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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

2. Biographien und Monographien - S. 111

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 111 — Regierungskunst. Die Pracht und Üppigkeit am Hofe zu Versailles, die dort zum guten Ton gehörige Überfeinernng und Unsittlichkeit wurde in den meisten Residenzen, besonders in denen unsers Vaterlandes, getreulich nachgeahmt. Wie der Monarch Frankreichs, so wollte jeder kleine deutsche Fürst sein Versailles, seine glänzenden Schauspiele, seine großen Hetzjagden, seine kostspieligen Liebhabereien haben, und der Fleiß der Unterthanen vermochte kaum zu erschwingen, was die gebietenden Herren in wilder Festlust verjubelten. Frankreichs Einmischung in den dreißigjährigen Krieg hatte ihm einen zu schönen Gewinn gebracht, als daß Ludwig Xiv nicht nach neuer Beute hätte lüstern werden sollen. Nachdem er bereits den König von Spanien zur Abtretung einiger Gebiete an den Ostpyrenäen gezwungen, griff er im Jahre 1666 die demselben gehörigen Niederlande an, unter dm Vorwande, daß seine Gemahlin, eine spanische Prinzessin, auf die letzteren Erbansprüche habe. Da vereinigte sich das um seine eigene Freiheit besorgte Holland mit England und Schweden und nötigte den Köiiig, sich mit dem Besitz von zwölf flandrischen Städten zu begnügen. Rachedürstend rüstete Ludwig von neuem, brachte England und Schweden auf seine Seite und drang in raschem Siegeszuge in Holland ein, das er für den ihm bereiteten Widerstand nachdrücklich zu züchtigen gedachte. Doch die Holländer, anfangs erschreckt, ermannten sich bald wieder, setzten das Land mittelst Durchstechung der Dämme unter Wasser und behaupteten sich unter Führung des Statthalters Wilhelm von Orauien mit Glück gegen den überlegenen Feind. Als ihnen auch der Kurfürst von Brandenburg und der Kaiser Leopold I zu Hilfe kamen, traten die Franzosen den Rückzug an. Jetzt bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in die Mark, und Friedrich Wilhelm, der sich durch seine Klugheit und Entschlossenheit zu einem der gefährlichsten Gegner machte, mußte den Kriegsschauplatz am Rheine verlassen, um sein Land ans der Gewalt der nordischen Feinde zu befreien. Nach seinem Abzüge drangen die Franzosen wieder siegreich vor, und als der Friede von Nymwegen im Jahre 1678 den wechselvollen Kämpfen ein Ziel setzte, erhielt Ludwig Xiv die Freigrafschaft Burgund. Die errungenen Erfolge konnten den Übermut des französischen Herrschers nur steigern. So erklärte er mit unerhörter Dreistigkeit, daß er mit den von Deutschland abgetretenen Ländern zugleich ein Recht auf diejenigen Gebiete, Güter und Städte erlangt habe, die ehemals mit denselben vereinigt gewesen. Zur Untersuchung der hierauf begründeten Ansprüche errichtete er vier Gerichtshöfe, die sogenannten Wiedervereinigung^- oder

