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1. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 139

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
139 einmal ein groes Festgelage abgehalten, too^u ein weiter ^Bekanntenkreis eingeladen war. dann war die Tafel mit weiem Linnen bedeckt, mit Blumen geschmckt, in silbernem und zinnernem Geschirr wurden die kstlich zubereiteten Speisen ausgetragen, und mchtige Kannen enthielten feurigen Weiu. Fahrende Snger besangen unter Begleitung der Harse die edlen Taten khner Ritter. Gaukler und Narren sorgten fr allerlei Kurzweil, und nach beendigtem Mahle schwang sich jung und alt im frhlichen Reigen. An gewhnlichen Tagen a matt auer dem Fleisch zahmer und wilder Tiere Hlsenfrchte, Getreidebrei und Brot. Wein, Met und dnnes Bier bildeten die Getrnke. tn Hurnier. Nach Wachsmuths sehr empfehlenswerten Sammlung fr den geschichtlichen Anschauungsunterricht. Turniere. Die Lieblingsunterhaltung der Ritter in friedlicher Zeit bildeten die Turniere, glnzende Ritterspiele, die die beste Gelegen-heit boten, Mut und Kraft und Gewandtheit in der Fhrung der Waffen zu zeigen. Neben einer Stadt oder einer greren Burg war ein freier Platz mit Sand bestreut und mit Schranken eingefriedigt. Auf einer Schau-bhne, den Gesthleu, saen Fürsten, Ritter und edle Frauen. Eine gaffende Menge drngte sich um den Festplatz herum, um den Kampfspielen zuzusehen, fahrendes Volk und Gaukler sorgten sr Unterhaltung, und in Zelten und Buden wurden allerlei Sachen feilgeboteu.

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 115

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
115 des kaiserlichen Ansehens in Italien gefhrt hat. sind die Angelegenheiten des Reiches von ihm nicht vernachlssigt worden. Mit krftiger Hand sorgte er fr den Landsrieden, trat dem Fehde-Wesen mit Nachdruck entgegen und gebot den streit- und rauf-lustigen Rittern Ruhe und Frieden. Die Raub- und Strauchritter lie er aufknpfen oder verurteilte sie zur Strafe des Hundetragens. An den Bischfen fand er eine krftige Sttze; feine Milde und strenge Gerechtigkeit erwarben ihm die Liebe feiner Untertanen und die Achtung feiner Gegner. Die Könige von Dnemark, Polen und Ungarn muten ferne Oberlehnshoheit anerkennen, und den Herzog von Bhmen schmckte er sr seinen Beistand im Kriege gegen die Polen mit der Knmrone. Schlesien nahm er den Polen, setzte der das Land eigene Herzge, und suchte es durch Besudelung mit deutschen Einwanderern sr Deutschland zu gewinnen. Aus der weiten Ebene bei Mainz hielt Friedrich Barbarossa im Jahre 1184 einen glnzenden Reichstag ab. ( Tausende von Rittern, viele geistliche und weltliche Fürsten, die Vertreter der Städte und die Gesandten der benachbarten Lnder waren der kaiserlichen Einladung gefolgt, groe Scharen Volkes aus allen Gegenden Dentfchlanos hatten sich eingefunden. Zelt'reihte sich an Zelt, alle Gste wurden auf des Kaisers Kosten reichlich bewirtet. Snger verherrlichten in alten und neuen Liedern die Ruhmestaten deutscher Helden oder priesen die Schn-heit und die Tugenden edler Frauen; Belustigungen aller Art sorgten sr die Unterhaltung des Volkes. In einem glnzenden Turnier zeigte sich der greise Kaiser noch als einen Mann von bester Gesundheit; mit starker Hand zgelte er sein mutiges Ro und fhrte die Waffen mit jugendlicher Kraft. Der Glanz der Rstungen, die Pracht der Gewnder, die Schnheit der Frauen, das bunte Gewoge des Volkes vereinigten sich zu einem folch herrlichen Bilde, wie es schner nicht gedacht werden konnte. Den Glanzpunkt dieses farbenprchtigen Bildes bildete der Augenblick, als der kaiserliche Held seine beiden Shne Heinrich und Friedrich zu Rittern schlug. Lauge noch blieb das Andenken an dieses groartige Reichssest in der Erinnerung des Volkes, und von dem Minne-snger Heinrich von Veldecke ist es in seiner neide in anschaulicher Weise besungen worden. Das Reichssest zu Mainz ist das grte Fest, das in Deutschland gefeiert ist und stellt den hchsten Glanz des Kaisertums dar. Im Jahre 1186 zog der Kaiser zum letzten (sechsten) Male der die Alpen nach Italien, wo in Mailand in sst gleicher Pracht die 8*

