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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

2. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

3. Erdkunde - S. 186

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
--186 — Unfern der Westküste, die nnter türkischer Herrschaft steht, liegen in der Landschaft Hedschas die den Mohammedanern heiligen Städte Mekka (60 900 E.), Geburtsort des Propheten, und Medina (20 000 E.), Grab desselben; beide Städte sind alljährlich das Ziel vieler Tausende von Wallfahrern, welche selbst aus den entlegensten Ländern hierher kommen, um ein Gebot des Koran zu erfüllen. Der Hafenplatz ist Dschidda (30 000 E.). In der südlichen Landschaft Jemen, der fruchtbarsten Region der Halbinsel, gedeiht der vortreffliche Kaffee, welcher nach dem Aus- suhrhafen Mokka genannt wird. — Unfern der Südwestspitze Ara- biens liegt die britische Stadt Aden (23 000 E.), von großer Be- deutung als Kohlenstation für die Dampfschiffahrt. Die Ostküste Arabiens gehört teils dem Sultauat Oman mit der Hauptstadt Maskat, teils der durch Perlenfischerei berühmten türkischen Provinz El - Hasa an. Im Innern sind die weidenreiche Oase (d. i. tief gelegene, wohl bewässerte und fruchtbare Laudstrecke) Nedschd und das große Reich Schammar, die Heimat des edeln arabischen Pferdes. Die Halbinsel Sinai liegt im Nordwesten Arabiens zwischen den Busen von Snes und Akaba. Das 2600 m hohe Gebirge Sinai ist für ewige Zeiten eine Stätte des Heiles; denn hier empfing Moses die zehn Gebote Gottes. Die asiatische Türkei. Sie umfaßt außer den Küstenstrichen in Arabien noch: a) Ar- menien und Mesopotamien, b) Syrien und Palästina, c) Kleinasien — zusammen 1685 000 qkm mit 17 Millionen E. A. Armenien und Mesopotamien. Nordarmenien ist russisch, Ostarmenien persisch. Das türkische Armenien liegt im Quellgebiete des Euphrat und Tigris. Die Haupt- stadt Erzerum mit 40 000 E. ist ein wichtiger Handelsplatz an der Karawanenstraße von Persien nach der Küste des Schwarzen Meeres. Mesopotamien (d. i. „Zwischenstromland") ist das Tiefland der Zwillingsflüffe Euphrat und Tigris, welche sich vor ihrer Mün-

4. Erdkunde - S. 303

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 303 — scheint die Sonne in diese düstere Tiefe. Es ist das Thal der Schatten und der Graber, und wer über die Brücke geht, die dort den Kidron überbaut, wird unwillkürlich von Grabesschaner be- schlichen. Rechts von der Brücke befinden sich die Gräber Absaloms, Josaphats und Zacharias'. Vor Absaloms Grab liegen eine Masse aufgeschichteter Steine. Heute noch werfen die Orientalen Steine vor die Gruft, indem sie einen Fluch aussprechen wider den gott- losen Sohn und wider jeden, der seinen Eltern nicht gehorcht. Ein hoher sittlicher Ernst liegt in diesem Brauche. — Am Ende des Thales Josaphat ist die Quelle Siloah. Könige und Propheten haben auf das Rieseln dieses Quells gehorcht und in seiner Kühle Trost in Bekümmernissen gesucht. Nirgeuds in der ganzen Umgebung Jerusalems kann der Wanderer sich mit einem Trünke Wassers er- frischen; nirgends findet er Schatten, um auszuruhen von den Müh- seligkeiten der Reise; nnr am Quell Siloah ist es ihm vergönnt, die lechzende Zunge zu erfrischen und das müde Haupt im Schatten niederzulegen. Auf Moria erhebt sich mit hochgewölbter Kuppel an derselben Stätte, wo einst der jüdische Tempel stand, die Moschee des Omar, nächst den Moscheen in Mekka und Medina das größte Heiligtum der Mohammedauer; denn sie umschließt die Stelle, von der aus Mohammed gen Himmel gefahren sein soll. — Der Kessel des Toten Meeres begrenzt die Aussicht gegen Südost. Tiefe Trauer, düsteres Schweigen liegt auf dem See wie auf der ganzen Umgebung desselben. „Dort im Osten," sagte mein Führer zu mir, „sehen Sie Bethanien und den Qlberg." ■—- Nächst Bethlehem ist Bethanien gewiß der lieblichste Ort, den der Reisende weit und breit findet. Und welch teure Erinnerungen knüpfen sich an diese Stätte! Hier haben Lazarus, Maria und Martha gewohnt; in ihrem Kreise hat Jesus ausgeruht von der heiligen Arbeit. Bethanien möchte ich den Ort der stillen Liebe nennen; es ist so einsam, so traulich an den Berg gebaut, rings von schattigen Bäumen und grünenden Feldern umlagert, daß man, umgeben von geliebten Herzen, darin wohnen möchte. Noch heute wallen alle Pilger besonders gerne nach Bethanien.

