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1. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 133

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
133 zu belehren und znr Rckkehr zu bewegen, die Verstockten und Hart-nackigen aber zur Strafe zu ziehen und fr die Kirche mglichst um schdlich zu machen. Die als schuldig Befundenen wurden der Welt-lichen Gerechtigkeit berliefert; denn du die Ketzerei die staatliche Ordnung bedrohte, so hielt sich der Staat fr verpflichtet, gegen die Jrrlehrer mit allem Nachdruck einzuschreiten. Die Ketzer wurden mit Gterentziehung. Verbannung, Kerker oder dem Feuertode bestraft, wie es die gesetzlichen Bestimmungen der damaligen Zeit vorschrieben. Sehr oft bestand die Strafe bei dem Glaubensgerichte oder Autodafes darin, da die Verurteilten vou der Kirche ausgefchloffeu wurden, in die sie nach Ver-richtnng der vorgeschriebenen Buakte unter besonderen Feierlichkeiten wieder aufgenommen werden konnten. In Deutschland wurde der erste Inquisitor Konrad von Mar-brg von dem erbitterten Volke erschlagen, in Frankreich bestand die Inquisition als Einrichtung des Staates bis 1772. Von der kirchlichen Inquisition ist die spanische Inquisition wohl zu unterscheiden; sie war als staatliches Untersuchungsgericht gegen Inden und Mauren eingerichtet, die zwar uerlich sich zum Christentum bekannten, im Herzen aber der Religion ihrer Vter treu blieben und vielfach ge- fhrliche Anschlge gegen den Staat machten. Die Inquisition kann richtig nur im Rahmen der mittelalterlichen Welt-anschanung verstanden werden. Wenn heute die Kirche sich mit geistlichen Strafen begngen darf, so erscheinen fr damalige Verhltnisse weltliche und peinliche Strafen notwendig. Dnrch die Schroffheit und Unklngheit mancher Inquisitoren, besonders in Spanien und Sdfrankreich, wogegen die Ppste oft ihre warnende Stimme erhoben, vor allem aber dnrch malose ber-treibung und Verleumdung ist das ganze Institut zu einem Schreckensgespenst geworden, selbst noch fr nniere Tage. 3. Kirchliches Leben. Die Kirche beherrschte das gesamte geistige und gesellschaftliche Leben. Sie war fast allein im Besitze aller hheren Bildung, und durch ihre Angestellten und Diener wurde die geistige Bildung vermittelt. Sie nahm sich der Armen und Kranken in liebe-voller Weise an, sie beschtzte die Bedrngten und Verfolgten, sie zog alle, ob reich oder arm. ob hoch oder niedrig vor ihren Richterstuhl, sie ffnete fr alle in gleicher Weise ihre Gnadenschtze.. Durch einen frommen Lebenswandel, durch Wallfahrten und reiche Schenkungen an Kirchen. Klster und Spitler suchte man sich Verdienste fr den Himmel zu erwerben. Das neu erwachte kirchliche Leben zeigte sich auch in den neuen Orden, die in dieser Zeit gegrndet wurden. Die >) Entstanden aus actus fidei Glaubensakt.