3. Biographien und Monographien - S. 53

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 53 — Christentums die Wege zu ebnen. Doch die Härte hatte nicht den gewünschten Erfolg, vielmehr erhoben sich die Sachsen zu einem letzten großartigen Kampfe für ihre alte Freiheit und für die Sitten und die Religion ihrer Väter. Nene mörderische Schlachten wurden geschlagen, indes auch diesmal blieb Karl Sieger, und das tapfere, aber in seiner Kraft erschöpfte Volk mußte auf ferneren Widerstand verzichten. Der heldenmütige Wittukind legte die Waffen nieder und ließ sich taufen, und die meisten seiner Landsleute folgten seinem Beispiele. Der von Pipin dem Kurzen unterworfene Baiernherzog, Thassilo vermochte sich nur schwer in die Abhängigkeit von dem Frankenherrscher zu sinden. Er verbündete sich daher mit seinen östlichen Nachbarn, den Avaren, und suchte mit deren Hilfe seine Selbständigkeit zurückzugewinnen. Doch Karl überwand ihn, verbannte ihn in ein Kloster und machte Baiern zu einer Provinz des fränkischen Reiches. Dann drang er siegreich ins Land der Avaren ein, verfolgte sie bis hinter die Raab und gründete zum Schutze gegen etwaige Einfälle die östliche Mark (Österreich). Um dieselbe Zeit brachte er auch die Slaven an der Havel zur Anerkennung seiner Oberhoheit, und noch im hohen Alter unternahm er einen Feldzug gegen die Dänen und setzte ihnen die Eider zur Grenze. So beherrschte Karl ein Reich, das sich vom Ebro bis zur Raab, von der Eider bis zur Tiber erstreckte. Er war in Wirklichkeit der Nachfolger der römischen Kaiser, er sollte es auch dem Namen nach werden. Papst Leo Iii wurde bei einer Prozession überfallen, gemißhandelt und in ein Kloster gesperrt, entkam indes und floh, Hilfe suchend, zu Karl. Dieser führte ihn nach Rom zurück, setzte ihn in seine Würde wieder ein und hielt strenges Gericht Über die Übelthäter. Dafür mußte sich Leo dankbar bezeigen. Als der Frankenkönig am ersten Weihnachtstage des Jahres 800 in der Peterskirche kniete und seine Andacht verrichtete, trat der Papst in Begleitung der hohen Geistlichen herzu und drückte ihm die Krone der römischen Kaiser aufs Haupt. Ein tausendstimmiger Jubel erhob sich, die Trompeten und Posaunen schmetterten, und die versammelte Menge rief: „Karl, dem von Gott gekrönten großen und friedebriugenden Kaiser, Leben und Sieg!" Als sich der Sturm der Begeisterung gelegt hatte, salbte Leo den neuen Augustus und bekleidete ihn mit dem purpurnen Kaisermantel. Ruhmvoll wie nach außen war auch Karls Regierung nach innen. Er teilte das Laub in Bezirke und setzte über bieselben Grasen, benen die Hanbhabung der Gerichtsbarkeit, die Erhebung der Steuern und die Führung des Heerbannes übertragen war. Zugleich bestellte er Senbgrafen, welche von Gau zu Gau

4. Sagen und Geschichten - S. 112

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
112 in Europa hervor. Könige und Fürsten stieß er von ihren Thronen oder beraubte sie ganzer Provinzen, und was er erobert, behielt er entweder für sich oder gab es seinen Brüdern und Günstlingen. Friedrich Wilhelm Iii, der seinem Volke vor allem den Frieden zu erhalten wünschte, stand mit Napoleon lange Zeit auf dem freundlichsten Fuße, und jener ließ es auch an Schmeicheleien und wohlwollenden Versicherungen nicht fehlen. Als aber der Gewaltige die meisten seiner Gegner besiegt hatte, glaubte er Preußen nicht mehr schonen zu müssen und legte es von jetzt ab geradezu darauf an, den König durch ein hochfahrendes und rücksichtsloses Benehmen zu beleidigen. Dies durfte der letztere bei all seiner Friedensliebe nicht dulden, und so trat er mit Rußland und Sachsen in ein Bündnis und erklärte an Frankreich den Krieg. Doch was niemand erwartet, ja was niemand auch nur für möglich gehalten hätte, geschah: die Armee Friedrichs des Großen wurde geschlagen. Am 14. Oktober 1806 erlitten die Preußen bei Jena und Auerstädt eine Niederlage, welche fast das ganze Land den Händen des Feindes überlieferte und die königliche Familie zur Flucht nach dem fernen Osten des Reichs nötigte. Auf dieser traurigen Reife sprach die Königin zu ihren beiden ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Thränen; ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzol-lern gekrönt haben. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück: weinet meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem schrecklichen Augenblicke dem Umstürze meines Vaterlandes weine. Aber begnügt Euch nicht mit den Thränen allein, handelt, entwickelt Eure Kräfte, vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch nieder. Befreiet daun Euer Volk von der Schande, dem Vorwurf und der Erniedrigung, worin es schmachtet; suchet den jetzt üerbunfelten Ruhm Eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern, werbet Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helben!" Noch zwei blutige Schlachten würden im Osten der Monarchie geschlagen, und da auch sie an die Franzosen verloren gingen, sah der König keinen andern Ausweg, als Frieden zu schließen. Er war hart genug. Friedrich Wilhelm mußte alle Länder links von der Elbe und den größten Teil seiner polnischen Besitzungen abtreten, über 100 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, bis zu deren Entrichtung französische Truppen in seine Festungen aufnehmen und sich ver- pflichten, nie mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu halten. Schwer lasteten die Folgen des unglücklichen Krieges auf Preußen. Der Staat war nicht nur um die Hälfte verkleinert, er war auch bis zur Kraftlosigkeit geschwächt und überdies durch

5. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 114

1913 - Wittenberg : Herrosé
114 wattenartige Vogen gepreßt, auf der andern Seite abliefern. Ein Blick in einen solchen Käfig zeigt uns einen Wirrwarr von Freß- und Verdauungswerkzeugen, so schlingt und krümmt und windet es sich darinnen. So geht die Baumwolle durch Reinigungs-, Hechel-, Wurf-, Dresch- und Siebewerkzeuge, bis sie zuletzt blendend weiß als ein sich senkender Schnee hinsüuselt, aber ohne sichtbare Zwischen- räume, nicht als Flocken. Nachdem die gleichsam flüssige Baum- wolle zu großen Rollen geformt ist. wandert sie zu den Krempel- und Kamm-Maschinen, von wo sie den Ziehmaschinen überliefert wird, die in wunderbar künstlicher Weise den luftigen Stoff zu Fäden verarbeiten. Wenn nun aber einmal unter den Tausenden ein Faden reißt, was dann? Sowie das geschieht, fällt eine Platte an der Stelle hörbar nieder, ein Zeichen für den Maschinisten, das ihn mahnt, eine bestimmte Stelle sofort in Ruhe zu versetzen. Dies erfolgt, und eins der beaufsichtigenden Mädchen holt das davongelaufene Stück Faden zurück, legt es an das Ende des zurückgebliebenen, und der Schaden ist geheilt, ehe wir nur be- merken. daß die Maschine still stand. Dies Ankleben, scheinbar eine gedankenlose Verrichtung, ist eine Kunst, die große Übung verlangt. Wir steigen ein Stockwerk höher, gehen von Saal zu Saal und finden überall Maschinen, die schnaubend und keuchend spinnen und weben, zwischen ihnen nur einzelne verstreute, lautlose, in dem ewigen Gewirr und Gedonner ohnehin unhörbare Menschen, alle gespannt aufpassend und zugreifend, wenn es die Maschine verlangt. Obgleich kaum hier und da einer zu entdecken ist. sind es doch nahe an zweitausend Menschen, deren Gesundheit hier- mit versponnen wird, indem sie Maschinen beaufsichtigen, die über 120 000 spinnende Hände nicht bloß ersetzen, sondern auch an Feinheit und Meisterschaft der Arbeit unendlich übertreffen. Buch der Erfindungen. 84. Die Seide. Die glänzenden, feinen, weichen und dabei außerordentlich festen Fäden, aus denen unsre Seidenstoffe hergestellt werden, erzeugt die Raupe des Seidenspinners, indem sie sich zur Verpuppung einspinnt. Der Seidenspinner ist ein kleiner, schmutzigweißer Nachtschmetterling, dessen Heimat das südliche Asien ist. Zn China war die Seidenindustrie schon im hohen Altertum berühmt; in Europa wurde die Kenntnis des Seiden- baues erst im 0. Jahrhundert bekannt. Zwei Mönche brachten die ersten Seidenraupeneier im Jahr 552 glücklich nach Konstan- tinopel, obwohl Todesstrafe auf die Ausführung des Insekts gesetzt war. In ihren ausgehöhlten Wanderstäben hatten sie die kost- bare Beute verborgen. Nun wurden durch ganz Griechenland Maulbeergärten und Seidenfabriken angelegt. Von dort ver-

