria Theresias.
Das Volk hing mit großer Begeisterung an dem jungen Paare; ja im Hinblick auf die mißliche Lage, in welcher sich Frankreich bei der Thronbesteigung Ludwigs Xvi. befand, und in Rücksicht auf seine gute Gesinnung und seinen guten Willen nannte man denselben den „Ersehnten". Er that auch nach seiner Thronbesteigung alles, was in seinen Kräften stand, um die auf ihn gesetzten Hoffnungen des Volkes zu verwirklichen. So wurde das Parlament hergestellt, welches Ludwig Xv. aufgehoben hatte, so wurde die Leibeigenschaft aufgehoben, die Tortur abgeschafft, den Protestanten die Freiheit des Gottesdienstes, die sie seit Ludwig Xiv. nicht gehabt hatten, zurückgegeben rc.
Allein das alles befriedigte nicht die Ansprüche, die gemacht wurden, und stillte nicht das Elend, namentlich die alte Finanznot, welche sich in allen Verhältnissen schmerzlich fühlbar machte. Vergebens führte der gutmütige König das
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rechtmäßigkeit ferner zu dulden, und in einem Anfftande zu Boston im I. 1773 begaben sich 17 als Indianer verkleidete Bürger aus drei englische Schiffe und warfen deren {ganze Theeladung, 342 Kisten, ins Meer. Die gewaltsamen Maßregeln, welche nun die Regierung ergriff, ganz besonders die Sperrung des Hafens von Boston, veranlaßten den Zusammentritt der 12 Kolonien (Georgia trat erst später bei) zu Philadelphia (1774), wo man sich verpflichtete, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Es wurde zwar noch eine Bittschrift an den König gerichtet, worin der Kongreß um Selbstbesteuerung und Selbstverwaltung bat; sogar der große Staatsmann Pitt (Chatam) verwandte sich für die Kolonien. Allein das Parlament forderte den König auf, die Empörung der Kolonien mit Gewalt zu unterdrücken. Und so kam es zum Kriege.
General Gage sandte (1775) eine Truppenabteilung von Boston aus, um sich der Kriegsvorräte in den kleineren Orten zu bemächtigen. Als dies in Concord geschehen sollte, trafen die Engländer bei Lexington auf amerikanische Landwehr. Es kam zu einem Gefecht, durch welches die Engländer nach Verlust von 300 Mann zum Rückzug genötigt wurden. Dieser Sieg hob den Mut der Amerikaner. Sie bemächtigten sich mehrerer Forts, deren Besitz ihnen den Weg nach Canada bahnte.
Der Kongreß trat abermals zusammen, und Washington wurde zum Oberbefehlshaber der nordamerikanischen Kriegsmacht ernannt. Zahllos waren die Schwierigkeiten und Hindernisse, die sich dem neuen Oberfeldherrn entgegenstellten. Die Bevölkerung der Kolonien war damals noch gering, so daß das amerikanische Heer von dem der Engländer bei weitem an Zahl übertroffen wurde. Der Geist der Bewohner, welche bisher nur den friedlichen Beschäftigungen des bürgerlichen Lebens zugethan waren, war keineswegs kriegerisch. Das Land, welches sie zu verteidigen hatten, war so ungeheuer groß, und die Engländer besaßen darin eine solche Menge fester Plätze, daß sie überall und jederzeit ungehindert landen und ihren Heeren Hilfe und Unterstützung zuführen konnten. Außerdem fehlte es dem Heere Washingtons an Übung und Mannszucht, es fehlte an Geschütz, Pulver, Zelten, Kleidungsstücken und an allem Kriegsbedarf. Der Feldherr erkannte klar die Schwierigkeiten seiner Stellung, aber mit Geduld und Ausdauer wußte er sie zu überwinden.
Sein erstes Unternehmen war die Einschließung von Boston. Nach einer nur zehntägigen Belagerung nötigte er die Engländer zum Abzüge, woraus er zur Freude aller pa-
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sammelt sind, und daß wir nur der Gewalt der Bajonette weichen werden." Der gutmütige König zeigte sich schwach und unentschlossen. Um jedoch vor einem Volksaufstande gesichert zu sein, zog er bei Versailles eine Truppenmasse von 50000 Mann zusammen. Da rottete sich auch der Pöbel zusammen, aufgereizt von den Feinden des Königs. Allein die französischen Soldaten wollten nicht gegen die Bürger kämpfen; die Liebe des Volkes belohnte sie.
Jetzt ließ der König deutsche Truppen in Paris einrücken. Dies und zugleich die Nachricht von der Entlassung
des Ministers Necker, welchen das Volk als seinen Liebling
ehrte, entflammte dieses zu wilder Wut. Es kam am 14. Juli 1789 zu einem furchtbaren Aufruhr. Alles lief zu den Waffen; die Zeughäuser wurden mit Gewalt erbrochen, und bewaffnet zog das Volk vor die Bastille, ein altes Staatsgefängnis, _ welches früher dazu gedient hatte, freisinnige Männer einzukerkern, doch längst schon nur ein Gefängnis für gemeine Verbrecher war. Diese Festung wurde eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht, die Besatzung
niedergehauen und der Kopf des Kommandanten auf einer
langen Stange unter dem Jubel des Volks durch die Stadt getragen. Von dieser That datiert man die französische Revolution.
