Asien — Süd ost-Inseln.
473
die Aetnagegeud, in zehnfach vergrößertem Maßstabe zum Aeqnator und unter tropische
Regen verpflanzt; steigen doch Vulkane dieser Inseln eben so hoch und noch höher
empor als der Aetna! Der Talama oder Ophir und der Pik von Jndrapura,
beide auf Sumatra, haben über 3500 m., der Sem eru und der Slamat auf Java
ebensoviel, der Merapi auf Java 2900 m.; weiter im Osten anf Sumbawa hatte, der
Tumbora, eiuer der wüthendsten aller Vulkane, vor dem Ausbruch im April 1815,
welcher direkt und indirekt über 40000 Menschen das Leben kostete und wobei sein
Doppelgipfel zusammenstürzte, 4500 m., während er jetzt nur noch 2850 m. hoch ist. —
Unter den 43 Vulkanen, die in 2 Parallelreihen die Insel Java durchziehen, sind 23
thätige, denen als charakteristisches Merkmal namentlich die Erzeugung ungeheurer
Schwefelmaffen eigentümlich ist. *)
Was die einheimische Bevölkerung betrifft, so ist schon oben gesagt, daß sie zur
malaiischen Rasse gehört. Im Innern Bürneos, auf östlichen Inseln, selbst auf den
Philippinen, gibt es indes auch schwarze Volkschaften oder Negritos, wie auf Neu-
guinea, unter verschiedenen Namen (Papuas, Haraforas jc.), die als Urbesitzer zu be-
trachten sind und weit herwärts uach Westen verbreitet waren, ehe sie vou den Malaien
theils verdrängt, theils ausgerottet wurdeu. Daß bei den Malaien anf Java und
Sumatra sich flüchtende Buddhisten aus den Hinduländern einfanden und ihre Lehre
verbreiteten, ist gewiß, aber mit der aufstrebenden Macht der Malakkaner erhielt auch
der Islam große Herrschaft. Außerdem gab es hie und da chinesische Niederlassungen.
So stand es, als die Europäer erschienen, von denen die Spanier auf den Philippinen
sich festsetzten, und die Portugiesen als Besieger des Reichs von Malakka im Süden.
Die Holländer folgten und sind auf mehreren Inseln und Juselküsten im Suuda- und
Molukken-Archipel zur vorherrschenden Macht geworden. Manche der einheimischen
Jnselfürsten haben ihre Lande völlig verloren oder nur als Vasallen behalten; derer, die
auf Gebirgen, besonders im Innern der großen Inseln, sich unabhängig behauptet haben,
gibt es indes noch viele.
Bekanntlich war Holland im 17. und 13. Jahrhundert eine blühende Republik und
trotz seiner Kleinheit einer der bedeutendsten Staaten Europas; ein weit verzweigter
Kolonialbesitz hatte besonders dazu beigetragen. Heutzutage steht es anders. Holland
heißt zwar ein Königreich, allein seine Macht ist weit schwächer. Es hat wichtige Ko-
lonien, namentlich Ceylon und das Capland eingebüßt, und manche Produkte, die es
ehemals allein auf den Markt Europas brachte, kommen jetzt auch aus Kolonien andrer
Staaten. Um so mehr hat die holländische Regierung die Notwendigkeit eingesehen,
daß auf ihren glücklich geretteten Besitz in Ostindien eine größere Sorgfalt als früher
gewendet werden müsse. Sie sucht sich also auf geschickte Weise dort mehr zu festigen
und ihre Herrschaft auszudehnen, benimmt sich milder und loyaler gegen die in ihrer
Art nicht uucivilisirten Malaien, und ahmt in vielen Stücken der englischen Kolonial-
Verwaltung nach. Die alte Krämerpolitik, den Gewürzbau, damit die Preise nicht
*) Weiße Wolken von schwefelsauren Gasen umkränzen beständig die Kronen
jener hoheu Spitzen und beweisen die unaufhörliche Thätigkeit innerhalb ihrer riesigen
Massen; das Giftthal am Abhang des Papandayang ist eine jener Stellen, wo
das Gas in Verbindung mit Kohlensäure ausströmt — ein Umstand, der die Fabel
vom gifthanchenden Baume Upas veranlaßt hat.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. qi
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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584
Afrika
— die Serberet.