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 272

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
frstlichen Hfen, ppige Festmahle, wste Trinkgelage, glnzende Hof-jagden und ein bertriebener Luxus verschlangen ungezhlte Summen. Bei dem Adel zeigte sich dasselbe Leben, aber auch dieselbe traurige Lage. Die religisen Neuerungen begrten und benutzten viele, um ihre zerrtteten Vermgensverhltnisfe durch Einziehung kirchlicher Gter auszubessern. Die wahrhaft adlige Gesinnung, die Zierde der Ritter des Mittelalters, war verschwunden. Ungebildet und roh, oft sittlich ver-kommen und dem Trnke ergeben, verbrachten sie ihr Leben in Nichtstun und bedrckten die in vllige Leibeigenschaft geratenen Bauern in der unerhrtesten Weise; von Standeshochmut erfllt, schloffen sie sich schroff von andern Stnden ab. Nachgeborene Shne bewarben sich um Ossi-zierstellen im Heere oder suchten Anstellung im hheren Verwaltnngs-dienste oder am Hofe. Andere, ohne Beruf und Neigung, wurden zum geistlichen Stande bestimmt, und als eine beklagenswerte Unsitte mu es bezeichnet werden, da damals fast smtliche Bischofssitze und Dom-Herrenstellen mit srstlichen und adligen Personen besetzt wurden zum Schaden der Kirche und zum rgernis des gutglubigen Volkes. 3. Wrger und Bauern. Die Blte der deutschen Städte war durch den Dreiigjhrigen Krieg vollstndig vernichtet. Durch Belagerung, Erstrmung und Feuers-bruste hatten viele arg gelitten, durch Einquartierungen, hohe Kriegs-steuern und Plnderungen war ihr Wohlstand zugrunde gerichtet; ansteckeicke Krankheiten, Pest, Hunger und Elend aller Art hatten die Brger zu Tausenden dahingerafft. 1600 Städte, 18 000 Drser, 2000 Schlsser und 1000 Klster waren in Trmmerhausen ver-wandelt. Berlin, das am Ende des 16. Jahrhunderts 13000 Einwohner zhlte, hatte nach dem Kriege nur noch 6000, die Einwohnerzahl Augsburgs war von 60000 auf 16 000 herabgesunken. Der Handel lag danieder, das Kunst Handwerk ging immer mehr zurck. Nach dem Verfall der deutschen Hausa kam der Auenhandel an Holland und England; nur Hamburg, das vom Kriege nicht so schwer heimgesucht war und Handelsbeziehungen mit England anknpfte, wute sich zu halten Dazu fehlte es Deutschland an einer starken Kriegsflotte. Fr mehrere Jahrhunderte waren die Deutschen aus dem Welthandel verdrngt. Durch die fortdauernden kriegerischen Unruhen in allen Gegenden Deutschlands, die vielen Diebes- und. Ruberbanden, die hufigen

