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1. Geschichte der Neuzeit - S. 185

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 12, 5. Der große Kurfürst. 185 durch Schwarzenberg verleitet, dem Prager Frieden beitrat und kaiserliche Besatzung in seine Festungen nahm, fielen die Schweden sengend und brennend ins Land ein. Die Mark glich zuletzt einer Einöde, und der Kurfürst ging nach Preußen, das von dem verheerenden Krieg weniger gelitten hatte. Hier starb er 1640. 5. Die Regierung des großen Kurfürsten 1640—1688. Friedrich Wilhelm der große Kurfürst hat den Grund zu Preußens Macht und Größe gelegt. Geboren 1620, wurde er in der unglücklichen Zeit des 30jährigen Krieges zuerst in Küstrin, dann bei dem pommerschen Herzog Bogislav Xiv. in Stettin in Sicherheit gebracht. 14 Jahre alt, besuchte er die Universität Leyden, wo er sich Sprach- und Geschichtsstudien widmete. Als man ihn später im Haag in das üppige Hofleben ziehen wollte, entzog er sich den Verlockungen mit den Worten: „Ich weiß, was ich meinem Lande und mir selber schuldig bin", und eilte zu dem Prinzen Heinrich von Dr anten, der Breda belagerte. Dieser ries ihm bei seiner Ankunft zu: „Eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als wenn ich Breda erobere". Unter diesem tüchtigen Fürsten bildete sich Friedrich Wilhelm zum Feldherrn und Staatsmann aus; er studierte die Bodenkultur und machte sich mit den Handels- und gewerblichen Unternehmungen des betriebsamen Landes bekannt. Auf Verlangen seines Vaters kehrte er dann, reich an Anschauungen und Kenntnissen, in sein Land zurück. Als sem Vater 1640 starb, waren die Marken verarmt und verwüstet, die Festungen von Truppen besetzt, welche dem Kaiser den Eid der Treue geleistet hatten. Friedrich Wilhelm begann seine Regierung damit, daß er die bisherigen Truppen entließ und ein neues Heer von anfänglich 3000, dann 8000 Mann schuf, das ihm allein eidlich verpflichtet war. Nach Schwarzenbergs Ableben schloß er 1641 mit den Schweden Waffenstillstand und wußte den Kaiser Zu beschwichtigen. Im westfälischen Frieden setzte er seine Ansprüche auf Pommern, wo das herzogliche Haus mit Bogislav Xiv. 1637 ausgestorben war, wenigstens soweit durch, daß er Hinterpommern erhielt, und für das in schwedischem Besitz bleibende Vorpommern durch die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin entschädigt wurde. Als Karl X. von Schweden (§. 11, 2) bei seiner Thronbesteigung mit Polen in Krieg geriet und den Kurfürsten zur Teilnahme an demselben nötigte, bot sich Gelegenheit zur Befreiung Dst=

2. Geschichte der Neuzeit - S. 195

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 12, 7. Friedrich Wilhelm I. 195 wohl auch über seine Pläne, über Personen und Staatsangelegenheiten. In der äußern Politik stand der König unter dem nachteiligen Einfluß Östreichs und dessen Gesandten von Seckendorf, der auch die von der Königin Sophie Dorothea (§. 18, 9) geplante Doppelheirat zwischen ihren beiden ältesten Kindern und denjenigen ihres Bruders Georg Ii. von England zu verhindern und den König von einem Bündnis mit England abzubringen wußte. Nach Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges erhielt Preußen im Utrechter Frieden 1713 das Oberquartier von Geldern, südlich von Kleve, und die allgemeine Anerkennung seiner Königswürde. Am Schluß des nordischen Krieges erwarb es den südlichen Teil Vorpommerns bis zur Peene und die Inseln Usedom und Wollin. Bei seinem Tode hinterließ der König seinem Sohne Friedrich Ii. einen wohlgeordneten Staat von 2200 Q.-Meilen und 21/2 Mill. Einwohnern, einen Staatsschatz von 27 Millionen Mark und ein Heer von 83 000 Mann. §. 11 iriedntfi Ii. iler ßkojje 1140—1186. 1. Friedrichs Ii. Jugend. Friedrich der Große wurde am 24. Januar 1712 in dem königlichen Schlosse zu Berlin geboren. Die erste Erziehung leitete seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea. Sie wählte zur Gouvernante die vortreffliche Frau von Rocoulles, eine französische Emigrantin, welche auch schon an der Erziehung Friedrich Wilhelms I. teilgenommen hatte. Ms der Prinz 7 Jahre alt war, übertrug der König dessen Erziehung dem ehrenwerten und streng soldatischen Grafen von Finken st ein, dem der Oberst von Falk enstein zur Seite stand. Der eigentliche Lehrer wurde der junge und kenntnisreiche Duhan de Jandun, der Sohn eines französischen Emigranten, der dem reichbegabten Prinzen schon früh eine große Vorliebe zur französischen Sprache und Litteratur einzuflößen wußte. Der König gab den Erziehern eine ausführliche Instruktion, in welcher er forderte, daß der Prinz zu einem tüchtigen Soldaten, guten Haushalter und gläubigen Christen erzogen werde. Dem Prinzen sollte frühzeitig Ehrfurcht gegen Gott, Hochachtung und Gehorsam gegen seine Eltern eingeprägt werden; es sollte auf strenge Sittlichkeit bei ihm gedrungen und’ dem Stolze 13*