mit den verschiedenen Verzweigungen des Volkes selbst vom atlantischen
Ocean im W. bis fast zu den Grenzen von Aegypten im O. sich hat ver-
solgen lassen, ehe das Arabische ihr Abbruch that. Jetzt wird sie noch ge-
sprochen von den kühnen und stolzen Amazirghen und von den Schil-
lnhs in Marokko, von den Kabylen, zu denen auch die tunesischen
Berber gehören, in Algier, von den Resten der Berber in Tripoli, von
den Bewohnern der meisten Oasen längs des Südfußes des Atlasgebirges
und in einem verdorbenen Dialekt in den Oasen Audschila und Siwah,
sowie endlich im größten Theile der westl. Saharä von den Tuäregs,
einem Mischlingsstamme ans Berbern und Negern. Alle Völker, die früher
vorübergehend in Nordafrika seßhast waren, haben Spuren zurückgelassen;
deshalb findet man bei den Berbern auch helläugige und blondhaarige In-
dividuen. Außer den Berbern bildet der Halb arabische Mauren stamm
einen großeu Theil der Bevölkerung, besonders im Westen, dem alten
Mauretanien; auch der reinen Araber, zumeist Beduinen, ist eine große
Zahl. Türken, erst im 16. Jahrh. ins Land gekommen, bilden in Barka,
Tripoli und Tunis, wo ihre Sprache Regierungssprache ist, den herrschen-
den Stamm; in Algier aber, wo dies früher anch der Fall war, ist ihr
Ansehen sehr gesunken. In Marokko dagegen haben sie sich gar nicht fest-
zusetzen vermocht. Neger sind zahlreich vorhanden, meist aus dem Sud-m
und aus Guinea als Sklaven in die Berberei verbracht. Die Judeu
find zum Theil aus dem Orient mit den Arabern dahin gekommen, meist
jedoch aus Spanien nach ihrer und der Mauren Vertreibung hier einge-
wandert. Alle diese Völker, mit Ausnahme der Juden und der im Lande
wohnenden Europäer, sind Muhammedaner, indem nirgend mehr, als
in diesem Theile des altrömischen Reiches, die frühere Kultur sammt dem
Christenthnme zerstört worden.
Das Klima dieser Seite 524 beschriebenen Plateauländer ist der Be-
Wohnung nicht ungünstig. Die oft erstickend heiße Südluft im Juli und
August abgerechnet, ist es milde, vorzüglich im Gebirge, und der Winter
bringt häufige Regen, außer in der petit desert, die an der Sahara hin-
zieht. Hier im Dattellande Hansen nicht bloß eilige Dromedare und Anti-
lopen, sondern schon Strauße und Löwen, während das Gebirg und die
Küsten reich sind an Schafen, Ziegen, Eseln und trefflichen Pferden; leider
auch an Heuschrecke», die oft zur schrecklichen Landplage werden. Die
Pflanzenwell prangt mit Kork- und Steineichen, Gummiakazien und Süd-
früchten, an der Küste mit Fächerpalmen, und auf dem Hochatlas gibt es
mächtige Wälder. Man baut Mais, Weizen, Gerste, Hirse, Mandeln,
Feigen, Oliven, und den Weinstock zur Gewinnung von Rosinen, da der
Korän den Wein als Getränke verbietet. Im Ganzen wird aber der Acker-
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586 Afri ka — die Berberei.
Bevölkerung von Kyrenaika wird auf 302000 Seelen veranschlagt. — Südlich von Barka
die durch treffliche Datteln berühmte Oase Andschila, die (unter Hinzurechnung einiger
Nachbaroasen, wie Dschalo :c.) 11—12000 E. hat.
An merk. Oben bei der Schilderung der Sahara ist schon der theils umher
schweifenden, theils aus Oasen seßhaften Stämme der Wüste erwähnt worden (zusammen
vielleicht4 Mill.), nämlich der Tib b ns oder Tvbns im Osten, der Tnäregs in der
Mitte und der Mauren im Westen. Sie sind keine Neger. Die fast schwarzen Tibbus
mögen stark mit Negern gemischte Nachkommen der alten Libyer sein. Die braunen
Tuaregs, ein kräftiger Menschenschlag, stammen von Berbern ab, die bei den mancherlei
Unterjochungen der nordafrikanischen Küstenländer in die Sahara gedrängt worden; sie
selbst nennen sich Jmoschagh, d. i. Freie. Ohne den Schutz der Tnaregs, welchen mau,
wie im Mittelalter den der Ritter, erkaufen muß, kann die Wüste nicht sicher durchreist
werden; sie bilden iu ihrem Gebiete, das viermal so groß ist als Deutschland, verschiedene
oft mit einander in Krieg begriffene Stämme, stehen unter Oberhäuptern, sind gut
bekleidet, stark bewaffnet, auf Dromedaren reitend, und bekennen den Islam; doch gehen
ihre Weiber nnverschleiert. Die Grenze zwischen den Tnäregs und Tibbus ist etwa
durch eine Linie von Mnrsnk nach Bornu am Tsadsee zu bezeichnen. — Im Westen an
der Küste liegen die Hafen- und Handelsplätze Arguin und Portendik.
b. Der Staat Tunis — viel kleiner als Tripoli, aber mit mehr knlturfähigem
Boden und reich an Korn, Oliven, Datteln, Wachs, Salz n. s. w. Man rechnet, daß
1100 Q. M. seiner fruchtbaren Fläche sich mit dem Nildelta messen könnten, wenn die
Bewohner fleißiger wären und es nicht an Bewässerungsanstalten fehlte. Zur alten
Karthager Zeit war es äußerst bevölkert, jetzt hat es auf seinen 2150 Q. M. höchstens
2 Million Bewohner. Am besten wird es noch bebant im Thale des Medscherda (Ba-
gradas), der zur Winterszeit ein reißender Strom, im Sommer zum Bache wird.
