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1. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 14

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
14 des Kaisers Vespasian durch ihre Orakelsprche die Germanen zum Frei-heitskampfe aufrief und wie eine Gttin verehrt wurde. Zauberei und Wahrsagerei waren weitverbreitet, und auch der Glaube an Hexen, der erst in spterer christlicher Zeit auftaucht, mu als ein Rest aus heidnischer Vorzeit augesehen werden.') d) Die Bestattung der Toten war durch Religion und Sitte geboten. Die Leichen wurden entweder begraben oder verbrannt, die Asche und die Knochenreste gewhnlich in einer Urne gesammelt, die meist zu mehreren zusammengestellt und mit einem Erdhgel bedeckt wurden. In einigen Gegenden findet man Dolmen, freistehende Grabkammern aus groen Steinblcken, oder Ganggrber. Die einzelnen Leichen wurden in liegender oder sitzender Stellung bestattet. Da das Leben im Jenseits als eine Fortsetzung des diesseitigen gedacht wurde, pflegte man den Toten alles mitzugeben, was ihnen im Leben lieb oder unentbehrlich gewesen war, Waffen und Schmuckgegenstnde, Gerte aus Stein und Kupfer und anderem Metall. Die gefallenen Helden wurden von den Walkren in die Himmelsburg Walhalla gebracht, wo sie sich an lustigen Jagden und Heldenkmpfen aller Art erfreuten. Frhliche Gelage wurden abgehalten, bei denen sie den kstlichen Met aus den Hrnern der Auerochsen oder den Schdeln erschlagener Feinde tranken. Die Strohtoten, d. h. alle, welche nicht den Tod auf der Walstatt gefunden hatten, waren von den Freuden des Himmels ausgeschlossen; sie kameu in das schaurige, unterirdische Reich der grimmigen Hel oder Hela. Ein wtender Hund bewacht den Eingang. Der Saal heit Elend, die Schssel Hunger, das Wasser Gier, der Knecht Trg, die Magd Langsam, die Schwelle Einsturz, das Bett Krankheit, der Vorhang Unheil. e) Entstehung der Welt, Weltuntergang und Welt-erneneruug. Im Anfange der Zeit war und) der Edda nichts vor-handen als ein ungeheurer Abgrund; nach Norden hin bildete sich die kalte Nebelwelt Nislheim, nach Sden hin die Feuerwelt Muspel-heim; der ghnende Abgrund zwischen beiden war mit Eis gefllt. Da kam von Muspelheim ein Funke herbergeflogen, siel in den Abgrund, belebte das Eis und bildete das erste lebendige Wesen, den Riesen Imir, den Stammvater der Frost' und Eisriesen. Odin erschlug den Riesen, und aus seinen: ungeheuren Leibe flssen soldje Strme Blutes, da alle Frostrieseu ertranken. Aus dem Riesenleibe bildete Odin die Welt, ans dem Schdel den Himmel, aus dem Gehirn die Wolken, ans den 3) Wacker, Lesebuch Nr. 178: Weise Frauen bei den alten Germanen."