3. Geschichte der Neuzeit - S. 282

1887 - Wiesbaden : Kunze
282 Dritte Periode der Neuzeit. hiervon den Marschall Leftzbre mit vielem Kriegsvolke nach Tirol; dieser vertrieb den östreichischen General Ch äst eler und errang einige Vorteile über das Bauernvolk. In dieser Not berief Andreas Hofer alles waffenfähige Volk an denjselberg bei Innsbruck. Nun begann ein heftiger Kampf gegen die Fremden; Speckbacher verlegte ihnen den Weg bei Hall. Er hatte einen jungen Sohn Andreas, „der Anderl" genannt; der Knabe folgte ihm lustig ins Gefecht, und weil er nicht selber mitstreiten durfte, so grub er keck die feindlichen Kugeln aus der Erde heraus, sammelte sie in seinem Hütchen und brachte sie dem Vater. Die Feinde erlitten große Verluste und gingen zurück. Als aber Kaiser Franz mit Napoleon den Waffenstillstand zu Znaim schloß, mußte er auch Tirol aufgeben. Die Tiroler wußten nun nicht, woran sie waren, als neues Kriegsvolk von allen Seiten ins Land rückte. Da stellten sich Hofer und Speckbacher an die Spitze des Aufgebots. Die Engpässe wurden besetzt, ungeheuere Felsblöcke zum Hinabrollen und Zermalmen gerüstet, ganz Tirol war ein Herz und eine Seele, Männer und Frauen wappneten sich und kämpften für Haus und Herd, Freiheit und Vaterland. Andreas Hofer, „Oberkommandant von Tirol", trat an die Spitze der Landesregierung in Innsbruck und besorgte die Geschäfte nach seiner einfachen, schlichten Weise. Mittlerweile wurde der Friede zu Schönbrunn abgeschlossen. Kaiser Franz forderte die Tiroler jetzt selbst auf, sich dem Sieger zu ergeben, nachdem er ihnen Amnestie ausbedungen hatte. Da schrieb der brave Hofer an Speckbacher, welcher die Grenzen des Landes schützte: „Es ist alles aus, Östreich hat uns vergessen", und seinen Landsleuten meldete er: „Aller Widerstand hört auf". Aber ein gewisser von Kolb und der Priester Donay gewannen Hofer durch erlogene Siege der kaiserlich östreichischen Truppen zu einem neuen Volksaufruf. Jetzt wurde Hofer von den Franzosen geächtet, und er war nirgends mehr vor Spionen sicher. Er barg sich in einer einsamen Sennhütte am Passeyer unter Schnee und Eis. Hier verriet ihn im Januar 1810 der übel-berüchtigte Raffl, und 1600 Franzosen und Italiener suchten ihn in seinem Verstecke auf. Als sie an die Thür pochten, trat er heraus, und auf ihre Frage erwiderte er furchtlos: „Ich bin Andreas Hofer, nach dem ihr suchet; schonet nur mein Weib und meine Kinder!" Die Italiener mißhandelten ihn und führten ihn gebunden nach Mantua, wo er vor ein Kriegsgericht gestellt wurde. Niemand verwendete sich für ihn. Napoleon befahl durch den optischen Telegraphen von Mailand aus, ihn binnen 24 Stunden zu erschießen. Heiter ging Hofer zum Tode.