An der Spitze des Staates steht eiu Bey oder vielmehr eiu fast unabhängiger
Snltan, der bis jüngst nur nominell von Konstantinopel abhing. Neulich hat sich in
dem Verhältnis Einiges geändert. Die lregiernngen nämlich, welche in den letzten
30 Jahren sich in Frankreich folgten, machten fämmtlich kein Hehl daraus, daß im
Interesse ihres algerischen Besitzes Tunis früher oder später gleichfalls französisch werden
müsse. In letzter Zeit anch von Italien bedroht, hat der Bey in dem engern An-
fchlnsse an die snveräne Macht, an „den Beherrscher der Gläubigen," das Mittel
gesunden, die Selbständigkeit seines Landes mehr zu erhalten. Durch Firman vom
Oktober 1871 wurde der an die Pforte bezahlte Tribut abgeschafft, der Familie des
jetzigen Bey die erbliche Regierungswürde in der Ordnung der Primogenitur gewährt
und dem Lande die Freiheit seiner innern Entwicklung gesichert. Militär-Conventionen
und Landesabtretungen sind untersagt. Eine gute Regieruug wurde zur Bedingung der
Aufrechthaltung des Firmans gemacht, sowie sich der Bey verpflichtete, im Kriegsfalle
der Pforte einen Theil seiner Truppen und seiner Flotte zur Berfiignng zu stellen.
Schon seit 1812 ist die Sklaverei abgeschafft, überhaupt suchen die Herrscher europäische
Einrichtungen einzuführen. — Orte: Tnnis, mit 125000 E., wovon 74 Juden, an
einer fast rings eingeschlossenen Bnchr, an deren schmalen Oeffnung ins Meer der Hafen
von Tunis, Goletta liegt. Louis Ix. vou Frankreich starb bei der Belagerung von
Tnnis an der Pest 1270; Kaiser Karl V. war 1535 glücklicher, was nnserm Pyrker
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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558
Afrika —
die Sprachen.
Nordafrikas von Aegypten bis zum atlantischen Meere: die alten Aegypter und die N u-
midier — die wesentlich unvermischten Nachkommen jener sind die (etwa 350000)
Kopten des heutigen Aegyptens, die der Numidier die Berberstämme; die ara-
bisch sprechenden Fellahs Aegyptens sind durch eine frühe Vermischung arabischer
und ägyptischer Elemente entstanden. Die grammatisch nah verwandten Sprachen dieser
Völker haben die Eigenthümlichkeit, die Flexion der Nomina und Verba durch vorge-
setzte Silben, durch Präfixe, auszudrücken.^) Griechen, Phönizier, Römer, Germanen,
Türken — alle ließen Spuren in Nordafrika zurück, die bedeutendsten jedoch die Araber,
die, abgesehen von früheren friedlichen Ansiedlungen, in 2 Jnvasien sich über das Land
ergossen, von Osten her als fanatische Eroberer und Bekehrer, von Westen her als Ver-
triebene, weshalb gegenwärtig ihre Sprache vom rothen bis zum atlantischen Meere
gehört wird; — b) Semiten, nämlich die semitische Urbevölkerung von Habesch,
Sennär und Nubien — in der Landschaft Tigre herrscht heute noch eine rein semi-
tische Sprache —, jetzt in verschiedenstem Grade gemischt mit Negern und norzafri-
kanischen Stämmen, ferner die zu verschiedenen Zeiten eingewanderte:: Araber Nord-
afrikas und der Ostkiisten, und die Inden, zahlreich in Habesch (als Felaschahs),
in sehr gedrückter Stellung und von den Moslemin mit grenzenloser Verachtnng be-
handelt in den sog. Barbareskenstaaten, wenig zahlreich — vielleicht aus historischer
Abneigung gegen das Land der Pharaonen — in Aegypten.
2) Die Aethiopier bezeichnete man sonst kurzweg als Neger; wenigstens fol-
gende Unterschiede sind festzuhalten: a) die gelbbraunen südafrikanischen Stämme der
Hottentotten (z. B. Namaquas, Corinnas, Griquas, Buschmänner oder Saabs,
d. h. in Gebirge und Eiuöden gejagte Hottentotten ohne Herden) in der Westhälfte
des Erdtheils etwa südwärts vom Ngami, mit einer Sprache voll eigentümlicher
Schnalz- und Gutturallaute, durch eiuen erbarmungslosen Krieg der holländischen
Boers über den Oranje zurückgedrängt; — b) die meist wohlgebildeten Stämme der
Ostküstenländer und in den Breiten deszambesigebietes bis an die Westküsten ver-
breitet, vielfach vermischt mit Arabern, mit den gelbbraunen Stämmen des Südens und
mit eigentlichen Negern; z. B. die begabten Kaffern (Kafir, Ungläubige der Araber)
zwischen indischem Meer, Zambesi und Kalahari-Wüste, worunter besonders die Zulu
(Plural: Amazulu) an der Küste und die Betschuanen weiter im Innern; ferner
die stark mit Arabern gemischten Suaheli, die schon sehr negerähnlichen Bnnda-
Völker in Niederguiuea und weiter landeinwärts; — c) die eigentlichen Neger-
stämme in dem noch übrigen Theile Afrikas südwärts vom Senegal und vom Süd-
raud der Sahara, doch in ihren nördlichen Gebieten schon vielfach mit nordafrikanischen
Stämmen gemischt.
Anm. Araber und Islam haben die Neger aus der Sahara, die sie ohne Zweifel
einst inue hatten, verdrängt. Als Mischvölker müssen auch bezeichnet werden die So-
m^lis des östl. Dreieckes, die Gallas, die Todfeinde der Abesfinier, die Wüsten-
*) Einige Sprachforscher haben das Be iberische für eine arische Sprache
erklärt; andere (z. B. Faidherbe im „Bulletin de 1' Academie d' Hippone") wollen
nach Schädelsunden die «stammeltern der Berber mit den ältesten Bewohnern des
westl. Europas in Verwandtschaft bringeu, eine Hypothese, die allerdings in dem Vor-
handensein zahlreicher Dolmen in Nordafrika eine Stütze gewinnt.