6. Staats- und Bürgerkunde - S. 142

1910 - Wittenberg : Herrosé
142 Werkskammer ihren Sitz. Hier finden die großen alljährlichen Beratungen statt, und hier arbeitet ihr Vorsitzender zusammen mit dem Sekretär der Kammer, der ein rechtsgelehrter Herr ist, nach den Beschlüssen aller Kammermitglieder zum Wohl des Handwerks." Wilhelm hatte aufmerksam zugehört und war, ohne auf seine Umgebung zu achten, neben seinem Vater hergeschritten. Da hielt der Vater mit der Rede inne, und Wilhelm erblickte vor sich den mächtigen und doch so zierlichen, mit prächtiger Bildhauerarbeit geschmückten Giebel des Gewandhauses. Voll Staunen und Bewunderung über den gewaltigen Bau erkundigte er sich bei dem Vater, was das für ein Haus sei; denn daß es kein Wohnhaus sei, leuchtete ihm ohne weiteres ein. In kurzen Worten erklärte der Vater den Namen und die frühere Bestim- mung des Hauses und setzte hinzu, daß neuerdings hier die Handelskammer ihren Sitz aufgeschlagen habe; auch das große Gebäude, das sich seitlich ans Gewandhaus anschließt, sei für die Handelskammer bestimmt. „Handelskammer?" fragte Wilhelm, „das ist wohl etwas Ähnliches für den Handel, wie die Handwerkskammer für das Handwerk?" „Ganz recht," meinte der Vater, „nur dient die Handelskammer nicht allein dem Handel, sondern auch der Industrie, d. h. den Fabriken, Bergwerken und ähnlichen großen Betrieben im Herzogtum." „Haben denn die Kaufleute und Fabrikanten auch Innungen?" fragte Wilhelm weiter. Der Vater verneinte die Frage und erzählte dem Sohne, daß Handels- und Handwerkskammer nur im allgemeinen sich vergleichen ließen. 2m einzelnen seien viele Unterschiede zwischen dem Aufbau und den Aufgaben der Handelskammer und der Hand- werkskammer vorhanden. „Die Mitglieder der Handelskammer," fuhr er fort, „werden von den Kaufleuten und Fabrikanten unmittelbar gewählt, ohne daß örtliche Fachverbände nach Art der Innungen dazwischentreten. Wenn auch nach dem Wort- laute des Gesetzes die Aufgaben, die der Handelskammer zuge- wiesen sind, nicht wesentlich von denen der Handwerkskammern abweichen, so sind es doch Fragen anderer Art, die die Handels- kammer zumeist beschäftigen. Allerdings ist auch für die Handels- kammer die Fürsorge für den kaufmännischen Nachwuchs von großer Bedeutung, ja es ist sogar eine besondere Abteilung in der Verwaltung der Kammer dafür eingerichtet. Aber eine wichtigere Rolle spielen doch die Fragen des Verkehrs, ob nicht neue Eisenbahnlinien gebaut, Kanäle gebaut, neue Telegraphen- und Telephonlinien angelegt werden sollen. Daneben gehört es aber zu den Pflichten der verschiedenen Handelskammern im Deutschen Reiche und so auch derjenigen für das Herzogtum Braunschweig, die Regierungen und die gesetzgebenden Körper- schaften im Staat und Reich durch sachverständige Auskünfte zu unterstützen, wenn es sich beispielsweise darum handelt, mit fremden Staaten Verträge über die Einfuhr ausländischer und

