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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 12

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
12 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. eine groe Schar nach Versailles, um den Bcker und die Bckerin" zu holen, den König aus den Hnden der Aristokraten zu befreien". Nur zaudernd kam Lafayette mit seiner Nationalgarde nach und verhinderte mit genauer Not die Ermordung der Knigin. Die knigliche Familie mute nach Paris bersiedeln: es roar der Leichenzug der Monarchie. Die Nationalversammlung folgte vierzehn Tage spter nach. Von nun an bestimmte der Pariser Pbel die Geschicke Frankreichs. 4. Die Verfassung vom Jahr 1791. 1. In Paris wurde nach langen Beratungen die neue Verfassung vollendet. Die Brger", die mindestens den Ertrag von drei Arbeitstagen als Steuer zahlten, whlten alle zwei Jahre als Urwhler die Wahlmnner, diese die Volksvertretung (Corps legislatif), die in einer Kammer beriet und abstimmte. Die Gewhlten hatten dem König, der Nation, der Ver-fassung den Eid der Treue zu leisten. Die Versammlung gab Gesetze und bewilligte Steuern, deren Gltigkeit der König durch seine Unterschrift besttigen oder durch deren Verweigerung um zwei Legislaturperioden" (vier Jahre) verzgern konnte: er besa nur ein aufschiebendes Veto", Veto suspensif. Auch die Beamten und Richter, die Bischfe und Geistlichen wurden vom Volke gewhlt. Im Heer ernannte der König nur die Marschlle und Kommandierenden Generale; die andern Offiziere whlte der Oberst auf Vorschlag der Unteroffiziere; die Nationalgarde whlte ihre Offiziere selbst. Das Recht sprachen Schwurgerichte in ffentlichem Verfahren: eine englische Einrichtung, die auf altgermanische Rechtssitte zurckging. Statt der alten Landschaften mit ihren Sonderrechten bestand das Land fortan aus 83 Kreisen (Departements), diese aus Distrikten, die Distrikte aus Kantonen: Frankreich wurde ein einheitlicher Staat. 2. Im Juni hatte die Geistlichkeit die Gter der toten Hand" als Unterpfand fr die Staatsschulden angeboten; die Versammlung hatte diese Gelegenheit, die Finanzen zu ordnen, verabsumt. Jetzt wurde der Grundbesitz der Kirche eingezogen: die groen Gtermassen muten fr ein Papiergeld (die Assignaten"), das der Staat zur Befriedigung seiner dringendsten Bedrfnisse ausgab, als Deckung dienen; allmhlich wurden sie verkauft und verschleudert, ohne da die Schulden getilgt worden wren. Die Klster hob man auf; die Ruhegehalte der Mnche, die Be-soldung der Priester, die Kosten des Gottesdienstes und der Spitler bernahm der Staat. Die Priester aber weigerten sich, die neue Kirchenverfassung zu be-schwren, und das Volk scharte sich in manchen Stdten, dann besonders