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 70

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
70 ihr tugendhafter Sohn Bruno erhielt den erzbifchflicheu Stnhl zu Elu, wo er sich besonders um das Schulwesen groe Verdienste erworben hat. Doch nochmals sollte die edle Fran den Becher der Leiden trinken. Ihre Shne Heinrich, ihr Lieblingssohn, und Bruno wurden in den besten Mannesjahren vom Tode dahingerafft, ihr Enkel, der Erzbischos Wilhelm von Mainz, sank in der Blte der Jahre dahin; er starb ans einer Reise, als er von dem Krankenbette der Gromntter znrckkehrte. 4. Ihr Tod. Mathilde erreichte ein Alter von achtzig Jahren. Sie starb an einem Samstag, an demselben Wochentage und zu derselben stunde, in der auch ihr Gemahl aus dem Leben geschieden war. Im Munster zu Quedlinburg saud sie au seiner Seite ihre letzte Ruhesttte. Von der Kirche ist sie unter die Zahl der Heiligen aufgenommeil worden. Otto I, der Groe. (936 973.) 1. Seine Persnlichkeit. Otto war eine stattliche, wahrhast knig-liche Erscheinung. Den echten Sachsen kennzeichnete das blonde Haar; ein mchtiger Bart von rtlicher Farbe fiel ans die breite Brust herab. Er war ein gewandter Reiter, ein eifriger Jger und wohlgebt tu dem Gebrauche der Waffen. Fremdlndische Kleidung verschmhte er, auch bediente er sich gewhnlich der heimischen Mundart, obgleich er das Romanische und Slavische zu sprechen verstand. In der Jugeud hatte er feine Schulbildung genossen; erst in spteren Jahren lernte 'er das Lesen. Wie ein Lwe kmpfte er in der Schlacht, gegen die Unterwor-fenen war er gromtig und bte gegen seine ehemaligen Feinde Ver-geben und Vergessen. Sein klarer Verstand lie ihn in allen Lagen das Richtige finden, und sein starker Wille kannte keine Hindernisse. Er war heiter und sangesfroh und ein Mann von der grten Sittenstrenge. Bei allen seinen Unternehmungen setzte er sein Vertrauen auf Gott, und seine hohe Stellung betrachtete er als ein Geschenk seiner Gnade. Karl den Groen hatte er sich zum Vorbilde genommen, gleich ihm liebte er glnzende Feste und Versammlungen, gleich ihm ist er in Sagen und Liedern verherrlicht worden. Er hat Deutschland zur Weltstel-luug erhoben und das deutsche Nationalgeshl geweckt. 2. Seine Wahl und Krnung. Otto wurde, wie sein Vater es gewnscht hatte, von den Sachsen und Franken zum Könige gewhlt, und in Aachen brachten ihm die Abgesandten smtlicher deutschen Volks-stamme ihre Huldigung dar. Hierauf ging es in den D>otn, wo er von dem Erzbischos von Mainz gekrnt wurde. Er umgrtete Otto mit dem Schwerte, berreichte ihm Mantel und Szepter, salbte ihn mit dein hei-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1887 - Wiesbaden : Kunze
26 Erste Periode der Neuzeit. selbst 30 000 Gulden als Lösegeld. Er und seine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich zu Tode gemartert. Der Gräfin rissen die Wüteriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen auf einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich für zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten aus, die Bauern zu züchtigen und die Aufstände nieder zu werfen. Göh von Berlichingen. Unter den Adeligen jener Zeit fällt eine Persönlichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwald des zu ihrem Feldhauptmann erwählten, der berühmte ritterliche Held Götz von Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er seine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künstliche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herren, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Würtemberg leistete er Hilfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Verteidigung des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, mußte er sich wegen Mangel an Lebensrnitteln ergeben, erhielt aber mit den ©einigen freien Abzug. Unterwegs indeß ward er überfallen und noch Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urfehde zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Turm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner waren, aber dies Unrecht mißbilligten und zu seiner Befreiung herbei kamen. Allein er mußte dennoch zwei Jahre Gefangener bleiben, die Urfehde beschwören, 2000 Gulden Schatzung zahlen, die Unkosten tragen und allen Bundesgenossen Ruhe und Frieden geloben. Diesen tapfern Ritter wählten die aufrührerischen Bauern zu ihrem Oberst-Feldhauptmann und zwangen ihn, die Führung anzunehmen. Götz that dies endlich in der Hoffnung, er werde viel Unglück und manche Grausamkeit verhüten können. Allein er irrte. Da er die Bauern von Brand und Plünderung zurückzuhalten nicht im Stande war, so legte er seine Stelle nieder, mußte aber unter strenger Aussicht bei ihnen bleiben, bis es ihm nach einer