7. Staats- und Bürgerkunde - S. 279

1910 - Wittenberg : Herrosé
Ihnen den Dank und den aufrichtigsten Glückwunsch des hiesigen Handels- und Eewerbestandes für das darzubringen, was auch Berlins Handel und Industrie Ihren Anstrengungen zur Vervoll- kommnung des Weltpostvereins verdanken. Möge das großartigste internationale Werk des verflossenen Jahrzehnts sich noch lange der fördernden Hand seines ersten Be- gründers und unermüdlichen Pflegers erfreuen." 108. Die Eisenbahn. Die zweite große Verkehrsanstalt des Staates ist die Eisen- bahn. Wir können uns heute kaum vorstellen, wie es sein würde, wenn wir die Eisenbahn nicht hätten. Nicht allein, daß Personen und Güter schnell und billig von Ort zu Ort gebracht werden, sie geben vielen Tausenden von Beamten und Arbeitern und ihren Familien Brot und Stellung. Dazu gewähren sie durch ihre Über- schüsse dem Staate eine sehr erhebliche Einnahme. Im Jahre 1008 ergab die Eisenbahn einen Reinertrag von reichlich 200 Millionen. Je weiter die Bahnlinien gelegt werden, je enger das Bahn- netz wird, um so besser ist es für unsere Landwirte. Fabriken und Gewerbe. Mit größerem Gewinn können sie ihre Erzeugnisse ver- frachten und ihren Wohlstand heben und ihren Fleiß belohnen. In unseren Kolonien ist unser Eisenbahnbau das einzige nach- haltige Mittel zur Erschließung des Landes für die europäische Kultur. Unsere Eisenbahnen haben auch einen militärischen Zweck. In Kriegszeiten ist es unbedingt notwendig, daß sich die betreffenden Bahnlinien in der Hand des Staates befinden müssen für seine Truppentransporte. Für die staatliche Sicherheit sind sie unge- mein wichtig, und sie haben im Jahre 1870/71 diese Aufgabe glän- zend gelöst. Einheitliche Tarife können nur auf einer einheitlich geleiteten Staatsbahn durchgeführt, daher muß unsere Bahn Staatsbahn sein. Bismarck erkannte wohl die Tragweite des Schrittes, als er im Jahre 1870 die preußischen Bahnen verstaatlichte. Bis jetzt haben wir zwar ein deutsches, normalspuriges Bahn- netz. aber noch keine deutsche Eisenbahngemeinschaft. Jedes Land verwaltet seine Bahn selber. Eine Gemeinschaft besteht erst zwischen Preußen und Hessen. Was erstrebt werden soll. ist, unter Wahrung der Selbständig- keit der einzelnen Staatsbahnen, dreierlei: 1. einheitliche Hand- habung des Eisenbahnwesens in Deutschland auf nationaler, deut- scher Grundlage, aber ohne Beeinträchtigung der Hoheit und der Besitzrechte der Einzelstaaten. 2. größtmögliche Beseitigung der wirtschaftlich schädlichen Leerläufe des Wagenmaterials, 3. unbe- schränkte gegenseitige Benutzung des Güterwagenparkes.

8. Staats- und Bürgerkunde - S. 280

1910 - Wittenberg : Herrosé
280 Es handelt sich um eine Betriebsmittelgemeinschaft, die unser Vaterland erstrebt. Dem Fernverkehr dienen die Vollbahnen. Sie sind fast ausschließlich Staatsbahnen. Die 2k ebenbahnen vermitteln den Anschluß der einzelnen Landesteile an die Hauptbahn. Die Kleinbahnen, schmalspurig gebaut, befinden sich meistens im Besitze privater Bahngesellschaften, sie vermitteln nur den Ver- kehr abgelegener Gebiete und dienen weniger dem allgemeinen großen Verkehr. Das Reich hat nur in Elsaß eigene Eisenbahnen. Sie werden von der Generaldirektion in Straßburg verwaltet, welche der Auf- sicht des Reichsamts für die Verwaltung der Reichseisenbahnen untersteht. Da das Reich der Verfassung gemäß einen Einfluß auf die Eisenbahnverwaltung hat, so sorgt es für eine einheitliche Bau- u n d Betriebsordnung. Dazu gehört die technische Seite des Betriebs, die Aufrechterhaltung der Ordnung durch die Bahn- polizei, die Signalordnung. Bestimmungen über die Befähigung der Eisenbahnbeamten. Dadurch will sie Sicherheit für Leben. Gesundheit. Sicherheit der Reisenden, des Eigentums gewährleisten. Eine Eisenbabn-Verkebrsordnung enthält die Grund- sätze für die Beförderung von Personen und Gütern und setzt die Rechte und Pflichten des Publikums fest. Die Aufsicht führt das R^ i ch s e i s e n b a h n a m t, welches dem Reichskanzler unter- stellt ist. Für die Beförderung sind besondere Tarife. Personen- und Gütertarife, aufgestellt. Der „Verein deutscher Eisen- b a h n v e r w a l t u n g e n" sorgt für Einheitlichkeit der Tarife, indem sie Normaltarife aufgestellt haben. In Verkehrsfragen werden den Eisenbahndirektionen und dem Ministerium Beiräte aus den Handels- und Landwirtschafts- kammern beigegeben, die die Bedürfnisse, welche das Verkehrs- leben an den Eisenbahnverkehr stellen, zur Besprechung und Be- ratung bringen und so für Befriedigung mitsorgen. Für die Eisen- bahndirektionen sind es die B e z i r k s e i s e n b a h n r ä t e und für das Ministerium der L a n d e s e i s e n b a h n r a t. Die Entwicklung des Verkehrswesens und namentlich die Steigerung der Transportmengen ist in den letzten Jahrzehnten eine so außerordentliche gewesen, daß sie die kühnsten Erwartungen und Schätzungen bei weitem übertroffen hat. In den letzten 15jahren ist die beförderte Gütermenge von 138millionen Tonnen auf,269- Millionen Tonnen, die Zahl der beförderten Personen von 275 auf.720 Millionen gestiegen. Eine Steigerung des Ver- kehrs derart bedingt eine Erweiterung unserer Verkehrsanlagen. Wir sind betreffend derselben ziemlich an der Grenze angelangt und können jetzt nur noch durch stärkere Ausnützung der Betriebs- mittel etwas erreichen.

