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1. Geschichte der Neuzeit - S. 48

1887 - Wiesbaden : Kunze
48 Erste Periode der Neuzeit. tert nämlich, daß, wenn ein Bischof oder Prälat zur protestantischen Kirche überginge, seine Pfründe ihm nicht bleiben, sondern wieder mit einem Katholiken besetzt werden sollte. Obgleich die Protestanten heftig widersprachen, wurde diese Frage doch in katholischem Sinne entschieden. 12. Karls Y. Abdankung und Tod. Nach einer langjährigen Regierung sah sich Kaiser Karl in allen seinen Hoffnungen bitter getäuscht; alle seine Pläne waren gescheitert. Weder die Erhebung der Kaisermacht zu altem Glanze, noch die Beschränkung der päpstlichen Gewalt, noch die Demütigung Franz I. von Frankreich oder des türkischen Sultans, noch die Erwählung seines Sohnes Philipp zum römischen Kaiser, noch die Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien war ihm gelungen. Er hatte viel unternommen in seinem thatenreichen Leben, war während seiner Regierung neunmal in Deutschland, sechsmal in Spanien, siebenmal in Italien, zehnmal in Flandern, viermal in Frankreich, zweimal in England, zweimal in Afrika gewesen und hatte viermal die Nordsee, achtmal das Mittelmeer durchschifft. Obschon er in den Besitz bedeutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit?) Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, fein vorgerücktes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Reue über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er 1555 die niederländischen Stände nach Brüssel, schilderte ihnen in einer würdigen Rede, was er während feiner langen Regierung gethan und erstrebt, und übertrug feinem Sohne die Krone der Niederlande mit Burgund. Feierlich ermahnte er denselben, seinem Volke ein weiser und gerechter Herrscher zu fein, und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in fernen *) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800 000 Goldgulden erhalten. Als er den reichen Banquier besuchte, nährte dieser das Kaminfeuer mit Zimt und warf die kaiserliche Verschreibung hmein. Für diese großmütige Verschwendung erhielt Artton Fugger die Grasenwürde uni) die ausgedehntesten Privilegien des Seehandels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.

2. Geschichte der Neuzeit - S. 15

1887 - Wiesbaden : Kunze
4 2, 4. Luther auf dem Reichstage zu Worms. 15 risch sind. Aber Magister Philipp sähret säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, säet und begießt mit Lust, nachdem ihm Gott gegeben seine Gaben reichlich." 4. Luther auf dem Reichstage zu Worms 1521. Kurz bevor Luther die päpstliche Bannbulle vor dem Elsterthore in Wittenberg verbrannt hatte, war der an Maximilians Stelle 1519 erwählte deutsche Kaiser Karl V. (1519— 1556) in Aachen 1520 feierlich gekrönt worden. Der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen hatte die ihm dargebotene Kaiserkrone ausgeschlagen, weil er die Macht seines Hauses nicht für ausreichend erachtete, um das Reich gegen die von innen und außen drohenden Stürme zu schützen. Da König Franz I. von Frankreich sich aufs eifrigste um die deutsche Krone bewarb und der Papst diese Bewerbung zu begünstigen schien, so lenkte der Kurfürst von Sachsen die Aufmerksamkeit der deutschen Wahlfürsten auf Maximilians Enkel Karl und wußte diese Wahl, welche dem verstorbenen Kaiser mißlungen war, durchzusetzen. Dieser Umstand war es vorzüglich, welcher den neu erwählten Kaiser mit Dankbarkeit gegen den Kurfürsten von Sachsen erfüllte und ihn veranlassen mochte, auch gegen dessen Schützling schonender zu verfahren, als er sonst gethan hätte. Im Frühjahr 1521 hielt Karl V. feinen ersten Reichstag zu Worms. Der päpstliche Botschafter Aleander drang hier heftig darauf, daß der gegen Luther ausgesprochene Bann endlich in Kraft trete und auch die Reichsacht über ihn verhängt werde. Da es aber deutscher Sitte widerstrebte, den Angeklagten ungehört zu verdammen, so konnte der Nuntius nur erlangen, daß Luther wegen ferner ketzerischen Lehren und Handlungen zur Rechenschaft gezogen werde. Jetzt ward Luthers Vorladung vor Kaiser und Reich einstimmig beschlossen; doch erbat sich Friedrich der Weise vorerst vom Kaiser freies Geleit für den Angeklagten auf der Hin- und Herreise. Luther war mit Freuden bereit, dem Rufe des Kaisers zu entsprechen, welcher „den ehrsamen, lieben, andächtigen Dr. Martin Luther, Augustinerordens" binnen 21 Tagen nach Worms entbieten ließ. Seine Freunde zitterten für sein Leben und wollten ihn nicht ziehen lassen. „Und wenn sie gleich ein Feuer machten zwischen Wittenberg und Worms bis zum Himmel hinan, so will ich doch im Namen des Herrn erscheinen und Christum bekennen und denselben walten lassen," ent-gegnete Luther.

