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1. Theil 4 - S. 294

1862 - Breslau : Max
294 Neueste Geschichte. 5. Periode. gelang es, über 2000 Christen zu retten, obwohl er nicht hindern konnte, daß eine noch größere Zahl hingeschlachtet wurde. Man kann sich denken, daß diese Mordscenen, sobald sie in Europa bekannt wurden, einen Schrei des Entsetzens hervorriefen. Frankreich und Rußland, beide Wohl nicht ohne politische Hinter- gedanken, zeigten sich sogleich bereit, zur Rettung der bedrängten Christen einzuschreiten, und um dieses Einschreiten zu hindern, bot die Pforte jetzt endlich alle Energie auf, die sie besaß. Man sandte Fuad Pascha mit einer ansehnlichen Heeresmacht nach Syrien, welcher ein furchtbares Blutgericht über die Schuldigen verhängte, dem unter andern auch der ehemalige Commandant von Damascus zum Opfer fiel. Gleichwohl kam es im August zu neuen Christenverfolgungen in Balbek und in der Nähe von St. Jean d'acre, und die europäischen Mächte kamen daher in Paris am 3. August untereinander dahin überein, daß eine euro- päische Executionsarmee in der Stärke von l 2,000 Mann nach Syrien abgehen sollte, um im Verein mit den türkischen Streit- kräften die Ruhe wieder herzustellen. — Dies geschah auch, und die Drusen wurden zerstreut und in die Gebirge verfolgt; die Franzosen zogen herauf, gern oder ungern, an den bestimmten Termi- nen ab und die Pforte einigte sich mit den europäischen Mächten über die künftige Verwaltung Syriens. Indem wir uns jetzt von Asien, der Culturstätte der alten Welt, abwenden, um Amerika — „die neue Welt" in den Kreis unserer Betrachtung zu ziehen, haben wir noch kurz der Bemü- hungen zu gedenken, um die Verkehrswege zwischen Europa und Asien abzukürzen, oder zu sichern. Zwei Pläne, ein französischer und ein englischer, rivalisiren um den Vorzug. Es ist noch nicht lange her, daß die weite Reise von Eng- land nach Indien, die früher um das Cap der guten Hoffnung ging und ein halbes Jahr und darüber zu ihrer Vollendung be- durfte, durch Benutzung des Ueberlandweges um ein Bedeu- tendes gekürzt ward (Lieutenant Wag Horn im I. 1824). Indeß kam diese Verkürzung doch nur dem Postverkehr zu Gute, der Waarenverkehr blieb immer noch auf die alte Straße um das Cap der guten Hoffnung herum verwiesen. Da tauchte in Eng- land das Project einer Euphrat-Eisenbahn auf, während in Frankreich das Project des Suez-Kanals protegirt wird, welcher durch Durchstechung der Landenge von Suez das Mittel- meer mit dem rothen Meere verbinden soll. Die beiden End- punkte des projectirten Kanals sind die Bucht von Pelusium