2. Geschichte der neuesten Zeit - S. 10

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
10 Das Zeitalter der franzsischen Revolution. in schwarzem Leibrock und kurzem Mantel, Hut und weie Binde ohne Schmuck; durch eine Seitenpforte mute er ins Schlo eintreten. Und doch lag die Zukunft des Landes in den Hnden dieses Standes. Was ist der Dritte Stand? Alles. Was bedeutet er? Nichts. Was will er? Etwas bedeuten!" So bezeichnete einer der tchtigsten Fhrer dieses Standes, der Abbe Sieyes, die Aufgabe der bevorstehenden Beratungen: der Dritte Stand stelle neunzehn Zwanzigstel der Bevlke-rung Frankreichs dar, das Volk sei also ganz ungengend vertreten; daher msse die Stndetagung ersetzt werden durch eine Nationalversammlung. 3. Die Regierung hatte keine bestimmte Weisung erlassen, aus welche Art beraten und abgestimmt werden sollte. Adel und Geistlichkeit ver-langten daher, es solle nach dem mittelalterlichen Verfahren jeder der drei Stnde fr sich verhandeln und je eine Gesamtstimme abgeben. Da wre bei jeder Steuerfrage der Dritte Stand von den beiden andern berstimmt worden. Darum beharrte er auf der Forderung gemeinsamer Beratung und auf Beschlufassung nach Kpfen, ohne die die Doppelzahl seiner Vertreter keinen Sinn hatte. Whrend die Staatsschuld tglich grer wurde und der Pbel der Hauptstadt wie die hungernden Bauern sich zu gewaltttigen Kund-gebungen anschickten, warteten die Abgeordneten des Dritten Standes sechs Wochen lang in ihrem Sitzungssaal geduldig auf die Mitwirkung der Bevorrechteten. Dann aber erklrten sie sich fr die Vertretung des ganzen Volkes, fr die Nationalversammlung. Der König nahm unter dem Einflu seiner Brder und der Knigin Stellung gegen den Dritten Stand: in einer Kniglichen Sitzung" (Seance royale) wollte er den Stnden das alte Verfahren anbefehlen; vorerst untersagte er weitere Verhandlungen. Als demgem der Sitzungssaal geschlossen blieb, begaben sich die Abgeordneten des Dritten Standes in das Knigliche Ballspielhaus und gelobten dort durch Eidschwur und Namensunterschrist, sich nicht eher zu trennen, als bis das Land eine Verfassung habe. Es herrschte tiefe Erregung; in Scharen traten der Verfassunggebenden Nationalversammlung" (Assemblee nationale Constituante) Abgeordnete aus dem Niedern Adel und der schwer gedrckten Pfarrgeistlichkeit, bald auch der Rest der Vertreter der beiden ersten Stnde bei. In der Kniglichen Sitzung, die nach einigen Tagen stattfand, ver-hie der König eine Reihe wertvoller Reformen. Trotzdem fand seine herrische Aufforderung, getrennt zu beraten, keinen Gehorsam: als der Zeremonienmeister die Abgeordneten entfernen wollte, rief der Graf Honore von Mirabeau, ein blatternarbiger Mann mit einer Lwen-mahne und einer Gestalt, die an Simson erinnerte, ihm mit gewaltiger Stimme zu: Sagen Sie denen, die Sie geschickt haben, da wir hier sind

3. Geschichte der neuesten Zeit - S. 69

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Umgestaltung Europas. Der Bundestag. Iii 2i4. 69 Lombardisch-Venezianische Knigreich, das bis an Tessin und Po reichte, ausgiebigen Ersatz. In Toskana, Parma, Modena herrschten Erz-herzge: ein Drittel aller Italiener stand unter habsburgischem Zepter. 3. Die Erneuerung der Kaiserwrde lehnte sterreich ab; es hinderte aber auch Preußen, einen magebenden Einflu aus das Reich zu erwerben. Auf sterreichs Vorschlag wurde Deutschland ein lockerer Staatenbund, und auch das nicht ohne hartes Mhen: Bayern trat nur aus Geflligkeit" bei, und Wrttemberg strubte sich gegen den Ge-danken, da man aus verschiedenen Vlkerschaften, wie Preußen und Bayern, sozusagen eine Nation machen wolle". Der deutsche Bund bestand aus einem Kaiserreich, den Knigreichen Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover, das sich die Knigswrde eigenmchtig beilegte, und Wrttem-berg, dem Kurfrstentum" Hessen, den Groherzogtmern Baden, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar und Luxemburg, einer Anzahl Herzog- und Frstentmer und den vier Freien Stdten Hamburg, Bremen, Lbeck und Frankfurt am Main. Luxemburg war mit der Grantschen, (Schleswig-) Hol st ein mit der dnischen. Hannover mit der englischen Krone verbunden. Ost- und Westpreuen sowie Posen und die sterreichischen Kronlnder jenseits der Leitha gehrten dem Reichsverband nicht an. Die Vertreter der Regierungen dieser 39 Staaten, die von 269 noch brigblieben, bildeten den Bundestag, der in Frankfurt a. M. unter sterreichs Vorsitz tagte. Fr wichtige Beschlsse war Einstimmigkeit ntig wie auf dem polnischen Reichstag. Jeder Souvern" durfte auch mit auswrtigen Staaten Bndnisse schlieen, wenn sie nur nicht gegen die Sicherheit des Bundes oder einzelner Bundesstaaten gerichtet waren. Fr das Reichsheer wurde nach jahrelangem Streit keine einheitliche Ord-nung, kein unabhngiger Oberbefehl geschaffen; doch errichtete man die Bundesfestungen Mainz, Luxemburg und Landau, wozu spter noch Rastatt und Ulm kamen; Preußen baute die Werke von Ehrenbreitstein. Von einer Vertretung des Volkes war keine Rede; dagegen versicherte ein Ar-tikel (13) der Bundesakte", da in allen Bundesstaaten eine landstn-dische Verfassung statthaben werde. Diese deutsche Bundesakte stand als ein Teil der Beschlsse des Wiener Kongresses unter der Brgschaft der Gromchte, die damit eine Art Aufsichtsrecht der das politisch ohnmchtige deutsche Volk erhielten. 4. Fast an demselben Tag, da die Bundesakte unterzeichnet wurde, 1816 verlas in der Schlokapelle zu Charlottenburg der achtzehnjhrige Prinz Wilhelm von Preußen als Konfirmand sein selbstverfates Glaubens-bekenntnis, 37 Lebensgrundstze", in denen der sptere Mann schon zu erkennen ist:

