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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 53

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 53 — eingeschlossen und vernichtet; auch Normannen, Franzosen und Ungarn dachten nicht daran, die Oberhoheit des Kaisers rückhaltlos anzuerkennen. Dieses Fehlschlagen seiner liebsten und schönsten Hoffnung erfüllte den Kaiser mit Mißmut; er sah ein, daß es ihm nicht gelingen werde, das Ziel zu erreichen, das er sich vorgesteckt hatte. Das Verhältnis Heinrichs Iii. zum Stuhle Petri in Rom war während der Dauer seiner Regierung ein freundliches, was sich daraus erklärt, daß seit der Synode von Sutri sein Einfluß bei der Papstwahl ausschlaggebend war. Auch als Leo Ix. im Jahre 1054 starb, schickten die Römer eine Gesandtschaft nach Deutschland an den Kaiser, um diesen um einen neuen Oberhirten zu bitten. An der Spitze dieser Gesandtschaft befand sich der Mönch Hildebrand, derselbe, der einige Jahre vorher mit dem entthronten Gregor Vi. nach Deutschland gekommen war. Die Wahl des Kaisers fiel auf den Bischof Gebhard von Eichstädt, einen Mann, der das volle Vertrauen Heinrichs besaß und sich durch streng kirchlichen Sinn und große Klugheit auszeichnete. Da auch den Römern dieser Mann genehm war, so bestieg er, trotz anfänglichen Sträubens, als Viktor Ii. den päpstlichen Stuhl. Im Sommer 1056 kam dieser Papst auf Einladung des Kaisers nach Deutschland und wurde in Goslar mit hohen Ehren empfangen. Im Herbst begaben sich beide nach der kaiserlichen Pfalz Bodfeld bei Elbingerode, von der jetzt kaum noch eine Spur vorhanden ist. Die Absicht des Kaisers war, hier dem Waidwerk obzuliegen und Erholung zu suchen von den Anstrengungen seines hohen Berufes. Er hatte einen stattlichen Hirsch geschossen, und auf seinen Befehl wurde die Leber dieses königlichen Tieres in der Küche zubereitet, da Hirschleber seine Lieblingsspeise war. Bald nach dem Genusse derselben aber erkrankte er, und ehe ärztliche Hülfe herbeigeholt werden konnte, hauchte er in den Armen seines päpstlichen Freundes sein Leben aus. Es war am 5. Oktober 1056. Kaiser Heinrich Iii. starb in jungen Jahren nach einem thatenreichen Leben; er hatte das neununddreißigste

2. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 59

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 59 — sich seinem Willen unterordnen müsse. Heinrich fühlte deshalb eine tiefe Abneigung im Herzen gegen Hanno, und er empfand es fast als eine Erlösung, als dieser im Jahre 1064 eine Reise nach Rom unternahm, um sich aus den Händen des Papstes das Pallium*) zu holen. Während der Abwesenheit Hannos trat Heinrich in nähere Beziehung zu Adelbert von Bremen; und obgleich dieser Kirchenfürst ebenso strengen Grundsätzen huldigte wie Hanno, sofern es sich um seine eigene Person handelte, so war er doch gegen den jungen König um so nachsichtiger und gestattete ihm manches, was Hanno als unstatthaft ihm untersagt hatte. Auch befestigte er ihn in der Auffassung, daß die Königsgewalt hoch über der Fürstengewalt stehe, und daß den Fürsten, als Vasallen des Reiches, kein Anteil an der Reichsregierung zustehe. Aus dem Reichstage zu Worms um Ostern 1065 wurde Heinrich feierlich mit dem Schwerte umgürtet und für mündig erklärt, obgleich er noch nicht 15 Jahre alt war. Es geschah dieses hauptsächlich auf das Betreiben Adelberts. Bon Stund an hörte der Einfluß Hannos auf die Regierung des Reiches auf; desto mehr aber ließ sich der König von dem Bremer Erzbischof beeinflussen, den er sich zu seinem ständigen Ratgeber erkor. An anderer Stelle ist schon hervorgehoben, daß Adelbert ein grimmiger Feind der Sachsen war, die er für ein nichtsnutziges Volk hielt, das der vielen Rechte und Freiheiten, deren es sich bereits seit der karolingischen Zeit erfreute, nicht wert sei; und er stellte es dem jungen Könige als ein verdienstvolles Werk bar, wenn er dieses Volk demütigte und ihm seine Freiheiten entzöge. Nur zu gern lieh Heinrich solchen Einflüsterungen sein Ohr, und er ließ von jetzt an keine Gelegenheit unbenutzt, die Sachsen zu kränken. Seitdem der junge König der strengen Zucht Hannos entwachsen war, gab er sich einem leichtfertigen Leben hin. *) Pallium ist ein Teil der bischöflichen Kleidung, der vom Papst verliehen wird.

3. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 128

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 128 — regten Menge, die offen für Luther Partei nahm, in ein Kloster zu entfliehen. In Wittenberg wurde ebenfalls vre Veröffentlichung verhindert. Luther selbst machte sich wenig daraus, daß er nun gebannt sein sollte; er wußte sich im Schutze treuer Freunde und vor allem im Schutze seines Gottes, dem er seine ^ache anheimstellte. Daß sein Bruch mit der alten Kirche unheilbar geworden sei, war ihm jetzt völlig klar geworden; aber er wollte es nun auch äußerlich vor aller Welt zeigen, daß er sich von Rom losgesagt habe. Er lud deshalb durch einen Anschlag am schwarzen Brett der Universität alle Professoren und Studenten ein, am 10. Dezember 1520, morgens 9 Uhr, mit ihm vor das Elsterthor zu ziehen, um daselbst die Bannbulle zu verbrennen. Und so bewegte sich denn zu der angegebenen Zeit ein stattlicher Zug von Lehrern und Schülern, Luther in der Mitte, nach dem bezeichneten Platze, wo schon eine große Menge von Bürgern aller Stände auf das seltsame Schauspiel wartete. Ein kleiner Holzstoß wurde errichtet, ein Magister setzte ihn in Brand, und in die hellauf lodernden Flammen warf Luther die Bannbulle des Papstes nebst einigen der gegen ihn gerichteten Schriften, indem er dabei mit lauter Stimme ausrief: »Weil Du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre Dich das ewige Feuer!"*) Selbstverständlich meinte Luther mit dem „Heiligen des Herrn" nicht sich selber, wie römischer Unverstand und römische Schmäh-sucht ihm so oft vorgeworfen, sondern den Herrn Christus, dessen Ehre von diesem Papste und seinem ganzen unsauberen Anhang mit Füßen getreten wurde. Diese Verbrennung der Bannbulle durch Luther war eine außerordentlich kühne That, der wir nur wenige in der Weltgeschichte zur Leite stellen können. Einst hatte ein deutscher König gezittert vor dem päpstlichen Bannstrahl, mitten zur Winterzeit war er als ein Büßender über die Alpen gezogen, um sich vom Banne zu lösen; und *) Josua 7, V. 25.

4. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 71

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 71 — lang ließ er den gebannten König in strengster Winterkälte, barfuß und barhaupt, nur mit einem Büßerhemde bekleidet, vor dem Burgthore harren, ehe er in einließ. Erst den Bitten der Gräfin Mathilde, die mit Thränen in den Augen den Papst um Mitleid anflehte, und des ebenfalls in Kanosfa weilenden Abtes von Cluny gelang es, dem Gebannten Einlaß zu verschaffen. Als Heinrich vor dem Papst erschien, warf er sich ihm zu Füßen und bat unter Thränen um die Lossprechung vom Banne. Gregor horte das Schuldbekenntnis des Königs an und sprach ihn darauf vom Banne los; mit einer feierlichen Messe in der Burgkapelle schloß die ergreifende Handlung. Nach dieser Lossprechung wurden dem Könige nun auch wieder königliche Ehren erwiesen; aber der Papst gab ihm doch bei seinem Abschied von Kanosfa den deutlichen Wink, sich aller Rachegedanken gegen feine Feinde zu enthalten und fortan ein gehorsamer Sohn der Kirche (d. h. ein gehorsamer Diener des Papstes) zu sein. Schon oft hat man die Erfahrung gemacht, daß das Unglück den Menschen läutert und seinen Charakter festigt; dieses war auch mit Heinrich Iv. der Fall. Er verließ Kanossa als ein gereifter Mann, den das Unglück wohl beugen, aber nicht brechen konnte. Das zeigte sich alsbald nach seiner Rückkehr nach Deutschland. Treulose Vasallen, die sich dem Papst gefällig zeigen wollten, hatten in seiner Abwesenheit einen andern König gewählt, und zwar Rudolf von Rheinfelben, Heinrichs Schwager, benselben, der einst von der Kaiserin Agnes das Herzogtum Schwaben erhalten hatte. Aber Heinrich war burchaus nicht willens, sich seine Krone rauben zu lassen, und es zeigte sich nun, daß er boch noch manchen Freunb in Deutschland» hatte, der jetzt treulich zu ihm stanb. Denn es ist nicht zu verkennen, daß bte Harte des Papstes in Deutschland bei vielen Fürsten Mißfallen erregt hatte, und diese alle stellten sich nun toteber auf Heinrichs Seite. Es war vergeblich, daß der Papst sich zum Schiebsrichter anbot, vergeblich selbst, daß er von neuem Heinrich mit dem Bannfluch brohte; letzterer zog gegen den treulosen Schwager,

5. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 38

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 38 — daß sie an keine Fehde dachten, umarmten und küßten sie sich vor allem Volk. Da brach ein lautes Beifallrufen aus in der weiten Versammlung, so daß die Ufer der Rheines wiederhallten von dem frohen Zuruf des Volkes. Als der Jubel sich gelegt hatte, traten alsbald die Fürsten, Erzbischöfe und Bischöfe zur Kaiserwahl zusammen. Sie lagerten sich in einem weiten Kreise und hinter ihnen stand die große Menge des Volkes, harrend der Entscheidung. Da trat als erster Aribo, Erzbischof von Mainz, in den Kreis, und mit lauter Stimme bezeichnete er den älteren Konrad als den, den er vor allen andern als der Krone wert erachte. Sämtliche geistliche Wähler stimmten in gleicher Weise für den älteren Konrad; und als von den weltlichen der jüngere Konrad als der erste aufgerufen wurde, seine Stimme abzugeben, da gab er dieselbe seinem Vetter, und jubelnd folgten ihm alle andern Wähler, so daß an diesem denkwürdigen Tage, dem 8. September, dem Feste der Geburt Mariä, Konrad der Aeltere einhellig zum deutschen Könige gewählt wurde. Nachdem die Wahlhandlung vorbei war und der Jubel des Volkes sich gelegt hatte, trat Kunigunde, die Witwe des verstorbenen Kaisers, in den Kreis der Wähler und übergab dem neuerwählten Könige die Reichsinsignien mit glückwünschenden Worten. Ihr Regiment war zu Ende, und sie entsagte der Welt, die ihr keine Pflichten mehr auferlegte und keine Freuden mehr bot. In der Stille eines Klosters verbrachte sie ihre letzten Lebensjahre. Noch an demselben Tage begab sich der neugewählte König mit seinem glänzenden Gefolge nach Mainz, wo ihn Erzbischof Aribo in der dortigen Domkirche salbte und krönte. So war denn die Herrschaft von den Sachsen wieder ans die Franken übergegangen; aber nur ein Jahrhundert, bis zum Jahre 1125, hat das Geschlecht Konrads des Aelteren, das von den Stammgütern am Ufer der fränkischen Saale auch wohl das der „Salier" genannt wird, über Deutschland geherrscht. Kraftvoll, mit Glück und Geschick regierte Konrad das Reich bis zu seinem Tode im Jahre 1039; ihm folgte sein

6. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 39

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 39 — Sohn Heinrich Iii., der „Schwarze" zubenannt, der bei dem Tode des Vaters erst das zweiundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt hatte. Trotz seiner Jugend trat Heinrich ganz und gar in die Fußtapfen seines Vaters, der nicht nur von den weltlichen, sondern auch von den geistlichen Herren im Reiche Gehorsam forderte; ja er ging noch wohl einen Schritt weiter als sein Vater gethan. Er wollte auch die päpstliche Macht ganz und gar von der kaiserlichen abhängig machen, und der römische Pontifex sollte nicht minder seinem Willen unterworfen sein als die Erzbischöfe und Bischöfe im Reiche. Und wohl war es nötig, daß eine starke Hand dem Verderben steuerte, das damals in der Kirche eingerissen war. Der schmählichste Handel wurde mit der Würde des Papstes getrieben, die doch die höchste in der Christenheit sein sollte; für schnödes Geld wurde sie von den vornehmen römischen Patrizierfamilien, die sich das Recht anmaßten, den Papst zu wählen, an den Meistbietenden verkauft. Kein Wunder, daß durch diesen Handel, den man „Simonie" nannte, bisweilen die lasterhaftesten Menschen den Stuhl Petri einnahmen, die eher alles andere sein konnten als Vorbilder der Herde, die sie zu leiten bestimmt waren. Auch innerhalb der Geistlichkeit fehlte es nicht an gewichtigen Stimmen, die nachdrücklich eine Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern forderten. Ganz besonders war es der Abt des berühmten Klosters Cluny in Lothringen, Odilo, den die Kirche später unter die Zahl ihrer Heiligen versetzte, der mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln für die Kirchenreformation eintrat und in Frankreich eine Neugestaltung der Klöster durchführte, um die Mönche an eine strengere Zucht zu gewöhnen. Odilo hatte einen großen Einfluß sowohl auf Kaiser Konrad als auch auf dessen Sohn Heinrich Iii., und letzterer stand auch nach dem Tode des Reformators sein ganzes Leben in vielfacher Beziehung zu den Cluniacensern und ihren Bestrebungen, die er in jeder Weise unterstützte. Denn König Heinrich war, trotzdem er die weltliche Macht hoch über die geistliche stellte, doch sein ganzes Leben lang ein aufrichtig srommer Mann, dem das Wohl der Kirche

7. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 9

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Ii. Otto der Erste, der Große. 9 B. Die Jncuordnung des Deutschen Reiches. Seinen Sieg über die ihm widerstrebenden Kräfte benutzte Otto zu einer Umgestaltung der Reichsverfassung, die für länger als ein Jahrhundert sich bewähren sollte. Das Herzogtum blieb zwar bestehen, aber es verlor seine Bedeutung als Vertretung des Stammes dem Könige gegenüber; in Zukunft waren die Herzöge nichts anderes als die höchsten Verwaltungsbeamten des Königs, die von dessen Willen abhängig waren. Gegen ihre Untreue suchte er sich dadurch zu sichern, daß er sie aus dem nächsten Kreise seiner Verwandten und Freunde wählte. Die Herzogswürde kam in Baiern an seinen Bruder Heinrich, in Schwaben an seinen jungen Sohn Ludolf, die beide in die Herzogshäuser dieser Länder geheiratet hatten; die Regierung Lothringens wurde seinem Schwiegersöhne, dem tapferen fränkischen Grafen Konrad dem Roten, übertragen; in Sachsen waltete an Herzogs Statt Ottos treuester Freund Hermann Billung, und in Franken behielt der König die Herzogsgewalt sich selbst vor. Das ganze Reich zerfiel in Verwaltungsbezirke, Gaue, an deren Spitze Grafen standen. Bisher war es üblich gewesen, die Grafen aus den vornehmsten und reichsten Adelsfamilien ihres Gaues zu wählen; Otto übertrug dies Amt auch häufig an kirchliche Würdenträger, an Bischöfe und Äbte, die dadurch an Macht und Reichtum wuchsen. Überhaupt zog Otto die Kirche in den Dienst der Königsmacht; die Erzbischöfe und Bischöfe standen nicht unter, sondern neben den Herzögen und erhielten durch große Landschenkungen und Verleihung neuer Rechte eine wahrhaft fürstliche Stellung; sie wurden durch freie Wahl Ottos, dem sie Treue zu geloben hatten, in ihr Amt berufen.. An ihre Spitze stellte der König seinen trefflichen Bruder Bruno, den er zum Erzbischof von Köln erhob. Und da die Geistlichen häufig eine höhere Bildung genossen hatten, wählte Otto aus ihnen seine Geheimschreiber, Ratgeber und Gesandten; in einer von Bruno geleiteten Hofschule wurden die fähigsten jungen Geistlichen für ihren weltlichen und kirchlichen Beruf ausgebildet, und nachdem sie einige Jahre von Otto zu Regierungsgeschäften verwendet worden waren, in ein erledigtes geistliches Amt befördert, wobei er sorgfältig auf Würdigkeit und Tüchtigkeit achtete. Unaufhörlich war Otto beschäftigt, sein weites Reich zu durchziehen; in feinen Pfalzen, in Bischofssitzen und Klöstern hielt er Hof, und besonders in den kirchlichen Festzeiten war er der Mittelpunkt eines reichen, glänzenden Lebens. Nicht nur die

8. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 19

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
Iii. Heinrich der Vierte. 19 sie die Mönche zur strengsten Beobachtung ihrer Gelübde und zu unbedingtem Gehorsam gegen ihre geistlichen Oberen anhielt. Dann aber hatte man auch eine Reform der Weltgeiftlichkeit durchzuführen gesucht; man nahm vor allem Anstoß an dem sittenlosen Leben der Geistlichen und an dem Kaufe und Verkaufe geistlicher Stellen (Simonie), der damals ganz offen getrieben wurde. Während nun der auch von Cluny gepredigte Gottesfriede, der von Mittwoch abends bis Montag früh alle Fehden verbot, großen Anklang fand, konnten die übrigen Reformen nicht durchgesetzt werden, solange in Rom, dem Mittelpunkte der abendländischen Christenheit, beide Laster schamlos geübt wurden und das von beiden befleckte Papsttum alles Ansehen und alle Achtung verloren hatte. Nur der Kaiser hatte die Macht, hier einzuschreiten, und Heinrich erklärte sich dazu bereit. Auf der Synode zu Sutri nördlich von Rom (1046), die unter seinem Vorsitz 1046 stattsand, wurden drei sich bekämpsende Päpste abgesetzt, und Heinrich, dem die Römer das Vorschlagsrecht für die Papstwahl eingeräumt hatten, ernannte einen frommen deutschen Bischof zum Papst. Noch dreimal wurde auf solche Weise ein deutscher Bischof auf den Stuhl Petri gesetzt, und so gelang es nicht nur, die Reform in Rom selbst durchzuführen, sondern auch durch Roms Einfluß ihr im ganzen Abendlande zum Siege zu verhelfen. Damit hatte Heinrich den Höhepunkt seiner Regierung erreicht, von nun an glückte ihm nicht alles, was er erstrebte. Ungarn fiel ab und konnte nicht wieder zur Abhängigkeit gezwungen werden; bei weltlichen und geistlichen Fürsten Deutschlands trat ein Gegensatz zur Königsmacht immer mehr hervor. Bei längerem Leben wäre Heinrich vermutlich dieser Schwierigkeiten Herr geworden. Sein plötzlicher Tod in noch jungen Jahren (1056) war ein unermeßlich schwerer Schlag für Deutschland; denn die gebietende Stellung, die er und sein Vater dem deutschen Königtum erworben hatten, konnte nicht aufrecht erhalten werden. ü. fiemrtcbs des Vierten ^fugend. Sein Nachfolger Heinrich Iv. (1056—1106) war ein sechsjähriger Knabe, für den seine Mutter Agnes, unterstützt von deutschen Bischöfen, die Regentschaft führte. Die reichen Anlagen des jungen Königs wurden durch eine sorgfältige Erziehung gefördert, aber sein Charakter litt unter den häßlichen Ränken und Gewalttaten, mit denen die Großen des Reiches sich Einfluß auf die Regierung zu sichern suchten und denen gegenüber die Regentin machtlos war. Fortwährende Eifersüchteleien und unbestraft bleibende Übergriffe der Fürsten schwächten das Ansehen 2*

9. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 24

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
24 Iii. Heinrich der.vierte. Furchtbar war der Sturz von der Höhe, aber Heinrich verlor den Mut nicht. Durch Unterhandlungen erlangte er, daß die deutschen Fürsten, die schon einen Nachfolger für ihn wählen wollten, ihm noch ein Jahr Frist bewilligten; dann aber sollte er sich vor ihnen und dem Papste rechtfertigen. In dem richtigen Gefühl, daß es für ihn vor allem gelte, sich die Mme Dentsch-lalds_^erhatten, enuchlm^M.^Heinrich zur Lemütigung vor dein^Mame. Er vollzog sie, nachdem er mitten im Winter unter schweren Gefahren die burgundischen Alpen überstiegen hatte, denn die deutschen Alpenpässe hatten ihm die feindlichen Herzöge verlegt, im Schloßhofe zu Canossa, einem Schlosse der Markgräsin Mathilde von Tuscien, wo er drei Tage Buße leistete, ' ehe er vom Papste Freisprechung vom Banne erhielt (1077). Nach 'Deutschland zurückgekehrt, wollte Heinrich die Herzöge zum Gehorsam zwingen; sie aber, im Bewußtsein ihrer Schuld und aus Furcht vor der Rache ihres beleidigten Königs, erklärten ihn für abgesetzt und wählten Herzog Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Und nun begann ein Bürgerkrieg, in dem Heinrich unermüdlich, wenn auch nicht immer siegreich, für fein Kronrecht mit dem Schwerte eintrat. Papst Gregor enthielt sich scheinbar der Parteinahme; endlich warf er die Maske ab und erkannte Rudolf als rechtmäßigen König an, wobei er von neuem den Bann über Heinrich aussprach. Aber damit hatte er nicht den früheren Erfolg, zumal Rudolf einer schweren Verwundung, die das Volk als Gottesurteil auffaßte, erlag (1080). Nun war für Heinrich die Zeit gekommen, mit seinem großen Gegner abzurechnen. In Deutschland ließ er als seinen Stellvertreter seinen Schwiegersohn, den jungen Friedrich von Staufen, dem er das erledigte Herzogtum Schwaben übertrug. Er selbst fand in Italien eine begeisterte Aufnahme durch die weltlichen und geistlichen Großen, welche unter der Herrschsucht Gregors gelitten hatten. An dessen Stelle ward ein neuer Papst gewählt, und mit ihm zog Heinrich nach langem Kampfe in Rom ein, wo feine feierliche Krönung stattfand (1084). Gregor verteidigte sich mit seinen Getreuen in der Engelsburg, bis sein Vasall, der Normannenherzog Robert Guiscard, zu seiner Hilfe herankam, vor dem Heinrich sich zurückziehen mußte. Aber die Normannen riefen bei der Plünderung Roms einen furchtbaren Brand hervor, durch den die herrlichen Kunstwerke aus der Kaiferzeit, die so manche Eroberung und Plünderung überstanden hatten, in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Erbitterung der Römer zwang den Papst, sich den abziehenden Normannen anzuschließen, er folgte ihnen nach Salerno und

10. Bilder aus der Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis 1648 - S. 26

1909 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
26 Iv. Die deutschen Klöster. geben, im Glück innezuhalten; aber die von ihm bewährte Kraft, im Unglück auszuhalten, versöhnt auch mit seinen unbesonnenen und leidenschaftlichen Handlungen. Die Verteidigung der Königsmacht hat er mit unerschütterlichem Mute durchgeführt; daß sie kein besseres Ergebnis hatte, ist vor allem auf die schlimmen Zeiten der Regentschaft zurückzuführen. F. Der Husgang der Salier. Heinrich V. (1106—1125) war durch die Gunst des Papstes zur Macht gelangt, aber er zeigte bald, daß er, der an Härte und List dem Vater überlegen war, den Ansprüchen des Papstes in der Jnvestiturfrage ebenso wenig wie dieser nachzugeben gewillt war. Bald traf auch ihn der Bann, und wiederum benutzten einige deutsche Fürsten diesen Umstand, um dem Kaiser den Gehorsam aufzusagen; auch der selbstbewußte Stamm der Sachsen, an dessen Spitze nach dem Aussterben der Billunger Herzog Lothar von Supplinburg stand, lehnte sich gegen Heinrich auf. Fast dessen ganze Regierung war mit dem Kampfe gegen diese Gegner erfüllt, in dem seine beiden Neffen, die Staufeubrüder Herzog Friedrich von Schwaben und Herzog Konrad von Franken, seine treuesten Stützen waren. Das Schlachtenglück schwankte herüber und hinüber, endlich gelang es, die wichtigste Streitfrage der Investitur durch gegenseitiges Nachgeben zu lösen. Art jedem Bischofsitze wurde aus hohen Geistlichen ein Domkapitel gebildet, das unter dem Vorsitz des Kaisers oder eines kaiserlichen Gesandten den neuen Bischof zu wählen hatte. Die Einweisung in die Reichsfürstenstellung und in die zum Bistum gehörigen Lehen und Rechte vollzog der Kaiser durch Überreichung des Szepters und Entgegennahme des Treuschwurs. Hierauf folgte die Weihe des Bischofs durch den Papst oder dessen Legaten, wobei dem Bischof Ring und Stab überreicht wurden. Durch dieses Concordat von Worms (1122) war der 50 jährige Streit um die Investitur so geschlichtet, daß die Oberhoheit des deutschen Königs über die geistlichen Fürsten nicht völlig beseitigt wurde. Kurz darauf starb der Kaiser kinderlos (1125); mit ihm erlosch das salische Königshaus. Iv. Die deutschen Klöster. Das abendländische Mönchtum hat seinen Ursprung in dem Kloster Monte Cassino nördlich von Kapua, wo im sechsten Jahrhundert Benedikt von Nursia eine Gemeinschaft Welt-
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