Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 5

1908 -
— 5 — Schleusen anlegen, die Kloaken, durch welche das Wasser der Niederungen weggeführt und der Boden ausgetrocknet wnrde. So war Platz geschaffen für eine massenhafte Einwanderung ; sie wurde teils zwangsweise herbeigeführt, denn deu römischen Bürgern, die zumeist auf ihren Landgütern lebten, wurde nunmehr befohlen, auch ein Stadthaus aufzubauen, und aus den besiegten Nachbargauen mußten viele angesehene Familien auf Befehl des Königs nach Rom ziehen; teils erfolgte sie freiwillig, da der glänzende Fürstenhos und die zahlreichen Bauten viele Künstler, Gewerbetreibende und Arbeiter heranzogen, die hier Arbeit und Verdienst fanden. Die tarqninifchen Könige verwandelten Rom in eine große Festung; durch eine gewaltige Mauer, später die Ser-viauische genannt, mit Wall und Graben umzogen sie ein großes Stadtgebiet, das sieben Anhöhen einschloß; daher der Name Sieb euhügelstabt. Aber sie schmückten Rom auch mit schönen und nützlichen Bauten. Am Fuße des Kapitols wurde eiu Marktplatz (Forum) angelegt und mit Säulenhallen umgeben, uuweit davon ein großer Ringplatz (Circns mäximus) hergestellt und auf dem Kapitol der herrliche Tempel des Jnppiter Capito-linus erbaut. Hier wurden auch die Sibyllluischeu Bücher ausbewahrt, die für Rom von großer Bedeutung waren. Sie hatten ihren Namen von einer Greisin, Sibylla, die eines Tages dem Tarqninins Superbus neun Bücher für einen hohen Preis anbot. Abgewiesen verbrannte sie drei Bücher und verlangte für den Rest die gleiche Summe. Nochmals ward dies abgelehnt, und wiederum verbrannte sie drei Bücher, ohne doch den Preis zu ermäßigen. Nun ries der König Priester herbei, welche nach kurzer Prüsuug erklärten, der Inhalt der Bücher habe für Rom die allergrößte Wichtigkeit. So kaufte denn Tarquiuius die drei letzten Bücher für einen gewaltigen Preis und ließ sie sorgfältig aufbewahren. So oft ein wichtiges und schwieriges Unternehmen bevorstand, forschten erst die Priester in den Sibyllinischen Büchern, ob ein günstiger Ausgang zu erhoffen sei. Das volkreiche und feste Rom wnrde unter den tarquiuifcheu Königen die Hauptstadt von ganz Latium, denn dnrch unaufhörliche glückliche Kriegszüge wurde allmählich die ganze Landschaft unterworfen. Zu diesen Heereszügen brauchten die kriegslustigen Könige ein großes und starkes Heer; das bisherige Kriegsheer, welches nur 3000 Fußgänger und 300 Reiter zählte, genügte ihnen nicht. Kriegspflichtig waren bisher nur die Patinzier, d.i. die 300 Familien, welche das Recht hatten, je ein Mitglied in den Senat zu schicken, und überhaupt eine Anzahl Vorrechte genossen, welche den übrigen Bürgern, den Plebejern, nicht zustanden. Jede patrizische Familie stellte einen Reiter und zehn Fußgänger. Unter König Servius Tullius wurde der Kriegsdienst anders geordnet; nicht nach der Familie richtete sich fortan die Dienstpflicht, sonbern nach beni Zensus, b. i. der Abschätzung des Einkommens vom Grundbesitz. [Durch diesen Zensus wurde die Bürgerschaft in fünf Klaffen geteilt, und nach der Höhe der Klasse wechselte die Zahl und die Ausrüstung der Krieger.

2. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 10

1908 -
— 10 — ^Mehrere Streitpunkte wurden durch die Gesetze der Konsuln Valerius und Horatius (448) beseitigt, und es kam sogar auf Antrag des Tribunen C anule jus (445) zu einem Gesetze, wonach Ehen zwischen Patriziern und Plebejern volle bürgerliche Rechtsgiltigkeit haben sollten. Hierdurch wurde eiue Verschmelzung der beiden Bürgerschaften eingeleitet.] Vi. Oie Unterwerfung Italiens. (Erste Hälfte 493- 338.) Durch die Vertreibung der Könige hatte der römische Staat an äußerer Macht eingebüßt, denn die Herrschaft über die Latiner, welche sich selbst erfolgreich gegen die etruskische Herrschaft erhoben hatten, konnte nicht aufrechterhalten werden. Nach einigen Jahren kam es zu einein Schutz- und Trutzbündnis zwischen Rom einerseits und den 29 Lalinerganen anderseits (493). Gegen die gemeinsamen Feinde wollte man mit gleich starken Heeren ins Feld rücken, den Oberbefehl sollte jährlich wechselnd ein Römer und ein Latiner führen, die Beute sollte gleichmäßig geteilt werden. Mit Hilfe dieses Bündnisses gelang es den Römern, die vielen kleinen Völkerschaften Mittelitaliens zu bezwingen. Laugen Widerstand leisteten insbesondere die Volsker und die Äquer. Die Volsker hatten an dem aus Rom verbannten Coriolanus eilten vorzüglichen Feldherrn gewonnen. Um an seinen undankbaren Mitbürgern Rache zu nehmen, hatte er das siegreiche Heer der Volsker bis vor die Tore Roms geführt und verwüstete das ganze römische Gebiet. Unvermögend, ihm in offener Feldschlacht entgegenzutreten, hielten sich die Römer innerhalb der Mauern der Stadt, in welcher bald Hungersnot und Krankheit ausbrachen. Da sandte man eine Anzahl römischer Frauen ab, die durch Bitten das Herz des Coriolanus erweichen sollten, an ihrer Spitze seine Mutter und seine Gattin. Lange widerstand er ihren Bitten, schließlich aber ließ er sich doch rühren und versprach, das feindliche Heer hinwegzuführen. „Mutter", rief er aus, „Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn hast du verloren." Er zog mit dem Heere der Volsker ab, wurde aber dann von diesen zur Rechenschaft gezogen und umgebracht. Emst hatten die Äquer das römische Heer in einer Gebirgslandschaft umzingelt und hofften, es zur Ergebung zu zwingen. Als die Schreckensbotschaft nach Rom kam, rief man den Cincinnatns zum Diktator aus; zu diesem Amte, welches königliche Gewalt besaß, griff man nur in der Zeit dringendster Not. Als die Boten des Senats den Cincinnatns auf feinem Gute aussuchten, um ihm die Ernennung zu melden, war er auf dem Felde und ging wie ein Knecht fast nackt hinter dem Pfluge her, um den Acker zu bestellen. Seine Frau mußte ihm erst die Kleider (Tunika und Toga) hinaufbringen, damit er in anständiger Weise die Boten empfangen konnte, die ihm meldeten, er fei an die Spitze des Staats berufen. Sofort begleitete er sie nach Rom,

3. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 62

1908 -
— 62 — Statt fanben, nach dem ©üben geführt, um nach den reichen Provinzen 411 Sizilien und Afrika hinüberzugehn. Da ereilte ihn plötzlich der Tod (411). ©eine Goten bereiteten ihm eine großartige Bestattung.*) Nach einigen Jahren toanbten sich die Westgoten nach dem südlichen Gallien, wo sie enblich toieber seßhaft mürben. Dort entstaub im Einvei> stäubnis mit dem römischen Kaiser das Westgotische Reich mit der Haupt-419 stabt Tolosa (419). In unaufhörlichen Kämpfen, zuerst für den Kaiser, dann gegen den Kaiser, behüte es sich über Sübgallien und ganz Spanien aus und bestaub fast brei Jahrhnnberte lang, bis es durch die Araber, die von Afrika aus die Straße von Gibraltar überschritten hatten, besiegt und 711 ausgelöst würde (711). Xi. Attila. Der Stoß, welcher durch den Einbruch der Hunnen auf die Germanen ausgeübt worben war, hatte nicht nur die Goten getroffen, fonbern viel weiter gewirkt. Ungeheure Scharen, aus den verschiebensten Völkern gemischt, waren in Italien eingebrochen, aber bort von Stilicho vernichtet worben! Freilich hatte er dazu die Legionen aus Britannien und vom Rheine heranziehen müssen. So war die Grenze entblößt worben, und sofort hatten sich die Völker, die ihr entlang faßen, auf die schutzlosen Gebiete geworfen. Die Frauken besetzten Rorbgallien, die Burgunben zogen in die heutige Pfalz ein und machten Worms zu ihrer Königsstabt; die Alemannen nahmen sich den Elsaß (= Alemannensitz) und die Schweiz; kurze Zeit bctrauf ging auch Britannien an die Sachsen verloren. Einzelne ostgermanische Völker, unter ihnen die Vanbalen, welche bisher am Riesengebirge gewohnt hatten, brachen gewaltsam nach Westen hinburch und gelangten bis nach Spanien; später gingen die Vanbalen, von den Westgoten vertrieben, nach Afrika hinüber und grünbeten bort ein großes Reich mit der Hauptstabt Karthago. Die Hunnen selbst waren nur bis nach Ungarn vorgebrungen; die großen Ebenen bieses Laubes behagten ihnen besonbers, benit sie waren ein Reitervolk; hier ließen sie sich nieber. In Körperbau und Lebensweise stachen sie sehr von den Germanen ab. Sie waren von kleinem, gebrungenem Wüchse, hatten braungelbe Hautsarbe, einen bicken Kopf mit häßlichen Zügen und struppigem Haar; den Bartwuchs unterbrückten sie, inbem sie schon den Kinbern Kinn und Wangen zerschnitten. Sie lebten vom Fleische ihrer Herben, das sie oft roh verschlangen, nachbem sie es unter dem Sattel mürbe geritten hatten. Ihr ganzes Leben verbrachten sie auf ihren kleinen ausbauenden Pferben, auf benen sie sogar schliefen, wenn es not tat. Für seßhaftes Leben, für Ackerbau und friebliche Künste hatten sie keinen Sinn; wenn sie Wohnungen bauten, so waren es nur Hütten aus Holz und Flecht- *) Vgl. Döbelner Lesebuch Ii, S. 263.

4. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 20

1908 -
— 20 — nach neuntägigem Kampfe mit der wilden Gebirgsnatur stand das Heer auf der Kammhöhe, dann begann der mindestens ebenso schwierige Abstieg. Zu Tode erschöpft kam man endlich aus dem Gebirge heraus in die fruchtbare Ebene des Po. Aber nur 20000 Krieger hatten die furchtbaren Anstrengungen überlebt, und säst alle Elefanten waren zugrunde gegangen. Gegen dies erschöpfte Heer rückten nun die römischen Legionen heran. Aber Hannibal blieb siegreich, erst in einem Reitertreffen, am Ticinns, 218 dann in der Schlacht an der Trebia (218), die der römische Konsul unter ungünstigen Verhältnissen begonnen hatte. So konnte Hannibal gemächlich überwintern und sein Heer durch große Scharen der Gallier verstärken, die sich gegen die Römer erhoben hatten. Im nächsten Frühjahr waren zwei römische Heere aufgestellt worden, um Haunibals Übergang über den Apennin zu verhindern. Er aber brach frühzeitiger auf. als man erwartet hatte, und überschritt das Gebirge ungehindert. Dabei geriet er allerdings in das sumpfige Überschwemmungsgebiet des Flusses Arno, das ihm große Schwierigkeiten entgegenstellte; infolge einer heftigen Entzündung, welche die Sumpfluft verursachte, verlor er ein Auge. Auf trockenem Boden angelangt, marschierte er auf Rom los; ihm folgte in Eilmärschen der Konsul Flaminius mit seinem Heere. Er ließ sich aber von Hannibal beim Trasimenischen See in eine Falle 217 locken und ging mitsamt seinem Heere zugrunde (217). Anstatt nunmehr auf Rom loszugehen, das steh schon zur Verteidigung rüstete, wandte sich Hannibal, der die großen Machtmittel Roms richtig schätzte, nach dem Süden Italiens, um zunächst die Bundesgenossen Roms zum Abfall zu bewegen. Dahin folgte ihm der römische Diktator Fabius, auch Eunctätor, d. i. der Zauderer, benannt, weil er jede Unbesonnenheit vermied und sich ängstlich hütete, eine Schlacht anzunehmen, wenn er nicht im Voraus des Erfolges ganz sicher war. Er begleitete Hannibal aus seinen Kreuz- und Querzügen durch Süditalien und verhinderte stets rechtzeitig durch sein Erscheinen die Überrumpelung einer Bundesstadt. So verdiente er sich den Ehrennamen „Roms Schild". Einmal hatte er sogar in gebirgiger Gegend Hannibal in eine Falle gelockt, und das punische Heer sah sich von allen Seiten vom Feinde umstellt. Da rettete sich Hannibal durch eine List. Er ließ 2000 Ochsen, auf deren Hörnern brennende Reisigbündel befestigt waren, in dunkler Nacht einen Abhang hinauf gegen die Stellung der Römer treiben. Da nun die Feinde annahmen, daß hier ein Angriff erfolge, eilten sie von allen Seiten zu der gefährdeten Stelle, und so konnte Hannibal an einem schwachbesetzten Punkte durchbrechen. Den Winter verwandte er dazu, sein Heer zu vergrößern, neu auszurüsten und einzuüben. Die Konsuln des neuen Jahres, der besonnene Ännlius Paulus und der hitzige Terentius Varro, hatten die Ausgabe erhalten, Hannibal zu vernichten. Der Oberbefehl wechselte täglich zwischen ihnen; an einem Tage, da Varro befehligte, nahm er unbesonnener Weise aus ungünstigem

5. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 78

1908 -
— 78 — Sein Äußeres schildert Einhard folgendermaßen: Von Körper war Karl voll und stark, von Wuchs erhaben, denn er war siebenmal so lang als sein Fuß. Sein Kops war rund, die Augen sehr groß und lebhaft, die Nase ein wenig mehr als mittelmäßig, das Haar glänzend weiß, die Miene heiter und fröhlich, die ganze Gestalt, mochte sie sitzen oder stehen, voll hoher Würde. Obwohl der Nacken ein wenig gebückt und kurz war und der Leib etwas zu weit hervorragte, so deckte doch das schöne Verhältnis der übrigen Glieder diese Fehler. Der Gang war fest, die gerade Haltung des Körpers männlich, die Stimme hell, wiewohl der Kraft des Körpers nicht ganz entsprechend. Seine gute Gesundheit war nur in den letzten vier Lebensjahren öfters von Fiebern heimgesucht; seine Vergnügungen waren Reiten, Jagen und Schwimmen, worin er es allen anderen zuvortat. Xviii. Ter Zerfall des Frankenreiches. Das gewaltige Reich, das Karl der Große gegründet hatte, konnte nach seinem Tode nicht lange zusammengehalten werden. Schon unter seinem schwachen Sohne Ludwig, der wegen seiner großen Nachgiebigkeit gegen die Kirche den Beiuamen „der Fromme" erhalten hat, kam es zu heftigen inneren Kämpfen, und noch nicht dreißig Jahre nach dem Tode des großen Reichsgründers teilten sich feine drei Enkel, die Brüder Lothar, Ludwig und 843 Karl, in das Frankenreich (843). Lothar, der schon die Kaiserkrone trug, erhielt selbstverständlich Italien, dazu Burgund (d. i. Südostfrankreich) und die anstrasifchen Gebiete zwischen Maas und Rhein, die später den Namen Lothringen erhielten. Karl übernahm Westfranken, das frühere Neustrien, das heutige Frankreich. Ludwig erhielt die Länder östlich vom Rhein und nördlich von den Alpen, also Alemannien, Baiern, Frankenland am Main, Thüringen und Sachsen; jenseits des Rheins fielen ihm die Bistümer Mainz, Worms und Speier zu, dafür überließ er Lothar die friesische Küste bis zur Elbe. Diese Ländermasse wurde damals Ostfranken genannt, erst viel später erhielt sie den Namen Deutschland; Ludwig aber führt in der Gefchichte den Namen „der Deutsche". So ist dervertrag von Verdun, in welchem die Teilung des Frankenreiches erfolgte, der Ausgangspunkt sowohl der französischen, als der deutschen Geschichte; feit dem Jahre 843 gibt es ein Deutsches Reich.