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Extrahierte Personennamen: Corinnas
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nordafrikas Nordafrika Nubien Zambesi Niederguiuea Afrikas Senegal Sahara Europas Nordafrika
Afrika — Senegambien und Ober- Guinea. 591
In diesem mehrere tausend Quadratmeilen großen Lande gibt es mancherlei Völker,
unter denen kriegerische Fürsten Reiche gestiftet, die später sich wieder zersplitterten, und
mancher Volksuame erhielt Ruf, der später verschwand. Wichtig ist, daß bei diesen
Fetischdieneru sich von Marokko her der Islam einfand, der in einem bedeutenden Theile
Senegambiens Wurzel gefaßt, hauptsächlich in dem Stamme der fast kaukasisch gebauten,
muthigeu und begabten, mit ehrenwerthen Eigenschaften des Charakters ausgerüsteten
Fulahs tfulbe, Fellaui, Fullau) am mittleren Senegal und obern Gambia, die da-
durch zu Eroberern wurden, auch den Dscholiba entlang und tief in Sudän hinein
zogen, wo sie im Aufange dieses Jahrhunderts als Fellatahs eigene Reiche gestiftet
haften. — Die Dscholoseu zwischen Gambia und Senegal solleir.ursprünglich demselben
Stamme angehören; weuigsteus weisen sie gleich den Fulahs es von sich, wirkliche Neger
zu sein. Sie haben auch trotz ihrer Schwärze nicht den vollen Negertypus, bauen ihr
Land, treiben verschiedene Arbeiten und mit Geschick, besonders die Goldschmiedekunst;
daneben werden auch Streifzüge unter die heidnischen Völker gemacht, um Menschen zu
fangen. — Auch die F uta Dsch iallou im Quellgebiete des Bafiug, Gambia und
Rio Grande sind Fulahs, und gerade sie waren es, von denen im vorigen Jahrhundert
das Erobern ausgiug. Ihr tapferer Fürst Jbrasima, zu Anfang unseres Jahrhunderts,
hat mehr als 109 Häuptlinge bezwungen und mit Gewalt der Waffen den Islam in
die Ferne getragen. Ueber ihrer Hüttenstadt Labbeh bei der Quelle des R. Grande
erhebt sich eine strohgedeckte Moschee. Ihre Hauptstadt ist Timbo mit 3000 E. Der
Häuptling hat zu Sokotoro seinen Landsitz und ist, wie in allen Fulahländern, welt-
liches und geistliches Oberhaupt; er betrachtet sich als den direkten Erben der Chalisen.—
Ein anderes bildungsfähiges Volk sind die hochgewachsenen, duukeln Mandingos oder
Wangerawas an beiden Seiten des untern R. Grande und in den Quellgebieten der
Flüsse, aus welchen der Senegal entsteht; das kleine Bergländchen Manding links
des obern Dscholiba (südwestl. von Sego) ist ihr Stammland. Sie gehören in jeder
Beziehung zu den ausgezeichnetsten Bewohnern des Continents, bekennen sich großentheils
zum Islam und sind, unter Häuptliuge vertheilt, wohl einige Millionen Köpfe stark.
Einer ihrer Staaten, die noch heidnischen Bambnk, regiert sich republikanisch.
Kolonien: Die Engländer besitzen am Gambia 50 M. aufwärts das Fort G e -
orge, Pisania und einige andere Handelsfaktoreien; ihr Hauptort aber ist die Hafen-
stadt Bathurst an der Gambiamündung; sie liegt auf einer Insel, nmgeben von Ne-
gerhütten mit Gärten. Damit begnügen sich hier die Engländer. — Die Franzosen
suchen größere Herrschast in Senegambien. Sie besitzen südlich des Cap Verde Insel
und Fort Goree und einige Posten an der Küste (Rnfisque, Dschoal, Cazamance,
Pongo :c.), am Senegal St. Louis und im Binnenlande Stationen und Dörfer fluß-
aufwärts bis Med ine, das bereits dem Gebirgslande angehört, einen Küstenstrich
nordwärts der Senegalmündung; dagegen haben sie die Küste Eay or südl. des Senegal
und mehrere angelegte Comptoirs wieder aufgegeben. Die Zahl der direkt und in-
direkt von denselben abhängigen Bevölkerung mag noch 200000 S- betragen. — Was
die Portugiesen hier besitzen (Archipel der Bissagots u. s. w.), ist kaum nennens-
werth und im äußersten Verfall.
