71 Thüringen (der Thüringer Wald)._______§ 50
gegliedert wird; es bildet die Scheide zwischen den Thü-
ringern und den Franken (Rennsteig). Ein zusammen-
hängender Wald legt sich wie eine herrliche, grüne, falten-
reiche Decke über das ganze Gebirge, und plätschernde
Bäche eilen hurtig nach beiden Seiten hinab. Im Sommer
wird das von vielen Wegen und Pfaden durchzogene Ge-
birge von'zahllosen Wanderern belebt. Die bekanntesten
Kurorte sind: Friedrichroda, Tabarz (beide am Fuß des
Jnselberges), Ruhla (südl. von Eisenach in einem Kessel),
Ilmenau (am Fuße des 830 m hohen, durch Goethe
bekannt gewordenen Kickelhahns) u. a.
Der Frankenwald, der vom Thüringer Wald zum
Fichtelgebirge hinüberführt, ist eine einförmige, mit
Nadelholz reich bewaldete Hochfläche. Er hat die groß-
ten Schieferbrüche Deutschlands (in der Gegend von
Sonneberg, bei Lehesten und Gräfenthal).
Welche Flüsse fließen zum Wesergebiet, welche zum
2. Drei Glanzpunkte des Gebirges sind das Tal der Schwarza, der Jnsels-
berg und die Wartburg bei Eisenach.
a) Die Schwarza mündet in dem Saaleknie oberhalb Rudolstadt. Sie durchströmt im
Unterlauf ein schluchtförmiges Tal, eines der großartigsten Deutschlands, das sich 12 km ober-
halb der Mündung zu einem gewaltigen Felskessel weitet (Abb. 1, § 50). Bergwände mit Höhen
bis zu 200 in umrahmen ihn; in der Mitte erhebt sich ein freistehendes Felsriff, das die Schwarza
in einer Schlinge mit melodischem Rauschen umfließt, und auf diesem Felsriff steht die Schwarz-
bürg, das Residenzschloß der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. — Der Blick vom Fels-
rande hinab (vom Trippstein, T in d. Abb.) in diesen einzigartigen Kessel ist einer der schönsten,
den unser Vaterland zu bieten hat.
b) Der Jnselsberg, im nördl. Drittel des Gebirges, ist zwar etwas niedriger als der Beer-
berg (916 gegen 980 m), gewährt aber wegen seiner freieren Lage einen umfassenderen Blick
(besonders fesselnd der auf die Wartburg, nach Gotha und nach den Rhönkuppeu hinüber.)
Abb. 2, §50. Längsschnitt durch das Nordende des Thüringer Waldes
(vom Jnselsberg nach der Wartburg).
c) Aus einem nördl. Vorberge erhebt sich über Eise nach □ (s. auch Schnitt 2,
§ 50) die Wartburg, ein nationales Heiligtum, von Sage, Geschichte und Dich-
tung verklärt; erbaut als Residenz der Thüringischen Landgrafen. — Walter von
der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach; Sängerkrieg; heilige Elisabeth:
Luther I s. Text u. Bild Z. §5q|.
Nordöstl. von Eisenach, an der Hörsel, erstrecken sich der große und der
kleine Hörselberg, steile, nackte Muschelkalkfelsen, an die sich besonders viele
thüringische Sagen knüpfen (Wilde Jagd, Tannhäuser u. a.).
Abb. 1, § 50.
Allgemeine (schematische)
Darstellung des
Schwarza - Kessels.
(Das eingezeichnete Recht-
eck bezeichnet Schloß
Schwarzburg;
T = Trippstein.)