2. Theil 4 - S. 273

1862 - Breslau : Max
Lage der Christen in der Türkei. 273 thümer; der Frage dagegen, welche den angeblichen Entstehungs- grund des verheerenden und opferreichen Krieges gegeben hatte, ward im Frieden zwar gedacht, aber nur in so fern, als die con- trahirenden Mächte sich auf Mittheilung des Hat-Humayun vom 18. Februar, wodurch die Pforte mindestens den guten Willen gezeigt hatte: die Lage der Christen in der Türkei sicher zu stellen und ihnen eine Art Gleichberechtigung zu gewäh- ren, mit Befriedigung bezogen. Der Friede ward, als man erst seine Bedingungen erfuhr, in ganz Europa ziemlich kalt aufgenommen; man hatte größere Resultate erwartet, d. h. eine stärkere Demüthigung Rußlands, obwohl durch dessen Zurückweisung von der Donau und die Neu- tralisation des Schwarzen Meeres einerseits, so w'e durch An- knüpfung der Pforte an das System des europäischen Gleichge- wichts andererseits sowohl die Anstrengungen eines ganzen Jahr- hunderts für Rußland verloren gingen, als auch die drohende Aggressivftellung desselben gegen die Türkei aufgehoben, also das europäische Interesse des Krieges vollkommen befriedigt ward. Speciell freilich ging nur Frankreich triumphirend aus der allgemeinen Verwickelung hervor, indem es nicht blos aus dem Zustand einer für dasselbe demüthigenden Jsolirung, in welchem es sich vor dem Kriege befunden hatte, heraustrat, son- dern auch durch die erstaunliche Entfaltung seiner militairischen Hülfsmittel, wie durch die geschickte Benutzung der wechselnden Constellationen sich unbestritten zur tonangebenden Macht erho- den hatte, so daß fortan Paris der Mittelpunkt aller politischen Fluctuationen ward. Jedenfalls hat der Friede vom 30. März einen umgestal- tenden Einfluß auf die allgemeine Politik geübt, welcher selbst die augenblicklichen Verhältnisse überdauern muß. Die Revolutionen des letzten Jahrhunderts hatten das ganze europäische System dadurch gestört, daß sie an Stelle der Jn- teressenfragen, welche früher über die Allianzen entschie- den, die Principienfragen setzten, welche, nachdem sie die ersten Coalitionen inspirirt hatten, selbst das Kaiserreich über- dauerten und eine Art Mißtrauensbund gegen Frankreich her- stellten. Die Restauration wollte die Folgen desselben vereiteln, in- dem sie sich gerade der Macht anschloß, welche die Seele jenes Bundes war, wodurch aber in Europa wie im Orient die so Weltgeschichte für Töchter. Iv. 13. Ausl.

3. Theil 4 - S. 275

1862 - Breslau : Max
Englisch - persischer Krieg. 275 daß England im orientalischen Kriege auch ein speciell englisches Interesse verfocht, da es in Asien seine indischen Besitzungen gegen das Vorrücken Rußlands zu sichern gedachte. Beide Staa- ten haben seit langer Zeit das Bewußtsein, daß sie um die Herr- schaft über Asien früher oder später die Waffenentscheidung an- rufen müssen und beachten daher mit argwöhnischem Auge jede Vergrößerung des gegnerischen Machteinflusses. Beide Staaten wetteifern daher hauptsächlich in dem Bestreben, in Persien vor- wiegenden Einfluß zu erlangen, und da es Rußland während des orientalischen Krieges gelungen war, am Hofe von Teheran Eng- land den Rang abzulaufen, so war vorauszusehen, daß sich schwere Verwickelungen daraus ergeben würden. Zerwürfnisse rein persönlicher Art zwischen dem persischen Hofe und dem eng- lischen Gesandten führten zu einer Unterbrechung des diplomati- schen Verkehrs und ein glücklicher Feldzug Persiens gegen Herat, welches die Straße nach Indien beherrscht, zum Kriege. Indeß ge- lang es auch hier der französischen Vermittelung, die Flamme im Keime zu ersticken, wozu sich die Gelegenheit durch eine nach Paris geschickte persische Gesandtschaft ergab, an deren Spitze Feruk Chan stand. Zwischen ihm und dem englischen Gesand- ten daselbst kam es zu Unterhandlungen, welche endlich zum Frieden führten (4. März 1857), dessen Hauptbedingungen fol- gende sind: die Engländer räumen das persische Gebiet (sie hat- ten bereits die Insel Karrak besetzt und Buschir erobert) und die Perser Herat und ganz Afghanistan; der Schah entsagt allen Souverainetätsansprüchen auf Herat so wie auf die Landschaften Afghanistans, erkennt deren Unabhängigkeit an und verpflichtet sich, niemals eine Einmischung in die innern Angelegenheiten derselben zu versuchen; England verzichtet auf das Schutzrecht über persische Unterthanen, die britische Gesandtschaft kehrt nach Teheran zurück und wird dort feierlich empfangen; beide Theile werden sich künftig gegenseitig auf dem Fuße der meistbegünstig- ten Nation behandeln. Außer diesem englisch-persischen Kriege erhielten noch zwei andere, mit der orientalischen Frage mittelbar zusammen- hängende Fragen Europa eine Zeit lang in Spannung: die griechische und neapolitanische. Die Regierungen von Nea- pel und Griechenland hatten nämlich wegen ihrer Politik offener oder versteckter Feindseligkeit gegen die Westmächte, diese in hohem Grade gegen sich aufgebracht. In Griechenland war 18* j: / r r