b. Ober-Guinea. Von Senegambien ist es durch die Sierre Leoue, einen
bis ans Meer tretenden Gebirgsast, getreunt. Im Osten rechnet man zu der Küste,
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Afrika - Sene gambien und Ober-Guinea. 593
barischeu *) und tapfern Aschantis verflochten, in welchem es sich um den Besitz des
Fantilandes handelt und um die Aschantis von der Küste auszuschließen. Haupt-
stadt des Reiches und Residenz des Königs ist Kumassie, welche, ans einem von
Sumpf umgebenen Grauitfelfeu liegend, 1 Meile im Umfang und 70000 E. hat. Es
befinden sich daselbst 2 Paläste von europäischer Bauart, einer für den König, der an-
dere für die Fremden. — 2) Das Reich Dahom eh auf der Sklavenküste, ebenfalls
I V2 Jahrhundert alt, noch ausgedehnter als Aschauti. Es ist gut angebaut; die Dörfer,
von Feldern umgeben, sind aus der Ferne an den Oelpalmen zu erkennen, deren Pflege
jetzt seit Abnahme des Sklavenhandels überall in Guinea sich verbreitet. Den Eingang
jeder Ortschaft bezeichnet das Bild ihres Schutzgottes, ein thönerner Fetisch. Nur die
eigentlichen Dahomeher, als herrschender Stamm, gelten für frei, alle übrigen Untertha-
nen und selbst die obern Beamten sind Sklaven, so daß jeder Nengeborne dem König
gehört, jede Braut ihm, nicht den Eltern, wie sonst Negerbranch ist, abgekauft werdeu
muß. Der König übt einen furchtbaren Despotismus, sein Wille ist Gesetz. Er kann
die Uuterthauen tödten lassen oder verkaufen, wie es ihm beliebt, und stützt seine Macht
ans ein stattliches Heer von 12000 Mann (Kriegsstärke 24000), insbesondere anch auf
seiue Amazonengarde, die im Frieden 5000, zur Kriegszeit 10000 Weiber stark iu
niehrere Rotten abgetheilt, mit Geschützen versehen und tüchtig in Waffen geübt ist;
eine Kompagnie besteht ans Elephantenjägerinnen. Daß diese seltsame Garde anch bei
Festlichkeiten zu thnn Hai, wo als Opfer für die Fetische und zur Ergötzlichkeit des Hofs
Gefangene und Sklaven oft hmidertweise geschlachtet werden, läßt sich denken. Snell-
grave und Norris. die im vorigen Jahrhundert sich zu Abomeh aufhielten, haben
Schauderhaftes davon berichtet. Vielleicht hätte es auch jenen Heiden geschaudert, wenn
ihnen vou Juquisitionsmarteru und Autodafe's erzählt worden wäre, die auch zur Ehre
Gottes und nebenbei zur Ergötzlichkeit des spanischen Hofs abgehalten wurden. Abo-
meh die Hauptstadt mit 60000 E. liegt 22 M. landeinwärts. — Der Hauptküstenplatz
ist Waid ah mit dem (englischen) Fort William; der Ort hat 7000 E. und mehrere
europäische Handelshäuser. — 3) Das Reich Narriba (Joruba) anf dem Ostende des
Kong bis zum Niger, mit etwas milderer Despotie und ohne Menschenopfer. Ka-
tunga (nahe dem Niger) war frühere, Abbeokuta (näher der Küste) ist jetzige Hanpt-
stadt und zählt 150000 E., unter denen sich bereits christliche aus Sierra Leone ent-
lafseue gewerbtreibende Neger befinden; bedeutende Handelsstadt. Es herrscht hier die
Einrichtung, daß der Thron nicht in der Familie bleibt; vielmehr wird der älteste
Sohn eines verstorbenen Königs und die erste seiner Franen nebst einigen Häuptlingen
getödtet und zugleich irgend ein weiser alter Mann zum neuen Könige gewählt. —
Im Lande Benin ist die Stadt gleichen Namens, und im Delta 30 M. von der
Mündung aufwärts war sonst zu Abo (Jbu) eiu Hauptstapelplatz für Sklaven, jetzt
aber für Palmöl.
An den Küsten Guineas gibt es mehrere fremde Handelsfaktoreien und
Niederlassungen von Bedeutung. Die wichtigsten sind Englands westafri-
kanische Besitzungen; von ihnen aus wird der ganze Handel an der Küste beherrscht,
dessen Totalwerth jährlich 1,120000 Pfd. Sl. beträgt. Sie liegen zerstreut vom Gambia
*) Die Bewohner der Küste haben in Bezng auf die vou deu Aschantis verübten
Grausamkeiten das Sprichwort: „Die Afchanti-Snppe ist zu sehr gesalzen."
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Afrika — Ni gritien.
595
Anbau schon 12 Stunden aufwärts, und die Ortschaften vergrößern sich, namentlich
blüht die Stadt Ediua, deren Klima besonders gesund sein soll, rasch auf. Man
baut Reis und Mais, Arrowroot, Orangen, Ananas, Pisang, Zucker, Kaffee. Indigo
und Baumwolle, und hat der Ansfnhrgegenstände noch außerdem mehrere, B. Maha-
gony-, Tik- und Farbhölzer, Elfenbein, Erdnnß- und Palmenöl, Gummi u. s. w.
Gewerbe, Handel und Bildung haben erkleckliche Fortschritte gemacht und die farbigen
Stämme der Umgegend werden langsam, doch sichtlich in den Kreis des Bildnngs-
ganges gezogen. — Die Verfassung des Staates ist ganz der nordamerikanischen nach-
gebildet und, wie sich bei diesem Staate von selbst verstand, mit Verbot der Sklaverei
und mit Verpflichtung der Kinder zum Schulbesuch.
Frankreich hat seine Comptoirs an der Goldküste (Grand-Bassam, As-
sinie :c.) seit 1871 aufgegeben.