4. Geschichte der Neuzeit - S. 223

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 17. Kulturzustände. 223 Landen mit ganz geringen Ausnahmen höchst traurig aus. Die weltlichen und geistlichen Höfe gefielen sich in einem Leben, wie es an Ludwigs Xiv. Hof üblich gewesen war, vergeudeten zu dem Ende große Summen auf unerhörte Weise und bedrückten die Unterthanen mit Steuern und Fronden. Es gab kein Mittel, gegen die Verletzung heiliger Gesetze Recht zu erhalten; das Volk mußte schweigen und dulden. Am Hofe der Könige August ü. und Iii. von Sachsen wurden unglaubliche Summen verschwendet. Die Grä-finnenaurora von Königsmark (Z. 18,6), Cosel und Dönhos herrschten und ordneten mit ihren Günstlingen an, was ihnen Vergnügen machte. Der sächsische Minister Brühl, welcher das Geld aufzubringen hatte, vergaß sich selbst am wenigsten, denn er bezog von seinen Ämtern jährlich 150000 Mark und ließ sich außerdem vom Könige die reichsten Besitzungen schenken. Sein Hofstaat war nicht minder glänzend als der des Königs, und seine Lebensweise überaus verschwenderisch. Er hielt sich 200 Bediente und eine adelige Ehrenwache; seine Bibliothek und seine Sammlungen kosteten ungeheure Summen. Friedrich der Große sagte von Brühl: „Er war der Mann des 18. Jahrhunderts, welcher die meisten Kleider, Uhren, Spitzen, Stiefel, Schuhe und Pantoffeln hatte. Cäsar würde ihn zu jenen parfümierten und frisierten Köpfen gezählt haben, die er nicht fürchtete." Herzog Karl von Württemberg war ein Mann von Geist, aber auch von Trotz und Eigenwillen. Mit Sinn für Kunst und Wissenschaft verband er eine übertriebene Vorliebe für Soldaten, für Prachtbauten und Festlichkeiten aller Art. Wackere Männer, welche das Unwesen des Hofes tadelten oder der Rechte des Landes sich annahmen, wie Schubart und Moser, büßten Jahre lang in enger Kerkerhaft ihr edles Streben. Des Herzogs Gemahlin, Franziska von Bernedin, die Karl zur Gräfin von Hohenheim erhob, gefiel sich in der Verschwendung ihres Gatten und erhielt ein neues prächtiges Lustschloß, welches die Denkmäler aller Zeiten und Gegenden in sich vereinigte. Eine türkische Moschee prangte neben einem römischen Tempel und einer gotischen Kirche, ein Ritterturm neben einem römischen Turm, kleine, niedliche Bauernhütten standen unter den Riefentrümmern der Vorzeit, die Pyramide des Cestius und die Bäder des Diokletian, ein römisches Rathaus und römische Gefängnisse sah man hier nachgebildet. Seit 1770 hatte Karl von Württemberg auf der Solitüde unweit Stuttgart die berühmte Karlsakademie gestiftet, wo bei stramm militärischer Zucht und Strenge trefflicher Unterricht erteilt wurde. Auch

5. Geschichte der Neuzeit - S. 235

1887 - Wiesbaden : Kunze
18. Die Frauen des zweiten Zeitraums. 235 Herrschsucht entfremdeten ihr das Herz des Kurfürsten, welcher seine Neigung nunmehr der Gräfin Dönhof zuwandte. Als daher 1716 die Gräfin Cosel dem Könige nach Warschau nacheilte, wurde sie des Landes verwiesen, später aber wegen unvorsichtiger Äußerungen in Halle festgenommen und auf die alte Festung Stolpen gebracht. Hier gewährte ihr ein kleiner Garten und eine ausgewählte Bibliothek Trost in ihrer Lage, welche sie nur zu deutlich an die Vergänglichkeit irdischen Glückes erinnerte. Nach fast 50jähriger Gefangenschaft starb sie daselbst 1765. 7. Während sich auch andere Höfe Deutschlands von dem allgemeinen Hange zum Wohlleben sortreißen ließen, beobachteten die Höse von Wien (§. 14) und Berlin größere Einfachheit und Ehrbarkeit. Eine ebenso vortreffliche Frau wie die Gemahlin des großen Kurfürsten, Luise Henriette (§. 12, 5), war die Königin Sophie Charlotte, die Gemahlin Friedrichs I. von Preußen. Sie war eine Tochter der gebildeten Kurfürstin Sophia von Hannover, deren Vater, Friedrich V. von der Pfalz, Land und Krone verloren hatte. Sophie Charlotte erregte durch ihre glücklichen Talente und vielseitige Bildung allgemeines Aussehen und zeichnete sich ebenso durch ihre Schönheit, Herzensgüte, Frömmigkeit und Herablassung aus. Als sie sich 1684 mit dem brandenburgischen Kurprinzen vermählte, nahm sie der große Kurfürst mit väterlicher Liebe auf; nur die Kurfürstin benahm sich zurückhaltend und war der Schwiegertochter nicht geneigt. Sophiens Gemahl sah gern Pracht und Aufwand um sich; sie kannte höhere Genüsse als prunkvolle Gewänder und rauschende Festlichkeiten, doch scherzte sie gern und nahm auch teil an lustigen Streichen. Für Wissenschaft und Kunst, für das Wohl des Landes, für die Erziehung ihrer Kinder war sie unausgesetzt thätig. Leider gelang es ihr nicht, in ihrem Sohne, dem nachmaligen Könige Wilhelm I., gleiche Neigung für Kunst und Wissenschaft zu wecken; er hatte nur Sinn für seine Soldaten. Fromm und Gott ergeben, wie sie gelebt hatte, starb die edle Fürstin 1705. Ihr Tod erregte Schmerz und Bestürzung in allen Kreisen; denn wer sie kannte, verehrte und liebte sie. 8. Friedrichs des Großen Mutter war Sophia Dorothea, ebenfalls eine hannoverische Prinzessin. Sie war mit den Ansichten ihres streng militärisch gesinnten Gemahls in Bezug auf die Erziehung ihres Sohnes nicht einverstanden und flößte diesem besondere Vorliebe für französische Sprache und für Musik ein. Vom Kurfürsten August von Sachsen erbat sie sich die berühmten Musiker