4. Theil 4 - S. 276

1862 - Breslau : Max
276 Neueste Geschichte. 5. Periode. es zu einem offenen Ausbruch gekommen, dessen Absicht auf eine Vergrößerung des Staatsgebiets durch die türkischen Provinzen Epirus und Thessalien gerichtet war und bei dem Zusammen- hange der gräco- slavischen Bevölkerung den Charakter einer äußerst gefährlichen Diversion zu Gunsten der Russen annehmen konnte. Der seit langer Zeit vorbereitete Aufstand brach in Epirus in den ersten Tagen des Januars 1854 aus, die tür- kische Grenze ward an verschiedenen Punkten überschritten, und gewisse Demonstrationen, welche in Athen begünstigt oder doch geduldet wurden, zeigten, daß selbst der Hof sich mit ansschwei- fenden Plänen der Wiederherstellung eines byzantinischen Kai- serthums trug. Da die Warnungen der Diplomatie keinen Er- folg hatten, wurden Gewaltmaßregeln ergriffen. Mitte Mai überreichten die Gesandten Englands und Frankreichs der Re- gierung des Königs von Griechenland zwei dem Inhalt nach gleiche Noten, welche wirksame Maßregeln gegen die Theilnahme griechischer Unterthanen an kriegerischen Uebergriffen auf türki- sches Gebiet und eine bindende Erklärung, daß Griechenland in dem damaligen Kriege zwischen Rußland und der Türkei neu- tral bleiben werde, verlangten. Da eine solche Verpflichtung nicht erfolgte, erschienen am Abend des 25. Mai sechszehn fran- zösisch-englische Dampfer im Hafen von Piräus, besetzten die da- selbst liegenden griechischen Kriegsschiffe, von denen sie die grie- chische Flagge entfernten, und setzten ungefähr 3000 Mann ans Land, die in der Unigebnng des Piräus ihr Lager aufschlugen. Die jetzt erklärte Bereitwilligkeit der Regierung konnte gegen diese Occnpation nichts mehr helfen; doch kam man unter Ver- mittelung des preußischen Gesandten, Herrn von Thile, über- ein, daß- die Truppen außerhalb des Piräus bei den Anhöhen Munychia ihr Lager aufschlagen und nur die Quarantaineanstalt besetzen sollten, der König dagegen die Gesandten der Westmächte in einer Audienz empfangen, ihnen vom Thron herab das Ver- sprechen geben, sich neutral verhalten zu wollen, und ein neues Ministerium einsetzen sollte. Dies geschah; indeß wurden die Aufständischen, bei der Ohnmacht der Regierung und der Neigung der Bevölkerung zu Räubereien, nur sehr allmälig zur Ruhe ge- bracht, ohne daß die öffentliche Sicherheit überhaupt in einer zufriedenstellenden Weise befestigt ward. Daraus entnahmen die Westmächte Veranlassung, auch nach wieder hergestelltem Frieden