4. Geschichte der neuesten Zeit - S. 71

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Die Heilige Allianz. Das Wartburgfest. Iii 243s. 71 kein deutscher Staat mehr. In Preußen wollte der Geheimrat Schmalz, ein Schwager Scharnhorsts, den magebenden Dreisen einreden, das Volk habe die ungeheuern Opfer an Gut und Blut lediglich aus Gehorsam gegen den König gebracht; jetzt aber bestnden geheime Verbindungen und Verschwrungen, die Unruhen und Blutvergieen anstiften wollten. Zwar schufen weitblickende Fürsten in ihren Staaten landstndische Verfassungen: Karl August von Weimar vereinbarte mit seinen Stnden eine Volksvertretung, der er das Recht der Steuerbewilli-gung und der Beschwerdefhrung zugestand, wie er den Zeitungen das Recht freier Meinungsuerung (die Prefreiheit) gewhrte. Seinem Vorgang folgten Bayern und Baden, dann Hessen-D arm-stadt, während der junge König von Wrttemberg, Wilhelm I., gemeinsam mit seinen Stnden eine Verfassung schuf, an der vor allen Ludwig Uhland arbeitete (Prolog zum Herzog Ernst). Aber das deutsche Volk, unter allen Vlkern Europas das zahlreichste und gebildetste, erhielt keinen Staat; eine Vertretung des ganzen deutschen Volkes erwartete man vergebens: der allmchtige Fürst Metternich wollte keinen verruchteren Gedanken kennen als den einer Einigung der deutschen Völker. Er beschwor, auch in Preußen, eine grausame Verfolgung herauf der die jungen Leute, die der Turnvater Jahn mit derbkrftigen teut-schen" Worten zu rstiger Tat erziehen wollte, und der die Studenten, die zum guten Teil in Frankreich mitgefochten hatten und die nun mit-zuarbeiten verlangten an einem einigen Reich und an der Wohlfahrt eines freien deutschen Volkes. Als ehrliche und wehrliche Burschen" trugen sie Schnrrock und Tellermtze, wohl gar auch einen Vollbart und um die Brust schwarz-rot-goldene Bnder und sangen Vaterlandslieder: lauter Dinge, die Metternichs Argwohn erregten. 3. Diese Studenten grndeten in Jena die Allgemeine deutsche Burschenschaft", in der sie sich zu deutschen Mnnern, zu Pflegern und Frderern der Freiheit und der Selbstndigkeit des Vaterlandes heranzubilden gewillt waren. Bei der Gedenkfeier der deutschen Reformation und der Leipziger Vlkerschlacht veranstalteten sie mit ihren Kommili-tonen" von Leipzig, Halle und Gieen ein Fest auf der Wartburg: sie zndeten ein Freudenfeuer an, zu dem ihnen Groherzog Karl August (der Altbursch", wie ihn Metternich in seinem rger nannte) das Holz geschenkt hatte, und warfen neben Schriften von Schmalz u. a. eine preu-ische Ulanen-Schnrbrust, einen kurhessischen Normalzopf und einen fter-reichischen Korporalstock als Sinnbilder der berwundenen Zeiten und Zu-stnde in die Flammen. Die Erregung, die in den herrschenden Kreisen darber entstand, wurde noch gesteigert, als der junge Student Sand, ein Jenaer Burschen-