17. Frankreich ein beschränktes Königtum.
Der durch diese blutigen Ereignisse eingeschüchterte König befahl sogleich den fremden Truppen abzuziehen und rief Necker wieder zurück. Die Nationalversammlung aber hob jetzt alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit, sowie alle mittelalterlichen Einrichtungen auf und erklärte die Menschenrechte, d. i. die Freiheit und Gleichheit aller Bürger Frankreichs; der König war nur noch der oberste Beamte des Volkes. Dies geschah in der Nacht vom 3. zum 4. Aug. 1789. Das Volk aber durchbrach alle Schranken der Ordnung und verübte allerlei Greuelthaten. „An die Laterne!" war das gewöhnliche Mordgeschrei, unter welchem dem Volke verhaßte Männer fortgeschleppt und an einem Laternenpfahl aufgehängt wurden. Und was in der Hauptstadt geschah, das wurde in den Provinzen nachgeahmt. Freiheit und Gleichheit! war die allgemeine Losung. In Paris wurde eine besondere Bürgerwehr unter dem Namen der Nationalgarde errichtet und Lafayette, der heldenmütige Kämpfer int nordamerikanischen Freiheitskriege, zu ihrem Anführer gewählt.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
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reinen Volksstaat gerichteten Grundstzen zu verbinden: es bildete sich die Partei der sogenannten Sozialdemokratie. Sie trachtet nach dem Umstrze aller Grundlagen des modernen Staates, vor allem nach Zertrmmerung von Besitz, Thron und Altar, und will die Herrschaft der Masse.
Die Verhetzung der Arbeiterklassen fhrte zu einer Verwilderung der Begriffe, die sich stellenweise zu anarchistischen Grund-ftzen, d. h. dem gewaltsamen Streben nach vlliger Gesetzlosigkeit, verirrten. Einen schrecklichen Ausdruck fand die Verblendung in zwei Mord angriffen wahnwitziger Menschen auf den 81jhrigen Kaiser Wilhelm, 1878. Dieser unerhrte Frevel fhrte zu einem Reichsgesetze gegen die gemeingefhrlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie". Mehrfach verlngert, bot es der Obrigkeit zwar die Handhabe zu scharfen Maregeln gegen den Umsturz; den erhofften Erfolg hatte es aber nicht, und im Jahre 1890 lie man das Gefetz ganz fallen.
loci 151, Die soziale Gesetzgebung. Inzwischen erging am 17. November an den Reichstag eine berhmte Kaiserliche Botschaft"; sie betonte die Notwendigkeit, durch tatkrftige Frderung des Arbeiterwohles die sozialen Schden zu heilen, und schlo mit dem Grundgedanken: Der engere Anschlu an die wirklichen Krfte des Volkslebens und das Zusammenfassen der letzteren in der Form korporativer [gesellschaftlicher] Genossenschaften unter staatlichem Schutze und staatlicher Frderung werden, wie wir hoffen, die Lsung auch von Aufgaben mglich machen, denen die Staatsgewalt allein in gleichem Umfange nicht gewachsen sein wrde."
In diesem Sinne setzte die soziale Gesetzgebung des Deutschen Reiches ein, die fr andere Völker seither mustergltig geworden ist; in keinem Lande ist fr die arbeitenden Klassen soviel geschehen, wie in Deutschland.
Mehrfach ergnzt und zuletzt zusammengefat in der groen Reichsversicherungsordnung vom Jahre 1911, sind die groen Gesetze folgende:
Die Krankenversicherung von 1883 verpflichtet alle Lohnarbeiter und Angestellten privater Betriebe mit einem Jahresverdienste bis 2500 Mark zum Eintritt in eine Krankenkasse, z. B. eine Orts-, Fabrik- oder Jnnungskasse; ihre Mittel werden zu einem Drittel von den Arbeitgebern, zu zwei Dritteln von den Versicherten selber aufgebracht. Der Erkrankte erhlt daraus bis zur Dauer eines halben Jahres freie rztliche Behandlung und bei Erwerbsunfhigkeit die Hlfte seines tglichen Lohnes.
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Bauernbewegung nicht daran, daß sie Forderungen aufstellte, die historisch schon überholt waren, sondern umgekehrt, weil sie verfrüht war, weil ihr der nationale Boden fehlte, weil es eine deutsche Nation im modernen Sinne des Wortes noch nicht gab. Einzelne Städte schlossen sich wohl den Bauern an, aber auch sie nur lau und zaghaft; die städtischen Patrizier zeigten sich durchweg feindlich: die Zunftbürger trieben eine ähnliche Politik wie Luther; die städtischen Plebejer waren als Klasse noch viel zu unentwickelt, um den Bauern eine wirksame Stütze zu sein. Noch viel unzuverlässiger als die Städte waren die Ritter; sie schlugen sich meist auf die Seite der Fürsten, oder wenn sie sich anfangs zu den Bauern hielten, verrieten sie bald den Aufstand, wie Götz von Berlichingen. Nur einzelne Ritter, wie Florian Geyer, neben Münzer die glänzendste Gestalt des Bauernkrieges, hielten treu zu den Aufrührern.