6. Bilder aus der Sage und Geschichte Roms - S. 24

1908 -
24 — gingen zugrunde: wen das Schwert verschonte, der ward als Sklave verkauft. Eine Feuersbrunst, die siebzehn Tage wütete, venichtete die große Stadt mit allen ihren Prachtgebäuden, und über ihre Trümmer wurde der Pflug geführt (146). Ju Rom herrschte gewaltiger Jubel über den Untergang der Erbfeindin; auch dem jüngeren Scipio wurde der Ehrenname Afrikanus beigelegt. In demselben Jahre bemächtigten sich die Römer der großen Handelsstadt Kornith und ließen auch diese Nebenbuhlerin in Schutt und Asche legen. 133—121] Xiii. Die dei-en Gracchen. (133—121.) [Seitdem Patrizier und Plebejer sich verschmolzen hatten, war die Regierung des Staates in den Händen des Adels (Optimalen, Aristokraten), einer Anzahl von Familien, die zum kleineren Teile patrizischer, zum größeren Teile plebejischer Herkunft waren. Sie besetzten mit ihren Söhnen die kurulischen Ämter (s. o. Vii) und füllten infolgedessen den Senat. Diese Ämter wareu Ehrenämter ohne Gehalt, ja sie forderten zum Teil noch große Ausgaben, aber die Entschädigung dafür trat ein, wenn die Prätur oder das Konsulat vorüber war. Dann erhielt der Adlige als Proprätor oder Prokonsul die Verwaltung einer Provinz, und damit war ihm die Gelegenheit geboten, auf Kosten der Provinzialen ein großes Vermögen zu erwerben, das seiner Familie zugute kam. Die reichen Adelsfamilien errichteten in Rom prunkvolle Paläste und kauften sich in Italien Fürstentümer zusammen. Die kleineu freien Gutsbesitzer, welche durch die vielen Kriege verschuldet waren, konnten ihren Besitz nicht behaupten und mußten ihn den Adligen billig verkaufen. Sie zogen meistens in die Stadt Rom, wo sie bald in bedrängte Lage kamen. Die großen Güter der Adligen aber wurden durch Tausende von Sklaven bebaut, mit denen damals ein lebhafter Handel (Sklavenhandel) betrieben wurde. Diese Veränderungen hatten üble Folgen für den ganzen Staat. Die meisten Bürger waren besitzlos (Proletarier) und waren darauf angewiesen, durch die Gunst der Adligen allerhand Vorteile zu erhalten; sie sanken daher zu einer trägen und schmeichlerischen Masse herab. Andrerseits aber hatten sie in den Volksversammlungen die wichtigsten Angelegenheiten des Staates zu entscheiden und die kurulischen Ämter zu besetzen; hierin handelten sie nur dann nach dem Willen der Adligen, wenn sie Vorteile erhielten; sie wurden bestechlich und stellten das Wohl des Staates hinter dem eigenen Nutzen zurück. Und gerade fo handelte der Adel selbst; was ihm Nutzen brachte, und nicht, was das Staatswohl erforderte, wurde von ihm erstrebt. Noch immer gingen aus ihm einzelne hochgesinnte Männer hervor, die im Sinne der großen Ahnen handelten und im Dienste des Staates Großes leisteten, aber die meisten jungen Adligen waren verderbt, unsittlich und un-

7. Die deutsche Urzeit - S. 87

1905 - Gotha : Thienemann
— 87 - Kommission aus mindestens sieben Mitgliedern, welche ihre Geschäfte als Ehrenamr führen und nur die Reiseauslagen ersetzt bekommen, gebildet werden soll. In diese Kommission ernennt jede der fünf beteiligten Regierungen (Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen) ein oder nach ihrem Ermessen mehrere Mitglieder, ferner die Akademie von Berlin und München je ein Mitglied. Zur unmittelbaren Leitung der Arbeiten werden zwei Dirigenten, ein Archäologe oder Architekt und ein Militär, unter Bewilligung einer noch zu fixierenden Remuneration, für die auf fünf Jahre berechnete Dauer der Arbeiten zu berufen sein. Als Sitz der Kommission ist Heidelberg in Aussicht genommen. Die Gesamtkosten sind auf 200 000 Mark anzuschlagen, mithin sind für die zur Durchführung des Unternehmens in Aussicht genommenen fünf Jahre jährlich 40 000 Mark in den Reichshaushaltsetat einzustellen. Der Limes ist das älteste große historische Bauwerk, welches Deutschland besitzt, seine Aufklärung ebenso folgenschwer für die Geschichte des Römerreiches, das nicht bloß an seiner germanischen Grenze sich nach diesem System geschützt hat, wie für die Urgeschichte unsres Vaterlandes. Das geeinigte Deutschland wird nachzuholen haben, was bei der Ungunst früherer Zeiten unterblieben ist." f) Ein Bild aus dem Leben des Staates: Das Werden und Bestehen der Reichs - Limeskommisfion. Arbeiten -er Gesetzgebung (Legislative). Das Reich (der Staat) betrachtet es als seine Aufgabe, die Erforschung der deutschen Vorzeit zu fördern, hierfür Einrichtungen zu treffen und Mittel bereitzustellen. Die Reichsregierung stellt Anträge an den Reichstag, fügt diesen eine Begründung bei (= Motive der Gesetzgebung). Der Reichstag beratet und beschließt. Durch die Übereinstimmung der Reichsregierung (des Bundesrats) mit dem Reichstag werden die Anträge Gesetz. 2. Arbeiten der Gesetzaussübrung (Exekutive). Begründung der Reichs-Limeskommission. Arbeiten dieser Kommission: a) forschen, b) erhalten (das Römisch-Germanische Museum in Mainz), c) darstellen (das Reichs-Limesblatt, enthaltend Berichte über den Fortgang der Arbeiten: — Der obergermanisch-rätische Limes des Römerreiches. Im Auftrage der Reichs - Limeskommission herausgegeben von den Dirigenten Oskar von Sarwey, Generalleutnant z. D., und Ernst Fabricius, Professor der Geschichte). Der Reichsschatzsekretär zahlt jährlich 40 000 Mark. Das Reichsamt des Innern führt die Oberaufsicht über die Arbeiten der Kommission. Arbeiten des Staates: getan im Staatsamt (Reichsschatzsekretär, Staatssekretär des Innern), im Ehrenamt mit und ohne Remuneration (die Glieder der Kommission), gegen Lohn (Arbeiter, beim Graben, in den Museen, beim Druck). 3. Staatsaufgabe, Staatseinrichtung, Staatsausgabe.