5. Erdkunde - S. 188

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 188 — klein und unscheinbar, ist Palästina für uns von größter Wichtig- keit; denn hier wurde das Heil der Welt geboren, das uns die Er- lösung gebracht hat. Hauptfluß ist der Jordan. (Sr entspringt am Berge Hermon, fließt in einer tiefen Thalspalte südlich, durchströmt den lieblichen See Genezareth und mündet in das Tote Meer, die tiefste sicht- bare Stelle der Erde, 394 m unter dem Spiegel des Mittelmeeres. Der Jordan scheidet Palästina in das östliche Steppenland Peräa und die westlichen drei Landschaften Jndäa, Samaria und G aliläa. In Judäa ist Jaffa (Joppe) mit 12000 E. die Hafenstadt für Jerusalem, mit dem es nunmehr durch eine Eisenbahn ver- Kunden ist. Die heilige Stadt liegt in öder, wasserloser Gegend und zählt jetzt 41000 E., zum kleinern Teile Christen aller Be- kenntnisse, zum größern Mohammedaner und Inden. Seit frühester christlicher Zeit ist Jerusalem das Ziel unzähliger Pilger, die mit heiliger Ehrfurcht die Stadt betreten, in der Jesus Christus lebte, lehrte und den Kreuzestod erlitt (Näheres s. S. 299). — Südlich ist Bethlehem (d. i. Haus des Brotes). Unter einer prachtvollen Kirche liegt die Grotte, in welcher der Heiland geboren wurde. Samaria enthält die Stadt Nabulus, das alte Sichem. Galiläa war der Lieblingsaufenthalt des Heilandes, dessen Heimatsstadt Nazareth hier in anmutiger Berggegend liegt. C. Kteinasien. Kleinasien, „die Brücke zwischen Asien und Europa", bildet eine weit vorgestreckte, stark gegliederte Halbinsel zwischen dem Schwarzen, Marmara-, Ägäischen und Mittelmeer. An der Westseite ist Klein- asien von vielen Inseln umlagert, deren wichtigste Rhodos (Bild 64), Samos, Chios und Mytilini (früher Lesbos) sind. Das Junere der Halbinsel ist ein ungefähr 1000 m hohes Pla- teau, das von mächtigen Randgebirgen umgeben ist. — Die größten Flüsse sind der Kisil-Jrmak (Halys) und der Menderes (Mäander). — Das Plateau ist größtenteils steppenartig, während die Küsten- striche mildes, oceanisches Klima und reiche Bodenerzeugnisse haben.

6. Erdkunde - S. 200

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 200 — zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr- man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils. Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter- lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis 20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm) ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen Bild 72. Pyramiden. erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro- dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un- gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen, zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.

7. Erdkunde - S. 202

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 202 — welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen- gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt- stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E. Marokko (812 009 qkm und 8 Millionen E.) ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver- waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt- stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee- bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz. West- und Südafrika. Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer- küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den Händen europäischer Mächte. Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu, 2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch- Kongo in Niederguinea. Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch- Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt. 1

8. Erdkunde - S. 302

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 302 — der Leiden und Erniedrigungen von dem Sohne Gottes freiwillig ist getragen worden!" — Mein Begleiter weckte mich aus meinen Ge- danken mit den Worten: „Dort im Süden liegt Bethlehem." — Bethlehem, die anmutigste unter den Städten! Sie liegt so gott- geliebt und friedlich auf dem Berge, und die hohe Sonne schaut so ruhig auf sie, daß ich mich uicht erinnere, irgendwo einen Ort ge- sehen zu haben, der mit solcher Anmut solche Majestät verbünde. Zur Linken zwischen den Hügeln dehnt sich das Thal der Hirten aus; eng und still liegt es zwischen den Bergen, und nur wenige Bäume bekränzen seinen Saum. Dort haben in der heiligen Nacht des Himmels Heerscharen zuerst den Ärmsten unter dem Volke das Heil der Welt verkündet. Viele Klöster erheben sich über die Häuser von Bethlehem. Die Kuppel, welche am höchsten hervorragt, gehört der von der Kaiserin Helena erbauten Kirche an, welche über der heiligen Grotte steht, wo Jesus Christus geboren wurde. „Welchen Namens ist die Burg dort," fragte ich meinen Be- gleiter, „welche nur einige hundert Schritte von hier auf dem Gipfel jenes Hügels steht?" — „Das ist die Davidsburg auf Zion," sagte eintönig der Führer. Also hier hat der Mann gelebt, der größte seiner Zeit, der ein Prophet war, ein Dichter und ein König! Von Zion aus konnte der König Jerusalem, seine Stadt, beschauen, der Dichter konnte des Flusses strömende Welle und das stille, grünende Thal betrachten, der Prophet aber in den stillen Räumen der Burg den Geheimnissen der göttlichen Weisheit nachforschen. „Dort außerhalb der Stadt," sagte mein Führer weiter, „sehen Sie das Haus, wo Christus das Abendmahl stiftete." — Gegen Südost dehnt die Fernsicht sich weiter aus. Vor dem Auge des Betrachters liegen das Thal Josaphat, die Moschee auf Moria und weiterhin der Kessel des Toten Meeres. Es giebt wohl kanm einen andern Anblick, der die Seele mit so trüben Gedanken zu erfüllen vermag, wie das Thal Josaphat. Ein enges Thal zwischen zwei Hügeln, von denen der eine der Öl- berg ist, während der andere auf seiner Höhe die Stadt Jerusalem trägt, wird von dem fast wasserlosen Kidron durchschlichen. Niemals