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 140

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
140 Zur Teilnahme cm beut Turniere war die Nitterbrtigkeit erforderlich; Negelu schrieben genau vor, was beim Kampfe beobachtet werben mute; nur stumpfe Schwerter und Lanzen mit stumpfer Spitze burften benutzt werben. Unter Trompeten- und Paukenschall zogen bic geharnischten Ritter mit geschlossenem Visier im prchtigen Zuge auf beit Kampfplatz; ans ein Zeichen des Herolbs begann das Turnier, das mit einem Lanzen- ober Speerstechen, beut sogenannten Tj ost, erffnet wurde. Zwei Ritter spreugteit mit eingelegter Lauzc aufeinander los, ein.er suchte beit andern durch die Wucht des Anpralls ans dem Sattel zu heben; wer in den Sand flog, galt fr besiegt. Deut ersteit Paar folgte ein zweites und mehrere andere, und dann begann das eigent-liche Turnier, ein Wasfenkampf, wobei sich die Ritter in zwei Reihen aufstellten und eine Reiterschlacht im kleinen auffhrten; sie wurde Buhurt genannt. Der Besiegte verlor Ro und Waffen; der Preis Dauk der dem Sieger von einer Edelfrau berreicht wurde, bestaub in einer golbenen Kette, einem Helm, einem kostbaren Wehr-gehnge, einem gestickten Stirnbande (Schopel) und bergt. Als die Turniere ausarteten, die Grieswrtel Streitigkeiten nicht mehr beizu-legen vermochten und bei den Kampfspielen tdliche Verwundungen vorkamen, wurden sie von der Kirche verboten und aufgehobeu. 7. Verfall des Rittertums. Die Bltezeit des Rittertums ging mit den Hohenstaufeu zu Ende.-^Die vllige Umgestaltung des Kriegswesens durch die Einfhrung des Schiepnlvers, bic Beseitigung des Lehusrechts durch das Laudrecht, die absolute Frstengewalt und die Einfhrung des rmischen Rechts lieen, das Rittertum allmhlich verfallen. ^Dazu kam noch, da die Ritter der gemachten Gelbbe nicht eingedenk blieben, ihr Frauen-dienst in lcherliche Abentenersncht Willrich von Lichtenstein) ans-artete, und da sie bei der sinkenden Kaisermacht ihre kriegerische Kraft in zahllosen Fehdeu vergeudeten. Roheit trat an Stelle der Zucht, wildes Benehmen verdrngte die hfische Sitte. Aus ihren Burgen fhrten sie ein verschwenderisches Leben, und viele verarmteu, weil sie sich an den brgerlichen Erwerbszweigen nicht beteiligen wollten und beim Ausblhen der Geldwirtschaft die Landwirtschaft, anf deren Ertrge die Adeligen angewiesen waren, immer mehr zurckging. Mit Neid und Habgier schauten sie anf den Wohlstand der Brger, berfielen vou ihren festen Burgen den vorberziehenden Kaufherrn, pluderteu feilte schwer beladenen Wagen und Schiffe und schleppten ihn selbst mit aus die Burg, um sr seilte Freilassung eilt schweres Lsegeld zu erpressen. Klster, Städte und Drfer wurden ausgeraubt und dam;

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 193

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
193 Albrecht Ii. (1438-1439.) Albrecht Ii. hat von allen Kaisern die krzeste Zeit die Kaiserkrone getragen. Er war ein einsichtsvoller Fürst, der mit fester Hand die Zgel der Negierung ergriff. Seine Plne, Deutschland im Innern und nach auen hin den Frieden zu bringen, konnte er nicht verwirklichen; dagegen vereinigte er die luxemburgische Hausmacht (Ungarn, Bhmen, Mhren, Schlesien und die Lausitzen) mit der habsburgischen. Er starb schon im zweiten Jahre seiner Regierung, als er krank aus einem Kriege gegen die Trken, die in Ungarn eingefallen waren, zurckkehrte. Sem Tod wurde aufs tiefste im ganzen Reiche betrauert. Seit Christi Geburt," sagt ein Chrouist, ist kein König von vornehm und gering, von reich und arm so beklagt wurden, wie König Albrecht." Friedrich Iii. (Iv.) (1440-1493.) L Seine Person. Friedrich hatte manche gute Eigenschaft, er war friedliebend und bedchtig und wohl darauf bedacht, die kaiserlichen Rechte zu hten, aber es fehlte ihm die rechte Schaffenskraft und Schaffens-lust. Trotz seiner langen Regierung von 53 Jahren die lngste in der deutschen Kaisergeschichte hat er fr das Reich nichts Wesentliches getan, und doch wre zu seiner Zeit ein willensstarker und tatkrftiger Fürst sr Deutschland so notwendig gewesen. An Stern-deuterei und der Sucht, Gold zu machen, fand er mehr Freude, als an der Arbeit fr das Wohl des Reiches. Auf einem Reichstage soll er einmal eingeschlafen und von einem Ritter in nicht gerade liebenswrdi-ger Weise geweckt worden fein. 2. Zustand des Reiches. In Deutschland herrschte allenthalben Krieg und Fehde. Die S o est er Fehde, die 144,5 zwischen dem Erz-bischof Dietrich von Cln und der Stadt Soest in Westfalen entbrannte und als die blutigste des Mittelalters gilt, die mnsterische und Mainzer Stiftsfehde und andere brachten Tod und Verwstung der weite Luderstreckeu des nordwestlichen Deutschlands; in Sddeutsch-land brach von neuein ein groer Stdtekrieg los, bei dem die schwbischen Städte der Macht der Fürsten unterlagen, jedoch ihre Un-abhngigkeiten behaupteten. In Bhmen und Ungarn wurden einheimische Fürsten als Herrscher aufgestellt, im Norden und Nordosten brckelte ein Stck nach dem anderen vom Reiche ab und kam unter fremde Herrschaft. Das Ordensland Preußen wurde zum Teil von den Polen in Besitz genommen, zum Teil von ihnen abhngig Brockmann, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 1z