5. Geschichte der neuesten Zeit - S. 72

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
72 Das Zeitalter des Bundestages. schafter, den Dichter Kotzebue, den man fr einen russischen Spion hielt, in Mannheim ermordete. Nun berief Metternich die Diplomaten der Heiligen Allianz zu einem Kongre, und es wurde eine strenge berwachung der zahlreich aufkommenden Zeitungen (durch die Zensur, eine Prfungs-behrde fr Drucksachen) und der Universitten angeordnet, verdiente Männer wie Jahn und Arndt aus ihrem Wirkungskreis entfernt; un-beachtet blieben die Warnungen Wilhelm v. Humboldts, der nicht zugeben wollte, da die auf dem Kongre vertretenen Staaten sich in preuische Angelegenheiten einmischten. Zu den sptern Opfern dieser Verfolgung gehrte der Mecklenburger Brgermeisterssohn Fritz Reuter: das preuische Kammergericht ver-urteilte ihn mit 39 andern Burschenschaftern wegen Hochverrats zum Tode; dann wurde er zu dreiig Iahren Festungshaft begnadigt", von denen er sieben abgesessen hat. Seine juristische Laufbahn war verdorben; so wurde er der plattdeutsche Dichter der Luschen und Rimels", der Fran-zosentid", der Stromtid". In der Festungstid" hat er seine Leidensgeschichte mit guter Laune geschildert. Tiefe Erbitterung ergriff die ehrlichen Vaterlandsfreunde: Htte die Nation 1813 gewut, da nach elf Jahren von einer damals zu er-reichenden und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und An-sehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brig bleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert, solchen Resultates halber?" So schrieb Prinz Wilhelm, der sptere Kaiser, im Jahre 1824. 4. Die Orientalische Frage und die Griechen. 1. Den Trken galten die unterworfenen Christen als eine willen-lose Herde, die Rajah". Der Landmann, dessen Htte eher eine Erdhhle heien mochte, baute nur so viel an, als er notwendig brauchte: alles brige nahmen ihm doch die Beamten weg. An Verbesserungen im Ackerbau dachte niemand. Vier Fnftel des Erdbodens lagen brach; im gesegnetsten Gelnde, vor den Toren Konstantinopels, breitete sich eine Einde aus. Die Erwgung, ob die trgen Osmanli" zu einer Erneue-rang ihres Staatslebens zu bringen seien oder ob ein anderes Volk, und welches, die Schtze ihres Landes zu heben berufen sei, das ist der ursprngliche Inhalt der Orientalischen Frage". 2. Endlich emprte sich die Rajah berall, wo Griechen sich ange-siedelt hatten: in den Donaulndern, in Hellas (dem alten Mittel-Eriechenland), in der Peloponnes (jetzt Morea) und auf den Inseln des Archipels. Die Handels- und seetchtigen Griechen, die in Konstantinopel und in den Stdten des stlichen Mittelmeers saen, waren die Trger

