— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
und Schutzwälle aus. Wie es auf dieser Höhe im Winter aussieht,
davon kann sich derjenige nur schwer einen Begriff machen, der uicht
selbst um diese Zeit die Bahn befahren hat. Ungeheuer sind die
Schneemassen, welche, vom Sturm gepeitscht, entweder meterhoch die
Bahn verlegen oder als Lawinen in die Tiefe donnern. Mit sieben
schweren Lokomotiven keucht im Winter der Schnellzug durch die
wirren Massen, welche Sturm und Niederschlüge angehäuft haben.
Ja, als der Reisende (Gerhard Rohlss im Winter 1876 die Sierra
Nevada passierte, mußten infolge eiues heftigen Schneesturmes sogar
zwölf der größten Maschinen arbeiten, um des Elementes Herr zu
werden. Um so herrlicher ist der Abstieg nach dem Goldlande Eali-
formen. Lauer wehen die Lüfte, die Vegetation wird reicher, und
zwischen den riesigen Tannen, Eichen und Cedern rauschen Wasser-
ädern von den goldreichen Hängen (vgl. Bild 84, S. 229). Bei
Sacramento ist der Endpunkt der Central-Pacificbahn. Die Schluß-
strecke von hier bis San Francisco bildet die Western-Pacificbahn,
welche schon früher als die große Union-Central-Pacificbahn her-
gestellt worden ist.
Ter Bau dieser letztern wurde 1863 begonnen und von den
beiden Gesellschaften mit einer Energie betrieben, die bis jetzt in
der Geschichte des Eisenbahnwesens unerreicht dasteht. Die größte
Leistung der Union-Pacificbahn-Gesellschast war die Legung des Ober-
baues vou sieben englischen Meilen (11 Km) in einem Tage; die
Central-Pacificbahn-Gefellschast brachte in der gleichen Zeit sogar
Iov2 englische Meilen (17 km) des Oberbaues fertig. Bereits am
10. Mai 1869, d. i. in der Hälfte der für die Vollendung des Baues
festgesetzten Zeit, wnrde bei Promontory Point der letzte Nagel zur
Befestigung der Verbindnngsschwelle der beiden Bahnhälften ein-
geschlagen. An diesem Nagel hatte man damals den Pacific-Tele-
graphen befestigt und die Sache zugleich so eingerichtet, daß sämtliche
Telegraphenstationen beim Einschlagen des Nagels ein Glockensignal
erhielten. Als nun gegen 3 Uhr nachmittags des genannten Tages
die Signale ertönten, flogen in Washington die Fahnen empor und
donnerten die Kanonen. In New ))ork läutete das Glockenspiel des
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
223
Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rheins Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Kaufläden_Calcutta's Frankreich Deutschland Nizza
118
5. Die Olive.
Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament-
lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume.
Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge-
sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün-
ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas
Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be-
nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch-
artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die
Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem
Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen
Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht,
namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten
spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde
der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt
aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein
Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er
unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber
sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge-
nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb-
lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken
sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust
des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina
nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der
Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn
ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und
Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens-
blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen
ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu-
fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus
dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in
seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste,
lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl
zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter
seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis
zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des
Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt.
Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin
Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle
Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven
Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte
auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
Vorbegriffe und Planzeichnen.
41
Zur Versinnlichnng von Gefäll und Seehöhe läßt sich von einem
Ende der Tafel zum andern eine Horizontallinie ziehen, in so viel Meilen
(von 10 zu 10) abgetheilt, als mau bedarf. Auf das eine Ende der Linie
setzt man eine senkrechte Linie, in Meter von 10 zu 10 oder von 50 zu 50
abgetheilt. Kennt man nun die Angaben von der Seehöhe verschiedener
Orte am Strome und ihre grade Entfernung vom Meere, so schreibt man
die letztere seitwärts an die untere Linie, welche zugleich die gedachte Fort-
setzuug des Meerspiegels bedeutet. Die Seehöhe aber nimmt man mit dem
Zirkel von der perpendienlären Meterscala ab und setzt sie mit einem Punkte
grade über jeden Ort. Nun zieht man von der Grenze des Meers (oder
Mündung des Flusses) zum nächsten Punkte, von diesem wieder zum nächsten
und so fort bis zur Flußquelle eine Linie. Auf solche Weise ist ungefähr
die Abdachung des Landes den Strom entlang zu versinnlichen. Doch be-
hält die Zeichnung immer den sehr groben Fehler, daß die Seala der See-
höhe nach Metern in gar keinem Verhältnisse steht mit der Seala der Orts-
entfernnngen in Meilen. Ueberdies macht der Fluß viele Krümmungen nach
verschiedenen Richtungen, und hier erscheint er in grader Richtung, wenn
auch bergab.