6. Geschichte der Neuzeit - S. 393

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Die Frauen im dritten Zeitraum. 393 Auch während der Exekution offenbarte sich weiblicher Heldenmut in der edelsten Weise. Eine Frau von Jourdain sollte mit ihren drei Töchtern in der Loire ertränkt werden. Ein Soldat wollte die jüngste, deren Schönheit ihn rührte, retten; aber sie stürzte sich selbst in den Fluß, um das Schicksal ihrer Mutter und Schwestern zu teilen. Sie sank nicht unter, weil sie auf einen Haufen von Leichen geriet. „Stoßt mich hinunter, ich habe nicht genug Wasser", rief sie, und so wurde sie endlich unter die Fluten gedrängt. Die meisten Beweise von Aufopferungsfähigkeit, Mut und Todesverachtung von Seiten der Frauen liefert der blutige Kampf in der Vendse. 2. Marie Antoinette. Unter den Frauen, welche ein Opfer der Revolution geworden sind, nimmt die Königin Marie Antoinette die hervorragendste Stelle ein. Sie war eine Tochter des Kaisers Franz I. und der Maria Theresia und wurde 1755, in dem Jahre des schrecklichen Lissaboner Erdbebens, zu Wien geboren. Unter den Augen ihrer gefeierten Mutter erhielt sie eine vortreffliche Erziehung und vermählte sich 1770 mit dem Dauphin von Frankreich, dem nachmaligen König Ludwig Xvi. Während der Einsegnung der Neuvermählten tobte ein furchtbares Gewitter. Vierzehn Tage später veranstaltete die Stadt Paris zum Schluß der Festlichkeiten ein glänzendes Feuerwerk, zu welchem zahlreiche Zuschauer herbeiströmten. Der Einsturz einiger Gerüste auf die dichtgedrängte Volksmasse kostete vielen Hunderten von Menschen das Leben, und so bereitwillig der Dauphin die unglücklichen Waisen und Witwen unterstützte, so schwer war der traurige Eindruck zu verwischen, welchen dies unglückliche Ereignis in allen Gemütern hervorgerufen hatte. Marie Antoinette war wegen ihrer Anmut und Schönheit, wegen ihrer Milde und Freigebigkeit, wegen ihres einnehmenden Wesens allgemein geliebt; aber bald verwandelte sich diese Liebe in Haß und Verachtung. Man warf ihr Verschwendung, Eitelkeit und Putzsucht vor. Ihre Liebe zur Musik und zum Schauspiel veranlaßte sie, Sänger und Sängerinnen zu begünstigen und ein eigenes Hoftheater zu errichten, auf welchem sie selbst auftrat. Man verzieh es ihr nicht, daß sie zu einer Zeit, wo die Finanzen des Königs und des Staates bereits zerrüttet waren, große Summen für Pferde, Wettrennen, Bälle und ihre Toilette verwandte. Ihr Ruf litt noch mehr durch die nächtlichen Feste, welche sie gab, durch den nächtlichen Besuch der Theater, Gärten und Spaziergänge, worin ihre angeborene Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit nichts Unschickliches fand. Am meisten aber schadete ihr die berüchtigte Halsbandgeschichte, an welcher sie ganz unschuldig war. Die Gräfin de