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 104

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
104 Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches. ausfielen, regierte er ohne die Zustimmung des Landtags und ohne die gesetzmige Bewilligung der dazu erforderlichen Mittel. Unter den Aufregungen der Konfliktszeit litt das knigstreue Volk, am schwersten der König selbst mit seinem rechtlichen und verstndigen Sinn: Ich schlafe keine Nacht," versicherte er einer Abordnung, die er empfing. Auch Bismarck drckte der Zwist trotz seiner Kampflust. 8. Nun gedachte sterreich den Hader in Preußen zur Strkung seiner eigenen Vormachtstellung in Deutschland zu bentzen. Kaiser Franz Joseph lud die deutschen Fürsten nach Frankfurt a. M., um mit ihnen der eine neue Bundesverfassung zu beraten, die sterreich an die Spitze des Bundes stellen, Preußen aus die Stufe Bayerns setzen sollte. Trotzdem war König Wilhelm zur Mitwirkung bereit; Bismarck mute mit seinem Rcktritt drohen, um ihn der Versammlung fernzuhalten. So scheiterte der Frstentag, der den politischen Stillstand in Deutsch-land fr lange Zeit herbeigefhrt, das deutsche Volk mundtot gemacht haben wrde. Mit unbeirrbarem Mut enthllte des Knigs Schwieger-shn, der roherzog Friedrich I. von Baden, die eigenntzigen Ziele der sterreichischen Staatsleitung. sterreich, das wollte Bismarck der Welt zeigen, vermochte die Fh-rung Deutschlands nicht ohne Preußen zu bernehmen, aber wohl Preußen ohne sterreich. 4. Die Lsung der Schlesroig-Holsteinischen Frage 1863/64. 1. Noch im nmlichen Jahre begann eine neue Wendung in der Angelegenheit der Elbherzogtmer. Fnfzehn Jahre, nachdem Schleswig-Holstein wieder an Dnemark gefallen war, wurde Schleswig durch ein Staatsgrundgefetz" dem Knigreich einverleibt; Holstein wurde ein Untertanenland, das keine Rechte hatte, aber zinsen und steuern mute. Wieder rauschte das Lied: Schleswig-Holstein meerumschlungen" durch die entrsteten Lande. Der Bundesrat verhngte die Bundeserekution gegen Dnemark und lie durch schsische und hannoversche Truppen Holstein besetzen. Aber seine Befugnisse reichten nur bis an die Eider: Schleswig gehrte nicht zum Deutschen Bunde. 2. Hier griff nun Bismarck ein ohne die Zustimmung und Hilfe des Abgeordnetenhauses; vergebens hatte er es an die Verpflichtung erinnert, die der König auf sich genommen, als er im Anfang seiner Regierung in der Saargegend ffentlich erklrte: Niemals werde ich zugeben, da eine Scholle deutscher Erde dem Vaterlande verloren gehe." Um so leichter gelang es ihm, sterreich auf seine Seite zu bringen: es wollte dabei sein, um zu verhten, da Preußen die Herzogtmer