3. Geschichte der Neuzeit - S. 84

1887 - Wiesbaden : Kunze
84 Erste Periode der Neuzeit. Gemmen, Gemälde, Altertümer, seltene Pflanzen und schöne Pferde verwandte er große Summen. Er ging stundenlang in den Ställen auf und ab. Mancher Gesandte, welcher dem Kaiser ein Gesuch vorzutragen hatte, mischte sich unter die Stall- und Reitknechte, um Gehör zu bekommen. Er alterte freudelos zwischen seinen Schätzen ohne Freund und Frau, ohne Frieden und Frohsinn in der Brust. Bei seiner Thronbesteigung herrschte in Deutschland die protestantische Lehre vor. Allein die Uneinigkeiten unter den Protestanten und die Thätigkeit der Jesuiten änderten dies Verhältnis gar bald zum Nachteil der Reformation. Die Bekenner der Augsburger und helvetischen Konfession haderten um einzelne Lehrsätze, bekämpften einander in Schriften und Predigten, verfluchten und verdammten sich gegenseitig. Man fühlte das Bedürfnis größerer Einigung, da der Feind sich nicht sorgloser Ruhe hingab. Auf einer Zusammenkunft theologischer Lehrer zu Kloster Bergen bei Magdeburg 1577 wurde nach dem Entwürfe des gelehrten Tübinger Professors Jacob Andrea eine Bekenntnisschrift zu stände gebracht, die Konkordien- oder Eintrachtssormel, welche zwar von Kursachsen, Kurpfalz, Brandenburg und vielen Reichsständen unterschrieben, aber von vielen lutherischen Ständen verworfen wurde. Die ersehnte Eintracht zwischen Lutheranern und Reformierten ward nicht erreicht. Während die Protestanten durch gegenseitigen Hader sich entkräfteten, herrschte in der katholischen Kirche die größte Thätigkeit und Einigkeit. Maximilian von Bayern und Rudolfs Vetter, der Erzherzog Ferdinand, welcher über Steiermark, Kärnthen und Kram gebot, suchten mit Hilfe der Jesuiten aus allen Kräften der katholischen Kirche wieder zur Alleinherrschaft zu verhelfen und kehrten sich in keiner Weise an den bestehenden Religionsfrieden. Herzog Maximilian von Bayern, ein kluger, gebildeter und thatkräftiger Herr, hatte auf der Jesuitenschule zu Ingolstadt seine Studien gemacht. Er hob Bayerns Kraft und Kriegswesen, begünstigte Handel und Gewerbe und wachte über die öffentliche Sicherheit mit unerbittlicher Strenge. Mit ihm war Ferdinand in Ingolstadt gewesen. Dieser hatte zu den Füßen des Papstes geschworen, das verlorene Ansehen der römischen Kirche wieder herzustellen. 1598, sogleich nach seiner Rückkehr nach Graz, befahl er den Ständen, innerhalb 14 Tagen alle evangelischen Prediger und Lehrer über die Grenze zu schaffen und verbot die evangelische Predigt bei Androhung der Todesstrafe. Die Stände entsprachen dem Befehle Ferdinands nicht; aber der Erzherzog vertrieb alle Evangelischen, ließ die neuerbauten