8. Die deutsche Urzeit - S. 50

1905 - Gotha : Thienemann
50 — Nun siedelten sich die Germanen an, das fahrbare Haus ward fest, es ward mit der Erde verbunden, unbeweglich. Warum sollte es nicht eigen bleiben können? So entstand eine neue Vorstellung: auch unbewegliches Gut ist eigen. Und damit entstanden 2 Arten d es Eigentums: bewegliches und unbewegliches, M obiliar und Jmmobiliar (Beispiele von heute!). So ist der Begriff des Eigentums entstanden. Das Eigentum ist das Recht einer Person auf eine Sache, auf das Heergewäte, den Schmuck, das Vieh, das Hausgerät, das Haus. Unsre Begriffserklärung umfaßt also die Begriffe Sache und Person. Deren Inhalt gibt das Bürgerliche Gesetzbuch so: § 90. Sachen im Sinne des Gesetzes find nur körperliche Gegenstände. § 903. Der Eigentümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte dritter entgegenstehen, mit der Sacke nach Belieben verfahren und andre von jeder Einwirkung ausschließen. § 854. Der Besitz einer Sache wird durch die Erlangung der tatsäcklichen Gewalt über die Sache gewonnen. Eigentum ist das Recht einer Person aus eine Sache. Die Person ist das Rechtssubjekt, die Sache das Rechtsobjekt. Wichtig war nun bei den alten Germanen, wie viele Personen Rechtssubjekt einer Sache waren. Das Haus, das Vieh gehörte immer nur einem, genauer einem Haushalt, besonders, die Mark allen Markgenossen, die Almende und das Bauland allen Dorf-genossen gemeinsam. Nach der Zahl der Personen, die über eine Sache Gewalt haben, muß also unterschieben werben zwischen Sonder- und Gemeineigentum. So ergeben sich bis jetzt 3 verschiedene Arten des Eigentums, nämlick: 1. hinsichtlich dessen, ob das Eigentnmsobjekt den Ort verändern kann oder nicht: bewegliches und unbewegliches, 2. hinsichtlich des Rechtssubjektes: Sonder- und Gemeineigentum, 3. hinsichtlich des Zweckes der Eigentumsobjekte: Eigentum an Ver- brauch s vermögen (Nahrungsmitteln), an Gebrauchsvermögen (Kleider, Haus, Hausgerät) und Produktivkapital (Bieh, Äcker, Wiese, Wald). Nach der Ansiedelung bestand am Gebrauchsvermögen Sondereigentum, am Produktivkapital teilweise Sonder- (Vieh), teilweise Gemeineigentum (Äcker, Wiese). Damit die alten Germanen die zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse nötigen Güter hatten, war dreierlei nötig: Grund und Boden als Erzeuger der Rohstoffe, Arbeit und Kapital. Der Boden gab soviel Gräser, als zur Ernährung der Herden erforderlich waren; der Walb spendete mehr Holz, als nur irgendein Volk gebrauchen konnte. Und das alles ohne irgendwelches Zutun der Menschen. Die Natur, d. h. der Boden, ist der erste Faktor für irgendwelche Gütererzeugung. Aber die Güter entstanden doch nicht ohne menschliche Arbeit. Der Nomade mußte fein Vieh zur Weide treiben und es vor Räubern und Raubtieren schützen; der Bauer mußte den Samen in die Erde streuen und die Frucht ernten, den Baum im Walde fällen und zerteilen. Und das alles war nicht möglich ohne mancherlei Geräte: Hürden zum Schutz der Fmchtfelder gegen das weidende Vieh, Pflüge, Hacken, Sicheln, Wagen, Seile — kurz nicht ohne Kapital, nicht ohne einen Vorrat wirtschaftlicher Güter, die zur Erzeugung neuer Güter nötig sind. S o entsteht also jedes wirtschaftliche Gut aus dem Zusammenwirken von drei Faktoren:

9. Die deutsche Urzeit - S. 52

1905 - Gotha : Thienemann
— 52 Grundsätzen soll der vorhandene Vorrat wirtschaftlicher Güter unter die Genußberechtigten verteilt werden? Holz zu Bau und Brand durfte jeder Markgenosfe soviel nehmen, als er brauchte. Also wurden diese Güter nach dem Bedarf verteilt. Anders war es mit den Früchten der Eichen und Buchen. Bei Vollernte durfte jeder Bauer 32 Schweine iu den Wald treiben, bei geringerer Ernte aber nur soviel, als das Markgericht einem jeden erlaubte. Nennen wir den vollen Ertrag x, den geringeren xi und die Zahl der Märker y, so betrug der Teil eines jeden Märkers bez. ~. Das war eine Verteilung nach der Kopfzahl der Genußberechtigten. Dasselbe Verfahren fand bei der Verteilung der Getreideernte statt, obwohl hierbei recht gut auch ein andrer Maßstab angewandt werden konnte, der der Arbeitsleistung, also das Maß „der unmittelbaren Mitwirkung bei der Produktion" (Rodbertns). Diese Arbeitsleistung konnte verschieden sein nach Dauer und Kraft. Von 30 Bauern eines Dorfes arbeitete bei Saat und Ernte einer nur 17 Tage, ein andrer 25, die Mehrzahl, nämlich 28, aber 40. Also betrug der Anteil eines jeden die Zahl seiner Tage = z. 17 + 25 + 28.40' Der erste Haushalt stellte nur den Mann, ein zweiter den Vater und einen Sohn von 18 Jahren, ein dritter den Vater und 2 Söhne von je 21 und 18 Jahren. Die Arbeitsleistung des ersten Haushaltes betrage y, des zweiten y+1, des dritten y+1 +-§-. Angenommen nun, daß in dem Dorfe 5 Haushalte der ersten, 7 der zweiten und 18 der dritten Art vorhanden seien, so betrug der Einheitsteil 5y+ 7 (y+1)+18 (y+1+-§-)' Wenden wir nun die gewonnenen Begriffe auf das Wirtschaftsleben der ältesten Zeit an, so ergibt sich folgendes Schema. , I. Grund und Boden. 1. Acre r. a) Gemeineigentum — Gemeinnutzung b) „ — vorübergehende Sonder- nutzung c) „ — dauernde Sondernutzung d) Sondereigentum — Sondernutzung 2. Mark und Almende. Gemeineigentum — Gemeinnutzung 1. Vieh. a) Nomadenzeit: Gemeineigentum Sondereigentum b) Ackerbauzeit: Sondereigentum 2. eräte. Gemeineigentum Sondereigentum Ii. Proöuftivfapital. — Gemeinnutzung — Sondernutzung — Sondernutzung, aber beim Zug im Dienste der Gemeinheit Gemeinnutzung. Sondernntzung. — Gemeingenuß. — Sondergenuß. — Sondergenuß. — Sondergenuß. — Gemeingenuß. — Gemeingenuß. — Sondergenuß. — Sondergenuß.

