36
Die deutschen Kolonieen.
der wie ein Ahornblatt ausgezackte Kamerun - Bns en*), nach dem anch das Ge-
birge und die ganze Kolonie benannt ist. Es ist eine hafs-artige Weitung, die
durch die ungestüme Welle des Ozeans aufgerissen ist und welche die zahlreichen
Küstenslüsse mit ihren Münduugsdeltas wieder zuzuschütten streben. Die bedeutend-
sten sind der Wuri und der Mungo, zum Teil schiffbar.
c) Auf kreisrundem Sockel erhebt sich das großartige Kamerun-Gebirge,
ein erloschener Vulkan von 4000 m Höhe, der letzte in der Vulkanreihe, die, aus
den benachbarten Guinea-Inseln anhebend, den Gols diagonal durchquert. Sein
Fuß, der an der Küste in mehrere gute Häfen zerklüftet ist, wird von tropischem
Urwalde umgürtet, während der Gipfel manchmal Schnee trägt und die Höhe durch
Stürme und Gewitter recht unwirtlich wird. Bei den Eingeborenen heißt er
Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg.
d) Die kleine Knstcnebcne n.w. vom Götterberge ist wiederum ein Gewirr
von Flußdeltas.
Das Klima des Küstenlandes ist bei einer wenig schwankenden Durchschnitts-
wärme von + 29° C für Europäer verderblich; namentlich die vom Seewasser
umspülten Mangrove-Dickichte**) hauchen giftige Dünste aus. und die Gefahren des
Gallenfiebers und der Dysenterie (Ruhr) gestatten dem Weißen höchstens einen
dreijährigen Aufenthalt. Das Hochland ist etwas gesünder, und die Hitze «Durch-
schnittswärme etwa'21") wird oft durch Kälteschauer unterbrochen. An der Küste
fallen beträchtliche Regenmengen, wohl die sechsfachen wie im norddeutschen Flach-
lande (55ein) und überwiegend während des Höhenstandes der Sonne. Sie speisen
den dichten, dunklen Urwald, der unweit der Küste anhebt und an den Hochlands-
rändern viele Kilometer breit hinaussteigt. Die Nährfrucht der Küstenstämme
sind die Brot liefernden, schotenförmigen Früchte des Bananenbaumes oder Pifangs,
der mit seinen schön geschnittenen Blättern der unzertrennliche Begleiter der tropi-
schen Palme ist; auf dem Hochlande werden sie ersetzt durch die üblichen Getreide-
arten Inner-Asrikas, wie Durra und Reis. Reich ist die Tierwelt: im Urwalde
tritt der Gorilla aus, Schlangen mannigfaltigster Art, Leopard, Hyäne und große
Wildschweine, ans den Grassluren des Hochlandes Antilopen. Büffel und hier wie
dort Elefanten in großen Herden, so daß Elfenbein jährlich noch im Werte von
etwa y2 Mill. Mark ausgeführt wird (in Deutsch-Ost-Afrika der ttfache Betrag).
Den Wert des Landes aber bedingt seine unerschöpfliche Fruchtbarkeit, die es zur
Perle der Guinea-Länder macht und seine Zukunft als Pflanzungskolonie sichert,
falls es gelingt, den Neger zu stetigerer Arbeit zu bewegeu. — Gegenstände der
Ausfuhr sind namentlich der aus dem Safte der Landolphia-Lianen gewonnene
Kautfchuk, Palmöl und P^lmkerne. Eingeführt werden dieselben Waren wie in
Togo, dazu vor allem Baumwollenzeug. Stark verlangt wird im salzarmen Ada-
maua und audern Hinterländern das Salz, das fast als Geld gilt und von den
Briten auf dem Benue oder von den Tuareg aus der Sahara mit Karawaueu zu-
geführt wird. Das Geld vertreten hier außer deu uoch in Wien geprägten Maria
Theresia-Thalern die im Indischen Ozean gewonnenen, 2,« ein langen Kauri-
muscheln, von denen 2000 Stück hier etwa 3 Mk. werten. Die Zölle und
Hafengelder der Kolonie decken schon seit mehreren Jahren ihre Verwaltungskosten.
Die Volkszahl war bisher nur für ein küstennahes Gebiet, das nicht
größer ist als die Provinz Westpreußen, mit einiger Sicherheit zu be-
rechnen und zwar aus etwa '/2 Mill. Der Süden ist besetzt von bctt
Bäntu-Negern S.-Afrikas.
An der Küste wohnen die „Zwischenhändler-Stämme", die sich des ge-
*i Kamerün-Fluß, vom port. caiuaröes ^kamaröngschj, bedeutet Krabbenfluß.