5. Theil 4 - S. 277

1862 - Breslau : Max
Zerwürfnisse Neapels mit England und Frankreich. 277 die Occupation fortdauern zu lassen, bis endlich Allfang 1857 der Abzug der englisch-französischen Truppen gewährt ward. Die Zerwürfnisse Neapels mit den beiden Westmächten ent- sprangen aus der russenfreundlichen Gesinnung des dortigen Hofes, welcher sowohl dem russisch-amerikanischen Vertrage bei- trat, durch welchen die Austheilung von Kaperbriefen während des Krieges sanctionirt ward, als auch Verbote gegen die Aus- fuhr von Lebensmitteln erließ, worunter lediglich die Westmächte zu leiden hatten. Hierzu kamen Reibungen zwischen der neapo- litanischen Polizei und dem Personal der englischen Gesandtschaft, und Mißachtung maritimer Convenienz gegen ein im Hafen von Messina liegendes französisches Kriegsschiff. Zwar versuchte die neapolitanische Regierung den dadurch heraufbeschworenen Sturm durch Concessionen, wie man sie begehrte, zu beschwören, was auch für den Augenblick gelang; aber in Folge der auf dem pa- riser Congreß zur Sprache gelangten „italienischen Frage" konn- ten die Westmächte nicht umhin, auch dem neapolitanischen Hofe Maßregeln der Milde und Gerechtigkeit im Interesse der Ruhe Italiens anzuempfehlen. Diese Anempfehlung verursachte in Neapel große Aufregung und der Hof, heimlich auf die Unter- stützung Oestreichs rechnend, wies standhaft jede derartige Vor- stellung, welche er als einen Eingriff in die Souverainetätsrechte ansah, zurück.*) In Folge der hieraus sich anspinnenden Ver- *) König Ferdinand, von der revolntionairen Presse „König Bomba" ge- nannt, weil er den Straßenaufstand energisch niederzuschlagen verstand, hatte ein klares Bewußtsein seiner Stellung der Revolution und den liberalen Velleitäten gegenüber. Als ihm einst Louis Philipp anrieth, in die Wege des Liberalismus einzulenken und sich Frankreich zu nähern, erwiderte er: „Ich würde mich gern dem Frankreich Ew. M. anschließen; aber ich bin durch Verträge und frühere Allianzen, gebunden, welchen ich um so mehr treu bleiben muß, als sie uns gerade in den Leidenstageu meiner Familie zu Hülfe kamen. Um mich dem Frankreich Ew. M. zu nähern — wenn dieses ein Prinzip sein soll — müßte ich das Grundgesetz unserer Regierung umstoßen und mich in die Politik der Jacobiner stürzen, um deren Willen mein Volk mehr als einmal treulos gegen das Haus seiner Könige ward. — Die Freiheit ist dem Geschlecht der Bourbonen verhängnißvoll und ich meinerseits bin fest entschlossen, dem Schicksal Ludwigs Xvi. und Karls X. aus dem Wege zu ge- hen. Mein Volk beugt sich der Gewalt und gehorcht; wehe! wenn es sich un- ter dem Einstuß dieser Träume erhöbe, welche sich sehr schön in den Reden der Philosophen ausnehmen, aber in der Praxis unmöglich sind. Mit Gottes Hülfe werde ich meinem Volke das Glück einer ehrenhaften

6. Theil 4 - S. 301

1862 - Breslau : Max
Eisenbahnprojecte in Centralamerika. 301 unüberwindliche Hindernisse gezeigt. Ebenso wellig scheint sich eine andere in mehr nordwestlicher Richtung am Isthmus von Darien versuchte Passage, nämlich zwischen denk Golf von San Miguel und dem Cap Corrientes mit Benutzung des Rio Savana günstig zu erweisen, obwohl die Untersuchungen hier noch nicht abgeschlossen sind. Was die verschiedenen Eisenbahnprosecte betrifft, so ist zuvörderst der bereits vollendeten Eisenbahn über den Isth- mus von Panama zu gedenken, als der ersten Berbindungs- linie zwischen beiden Oceanen. Indeß, sowohl das äußerst mu gesunde Terrain, als auch die unvorteilhafte geographische Lage für Reisende nach dem Norden, werden sich bei einer bestehenden Concurrenz dieser Route immer höchst nachtheilig erweisen. Man sieht dies schon jetzt, wo die Auswanderermassen nach Califor- nien (man schätzt die jährlichen Wanderungen zwischen den atlantischen Staatell und Californien in beibeu Richtungen auf circa 150,000 Menschen) trotz aller Mangelhaftigkeit, Unbequem- lichkeit und Unsicherheit des Transits zwischen Greytown und San Juan del Sur, dieser mehr nördlich gelegenen Route, welche zugleich durch größtelktheils gesundes Land führt, den Vorzug einräumen. Auch über den Jsthlnus voll Tehuantepec war schon einmal die Herstellung einer Eisenbahn zur Verbindung beider Oceane beschlossen, aber das Project ist ins Stocken ge- kommen; ein drittes Project aber, welches beu prachtvollen Golf von Vocca del Toro an der atlalltischen Küste mit dem Golfe Dulce an der Westküste verbinden sollte, scheiterte weniger all den Localverhältnissen als an dem Mangel kaufmännischen Ge- schicks der Unternehmer. Welcher Verbindungsweg auch immer gewählt werden mag, immer kann er seinem Zwecke nur unter Voraussetzung vollkom mener Sicherheit entsprechen, welche die Staaten, in deren Ter- ritorien die projectirten Linien fallen, nicht gewähren können. Die Nordamerikaner werden also von der Nothwendigkeit dahin gedrängt werden, Eroberungen zu machen, mindestens die Aus- gangspunkte der Verbindung in ihre Gewalt zu bekommen, sei es auf dem Wege des Kaufs oder der Annexation; da es aber ebenso gewiß ist, daß ein solcher Verbindungsweg der beiden Oceane in der Hand eines kräftigen Volks den Welthandel mehr oder weniger beherrschen muß, so begegnen die Pläne der Ulüon in Centralainerika dem mehr oder weniger hinter vorgeschobenen