4. Geschichte der Neuzeit - S. 217

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 15. England und Nordamerika. 217 In England hatte sich unter Georg I. (1714 —1727), mit dem das Haus Hannover (§. 9, 4) zur Regierung gekommen war, das konstitutionelle Verfassungsleben erweitert und der Kolonialbesitz vermehrt. Georg Ii. (1727—1760), der am östreichischen Erbfolgekrieg auf Maria Theresias Seite teilgenommen hatte, führte mit Frankreich einen siebenjährigen Seekrieg (1756—1763), welcher durch Streitigkeiten zwischen bett Englänbern und Franzosen in den norb-amerikanischen Kolonien entstanben war. England gewann in diesem unter Georg Iii. (1760 —1820) im Frieden zu Paris 1763 Kanaba, mehrere rvestinbische Inseln und die französischen Besitzungen am Senegal. Durch biefe Kriege hatte sich aber die englische Staatsschulb außerorbentlich vermehrt. Um die Tilgung dieser Schulb zu erleichtern, belegte das Parlament die Kolonien mit Steuern. Dieselben erklärten sich bereit, Beiträge zu zahlen, nahmen aber das Recht in Anspruch, sich selbst zu besteuern. Da jedoch das englische Parlament trotzbem verschobene Abgaben zu erheben versuchte, so würden die Kolonisten unwillig und verlangten Vertretung im Parlament. Ihr Unmut steigerte sich 1765 durch die Verkünbigung der Stempelakte, ein Gesetz, nach welchem zu allen gerichtlichen und kaufmännischen Verhanblungen ein Stempel verwenbet werben sollte. Ein großer Teil des englischen Volkes nahm Partei für die Kolonien, und der große englische Rebner und Staats-mann Pitt (Lorb Chatham) bekämpfte die Regierung im Parlament. Das Parlament nahm hierauf die Stempelakte (1769) wieber zurück, hielt aber das Recht der Besteuerung fest und belegte jetzt die Einfuhr von Glas, Papier, Farben, Thee rc. mit einer Abgabe. Nun beschlossen die Kolonisten, biefe Waren nicht mehr kommen zu lassen, und es kam bereits zu Boston zwischen Bürgern und Soldaten zu Thätlichkeiten, infolge beren die englische Regierung 1770 brei angesehene Bürger erschießen ließ. Als die englisch-ostinbische Hanbels-kompagnie 1773 Thee brachte, erstiegen in Boston 17 als Jnbianer verkleibete Bürger die englischen Schisse und warfen drei Schiffsladungen (330 Kisten) Thee ins Meer. Dieser „Theesturm" veranlaßte die englische Regierung gegen den Rat Pitts zu Gewaltmaßregeln , woraus der Zusammentritt von dreizehn Staaten Nordamerikas erfolgte, um mit den Waffen in der Hand die Bedrückungen des englischen Parlaments abzuweisen. Die englische Regierung sandte sogleich Truppen gegen die Ausrührer, welche ihr gutes Recht zu schützen suchten und alle wehrhaften Männer zu den Waffen riefen. Der Führer der Amerikaner war

5. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 152

1879 - Leipzig : Teubner
152 Karl in der Türkei 1709—14. Aber Karl war znr Rückkehr nicht zu bewegen. Der Friede am Prnth hatte ihn mit Zorn und Grimm erfüllt, und fein Trotz und Starrsinn wuchs, als alle Versuche, einen neuen Krieg Zwischen der Türkei und Rnßlanb herbeiznfnhren, mißglückten. Nachbem der Sultan wieberholt in ihn ge-brungen war, seine Abreise zu Beschleunigen, erklärte er zuletzt, er öebürse einer halben Million Thaler, um seine Schul-ben zu bezahlen. Der Sultan gab ihm noch 100,000 Thlr. utehi'5 aber Karl blieb und machte eine neue Forberung. Da warb enblich in Constantinopel beschlossen, den beschwerlichen Gast mit Gewalt zu vertreiben. Es würden 2000 Janitscharen und 12,000 Tataren gegen sein Lager-geschickt, das er mit seinen 300 Schweden zu vertheibigen entschlossen war. Denn die Polen und Kosaken, die noch bei ihm gewesen, hatten ihn verlassen. Die türkischen Kanonen zersprengten die schwebische Mannschaft vor Karls verschanztem Hanse; Karl aber vertheibigte sich mit etwa 60 M. in seiner Wohnung mit solcher Tapferkeit, daß die Türken zuletzt Feuer anlegten, um ihn herauszutreiben. Karl kämpfte mit den eingebrungenen Feinben in bent brennenben Hause, bis die glühenben Balken über ihnen zusammenbrachen; dann stürzte er mit seiner Schaar heraus, um sich in ein anberes noch unversehrtes Haus zu werfen. Aber in der Thüre verwickelte er sich mit seinen langen Sporen und fiel zu Boben. Die Janitscharen stürzten sich über ihn und entwaffneten ihn (Febr. 1714). Die bei biefem Kampfe bewiesene tollkühne Tapferkeit des „Sultan Eisenkopf", wie die Türken den König nannten, erwarb ihm bei den Türken eine solche Achtung, daß man vorläufig von einer gewaltsamen Fortschaffung besselben abstanb. Er warb nach Demotika bei Abrianopel gebracht, und bort blieb er noch bis zum Herbst 1714. Damals erschien bei ihm ein Abgesanbter des schwebischeu Reichsraths mit der Melbung, wenn er noch länger von seinen Staaten fern bleibe, so sei in Schweden ein Ausstanb und die Erwählung eines Reichsvorstehers zu befürchten. Das bewog ihn zur Rückkehr. Am 1. Octbr. machte er sich auf und zog,

6. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 108

1881 - Leipzig : Teubner
108 Waterloo 18. Juni 1815. Wellingtons Hauptquartier war in dem Dorfe Waterloo, das unmittelbar hinter seiner Aufstellung lag. Blücher hatte ihm trotz seiner Niederlage versprochen, daß er sich am 18. Juni zur Schlacht mit ihm vereinigen werde. Napoleon, 72 000 Mann stark, hatte Wellington gegenüber seine Stellung auf der Höhe von Belle-Alliance genommen und unternahm etwa um 10 Uhr Morgens seinen Angriff. Der erste Stoß war gegen den rechten Flügel Wellingtons gerichtet, gegen das Vorwerk Hougomout, und hier ward heftig, aber ohne Entscheidung gekämpft. Der zweite Hauptangriff erfolgte unter Neys Führung um 2 Uhr Nachmittags gegen den linken Flügel, wo das Dorf La Haye lag, während die Schlacht schon längere Zeit auf der ganzen Linie entbrannt war. Gegen den linken Flügel Wellingtons hatte Napoleon den Hauptstoß gerichtet, weil dies der schwächere schien und weil er wußte, daß auf dieser Seite die Preußen erscheinen sollten. Mit Wut und ungeheurer Anstrengung wurde hier mehrere Stunden gekämpft, und schon begannen die Abteilungen Wellingtons zu wanken. Er selbst warf sich an die gefährdetsten Stellen, um den Mut der Seinen aufrecht zu erhalten, er seufzte: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen". Und noch zu rechter Zeit kamen die Preußen. Blücher war am frühen Morgen des 18. von Wavre aufgebrochen, um Wellington zur Hilfe zu ziehen. Er war noch krank von der Quetschung, die er bei Ligny durch das auf ihn gefallene Pferd erlitten hatte. Bevor er das Bett verließ, wollte der Wundarzt ihn noch einreiben; aber Blücher sagte: „Ach, was noch erst schmieren! Laßt nur sein! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, das wird wohl auf Eins herauskommen." Wegen des anhaltenden Regens waren die Wege grundlos und voll Waffer, so daß der Marsch nur sehr langsam vorwärts ging und außerordentliche Anstrengungen erforderte. Der alte Feldherr, voll Sorge, rief ein über das andere Mal seinen Leuten anfeuernd zu: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!" Hier und da mußte er hören: „Es geht nicht; es ist unmöglich."