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Elend und seinen Sohn auf dem Wege destodes ohne Schrei und ohne Weinen gesehen, den Bettler aber, der doch gar nicht mit ihm verwandt sei, so hoch geachtet habe. Psam-menit antwortete: „Mein häusliches Unglück war zu groß 5rnn Weinen, aber das Elend des Freundes war derthränen werth, der um all seine Habe gekommen und ein Bettler geworden ist an der Schwelle des Alters." Das dünkte dem Kambyses wohlgesprochen, und alle Perser, die zugegen waren, weinten. Den Kambyses selbst wandelte Mitleiden an, und er gab sogleich Besehl, den Sohn des Psammenit vom Tode zu retten und ihn selbst aus der Vorstadt zu ihm herzuholen. Den Sohn aber sanden die Boten nicht mehr am Leben; denn er war von allen zuerst hingerichtet worden. Doch den Psammenit selber brachten sie zu Kambyses. Da lebte er nun sortan und hatte über nichts zu klagen; als er aber versuchte die Aegyptier zur Empörung zu reizeu, mußte er Stierblut trinken, das man in alter Zeit als Gift gebrauchte, und starb sogleich.
Von Aegypten aus wollte Kambyses sich noch die benachbarten Länder unterwerfen. Er sandte einen Theil seines Heers, 50,000 M., durch die Wüste westlich von Aegypten nach der Oase Ammonium (Siwah). Dort war ein reicher Tempel des ägyptischen Gottes Ammon mit einem Orakel. Kambyses gab seinem Heere den Austrag, die Ammonier zu knechten und das Orakel zu verbrennen. Aber das ganze Heer kam durch einen Sandsturm in der Wüste um. Kambyses selbst zog mit dem übrigen Heere nach demsüden gegen dasland deraethiopier; alleinbe-vor er den fünften Theil des Weges zurückgelegt hatte, gingen ihm schon die Lebensmittel ans. Sie aßen dielast-thiere, und als diese verzehrt waren, nährten sie sich von Gras und Kräutern und Wurzeln, und zuletzt schieden sie von zehn Mann immer einen durchs Loos aus und verzehrten ihn. Als Kambyses das erfuhr, fürchtete er, sie möchten sich alle unter einander aufessen, und führte fein Heer wieder nach Aegypten zurück.
Bei seiner Ankunft in Memphis fand er das Volk in
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64 Übergang über die Alpen: Der Weg hinab.
ruhigt wurde, noch viel schwieriger als das Aufsteigen; denn auf der italischen Seite fallen die Alpen viel steiler ab als auf der anderen, und der frisch gefallene Schnee — es war Anfang Septembers — machte die Bergabhänge schlüpfrig und verbarg und verdarb die Pfade. Als Hannibal am Morgen des Aufbruchs feine Truppen verdrossen und erschöpft durch den Schnee dahinmarschieren sah, führte er sie auf eine vortretende Gebirgsecke und zeigte ihnen zu ihren Füßen das schöne Italien, dessen Herren sie bald sein würden. Aber die neuerweckte Zuversicht schwand bald wieder; denn die schroffen, schneebedeckten Abhänge längs der Doria, welche nach Italien hinabfließt, machten den Weg fast unmöglich. Menschen und Vieh stürzten übereinander und rollten zusammen in die Tiefe. Nun kam man auf eine Klippe, deren Wände so gerade standen, daß kaum ein un-bewaffneter Soldat, wenn er mit den Händen sich an den Gebüschen und Baumstämmen festhielt, sich hinablassen konnte. Da ein Rückweg und das Suchen eines Umwegs nicht möglich war, so schlug Hannibal ein Lager auf und ließ über die Klippe einen schmalen, an der Wand des Abgrundes in Krümmungen ablaufenden Pfad durch Brechen und Sprengen der Felsen zu einem gangbaren Wege erweitern. Livius erzählt, daß das Gestein durch starkes Feuer erhitzt und durch aufgegossenen Essig mürbe gemacht worden sei. Nach einem Tage angestrengtester Arbeit konnten die Pferde und Lasttiere hinabgeführt werden; aber erst nach drei Tagen brachte man die halbverhungerten Elefanten an den Fuß der Klippe.