7. Theil 4 - S. 302

1862 - Breslau : Max
302 Neueste Geschichte. 5. Periode. Fragen untergeordneten oder localen Interesses versteckten Wider- stände Englands. Seilt Handelsinteresse wird hier ebenso stark bedroht, als in Aegypten durch den projectirten Suez-Kanal. Indeß wird die „Centralamerikanische Frage" aus eine oder die andere Art, jeden- falls friedlich gelöst werden; denn einen Krieg zwischen Nord- amerika und England kann man als ein Ding der Unmöglichkeit für alle Zukntlst betrachten. Dagegen haben die intiern Verhält- nisse der Vereinigten Staaten-Republik zu einer Krise geführt, welche eineu nahen Zerfall dieses großen Staatswesens befürchten lassen. Nachdem die Partei der Sklavenhalter mit der Wahl Buchauatt's zum Präsidenten (4. Nov. 1856) einen letzten großen Sieg erfochten, rief sie durch die brutale Art, wie sie denselben ausbeutete, eine allgemeine Reaction hervor und die Erbitterung zwischen Norden und Süden erreichte eine solche Höhe, daß eine Aussöhnung nicht mehr möglich schien. Noch einmal rafften die Parteien alle ihre Kräfte zusammen bei der neuen Präsidentenwahl und die Partei der Republikaner setzte ihren Candidaten Abraham Lincoln*) durch. Die Partei, deren Candidat Lincoln war, hatte sich erst in den letzten Jahren herausgebildet und ihre Grundsätze sind in dem von dem neuen Präsidenten verkündeten Programm klar ausgesprochen. „Die Sklaverei — heißt es daselbst — ist eine heimische Institution innerhalb der Staaten, die sie wünschen und sie existirt im Be- reich der Staaten unabhängig von der Controle des Congresses. Der Congreß hat die oberste gesetzgebende Gewalt über alle *) Abraham Lincoln wurde am 12. Febr. 1809 in der Grafschaft Har- tem, Kentucky, geboren; sein Vater starb früh und hinterließ die Seinigen in bitterster Armuth, so daß Abraham wenig oder gar keine Erziehung genoß. Er hat sein ganzes Leben lang etwa 6—8 Alónate hindurch Schulunterricht genossen und war der Reihe nach Feldarbeiter, Holzhauer und Ruderknecht aus dem Mis- sissippi. Im I. 1830 finden wir ihn im Staate Illinois, wo er sich als Tage- löhner seinen Lebensunterhalt verdient. Später machte er als Freiwilliger den Krieg gegen die Indianer von Florida mit und zeichnete sich so sehr aus, daß er zum Capitaiu befördert wurde. Im I. 1832 trat er zum ersten Male als Candidat für die Legislatur des Staates auf, fiel aber mit seiner Bewerbung durch. Erst ein Jahr später ward er gewählt. Er widmete sich jetzt dem Stu- dium des Rechts, wurde in kurzer Zeit Advocat und prakticirte mit großem Er- folg. Von 1816—49 saß er als Mitglied des Congresses; von da ab lebte er wieder ausschließlich seiner Profession; im I. 1856 aber stand sein Name an der Spitze der Wähler von Illinois, welche in Opposition gegen Buchanan für Fre- mont stimmten.