7. Geschichte der Neuzeit - S. 156

1887 - Wiesbaden : Kunze
156 Zweite Periode der Neuzeit. seinen Lustspielen (Misanthrope, Avare, Tartuffe re.) mit treffendem Witze und schonungsloser Geißel die Thorheiten seiner Zeit. La Fontaine würde durch seine Fabeln ein Muster der Natürlichkeit und Wahrheit in der Darstellung und eines gefälligen leichten Stils. Boileau, der scharfsinnige, witzige und fein zeichnenbe Satiriker, geißelte die eigentlichen Laster seiner Zeit und ist für die französische Litteratur noch barum von Bebeutung, daß er in seiner art poetique die Regeln für den Versbau und für die verschobenen Dichtungsarten aufstellt. Pascal, der große Mathematiker und tiefe Philosoph, bekämpfte ganz im Gegensatz zu der am Hofe Herr-fchenben Richtung in vernichtenber Weise das jeber Sitte Hohn sprechenbe Gebaren der Jesuiten in seinen lettres provinciales. Seine pensees entbehren zwar der seinen, in jener Schrift zur Anwenbung kommenben Ironie, zeichnen sich aber durch Innigkeit und Wärme aus. Durch diese großen Geister gewann die französische Sprache eine so allgemeine Verbreitung unter den Gebilbeten Europas, daß sie die Umgangssprache berselben warb und die lateinische aus den Verhanblungen der Gesanbten und Diplomaten verbrängte. Von Lubwigs Hose ging aber auch der Geist der Leichtfertigkeit und Frivolität, der Gleichgültigkeit gegen das Heilige, der Ver-schwenbungsfucht und der Mobe an die meisten großen und kleinen Höfe Europas über. Lubwigs Hof- und Privatleben warb hier bis ins Kleinste nachgeahmt, und diese Nachäfferei untergrub nicht feiten die Wohlfahrt be§ Staates und be§ Volkslebens, wie das gleiche Treiben Frankreich in feinen Grunbfeften erschütterte. Obwohl Ludwig den Anforberungen strenger Sittlichkeit nicht entsprach, so wußte er boch überall durch eine ängstlich vorgeschriebene Etikette den königlichen Anstanb zu wahren. Er hielt sich gewöhnlich zu Versailles auf und war von einem glänzenben Gefolge umgeben; benn er sah ängstlich barauf, daß die angesehensten Familien und Personen sein Hoflager besuchten, und wer selten bei Hofe erschien, den wollte der König, wenn man für einen solchen um eine Stelle bat, nicht kennen. So glänzenb feine Umgebung, die Tracht feiner Hofleute, die Pracht feiner Equipagen, Gartenanlagen, Schlösser und Kirchen waren, so großartig erschienen die verfchiebenen Hoffefte. Pantomimen, Balletts, Singspiele, Maskeraben, Karouffells, Feuerwerke folgten auf einanber in nie gesehener Pracht; Herrn und Damen nahmen thätigen Anteil an benfelben, ba es galt, den Mittelpunkt aller Festlichkeiten, den König zu verherrlichen. Dem Luxus der Feste entsprach die Kostbarkeit des Anzugs. Der König erschien gewöhnlich in einem braunen