7. Mittlere Geschichte - S. 27

1892 - Leipzig : Reisland
— 27 — Wallfahrt ins gelobte Land. Dort sah er die Entweihung der heiligen Stätten und die Bedrückung der Pilger. Da reifte m ihm der Entschluß Hilft zu schaffen. Als er einst in der Auserstehungskirche Gott um Beistand dazu anflehte, erschien ihm Christus und sprach: „Stehe auf, Peter, eile mtt der Vollendung deines Werkes, damit meinen Dienern geholfen und das Heiligtum gereinigt werde! Peter kam nach Rom zum Papste Urban Ii., dem er die Leiden der Christen schilderte und ein Schreiben des Patriarchen Simeon von Jerusalem überbrachte, worin dieser den Papst und die abendländischen Fürsten um Hilse bat. Der Papst versprach Beistand und sandte Peter aus, die Fürsten und das Volk für die Befreiung des heiligen Landes zu begeistern. Auf einem Esel reitend, barfuß, mit einem Strick umgürtet, das Kreuz in der Hand, durchzog Peter im Pilgergewande Italien und Frankreich, erzählte von der Not der Christen im heiligen Lande und brachte durch seine feurigen Reden eine allgemeine Begeisterung hervor. Zu gleicher Zeit bat auch der griechische Kaiser Alexius den heiligen Vater um Hilse gegen die Ungläubigen, welche das griechische Reich bedrohten. Urban berief eine Kirchenversammlung nach Piacenza und einige Monate später im November 1095 eine zweite nach Clermont in der Auvergne im südlichen Frankreich, um die Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes aufzufordern. Der Zufluß von Fürsten und Bischöfen, Mönchen und Laien war so groß, daß die Versammlung unter freiem Himmel stattfinden mußte. Papst Urban hielt eine begeisternde Rede, worin er allen, die an einem bewaffneten Zuge nach dem heiligen Lande teilnehmen würden, Vergebung der Sünden und ewigen Lohn im Himmel zusicherte. Da rief die ganze Versammlung: „Gott will es, Gottwill es!" Tausende knieten nieder, und als der Papst einem Bischöfe, der an dem Zuge teilnehmen wollte, ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter heftete, so baten Geistliche und Laien um dasselbe Zeichen, wodurch sie den Entschluß kundgaben, sich der heiligen Sache zu weihen. In größter Aufregung eilten alle nach Hause und verbreiteten die Begeisterung in der Heimat. Den Ritter trieb die Lust zu Heldenthaten und das Streben nach Länderbesitz; der Bauer verließ den Pflug mit dem Wunsche nach Freiheit; alle aber trieb die Begeisterung, für den christlichen Glauben zu kämpfen. Vielen dauerte es zu lange, die zum Aufbruch