Nicht unpassend mag es sein, sich anch im Erfinden von Gegenden zu üben. Man
kann Aufgaben daraus macheu, z. B.: Zeichnet einen Bergstock oder vielmehr eine Berg-
gabel, wovon sich 2 oder 3 Arme ausstrecken. Aus 2 Thälern kommen Flüsse und
vereinigen sich zu eiuem größern. Der eine von ihnen fließt zuvor durch einen Berg-
see. Oder: Zeichnet ein Gebirg, das sich am untern Rande des Papiers erhebt und in
Krümmungen fortstreicht. Ein Seitenast bildet ein Längenthal mit Seuenschlnchten,
das in eiu Querthal ausläuft. Dieses mündet in ein Hauptthal, das durch einen
großen Arm des Gebirgs gebildet wird. Die Schluchten und Thäler sind mit Wasser-
fäden auszufüllen, die ein Hauptfluß vereint. Auf der andern Seite des Gebirgs ist
Abdachung zu einem andern Flußgebiete, oder auch zum Meere hin. Zeichnet die Küste
mit Buchten, einer Halbinsel, einem Vorgebirge. Ins Meer zeichnet Inseln n. s. w.
§. 17. Die vier Hauptgegenden.
Die Schüler sind jetzt ziemlich vorbereitet, den gewonnenen Ausdrücken
und Begriffen gemäß die Umgegend ihres Ortes beschreiben zu können.
Doch fehlt es noch an der näheren Bezeichnung der Lage der Oerter nach
den Himmels- oder Weltgegenden. Die Ausdrücke vor, hinter, rechts
und links, wodurch man sich zu helfen sucht, zeigen sich als unsicher.
Man leite sie also dahin, seste Punkte zu suchen, wonach die Richtung und
Lage der Gegenstände im Verhältnis unter einander zu bestimmen sei. Daß
solche Punkte außerhalb der Erde liegen müssen, wenn man überall auf der
Erde sich danach richten soll, wird bald klar sein. Es sind die Himmels-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
22
Vorbegriffe und Planzeichnen.
kann man nur mühsam hinauf reiten. Eine Böschung von 45° läßt sich
nur mit den Händen erklettern und gehört schon zu den schroffen.
Der Name Gebirg bedeutet eine Masse von Bergen und Bergrücken
mit Vertiefungen dazwischen. Der Theil eines Gebirgs, von welchem sich
nach verschiedener Richtung Bergreiheu oder Züge erstrecken, heißt der G e -
birg sstock oder Knoten; gehen drei Züge von ihm aus, so unterscheiden
ihn manche mit dem Worte Gebirgsg abel. Der höchste Rücken eines Ge-
birgs wird zuweileu Kamm oder First genannt, auch wohl Grat, wenn
er sehr selsig und scharfkantig erscheint. Aus dem Rücken erheben sich ge-
wöhnlich Gipfel, Kuppen, Hörner u. f. w.
Bergzüge, die nach verschiedenen Seiten im Gebirge auseinander ziehen,
heißen Arme, Zweige oder Aeste des Gebirgs.
Um die höheren Berge eines großen Gebirgs liegen niedere her, die
Vorberge. Liegen vor diesen andere noch niedrigere, so nennt man diese
die Vorberge und jene Mittelgebirg. Das Gebirg kann sich demnach
entweder in kleineren Bergen, Hochthäleru und Hochflächen allmählich ab-
stufen; oder, wenn es gleich zur unteren Tiefe des Landes sich senkt, ab-
fallen. Man hat deshalb die Ausdrücke: Es stuft sich schnell oder lang-
sam ab; es fällt schnell (kurz, steil) oder mäßig ab.
Zur deutlicheren Erklärung der einzelnen Bergtheile stellt Fig. 4 einen einfachen
perspectivisch gezeichneten Berg vor. Es ist hier A der höchste Punkt oder der Scheitel.
Die krummen Linien Aomkf und Apnlh sind die Seiten oder Hänge, und die
Linie Fm Hn, welche die Grenze auf der horizontalen Gebirgsohle Bcde darstellt,
ist der Fuß des Berges. Die aus der Kuppe A senkrecht zur Horizoutalebeue gezogene
Linie Aq ist die Höhe oder Axe des Berges. Wud der Fußpunkt b der senkrechten
Linie Kb durch eine Horizontale mit dem Punkte F verbunden, so entsteht das recht-
winklige Dreieck Fbk, dessen spitzer Winkel x den Böschungswinkel an der Stelle F
der Bergoberfläche andeutet. Dieses Dreieck heißt das Bö schungsdreieck.