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 197

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
ny 197 erhielt er 93itrowb ltnb die reichen Nieberlaube, durch glckliche Familieuverbinbi<ngeu fielen spter noch;Spauieu. Neapel, Sizilien, Ungarn und Bhmen an ba Hans Habsbnrg.') Sein Nachfolger konnte beshalb mit Recht sagen: Ich habe ein Reich, in dem bic Sonne nicht untergeht." Die Hansmacht der Habsburger glich einer Weltmacht. Die wohlgemeinten Versuche, die inneren Zustnde des Reiches zu verbessern, sind bcr Hauptsache nach gescheitert. Die Reichsritter lehnten die Zahlung bcr Stenern ab, ba sie dem Reiche mit dem Schwerte dienten, die Einteilung des Reiches in zehn Kreise wrbe nicht durchgefhrt, das Fehbewesen machte Laub und Stadt unsicher (Gtz von Berlichiugeu, Franz von Sickiugen); nur das Reichskammergericht war die einzige Einrichtung von lngerer Dauer. Maximilian starb nach einer 25jhrigen Regierung; er ruht in der Burgkapelle zu Wien. Knltnrzustnbe beim Ausgange des Mittelalters. 1. Die politischen Verhltnisse im Reiche. a) Das Reich im allgemeinen. Nach beut Untergange der Hohenstaufen hatte Deutschlaub seine Weltmachtstelluug allmhlich vollstndig verloren. Seine Zersplitterung in selbstnbige, vom Kaiser unabhngige Sonbergebiete nahm seinen Fort-gang, und weil Deutschlaub bei dem Mangel eines starken Kaisertums politisch ohnmchtig war, verlor es auch seinen Einflu nach auen. Manche Gebiete, in die durch fleiige Kolonisten Christentum und deutsche Gesittung und Bilbung gebracht waren, gerieten unter srembe Herrschaft. Die Niederlande begannen sich von Deutschland abzuwenden, seitdem sie mit Burgund vereinigt waren; auch die Schweiz war tatschlich vom Reiche getrennt. J An dem alten Herkommen, einen König zu whlen, hielten bic Fürsten trotz ihrer Selbstndigkeit fest; bic Wahl war seit dem Erla der Goldenen Bulle reichsgesetzlich geordnet; der Gewhlte durfte, ohne die Romfahrt gemacht zu haben, den Kaisertitel führen. Da er auf die Hilfe bcr Reichsfrsten angewiesen war, bestand seine Macht in der Gre seiner Hansmacht. l) Andere mgen Krieg führen; du, glckliches sterreich, heirate." (Bella gcrant alii; tu, felix Austria, nube!")

5. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 198

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
/ 198 b) Die Fürsten. Manche Fürsten, deren Nachkommen bei den spteren Geschicken Deutschlands eine fhrende Rolle spielten, erlangten im 15. Jahrhundert ihre landesherrliche Macht, so die Habsburger in sterreich, die v . Hohenzollerii in Brandenbnrq//'- v Wie die Kaiser von den Reichsfrsten, so waren letztere wieder von ihren L and stnden" abhngig, den Prlaten, dem Adel und den Land-stdten, denen jeder neue Fürst ihre verbrieften" Rechte besttigen, und die er in allen wichtigen Angelegenheiten fragen mute. Der Adel bildete zudem die militrische Macht, die Prlaten und Städte besaen das Geld. Vor allem hatten die Landstnde das Recht der Steuerbewilligung fr einen Krieg oder fr die Hofhaltung, die sich immer ppiger gestaltete. Bei der Entwicklung der Geldwirtschaft wurde es deu Laudesfrsteu im 15. Jahrhnnbert mglich, sich einen festen Wohnsitz zu whlen. Inmitten ihres Hofstaates wohnten sie auf ihren stattlich eingerichteten Schlssern in einer greren Stadt, die jetzt zur Laubeshaup tstabt wrbe. Diese Resibenzen wrben die Mittelpunkte des staatlichen Lebens z. B. Prag, Mnchen, Berlin, Wien n. a. c) Die Ritterschaft. Auch bei der Ritterschaft, die in der Hohenstaufenzeit sich zur hchsten Blte entwickelt hatte, begann mit beut Sinken der Kaisermacht der Verfall. Durch den znnehmenben Gebranch des Gelbes und bitrch die erhhte Getreibezufuhr sanken die Preise bcr landwirtschaftlichen Erzeug-nisse. Statt den vernderten Zeitverhltniffen sich anzupassen uitb bei eigener Arbeit von den Ertrgen ihrer Gter zu leben, gingen sie als Hofbeamte An die Hfe der Fürsten ober wibineteii sich bein geistlichen Stanbe, der ihnen oft gute Pfrnbe eintrug. Sie wetteiferten mit den reichen Kauf-leuten iu beu wohlhabenben Stbten, denen sie aus Ha und Neid nicht selten aus nichtigen Grnden ihre Absage sandten. Solche Ritter, deren Burgen an Flssen oder greren Handelsstraen lagen, wurden Ranb-" rittev, bic ohne Scheu Raub und Wegelagerei ausbten. Stf k i * : syi > r / f/i ' /*/.". r < , f />' * ' ' * '[ ' '/ ' d) Die Brger. Nicht die Ritterschaft, sonbern das dentfche Brgertum wurde der Trger des wirtschaftlichen Aufschwunges und des Auf-blhens vou Wifseufchaft und Kunst. Die Städte gelangten dnrch die Gewerbettigkeit und den Handel zu immer grerer Blte. Das Handwerk entwickelte sich zum Kunsthandwerk und znr Kunst, das Zunst- L-

6. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 247

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
247 Philipp Don Hessen und von dem Kurfrsten von der Pfalz Hilfe und schlug die verbndeten Ritter zurck. Unter frchterlichen Verwstungen, unter denen die Kirchen, Klster und Baueru arg zu leiben hatten, zog sich Franz von Sickingen aus feine Burg Land stuhl in der Pfalz zurck, wo er au den Verletzungen, die er während der Belagerung erhalten hatte, im Jahre 1523 starb. Ulrich von Hutten flchtete auf eine Insel des Zricher Sees, wo er in der Blte des Lebens an den Folgen seiner Aljsschwcisnngcn starb. Der Banernfrieg. 1524......1 52r>. Kaimt war der Aufstand der Reichsritter gedmpft, da erhoben sich in verschiedenen Gegenden die unteren Volksklassen gegen die oberen, besonders die hartbedrngten Bauern, deren Lage durch Mierute und Teuerung noch trauriger geworden war. Die religisen Wirren benutzten auch sie, um ihre Wirt-schaftliche und soziale Lage zu bessern. Die Lehre Luthers von der evan-gelischen Freiheit bertrugen sie ans die brgerliche Freiheit. In den sogenannten 12 Artikeln, die sie Luther vorgelegt hatten, Jf y, forderten die Bauern in Schwaben und Franken Aufhebung der Leibeigenschaft, Milderung der Fronen und Abgaben, nderung des Gerichts-Wesens, Freiheit der Holznutzung, der Jagd und des Fischens und man-ches andere. In Scharen zusammengerottet, zogen sie durch das Land, plnderten die reichen Abteien und die Burgeu der Adligen, zerschlugen Bilder und Kruzifixe und mihandelten die Priester am Altare. Zahl-reiche Kunstgegenstnde sind von diesen wilden Hansen zertrmmert, wert-volle Handschriften in die Flammen geworfen und unzhlige Zinsbriefe vernichtet worden. Am schlimmsten war das Treiben dieser frchterlichen Horden in Schwaben, Franken und am Rhein. Auch manche herabgekommene Mitglieder des Adels, besonders solche, welche infolge des Aufstandes der Reichsritter gechtet waren, hatten sich den Bauern augeschlosseu, unter ihnen Gtz von Berlichiiigeit, der Ritter mit der eisernen Faust."') Luther, der anfangs manche Forderungen bcr Bauern gutgeheien hatte, rief die Fürsten auf. unnachsichtlich gegen die ruberischen und mrderischen Bauern" vorzugehen, und Truchse von Waldburg, der Anfhrer des Schwbischen Bundes (eine Vereinigung von Fürsten, Grafen, Rittern und Reichsstdten), schlug die schlechtbewassueten Bauern *) Vergleiche Goethes Drama: Gh von Berlichingen." Weil Gtz von Berlichingen nur gezwungen die Fhrung der Bauern bernommen und auch die Bauern in ihren wilden Ausschreitungen zur Migung angehalten hatte, wurde er vom Reichskammergericht fr schuldlos erklrt.

7. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 270

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
270 Das Reich Verlor durch den Westflischen Friedeil mehr als 100 000 qkm und bte den monarchischen Charakter seiner Reichsverfassung ein. Der Westflische Frieden bildet das letzte und wichtigste Grundgesetz ') und die Grundlage des ffentlichen Rechtes fr das Reich, sowie fr Europa bis zur franzsischen Revolution.2) Siebenter Abschnitt. Kulturzustnde in der Jeit nach dem Dreiigjhrigen Kriege. 1. Staatliche Verhltnisse. '"*i Das heilige rmische Reich deutscher Nation" war nach dem West^ Mischen Frieden nicht mehr wie im Mittelalter ein monarchischer Staat, sondern nach den Worten Friedrichs des Groen eine erlauchte Republik von Fürsten mit einem gewhlten Oberhaupte an der Spitze". Der deutsche Reichsverband war aufgelst, der lose Staatenbund von der 300 Reichsstnden wurde nur noch einigermaen durch den Reichstag, das Reichs-Kammergericht und den Wiener Hof rat zusammen-gehalten. Schweden war Reichsstand geworden, und da Schweden und Frankreich die Durchfhrung der Bestimmungen des Westflischen Friedens bertragen war, hatten beide Mchte hinlnglich Gelegenheit, sich jederzeit in deutsche Angelegenheiten einzumischen. Schweden be-, herrschte die Nord- und Ostsee und somit die wichtigen Mndungen der Oder, Elbe und Weser. Frankreich hatte am Rhein festen Fu gefat, und sein Ziel, den Rhein zur Ostgrenze seiner Besitzungen zu machen, wurde Jahrhunderte lang mit aller Entschiedenheit erstrebt. Holland hatte sich vom Reiche getrennt; das Mndungsgebiet des Rheins war fomit ebenfalls fr Deutschland, das jetzt zu einem voll-stndigen Binnenlande wurde, verloreu gegangen. Deutschland, frher die erste Macht der Christenheit, war infolge seiner Zerrissenheit zum Gesptte des Auslandes geworden; das deutsche Volk hatte nach und ') Vergleiche das Landfriedensgesetz von 1235 (Seite 120), die Rhenser Beschlsse von 1338 (Seite 183), die goldene Bulle von 1356 (Seite 185), den ewigen Landfrieden von 1495 (Seite 196). 2) Zurbonsen, Repetitionsfragen.

8. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 242

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
242 Geistlichkeit und dem christlichen Volke war eine religise Erschlaffung eingetreten, die die verderblichsten Folgen nach sich ziehen sollte. Das Ansehen des ppstlichen Stuhles war durch die laug-wierigeu Kriege und wiederholten Streitigkeiten mit den Kaisern, durch den Aufenthalt der Ppste in Frankreich und durch das Schisma arg erschttert. Die hhere Geistlichkeit, Bischse und Domherren, wurde oft mehr mit Rcksichten anf Geburt, als nach Verdienst und* Wrdigkeit gewhlt. Kirchliche Psrude wurden au Knaben und Jnglinge vor Empfang der Weihen vergeben und zwei und mehrere Bistmer einem Bischof bertragen. Unter der hheren wie unter der niederen Geistlichkeit, die in ihrer wissenschaftlichen Bildung hinter den Forderungen der Zeit zurckgeblieben war,') hatte die Verweltlichuug weit um sich gegriffen, und mit dem kirchlichen Sinn war auch die kirchliche Zucht mehr und mehr verfallen. Die Fürsten strebten nach vollstndiger Unabhngigkeit (Abfllt-tismns), die Reichsritter und Reichsstdte lagen mit den Reichsfrsten im Streit. Der groe Reichtum vieler Klster und Bischofssitze weckte den Neid und die Habsucht der Fürsten, der Ritter und des Volkes, das in Unwissenheit dahinlebte und unter dem Drucke der Ab-gaben und Frondienste schwer zu leiden hatte. Der Humanismus, der mit seinen heidnischen Anschanuugeu der Kirche feindlich gegenberstand, suchte seinen Einflu besonders anf die Kreise der Gebildeten auszuben. Spottschriften, die die sozialen Zustnde damaliger Zeit geielten, trugen nicht wenig zur Erregung der Gemter bei. Auch in den Klstern wurden nicht berall die strengen Vor-schristen der Ordensregel beobachtet. Die Kirche war anf den Konzilien zu Pisa, Konstanz und Basel eifrig bemht gewesen, die vorhandenen bel abzustellen; auch fehlte es nicht an frommen und gebildeten Geistlichen, die die Gebrechen der Kirche zu heilen suchten. Aber bevor die begonnene Verbesserung au Hanpt und Gliedern" durchgefhrt war, entstand in Deutschland eine religise Bewegung, wodurch die Kirche einen groen Teil ihrer Angehrigen verlor. d. Die Veranlassung. Der kunstsinnige Papst Julius Ii. hatte deu Plan gefat, die baufllig gewordene Peterskirche tu Rom durch einen groartigen Prachtbau zu ersetzen; allen Christen des weiten Erd- *) Vergleiche die Briefe der Dunkelmnner".

9. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 22

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
geahmt, Sie und auch die mit reichen Liegenschaften ausgestattete Kirche berwiesen einen Teil ihres Besitztums an Untervafallen, die zu dem Verleiher in demselben Verhltnisse standen, wie die Vasallen zu dem Könige; dem Könige unterstanden sie nur mittelbar durch ihren Lehnsherrn. Ein solches Lehen hie Afterlehen. Die Rangordnung der Lehnstrger wurde Heerschild" genannt mit anfangs drei, spter sieben oder zehn Stufen. Der Gegenstand des Lehens war spter ein ganz verschiedenartiger; es wurden Amter, Nutzung des Waldes und der Jagd, Ertrge aus Zllen, Brcken- und Fahrgeldern verliehen. Das Benefizinm war auch die Form, in der Kirchen, Klster, Kapellen, Altre an Personen geistlichen, und soweit es sich um die Einknfte handelte, auch an solche weltlichen Standes bergeben wurden. Bedeutung des Lchnswesens. Das Lehuswefen, das in die ltere frnkische Zeit zurckgeht, -fand im 9. und 10. Jahrhundert die weiteste Ausdehnung; es beeinflute das gesamte staatliche, soziale und wirtschaftliche Leben des Mittelalters. Da nicht blo Grundbesitz, sondern auch Amter und regelmige Einknfte jc. verschiedener Art verliehen wurden, so beruhte die Macht der Könige und Fürsten auf den lehnsabhngigen Leuten. Mit dem Lehnswesen stand das Kriegswesen in innigster Beziehung; statt des alten Heerbannes entstand das Vasallenheer, das im Mittelalter die Wehrkraft des Landes bildete. Da die Beamten kein Gehalt erhielten, sondern mit Grundbesitz aus-gestattet wurden, verdrngte seit dem 7. Jahrhundert die Naturalwirtschaft die rmische Geldwirtschaft vollstndig. Schattenseiten des Lehnswesens. Wenn die Wechselbeziehung zwischen Herr und Vasall die Treue festigte, die Kraft des einzelnen strkte und die Schwachen schtzte, so hat das Lehnswesen auch seine Schattenseiten. Es schlo eine feste politische Staatsform aus. entfremdete eine groe Anzahl frherer Gemeinfreien dem ffentlichen Leben und frderte das Anwachsen des Gro-grnndbesitzes. Mit dem Sinken der kaiserlichen Macht entwickelte sich im sp-teren Mittelalter die Landeshoheit der Reichsfrsten, eine Zwischeninstanz zwischen König und Volk, das mit ihm nach und nach jede Fhlung verlor. b. Das Krigkcitsverhl'tnis. Kleine Grundbesitzer, die Freien, hatten durch die zu leistenden Dienste im Kriege, durch die Teilnahme an Gerichtssitzungen in wirtschaftlicher Hinsicht viel zu leiden. Zur Besserung ihrer Lage bergaben sie ihr Eigentum (Allod) einem geistlichen (Bischof, Abt) oder einem weltlichen Groen, von dem sie es als eine Art Lehen zurckerhielten. Das auf diese Weise wieder-empfangene Gut blieb der Familie erblich; fr die Befreiung von den Lasten, die der Gutsherr bernahm, muten Naturalabgaben entrichtet und Hand-und Spanndienste geleistet werden. Der freie Bauernstand schwand mit der Zeit immer mehr, seine politischen Rechte bte er ein. Es entstand die Klasse der Hrigen, die den Ubergang zur Leibeigenschaft am Ende des Mittel-alters bildete.

10. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 39

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
39 seiner krftigen Gestalt wollte seine hohe Stimme nicht recht passen; sie war jedoch klar und wohlklingend, und rasch und sicher flo dem mch-tigert Herrscher die Rede vom Munde. Sein starker Krper war der Trger eines gewaltigen Geistes. Sein scharfer Verstand fand stets das Rechte, umfate alle wichtigen Fragen der Zeit und erkannte weitschauend die hohen Aufgaben der Zukunft. Mit einem eisernen Willen verband er ein reiches, edles Gemt. Karl hatte sich die Aufgabe gestellt, alle ursprnglich entwicklnngs-losen deutschen Stmme zu vereinigen und auf germanischer Grundlage ein Weltreich auszubauen, in dem die ganze Christenheit in Frieden und Eintracht leben sollte. Indem er dieses Ziel, welches das politische Ideal des Mittelalters wurde, mit Klugheit und Krast zu er-reichen suchte, drckte er fetner Zeit den Stempel seines Geistes aus. Er erweiterte die Grenzen seines Reiches nach allen Seiten hin, fgte die einzelnen Teile durch eine weise Ordnung fest zusammen und trat mit dem Papste in die innigste Verbindung. 2. Karls Kriege, a) Der Sachse nkrteg. (772). Die lange Reihe seiner Kriege begann Karl mit dem Kriege gegen die Sachsen, die ihre Unabhngigkeit noch vollstndig bewahrt hatten und an ihren alten Gttern treu festhielten. Sie waren ein freies Volk mit etilem starken Adel und zerfielen in Ostsalen, Westfalen, Engern und Nordal-binger. Die einzelnen Gaue verwalteten ihre Angelegenheiten selbstndig; eilt gemeinsames Oberhaupt, Gehorsam gegen ein Oberhaupt, Beob-achtung von Gesetzen. Entrichtung von Stenern und Zehnten kannte dieses freiheitsliebende Volk nur int Kriege. Der Mangel einer festen staatlichen Organisation sollte fr sie im Kampfe mit dett Franken verhngnisvoll werden. Die Franken wnrden von ihnen gehat, und an den Grenzen nahmen Kampf, Raub .und Brandstiftungen fettt Ende. Auf dem Maifelde zu Worms wurde im Jahre 772 der Krieg gegen die Sachsen beschlossen. Karl ahnte damals noch nicht, da er dreiig Jahre dauern sollte. Karl drang siegreich in das Sachsenland vor und gelangte zur Weser, in deren Nhe er dieeresburg eroberte und die Innen fit l, das Nationalheiligtum der Sachsen, zerstrte. Die Sachsen baten um Frieden, stellten Geiseln und versprachen, das Christentum anzunehmen. Nur ihr Hauptaushrer Wittekind wollte von einer Unterwerfung nichts wissen; er floh nach Dnemark, um gnstigere Zeiten abzuwarten. Karl zog nach Italien, wo er dem Papste im Kampfe gegen die Langobarden beistand.
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