Das war die letzte Schwierigkeit des 15tägigeu Alpenübergangs; denn von nun an ging der Weg noch drei Tage durch das Thal der Doria hinab zu sonnigen Hügeln und reichen Ebenen. Man war in befreundetem Lande, dem Gebiete der gallischen Salasser. Die Gallier Oberitaliens waren in den letzten Jahren größtenteils von den Römern unterworfen worden, hatten aber, da sie die Römer die Zwingburgen, die festen Städte Placentia, Cremona, Mutina, in ihrem Lande erbauen sahen, noch einmal verzweifelt die
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Kämpfe mit den Alpenvölkern. 63
die Abgründe geworfen, die Packtiere rollten, wie stürzende Gebäude, den Berg hinab. Hannibal sah von der Höhe herab das Getümmel an, ohne einzugreifen, denn er fürchtete die Unordnung zu vermehren; als er aber sah, daß der Zug durchbrochen ward, eilte er zur Hilfe herbei und verjagte den Feind ohne Mühe, worauf die Ordnung wieder hergestellt wurde.
Im Thal der Jsere angelangt, züchtigte Hannibal den Feind durch Wegtreibuug des Viehs und Eroberung mehrerer Bergfesten. Als er nach eintägiger Rast durch das breite Thal aufwärts zog, gelangte er am vierten Tage zu der Grenze der Centronen, wo das Thal sich wieder verengte. Die Ältesten der Centronen kamen ihm mit grünen Zweigen und Kränzen entgegen und baten ihn um friedlichen Durchzug, indem sie Geiseln, Wegweiser und Lebensrnittel versprachen. Hannibal nahm an, was sie boten, und gab sich den Schein, als vertraute er ihnen vollständig; doch zog er mit großer Vorsicht weiter. Und bald zeigte sich's auch, daß er recht gehabt; denn als er sich von der Jsere ab nach dem Gipfel des St. Bernhardt hinaufwandte, griffen die Barbaren von hinten und von vorn an und durchbrachen den Zug. Vom Gepäck und von der Reiterei getrennt, übernachtete Hannibal mit seinem Fußvolk an dem s. g. weißen Stein (la röche blanche), einem hohen freistehenden Kreidefelsen am Fuße des St. Bernhardt. Der Fels sicherte ihn gegen die herabrollenden Steinblöcke. Am folgenden Tage drang er glücklich durch die gefährliche Enge und gelangte dann mit dem gesamten Heere, ohne noch viel beunruhigt zu werden, nach vielen Irr- und Umwegen auf den Gipfel der Alpen. Im ganzen hatte er 9 Tage zum Aufsteigen gebraucht. Während das ermüdete und ziemlich entmutigte Heer zwei Tage lang aus der Hochebene zur Seite des St. Bernhardt Rast hielt, sammelten sich in dem Lager noch viele Verirrte und versprengte Nachzügler; auch manches gestürzte Lasttier stellte sich noch ein.
Am dritten Tage begann der Hinabmarsch. Dieser war, obgleich man von feindlichen Angriffen nicht mehr beim-
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Cn. Servilius. C. Flaminius. 69
ganze Niederung. Vier Tage und drei Nächte mußte sein Heer durch Wasser und Schlamm marschieren, ohne zur Ruhe und Rast einen andern trockenen Platz zu finden, als das znsammengehänfte Gepäck und Haufen gefallenen Viehs. Viele Menschen kamen um, die Pferde wurden von der Klauenseuche ergriffen und fielen haufenweise; Hannibal selbst, der auf dem einzigen noch übrigen Elefanten ritt, verlor durch Entzündung ein Auge. Nachdem er endlich wieder auf festen Boden gelangt war und seine Truppen sich hatte erholen lassen, zog er in die Nähe von Arretium, wo ihn Flaminius erwartete. Flaminius hielt sich sür einen großen Feldherrn und war ein rascher unbesonnener Mann. Um ihn zu einer Schlacht zu reizen, ehe Servilius herankäme, verwüstete Hannibal das ganze Land umher durch Feuer und Schwert und nahm dann den Schein an, als wollte er durch schnellen Abzug sich der Rache des Flaminius entziehen. Obgleich der Kriegsrat dagegen war, ließ Flaminius sogleich das Zeichen zum Ausbruch geben und die Fahne zur Schlacht aufstecken. Als er sich ungestüm auf sein Pferd warf, stürzte dies und schleuderte ihn zur Erde. Zugleich kam die Meldung, daß eine Fahne trotz aller Anstrengung des Fahnenträgers nicht ans der Erde heraus wolle. Da rief der Konsul: „Geh, sage ihnen, wenn ihnen vor Feigheit die Hände zu lahm wären, so sollten sie die Fahne herausgraben." Die höheren Offiziere waren bedenklich und voll Unmut; aber der gemeine Soldat teilte die kühnen Hoffnungen des Feldherrn und folgte freudigen Mutes.
