108
entweder Leibeigene oder Zinshrige und zu Frohndiensten der-pflichtet. Das Eigenthum des Ackers, den sie bebauten, stand meist dem Grundherrn, dem adeligen Gutsherrn oder einem Kloster zu. Wenn der Inhaber eines Ackerstckes starb, nahm sich der Grundherr, um sein Eigenthumsrecht zu zeigen, das beste Stck von der Habe des Zinshrigen, ein Recht des Guts-Herrn, das man Besthauptrecht nannte. Die Bauern stellten ihre Forderungen in zwlf Punkten auf; sie verlangten unter anderm die Wahl der Pfarrer (also Aufhebung des Patronats), Abschaffung der Leibeigenschaft, des Besthauptrechtes, Freiheit der Jagd, Feststellung der Frohndienste.
Weil diese Forderungen nicht bewilligt wurden, brach der Ausstand im sdlichen Deutschland aus, in Schwaben, im Elsa, in Franken, Bayern, im Salzburgischen, ging auch nach Lothringen, zog sich nach dem Rheingau hin, lief den Rhein hinab und verbreitete sich durch Westfalen. Wohin die wilden Schaaren der Bauern kamen, steckten sie adelige Schlsser, reiche Klster in Brand, erschlugen und mihandelten die Adeligen. Es fehlte aber ihren Schaaren eine wirksame Bewaffnung, die Kriegszucht und einheitliche, verstndige Fhrung. Sie erlagen schlielich den schweren Geschtzen und der Reiterei. Bei Knigs-Hofen an der Tauber wurden sie 1525 schwer geschlagen; ein schreckliches Strafgericht wurde gehalten; die Zahl derjenigen Bauern, die in den Kmpfen und in den brennenden Drfern umkamen, wird auf 100,000 berechnet. Die Lasten der Bauern wurden noch vermehrt und dauerten fort bis zur franzsischen Revolution: von da an begann allmhlich ein freier Bauern-stand sich zu bilden.
Die Wiedertufer in Mnster (15341535). Mnster die Hauptstadt Westfalens, wurde von zwei Wieder-tufern, dem Bcker Johann Matthiesen aus Haarlem und dem Schneider Johann Bockhold aus Leyden in groe Verwirrung gebracht; es schloffen sich der reformirte Prediger Rothmann in Mnster, der reiche Tuchhndler Knipperdolling und Krech-ting an sie an; sie predigten auer der Wiedertaufe Gterge-
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Matthiesen Johann Schneider_Johann_Bockhold Johann Rothmann
§ 28. Lessings Werke. — Die dichterischen Werke. 121
die Laune seines Herrn zu befriedigen; Orsina eine leidenschaftliche, im
Gefühl der gekränkten Liebe von Rachsucht geleitete Italienerin; Emilia
ein Bild der Schönheit und Anmut, ausgezeichnet durch Frömmigkeit und
Milde, jedoch auch energisch genug, den Tod der Entehrung und Schande
vorzuziehen; Claudia eine eitle und nachsichtige Mutter, ihr Mann
Odoardo, gleich dem Grafen Appiani, „das Muster aller männlichen
Tugend"; er ist trotz des Titels der eigentliche Held des Stückes, der
in der Wahrung der sittlichen Unschuld und Ehre das höchste Gut erblickt
und seine Tochter ersticht, um ihre Unschuld und Ehre zu retten. Neben diesen
Personen stehen die charakteristischen Figuren des Banditen, des bedächtigen
Ratsherrn Camillo Rota und des für die Kunst begeisterten Malers Conti.
„So entspringt der Verlauf der Handlung, wie die Kunstregeln
der Hamburgischen Dramaturgie verlangten, aus den Charak-
teren. In der Motivierung ist keine Lücke, und technische Schwierig-
keiten, die sich aus der gewählten Ökonomie ergaben, sind wie mit spielender
Hand gelöst." Daher kann, wie „Minna von Barnhelm" als Muster-
lustspiel, „Emilia Galotti" als Mustertragödie bezeichnet wer-
den, als volle, reife Frucht, erblüht aus Lessings umfassendster Kenntnis
der tragischen Kunst und aus seiner Kritik in der Dramaturgie.