9. Staats- und Bürgerkunde - S. 480

1910 - Wittenberg : Herrosé
480 „Sie setzen mich in freudiges Erstaunen, Exzellenz," sprach der Reichskanzler. „Rußland bestand bisher mit Festigkeit auf seinem Rechte, die Zölle der über seine Grenze eingeführten Waren durch eigenes Gesetz zu bestimmen." „Rußland ist bereit, von dem System des s e l b st h e r r - lichen Zolltarifs abzugehen." erwiderte der Botschafter, „wenn Deutschland das russische Getreide und Holz zu gleichem Zolle wie das österreichische zulaßt." „Die Forderung ist hoch, Exzellenz," sprach der Reichskanzler, „und welche G e g e n l e i st u n g würde Rußland bieten?" „Man denkt an eine Herabsetzung des Zolls für Maschinen, vielleicht auch für Klaviere und Modesachen. Vor allem aber hoffen wir, daß durch die freundschaftlichen Beziehungen, die das Vertragsverhältnis zwischen beiden Reichen anbahnen wird, das deutsche Kapital wieder Gelegenheit zu nutzbringender Anlage in Rußland finden wird." „An dieser Gelegenheit fehlt es ihm im Jnlande allerdings auch nicht, Exzellenz." erwiderte der Reichskanzler. „Eine ver- tragsmäßige Bindung der russischen Zölle auf deutsches Eisen und deutsche Kohlen würde wohl das einzige sein, was Deutsch- land zu Zugeständnissen geneigt machen könnte." „Wir sind bereit," war das letzte Wort des Botschafters, „alle auftauchenden Fragen gründlich zu studieren." Aus H. Mahraun. 186. Handelsvertrag mit Amerika. Dem Reichstag ist der Gesetzentwurf über die Handels- beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika (Handels- vertrag mit Amerika) zur verfassungsmäßigen Veschlußnahme zu- gegangen. Der Wortlaut des Gesetzentwurfs: Der Bundes- rat wird ermächtigt, bei der Einfuhr von Erzeugnissen der Ver- einigten Staaten von Amerika in das deutsche Zollgebiet die An- wendung der in den geltenden Handelsverträgen zugestandenen Zollsätze in angemessenem Umfang zuzulassen. Die Ermächtigung bleibt so lange in Kraft, als in den Vereinigten Staaten die Er- zeugnisse des Deutschen Reichs und der mit ihm zollgeeinten Länder oder Gebietsteile höheren Zollsätzen als den in Abschnitt 1 des amerikanischen Zolltarifgesetzes vom 5. August 1909 (das ist der Mindesttarif der Vereinigten Staaten) vorgesehenen nicht unterworfen werden. Wird von den Vereinigten Staaten bei der Zollbehandlung nicht nach den in der Rote zu Artikel 2 des Han- delsabkommens vom 22. April bis 2. Mai 1907 unter Ii bis F ent- haltenen Grundsätzen verfahren, oder lassen die Vereinigten Staaten durch Gesetze, Verträge mit dritten Ländern oder auf irgendeine andere Weise bezüglich des Warenaustausches zwischen