**) S. Bilderanhang S. 58.
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Extrahierte Personennamen: Götterberg Durra Maria
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Gols Hochlands- Deutsch-Ost-Afrika Togo Sahara Wien Indischen_Ozean
34 Die deutschen Kolonieen,
der besten Männer nnter den Afrika-Forschern das Leben gekostet haben (L. Wolf,
v. Francois),^ jedoch scheint das trocknere Hochland erheblich gesünder zu sein.
Herrlich ist das Pfianzentnld, gebildet aus schön gefiederten Öl- und Kokos-
palmen, Affenbrotbäumen, von denen fast jeder einzelne einen kleinen Wald für
sich bildet, und von Lianen umkränzten Urwaldbäumen. Auf der roten Ebene baut
die dichtgedrängte Bevölkerung die Früchte des Sudans an: Mais, Durra «Mohren-
hirse, Sorghum), mehlhaltige Wurzelgewächse «Kasfave, '?)ams) und Baum-
wolle; die Grasfluren des Hochlandes ernähren zahlreiche Rinder, Pferde und
Efel. Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind das aus dem Fruchtfleisch der
Olpalme gewonnene Ol, ihre ebenfalls Öl liefernden Fruchtkerne, die „Palm-
kerne", und Gummi. Eingeführt werden namentlich Gewehre, Schießpulver und
leider die dem Neger so verderblichen Spirituosen. Der Eigenhandel des Schütz-
gebietes leidet darunter, daß die Handelspfade aus dem Innern nicht nach unserer
Küste, sondern zumeist nach Salaga und dem ziemlich schiffbaren Bolta führen,
dessen Mündung den Briten gehört. Die Zolle decken aber bereits die Ausgaben
der Niederlassung, und diese hat alle Aussicht, eine einträgliche Pflanzuugskolonie*)
zu werden.
Die große Masse der Bevölkerung bilden die Evhe, die zu den Sudan-
Negern gehören, kräftig gebaute, dabei friedfertige und sogar ziemlich
arbeitsame Menschen. Ihre Religion ist der Fetischdienst.
Ortschaften. Erworben wurde das Schutzgebiet J884 unter Nachtigals
Mitwirkung. Faktoreien^) von Deutschen und anderen Europäern sinden sich nur
an der Küste. Sitz des kaiserlichen Kommissars ist Sebe, hart au der französischen
Grenze. —Küstenorte sind von W. nach £). Klein-Popö^) (10000 (5.), Togo
(8000 E.), Bagida und Lome. — Am Gebirgsrande nahe dem 7. Parallel liegt
die Station Mrsahöhe; die nördlichste ist Bismarckbnrg, auf dem Hochlaude
uahe der Gradkreuzung 8+1.
2. Kamerün.
[Zur Zeit etwa 400000 qkm, alfo größer als das Königreich Preußen. ]
Lage und Grenzen. Deutsch ist die Küste zwischen den beiden Guinea-
Teilen im innersten Winkel der Busen von Benin und Biäsra, vom
Akloa-Aasef) bis zum Campo-Flnsse^ sie ist mit 320 km etwa so lang
wie die Ems. Von der Campo-Mündung läuft die Grenze nach O., an der
anderen Seite n.o.-wärts über Ao la, die Hst. des Sud an-Reich es
Adamaua, dieses recht unglücklich in zwei Teile zerschneidend, ans den
Tsäd-See zu. Aus diesen Mittelpnnkt des gesegneten Sudans weist
wie ein Pfeil aus gespanntem Bogen die Spitze des Busens von Benin,
und die Bedeutung unseres Gebietes für den Welthandel hängt davon ab,
ob die Deutschen in dem Streben nach jenem Ziele sich wirklich von den
Franzosen überholen lassen werden, nachdem schon die Briten die beste
*) Unter Pflanzung (Plantage) versteht man in diesem Sinne den im großen be-
triebenen Anbau von tropischen oder subtropischen Früchten durch Eingeborene unter
Leitung von Weißen.
** Faktoreien sind von Handelshäusern im Auslande angelegte Warenhäuser zum
Aufkauf ausländischer und Verkauf eigener Waren, S. Bilderanhang S, 57.
***) D. i, portugiesisch ^ Volk, Stamm; Groß-Popö liegt im französischen Gebiete.
+ Dieser Mündungsbusen wird von deutscher Seite als Grenze angenommen statt
des zu diesem Zwecke früher mit den Engländern vereinbarten Rio d el Ney, der wegen
seiner Lage dazu nicht verwendbar scheint.