8. Theil 4 - S. 304

1862 - Breslau : Max
304 Neueste Geschichte. 5. Periode. in den amtlichen Sphären Stellenjägerei und eine Corruption, wie sie kaum in einem der alten Staaten Europas jemals zu finden gewesen. — Jetzt wird die Republik auf die erste schwere Probe gestellt —- wie sie dieselbe bestehen wird, kann keine mensch- liche Weisheit voraussehen. 149. Europa nach dem Pariser Frieden. Der Abschluß des Pariser Friedens schiert eine neue Periode geistiger und materieller Wohlfahrt für Europa einweihen zu sollen. Schon während des Krieges hatte man annehmen zu dürfen geglaubt, daß die humanen Interessen der europäischen Culturstaaten die lediglich politischett Gesichtspunkte überwuchern müßte, und obwohl man nicht verkennen konnte, daß dem von den Westmachten erhobenen Feldgeschrei: Civilisation! — ein gut Theil Heuchelei anklebte, machten sich doch die Cultur-Interessen während des Krieges so weit geltend, daß die rigorose Praxis des seitherigen Seerechts ausgeschlossen blieb und auf dem Pari- ser Congreß mit dem Friedensvertrage auch eine Convention über die Grundsätze des Seerechts, welche künftig Geltung haben soll- ten, zu Stande kam. Vermöge derselben ward dem Handel zur See die liberalste Behandlung auch in Kriegszeiten gesichert. Kaum aber war die Kunde über die von Seiten Rußlands erfolgte Annahme der östreichischen Propositionen in die Oessent- lichkeit gedrungen, so stürzte sich ganz Europa, ohne nur den förmlichen Friedensschluß abzuwarten, mit einer wahrhaft fiebe- rischen Hast in das weite Gebiet der Speculation; industrielle Projecte aller Art tauchten auf, von riesigem Umfange, mitunter aus die losesten Voraussetzungen gebaut, daher von ungewissem Erfolge, aber eben so eifrig ergriffen, als ob sie die solideste Grundlage hätten; denn die gleichzeitig auftauchenden Banken oder Geldleihinstitute versprachen ja eine nicht zu erschöpfende Fülle von Kapital. Natürlich blieben die Täuschungen nicht aus und mit dem Schmerz über erlittene Verluste verband sich vielfach das bittere Gefühl der Beschämung über die handgreiflichen Täuschungen, welchen man erlegen war; so daß man die ganze, plötzlich in Fluß gerathene, finanzielle und commercielle Bewegung in Bausch