4. Geschichte der Neuzeit - S. 283

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 25. Dörnberg, Schill, Wilhelm von Braunschweig. 283 Ohne sich die Augen verbinden zu lassen, stand er aufrecht da und kommandierte selbst Feuer. Erst die dreizehnte Kugel machte seinem Leben ein Ende. Seine Gebeine ruhen in Innsbruck, wo ihm ein Denkmal errichtet wurde. Seine Familie hat Kaiser Franz in den Adelstand erhoben. Dörnberg, Schill, Wilhelm von Braunschweig. Der Aufruf des Erzherzogs Karl hatte auch einige kühne Männer im nördlichen Deutschland veranlaßt, zur Wiedererlangung der Freiheit 1809 das Schwert zu ziehen. Der hessische Oberst von Dörnberg versuchte zuerst, den König Hieronymus von Westfalen gefangen zu nehmen; allein seine Leute verließen ihn, und er mußte sich durch die Flucht retten. Der preußische Husarenmajor von Schill suchte in Norddeutschland einen Volksaufstand gegen die Fremdherrschaft ins Leben zu rufen. Er ritt mit feinem Regiment wie zum Exerzieren von Berlin aus, rief seinen getreuen Husaren zu: „Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", und führte sie nach Sachsen, gen Wittenberg und Halle, wo seine Schar bald zu einigen Taufenden anwuchs. Aber der König von Preußen mußte Schills That mißbilligen, und die Furcht vor dem gewaltigen Tyrannen hielt das Volk noch im Banne. Von westfälischen und holländischen Truppen gedrängt, mußte er sich nach Stralsund retten. Die mit Frankreich verbündeten Dänen stürmten die Stadt, in den Straßen entstand ein heftiger Kamps, und Schill fiel. Seine Leute wurden gefangen und auf Galeeren geschickt, 11 junge Offiziere in Wesel erschossen. Der Herzog Wilhelm von Braun schweig, Sohn des bei Auerstädt verwundeten Herzogs, hatte in seinem Fürstentum Öls in Schlesien ein Freicorps gebildet und war in Verbindung mit östreichischen Truppen in Sachsen und Franken eingefallen. Der Waffenstillstand zu Znaim hemmte aber weitere Unternehmungen. Tapfer schlug er sich nun mit seiner 1500 Mann starken „schwarzen Schar" durch übermächtige Feinde in Sachsen und Westfalen hindurch, zog in Braunfchweig ein und rettete sich und seine Helden (Aug. 1809) auf englischen Schiffen nach England, von wo sie sich nach Spanien begaben und unter Wellington in der „deutschen Legion" gegen die Franzosen kämpften. Zu welchen Entschlüssen die fortdauernde Knechtung Deutschlands führte, mußte Napoleon in dem Vorhaben des Studenten Friedrich Staps, des Sohnes eines Predigers aus Naumburg, erkennen. Staps eilte 1809 nach Wien, wo er fein Vaterland von Napoleons Gewaltherrschaft zu befreien hoffte. Als er sich im Schloßhofe von