8. Geschichte der Neuzeit - S. 126

1887 - Wiesbaden : Kunze
126 Erste Periode der Neuzeit. Großmutter, am Hofe ihres Bruders Franz I. weilte, herrschte daselbst zwar ein heiteres, aber kein leichtfertiges Leben. Die anmutige, gelehrte und dichterische Frau, welche ihren kranken Bruder während seiner Gefangenschaft in Madrid besuchte, aufheiterte und auf den Weg der Genesung zurückführte, ließ durch ihre Hofleute muntere, witzige Schäferspiele aufführen, worin sie freilich dem leichten Geschmack der Zeit huldigte. Sie selbst war züchtig, ehrbar und fromm; ihr Sinnbild war eine Sonnenblume mit der Aufschrift: „Nie zum Niedrigen geneigt!" Frühzeitig erkannte sie die Wahrheit des Evangeliums und schrieb auch ein Werk „Spiegel der sündigen Seele" im Geiste Calvins. Franz I. lockte später durch dringende Aufforderungen und selbst durch unerlaubte Künste die schönsten Frauen an seinen Hos und veranlaßte sie, ihr Vergnügen lediglich an Putz, Spiel und Tanz zu finden und häusliche Pflichten zu vernachlässigen. Unter Heinrich Ii. artete das Hosleben völlig aus, weil Katharina von Medicis (§. 3, 2) den Ton angab, und wurde ein Tummelplatz der Sinnlichkeit und Genußsucht. An diesem Hose lernte Maria Stuart (§. 3, 4) die leichtfertigen Sitten und den Hang zu Vergnügungen kennen, welche in Schottland und England durchaus anstößig waren. Katharina hatte stets 300 Frauen und Jungfrauen um sich, feierte mit ihnen die großartigsten Feste und verschwendete auf diese Weise die Einkünfte des Staates in solchem Maße, daß Karl Ix. und Heinrich Iii. die Hosseste beschränken und die Hofleute geradezu hungern mußten. Darum äußerte König Philipp von Spanien, als ihm von einer zu erwartenden Kriegserklärung Heinrichs gesprochen wurde, er fürchte von einem Könige nichts, der die meiste Zeit nichts zu essen habe. Karls Ix. Gemahlin Elisabeth von Östreich und Heinrichs Iii. Frau, Luise von Lothringen, suchten den leichtfertigen Verkehr zwischen den Kavalieren und Hofdamen zu beschränken und die Ehrbarkeit am Hofe aufrecht zu halten; allein ihre Bemühungen wurden durch die Leichtfertigkeit Heinrichs Iv. vereitelt. Dieser König, welchen wir in vielen Beziehungen schätzen müssen, band sich im Umgange mit den Hofdamen an keine Sitte, an kein Gesetz. Seine Gemahlin Margareta von Valois war wegen ihres Lebenswandels so berüchtigt, daß ihr eigener Bruder Heinrich Iii. sie von seinem Hose verwies und Heinrich Iv. sich von ihr trennte. Heinrich hatte die schöne und geistreiche Gabrielle d'estr6es wegen ihrer Sanftmut, Herzensgüte und Bescheidenheit zu seiner Gemahlin auserkoren, allein sie starb plötzlich nach dem Genusse einer Drange unter den heftigsten Schmerzen. Nun ver-

9. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 25

1911 - Breslau : Hirt
2. Sittenbild und Landschaft. - Terborch, Metsu, Jan Steen. Ruysdael. 25 46. Jan Steen, St. Niklasfest. Reichsmuseum, Amsterdam. (Phot. Bruckmann.) Das aus dem Andachtsbilde sich entwickelnde Sittenbild gewann in Holland groe Bedeutung und ward zum treuen Spiegel des Lebens der hheren, mittleren und niederen Stnde. Schier unabsehbar ist die Reihe der hierhergehrigen hollndischen Meister. Hier nur wenige Proben! Die vornehmen Kreise schildert mit Vorliebe Gerhard Terborch. Eine auerordentlich feine Stimmung atmet sein Konzert" (43). Wie sind die beiden Damen in ihr Spiel vertieft! Wie wird durch die perspektivische Verkrzung des hochbeinigen Spinetts die Tiefe des Raumes gewonnen! Auch das brige Mobiliar des Raumes zeigt in seiner Geradlinigkeit eine fast puritanische Strenge. Terborch ebenbrtig ist Gabriel Metsu, der sich mit gleicher Meisterschaft im hheren wie im mittleren Genre bewegt. Sein Vogelhndler" (44) erinnert zugleich daran, welcher Beliebtheit sich in Holland das Tier-bild und das Stilleben erfreuten. Jan Steen ist neben Adrian von Ostade als grter Bauernmaler zu nennen, doch beobachtet er mit feinem Humor auch das eigne Familien-leben. Wie wei er in seinem St. Riklastag die kleinen Freuden und Leiden einer solchen Bescherung zu schildern und das Auge geschickt von einer Figur zur anderen zu leiten! Wie das Genrebild, so fute auch das Landschaftsbild der hollndischen Schule auf heimischem Boden. Gleichwie bei den Venezianern gab hier berdies die von der Seeluft getrnkte Atmosphre der Kunst eine Flle von Licht- und Luftproblemen auf, denen sie mit grter Liebe nachging. Der berhmteste hollndische Landschafter, Jakob von Ruysdael, zeichnet sich auerdem durch eine tiefpoetische Empfindung aus.