10. Die deutsche Urzeit - S. 101

1905 - Gotha : Thienemann
— 101 — arme Sklavin schaute vom Mühlstein sehnsuchtsvoll in die Tage der Freiheit zurück, da auch sie wie die Töchter ihres Herrn im munteren Reigen schreiten durste. Ihre Sehnsucht und Wehmut lösten sich im Wort, und das taktmäßige Hin und Her ihrer müden Arme gab den Rhythmus zu klagendem Gesang. Einen solchen Gesang zur Handmühle, allerdings aus späterer Zeit, wollen wir hören. Eins der schönsten Lieder der jüngeren Edda ist der Grottisang. *) Frodi, Fridleiss Sohn, war König in Dänemark, als Kaiser Angustus in der ganzen Welt Frieden schaffte und Christus geboren ward. Weil aber Frodi von allen Königen im Norden der mächtigste war, so ward nach ihm der Friede benannt. Damals tat kein Mensch dem andern ein Leid an, mochte er auch den Mörder seines Vaters ledig oder gebunden finden. Einst zog Frodi zu einem Gastgelage zu Fjolnir, dem König der Schweden, und kaufte dort zwei Mägde, Fenja und Menja, beide entsprungen dem Geschlechte der Thursen, der Bergriesen. In jener Zeit nun schenkte ein Mann dem Frodi eine Mühle, Grotti genannt, mit so großen Steinen, daß niemand stark genug war, diese zu drehen. Die Steine hatten aber die Eigenschaft, daß man mit ihnen alles mahlen konnte, was der, der mahlte, bestimmte. König Frodi hieß Fenja und Menja zur Grottimühle sichren und befahl, daß sie sür ihn Gold, Frieden und Glück mahlen sollten. Weil er aber habsüchtig und grausam war, verstattete er den Mägden, nur so lange zu ruhen oder zu schlafen, als der Kuckuck rief oder ein Lied gesungen werden konnte. Fenja und Menja sangen nun den Grottisang und mahlten für Frodi Unglück. Wir teilen von diesem Lied die wichtigsten Strophen mit. 2. Zur Mühle werden die Mädchen geführt, die grauen Steine in Gang zu halten; nicht Ruhe ließ er noch Rast den beiden, bis muntern Sang der Mägde er hörte, 3. Sie ließen erkreischen die knarrende Mühle: Laß uns richten die Kasten und regen die Steine, denn noch mehr zu mahlen den Mägden befahl er. 4. Sie drehten rüstig die rollenden Steine und sangen in Schlaf das Gesinde Frodis; da nahm beim Mahlen Menja das Wort: 5. Wir mahlen Gold; die Mühle des Glücks macht Frodi reich an funkelnden Schätzen; im Reichtum sitz' er, ruhe auf Daunen, erwache vergnügt! dann ist wohlgemahlen. J) Hugo Göring: Die Edda, übersetzt und erläutert, S. 376 —380.
   bis 10 von 26 weiter»  »»
26 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 26 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 3
2 0
3 0
4 1
5 7
6 0
7 3
8 0
9 1
10 4
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 2
17 0
18 0
19 1
20 2
21 0
22 0
23 3
24 0
25 1
26 4
27 0
28 1
29 0
30 2
31 0
32 0
33 3
34 0
35 0
36 0
37 5
38 3
39 8
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 6
46 1
47 0
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 2
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 1
17 5
18 0
19 1
20 0
21 1
22 6
23 1
24 1
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 3
37 0
38 0
39 2
40 0
41 1
42 4
43 3
44 0
45 7
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 1
54 11
55 4
56 0
57 1
58 0
59 1
60 1
61 0
62 0
63 3
64 0
65 3
66 1
67 0
68 5
69 0
70 1
71 0
72 7
73 0
74 0
75 2
76 1
77 7
78 0
79 1
80 0
81 0
82 0
83 1
84 2
85 0
86 0
87 2
88 0
89 0
90 0
91 0
92 12
93 0
94 7
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 1
3 3
4 0
5 45
6 4
7 7
8 1
9 0
10 9
11 1
12 6
13 18
14 3
15 1
16 0
17 1
18 0
19 7
20 0
21 0
22 0
23 0
24 3
25 2
26 3
27 10
28 1
29 27
30 0
31 0
32 2
33 15
34 2
35 2
36 2
37 0
38 3
39 4
40 0
41 30
42 8
43 12
44 0
45 0
46 5
47 7
48 0
49 0
50 16
51 16
52 29
53 0
54 21
55 0
56 37
57 0
58 0
59 21
60 10
61 0
62 48
63 7
64 8
65 2
66 0
67 1
68 0
69 1
70 0
71 1
72 3
73 1
74 1
75 8
76 0
77 1
78 3
79 0
80 1
81 48
82 1
83 1
84 3
85 0
86 0
87 0
88 0
89 7
90 2
91 13
92 0
93 1
94 0
95 0
96 6
97 1
98 1
99 13
100 8
101 0
102 10
103 1
104 0
105 9
106 0
107 0
108 0
109 0
110 2
111 4
112 17
113 0
114 15
115 2
116 9
117 0
118 3
119 1
120 34
121 11
122 1
123 8
124 7
125 10
126 0
127 45
128 3
129 1
130 0
131 11
132 4
133 16
134 0
135 0
136 51
137 1
138 0
139 6
140 2
141 0
142 16
143 2
144 0
145 12
146 16
147 1
148 2
149 0
150 0
151 7
152 5
153 0
154 2
155 9
156 9
157 1
158 0
159 0
160 1
161 0
162 10
163 11
164 0
165 2
166 10
167 9
168 6
169 0
170 0
171 0
172 1
173 35
174 0
175 33
176 0
177 27
178 0
179 12
180 0
181 8
182 9
183 67
184 0
185 7
186 0
187 1
188 0
189 1
190 1
191 0
192 35
193 0
194 1
195 7
196 5
197 2
198 0
199 1