4. Geschichte der Neuzeit - S. 86

1887 - Wiesbaden : Kunze
86 Erste Periode der Neuzeit. ihnen dies vom Kaiser geradezu verweigert. Jetzt schlossen sie auf Zureden des französischen Königs Heinrich Iv. zu ihrem Schutze in der ausgehobenen Abtei Ahausen im Ansbachischen 1608 einen bewaffneten Bund, die Union genannt, aus die Dauer von zehn Jahren und stellten an die Spitze desselben den reformierten Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, was Kursachsen veranlaßte, der Union nicht beizutreten. Gegen die Union schlossen im folgenden Jahre die katholischen Fürsten eine Vereinigung, die Liga, zu Würzburg, an deren Spitze Maximilian von Bayern gestellt wurde. Mit der Union waren Frankreich und Holland verbündet; aber kurz darauf ward Heinrich Iv. ermordet. Das Königreich Böhmen war nach der Schlacht bei Mohacs 1526, in welcher König Ludwig von Böhmen und Ungarn gegen die Türken fiel, an den östreichischen Erzherzog, den späteren Kaiser Ferdinand I., gekommen. Dieser und Maximilian H. hatten die Protestanten in Böhmen in keiner Weise beeinträchtigt; Rudolf Ii. war ihnen feind und abgeneigt. Seine Sorglosigkeit und Nachlässigkeit in den Regierungsgeschäften brachten ihn aber in eine Lage, daß er den Protestanten Zugeständnisse machen mußte, welche er sonst nie gewährt hätte. Durch seine Trägheit machte sich Rudolf auch in Ungarn verhaßt. Er hatte keinen Landtag besucht, auf Anfragen und Beschwerden keine Antwort erteilt und seinen Truppen ungestraft Plünderungen und Rohheiten hingehen lassen. Dazu kam noch, daß er die protestantische Lehre in Ungarn mit Gewalt der Waffen zu unterdrücken suchte. Die Ungarn empörten sich und schützten ihre Freiheiten und ihren Glauben. Dies veranlaßte die östreichischen Erzherzöge, des Kaisers Bruder Matthias zum Haupte ihres Hauses zu erklären. Matthias stellte mit schweren Opfern Ruhe in Ungarn her und zwang den Kaiser, ihm Östreich, Ungarn und Mähren abzutreten und die Anwartschaft auf Böhmen zu erteilen. Kaum war Matthias nach Wien zurückgekehrt, so forderten die Protestanten, deren er sich eben zur Durchsetzung seiner herrschsüchtigen Absichten bedient hatte, Glaubensfreiheit und freie Religionsübung. Wider seine Überzeugung bewilligte er diese Forderung (1609) und bewog dadurch die Böhmen, ein gleiches Gesuch an Rudolf Ii. zu stellen. Durch ihre drohende Haltung erschreckt, unterschrieb Rudols den berühmten Majestätsbrief 1609, wodurch die reichsunmittelbaren protestantischen Stände Religionsfreiheit nach dem Augsburgischen Glaubensbekenntnisse und das Recht erhielten, Kirchen und Schulen zu bauen.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 34