5. Geschichte der Neuzeit - S. 248

1887 - Wiesbaden : Kunze
248 Dritte Periode der Neuzeit. mit 300 weißgekleideten Priestern und nahm die Fahnenweihe vor, dann schwuren alle den Gesetzen Gehorsam und umarmten sich freudetrunken als Brüder. Es schien, als ob der durch die kirchliche Feier gehobene Versöhnungstag dem Lande die ersehnte Ruhe wieder geben könne. Allein die maßlosen Bestrebungen der Jakobiner, welche den Haß gegen die Person und die Familie des Königs fortdauernd zu steigern bemüht waren, hinderten dies. Der König fühlte, daß sein Ansehen gebrochen und daß er ein Gefangener war. Bei einer Ausfahrt nach St. Cloud,welche er zur Feier des Osterfestes 1791 mit seiner Gemahlin unternahm, nötigte ihn das Volk und die Nationalgarde trotz Lafayettes Dazwischenkunft, auszusteigen und in die Tuilerien zurückzukehren. Da blieb ihm nichts mehr als die Flucht. Um seine Freiheit wieder zu erlangen und sich und den ©einigen das bedrohte Leben zu retten, entschloß er sich nach dem Beispiele seiner Brüder und vieler Adeligen, Frankreich zu verlassen und jenseits der Grenze ein Asyl zu suchen. General Bouills in Lothringen versprach, den Fluchtplan mit seinen Truppen zu unterstützen. Mit Hinterlassung einer Protestschrift gegen alle seit Herbst 1789 ihm abgerungenen Erlasse bestieg der König, in Begleitung des schwedischen Grafen Ferfen, mit seiner Familie einen großen Wagen, und die mitternächtliche Stunde begünstigte die Flucht aus den Tuilerien; erst um 8 Uhr morgens ward die Kunde davon in Paris ruchbar. Allein dicht an der luxemburgischen Grenze, in St. Menehould, erkannte der Postmeister Drouet den König und beschloß, die Flucht desselben zu vereiteln. Aus einem Seitenwege sprengte er vor nach Varennes, wo er den König samt feiner Familie verhaften und nach Paris zurückbringen ließ. Die Gemäßigteren in der Nationalversammlung bewirkten, daß jedes Verfahren gegen die Flucht der königlichen Familie niedergeschlagen wurde; doch sollte die königliche Gewalt so lange suspendiert bleiben, bis die Verfaffungsurkunde dem König zur Annahme vorgelegt werden könne. Inzwischen bewachte die Nationalgarde den König und feine Gemahlin, deren schwarzes Haar in wenigen Tagen weiß geworden war, in den Tuilerien ans das ängstlichste. Im September 1791 hatte die konstituierende Versammlung die neue Verfassung vollendet und dem Könige zur Genehmigung vorgelegt. Ludwig Xvi. beschwor dieselbe, ohne etwas daran abändern zu lassen, obwohl die königlichen Rechte sehr geschmälert worden waren. Nun löste sich die konstituierende Versammlung auf

6. Geschichte der Neuzeit - S. 103

1887 - Wiesbaden : Kunze
5, 5. Der schwedisch-französische Krieg. 103 und Schotten, fanden sich gleichfalls ein und waren guten Mutes. Während man sorglos schmauste, traten Deveroux und Geraldin mit dreißig Dragonern durch die Thüren des Speisesaals ein und riesen: „Holla, wer von Euch ist gut kaiserlich?" Gordon, Leßlie und Buttler traten auf die Seite und riefen: „Es lebe Ferdinand!" Die Mörder fielen sogleich über ihre Opfer her und machten sie trotz kräftigen Widerstandes bald nieder. Darauf eilten die Verschworenen über die Zugbrücke in die Stadt, wo alles in tiefem Schlafe lag. Es schlug elf Uhr. Wallenstein war eben von seinem Astrologen Seni weg zur Ruhe gegangen, da stieg Deveroux mit sechs Mann die Treppe hinauf. Der irrt Vorzimmer wachende Kammerdiener ward niedergestoßen, ein anderer entfloh und rief: „Rebellion!" Der Herzog erwachte, sprang aus dem Bette und fragte durch das Fenster die Schildwache, was es gäbe. In diesem Augenblicke trat Deveroux ein. „Bist du der Schelm, der das kaiserliche Volk dem Feinde überliefern und kaiserlicher Majestät die Krone vom Haupte reißen will?" donnerte er den Herzog an; — „du mußt jetzt sterben!" Lautlos empfing der Herzog den Todesstoß (25. Febr. 1634). Sein Leichnam wurde in einen Teppich gewickelt, aus die Citadelle gebracht und zwei Jahre später in der von Wallenstein selbst erbauten Karthause bei Gitschin beigesetzt. Buttler und Leßlie bemächtigten sich der Kostbarkeiten und Papiere des Ermordeten, doch hat sich nichts vorgefunden, wodurch der Verdacht des Hochverrats bestätigt worden wäre. Die Güter des Herzogs und seiner Freunde wurden eingezogen und seinen Verrätern und Mördern gegeben. Gallas erhielt die Herrschaft Friedland, Gordon die Güter Terzkys, Buttler die Kammerherrnwürde und eine goldene Gnadenkette; jeder Dragoner empfing 1500 Mark. Der Kaiser vergoß Thränen, als er die Nachricht vom Tode Wallensteins erhielt. 5. Der schwedisch-französische Krieg 1635—1648. 2ln Wallensteins Stelle übernahm Erzherzog Ferdinand, der Sohn des Kaisers, mit dem Grafen Gallas den Oberbefehl über das kaiserliche Heer. Er versuchte zunächst die Schweden aus Bayern zu vertreiben und rückte die Donau hinauf bis Nördlingen. Hier kam es 1634 zu einer äußerst blutigen Schlacht, welche Bernhard von Weimar verlor. Der Kern des protestantischen Heeres ward vernichtet oder zersprengt; Bernhard selbst rettete sich mit wenigen Truppen über den Rhein. Die erste Folge dieser Niederlage war.