9. Theil 4 - S. 342

1862 - Breslau : Max
342 Neueste Geschichte. 5. Periode. struction des Ministeriums und Wiedereinsetzung der ungarischen Hofkanzlei, an deren Spitze Freiherr von Vay trat. — Indes- sen fehlte viel, daß Ungarn sich hiermit befriedigt erklärte. Man sah, daß die Regierung nachgab und glaubte, daß sie nichts mehr verweigern könne. Die gemäßigten und besonnenen Patrioten wurden von den Fanatikern verdrängt, welche nichts, was in der Zeit von 1849 bis auf die Gegenwart geschehen, als rechtsbestän- dig gelten lassen, sondern kurzweg den Zustand der Dinge von 1848 wieder hergestellt wissen wollten. Es trat eine vollständige Anarchie ein, welche sich darin symbolisirte, daß man gleich nach dem Bekanntwerden des kaiserlichen Diploms überall den Doppel- adler herunter riß. Die Regierung schritt nicht ein, man schien Ungarn sich selbst überlassen zu wollen. Vielleicht glaubte man, der Uebermuth würde sich mit der Zeit austoben; doch hat sich diese Hoffnung bis jetzt nicht bewährt; vielmehr geht das Bestre- den der exaltirten Partei offenbar dahin, Ungarn aus dem staat- lichen Verband Oestreichs ganz herauszureißen und höchstens eine Personal-Union zu gestatten, was den Verfall Oestreichs zur Folge haben würde. Indeß war die Regierung nicht gesonnen, sich auf diesem Wege ins Verderben reißen zu lassen; die Februar-Patente (26. Februar 1861) stellten die Grundzüge einer Verfassung sowohl für die einzelnen Kronländer als für den Gesammtstaat, für welchen das Einheitsprincip festgehalten ward, auf und beriefen zum 2. April einen Reichs rath nach Wien. Zugleich ward Schmerling in das Ministerium gezogen, welches in dem Erz- herzog Rainer seinen Präsidenten erhielt. — Gleichwohl blieb Ungarn in seiner Oppositionsstellung und weigerte sich, Depu- tirte in den Reichsrath zu senden, geberdete sich überhaupt in einer Weise, welche deutlich zeigte, daß es nicht daran dachte, Frieden mit der östreichischen Regierung zu machen, sondern von allen thatsächlichen Verhältnissen abstrahirend, die früheren Zu- stände herzustellen. Aber man verrechnete sich; denn die Regierung, auf dem Wege nothwendiger Reformen fortschreitend, fand die ener- gischste Unterstützung des Reichsraths und dessen Zustimmung, als sie den Pesther Landtag auflöste und ihren festen Willen er- klärte, den Ungern zwar nichts von der ihnen zugestandenen Autonomie zu nehmen, aber Recht und Ordnung wieder her- zustellen.

10. Theil 4 - S. 307

1862 - Breslau : Max
Der italienische Krieg. 307 Aber diese Ideen, sollen sie segenbringend sich über den Erdball ausdehnen, müssen eine von der Cultur bereitete Stätte finden, sie haben zu ihrer Voraussetzung — friedlich geordnete Zustände, welche zunächst das Ergebniß der Gewalt, in der humanen Gesittung dauernde Wurzel fassen. — Indessen waren die Hoffnungen auf eine lange Epoche des Friedens und ruhiger Entwickelung zu vorzeitig gefaßt, vielmehr war gerade auf dem Pariser Congreß schon, wie sich später zei- gen sollte, der Same zu künftigen Thaten ausgestreut worden, welche große und beklagenswerthe Erschütterungen im Gefolge haben sollten. Ein Neujahrswort des Kaisers Louis Napoleon reichte hin, um die friedlichen Anstrengungen der Industrie, des Han- dels und des Verkehrs auf Jahre hinaus ins Stocken zu bringen. 159. Der italienische Krieg. Der orientalische Krieg hatte die Allianzen Europas ge- sprengt und dem französischen Kaiser eine Stellung gegeben, welche ihn befähigte, bestimmend in die Geschicke Europas ein- zugreifen; die politische Initiative lag in seiner Hand. Rußland voll Groll gegen Oestreich und England schien die alten Allianz- projecte Alexanders und Napoleons I. wieder hervorsuchen zu wollen; England, gedemüthigt durch die klägliche Rolle, welche es neben Frankreich im orientalischen Kriege gespielt hatte und zugleich in seiner freien Action durch den indischen Aufstand ge- hemmt, mußte sich an die Bundesgenossenschaft Frankreichs klam- mern, um dasselbe nicht zum Feinde zu haben, und zwischen Oest- reich und Preußen trat die alte Rivalität der deutschen Frage, um diese beiden Staaten, obwohl sie durch die Natur der Ver- hältnisse auf einander angewiesen sind, zu keiner Verständigung kommen zu lassen. In einem solchen Verfalle des europäischen Staatensystems lag für Louis Napoleon eine nur zu verführerische Aufforderung, jetzt, nachdem Rußland gedemüthigt war, ein Aehnliches auch mit Oestreich zu versuchen. Die Veranlassung gab die Lage der Dinge in Italien und der Anspruch, welchen sich Sardi- nien durch seine Theilnahme am Krimkriege auf die Dankbarkeit der Westmächte erworben hatte. Im Vertrauen hierauf hatte Graf Cavour, der Bevollmäch- tigte Sardiniens, bereits auf dem Pariser Kongresse die italie- 20*
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