1887 - Wiesbaden : Kunze
34 Erste Periode der Neuzeit. billigte die Arbeit, mußte aber als Geächteter dem Reichstag fern bleiben und hielt sich während der Dauer desselben in Koburg auf. Der Kaiser langte am Tage vor Frohnleichnam in Augsburg an und gebot den Protestanten, an der Prozession teil zu nehmen und ihren Geistlichen das Predigen zu verbieten. Sie schlugen ihm aber beides ab. Georg von Brandenburg geriet in solchen Eifer, daß er erklärte, er wolle sich lieber den Kopf abhauen lassen, als seinen Gott itnd sein Evangelium verleugnen. Karl entgegnete ihm: „Löwer Fürst, nit Kop ab!" Nach Eröffnung des Reichstages wurde Melanchthons Arbeit, die Augsburgische Konfession (25. Juni), vorgelesen. Sie machte aus viele Fürsten einen sehr günstigen Eindruck und zerstreute manches Vorurteil. Herzog Wilhelm von Bayern fragte seinen Kanzler Dr. E ck um seine Ansicht, und als dieser erwiderte, er könne die evangelische Lehre aus den Kirchenvätern, aber nicht aus der Schrift widerlegen, entgegnete der Herzog: „So höre ich wohl, die Lutherischen sitzen in der Schrift und wir, die Päpstlichen, daneben!" Kaiser Karl ließ den Protestanten eine ungründliche Widerlegung der Augs-burgifchen Konfession übergeben und ihnen erklären, er hoffe, daß sie zur katholischen Kirche zurückkehren würden, sonst müsse er andere Maßregeln ergreifen. Darauf fetzte Melanchthon eine Verteidigung (Apologie) des lutherischen Glaubens auf und ermunterte die Anhänger Desselben zur Standhaftigkeit. Eine Verständigung zwischen beiden Parteien kam aber nicht zu stände. Der Reichstagsabschied verdammte abermals die lutherische Ketzerei und verbot ihre Ausbreitung. Darauf verweigerten die Protestanten die Türkenhilfe, und man ging in Feindschaft auseinander. Die Gefahr, womit der harte Beschluß des Augsburger Reichstages die evangelischen Stände bedrohte, veranlaßte dieselben zu einer Zusammenkunft in Schmalkalden, welche 1531 wiederholt wurde und ein förmliches Schutzbündnis auf sechs Jahre, den sogenannten f chmal-kal frischen Bund, zur Folge hatte. Die ohne Zustimmung des Kurfürsten von Sachsen durchgesetzte Wahl des Erzherzogs Ferdinand zum römischen König hatte die Besorgnis der Protestanten noch gesteigert. Mehr aber noch als der schmalkaldische Bund wirkte die Not, worin sich der Kaiser und sein Bruder Ferdinand gerade befanden. Karl selbst hatte sich in seinen Kriegen mit Franz I. so geschwächt, daß er alle Ursache hatte, gegen die Protestanten schonend und versöhnlich aufzutreten, um nicht in einen Krieg mit ihnen verwickelt zu werden und ihre Hilfe gegen die immer näher rückenden

6. Geschichte der Neuzeit - S. 131

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 9, 2. Hinrichtung Karls I. 131 Kriege gegen Spanien und Östreich nicht bewilligte. Karl löste es auf. Das neue Parlament des folgenden Jahres glaubte der König durch Verhaftung zweier seiner Mitglieder schrecken zu können; aber er mußte dieselben wieder frei geben und verfügte daher abermalige Auflösung. Er schrieb nun ohne Bewilligung eine Steuer aus, allein niemand entrichtete sie, so daß er nachgeben und das dritte Parlament einberufen mußte. Dieses reichte die sogenannte „Bitte um Recht" ein und erklärte sich für Gewährung der geforderten Steuern, wenn der König 1) die persönliche Freiheit jedes Engländers durch strenge Festsetzung der zu einer Verhaftung erforderlichen Bedingungen, 2) ein schnelles und strenges Rechtsverfahren und 3) die Unmöglichkeit einer Steuererhebung ohne die Einwilligung des Parlaments zugestehen wolle. Karl sagte diese Forderungen zu, sprach aber die Vertagung aus. Bisher hatten die Könige Englands ohne Zustimmung der Volksvertretung von Kaufleuten und Schiffern eine Steuer erhoben, welche man „das Pfund- oder Tonnengeld" nannte. Damals hatte man ihm die Erhebung desselben auf ein Jahr, nicht aber auf die Dauer feiner Regierung bewilligt. Als das Parlament 1629 wieder zusammentrat, bestritt es dem Könige das Recht, das Psund-oder Tonnengeld zu erheben. Der verhaßte Minister Buckingham ward aus Privatrache ermordet; an seine Stelle trat der Gras Strafford, ein kluger und entschlossener Mann, welcher dem Parlament keinen Finger breit nachgeben wollte und dasselbe in elf Jahren nicht einberief. Um weiterer Geldbewilligungen nicht mehr Zu bedürfen, schloß er schnell mit Spanien und Frankreich Frieden und gab die Sache der Hugenotten und des unglücklichen Pfalzgrafen Friedrich völlig auf, ließ aber die bisherigen Steuern nebst neuen ohne Genehmigung der Landesvertreter erheben. Die Aufregung wuchs von Tag zu Tag, das Benehmen des Königs und seines Ministers steigerte sie noch mehr. Um die Hochkirche fester zu begründen und zu verbreiten, wählte Karl den Bifchof Laud zu feinem Ratgeber, welcher die Pu-ritaner (Presbyterianer) ganz zu unterdrücken suchte. Darüber kam es in Schottland zu bedenklichem Auf rühr. 1638 war nämlich eine königliche Verordnung erschienen, wonach die Liturgie der anglikanischen Kirche auch in Schottland eingeführt werden sollte. Man betrachtete diese Verordnung als den ersten Schritt zur Wiederherstellung der katholischen Religion. Als daher am Ostersonntag 1638 feer Geistliche im bischöflichen Ornate in die Hauptkirche zu Edinburgh trat, entstand ein furchtbares Geschrei: „Der Papst! der Papst! der