Nigritien oder Sudm.
Beide Namen heißen so viel als: das Land der Schwarzen
hinter der Sahara. Insbesondere verstand man darunter nicht das
Küstenland, sondern das Innere, woselbst man sich einen großen Fluß, den
Niger oder Strom der Schwarzen dachte, der es der Länge nach von W.
nach O. durchströme und sich entweder mit dem Nil vereine, oder in einen
See ergieße. Lange Zeit war das Nigerland ein Räthsel. Man wußte
nur, daß einzelne Oasen der westlichen Sahara von Tuaregs, der östlichen
aber von halbschwarzen Tibbns bewohnt würden, daß beide dem Kara-
wanenhandel sowohl mit Steinsalz, wovon es mächtige Lager in der Sa-
harü. gebe, als auch mit Gold, Elfertbeiu und Sklaven, förderlich seien, und
daß die Karawanen sich vorzüglich nach Timbuktu, einer großen Stadt am
Niger richteten. Näheres zu erfahren war schwer, bis endlich in den letzten
70 Jahren sich allmählich das Räthsel löste. Man kennt jetzt die Gegend,
wo die Sahara aufhört, mau ist mehrseitig ins Innere Nigritiens einge-
drnngen, hat neue Seen, Ströme und Berge, neue Völker und Städte ge-
sehen, und der Niger, weit entfernt vom Nil, ist als Dscholiba oder
Quorra mit ganz andrer Richtung erschienen. Der Name Nigritien
oder Sndsn ist aber dem Lande geblieben, welches im N. von der Sahara,
begrenzt wird, im S. bis an den Aeqnator, im W. bis an den Fuß der
innern Bergländer von Senegambien und Guinea und im O. bis an die
zwischen Kordofsn und Darsur liegende Steppe und bis an den Fuß der
abessiuischeu Gebirge reicht*). Die Heimat der Negerrasse erstreckt sich
allerdings viel weiter und nimmt auch den größten Theil Hochafrikas ein.
*) Die arabische Bevölkerung des Nigerlandes dagegen versteht unter Sndän jetzt
gewöhnlich nur die Landstriche von Bornn bis Timbuktn, schließt also das Reich Bornn,
sowie Wadai und Darsur, selbst Timbnktu davon aus. In der ägyptischen Geschäfts-
spräche heißen insbesondere alle Besitzungen des Vicekönigs oberhalb des eigentlichen
Aegyptens Sudänland (Biled-el-Sudän).
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Ediua Frankreich Sahara Niger Timbuktu Niger Nigritiens Niger Sahara Guinea
Afrika —
Geschichte.
563
platzen zunächst auf Völkerschaften zu stoßen, die der vieljährige Umgang mit den
Sklavenhändlern verdorben hatte. Erst seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts
erwachte die Lust, Afrika kenneu zu lernen; vorzüglich ließen es sich Engländer und
Deutsche angelegen sein, das seit Jahrtausenden über dem Erdtheil liegende Dunkel
„quid novi ex Africa?" - zu lichten (S. o.) Geographische Gesellschaften bildeten
sich zur Unterstützung muthvoller, mit Kenntnissen ausgerüsteter Männer, die allen Be-
schwerden und Gefahren zum Trotz sich ans Werk machten. An der Spitze dieser
Reisenden steht Mungo Park, der erste wissenschaftlich gebildete Europäer, dem es
(1795) gelang, bis au den Niger vorzudringen; 10 Jahre später ward er auf einer
zweiten Reise in einem Gefecht mit Häuptlingen der Hauffa erschlagen. Anch Missio-
nare wurden von der Entdeckungslust ergriffen, und so wagte man von allen Seiten
sich in Afrika hinein, vom Senegal, von der abessiniscken Küste, von Tripoli, von Kairo
den Nil hinauf, vom Cap, vom Golf Benins, von der West- und Ostküste der Süd-
Hälfte. Viele büßten als Opfer dieses Strebens ihr Leben ein; ihre Namen aber sind
so unsterblich wie die Namen derer, die glücklich wieder in die Heimat zurück kamen;
denn was sie der Erd- und Völkerkunde und allen Zweigen der Naturwissenschaft für
Dienste geleistet, so wie die künftige Hebung der Landes- und Volkskultur, die sie den
Eingebornen der Afrikaner möglich gemacht, ist nicht hoch genng zu schätzen.