8. Mittlere Geschichte - S. 57

1892 - Leipzig : Reisland
— 57 — so hoch gestiegene Macht des Hauses Habsburg und den harten und unfreundlichen Sinn Albrechts. Mißmutig darüber zog der greise Kaiser, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Auf nach Speier!" Dort an der Gruft der Kaiser wollte er sein Ende erwarten. Er erreichte aber Speier nicht, sondern starb in Germersheim, 73 Jahre alt, tief betrauert von allen (1291). 10. Albrecht I. und der Schweizerbund. Nach Rudolfs Tode wurde auf Antrieb der geistlichen Kur-sürsten Graf Adolfvon Nassau zum Kaiser gewählt (1292 bis 1298). Da dieser aber bald zu selbständig handelte, wurde er 1298 von den unzufriedenen Fürsten abgesetzt und Herzog Albrecht von Österreich gewählt, der jedoch die Krone erst erkämpfen mußte. In der Schlacht bei Göllheim (am Donnersberge bei Worms) unterlag Adolf und fiel. Albrecht war ein tapferer, aber harter und ländergieriger Fürst. Ganz das Gegenteil seines Vaters ging er darauf aus, seine Hausmacht durch Ländererwerb zu vergrößern und sich zum unumschränkten Herrscher zu machen. Aber vergebens versuchte er die Reichsländer Holland, Burgund, Böhmen und Thüringen an sich zu bringen. Die Grafen von Habsburg hatten Besitzungen in der Schweiz. Albrecht wünschte nun auch die drei Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden an sich zu bringen. Er machte ihnen daher den Vorschlag, sich in den Schutz des Hauses Österreich zu begeben. Sie wiesen aber diesen Antrag zurück und baten um Bestätigung ihrer Freiheit. Da schickte ihnen Albrecht zwei Landvögte; der eine, Beringervon Landenberg zu Sarnen, war über Uri und Schwyz, der andere, Hermann Geßler von Bruneck zu Küßnacht, über Unterwalden; beide bedrückten die Landleute mit stolzem Hohne und großer Härte. Als Werner Stauffacher sich ein schönes Haus baute, sagte Geßler: „Ich will nicht, daß die Bauern Häuser bauen." Landenberg ließ einem Bauern zu Unterwalden, Heinrich von Melch-that, um einer geringen Ursache willen ein Gespann schöner Ochsen wegnehmen und dazu sagen: die Bauern könnten den Pflug selber ziehen. Da schlug der Sohn Arnold dem Knechte des Vogts mit dem Stocke zwei Finger entzwei, und als jener entfloh, ließ der Vogt dem alten Vater die Augen ausstechen. Arnold hielt sich bei Walter Fürst von Attinghausen im Lande

9. Die neue Zeit - S. 94

1877 - Leipzig : Brandstetter
94 stantisch gesinnten Zürich, das durch Bern verstärkt, mit den Städten Biel, Mühlhausen, Basel und St. Gallen ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen hatte. Nun brach der Krieg aus, und der edle Zwingli mochte nicht in Ruhe daheim bleiben, während um die höchsten christlichen Güter gekämpft wurde; hatte er doch den Kampf hauptsächlich veranlaßt. Er rüstete sich, als Feldprediger mitzureiten. Vor seiner Wohnung auf dem Stiftsplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer an und sprach tröstend zu seinem treuen Weibe: „Die Stunde ist gekommen, wo wir uns trennen müssen! Es sei so, denn der Herr will es! Er sei mit dir, mit mir und den Kindern!" Der Vater hatte Mühe, aus den Umarmungen des tiefbetrübten Weibes und der weinenden Kinder sich loszureißen. „So der Herr will, sehen wir uns wieder!" — das waren die letzten Worte, welche die traute Familie von dem Streiter Gottes auf Erden vernehmen sollte. Am 11. November 1531 kam es bei Kappel, nahe am Rigiberge, zur Schlacht. Die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Kantone besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet, zuletzt sank er selbst nieder. Ein Kriegsknecht aus Uri glaubte ihn zu erkennen, trat zu dem sterbenden Manne und rief: „Du siyst der Hilterich (Huldreich), sollt' i meine?" Zwmgli leugnete es nicht. Da kniete der Mensch auf den Kraftlosen nieder und schrie ihm in's Ohr: „Gläubst an Päpsten, so möchst du lebe." Zwingli aber richtete sich kräftig empor und rief so laut, als seine geschwundenen Kräfte es erlaubten: „Ich glaube an Gott!" — „Da müßt du sterbe!" war die Antwort und alsbald stieß der Katholik dem Protestanten das Schwert in die Brust. Zwingli's Leiche wurde noch an demselben Tage auf dem Schlachtfelde verbrannt. Sein Waffengefährte rettete mit Lebensgefahr das Herz des treuen Freundes und Lehrers und brachte es nach Basel zu Oekolampadius, auch einem Freunde Zwingli's, der Professor daselbst war. Dieser aber fragte mit ernster Stimme: „Bist du deß gewiß?" Und als ihm versichert wurde, es sei wirklich das Herz des unglücklichen Freundes, nahm er es und warf es in den Rhein mit den Worten: „Wir brauchen keine Reliquien!" Johann Kalvin (geb. 1509, gest. 1564). 1. Jean Chauvin (latinisirt Calvinus) war der Sohn eines angesehenen Kaufmanns zu Noyon in Frankreich. Der Vater, der wegen feines hellen Verstandes und festen Charakters in großem Ansehen stand, hatte den Grundsatz, daß man den Kindern die recht innige Liebe auf alle Art verbergen und sie durch die Furcht zum Guten erziehen müßte. So verfuhr er mit dem Sohne sehr streng, doch that dieses der Hochachtung und Ehrfurcht, welche derselbe ihm stets bewies, keinen Eintrag, und als Johann