9. Theil 2 - S. 223

1864 - Mainz : Kirchheim
223 Durch den Riß nur der Wolken Erblickt er die Welt, Ties unter den Wassern Das grünende Feld. H ch i l l e r. 5. Fr an kr e i ch *). — P ari s. Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr- liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht- bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles, wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge- müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei- gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle; besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt- lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß- ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig- keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f. Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's. Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl. 200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke *) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.

10. Theil 2 - S. 245

1864 - Mainz : Kirchheim
245 Säulen und andere Bautrümmer geben dem Auge einen Ruhepunkt. Der Blick des Wanderers späht in die Ferne; da plötzlich ragt das Zeichen des Kreuzes empor über eine Wolke von Rauch und Dunst. Es ist das-Kreuz der Peterskirche auf dem Vaticanberge, und bald wölbt sich unter ihm der un- geheure Dom. Der prächtigste Bau des neuen Rom, der Christenheit herrlichste und ehrwürdigste Kirche, steht entschleiert vor seinem Auge. Dort unter jenem prächtigen Gewölbe ist der geheiligte Boden, der das Blut der Apostel und Märtyrer trank. — Die Engelsburg, Roms Festung und Staatsgefäng- niß, über dem prachtvollen Mausoleum des Kaisers Hadrian erbaut, wird hierauf sichtbar; hoch oben schimmert der goldene Engel, von welchem die Feste den Namen führt. Bald steigt auch das Coliseum empor, Las größte 'Amphitheater der Stadt, das vom Kaiser Vcspasian erbaut wurde, nachdem unter ihm Jerusalem zerstört worden war. Es soll in einem Jahre von 12,000 gefangenen Juden aufgeführt worden sein und 100,000 Zuschauer gefaßt haben. — Schöner und immer schöner wird die Ansicht, immer mehr Bauwerke, immer mehrere der 364 Kirchen, welche Rom zählt, immer meh- rere der herrlichen Pa l ä st e werden sichtbar; im Hintergründe erscheinen die albanischen und sabinischen Hügel, und die blauen Berge der Apeninnen um- faßen sichelförmig den Gesichtskreis. Rom hat einen weit größeren Umfang, als man nach der Stärke seiner Bevölkerung, die mit den ab- und zugehenden Fremden etwa 200,000 beträgt, vermuthen sollte. Es umschließt aber so viele großartige öffentliche und Pri- vatgebäude, so viele Plätze und Merkwürdigkeiten, daß wir kaum auf Eines und das Andere hier hinweisen können. Die Peterskirche ist ein so ungeheures Gebäude, daß man 100 Jahre über ihrem Baue zubrachte und 64 Millionen Thaler darauf verwandte. Sie dehnt sich zu einer Länge von fast 400 und zu einer Breite von 150 Ellen aus; die Kuppeb, deren Durchmesser 65 Ellen be- trägt, hat einchöhe von 170 Ellen, so daß die größten Thürme unter ihr Platz hätten. Von der Ausdehnung des Vaticans, der nicht nur die gewöhnliche Wohnung des Papstes, sondern auch reiche Sammlungen in seinen Räumen enthält, kann man sich eine ungefähre Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß er 11,000 Zimmer zählt. Von den Festlichkeiten, welche die Fremden nach Rom ziehen, sind jdie glänzendsten die Girandola und die Kreuzbeleuchtung in der Peterskirche. Jene flammt zu Ostern und am Festtage der heil. Apostel Peter und Paul auf; sie besteht aus einem doppelten, mit 4500 Raketen versehenen Feuerrade und aus einer Menge anderer Feuerwerks-Vorrichtungen und wird auf der Plateforme der Engelsburg, hoch oben, wo der kolosiale, vergoldete Engel steht, abgebrannt. Was die andere Festlichkeit anlangt, so wird aus der höch- sten Wölbung der Kuppel, gerade über dem Hochaltare, ein 40 Fuß langes, messingenes Kreuz Herabgelasien, das mit 1000 Lampen bedeckt ist. Die Menschen, die daran Herumklettern, sehen wie unbedeutende Zwerge aus ; ihre Entfernung, die Weite des Raumes, in welchem sie hangen, und die Riesew-
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