7. Geschichte der neuesten Zeit - S. 123

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Friedensschlu und Kaisertum. Iv 7esvli. 123 Abordnung vor einen König von Preußen, ihm im Namen des Volkes die Kaiserkrone anzubieten. Und König Wilhelm gab eine zusagende Antwort: in der einmtigen Stimme der deutschen Fürsten und der Freien Städte und in dem damit bereinstimmenden Wunsch der deutschen Nation und ihrer Vertreter erkannte er den Ruf der Vorsehung, dem er im Ver-trauen aus Gottes Segen folgen werde. Am 18. Januar 1871 wurde König Wilhelm I. in Versailles im l^Jan. Spiegelsaale Ludwigs Xiv. unter dem Rauschen seiner ruhmreichen Fahnen in Gegenwart der meisten deutschen Fürsten zum Kaiser ausgerufen. Groherzog Friedrich von Baden hatte die Freude, auf den Kaiser das erste Hoch auszubringen. Kaiser Wilhelm verlie Frankreich mit Worten warmen und wohlverdienten Dankes an seine Soldaten. In allen Schrecken des Krieges hatten sie deutsche Gesittung bewhrt, vershnlich gegen die Einwohner des feindlichen Landes, menschlich und hilfsbereit gegen feindliche Ver-wundete und Gefangene, wrdig der Ehren, die das dankbare Vater-land fr seine Heldenshne bereit hielt. Dem Kaiser selbst haben seine ehemaligen Krieger durch Bruno Schmitz auf dem Kyffhuser ein Denkmal bauen lassen: aus dem Berg, in dessen Scho nach der Sage der Rotbart" schlief, reitet ,,Kaiser Wei-bart" hervor, um des Reiches Herrlichkeit wieder aufzurichten. (Abb. 14.) v. Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. 1. Der Ausbau des Reiches. 1. Nach einem Kriege voll unvergleichlicher Siege war das Deutsche Kaiserreich aufgerichtet worden. Zwar war es nicht das ganze Deutsch-land", wie E. M. Arndts viel gesungenes Lied es verlangt hatte. Dennoch ging ein Gefhl jubelnden Stolzes durch unser Volk und durch alle Volksgenossen, soweit die deutsche Zunge klingt". Die Sehnsucht nach Kaiser und Reich, nach einheitlicher Heeresmacht und deutscher Flotte war immer wieder laut geworden, namentlich auf den zahlreichen Snger-, Turner- und Schtzenfesten, und der Deutsche National ver ein", der im Jahre 1859 unter dem Eindruck der Niederlage sterreichs und des Schillerfestes gegrndet worden war, hatte auf seinen Versammlungen, die Rudolf v. Bennigsen leitete, die Einigung Deutschlands unter Preußen mit heiligem Eifer beraten und verlangt. Die europischen Völker aber erfllte die Sorge, das neue Reich knnte von derselben Ruhm- und Eroberungssucht erfllt sein, wie das Heilige rmische Reich deutscher Nation oder wie Napoleon I., und die Nachbarlnder, insbesondere Deutsch-sterreich, die Schweiz, Holland, Dnemark

8. Geschichte der neuesten Zeit - S. 125

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Das Reichsland; die Reichseinheit. Vlie, 125 4. Einheitliche Hohl- und Flchenmae hatte schon der Zollverein be-schlssen. Jetzt kam die Mnzeinheit hinzu: ihre Grundlage ist die Gold-Whrung; dem Alltagsoerkehr dient die Mark V8 Taler oder Vis sd-deutsche Gulden. Alle deutschen Stmme und Staaten verbindet ferner das deutsche Recht. Ein gemeinsames Handelsgesetzbuch besa schon der Zollverein, und ein Oberhandelsgericht sprach in Leipzig im Namen des Norddeutschen Bundes Recht. Nach jahrelangen, mhevollen Beratungen deutscher Rechts-gelehrter und des Reichskanzlers kam ein einheitliches Strafrecht und ein einheitliches Gerichtsverfahren zustande: das Oberhandelsgericht wurde zum Reichsgericht, zur obersten Instanz deutscher Rechtsprechung. Sein erster Prsident war Eduard Simson. Kaiser Wilhelm Ii. legte gleich im Be-ginn seiner Regierung feierlich den Grundstein zum Reichsgerichtsgebude. Ein allgemeines Brgerliches Gesetzbuch konnte erst 1900 in Kraft treten; das ffentliche und mndliche Verfahren des brgerlichen Rechts-gangs hat seither auch im Militrproze Eingang gefunden. 5. Die deutschen Eisenbahnen lagen zum grten Teil in den Hnden von Privatgesellschaften, die sie nach den verschiedensten Grund-stzen, aber immer zum Vorteil der Besitzer verwalteten. Bismarcks groer Gedanke, smtliche deutschen Eisenbahnen fr das Reich anzukaufen, scheiterte an dem Widerspruch des Bundesrats und des Reichstags. Dafr begann Preußen alsbald, die auf seinem Gebiet liegenden Bahnstrecken zu er-werben, und die andern Staaten folgten seinem Beispiel. Heute verfgen die deutschen Staaten der alle ihre groen Schienenwege und verwalten sie nach ihren Gesetzen und in gegenseitiger Vereinbarung zum Nutzen von Handel und Wandel, aber auch im Dienste des Vaterlandes: wieviel bedeutet nicht im Kriegsfall die Schnelligkeit der Truppenbewegungen, der leichte und sichere Nachschub von Ersatzmannschaften, von Mund- und Schiebedarf, von rzten und Krankenpflegern! Dazu aber ist eine ein-heitliche und bersichtliche Verwaltung der Eisenbahnen erforderlich. Sache des Reiches ist auch die Vertretung des Kaisers an aus-wrtigen Hfen durch Botschafter und Gesandte und der Schutz deutscher Reichsangehriger durch Konsuln; Reichssache ist ferner das Deutsche (preuische) Heer, der dessen Strke und Verwaltung Bundesrat und Reichstag mitsprechen, sowie Post und Telegraphie. 6. Fr die Ausfhrung der Gesetze und die Handhabung der Reichs-regierung ist allein der Reichskanzler verantwortlich, dem ein Reichs-Postmeister, ein Reichsjustizamt, ein Reichsschatzamt usw., neuerdings auch ein Kolonialamt, unter der Leitung von Staatssekretren zur Seite stehen. Die Kosten der Reichsregier^ing sollten durch die berschsse der Post- und Telegraphenverwaltung und durch indirekte Steuern gedeckt

9. Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
126 Das Zeitalter des Deutschen Kaiserreichs. werden, endlich durch die Beitrge der Einzelstaaten, die wie im alten Reich Matrikularbeitrge heien und nach der Kopfzahl der Einwohner umgelegt werden. Diese Besteuerungsart rief immer lauteren Widerspruch hervor und erwies sich bald genug als unzureichend. Die Bemhungen, dem Reich neue Einnahmen zu verschaffen, ohne einzelne Stnde und Klassen zu schwer zu drcken, beschftigen Reichsregierung und Reichstag seit vielen Iahren, bisher ohne allgemein befriedigenden Erfolg. 7. Bei dem Ausbau des Reiches haben dem Kanzler die groen Par-teien im Reichstag Beistand geleistet. Die Vertreter des Grogrundbesitzes, vorab des preuischen Adels, dessen Shne von jeher dem Land als Offiziere und Beamte gedient hatten, bildeten die konservative Partei: ihre Freude war das Knigtum des Hohenzollerngeschlechts, wie es mit seinem ruhmbedeckten Heere achtunggebietend dastand; sie will die Monarchie in aller Machtflle, aber auch die Stnde mit ihren Vorrechten als gttliche Ordnung erhalten. Whrend sie auf der rechten Seite des Reichstagssaales, vom Platze des Vorsitzenden gesehen, Platz nahm, sitzen die Liberalen auf der linken. Ihnen erscheinen Vorrechte der Geburt ebenso unvereinbar mit dem Wohl des Ganzen, wie die bermacht der Kirchen der den Staat: sie verlangen freie Bewegung der Einzelpersnlichkeit in Denken und Handeln, in Wissen-schaft und Wirtschaft. Im Liberalismus ist der Nationalverein aufgegangen; in seinen Reihen nehmen die Nationalliberalen einen breiten Raum ein. Ihnen liegt die Einheit des Reiches, die Wahrung und Steigerung des Ansehens unserer Monarchie und unserer Nation ebenso am Herzen wie den Konservativen, die Ausgestaltung der Freiheit nicht minder als den Freisinnigen", der heutigen Freisinnigen Volks-partei", die den linken Flgel der Liberalen bildet und sich je lnger je nachdrcklicher ebenfalls der nationalen Bestrebungen annimmt; so wirken Liberale mit Konservativen zusammen fr die Strkung des Heeres und der Flotte, die Liberalen beider Gruppen fr die Schaffung von Gesetzen, die den Handel und das Gewerbe frdern sollen. 2. Der Kulturkampf. 1. Als die Nationalversammlung in der Paulskirche zu Frankfurt am Main sich anschickte, das neue Reich zu grnden, waren die katholischen Mitglieder die eifrigsten Verfechter des grodeutschen Reiches unter sterreichs Leitung. Daher begrten manche Katholiken das protestantische Kaisertum der Hohenzollern nicht ohne die Sorge, da es ihre Kirche benachteiligen knnte. Die erbitterten Kmpfe, die im Mittelalter die Kaiser des salischen und des staufischen Hauses mit dem Papsttum ausgefochten Hattert, waren noch nicht vergessen.