10. Die neue Zeit - S. 122

1877 - Leipzig : Brandstetter
122 Sickingen und Bestürmte seinetwegen den Kaiser Max, dem der Ritter im Grund des Herzens sehr lieb- war. „Soll man doch", sprach er, „das ganze Reich aufbieten, wenn ein Kaufmann sünen Pfeffer sack verliert." Er zauderte lange, den lärmenden Bitten Gehör zu geben, denn er ehrte die Kriegertugenden des Ritters und rechnete auf' sie bei Ausführung seiner großen Pläne. Doch erforderte die Achtung des neuen Landfriedens und die Ehre des neuen Kammergerichts eine gesetzliche Ahndung, die indeß für Sickingen nicht sehr drückend wurde. 2. Wie der französische König den deutschen Ritter gewinnen möchte. Auch in fernen Landen ertönte der Name des tapfern Franz von Sickingen. König Franz I. von Frankreich glaubte an ihm den Mann zu finden, welcher einst feine Absichten auf den deutschen Kaiferthron kräftig unterstützen könnte; er hing selber fest an den Grundsätzen des alten Ritterwesens, die feinem Hang zur Pracht und Freude schmeichelten. So lud er denn den edlen deutschen Ritter zu sich nach Amboise ein, und ein solcher Ruf war viel zu schmeichelhaft, als daß ihn Sickingen hätte abschlagen können. Sein guter Freund und Waffengenoffe, Robert von Sedan, Graf von der Mark und dessen Sohn, der nachmalige Marfchad von Fleuranges, führten ihn nach Frankreich, und zwölf deutsche Ritter waren in feinem Gefolge. Dies wurde selbst am französischen Hofe für glänzend und ansehnlich gehalten. Die Aufnahme übertraf alle Erwartung des Gastes, sie war höchst ehrenvoll. Dem jungen lebhaften Könige gefiel der gerade Sinn des deutschen Ritters, er bewunderte die Geschwindigkeit feines Ausdrucks und den gebildeten Verstand, der ans jeder Rede leuchtete. Das Geschenk einer goldenen Kette von 3000 Thalern an Werth war ein sprechender Beweis von der Zuneigung des Königs und von seinem Wunsch, sich den Helden geneigt zu erhalten. Nach damaliger Sitte sollte der, welchen man mit einem solchen Ehrenzeichen behing, an den Geber desselben gefeffclt bleiben. Zu dieser Kette fügte Franz noch andere Geschenke und das Versprechen eines Jahrgeldes von 3000 Franken. Auch die Ritter im Gefolge des Franz von Sickingen wurden mit goldenen Ketten von 500 bis 1000 Thalern an Werth beschenkt. Solche Freigebigkeit hätte wohl minder edle Gemüther an das Ausland gefeffclt, nicht aber den ehrenwerthen Sickingen. Es beklagten sich kurz darauf mehrere deutsche Handelsleute bei ihm über die Mailänder wegen rückständiger ©chuldforderungen. Unser Ritter fand ihr Verlangen gegründet, handelte mit ihnen die Forderungen ab und nahm hierauf einen Waarenzug weg, der aus Mailand nach Deutschland zog. Der französische König, dem damals das mailändifche Gebiet Unterthan war, wurde höchst ausgebracht, als ihm die Mailänder die erlittene Unbill klagten; er ließ die Beute von Ritter Franz zurückfordern, erhielt aber eine derbe deutsche Antwort, die er kaum vermuthete: „In Rechtssachen kümmere ich mich außer Deutschland um Niemand." Der
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