Somit erscheint Lessing auch als Reformator des deutschen Theaters,
indem er nicht bloß maßgebende theoretische Forderungen aufstellte, sondern
dieselben auch schöpferisch betätigte, wenn er selbst auch über seine
dichterische Fähigkeit in großer Bescheidenheit wenig günstig urteilte (letztes
Stück der Dramaturgie).
,,Nathan der Weise", ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen,
erschien 1779. „Nathan" ist ein Tendenzstück, hervorgegangen aus
jenen durch die Herausgabe der „Wolfenbütteler Fragmente eines Un-
genannten" (S. 109) hervorgerufenen religiösen Kämpfen. Da er nämlich
wegen dieser heftigen Streitigkeiten von der herzoglichen Regierung der
Zensursreiheit, die er als Bibliothekar bisher genossen hatte, beraubt wurde,
verlegte er die Polemik auf die Bühne, indem er versuchte, ob man ihn
„auf seiner alten Kanzel, auf dem Theater, wenigstens noch ungestört
wolle predigen lassen". So enthält diese Predigt Lessings religiöses
Glaubensbekenntnis in poetischer Form, die Ansicht, daß der gött-
liche Ursprung der Religionen sich nicht erweisen lasse, da keine
der geoffenbarten Religionen nachzuweisen vermöge, daß sie die wahre
sei; die richtige Religion sei die der tätigen Liebe, der Humanität.
Zur Veranschaulichung dieser Ansicht dient folgende dramatische Handlung,
die in die Zeit des dritten Kreuzzuges (1189—1192) verlegt ist und in
Jerusalem ihren Schauplatz hat.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
§ 28. Lessings Werke. — Die dichterischen Werke.
117
6. Höhe der Verwicklung und Umschwung (Iv, 6). Minna greift
nunmehr zur List; sie streift den Ring des Majors, den sie statt des eigenen auf-
gesteckt hat, vom Finger und gibt ihn dem Major zurück, indem sie zugleich von
einem ihr widerfahrenen Unglück eine Andeutung macht (Iv, 6). Als Tellheim
durch Franziska vernimmt, daß das Fräulein wegen ihrer Liebe zu ihm von ihrem
Oheim, Grasen von Bruchsall, enterbt sei, ist er wie umgewandelt (Iv, 7 und 8;
Peripetie).
D. Fallende Handlung (V, 1-11). Tellheims Versuch, Minna
zu gewinnen:
Erste Stufe. Der erste Versuch. Tellheim scheut sich nicht, jetzt von
Werner Geld zu fordern, um zunächst den Ring durch Just einlösen zu lassen;
während sein eigenes Unglück ihn niedergeschlagen hatte, hebt ihn das ihre empor,
er fühlt sich „willig und stark, alles für sie zu unternehmen" (V, 1 und 2). Aber
seine Bemühungen, Minna zu bestimmen, den Ring zurückzunehmen, sind vergeblich,
denn sie will sein Unglück nicht durch das ihre vergrößern (V, 3—5).
Zweite Stufe. Das Handschreiben des Königs und Tellheims-
neuer Versuch. Auch die vollkommene Wiederherstellung der Ehre Tellheims
durch ein gnädiges königliches Handschreiben und die volle Erstattung der von ihm
vorgeschossenen Gelder vermögen nicht Minna umzustimmen, sie schlägt Tellheim
durch seine eigenen früheren Worte (V, 6—9).
Dritte Stufe. Moment der letzten Spannung. Als Tellheim von
Just hört, daß das Fräulein seinen Ring an sich gebracht, wendet er sich von der
vermeintlich Falschen ab in dem Glauben, daß sie das getan, um mit ihm zu
brechen. In seiner Entrüstung wird er auch ungerecht gegen Werner und will von
einem Mißverständnis nichts wissen (V, 10—11; Höhe der Verwicklung).