10. Geschichte der Neuzeit von 1648 bis zur Gegenwart - S. 18

1911 - Breslau : Hirt
18 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der deutschen Geschichte. 6. Ludwigs Hofhaltung. Nach dem Frieden zu Nymwegen stand Frankreich auf der Hhe seiner Macht und seines Ansehens in Europa. Das Knigtum, das die Einheit der Nation verwirklichte, im Innern, wenn auch oft hart durchgreifend, Ordnung und Gesetzmigkeit schuf und sich eine glnzende Stellung in der Welt erobert hatte, geno den nn-geteilten Beifall der Nation. Die Groen, frher so oft die Gegner der Könige, drngten sich jetzt in seinen Dienst, fr den jungen Herrn von Adel wurde es das Ziel des Ehrgeizes, sich das Ludwigskreuz zu verdienen; das Brgertum brachte dem Könige die grte Anhnglichkeit entgegen. Wie Ludwig Lir alle Fürsten Europas durch seine Ausfassung der kniglichen Gewalt und die Leistungen seines Staates ein Vorbild ge-worden ist, so in noch hherem Mae durch den Glanz seiner Hof-Haltung. Die prachtvollen Bauten zu Versailles, die von Le Ntre nach neuem Stile angelegten Grten mit ihren Wasserknsten, die Hofgesellschaft, zu der alles, was einen Namen hatte, gezogen zu werden wnschte, die durchgebildete Etikette, die ritterlichen Formen, die gewhlte und doch natrlich scheinende Konversation der Herren und Damen erweckten Be- wunderung und Nachahmung. Eine Flle groer literarischer Talente, Corneille, Racine, Moliere, Boilean, Lafontaine, Fenelon, Boffnet, La Roche-soucauld, Madame de Sevigne, die der Hof versammelte, eroberten durch ihre Werke der franzsischen Literatur und Sprache eine Herrschaft in Europa, die die politische Vorherrschaft lange berdauert hat. Man fand bei ihnen, was man in der brigen Welt vergebens suchte, wrdigen Gefiaft und vollendete Form. , Der König begnstigte alles, was dem Glnze seines Namen* diente, Poesie, Wissenschaft, Kunst und Kunstgewerbe; durch ihre vereinigten Krfte erhielt sein Hof eine unvergleichliche Stellung. , Seit dem Jahre 1685 war Ludwig Xiv, der 1683 seine Gemahlin Maria Theresia verloren hatte, mit Madame de Maintenon verheiratet. Franziska d'anbigne entstammte einer hugenottischen Faimlie, hatte aber schon als Kind den katholischen Glauben angenommen. Nach dem 4.ode ihres ersten Gemahls, des Dichters Scarrott, war sie als Erzieherin der Kinder des Knigs und der Madame de Montespan an den Hof ge* kommen und hatte allmhlich die Gunst des Knigs in so hohem Mae gewonnen, da sie ihm nach dem Tode seiner ersten Gemahlin im geheimen angetraut wurde. Sie gewann auf ihn den grten Einflu. Er arbeitete tglich in ihren Gemchern, hielt hier feine Beratungen mtt den Mimstern ab und fragte sie in allen Angelegenheiten um Rat. Mit berlegener Klugheit und feinstem Takte vermied sie in ihren Antworten den Schein, als wolle sie sein Urteil beeinflussen, und lie nie das Gefhl m ihm aufkommen, als sei er von ihr abhngig. Wie weit sie an den unglcklichen Entschlssen der spteren Jahre seiner Regierung schuld ist, kann nicht entschieden werden.
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