Die Hoffnung, daß auch den Negervölkern die Morgenröthe einer neuen bürger-
licheu und geistigen Entwicklung anbrechen wird, ist kein leerer Traum. Sie ist es um
so weniger, als der Sklavenhandel, diese alte eingewurzelte Gewohnheit der Afrikaner,
der seit 350 Jahren durch christliche Regierungen und Kanfleute so sehr begünstigt ward,
daß man die Zahl der aus Afrika fortgeschleppten Menschen auf mehr als 40 Millionen
schätzt, gegenwärtig immer mehr in Abnahme geräth. Seit der vortreffliche Minister
Canning 1824 das brittische Parlament zu dem Beschlüsse bewog, den Menschen-
Handel wie Seeraub zu bestrafen, fährt England beharrlich fort, die Abschaffung des
Sklavenkaufs au den Küsten ernstlich durchzusetzen, und schon kommt seit mehreren
Jahren in den Hafenplätzen Guineas statt der verbotenen Waare das Palmöl auf den
Markt. Auch von Seite der Nordamerikaner, bei denen doch Millionen Schwarze in
Sklaverei lebten, war schon längst vor Beendigung des großen Krieges an Verbreitung
christlicher Religion und bürgerlicher Freiheit unter den Negervölkern Afrikas gedacht
und als wirksamstes Mittelein freier Negerstaat. Liberia, an der heißen Küste Guineas
gegründet worden. Dessenungeachtet dauert der afrikanische Sklavenhandel, im geheimen
sogar von einzelnen christlichen Nationen begünstigt und betrieben (z. B. den Portn-
giesen), immer noch fort und man hat neulich die mittlere Zahl der von Afrika jährlich
ausgeführten Sklaven auf 200000 Köpfe geschätzt. Die Ueberzeugnng von der Erfolg-
losigkeit aller Gewaltmaßregeln gegen den Sklavenhandel hat die Engländer in den
letzten Jahren bewogen, ihre Bestrebungen ans Civilisirnng des afrikanischen Neger-
Volkes zu richten. Missionare, meist in den afrikanischen Kolonien oder in Westiudien
gebildete Neger, suchen ihre Landsleute für das Christenthum zu gewinnen, und Agenten
der Regierung suchen ins Innere einzudringen, nm mit den Negerstämmen Verträge
zur Einstellung der Sklavenjagden zu schließen.
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Extrahierte Personennamen: Canning
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Africa Niger Afrika Senegal Tripoli Kairo Afrika England Guineas Afrikas Liberia Guineas Afrika Westiudien
600
Afrika
— Ni gritien.
p flichtig. — 4) Weiter im Westen, vom Schari, der hier im Lande „Ba" heißt, durch-
flössen und begrenzt, das Reich Bagirmi mit dem Hauptort Massenja, wohin auch
der Islam gedrungen und über das der Sultan von Wadai eine Art Oberlehens-
Herrschaft ausübt. Gute Pferdezucht, häufige Bürgerkriege*). Die Bagirmi unter-
nehmen, wie die Wadawi und Fnri, nicht selten Streifereien unter die heidnischen
Nachbarn im S., um Menschen zu saugen, weshalb angrenzende Landstriche ziemlich
entvölkert siud. Die Reiseuden Vogel und Nachtigal haben ausführlich über die Grau-
samkeiten berichtet, welche sich bei diesen Gelegenheiten die Gläubigen des Propheten
gegen die armen Heiden erlauben. Reiter und Pferde der Bagirmi sind dabei meist
in Wattenpanzer gehüllt, deren Füllung ans dem vortrefflichen Produkte des Bombax
besteht. — Ein 5. Reich, und zwar an der Westseite des Tsad, ist Bornu, meist
fruchtbares Savannenland, wo aber strichweise Felder und Wälder wechseln. Bevöl-
kerung etwa 4 Millionen. Kuka (Kukaua) ist Residenz des Sultäns, der ein Heer
von 30000 Mann, großenteils Reiterei, ins Feld stellen kann; ihm znr Seite steht
ein Wessir und ein Rath der Vornehmen. Der gegenwärtige Sultan, Scheich Omar,
hat sich wiederholt als freundlicher Beschützer deutscher Reisender (Barth, Overweg,
Vogel, Beurmann, Rohlfs, Nachtigal) gezeigt. Kuka hat 60000 Einwohner und ist
ein wichtiger Handelsplatz. Bedeutend sind auch die Städte Ngornn und Diköa. —
6) Südlich von Bornu und mindestens von gleichem Umfange liegt Ada Maua, das
der obere Benue etwa 8° vom Aequator durchströmt, von der Natur reich begabt mit
fruchtbarem Boden, Wäldern, Wiesen, Bergen, und auch mit Lieblingsgegenden für
Elephanten. Theilweise sind die Bewohner, besonders in den Berggegenden, noch
heidnisch, doch führen Muselmänner die Herrschaft und haben eine Masse Eingeborner
zu Sklaven oder Leibeigenen, deren Zahl sie, wie in Bagirmi, durch Streifereieu in
die Nachbarschaft noch vermehren. In der Stadt Zola (12000 E.) residirt ein Fnlah
als fast unabhängiger Statthalter (Pascha) des Sultans von Sokoto.
Die genannten Staaten und Völker nehmen die Mitte des Sudans ein und
grenzen im W. an die jetzt gleichfalls meist mnhammedanischen Haussa-Völker,
deren Wohnsitze sich bis zum Quorra und noch darüber hinaus erstrecken. Dem
Aeußern nach scheinen sie eine Mittelrasse zwischen Berbern und Negern zu sein; sie
sind gewerbthätig, lebhaft und gesellig, heiterer als die Bornuesen, und haben eine
besonders klangvolle Sprache. Ehemals uuter Herrschern aus ihrer Mitte, werden sie
jetzt von Sultauen aus dem senegambischen Stamme der Fellatahs oder Fulahs regiert.