E. Lösung (V, 12—15). Die Ankunft des Grafen von Bruchsall bringt
die Aufklärung der List Minnas und des Irrtums Tellheims betreffs des Ringes
(V, 12 und 13). Der endlichen Vereinigung des Liebespaares folgt die Versöhnung
Werners durch Tellheim und seine Vereinigung mit Franziska (V, 14 und 15).
Die Charaktere des Stückes sind im Ernst und im Scherz echt
deutsch; deutsche Liebe, deutsche Treue, deutsches Denken und Handeln,
geschildert auf dem nationalen Hintergründe des Siebenjährigen
Krieges, ziehen den Leser und den Zuschauer mächtig an. Dabei sind die
Charaktere mannigfaltig und scharf geschieden: Tellheim ein Offizier von
unbeugsam-stolzem Ehrbegriff, ein Muster von Großmut und Mitleid,
Leutseligkeit, Edelsinn und Zarter Liebe; Werner auch im Friedenskleide
voll soldatischer Neigung, bieder und treu wie Gold; Just derb, aber
ehrlich und anhänglich; Minna naiv und heiter, nicht minder edelsinnig
als ihr Geliebter; Franziska munter, geschwätzig, aber treu; dagegen
der Wirt „ein Schurke von Wirt", der, aller edeln Gesinnung bar, nur
aus seinen eigenen Vorteil bedacht ist; und Riccaut, ein großprahlerischer,
aber feiger und gewissenloser französischer Glücksritter, ein Bild des bei
Roßbach schmachvoll geschlagenen Franzosentums. So sind die Charaktere
außer Wirt und Riccaut „lauter tüchtige und liebenswerte vaterländische
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Franziska Tellheims Minna Tellheim Werner_Geld Minna Werner Werners Franziska Ernst Werner Franziska
198
Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab.
Iphigenie erscheint als das Ideal nicht einer heidnischen, sondern einer
mit wahrhaft christlichen Tugenden geschmückten Jungfrau.
Der reine Adel ihrer hoheitsvollen Seele, die mit den sonst
nur auf christlichem Boden gedeihenden Tugenden der Selbstverleugnung,
der Opferwilligkeit, der Dankbarkeit, der Wahrheitsliebe und der jung-
fräulichen Reinheit geziert ist, verscheucht nicht allein die um des Bruders
Seele lagernden finstern Geister und sühnt den alten Fluch des Tanta-
lidenhauses, er macht sogar den Feind zum Freunde. Zeigt so das
Stück in seiner Titelheldin einen von christlicher Kultur und Gesittung
durchhauchten Charakter, so ist der Aufbau desselben von antiker Ein-
fachheit, indem Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung auf das
strengste gewahrt sind, und eine völlig klassische Ruhe bei ebenso anmutigem
als erhabenem Stile über das Ganze ausgebreitet ist. Daher ist die
„Iphigenie", in welcher hellenische Schönheit und germanische
Gemüts tiefe harmonisch verschmolzen sind, mehr und mehr als ein
wunderhelles Seelengemälde, als eine der edelsten und schönsten
Schöpfungen des Goetheschen Genius anerkannt worden und gilt mit Recht
als ein unsterbliches Meisterwerk der deutschen Literatur.
Gleich der „Iphigenie" bedurfte auch „Torquato Tasto" \ Schauspiel
in fünf Aufzügen, ursprünglich in Prosa geschrieben, langer Zeit, ehe es
1789 zu glänzender Vollendung gelangte. Noch im Jahre 1787,
nach der Vollendung der „Iphigenie", schrieb Goethe aus Rom: „Täte
ich nicht besser, eine ,Iphigenie in Delphi' zu schreiben, als mich mit den
Grillen des Tasso herumzuschlagen? Und doch habe ich auch dahinein
schon zu viel von meinem Eigenen gelegt, als daß ich es fruchtlos auf-
geben sollte." Und in der Tat sind in keinem Drama so viele Bezüge
zu Goethes Person und Stellung zu finden als in „Tasso". Hatte
doch auch Goethe in Weimar das Mißverhältnis zwischen Talent und
Leben, den inneren Zwiespalt des Dichters und des Welt- und Hofmannes
hinreichend an sich selbst in Erfahrung gebracht. Daher liegt der Angel-
punkt des Stückes in dem Verhältnis Tastos zu Antonio, des Dichters
zum Staatsmann, des Mannes der Phantasie, der Illusion, des
Idealismus zu dem Vertreter der Nüchternheit, der Wirklichkeit, des
Realismus; denn in diese beiden Personen, in Dichter und Minister,
hat Goethe seine Person zerteilt, damit so zwei Männer entständen, „die
darum Feinde sind, weil die Natur nicht einen Mann aus ihnen formte".
