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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Erdkunde - S. 18

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 18 — Länder it. s. w. in hohem Grade von den Oberflächengestaltungen der Festländer ab. — Erklärungen!) Je nach der größern oder geringem Erhebung eines Landes über den Meeresspiegel kann man drei Hauptformen der vertikalen Gliederuug unterscheiden: Tiefland, Hochland, Gebirge. Die zwei ersten dieser Formen bieten in der Hauptsache gewöhnlich flach oder doch einförmig gestaltete Oberflächen dar. Sie unterscheiden sich nur durch ihre Verschiedeue Höhe. Was im Durch- schnitt über 300 in Meereshöhe hat, kann man zum Hochlande rechnen. Besonders einförmige und flache Tief- und Hochländer heißen Tief- bezw. Hoch-Ebenen (Plateaus, Tafelländer). Sanfte Bodenerhebungen bilden je nach Umständen Landrücken (z. B. uralifch-baltifcher Landrücken), welliges Hoch- bezw. Tiefland, Hügellaudschafteu u. f. w. Bedeutendere, oft auch steilere Eiuzelerhebuugen heißen Berge. Man unterscheidet an denselben den Fuß, die Abhänge und den Gipfel. Weit ausgedehnte, stark gegliederte und zerklüftete Er- Hebungsmassen von bedeutender Meereshöhe heißt man Gebirge. Dieselben erscheinen oft als eine Summe znsannnengruppierter Berge, die durch größere oder geringere Einsenkungen, durch Thäler und Schluchten aller Art voneinander getrennt sind. Nach ihrer Höhe zerfallen die Gebirge in Hoch-, Mittel- und Vorgebirge. Die Hochgebirge tragen auf ihrem Rücken mehr oder weniger ausgedehnte Schnee- und Eisfelder (Gletscher). Je nachdem die einzelnen Teile des Gebirges linienartig an- geordnet oder gruppen- und massenartig umeinander gelagert siud, unterscheidet mau Ketten- oder Gruppen-(Massen-)Gebirge. (Die Alpen, Pyrenäen, Karpaten, Kordilleren z. B. sind Kettengebirge.) Diejenige Linie, welche über die höchsten Erhebungen eines Ketten- gebirges hinführt, heißt der Kamm. Derselbe zeigt auf- und nieder- steigende Krümmungen, welche durch Gipfel und durch Eiusatteluugen hervorgerufen werden. Mit dem Kamm fällt in der Regel anch die Wasserscheide zusammen. Ist der Kamm schmal und scharf, so heißt er Grat, ist er breit und flach gerundet, so nennt man ihn Nucken.

2. Erdkunde - S. 41

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 41 — a) Nicht bloß die tiefeingeschnittenen, reichbewässerten Thäler, auch die Abhänge des Gebirges sind anbaufähig und deshalb auch bewohnbar. Die Abnahme der Wärme von 5—6° auf je 1000 m bedingt vier Höhenzonen des Pflanzenwnchses und der landwirtschaftlichen Nutzung. 1. Der Gürtel des Weinstockes mit Nußbäumen im Norden und Kastanien im Süden (600 m). 2. Der Gürtel des Getreidebaues und der Buchenwälder, wo der Mensch noch in größern Ortschaften wohnt (1400 m). Bild 8. Gletscher mit Moräne. 3. Der Gürtel der Nadelhölzer, wo saftige Weiden vor- zügliche Rindviehzucht gestatten und der Mensch noch Dörfer oder Einzelhöfe bewohnt (1800 in). 4. Der Gürtel der Almen bis zur Schneegrenze (2600 m), wo die Alpenrosen purpurn blühen und die Hirten (Sennen) in der schneefreien Jahreszeit ihre Herden auf würzige Hochweiden führen. b) Zahlreiche Querthäler und tiefeingeschnittene Pässe fördern die Anlage von Verkehrswegen, an denen kein Hoch-