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— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Kleinasien Makedonien Saloniki Thessalonich Ägäischen
Meeres Kreta Bosnien Bulgarien Balkan Donau Sofia
Der Nordrand
199
c. Französischer Schutzstaat Tunis (Tunisie),
[100000 qkm, 1,9 Mill. E-, 19 auf 1 qkm.)
Der östlichste Teil des Atlas-Landes, mit günstigem, wenn auch meist reich-
lich trocknem Klima und wenigstens im N. überall kräftigem Pflanzenwuchse;
10 Mill. Ölbaumstämme. Während im S. wegen Regenmangels der Acker
nur alle 3 Jahre Getreide trägt, steigt der Wert des Weidelandes von 10 kr.
für den lia auf 800 fr., wenn es mit Ölbäumen besetzt wird; 1160 qkm find mit
Korkeichen bestanden, von denen 1000 qkm einen zusammenhängenden Wald
bilden. An den Schotts ist der Anbau der Dattel auf die Oasen beschränkt.
Ausfuhr von Getreide, Öl, Vieh, Wein, Halfa und Schwämmen. — Sehr
wenige Franzosen, aber 64000 Italiener.
Tunis (170), die farbenprächtige Hst., die Perle der berberischen Städte, mit dem
Hafen La Goletta, von dem ein tiefer Kanal an die Hst. führt. Von dem durch die
Araber znm zweitenmal zerstörten Karthago (n.ö. von Tunis) ist nur noch weniges
Gemäuer vorhanden. Diese Küste hat wegen ihrer vorzüglichen Handelslage an der
Pforte zwischen beiden Hälften des Mittelmeeres stets eine große Hafenstadt getragen. —
Nahe dem Kap Blanco der neue Kriegshafen Bizerta. In der Mitte Kairuan, mit
deni Hafen Susa (oder Sousse), eine der heiligen Städte des Islam, voll prächtiger
Bauten. Im S.o. der wichtige Hafen Sfax.
B. Türkische Provinz Tripolis (mit Aessan).
An der Südküste des Syrtenmeeres das eigentliche Tripolisx, mit der
gleichn. Hst., die wichtig ist als Eingangspforte in den Sudan. Starke Ausfuhr
des Halfagrases. ■—- Weiter s. die Öasenlandschaft Fessän mit Mürsnk. — Ö.
davon die schwer erreichbaren Kufra-Oasen, von Rohlfs erforscht, tlnabhängig.
Aist dem Wege nach Mürsuk liefern noch wohlerhaltene, große Wasserbehälter und
Steinhäuser bis zu 3000 qm Flächenraum in den Oasen, so in Bondschem, einen Be-
weis dafür, wie tief die Kultur der Römerzeit in die Wüste eingedrungen war.
C. Kochtand von Warka,
inselartig durch Wüsten und Meer abgeschlossen und ganz ans sich selbst an-
gewiesen. Einst mit den blühenden Orten der dorischen Pentapolis, d. i.
Fünfstadt, darunter Kyrene, besetzt, bildet das Hochland ans seiner durch
starken Winter- und Frühlingsregen fruchtbareit Oberfläche jetzt ein grünes
Weideland, während der steile Küstenstrich reich an Quellen und Wald ist.
Bengäsi, an der Großen Syrte, Hst. der türkischen Provinz Barka.— Im grünen
Waldlande weiße Trümmer griechischer Städte. — Das Land ist der Mittelpunkt der
glanbenseifrigen mohammedanischen Sekte der Sennssi, die dem europäischen Einflüsse
in Jnnerafrika mit Erfolg entgegenarbeitet.
Vi. Die Inseln um Afrika.
A. Im Indischen Hzean.
1) Sokötra, vor der O.-Spitze Afrikas, das Vaterland der besten Aloe, eines als
Herlmrttel vielgebrauchten Bitterstoffes aus den Blättern des Aloe-Baumes (s. Fig. 114
S. 181). Merkwürdige weiße, säulenartige Gurkenbäume. Englisch. 1
1 Dieser viermal — als Provinzname hier, als Stadtname hier, in Arkadien und in Syrien,
s. S. 211 vorkommende griechische Name bedeutet „Dreistadt", Gesamtheit dreier vereinigter Städte.
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Brasilien.
173
Jahre 1897 gehoben; sie besteht zumeist aus Kaffee, Baumwolle und Zucker; dann
folgen Erzeugnisse der Viehzucht, Gummi, Tabak, Mate, Kakao, Diamanten u. s. w.