Hannibal zog feine Straße eiligst nach Süden, der kampslustige Konsul ihm nach, in steter Furcht, der fliehende Feind möchte ihm entrinnen. Südlich von Eortona führt die Straße an dem See Trafimenus (See von Perugia) vorbei, so daß der See zur Rechten liegt und gleich zur Linken sich waldige Berge erheben. Wenn man von Westen her durch einen schmalen Eingang in den Paß gelangt ist, kommt man weiter östlich in einen ausgedehnten Kessel, der nach Süden hin durch die an den See gelehnten Hügel geschlossen wird. In diesem Felde schlug Hannibal sein Lager
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Karl d, Gr. gegen Desiderius 773. 776. 57
dieser kam mit einem großen Heere über die Alpen (773) V ^ und belagerte den Desiderius in seiner Hauptstadt Pavia. ^ -Die Sage erzählt, Desiderius habe von dem höchsten Turme nach dem gegen die Stadt heranziehenden Heer der Franken ausgeschaut, und als er eine Abteilung desselben gesehen, habe er zu einem vornehmen flüchtigen Franken, der bei ihm Schutz gesucht, gesprochen: „Laß uns hinuntersteigen und uns verbergen vor dem Anblick des furchtbaren Feindes."
Darauf habe der Frauke gesagt: „Das ist Karl noch nicht, sondern wenn du eine eiserne Saat auf dem Gefilde starren siehst, wenn es dir scheint, als wälze der Po und der Tessin schwarzeiserne Wogen gegen die Mauern der Stadt heran, dann ist Karl uns nahe." Da zeigte sich bald in weiter Ferne ein schwarzes Gewimmel gleich einer dicken Wolke, und die Wolke wälzte sich heran und das Gefilde erglänzte weithin von starrenden Waffen. Jetzt erschien auch Karl, eine gewaltige Gestalt, ganz mit Eisen überpanzert, einen langen eisenbeschlagenen Speer in der Hand, auf einem eisenfesten Roß von der Farbe des Eisens. Die Bürger, die auf der Mauer standen, riefen: „O des Eisens, mit welchem der König bewehrt ist!" Der fränkische Flüchtling sprach zu Desiderius: „Siehe, da ist er, den du zu sehen begehrtest." Desiderius aber stürzte vor Schrecken zu Boden. Karl belagerte den Desiderius in Pavia und zwang ihn nach siebenmonatlicher Einschließung zur Übergabe. Er wurde des Thrones entsetzt und nach Corbv (in ' ‘
der Picardie) ins Kloster geschickt. Karl selbst setzte sich die eiserne Krone*) der Longobarden auf und nannte sich ^ hinsort König der Franken und Lombarden (774).
Im I. 776 machte Karl einen zweiten Zug nachvwv Italien, weil mehrere lombardische Herzöge sich empört hatten, um den Sohn des Desiderius, Adelchis, auf den e Thron zu bringen. Nachdem er die Verschwörer ohne große ^,
Mühe besiegt hatte, löste er die alte Verfassung der Lom- ? wv
*) Sie war von Gold, hatte aber im Innern einen eisernen Reif, der von einem Nagel des Kreuzes Christi gemacht sein sollte.
i
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Pavia Pavia Corbv Italien Adelchis Christi
— 27 —
über den der Sonnenschein zu uns herabgleitet, hat eine reizende rötliche Kuppe aufgesetzt. Die Färbung rührt gewiß von den zahlreichen Fruchtstielchen einer besonderen Moosart her. Rus dem Lande schauen überall Steinblöcfe hervor, große und kleine. Der Fels, auf den mir uns eben niedersetzten, ist mit einer Kruste brauner Flechten bedeckt. Zu unseren Füßen sprießen die saftiggrünen Blätter des Löffelkrautes. Rn manchen Stellen wuchert niedriges Gestrüpp empor, dem heidelbeerkraute ähnlich. Man sieht an den kümmerlichen Büschen deutlich die Fraßspuren des Wildes, vorüberziehende Renntiere pflegen die wohlschmeckenden jungen Triebe abzurupfen. Rm östlichen Horizonte, wo aus weiter Ferne Moostriften Herüberschimmern, kann man deutlich ein Rudel dieser Tiere weiden sehen.