7. Geschichte der Neuzeit - S. 130

1887 - Wiesbaden : Kunze
130 Zweite Periode der Neuzeit. Gottesdienst hatten abhalten lassen, und Einkerkerungen und Hinrichtungen kamen häufig vor. Schon 1603 wurde eine Verschwörung zweier katholischer Priester entdeckt und bestraft. Als Jakob kurz nachher die eingeschlichenen Jesuiten vertrieb, verband sich ein eifriger Katholik, Robert Catesby, mit elf Genossen, um den König, die Lords und die Gemeinen bei Eröffnung der Parlamentssitzung 1605 in die Luft zu sprengen. Die Verschworenen mieteten zu diesem Zwecke die Keller unter dem Parlamentshause, versteckten 36 kleine Fässer Pulver in denselben und bestimmten den 5. November zum Todestage ihrer Feinde. Einer der Verschworenen wünschte aber seinen Schwager, den Lord Mounteagle, zu retten und schrieb demselben, er möge nicht im Parlamente erscheinen, weil es einen entsetzlichen Schlag erhalten und doch niemand sehen würde, woher er komme. Der Empfänger des Briefes machte Anzeige; man untersuchte die Keller und fand die Pulvertonnen. Die Ausführung des Verbrechens wurde verhindert, die Verschworenen, 80 an der Zahl, wurden entdeckt und büßten ihr Vorhaben mit dem Leben. Das ist die berüchtigte Pulververschwörung, zu deren Andenken bis in die jüngste Zeit hinein in den meisten Städten Englands am 5. November ein als Offizier aufgeputzter Strohmann öffentlich verbrannt wurde. An demselben Tage wurden auch regelmäßig die Keller unter dem Parlamentshause gerichtlich durchsucht. König Jakob zerfiel auch mit dem Parlamente, da er ohne dasselbe zu regieren beabsichtigte und, um seiner Verschwendung zu genügen, ohne Zustimmung des Ober- und Unterhauses willkürlich Steuern ausschrieb. Als er 1625 starb, nahm er den Haß und die Verachtung des englischen Volkes mit sich in das Grab. Der Sache des bedrängten Protestantismus und seines vertriebenen Schwiegersohns, des böhmischen Königs Friedrich V., hatte er sich nicht sonderlich angenommen, obwohl es das Parlament oft verlangt hatte. 2. Hinrichtung Karls I. 1649. Auf Jakob I. folgte sein Sohn Karl I. (1625 — 1649) im 16. Lebensjahre. Durch seine Vermählung mit einer katholischen Prinzessin, Maria Henriette, Heinrichs Iv. Tochter, durch Beibehaltung des verhaßten Ministers Buckingham und durch seine Mißachtung des Parlaments zog er sich schon im Anfang seiner Regierung den allgemeinen Unwillen zu. Dieser zeigte sich gleich in der ersten Sitzung des Parlaments, welches die Gelder zu einem