§♦ 5. Von den Vertiefungen.
Wo es Erhebungen des Bodens gibt, sind natürlich auch Vertiefungen
da, sanfter und unmerklicher in den scheinbar flachen Gegenden, bedeutender
im wellenförmigen Hügellande, und am stärksten in den Gebirgen; doch
kommen auch in Flachgegenden oft scharfe Einschnitte des Bodens vor, und
an der Seite von Hochebenen senkt sich zuweilen das Land schnell zu tiefen
Thaluugen und niedrigen Ebenen herab. Die Vertiefungen in und an Ge-
birgen verdienen nähere Betrachtung. — Wo sich aus einem Bergrücken
oder Gebirgskamm mehrere Kuppen erheben, heißt die Vertiefung dazwischen
ein Sattel und, geht ein Weg hinüber, ein Paß. Von solchen Sätteln
hinunter laufen gewöhnlich Schluchten (Dellen), d.i. Einschnitte zwischen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
24 V orbegriffe und Planzeichnen.
ist die Thalsohle (Thalweg, Rinnsal). Thäler ziehen nicht so schroff ab
wärts als Schluchten; oft sogar liegt ihre Sohle fast wagrecht. Müudet sich
ein Thal in ein anderes, so heißt dieses Hanptthal, jenes Nebenthal.
§. 6. Zeichnung des Höhenprofils oder des Aufriffes.
Wenn wir einen Körper darstellen, d. h. den Eindruck, den derselbe
auf unser Auge macht, auf eine ebene Fläche (Papier oder dergl.) über-
tragen wollen, so können wir dies auf verschiedene Weise thuu. Wir können
den Raum, den ein Körper in verticaler Richtuug, d. h. nach der Höhe zu
ausfüllt, darstellen; natürlich wird damit zugleich auch eine horizontale
Ausdehnung desselben, d. h. eine Ausdehnung nach der Länge oder nach der
Breite, zum Ausdrucke kommen; eine solche Zeichnung gibt uns den
Aufriß oder das Profil des Gegenstandes. Oder wir können die Hori-
zontalausdehuuug eiues Körpers wiedergeben, d. h. den Verfolg der Richtuug
nach Länge und Breite, den Raum, den die Grundfläche eines Körpers be-
deckt; dies geschieht durch den Grundriß oder Plan. Aufriß und Grund-
riß nennt man auch geometrische Bilder. Endlich kann die Darstellung
eines Gegenstandes erfolgen durch das perspektivische d. i. fernsichtliche
(landschaftliche) Bild, auch kurzweg Bild genannt, welches zwar klare An-
schauungen, lebhafte Vorstelluugen von den äußern Umrissen der darzu-
stellenden Körper gewährt, jedoch nur von einer Seite derselben und so,
daß bei gleichzeitiger Abbildung vieler Körper manche davon für unser Auge
verdeckt werden und die entfernteren Gegenstände kleiner als die gleich
großen nähern erscheinen. Jede dieser drei Darstellungen hat ihre Vorzüge,
jede ihre Mängel; nur nebeneinander gestellt, sich gegenseitig ergänzend,
können sie eine vollständige Darstellung von Körpern gewähren.
In der Regel können weder Bild, noch Grundriß und Aufriß in natür-
licher Größe dargestellt werden; man nimmt eine Verkleinerung oder
Reduktion vor und zeigt mittels eines Maßstabes an, wie vielmal ver-
kleinert der Körper dargestellt worden ist. Stellt man z. B. eine Raum-
ausdehuuug eiues Körpers von 1 Meter (Länge, Breite, Höhe) durch eine
Linie von 1 Centimeter Länge dar, so nennt man dies ein Rednktionsver-
hältnis von 1: 100; der Grundriß selbst aber wird in diesem Falle, weil
eine Fläche bildend, nur einen Raum einnehmen, der 100 mal 100, d. h.
10000 mal kleiner ist als die Grundfläche des Körpers. Ausführlicheres
davon später. Halten wir uns nun an den Anfriß.
Wir wollen uns eine Gebirgsgegend denken. Könnten wir ein mehrere
Meilen lauges Messer grad über die hervorragendsten Gipfel derselben hin-
halten und die ganze Gegend senkrecht bis auf den Boden in zwei Theile
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]