Weiterhin im Süden aber dehnen sich unermeßliche (Eisfelder. Unmöglich ist es, dorthin zu wandern; denn bald steht man vor ausgedehnten Moossümpfen und Wasserflächen von unabsehbarer Breite, die die Ufer des riesigen Stromes umsäumen, der am Rande der abschmelzenden Gletschermassen seine trüben Fluten dahinwälzt. Eiskalter Wind weht von dort zu uns herüber, und das mitten im Sommer. Wie kalt mag’s hier erst im Winter sein. Dann triffst du weit und breit keine Menschenseele. Hur im Sommer kommt man auf einige Wochen zur Renntierjagd hierher. 3m herbste aber geht es wieder heim in die schützenden höhlen der Berge. Rubel hungriger Wölfe durchstreifen nun die schauerliche Einöde und teilen das Recht der Jagd mit Bären, Polarfüchsen und dem Vielfraß.
In nicht allzu großer (Entfernung wirbelt am Fuße eines langgestreckten Kieshügels Rauch empor. Dort befindet sich eine Niederlassung von Renntierjägern. Zwei Frauen hocken um einen Herd aus zusammengelegten Feldsteinen und suchen durch Blasen die fast erloschene Glut aufs neue zu entfachen. Jetzt brennt’s lichterloh. Jubelnd kommen zwei Kinder gelaufen und bringen ein Bündel dürren Reisigs. Es ist mit einem Lederriemen zusammengebunden. Lachend und scherzend öffnen sie den Pack, suchen sich dabei gegenseitig in den Qualm des Feuers zu schieben, bekommen aber schließlich von der älteren Frau — es wird ihre Großmutter sein — einige derbe Püffe. Run laufen sie in die mit Fellen bedeckte hütt
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Baiern Ludwig Wilhelm_I. König_Wilhelm Wilhelm Gambetta
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Versailles Paris Paris Paris Frankreichs Paris
12 Kaffer.
Südafrika ist in seinem schöneren Teile, also im Osten, die
Heimat der Kassern; aus den wärmeren Teil im S.-W. sind
die Hottentotten angewiesen.
Wenn wir im N. des Kaplandes von den hochgelegenen,
dürren Steppen des Orangeflusses nach O. gehen wollten, so
würden wir zuletzt an eine grasreiche, von Wolken und Nebel
regelmäßig befeuchtete Hügelreihe kommen, von deren Gipfeln
aus sich ein unerwarteter Anblick darbietet. Tief unter unfern
Füßen gähnt ein Abgrund; Bergrücken und Thaleinschnitte, mit
hohem Grase und dunkelgrünem Walde bedeckt, ziehen sich all-
mählich hinab bis zur Ebene, und am Horizonte sieht man den
Indischen Ozean, der freilich weiter nördlich von dem Gebirgs-
rande der Hochebene immer mehr sich entfernt. Dies ist das
Land der Kaffern, im Süden durch den großen Keyfluß vom
Kaplande getrennt, im Norden weit über die Delagoabai sich
ausdehnend. Das Klima ist gesund, nur oft fehr plötzlich
wechselnd, der Boden meist fest und lehmig, doch überall sehr
fruchtbar. Die Kaffern zerfallen in Haupt- und viele Neben-
stamme, von denen die durch den Krieg mit den Engländern
berühmt gewordenen Sulukaffern die wildesten sind. Sie sind
sämtlich sehr stark und wohlgebaut, die Hautfarbe dunkelbraun,
die Haare schwarz und kurz, das Weiße des Auges sehr hervor-
tretend, die Zähne blendend weiß und der ganze Körper mit
Tierfett reichlich beschmiert und mit roter Erde bemalt. Der
Mann hat eine sehr weich gegerbte Tierhaut lose über den
Schultern hängen, dazu in der Hand den Assagai (einen Wurf-
spieß), eine Keule und einen Schild von Kuhhaut: die Frauen
