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1. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 116

1879 - Leipzig : Teubner
116 Heinrich Iv. von Frankreich 1589—1610. lagerte, von einem Dominikanermönch ermordet. Mit ihm starb das Haus Valois aus, und es folgte ihm sein nächster Verwandter, Heinrich von Navarra, als Heinrich Iv., der erste französische König aus dem Hause Bourbon. 2. Heinrich Iv., König von Frankreich. 1589-1610. Heinrich Iv., von den Franzosen auch „der Große" genannt, war ein ritterlicher, tapferer Mann, an welchem seine Krieger mit Begeisterung hingen, von mildem, heiterem Wesen und von den reinsten Absichten für das Wohl seiner Unterthanen beseelt, großmüthig gegen den besiegten Feind, wacker und stets thätig. Er mußte sich erst den ererbten Thron erkämpfen; denn die katholische Partei, an deren Spitze der Herzog von Mayenne, ans dem Hanse der Guisen, stand, wollte den protestantischen König nicht anerkennen und einen Andern aus den Thron setzen. Heinrich erfocht im I. 1590 einen herrlichen Sieg bei Jvry, bei welchem aber auf der gegnerischen Seite wenig französisches Blut floß; denn Heinrich ries seinen Truppen zu: „Schont die Franzosen, macht nur die Ausländer nieder!" So blieben fast alle Spanier auf dem Schlachtfeld. Philipp Ii. von Spanien nämlich hatte den Katholiken gegen Heinrich ein Hülfsheer zugeschickt. Nach dem Siege bei Jvry zog Heinrich gegen Paris, das ihm die Thore verschlossen hatte. Er belagerte es und brachte die Stadt in die größte Noth — fast 13,000 Menschen sollen vor Hurtger gestorben sein —, aber er vermochte sie nicht zu nehmen. Da er befürchten mußte, daß der Bürgerkrieg sich noch lange hinausziehen würde, so entschloß er sich im 1.1593, zur katholischen Kirche überzutreten. Paris öffnete ihm jetzt die Thore, und die Katholiken im ganzen Reiche ließen allmählich von ihrem Widerstände ab. Sie vertrauten auf feine Großmuth. Bei seinem Einzuge in Paris hatte er gesprochen: „Ich will alles vergessen. Meine Siege kommen von Gott;

2. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 119

1879 - Leipzig : Teubner
Richelieu 1624—42. 119 Doch soll er geäußert haben, man würde wie angedonnert fein, wenn er solche nenne; des Königs Beichtvater, der Jesuit Sotten, besuchte ihn im Gefängniß und ermahnte ihn, keine ehrlichen Lente anzugeben und mit sich ins Unglück zu ziehn. Der Mörder wurde auf entsetzliche Weise hingerichtet. Er ward mit glühenden Zangen am ganzen Leibe zerrissen, dann goß man geschmolzenes Blei und Schwefel in die Wunden und ließ ihn von vier schwachen Pferden, an welche feine Arme und Beine gebunden waren, in vier Stücke zerreißen. Die Pferde hatten eine volle Stunde zu arbeiten, bis das blutige Werk geschehen war. Aber das Volk ergötzte sich an den Martern des Böfewichts, der ihm den geliebten König gemordet hatte. Noch heute gedenkt das französische Volk mit Liebe feines großen, edlen Königs. Heinrichs ältester Sohn, Ludwig Xiii., war beim Tode feines Vaters noch nicht 9 Jahre alt. Die Mutter, Maria von Medicis, bemächtigte sich sogleich der Vormundschaft. Nachdem der König, sein Leben lang ein kraftloser, unthätiger Mann, volljährig geworden, regierte das Reich an seiner Statt Armand Johann du Plessis, Cardinal und Herzog von Richelieu, von den Franzosen der „blutige Cardinal" genannt, aber ein Staatsmann von großem Geiste und starkem Willen. Dieser hob im Innern die königliche Gewalt, indem er rücksichtslos die Macht des Adels sowie die politische Macht der protestantischen Partei vernichtete; nach außen befolgte er die Politik Heinrichs Iv., die habs-lmrgifche Macht zu brechen. Darum betheiligte sich, wie wir gesehen, Frankreich an dem 30jährigen Kriege in Deutschland. Richelieu starb im I. 1642, und bald nach ihm, im I. 1643, auch sein König Ludwig Xiii.

3. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 124

1879 - Leipzig : Teubner
124 Der 2. Raubkrieg 1672—78. Zweiter Raubkrieg (1672—1678). Ludwig Xiv. zürnte den Holländern, dieser ihm ohnedies verhaßten Republik, die es gewagt hatte, seine Pläne zu durchkreuzen, und sann auf Rache. Es wurde ihm leicht, die Tripelallianz zu sprengen und England und Schweden sogar auf seine Seite zu ziehen. Auch der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster wurden gewonnen, daß sie ihm Hülfstruppeu versprachen. Nachdem er die Republik isolirt hatte, rückte er plötzlich mit 200,000 M. in das überraschte Holland ein, während von der andern Seite der Bischof von Münster mit 20,000 M. einfiel und eine englische Flotte zum Angriff der Küste nahete. Damals entstand das Sprüchwort: „Holland in Noth". Die Holländer waren zur Abwehr gänzlich unvorbereitet und entmnthigt. Die englische Flotte wurde zwar, nachdem sie die holländische Flotte durch ein mörderisches Treffen zum Rückzug gezwungen, durch eine ungewöhnlich lange Ebbe und dann durch einen Sturm an der beabsichtigten Landung gehindert; aber das französische Heer hatte fast die Hälfte von Holland besetzt. Johann de Witt, der damals an der Spitze der Republik stand, machte kleinmüthig den Vorschlag, mit Frankreich zu unterhandeln; da aber entstand durch den entschiedenen Widerspruch der Deputirten mehrerer Städte ein plötzlicher Umschlag in der Stimmung des Volkes. De Witt wurde fälschlich beschuldigt, im Einverständnisse mit Frankreich zu stehn, und in einem Pöbelausstaud ermordet; das Volk erhob mit Begeisterung den 22jährigen Prinzen Wilhelm Iii. von Oranten zu seinem Führer. Dieser nahm sich der holländischen Sache trefflich an, durch seine Aufmunterung und Anordnungen stieg der Muth. Die belagerten Städte hielten sich; man durchstach die Dämme und überschwemmte weithin das Land. Ludwig Xiv. zog sich in sein Land zurück, und nur Turenne behielt eine beobachtende Stellung inne. Holland war gerettet. Zn dem Rückzug der Franzosen trug auch der Oheim Wilhelms von Drartien, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der große Kurfürst, wesentlich bei. Er trat als Bundesgenosse der Holländer auf, weil er für seine

4. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 128

1879 - Leipzig : Teubner
128 Reunionen 1680. Straßburg 1681. Herzen, indem er die Worte der Dido in Virgils Aeneis sprach: „Einst ersteht ans meinen Gebeinen ein Rächer". Die Reunionen 1680—1684. Der König der Franzosen ließ nach dem Nimweger Frieden eine Statue verfertigen, die ihn selbst darstellte, wie er aus den Nacken von 4 Sklaven trat, und diese Sklaven wurden durch Attribute als der Kaiser, Spanien, Holland und der Kurfürst von Brandenburg bezeichnet. In seinem Uebermuth hielt er sich für den Gebieter der Welt, der sich alles erlauben dürfe. So behielt er nicht blos 10 Reichsstädte im Elsaß, die er früher sich angeeignet, aber nach dem Nimweger Frieden wieder herausgeben sollte, sondern er setzte auch im I. 1680 zu Metz, Breisach und Besanyon Gerichtshöfe, die s. g. Reunionskammern ein, welche untersuchen sollten, was jemals zu den ihm in den letzten 4 Friedensschlüssen abgetretenen Ländern und Plätzen gehört habe. Was nun die Gerichte als solche „Depeudeuzen" aufgefunden hatten, das wurde ohne Weiteres von Ludwig mit Gewalt in Besitz genommen, viele Städte, Dörfer und Klöster im Elsaß, in der Pfalz, in den Niederlanden. Auch die freie Reichsstadt Straßburg nahm er im I. 1681 weg. Diese Stadt war schon seit dem 30jährigen Kriege in steter Besorgniß gewesen, von Frankreich unterdrückt zu werden, und die Bürger hatten alle Kräfte angestrengt, um ihre Freiheit zu behaupten und beim Reiche zu verbleiben. Frankreich hingegen hatte nichts unterlassen, die Stadt zu schwächen und zu bedrängen; Ludwig verwendete an 300,000 Rthlr. znr Bestechung, um sich eine französische Partei unter den Bürgern zu verschaffen und Uneinigkeit in die Stadt zu bringen. Zuletzt umringte er in der Stille" die Stadt mit Truppen; die erschreckten Bürger wurden durch Drohungen eingeschüchtert, durch Versprechungen gelockt, und entschlossen sich, da sie sich von dem deutschen Reiche gänzlich im Stiche gelassen sahen, am 13. Octbr. schweren Herzens zur Uebergckbe. Als Ludwig selbst seinen siegprangenden Einzug hielt, begrüßte ihn der Bischof von Straßburg, Franz Egon von Fürstenberg, der schon lange

5. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 37

1879 - Leipzig : Teubner
Bauernkrieg 1525. 37 sich die Mißhandlungen der Lanzknechte und Söldner gefallen lassen, ihre Güter wurden von dem Wilde und dem Jagdtumulte der Herrn verheert. Wie weit der Uebermuth des Adels ging, ersieht man aus dem Umstande, daß in der Wetterau, in Lothringen und im Trier'schen die Bauern in den Sommernächten das Wasser in den Burggräben mit Stangen peitschen mußten, damit das Gequake der Frösche die Familie des Herrn im Schlafe nicht störte. Daher waren schon im Mittelalter und im Anfang des 16. Jahrhunderts vor Luthers Auftreten an verschiedenen Orten Empörungen der Bauern ausgebrochen; jetzt aber wurde durch die Bewegung der Reformationszeit das bedrückte Volk aufs neue aufgerüttelt. Was Luther von der christlichen Freiheit lehrte, das trugen sie auch auf ihre bürgerlichen Verhältnisse über und verlangten Freiheit von dem äußeren Druck. Luther aber arbeitete mit aller Macht dagegen, daß die Kirchenverbesserung nicht auch zu einer politischen Revolution führe. Schon in den Jahren 1522 und 1524 waren in Süddeutschland hier und da Empörungen vorgekommen. In der Grafschaft Stühlingen z. B. hatte die Gräfin den Bauern befohlen, ihr Schneckenhäuser zu sammeln, auf denen ihr Gesinde Garn winden sollte. Deß weigerten sich die Baueru; sie rotteten sich zusammen und zogen tumultuarisch im Laude umher. Sie belagerten Donau-Eschingen. Da ernannte der Reichsverweser Ferdinand den tapfern, aber harten und grausamen Georg Truchseß von Waldburg zum Feldherrn des schwäbischen Bundes wider die Bauern, und i>erbrachte diesmal die Aufrührer durch gütliche Behandlung zur Ruhe. Aber mit dem Frühjahr 1525 brach die Empörung auf vielen andern Punkten los. Zuerst erhoben sich die Bauern des Abts von Kempten, der seine Leute mit unerhörter Willkür drückte. Die Unterthanen anderer geistlichen und weltlichen Herrn folgten ihrem Beispiel, und bald lagerten hier und da ganze Heere von Bauern unter verwegenen Führern, mit der Drohung, alles über den Hausen zu werfen. Aber die rohen, ungeordneten Haufen konnten sich trotz ihrer Menge gegen wohlgeübte Truppen nicht halten. Truchseß

6. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 39

1879 - Leipzig : Teubner
Bauernkrieg 1525. 59 und verächtlichen Hohn gegen die Bauern erlaubt; als sie jetzt mit den andern Rittern in die Hände der Bauern fielen, nahmen diese blutige Rache. Siebzig Ritter, unter ihnen auch Helfenstein, wurden „durch die Spieße gejagt", d. h. sie mußten durch zwei Reihen von Bauern durchgehen, die sie mit Spießen todt stachen. Ein Pfeifer spielte dazu auf. Die Gräfin Helfenstein, eine Tochter des Kaisers Maximilian, flehte umsonst für das Leben ihres Gatten; sie mußte mancherlei Mißhandlung erdulden und wurde auf einem Mistwagen fortgeführt. Ein rasendes Weib, das für eine Zauberin galt, wühlte mit den Händen in Helfensteins Leiche und schmierte sich mit seinem Fett die Schuhe. Solche Greuel empörten alle Welt, und Luther schrieb „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" eine Schrift, in der er Jedermann aufforderte, die Bauern zu würgen, zu stechen, sie todtzuschlagen wie tolle Hunde. Die Bauern trieben ihr Unwesen weiter, und immer mehr verbreitete sich der Aufstand. Sie zwangen einzelne Edelleute, sich an ihre Spitze zu stellen, unter andern den bekannten Götz vonberlichingenmit dereisernenhand; dieser aber trennte sich bald wieder von den Bauern wegen ihrer Unbotmäßigkeit und ihres gottlosen Treibens. Es war unter die Bauernhausen keine Ordnung und Zucht und keine Einheit zubringen, und darum mußten sie den Kürzeren ziehen. Noch in demselben I. 1525 wurden ihre Heere einzeln geschlagen und zersprengt von Truchseß von Waldburg, von dem Herzog von Lothringen, den Kurfürsten von Trier und von der Psalz, und nun nahmen die Sieger an denen, die in ihre Hände fielen, unmenschliche Rache. Ueberall wurde enthauptet, gehenkt und verbrannt. Truchseß ließ den Pseiser, der bei dem Spießlaufen zu Weinsberg aufgespielt hatte, mit einer langen Kette an einen Baum binden, einen Kreis von Holz darum legen und anzünden; die Herren ergötzten sich an den verzweifelten Sprüngen und dem Geheul des überall der Glut ausweichenden und überall von der Glut versengten Unglücklichen, bis er sterbend zusammenbrach. Der ruchlose Markgraf Casimir von Brandenburg -Culmbach, der seinen

7. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 40

1879 - Leipzig : Teubner
40 Bauernkrieg 1525. eigenen Vater im Schlafe überfallen und wegen angeblichen Wahnsinns jahrelang eingesperrt gehalten hatte, brannte in seinem Lande die Dörfer nieder, ließ die Gefangenen lebendig spießen und braten und grausam verstümmeln; zu Kissin-gen ließ er 59 Bauern die Augen ausstechen, weil sie einmal gerufen haben sollten, sie wollten keinen Markgrafen mehr sehen. Im Ganzen sollen in diesem Kriege mehr als 50,000 Bauern umgekommen sein. Natürlich wurde ihr Zustand nach demselben nicht besser. Zu gleicher Zeit war auch Norddeutschland von einem Bauernkriege heimgesucht, bei dem aber mehr der religiöse Charakter hervortrat. Der Führer desselben war der Geistliche Thomas Münzer, ein schwärmerischer Wiedertäufer, der auf Luther als den Verräther der Freiheit des Volkes schmähte, der sich göttlicher Offenbarungen rühmte und sich berufen glaubte, ein neues Gottesreich zu gründen, in welchem alle Menschen gleiche Rechte und gleichen Besitz haben sollten; denn alle seien Brüder. Die Fürsten sollten vertrieben oder todt geschlagen werden. Kein Wunder, daß viele arme Leute ihm zufielen. Nachdem er aus verschiedenen Städten vertrieben worden war, kam er nach Mühlhausen, wo er einen solchen Anhang fand, daß er sich des Regiments der Stadt bemächtigte. Der Aufstand verbreitete sich über ganz Thüringen und die Nachbarländer; man plünderte und zerstörte die Schlösser und Klöster. Bei Frankenhausen hatten die Bauern ihr Hauptquartier; da nahte der junge Landgraf Philipp von Heffen, der eben in feinem eigenen Lande ohne großes Blutvergießen die Banern zur Ordnung gebracht hatte, mit dem Kurfürsten von Sachsen und mehreren andern Fürsten heran, um sie anzugreifen. Münzer ermuthigte feine Leute, Gott habe ihm den Sieg verkündet, er selbst werde die Kugeln des Feindes mit den Aermeln seines Rockes auffangen. Zugleich wies er auf einen schönen Regenbogen hin als ein Zeichen ihres Sieges. Die Truppen der Fürsten griffen an und hieben die Bauern nieder, die im Vertrauen, daß Gott für sie streite, statt muthig zu kämpfen, die Hände zum Gebete falteten. Auf der Flucht wurden 5000 niedergemacht. Münzer

8. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 41

1879 - Leipzig : Teubner
Wiedertäufer in Münster 1534. 41 selbst hatte sich auf einen Heuspeicher geflüchtet; er wurde hervorgezogen und vor die Fürsten gebracht, gefoltert und enthauptet. Noch vom Schaffst herab ermahnte er die Fürsten, fleißig die Bücher Samuelis und der Könige zu lesen und sich darin zu spiegeln. Neun Jahre nachher, 1534, entstand ein unsinniger Aufruhr zu Münster in Westfalen. Die Stadt, welche schon seit 1525 sich der Reformation geneigt gezeigt hatte und mit ihrem Bischof zerfallen war, hatte viele Wiedertäufer aus dem benachbarten Holland, wo sie hart verfolgt wurden, aufgenommen, und viele Bürger bekannten sich zu den Lehren dieser schwärmerischen Secte. Der Bischof lag mit Truppen außerhalb der Stadt und belagerte dieselbe, während in der Stadt Johann Bockelson, ein Schneider aus Leyden, ein junger fanatischer Mann, die Leute zum unsinnigsten Treiben mit fortriß. Mit einem reichen Tuchhändler Knipper-dolling rannte er wie rasend durch die Straßen und ries: „Buße, Buße!" Propheten erhoben sich und verzückte Mädchen, die den Himmel offen und die Engel herabsteigen sahen; Weiber hohen und niederen Standes tobten in Verzückung und rasenden Tänzen umher. Die Einwohner, welche zu der schwärmenden Secte nicht hielten, wurden in einer rauhen Winternacht (27. Febr. 1534) mit Weib und Kind aus der Stadt gejagt. Knipperdolling und Krechting wurden zu Bürgermeistern gemacht; über ihnen aber stand der fanatische Johann Matthison, ein Bäcker aus Hartem, als Herrscher „des neuen Reichs der Heiligen", in welchem alle Güter gemeinschaftlich sein sollten. Wer sich widersetzte, ward hingerichtet. Alle Bücher mit Ausnahme der Bibel wurden verbrannt, auch alle musikalischen Instrumente; die Menschenstimme allein sollte genügen. Zuletzt ging Matthison hinaus vor das Thor, um die feindlichen Truppen, die sich durch den Zuzug vieler katholischen und protestantischen Fürsten stark gemehrt hatten, allein durch die in ihm wirkende göttliche Allmacht zu schlagen, und ward von den Soldaten des Bischofs niedergestoßen.

9. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 47

1879 - Leipzig : Teubner
Eroberung Roms 1527. 47 möglichen Greuel verübend, 14 Tage lang in den Straßen der ewigen Stadt umher. Kein Haus, kein Palast, keine Kirche blieb verschont, die Menschen jeglichen Alters, Geschlechts und Standes wurden aufs empörendste mißhandelt. Cardinäle und Bischöse wurden, die Hände auf den Rücken gebunden, durch die Straßen geschleppt und nicht losgelassen, bis sie schwere Schatzung bezahlt. Die Spanier besonders zeichneten sich durch Habsucht und Grausamkeit aus, die deutschen Lutheraner trieben in ihrem Uebermuth und religiösen Hasse mit der katholischen Kirche und dem Papste, der sich in die Engelsburg geflüchtet, ein tolles, frevelhaftes Spiel. Mit Hohn und Spott äfften sie die Ceremonien der Kirche nach; sie zogen, als Cardinäle vermummt, auf Eseln in der Stadt umher; vor der Engelsburg, unter den Augen des Papstes spielte Einer, mit einer dreifachen Krone auf dem Kopfe, den Papst und rief: „Ich will den Luther zu meinem Nachfolger machen, ich will dem Luther das Papstthum schenken!" Die Andern fielen vor ihm nieder, sie riefen: „Luther Papst! Luther Papst!" Der Papst wurde in der Engelsburg eingeschlossen gehalten, bis er sich mit 400,000 Ducaten, die er dem Kaiser zahlen sollte, lösete. Der Kaiser mochte sich im Geheimen sreuen, daß dem Papste, der sich wider ihn erklärt hatte, so mitgespielt ward; aber öffentlich stellte er sich sehr traurig und entrüstet über die Einnahme Roms und das Treiben seiner Truppen. Er legte mit seinem ganzen Hofe Trauer an und veranstaltete Kirchengebete für die Befreiung des Papstes. Aber er ließ denn doch den Papst nicht frei; diesem gelang es nach 6 Monaten zu entfliehen. Unterdessen drang ein sranzösisches Heer, nachdem es die Kaiserlichen aus dem Kirchenstaat vertrieben, in Neapel ein und eroberte das ganze Land mit Ausnahme der Hauptstadt. Während es diese belagerte, trat der Seeheld Andreas Doria, der mit einer genuesischen Flotte Neapel von der See aus blokirte, gekränkt von dem französischen Könige, zum Kaiser über und verfah die Stadt mit Lebensmitteln. Das französische Heer wurde von Krankheiten fast ganz aufgerieben.

10. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 57

1879 - Leipzig : Teubner
Moritz von Sachsen 1552. 57 Kaiser vor dem kühnen und ränkevollen Manne; aber Karl antwortete: „Er hat mir solche Zusicherungen gemacht, daß ich mir nur Gutes von ihm verspreche, wenn es noch Glauben in menschlichen Dingen gibt." Um den Kaiser ganz sicher zu machen, schrieb ihm Moritz, er werde zu ihm nach Innsbruck kommen, und er trat auch wirklich mit einigen seiner Räthe die Reise nach Innsbruck au, wo er sich sogar eine Wohnung hatte miethen lassen, kehrte aber nach einigen Tagen unter dem Vorwand einer Krankheit wieder um, während er seine Begleiter vorausschickte, umdemkaiser den Unfall zu berichten. Endlich, als Moritz hinlänglich gerüstet war, schlug er los, am 20. März 1552. Er rückte mit seinen Verbündeten dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach und dem hessischen Prinzen Wilhelm, Sohn des Landgrafen, in Franken ein und erließ zur Rechtfertigung feines Unternehmens ein Manifest durch das Reich, in welchem er dem Kaiser vorwarf, daß er gegen die Verträge den Landgrafen Philipp gefangen halte, daß er die Religionsfreiheit unterdrückt und die Fürsten in ihren Rechten gekränkt, daß er gegen die Capitnlation, die er bei seiner Wahl beschworen, fremde Kriegsvölker nach Deutschland geführt habe. Er eilte mit solcher Schnelligkeit durch Süddeutschland gegen Innsbruck, daß der Kaiser, ungerüstet wie er war, und am Podagra danieder liegend, gefangen genommen worden wäre, wenn nicht in der Näh/von Innsbruck eine Meuterei der Truppen Moritz eine Zeitlang aufgehalten hätte. So gewann der Kaiser noch Zeit zu entfliehen. Er ließ sich in einer regnerischen Nacht unter Fackelschein auf den schlechtesten Wegen in einer Sänfte über die Gebirge nach Villach in Kärnthen tragen. Den gefangenen Kurfürsten Johann Friedrich, den er stets in seiner Nähe gehalten, setzte er in Freiheit. Moritz verfolgte den Kaiser nicht weiter, sondern begab stch nach Pasfan, wo eine Fürstenversammlung abgehalten werden sollte. Der Kaiser grämte und schämte sich, daß er von dem Manne, dem er so viele Wohlthaten erwiesen, dem er so fest vertraut, den er selbst in den schlauen Künsten der Politik unterrichtet hatte, sich so sehr hatte täuschen lassen
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