8. Geschichte der Neuzeit - S. 196

1887 - Wiesbaden : Kunze
196 Zweite Periode der Neuzeit. und Hochmut vorgebeugt werden. Latein sollte er nicht lernen, aber Französisch und Deutsch. In der Geschichte mußte besondere Rücksicht auf die Ereignisse des hohenzollernschen Hauses und des preußischen Staates genommen und die körperliche Ausbildung durste nicht vernachlässigt werden. „Absonderlich haben beide Hofmeister sich äußerst angelegen sein zu lassen. Meinem Sohne die wahre Liebe zum Soldatenstande einzuprägen und ihm zu imprimieren, daß nur der Degen einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermag und Er vor der Welt ein verachteter Mensch bleiben würde, wenn Er solchen nicht gleichfalls liebte und die einzige Gloria in demselben suchte." Überhaupt suchte der König dem Kronprinzen Geschmack an allen seinen eigenen Lieblingsneigungen einzuflößen und denselben so viel als möglich sich selbst und seiner Gesinnung ähnlich zu machen. Darum mußte der Kronprinz die soldatischen Übungen bis zum Überdruß mitmachen; er sollte die Wissenschaften gering achten, mit Musik keine Zeit verlieren, dagegen viel reiten, jagen und die Parade besuchen. Auch an dem „Tabakskollegium" mußte der Kronprinz später als wirkliches Mitglied teil nehmen. Allein in vielen Dingen zeigte sich bald eine gänzliche Verschiedenheit zwischen dem Könige und dem Kronprinzen. Die Liebhabereien des Vaters waren dem Sohne zuwider, die Beschäftigungen des Sohnes mit französischer Litteratur, mit Musik, besonders mit der Flöte, mit Schachspiel, sein Wohlgefallen an französischer Tracht, seine Locken, seine Haltung, seine Manieren mißfielen dem Könige. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet", rief der Vater oft im Unwillen aus, „er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Der Kronprinz gab sich daher heimlich seinen Lieblingsneigungen hin. Aber als er einst im goldgestickten Schlafrock und in französischer Frisur mit seinem Lehrer Quanz (§. 18, 9) dem Flötenspiel oblag, wurde er von seinem Vater überrascht. Der König warf den Schlafrock zornig ins Feuer, ließ dem Prinzen die gepuderten Haare abschneiden und schickte Bücher und Noten dem Buchhändler zurück. Solche Vorgänge erzeugten eine große Spannung zwischen Vater und Sohn. Und da der König den Kronprinzen bei jeder Gelegenheit kränkte, erschien diesem das Leben an dem Hofe seines Vaters immer unerträglicher. Als der Prinz nun gar wider seine Neigung vermählt werden sollte, faßte er den Entschluß zu seinem Oheim Georg Ii. nach England zu entfliehen. Seine Schwester Wilhelmine und seine Freunde, die Lieutenants Keith und Katte, waren in das Geheimnis eingeweiht. Auf einer

9. Geschichte der Neuzeit - S. 197

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 13, 1. Friedrichs Ii. Jugend. 197 Reise nach Süddeutschland (1730) versuchte der Prinz im Dorfe Steinsfurt, zwischen Heilbronn und Heidelberg, zu entkommen; allein ein Brief hatte bereits alles verraten. Der König war außer sich vor Wut, fiel über den Sohn her und züchtigte ihn mit seinem Stocke. Als er mit dem gefangenen Prinzen nach Wesel kam, forderte er denselben vor sich und fragte ihn, warum er habe desertieren wollen. Der Prinz gab eine trotzige Antwort und reizte dadurch den Zorn des Königs in einem solchen Grade, daß dieser seinen Degen zog und den Sohn durchbohrt hätte, wenn nicht der General v o n M o s e l dazwischen getreten wäre. In Berlin ward die Sache untersucht und der Kronprinz*) nach Küstrin auf die Festung gebracht. Das Kriegsgericht, welches der König bestellte, erklärte sich für inkompetent, einen richterlichen Spruch über den Kronprinzen zu fällen. Lieutenant Keith war von Wesel nach England entflohen, da ihn der Prinz noch zeitig hatte warnen können. Katte aber ward, obwohl er in Berlin geblieben war, wegen versuchter Desertion zu mehrjähriger Festungsbaustrafe verurteilt. Der König verwarf jedoch das Urteil, verhängte die Todesstrafe über ihn und ließ sie unter dem Fenster des Prinzen vollziehen. Als der Freund zum letzten Gange geleitet wurde, mußte der Kronprinz ans Fenster treten. „Verzeihe mir, mein teurer Katte!" ries ihm Friedrich zu. „Der Tod für einen so liebenswürdigen Prinzen ist süß," erwiderte Katte — und hauchte bald sein junges Leben aus dem Schafott aus. Friedrich versank über das Unglück seines Freundes in tiefe Schwermut. Noch war über sein eigenes Schicksal nicht endgültig entschieden worden. Anfangs wollte der König auch über ihn das Todesurteil fällen, doch hatte er besserem Rate sein Herz nicht verschlossen. Friedrich wurde unterdessen strenge gehalten und erhielt nicht einmal Licht in seinem Kerker. Da brach unter der Einwirkung des Predigers Müller endlich sein Trotz, und er wurde den Lehren der Religion zugänglich. In einem Briefe an feinen Vater gestand er fein Unrecht ein und gelobte eidlich, er wolle künftig in allen Stücken gehorsam sein und sich an niemand wegen des Vorgefallenen rächen. Um aber den trotzigen Sinn des Sohnes vollständig zu beugen, ließ ihn der König noch zwei Jahre lang an der Domänenkammer zu Küstrin als Kriegsrat arbeiten. Nach Ablauf dieser *) Zum Glücke für Friedrichs Schwester waren alle belastenden Briefe verbrannt und falsche untergeschoben worden.