3. Erdkunde - S. 55

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 55 — a) Das finster bewaldete, moorige Jser gebirge mit der Tafelfichte (1123 in) und das wallartig emporsteigende Riesen- gebirge. Der 30 km lange Riesenkamm ragt über die Grenze des Fichtenwuchses (1250 in) hinaus und trägt auf seinem mit Sumpfwiesen, Moorgründen und Knieholz bedeckten Rücken eine Reihe felsiger Kegel; die Schneekoppe (1605 in) ist der höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen. b) Das kohlenreiche Waldenburger Gebirge, das Durch- gangsland zwischen Schlesien und Böhmen. c) Der Gl.atzer Gebirgskessel, ein von Gebirgen ein- gerahmtes Rechteck von 300 m Höhe mit dem Glatzer Schnee- berg (1422 m). d) Das Mährische Gesenke (Jesenik, d. h. Eschengebirge), ein langgestrecktes, flachgewölbtes Massengebirge mit dem 1500 in hohen Alt Vater. Das von Nordosten nach Südwesten ansteigende Stufenland Böhmen ist auf drei Seiten von Gebirgswällen eingeschlos- sen: von den Sudeten, vom Lausitzer- und Erzgebirge und vom Böhmerwald; nach Südosten wird es durch das mährisch-böhmische Hügelland von Mähren getrennt. Der Böhnierwald streicht vom Fichtelgebirge längs der Reichsgrenze nach Südosten; er erreicht im Arber 1500 in Höhe und verzweigt sich mit dem Bayrischen Wald zwischen Regen und Donau. ?ie norddeutsche Tiefebene. Die uorddeutschetiefebene zwischen dem deutschen Mittel- gebirge und der Ost- und Nordsee wird durch die Elbe in zwei Teile geschieden. 1. Der ostelbische Teil wird von zwei niedrigen Land- rücken durchzogen. Der nördliche oder baltische Landrücken ist eine seenreiche Platte (s. S. 62), die im Turmberg bei Danzig 330 in Höhe erreicht. Er zieht der flacheu, meist durch Sanddünen (Bild 18) geschützten Ostseeküste parallel und tritt erst in Schleswig-

4. Erdkunde - S. 130

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 130 — vom Meere entfernt liegen. — Die anßerordentlich reiche natürliche Bewässerung der Lombardei wird durch ein teilweise uraltes Netz von Berieselungskanälen den lechzenden Fluren zugeführt und dadurch jene strotzende Üppigkeit hervorgebracht, die Oberitalien zu einem so gesegneten Landstrich macht. Der Boden ist höchst fruchtbar; er liefert zwei Ernten (Weizen und Mais) nacheinander. Wiesen werden jährlich vier- bis fünfmal gemäht. Die sumpfige Küstenniederung eignet sich besonders zum Anbau von Reis. Außerdem bringt der Boden noch Wein, Feigen und Kastanien hervor; auch wird überall der Maulbeerbaum gepflanzt. In den Getreidefeldern find oft Feigen- und Maulbeerbäume reihen- weise angepflanzt, indem sie zngleich die Stütze für die Weinrebe bilden, so daß ein Grundstück neben Getreide noch Feigen und Wein sowie Nahrung für die Seidenraupe liefert. Mit Recht wohl nennt man daher die lombardische Tiefebene den „Garten Europas". B. Die eigenttiche Kalöinset hat ihr Rückgrat im A p e n n i n. Er zieht von den Meeralpen aus in einem steil zum Meere abfallenden Bogen um den Golf von Genua, nimmt dann eine südöstliche Richtung an und teilt sich in zwei Züge, die das wilde Hochland der Abruzzen einschließen; die östliche Kette steigt im schroffen Gran Sasso bis zu 3000 m an. Wieder vereinigt verläuft das Gebirge, der Westseite Italiens sich nähernd, mit abnehmender Höhe bis zur Südspitze der Halbinsel. Die Gebirge Siciliens erscheinen als eine Fortsetzung des Apennin. Hart an der Ostküste erhebt sich der riesige Vulkankegel des Ätna fast 3300 m hoch. Zu beiden Seiten des Apennin breiten sich mehrere kleine Ebenen aus, so die toskanische, die römische, die apulische und die campanische Ebene. Letztere, das „Paradies von Europa", ist auf das sorgfältigste bebaut und mit zahlreichen Städten und Dörfern übersät. In verschwenderischer Fülle hat die Natur ihren Segen über die campagna felice (die glückliche Ebene) ausgegossen. Dichte Kastanienwälder bedecken die Berge, an deren Abhängen die

5. Erdkunde - S. 203

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 203 Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola, das große Gebiet südlich der Kongomündung. Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt) reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil seines Stromgebietes aus. (Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge- biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.) Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun, 3. Deutsch-Südwestafrika. Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa 100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang, ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch- ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er- zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.). Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.° östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen- gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt. Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun- gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr- artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an- gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.