Auch die Zeichnung des Hofes zu Ferrara bietet eine offenbare Parallele
zu dem von Weimar, und läßt sich unschwer in dem Herzog Alfons von
' Vgl. Teil Iii, S. 176: „Goethes Torquato Tasso" von Rosenkranz
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Goethe Goethe Antonio Goethe Alfons
§ 38. Schillers Werke. — Die lyrischen und epischen Dichtungen. 213
zugleich aber auch seine sittliche Tapferkeit, indem er die Liebe zu einer
Dame, die ihm gegenüber nur ein leichtfertiges Spiel ihrer Eitelkeit
getrieben hat, aus seinem Herzen reißt. „Ritter Toggenburg"
offenbart uns die Allgewalt der Liebe, die selbst im schwersten Leid ver-
nichteter Hoffnung doch noch in der Nähe der geliebten Person das
einzige Lebensglück findet. „Der Gang nach dem Eisenhammer"
besingt die Diensttreue und Frömmigkeit, die unbewußt alle Arglist und
Tücke zu Schanden macht („Gott selbst im Himmel hat gerichtet"), und
verkündet zugleich die Lehre, daß das Böse selbst sich vernichtet, und daß
im Leben nichts zufällig ist.
In den ideal gehaltenen Stoff versenkt der Dichter in seiner hohen
und edeln Empfindungsweise sich ganz hinein, so daß Frau von Staöl
nicht mit Unrecht über ihn rühmt: „La conscience est sa muse.“ „Das
oft dünne, durchsichtige Gewebe der objektiven Darstellung wird dicht durch
die goldenen Fäden, die der Sänger aus seiner eigenen Seele spinnend
in dasselbe einträgt." Es ist, als wenn der Dichter unter fremder Maske
sein eigenes ideales Denken und Empfinden, sein sittlich gestimmtes
und geweihtes Gemüt ausspräche.
Diese etwas lyrische Behandlung des an sich epischen Stoffes bringt
eine wohltuende, leben sw arme und ergreifende Darstellung hervor,
die noch anziehender erscheint durch die dramatische Handlung, wie
sie vorzugsweise „Der Taucher", „Der Handschuh", „Der Graf von
Habsburg" und „Die Kraniche des Jbykus" bekunden. Die Handlung
wird noch mehr belebt durch den Dialog, den mehr oder weniger jede
Romanze zeigt. Ebensosehr benutzt der Dichter zur Hebung des Ganzen
glanzvolle Schilderungen, wie die unübertreffliche Zeichnung des Meeres-
strudels im „Taucher", des Theaters in den „Kranichen des Jbykus",
der Bestien im „Handschuh" und im „Kampf mit dem Drachen".
Nicht minder werden Szenerie und Staffage farbenreich ausgeführt und
mit aller Klarheit geschildert. Alle diese einzelnen Zeichnungen verletzen
jedoch die szenische Einheit nicht, sie bilden vielmehr einen Bestandteil der
Handlung selbst.
Mit dieser dramatischen Gestaltung des Stoffes, der glanz-
vollen Schilderung verbindet sich der erhabene Schwung der
Sprache. Dieselbe ist, wenn auch dem Tone nach im einzelnen ver-
schieden, allgemein, ideal und klangvoll, in starken wie in milden
Tönen gleich reich. Sie ist belebt durch veranschaulichende Bilder-
pracht, sowie durch einen Reichtum schlagender Antithesen, durch
besondere Steigerungsformen und durch Alliterationen, die
meistens Tonmalerei bezwecken.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]