Die Fulahs, ursprünglich Hirten und noch jetzt vorzugsweise Viehzüchter, waren
früh von den Mauren zum Islam bekehrt und brachten bei ihrer allmählichen fried-
lichen Einwanderung in die Mitte Sndsns den Islam mit. Unter den Heiden waren
sie keuntlich am weißen Turban. Nun geschah es, als ihre Zahl unter den heidnischen
Negern stark angewachsen war, daß im Beginne dieses Jahrhunderts einer von ihren
Imäms durch den heidnischen Häuptling von Gober (an der Grenze der Sahara)
beleidigt, die Fahne der Empörung aufpflanzte. Othman, so hieß er, wußte die Fulahs
*) Gegenwärtig kämpfen (nach Berichten Nachtigals) Mohamed, genannt Abu
Sekin („Vater" oder „Freund" „des Messers") und sein naher Verwandter, der von
den Wadawi unterstützte Abd-er>Rahman miteinander um die Herrschaft.
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Extrahierte Personennamen: Wadai Scheich_Omar Barth Rohlfs Ada_Maua Gober Othman Mohamed Abu
Sekin
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Reich_Bagirmi Overweg Bagirmi Sokoto Sudans
Afrika —
Nigritien.
601
zu begeistern, verhieß allen Sklaven, die seiner Fahne folgten, die Freiheit, brachte große
Reiterheere zusammen und ward in einer Reihe von Kriegen Meister über die Haussa
und andre Völker am Niger wie am Benne. Das große von ihm zusammeneroberte
Reich ward unter seine zwei Söhne getheilt; Bello, Clappertons Gönner, erhielt den
größeren Theil im Osten mit den Residenzen Säkoto und Wuruo, der mönchisch ge-
finute Abd Allahis den Westen am Quorra mit der Residenz Gando. Eine Zeit lang
waren die Fellatahs im Besitze von Timbuktn und Bornu und verbreiteten die muham-
medanische Civilisation bis südl. vou Benue. Leider ist die Herrschaft dieses bildungs-
fähigen und deu Europäern nicht abgeneigten Volkes noch nicht überall gesichert, ja in
neuerer Zeit sind sie minder glücklich gewesen; doch bilden sie noch überall eine Art
sehr mächtiger Aristokratie, die sich alle Aemter und einen großen Theil des Grund-
besitzes vorbehalte« hat. Ihre Zahl mag 6—8 Mill. betragen, die Gesammtbevölkerung
der Fellatahstaaten mindestens 20 Millionen (auf 15000 Quadrat-Meilen). Gegen-
wärtig hauptsächlich 3 Staaten, nämlich: 7) der von Sokoto, südl. und westl. von
Bornu. Residenz des Sultans ist Wurno. Größer (25000 E.) ist die in der Nähe
gelegene alte Hauptstadt des Landes, Svkoto, mit sehr ausgebreiteter Industrie und
lebhaftem Handel, leider auch mit Sklaven. Fünfzig Meilen ostsüdöstl. liegt das ge-
werbreiche „London des Südens", Kano mit 40000 E., die wichtigste Stadt für den
Handel im mittleren Negerlande, mit sehr bedeutender Aus-nud Einfuhr (unter letzterer
auch viele deutsche Fabrikate aus Sachsen, Solingen, Nürnberg, Steiermark u. s. w.).
Große Städte sind auch Zaria und namentlich Jakoba (mit 150000 E.), weiter
im Süden. — 8) Ter zweite Fellatahstaat, Gando (Borgu) umfaßt die Nigerlaudschasten
bis zur Einmündung des Benue. Bussa, Hauptstadt, M. Parks Ermordung 1805.
Größer ist Rabba am unteren Quorra, bedeutender Gewerbs- und Handelsplatz,
großer Sklaveumarkt. — 9) Das Reich Massena, nordwestlich der vorigen, mit der
Hauptstadt Dschenne am Dscholiba; es erstreckt sich den Strom hinab bis Käbara,
dem Hafen der 3 Stunden seitwärts liegenden Stadt Tim bukt u, die seine Hoheit
durch jährlichen Tribut anerkennt. Dieser vielumstrittene, i. I. 1213 von Tuä.vegs ge-
gründete, altberühmte Handelsort liegt auf der Grenze der Sahara und dreier Völker-
schasten (Tuä.regs, Berber, Fellatahs), weder in schöner noch in fruchtbarer Lage, ist
aber als Mittelpuukt von Karawanenwegen so wichtig, daß seine Bedeutung sich 7
Jahrhunderte trotz mancherlei Wechsel der Herrscher bis jetzt erhalten hat. Einmal
unter dem Kaiser von Marokko stehend, war Timbuktu ein Sitz maurischer Gelehrsam-
keit und prangt noch heutzutage mit großen Moscheen aus jener Zeit. Jetzt zählt es
nur 15000 ständige Bewohner, aber zur Zcit der Ankunft der Karawanen ans Gha-
dämes, Algier, Marokko :c. (November bis Januar) halten sich an 10000 Fremde in
der Stadt auf. Auf seinen Markt kommt Reis und Negerkorn, Schihbutter und
Datteln, Baumwolle und Gewürz, Thee und Zucker. Aus Marokko und Ghadämes
werden besonders europäische Waaren und berberisch-arabische Burnusse bezogen, aus
der Wüste Salz, von den Mandingos Gurunüsse, aus Bambuk am Senegal und aus
Bure am oberen Dscholiba Gold als Staub und verarbeitet. Der Umsatz ist groß,
der Gewinn aber geschmälert, da zur Sicherung des Verkehrs auch den Tuaregs Tribut
gezahlt werden muß.
Schacht, Lchrb. d. Geographie 8. Aufl. Zg
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