6. Erdkunde - S. 207

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 207 Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch- Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland, und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind: Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika. Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen- bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein- artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.), Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.). Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich 6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.). Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill. E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein Wie Kamerun, so hat auch Deutsch-Ostafrika einen schmalen, stark bewässerten, fruchtbaren, aber ungesunden Küstenstrich, dem sich nach innen ein grasreiches, von Gebirgen durchzogenes Hoch- land anschließt. An der Nord- grenze erhebt sich die vulkauische p fruchtbar. Die Anpflanzung von Kaffee und Tabak verspricht guten Masse des Kilima-Ndscharo bis zu 6130 m. Das Gebiet ist vollständigen Mangel eines natür-

7. Erdkunde - S. 256

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 256 — hat. staunen, wenn er durch das Hauptportal eingetreten ist! Es ist die echt deutsche, es ist die christliche Kunst, die uns aus den herrlichen Pfeilern und Türmen, aus der ehrfurchtgebietenden Säulen- halle nach allen Richtungen hin entgegentritt mit einer Pracht und Vollkommenheit, die ihresgleichen sucht. Berühmt ist auch das großartige Uhrwerk, welches zwei Männer Namens Haberecht — und zwar Vater und Sohn — nach Zeich- nungen des Mathematikers Dasypodeus (Rauhfuß) verfertigten. Die alte Uhr, welche seit 1789 stockte, wurde 1842 von Schwilgue kuust- reich erneuert. Durch das Uhrwerk werden Figuren bewegt, von welchen abwechselnd jede Viertelstunde angeschlagen wird. Nach Ab- lauf jeder Stunde erscheinen die vier Lebensalter des Menschen, und während sie vorübergehen, schlägt der Tod mit einem Knochen die Stundenzahl an. Um 12 Uhr mittags ziehen die zwölf Apostel vor dem Herrn vorüber, und. ein Hahn auf der Spitze des Uhrwerkes schlägt mit den Flügeln und kräht dreimal. Ein weiteres Meisterwerk des Münsters ist der Turm; seine Höhe beträgt vom Boden aus 142 in. Als eigener Bau erhebt er sich von der Plattform, welche sich über dem großen Portale aus- breitet und der Grund von zwei gleichartigen Türmen werden sollte. Vollendet wurde der Turm im Jahre 1439 durch Johaunes Hültz von Köln. Besonders bewundert wird die Majestät, mit welcher der Bau bei aller Leichtigkeit und Zierlichkeit in durchbrochener Arbeit emporstrebt. Man steigt bis zur Hälfte der Turmhöhe und hat von der Altaue eine ausgedehnte Fernsicht über die ganze Stadt und Umgebung. Ist man schwindelfrei, so kann man mit besonderer Erlaubnis die sogen. Laterne, den höchsten zugänglichen Punkt, er- steigen, vou dem aus das Auge eine entzückende Rundschau genießt. Im Westen breitet sich die liebliche Ebene des Elsasses aus, im Hintergründe von dem gebuckelten Wasgan begrenzt; im Osten ent- falten sich die wolkenumflorten Berge des Schwarzwaldes; gegen Süden schimmern die Schweizer Alpen und der Jura. 461 Jahre gingen vorüber, ehe der Straßburger Münster in seiner jetzigen Gestalt vollendet war. Nur der christliche Sinn und

8. Erdkunde - S. 303

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 303 — scheint die Sonne in diese düstere Tiefe. Es ist das Thal der Schatten und der Graber, und wer über die Brücke geht, die dort den Kidron überbaut, wird unwillkürlich von Grabesschaner be- schlichen. Rechts von der Brücke befinden sich die Gräber Absaloms, Josaphats und Zacharias'. Vor Absaloms Grab liegen eine Masse aufgeschichteter Steine. Heute noch werfen die Orientalen Steine vor die Gruft, indem sie einen Fluch aussprechen wider den gott- losen Sohn und wider jeden, der seinen Eltern nicht gehorcht. Ein hoher sittlicher Ernst liegt in diesem Brauche. — Am Ende des Thales Josaphat ist die Quelle Siloah. Könige und Propheten haben auf das Rieseln dieses Quells gehorcht und in seiner Kühle Trost in Bekümmernissen gesucht. Nirgeuds in der ganzen Umgebung Jerusalems kann der Wanderer sich mit einem Trünke Wassers er- frischen; nirgends findet er Schatten, um auszuruhen von den Müh- seligkeiten der Reise; nnr am Quell Siloah ist es ihm vergönnt, die lechzende Zunge zu erfrischen und das müde Haupt im Schatten niederzulegen. Auf Moria erhebt sich mit hochgewölbter Kuppel an derselben Stätte, wo einst der jüdische Tempel stand, die Moschee des Omar, nächst den Moscheen in Mekka und Medina das größte Heiligtum der Mohammedauer; denn sie umschließt die Stelle, von der aus Mohammed gen Himmel gefahren sein soll. — Der Kessel des Toten Meeres begrenzt die Aussicht gegen Südost. Tiefe Trauer, düsteres Schweigen liegt auf dem See wie auf der ganzen Umgebung desselben. „Dort im Osten," sagte mein Führer zu mir, „sehen Sie Bethanien und den Qlberg." ■—- Nächst Bethlehem ist Bethanien gewiß der lieblichste Ort, den der Reisende weit und breit findet. Und welch teure Erinnerungen knüpfen sich an diese Stätte! Hier haben Lazarus, Maria und Martha gewohnt; in ihrem Kreise hat Jesus ausgeruht von der heiligen Arbeit. Bethanien möchte ich den Ort der stillen Liebe nennen; es ist so einsam, so traulich an den Berg gebaut, rings von schattigen Bäumen und grünenden Feldern umlagert, daß man, umgeben von geliebten Herzen, darin wohnen möchte. Noch heute wallen alle Pilger besonders gerne nach Bethanien.