Die Bevölkerung besteht 1) zu etwa 9% aus Indianern, wovon gegen
600000 als „Wilde" vor der Besiedlung immer weiter in die Wälder zurück-
weichen, wie die Botocuden, so genannt, weil sie sich ein rundes Stück Holz
(öotogutz) durch ein in der Unterlippe angebrachtes Loch stecken; der reißende
Rückgang der roten Rasse ist ebenso bedauerns- wie beachtenswert. 2) zu 18%
aus Negern; 3) zu 37% aus Mischlingen; 4) ans Weißen, vornehmlich
portugiesischen Kreolen, die sich aber beim Überwiegen der Farbigen der Auf-
gabe nicht gewachsen zeigen, ein so weites Gebiet zu besiedeln. Die Versuche,
diese Aufgabe durch Heranziehen von Einwanderern ans Europa zu lösen,
mußten sich notgedrungen auf den außertropischen Süden beschränken, wo
die deutschen Niederlassungen sich kräftig entwickeln und ihr Volkstum in-
mitten der romanisch redenden Bevölkerung bewahren. 8oo/g sollen Analpha-
beten sein, während für den höheren Unterricht besser gesorgt ist.
Geschichte und Verfassung. 300 Jahre nach der Entdeckung des Landes durch den
Portugiesen Cabräl erstrebten die Kreolen in dieser portugiesischen Kolonie aus ähnlichen
Gründen wie in den spanischen die Loslösung vom Mutterlande, und als der vor den
Franzosen geflüchtete König Johann Vi. 1821 dorthin zurückkehrte, seinen Sohn Dom
jdong'j Pedro als Prinz-Regenten zurücklassend, wollte Brasilien sich nicht mehr auf ge-
wohntem Fuß als abhängige Kolonie regieren lassen. 1822 nahm Dom Pedro I.
die ihm angetragene Kaiserwürde an. So war das Land ein konstitutionelles Erb-
kaisertum bis zum Jahre 1889, wo es durch einen Aufstand des Heeres in eine Bun-
desrepublik von 20 Staaten und einem Bundesdistrikt (der Hauptstadt) verwandelt
wurde. Der Präsident wird auf 4 Jahre gewählt. Senat und Kammer der Abgeord-
neten. — Das Heer zählt 18 000 Mann, die Kriegsflotte 52 000 t.
Rio de Janeiro sriu de janerujß d. i. Januarsfluß, weil die Expedition Vespuceis sweß-
püttschisj — es war am Neujahrstag 1501 —, getäuscht durch den engen Eingang
zu der wundervollen Bai, hier einen Fluß zu erblicken meinte; fast unter dem Wende-
kreise, Hst., nächst Buenos Aires die erste Stadt Süd-Amerikas (800) und der erste
Handelsplatz des Landes. Der Hafen von Rio ist einer der größten und schönsten der
Erde. Den tiefen, gefahrlosen Eingang bildet eine schmale Spalte zwischen bewaldeten
Granitpfeilern mit einem Jnselfort in der Mitte. Die Fahrt führt vorüber an
Buchten, die, bisher verborgen, neckisch sich auftun, bis endlich das trotz seiner
engen, teilweise auch hügeligen Straßen glänzende Rio selbst erscheint, samt den Vor-
städten längs dem „verborgenen Wasser" ausgedehnt, der inselgeschmückten, von ihren
Bergen umgebenen Bai. „Leute, die vom St. Elmo herab den Golf von Neapel
überschaut, die Konstantinopel gesehen und die großartigen Szenerien der Alpen
bewundert haben, geraten beim Anblick dieses Paradieses in Entzücken."
Im Staate Para, im Gebiete des unteren Amazonas und Tocantins:
Belem2, aufblühende Handelsstadt, am Rio da Para (65), sammelt den Handel der
großen Stromgebiete.
Recife sreßifej, d. i. Riff, de Pernambüco, gewöhnlich bloß mit dem letzteren Namen
bezeichnet, der etwa unserem „Haff" entspricht (190). Starker Handel'und Ausfuhr
von Zucker, Baumwolle, Spiritus, sowie des besten Brasilholzes. Dampferlinien
von Rio — Bahia — Pernambüco nach Liverpool und den deutschen Nordseehäfen.
Bahia sbaiaj, d. i. „Bai", nämlich Allerheiligen-Bai (175), Hafen für Zucker, Baum-
wolle und Tabak.
Säo Paulo jßäung paüloj, unter dem Wendekreise, Mittelpunkt der Kaffeepflanzungen (65).
Der Ausfuhrhafen für diese ist Santos, eine der schlimmsten Stätten des gelben
Fiebers. 1
1 Das j französisch sprechen.
- D. i. Bethlehem.