10. Staats- und Bürgerkunde - S. 475

1910 - Wittenberg : Herrosé
475 erhoben. Heute wird der Zoll fast nur an der Grenze gezahlt, so daß man bloß von Grenzzöllen sprechen kann. Früher wurde der Zoll an den Hauptverkehrsstätten im Innern des Landes gezahlt. Zn der Zeit unserer Kleinstaaterei war die Erhebung der Zölle an den Landesgrenzen ein äußerst empfindliches Verkehrs- hindernis. Sie wurden deshalb abgeschafft, zunächst durch die Grün- dung des Preußisch-Deutschen Zollvereins und dann durch die Einigung des Reiches. Zn der Reichsverfassung heißt es daher auch: „Deutschland bildet ein Zoll- und Handelsgebiet, umgeben von gemeinschaftlicher Zollgrenze. Alle Gegenstände, welche im freien Verkehr eines Bundesstaates befindlich sind, können in jeden anderen Bundesstaat eingeführt und dürfen in letzterem einer Ab- gabe nur insoweit unterworfen werden, als daselbst gleichartige inländische Erzeugnisse einer inneren Steuer unterliegen." Die Zölle erfüllen eine zwiefache Aufgabe: Sie sollen den in- ländischen Gewerbefleiß schützen (Schutzzoll) und sie sollen die Ein- nahmen des Staates vermehren (Finanzzölle). Man spricht nur von Grenzzöllen, die entweder Einfuhrzölle oder Ausfuhrzölle find. Die Einfuhrzölle erhebt der Staat bei dem Eintritt fremder Waren in unser Staatsgebiet. Bezüglich der Höhe müssen sie den Anforderungen des gegenseitigen Verkehrs entsprechen. Daher sind diese Zölle eine Waffe der Handelspolitik. Die Einfuhrzölle auf Genußmittel: Kaffee, Tee, Kakao sind reine Finanzzölle, nur dazu bestimmt, die Einnahmen des Staates zu vermehren. Die Zölle dienen andererseits dem „Schutze der natio- nalen Arbeit". Zn den Vereinigten Staaten hatte die Landwirt- schaft Getreide in Überfluß erzeugt. Der Boden war nicht aus- genutzt und sehr fruchtbar, die Arbeitslöhne waren sehr niedrig. So überschwemmten die Amerikaner die europäischen Staaten mit ihrem überflüssigen Getreide und konnten es infolge der niedrigen Wasserfracht so billig verkaufen, daß unsere Landwirtschaft nicht mitmachen konnte. Ihre Betriebskosten waren viel höher, und die Folge war, die europäische Landwirtschaft und Viehzucht ging immer weiter zurück und hätte untergehen müssen, wenn ihr nicht staatlicher Schutz zu Hilfe kam. Der bisherige Zustand des F rei- st a n d e l s , daß alle Länder unbehelligt ihre Erzeugnisse bei uns einführen konnten, wurde aufgehoben, und es wurden im Zahre 1879 Schutzzölle für Getreide, Vieh und die Industrie bei uns ein- geführt. Der Zoll auf das ausländische Getreide. Vieh usw. wird so hoch angesetzt, daß der Verkaufspreis dem entspricht, was unsere Landwirtschaft und Industrie für ihre Erzeugnisse verlangen muß, um wirtschaftlich bestehen zu können. „Diesen Schutzzöllen verdankt das Deutsche Reich die erstaun- liche Entwicklung seiner Industrie in den letzten Jahrzehnten und die Erhaltung einer lebenskräftigen Landwirtschaft, sowie die Steigerung seiner Vevölkerungszahl auf 64 Millionen, deren
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