7. Geschichte der Neuzeit - S. 132

1887 - Wiesbaden : Kunze
132 Zweite Periode der Neuzeit. Antichrist! steiniget ihn!" und die Geistlichkeit mußte, von den wütenden Frauen verfolgt, in die Sakristei flüchten. Die Schotten errichteten darauf zum Schutz ihrer Religion ein Bündnis, den Covenant. Karl sah sich daher genötigt, ein Heer ins Feld zu stellen, und berief, um die nötigen Gelder zu erhalten, das vierte Parlament. Allein dies zeigte eine so entschiedene Abneigung gegen die königlichen Forderungen, daß es sofort aufgelöst wurde. Sobald die Schotten die Schwäche des Königs merkten, fielen sie in England ein und zwangen ihn, da er von allen Hilfsmitteln entblößt war, zur Einberufung des fünften Parlaments, welches von 1640— 1648 saß und unter dem Namen des langen Parlaments bekannt ist. Auch dies bewilligte die verlangten Gelder nicht, versetzte Karls Räte Strafford und Laud in Anklagezustand und befahl ihre Verhaftung. Mit des Königs Bewilligung ward Strafford sogleich hingerichtet; Laud blieb noch drei Jahre im Tower und wurde dann auch enthauptet. In seiner ratlosen Lage bildete der König endlich ein Ministerium aus Straffords Gegnern. Unglücklicher Weise ermordeten damals die katholischen Irländer die protestantischen Kolonisten; der Volkshaß beutete dies Ereignis aus, und man verbreitete das Gerücht, jener Mord sei aus Befehl des Königs und insbesondere der Königin geschehen. Karls Beteuerungen seiner Unschuld verhallten im Wind. Das Parlament forderte nun vor allem, daß die Bischöfe wegen ihrer papistischen Grundsätze nicht mehr Sitz und Stimme in ihm haben und das Heer unter ihm, nicht mehr unter dem Könige stehen solle. Jetzt beschloß Karl I. den Krieg. In Nottingham versammelten sich die Tories, die Feinde der Puritaner; da sie größtenteils Adelige waren, so nannte man sie auch Kavaliere. Das Heer des Parlaments, welches aus eifrigen Puritanern bestand, erhielt wegen des kurz abgeschnittenen Haares derselben den Namen Rund-kopse. Der greuelvolle Bürgerkrieg lief anfangs für den König glücklich aus, bis die Feldherrn des Parlaments, der talentvolle Fairfax und der puritanische Religionseiserer Oliver Cromwell, aus ihren Anhängern die entschlossene Reiterschar „der Eisenseiten" bildeten, welche überall siegreich auftraten. Nach zwei unglücklichen Schlachten, bei Marstenmoor westlich von Iork 1644 und Naseby bei Northampton 1645, bat der König, welcher sich in Oxford eingeschlossen hatte, um Frieden. Man traute ihm nicht. Als Oliver Cromwell sich anschickte, Oxford zu belagern, entfloh Karl in der Kleidung eines Reitknechtes nach Schottland und hoffte, seine Landsleute würden ihn retten. Da er aber ihre unbe-