tragen außer der Tierhaut noch eine Art kurzen ledernen Unter-
rock und allerlei Schmuck von Perlen und Messingringen. Die
bienenkorbartige Wohnung wird von den Frauen errichtet; der
niedere Eingang ist Thür, Fenster und Schornstein zugleich;
zehn bis zwanzig solcher Hütten bilden einen „Kraal", und
in dessen Mitte liegt der gemeinsame Viehhof. Hier hinein
wird abends alles Vieh zum Melken zusammengetrieben, und
in der Mitte hat jede Familie ein mit Stangen, Stroh und
Erde bedecktes Loch zur Ausbewahrung des Kornvorrates. Wenn
das Korn einen Beigeschmack von Dünger hat, essen sie es am
liebsten, sowie sie auch das geschlachtete Fleisch in frischen Kuh-
mist legen und mit demselben kochen. Außerdem genießen sie
geronnene Milch. Mais (türkischen Weizen) und Kürbisse und
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Alpenbewohner. 83
Priester den Trost der Religion hinauftragen in entlegene
Hütten hinter Wasserfällen und Gletschern; und der Handels-
mann, sei es der Spitzen- und Schnittwarenhändler aus Vorarl-
berg und dem Lechthale, der Handschuh- und Teppichverkäufer
aus dem Zillerthale, der Viehhändler aus Passeier odrr der
Wein- und Fruchthändler aus den gesegneten Etschganen — sie
alle ziehen über die Alpenpässe, aus einem Thale ins andere,
vorüber an den gletschergepanzerten Bergriesen, die in vielfachem
Wechsel sich ihrem Blicke darstellen, bald in der blendenden
Hülle des Winters, bald im lachenden, bunten Frühlingskleide,
bald von stürmenden Wolken umsaust, bald wieder von Regen-
strichen gepeitscht oder von Blitzen umzuckt, heute von dicken
Nebeln umzogen, morgen vom Glänze der scheidenden Sonne
verklärt Sollte im steten Umgang mit dieser schönen und
großartigen Natur nicht der Bewohner der Alpen von leben-
diger Liebe zur Heimat erfüllt werden? — In der Ab-
geschlossenheit seines Thales ist er in der Großartigkeit seiner
Naturumgebung immer auf dieselben Gegenstände und deren
Wiederkehr angewiesen. Auf denselben Wegen zieht er in seinen
Alpenthälern und Bergen fortwährend hin und zurück. Ein
Abweichen rechts oder links vom gewohnten Thal- und Berg-
wege könnte oft nur mit großer Mühe, ja nicht ohne die Ge-
fahr eines bedenklichen und lebensgefährlichen Abirrens geschehen.
So wirkt die Natur vou verschiedenen Seiten her, um ihn auf
dem alten Geleise der Gewohnheiten zu halten. —
Viele gewöhnliche Geschäfte, bei deren Verrichtung der Bewohner
des Flachlandes wenig oder gar nichts von Mühe verspürt, sind
für den Älpler nicht nur höchst anstrengend, sondern bisweilen
ebenso gefährlich, als in dem Erfolge unsicher. Jahre hat er
auf die Urbarmachung seiner Wiesen und seines Ackers an des
Berges Abhange verwendet; ein einziger Gewitterguß vernichtet
schonungslos diese Mühe, die Felder fußhoch mit Steingetrümmer
überschüttend. Des Lebens Notdurft fpornt ihn an, anfs neue
an das Werk zu gehen, die Steine weg oder in die Tiefe und
die Fruchterde obenauf zu bringen, bis sein Feld wieder her
gestellt ist; und doch befindet er sich jetzt in demselben Zustande
der bangen Ungewißheit, ob nicht schon in den nächsten Tagen
das Werk unsäglicher Anstrengungen anss neue vernichtet werde.
Da ist also seine Besitzesstätte eine fortwährende Übungsstätte
zu Ausdauer, Unverdrossenheit, Genügsamkeit und
6*
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