10. Geschichte der Neuzeit - S. 198

1887 - Wiesbaden : Kunze
198 Zweite Periode der Neuzeit. ?,vrist kehrte Friedrich 1733 nach Berlin zurück und war fortan des Königs „lieber Fritz". Friedrich vermahlte sich auf den Wunsch feines Vaters, nicht nach eigener Wahl und Neigung, mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunfchweig-Bevern (§. 17, 9), einer Nichte der Gemahlin Kaiser Karls Vi., und bezog das für ihn angekaufte, neu eingerichtete Schloß Rheinsberg bei Ruppin. Hier konnte er feinen Lieblingsneigungen hulbigen. Er belehrte sich durch persönlichen und schriftlichen Verkehr mit den ausgezeichnetsten Männern der bamaligen Zeit und begann seine schriftstellerische Thätigkeit^ Zugleich erfreute er feinen Vater durch ein so vortrefflich ausgetobetes Regiment, daß ihn der König vor der Fronte umarmte Als Friedrich Wilhelm fein Ende nahe fühlte, ließ er den Kronprinzen aus Rheinsberg rufen und unterhielt sich mehrere Stunben ohne Zeugen mit ihm. Er starb in dem Bewußtsein, daß er den Mühenben Staat einem roürbigen Nachfolger hinterlasse. 2. Friedrich Ii. der Große als König von Preußen. Als Friedrich im 28. Jahre seines Lebens die Regierung übernahm, gab er feinen Ministern solgenbe hochherzige Erklärung, welche die Richtung seines Lebens geworben ist: „Ob Wir euch gleich sehr banken wollen für die treuen Dienste, welche ihr Unsers Höchstgeliebtesten Herrn Vaters Majestät erwiesen habt, so ist boch ferner Unsere Meinung nicht, daß ihr uns inskünftige bereichern und Unsere armen Unterthanen unterbrücken sollet, fonbern ihr sollet hiergegen verbunben fein, vermöge gegenwärtigen Befehls mit ebenso vieler Sorgfalt für das Beste des Landes, als für Unser Bestes zu wachen, um so viel mehr, als Wir keinen Unterschieb wissen wollen zwischen Unserem eigenen befonberen und des Landes Vorteil, und ihr biefen sowohl als jenen in allen Dingen vor Augen haben müsset; ja des Landes Vorteil muß den Vorzug vor Unserem eigenen befonberen haben, wenn sich beibe nicht miteinanber vertragen." Ebenso bedeutungsvoll waren zwei Erlasse, welche die Aushebung der Folter bei Kriminaluntersuchungen und die weiteste Übung religiöser Dulbung geboten. „In meinen Lanben soll jeber nach seiner Fayon selig werben", erklärte der König. Im gleichen Jahre, als Friedrich den Thron bestieg, starb Kaiser Karl Yi. (1711—1740). Die Regierung bieses Fürsten hatte Deutschland keinen Gewinn gebracht, benn sein Streben war nur
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