8. Geschichte der Neuzeit - S. 136

1887 - Wiesbaden : Kunze
136 Zweite Periode der Neuzeit. prangten sie doch nur als selbstgewählte Vornamen vor altenglischen Zunamen, und andere Vornamen wie Wiedergeboren, Seitreuim-glauben, Machefriede, Tötediesünde, Stehefestinderhöhe, Weine-nicht, Kämpfedengutenkampfdesglaubens rc. waren von neuer puritanischer Erfindung. Die Spötter des Tages haben nicht unbemerkt gelassen, daß der Bruder eines Parlamentsmitgliedes, eines ehrenfesten Londoner Lederhändlers Barebone, welcher mit dem bescheidenen Vornamen „Preise ©otty/ einherging, insgemein Verdammter Barebone hieß; denn von seinem gespreizten Vornamen: „Wenn Christus nicht für uns gestorben wäre, wir wären ewig verdammt" hatte man ihm den besten Teil weggeschnitten. Dies sogenannte Barebone- (Dürrbein-) Parlament verlangte ebenfalls Sparsamkeit im Staatshaushalte, Verringerung des Heeres, Abfassung eines Gesetzbuches und lauter Dinge, welche Cromwell nicht recht waren. Darum jagte er auch „die Dürrbeine" 1653 auseinander und begründete nach einem vom General Lambert und dem Heere gegebenen Plane eine neue Verfassung. Das Parlament sollte aus 400 Mitgliedern bestehen, die gesetzgebende Gewalt ausüben und alle höheren Staatsämter besetzen, Cromwell als lebenslänglicher Protektor im Verein mit einem Staatsrate die vollziehende Gewalt, den Oberbefehl über die Land- und Seemacht und das Recht besitzen, seinen Nachfolger selbst zu wählen. So war der ehemalige Brauer von Huttington auf dem Gipfel des Glanzes und der Macht angelangt. Sein Ruhm und sein Ansehen im Auslande war groß. Der stolze französische König Ludwig Xiv. nannte ihn „Bruder und war ihm oft gefällig. Für den Protestantismus, dem seit Gustav Adolfs Tode ein regierender Fürst als Führer fehlte, ist die Bedeutung Cromwells nicht gering anzuschlagen. Der englische Protektor führte dem Papste gegenüber eine so selbstbewußte Sprache wie niemand weder vor noch nach ihm. Ihm darf in der Leitung Englands mit nichten niedriger Egoismus vorgeworfen werden. Allein trotz alledem war der gefürchtete Protektor Englands unglücklich und unzufrieden; überall gewahrte er Feinde und Verräter, welche ihm nach dem Leben trachteten. Unter seinem Kleide trug er einen Panzer, und damit er vor nächtlichen Überfällen sicher sei, schlief er selten zwei Nächte hintereinander in demselben Zimmer. Nie fuhr er ohne Bedeckung aus, nie kehrte er denselben Weg zurück. Das letzte Jahr litt er an beständiger Schlaflosigkeit, und seit dem Tode seiner Lieblingstochter Elisabeth lag er im Fieber. Auf dem Sterbebette sprach er zu seinem Kaplan: „Ist es möglich, aus der Gnade zu fallen?"

9. Geschichte der Neuzeit - S. 139

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 9, 4. Karl Ii. und die letzten Stuarts. 139 seine Gemahlin mit dem Prinzen nach Frankreich, warf das Staatssiegel in die Themse und lebte fortan in St. Germain von Ludwigs Unterstützung. Die katholische Linie der Familie Stuart ward durch eine Nationalkonvention für immer von dem englischen Throne ausgeschlossen und die Regierung dem hochgefeierten Statthalter Wilhelm von Oranien (1689 —1702) und seiner Gemahlin Maria übertragen. England und Schottland erkannten den neuen König sofort an; Irland, von Frankreich unterstützt, mußte durch den Sieg an der Boy ne 1690 dazu gezwungen werden. Die Anhänger Jakobs Ii. daselbst verloren ihre Güter, und viele wanderten aus. Die ganze Insel ward als ein erobertes Land betrachtet und verlor alle ihre Rechte. Wilhelm bestätigte 1689 den Engländern alles, was ihm bei einer Erklärung der Rechte (bill of rights) des englischen Volkes vorgetragen worden war: Berufung häusiger Parlamente, ohne Genehmigung keine Auflage neuer Steuern und kein stehendes Heer, Freiheit der Parlamentswahlen, Verantwortlichkeit der Parlamentsmitglieder für ihre Reden nur vor dem Parlament rc. Diese große Umgestaltung des englischen Staates durch Wilhelm von Oranien nennen die Engländer die glorreiche Revolution. Wilhelm Iii. hat sich um England und ganz Europa noch sehr bedeutende Verdienste dadurch erworben, daß er die angesehensten Fürsten Europas zu einem Bunde gegen Ludwig Xiv. von Frankreich einigte und sich in seiner Politik stets als dessen entschiedenen Gegner bewährte. Als er 1702 kinderlos starb, folgte ihm Jakobs jüngere Tochter Anna (1702 — 1714), welche am spanischen Erbfolgekrieg (§. 10, 6) teilnahm. Mit ihr erlosch das Haus Stuart auf dem englischen Throne, welchen seitdem das Haus Hannover einnimmt. Der letzte Stuart war der Kardinal von Aork, welcher 1807 in Frascati starb. Georg Iii. ließ ihm in der St. Peterskirche von Eanova ein Denkmal setzen. §. 10. Die äegimuiß Ümmigs Xiv. non Imnftteicli 1643-1715. 1. Frankreichs Lage unter Ludwig Xiii. Noch unter der Regentschaft Marias von Medieis, der Witwe Heinrichs Iv., war der Kardinal Richelieu in den Staatsrat getreten und behauptete sich 18 Jahre lang als unumschränkter Gebieter, obwohl der König ihm abgeneigt war und der Adel fortwährend an seinem Sturze arbeitete. Sein Haupt streben ging.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 244