Im allgemeinen ruinierte die lokale und provinzielle Zersplitterung und in ihrer Folge die lokale und provinzielle Beschränktheit die ganze Bewegung; in jeder Landschaft handelten die Bauern auf eigene Faust, verweigerten sie ihren Klassengenossen in den Nachbarprovinzen ihre Hilfe und wurden in einzelnen Gefechten und Schlachten nacheinander von Heeren aufgerieben, die meist nicht dem zehnten Teil der insurgierten Gesamtmasse gleichkamen. Eine Hauptmasse der Fürsten war der niederträchtigste Verrat, der eben auch nur gelingen konnte, weil die Bauern in jahrhundertelanger Knechtschaft zu verelendet worden waren, um den handgreiflichen Lug und Trug zu durchschauen. Die Fürsten köderten die Bauernhaufen durch gleißende Versprechungen, und metzelten dann, wenn die Bauern in gläubigem Vertrauen auf diese Versprechungen die Waffen niederlegten, um sich nach Hause zu begeben, die Wehrlosen massenhaft nieder. In Strömen floß das Blut der Bauern über die deutsche Erde; nach geringster Schätzung sind hunderttausend Bauern entweder im Kriege gefallen oder nachher hingerichtet worden.
Dennoch verschlechterte diese furchtbare Niederlage die Lage der Bauernklasse auf die Dauer nicht. Sie waren schon vor dem Kriege so ausgeschröpft worden, daß ihnen nichts mehr zu nehmen war. Manche wohlhabenden Mittelbauern wurden 5freilich ruiniert, eine Menge von Hörigen in die Leibeigenschaft hinabgedrückt, ganze Striche Gemeindeländereien konfisziert, eine große Anzahl durch die Zerstörung ihrer Wohnungen und die Verwüstung ihrer Felder zu Vagabunden
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Linckelmann sich noch weit härter über den preußischen Despotismus und den Schinder der Völker ausgelassen. Klopstock floh nach Dänemark und Herder nach Rußland, um der preußischen Militärfuchtel zu entgehen; Winckelmann aber rettete sich nach Sachsen und von da nach Rom; er trat sogar zum Katholizismus über, um unter dem Schutze des Papstes die Gaben zu entfallen, die er unter dem Schutze des Königs von Preußen niemals hätte entfalten können.
Eher noch als der preußische, kann der sächsische Staat den Ruhm beanspruchen, die Geburtsstätte unserer klassischen Literatur gewesen zu sein. Er war schon in den Tagen der Reformation das ökonomisch und deshalb auch geistig entwickeltste Land in Deutschland, und ist selbst unter der Fürstenherrschaft nie so völlig verkommen, wie andere deutsche Staaten. Auch seine Fürsten waren sittenlos und verschwenderisch, aber sie konnten sich den Kulturaufgaben nicht so völlig entziehen, wie die preußischen Fürsten. Namentlich das sächsische Schulwesen blieb auf einer gewissen Höhe. Wenn es auch an seinem Teil unter dem orthodoxen Luthertum verkam, so blieb es doch noch fähig, die Reflexe der bürgerlichen Bildung aufzufangen, die aus dem Auslande in das verwüstete Deutschland strahlten. Die weitaus meisten Träger der deutschen Geistesgeschichte vom Ende des 17. bis tief ins 18. Jahrhundert hinein waren geborene Sachsen ober doch aus den sächsischen Schulen hervorgegangen.
Geborene Sachsen waren der Philosoph ßeibniz (1646 bis 1715) sowie die Rechtsgelehrten Pufendorf (1632—1694) und Thomasius (1655—1728). Sie standen bereits auf bürgerlichem Boden. Im Interesse der bürgerlichen Klassen suchten sie die weltliche Wissenschaft aus den Fesseln der Theologie zu lösen, lehrten sie das Recht des einzelnen zum Widerstand gegen offenbares Unrecht, leugneten sie den göttlichen Ursprung der Fürstengewalt, führten sie die deutsche Sprache in die Hörfäle der Universitäten ein und bekämpften die ruchlosen Hexenprozesse. Aber die Bestrebungen dieser Männer fanden in den bürgerlichen Klassen weder eine Stütze, noch einen Widerhall, ßeibniz war gerade in seinen bleibenden Leistungen mehr ein europäischer als ein deutscher Gelehrter; Pufendorf und Thomasius aber bekannten selbst, ihre Ideen aus dem Holländer Hugo Grotius und dem Engländer Hobbes geschöpft zu haben. Sie alle waren noch aus die fürstlichen Höfe angewiesen, denen sie die verwerflichsten Zugeständnisse gemacht haben.
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