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TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Pedro Pedro_I. Janeiro Pernambüco
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Europa Neapel Konstantinopel Tocantins Recife Bahia Liverpool Bahia Bethlehem
192
Afrika.
im O. von den Braken (d. i. Drachens-Bergen, ist einförmiger, doch er-
heben sich auch auf ihr Bergreihen mit Gipfeln, welche oft die Afrika eigen-
tümliche Form von Tafelbergen zeigen, hier Karree- d. i. Viereckberge ge-
nannt. Die Schluchten an den Rändern der Tafelberge heißen Kloofs
sklöfsj, d. i. Klüfte.
Das Klima des Kaplandes ist sehr gesund, nur häufig zu trocken. Erzeugnisse.
Die Küstengegenden liefern vortrefflichen Wein (den gepriesenen Konstantiawein9,
köstliche Süd früchte, Eb enh olz, Ingwer, in guten, d. i. nassen Jahren, viel Weizen
(das achtzigste Korn); die hauptsächlichste Nahrungsquelle der Bewohner des O. jedoch
ist die Schafzucht auf den dazu vorzüglich geeigneten Hochsteppen der Terrassengegenden.
Außer Wolle werden Gold, Diamanten, Kupfererze, Felle und die Federn der ge-
züchteten wie der wilden Strauße ausgeführt.
Von der eingeborenen Bevölkerung sind nur Kaffern und spärliche
Reste der Hottentotten, dazu Mischlinge vorhanden, von der eingewanderten
bilden die Holländer, die sich um die Mitte des 17. Jahrh, am Kap der
guten Hoffnung festsetzten, noch die Mehrzahl. Um 1800 ging das Land in
den Besitz der Briten über, welche die Kaffern in blutigen Kriegen unter-
warfen und die freiheitliebenden Holländer zum Teil in die obengenannten
Republiken verdrängten.
Die Küste gleich s. von der Delagöa-Bai bis au den Oranje ist britisch, und chie
Kapkolouie besitzt mit dem Betschuanen-Lande und der sehr fruchtbaren Kolonie Natals
darin Port Natal oder Durb an (26), und anderen Nebenländern (aber ohne Zentral-
Afrika) auf 820000 qüm 3 Mill. E. — An der S.o.-Ecke Port Elisabeth, blühender
Hasenplatz mit günstigen Zugängen in das Innere. — Am S.-Rande der Tafelbai und
am N.-Fuße des Tafelberges, der, dem Brocken an Höhe fast gleich, eine weithin sicht-
bare Landmarke bildet, die Kapstadt (85), Haupteinfnhr- und Halteplatz für Schiffe auf
der Fahrt nach Europa.
Iii. Gebiet des Atlantischen Ozeans.
A. Süd- oder Wiederguinea sgineaj.
Die Westküste vom Oranje- bis zum Kunene-Flusse ist flach, sandig und
regenlos. Weiter n. bis über das Kamerun-Gebirge hinaus folgen die
beiden schwachen Einbiegungen von Süd-Guinea, getrennt durch das vor-
springende Kap Lopez slöpesj. Dieser Küstensanm ist wie unter den gleichen
Breiten der Ostküste die Heimat tödlicher Fieber, und ähnlich wie dort wird
die Küste im Innern vom Hochrande S.-Afrikas begleitet, der an seinem
N.-Ende, an der Spitze des Busens von Biäfra, im prächtigen Kamerun-
Gebirge, einer Gruppe erloschener Vulkane, mit 4000 m gipfelt. Die w.
Abdachung Inner-Afrikas- ist viel breiter als die ö., darum erzeugt sie zahl-
reiche große Flüsse, unter denen der mächtige Kongo eine bequeme Einfahrt
bis an die Küstenstufen gestattet.
Hauptgegenstände der Ausfuhr sind das Elfenbein, des Seengebietes, Speiseöl
liefernde Erdnüsse, Palmöl, das aus den Nüssen der Ölpalme gepreßt und zu Seife
und Kerzen verarbeitet wird, Kautschuk und Kaffee. Die überwiegende Pflanzenform ist
aber doch die heißfeuchte Gras-Savanne. — Die tiefschwarzen, kräftig gebauten Neger-
stämme nähren sich von Durra-Korn, Wurzelknollen des Jams und des Maniok(Kaffave) 1
1 1 Hektar Weinland liefert im Kaplande jährlich 173, im Deutschen Reiche und in Frankreich 24
Hektoliter Wein.
2 D. i. Weihnachtshafen, nämlich entdeckt am Weihnachtstage 1497 durch Vasco da Gama.
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Extrahierte Personennamen: Süd-Guinea Lopez
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Drachens-Bergen Afrika Afrika Kapstadt Europa Biäfra Frankreich