1887 - Wiesbaden : Kunze
244 Dritte Periode der Neuzeit. zweiten sich die Reichs stände untereinander: Adel und Geistlichkeit forderten, daß jeder Stand für sich berate, um die Bürgerlichen überstimmen zu können. Auf den Antrag des talentvollen aber sittlich verdorbenen Grafen Mirabeau, welcher sich seiner Standesvorrechte begeben und einen Tuchladen gekauft hatte, um als Glied des dritten Standes für den Reichstag gewählt werden zu können, ersuchten jedoch die Abgeordneten des Bürger- und Bauernstandes die Geistlichkeit, im Interesse des Friedens gemeinschaftliche Sache mit ihnen zu machen. Nach einigen Wochen traten mehrere Mitglieder der niederen Geistlichkeit in die Versammlung des dritten Standes ein. Diese erklärte sich am 17. Juni auf den Antrag des Abbe Sieyes zur Nationalversammlung und beschloß, daß sämtliche bisherigen Steuern nur bis zum Tage der Auflösung der Nationalversammlung entrichtet werden sollten, aber länger nicht. Der Adel riet dem Könige, den Sitzungssaal zu schließen; doch das half wenig. Aus den Antrag des Pariser Arztes G u i l l o t i n begab sich die Nationalversammlung, als sie die Thüren ihres Lokals verschlossen fand, unter ihrem Präsidenten B a i l l y in das B a l l h au s und verpflichtete sich eidlich, nicht eher aus einander zu gehen, als bis eine neue Verfassung gegeben sei. Der König verlangte zwar noch einmal, daß jeder Stand für sich zusammentreten und beraten solle, allein die Nationalversammlung, welche sich durch den Übertritt von 149 Geistlichen und 47 Adeligen gehoben fühlte, fügte sich auf Mirabeaus Antrag dem königlichen Gebote nicht mehr. Ja, als Ludwigs Xvi. Hofzeremonienmeister, der Marquis von Breze, die Nationalversammlung an den Befehl des Königs erinnerte, erhob sich Graf Mirabeau und rief mit donnernder Stimme: „Sagen Sie Ihrem Herrn, daß wir durch die Gewalt des Volkes hier sind, und daß man uns von hier nicht anders fortbringt, als durch die Gewalt der Bajonette." Jetzt gab der König nach und befahl, daß die Kammern des Adels und der Geistlichkeit sich mit dem dritten Stande vereinigen möchten. Am folgenden Tage erschienen alle Adeligen in der Nationalver- sammlung. Erstürmung der 23et stille. Allein das öffentliche Vertrauen war bereits gewichen; das Volk glaubte böswilligen Verleumdungen, welche des Königs eigener Vetter und größter Feind, der Herzog von Orleans, über dessen Absichten ausgestreut hatte, und beging jetzt mancherlei Unfug in den Straßen von Paris. Das Einrücken einiger Regimenter und die Entlassung Neckers benutzte der Advokat Camille Desmoulins, das Volk zur Empörung zu
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