10. Geschichte der neuesten Zeit - S. 112

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
112 Die Aufrichtung der Vereinigten Staaten und des Deutschen Reiches. Preußen bildete jetzt ein zusammenhngendes Land; es war ein so groer deutscher Staat, wie es noch nie einen gegeben hatte. Die sddeutschen Staaten, die Napoleon im stillen zu einem neuen Rheinbund zusammenzuschlieen und an Frankreich zu ketten gehofft hatte, traten bei den Friedensverhandlungen in Berlin in ein Schutz- und Trutz-bndnis mit Preußen, das vorlufig geheim bleiben sollte, und in den Zollverein. Nur der Abschlu mit Bayern ward erschwert, weil König Wilhelm wenigstens einen Teil der vormals hohenzollerischen Burggrafenlande verlangte. Endlich lud Bismarck den bayrischen Minister v. d. Pfordten zu sich und vertraute ihm, da Frankreich während der Friedensverhandlungen Rheinbayern und Rheinhessen gefordert und Preußen dies abgeschlagen habe auf die Gefahr eines Krieges hin. Seid ihr nun bereit," fragte er den erstaunten Kollegen, im Kampfe gegen auswrtige Feinde fest und treu mit Preußen zusammenzustehen, der Deutsche mit dem Deut-schen?" Da fiel ihm Pfordten in die Arme. Bayern kam mit geringer Landeinbue davon, und der junge König Ludwig Ii. bot in einem Handschreiben dem König Wilhelm die Burg der Hohenzollern zu Nrn-berg an zu gemeinsamem Besitz: Wenn von den Zinnen dieser gemein-schaftlichen Ahnenburg die Banner von Hohenzollern und Wittelsbach ver-einigt wehen, mge darin ein Symbol erkannt werden, da Preußen und Bayern eintrchtig der Deutschlands Zukunft wachen, welche die Vor-sehung durch Ew. Knigliche Majestt in neue Bahnen gelenkt hat!" 5. Die Lnder nrdlich des Mains mit Oberhessen, aber auch mit den Provinzen Preußen und Posen, bildeten den Norddeutschen Bund, dessen Kriegsherr der König von Preußen war. Die Verfassung des Norddeutschen Bundes entwarf Bis-marck selbst nach ernster Krankheit in zwei Tagen. Neben dem König von Preußen als dem Prsidium" des Bundes und seinem Bundeskanzler stand die Volksvertretung in einer Kammer, dem Norddeutschen Reichs-tag, dessen Mitglieder in unmittelbarem (direktem), allgemeinem, gleichem und geheimem Verfahren gewhlt wurden, wie die der Frankfurter Natio-nalversammlung. Es war die Verfassung, die wenige Jahre spter auf das Deutsche Reich ausgedehnt wurde, ein Anfang, ein Einstweilen. Aber der Bundeskanzler sagte getrost in einer Rede, in der er seinen Entwurf erluterte und empfahl: Setzen wir sozusagen Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon knnen." Die freudig gehobene Stimmung dieser Tage, wo Deutschland sich dem Ziel seiner Sehnsucht nahe fhlte, hat in Wilhelm Jordans Epos: Die Nibelunge" und in Richard Wagners Ring der Nibe-hingen" ihren Ausdruck und ihr Denkmal gefunden.
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