9. Erdkunde - S. 293

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 293 — Begleiter glücklich in die Tonne gelangt war. ging es rasch entlang der schroffen Wand in die Tiefe hinab, und nach fünf Minuten fühlte ich mit großem Behagen festen Boden unter mir. Da ich nun in dem schaurigen Schlünde stand, kam ein unheimliches Gefühl der Verlassenheit über mich. Der mit düstern Wolken überzogene Himmel bildete gleichsam die schwarze Decke zu dem leeren Sarge eines Riesen; in furchtbar schauriger Schönheit stiegen die schroffen Wände aus der Tiefe empor. Es war eisig kalt; niemals dringt ja ein erwärmender Sonnenstrahl hierher. Der Abbau des Erzes kann deshalb auch nur im Sommer betrieben werden; im Winter werden die während des Sommers gewonnenen Erze verhüttet. Durch künstliche Hinabführung warmer Luft befördert man im Frühjahr das Schmelzen des Eises. Die lange Macht und die Mitternachtssonne in Kammerfest. Das Hlordkap. Hammerfest ist die nördlichst gelegene Stadt der Erde. Die lange Nacht, in welche die Stadt im Winter gehüllt ist, bildet auch die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Die Fische haben Frieden; der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort in trägem Winterschlafe, bis der nene Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, dann sitzen sie die meiste Zeit am Karten- tische, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, da im Osten ein Lichtstreis hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kaum noch ein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist aber doch nicht gauz so, wie wir sie nns vorstellen. Die Sonne ist freilich acht Wochen ganz unter dem Horizont, und vier Wochen lang — von Mitte Dezember bis Mitte Januar — ist so tiefe Finsternis, daß bestandig Licht gebrannt werden muß. Indes tritt bei hellem Wetter um die Mittagsstunde eine Art Dämmerung ein, so daß man am Fenster ungefähr eine

10. Erdkunde - S. 295

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 295 — schein macht es wohl allein möglich, daß bei Hammerfest noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handelsherren, die, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hierher kommt, thut es natürlich des Gewinnes wegen; wer aber hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso- sehr wie der Lappe seine Renntieralpen oder der Grönländer seine Eisbuchten. Das Nordkap, ungefähr 115 km von Hammerfest entfernt, bildet die nördlichste Spitze der Insel Magerö. Die Ufer steigen als nackte, öde Felsen steil aus dem Wasser. Die Schluchten sind bis zum Meere herab mit Schnee angefüllt. Hin und wieder ist ein Fleck mit Moos oder kurzem Gras bedeckt. Kein Baum, kein Strauch, keine Spur einer menschlichen Wohnung ist sichtbar. Selten werden die einsamen Gewässer von dem Segel eines Schiffes belebt; die grausige Stille wird nur von dem Geschrei der Möwen unterbrochen, welche in unzähligen Massen in den Rissen und Spalten der Insel Hansen. „Als wir uns" — erzählt ein Reisender — „dem Vor- gebirge näherten, saßen auf jeder Felsenleiste Tausende weißer Möwen, welche zur nächtlichen Ruhe gegangen waren; aber schon waren die Vorbereitungen getroffen, ihren Schlummer zu stören. Die Kanone des Dampfers wurde gegen die Felswand abgefeuert. Die Antwort war ein Schrei, so wild, durchbohrend, verwirrend, daß er mir noch heute in den Ohren tönt. Mit dem Schrei kam ein Rauschen, wie von einem Sturm im Walde; eine weiße Wolke brach aus den Ge- wölben, gleich dem Rauche eines antwortenden Geschützes, und in einer Sekunde war die Luft von Vögeln erfüllt, so dicht, als im Herbste die Blätter liegen. Ein zweiter Schuß trieb auch aus andern Höhlen die Möwen. Das Schwirren, Rauschen und Schreien der Vögel, die über unsern Häuptern kreisten oder wie dicke Schneeflocken auf das Waffer niederfielen, war wahrhaft entsetzlich. Es waren sicher 50 000 Möwen in der Luft, während eine ähnliche Anzahl an der Außenseite des Felsens hing oder aus der Tiefe der Gewölbe hervorschrie." (Nach Mügge und Taylor.)
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