112
Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich.
der Eingeborenen untereinander und Aufstände derselben gegen die deutsche
Herrschaft: all diese Umstände hemmten lange den Aufschwung der Kolonie.
Die Kümmerlichkeit der Naturgegebenheiten in unserem Anteil an
Südwestafrika kommt klar in seiner Bevölkerungsziffer zum Ausdruck.
Obwohl sein Flächenraum anderthalbmal so groß als jener Deutschlands
ist und seine Küste sich zwischen Kunene und Oranjefluß beinahe 1500 km
lang erstreckt, zählt es doch kaum 70 000 Seelen. Die ursprüngliche Be-
völkerung bestand aus Buschmännern und Hottentotten.
Erstere sind in das trockene Gebiet der Kalahari verdrängt worden, wo sie
ein armseliges Jägerleben führen; letztere wichen vor den Hereros
nach Großnamaland, dem südlichen Teil des Schutzgebietes, zu-
rück. Dieses kräftige Bantunegervolk hat sich nunmehr der Arbeit bei den
Weißen anbequemt. Die zahlreichen kriegerischen Owambos aber, die
ihren Sitz südlich vom Kunene haben, wußten sich bisher dem deutschen
Einflüsse fast gänzlich zu entziehen.
Unter den 13 000 dort ansässigen Weißen befinden sich 11 000 Deutsche,
die sich die wirtschaftlichen Quellen des Landes unter den schwierigsten
Verhältnissen nutzbar machten und der deutschen Arbeit in diesem ur-
sprünglich so wenig verheißungsvollen Gebiete so manchen erfreulichen
Erfolg sicherten.
Dem Gestade von Deutsch-Südwestafrika sind wenige Hafenplätze
eigen. Davon ist die Walfischbai englisch und die geräumige, jedoch trink-
wasserlose Bucht von Angra-Pequenna im Besitz des Bremer Groß-
handelshauses Lüderitz, das zuerst 1884 hier Land erwarb und damit den
Anstoß zur neuen deutschen Kolonialpolitik gab. Von hier aus führt eine
Bahnlinie nach Keetmannshoop, dem Hauptorte des Südens,
und weiter nach Warmbad, dem wichtigsten Orte im Gebiete der Bondel-
zwarts. Das innere Hochland ist am bequemsten vom Küstenort Swakop-
mund aus im Tale des Swakopflusses zu erreichen. Daher führt auch
längs desselben seit 1902 ein 180 km langer Schienenweg nach T s u -
m e b mit seinen abbauwürdigen Kupferminen und nach dem Regierungs-
sitz Windhuk im Innern. Als entwicklungsfähiger Hafenort ist auch Cap
Croß zu nennen.
Das Hochland Südwestafrikas steigt bis 2500 m hoch auf und ist
nördlich des Wendekreises mehr gebirgig, südlich desselben hat es mehr
den Charakter eines Tafellandes, das durch steilwandige Täler in Hoch-
plateaus zerschnitten ist. Ostwärts senkt sich diese Hochfläche ein wenig
nach der Kalaharisteppe ab. Zwei Drittel des ganzen Schutzgebietes
gehören der heißen Zone an; aber das Klima erinnert fast nirgends an
tropische Verhältnisse. Die Küste ist vorwiegend trocken. Heftige Süd-
westwinde führen unter dem Einflüsse der die Küste begleitenden kalten
Meeresströmungen abgekühlte Luftmassen in das erhitzte Land. Diese
erzeugen schwere Nebel, aber fast keine Niederschläge, so daß der Küsten-
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Die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) in Afrika. 115
Die ausgedehnte Hochfläche des Inneren erhebt sich im Durchschnitt
zwischen 1000 und 1200 m. Sie wird durch eine breite und über 4oo m
tief eingesenkte Trockenrinne, an deren Nordende sich der 6010 m hohe,
zweigipfelige Kilimandscharo mit seinem eisumpanzerten Kraterhaupt
erhebt, vom Usambara-, Usagara- und Uhehegebirge getrennt. Letzteres
steigt bis rund 2000 m an und reicht bis nahe zum Njassasee. — Die
offenen Hochflächen neigen wegen der langen, niederschlagslosen Zeit,
welche sich zwischen den Frühlings- und Herbstregen erstreckt, zur
Savannenbildung mit mannshohen Gräsern und zur Strauchsteppe.
Eigentliche Wälder umhüllen nur die Gebirge. Die dichten Urwälder
der Gebirgshänge, namentlich aber die weiten Grasfluren des Inneren
beherbergen eine reiche Fülle jagdbarer Tiere, so daß Deutsch-Ostafrika
wohl einen der großartigsten Jagdgründe der Erde darstellt. Die Tier-
welt ist vorwiegend eine Steppenfauna: ganze Herden von Antilopen
und Zebras und zahlreiche Rudel des afrikanischen Büffels durchstreifen
die weiten Grasebenen; auch Nashorn, Hyäne und Leopard finden sich
überall. Elefant und Löwe dagegen sind seltener geworden.
Die Eingeborenenbevölkerung Ostafrikas gehört der großen Völker -
gruppe der B a n t u n e g e r an. Die Mehrzahl derselben treibt Acker-
bau. Die in den Küstengegenden wohnenden Suaheli stehen seit
Jahrhunderten unter dem Einflüsse der eingewanderten Araber, die ihrer-
seits wieder in ein drückendes Abhängigkeitsverhältnis zu den schon früh
ansäßigen Indern gerieten. In den Händen dieses schlauen, von einem
lebhaften Erwerbssinn erfüllten Völkchens liegt noch heute vielfach der
Grundbesitz sowie der Kleinhandel und der Karawanenbetrieb, der immer
noch neben den wenigen Schienensträngen eine Hauptgrund läge des ost-
afrikanischen Handels bildet. Die Gesamtbevölkerung besteht aus rund
10 Millionen Negern und 28 000 nicht Einheimischen. Unter den 3700
Weißen, die neben einem regen Handel den rasch an Ausdehnung ge-
winnenden Plantagenbau betreiben, sind 2700 Deutsche.
Wie die Küstenniederung durch ihr den Europäern feindliches Klima
die wirtschaftliche Entwicklung Deutsch-Ostafrikas hemmt, so das Innere
durch eine Reihe anderer Gründe. Vor allem infolge der erwähnten
starken Trockenheit gewaltiger Landstriche, welche auf weite Strecken hin
eine ergiebige Bodenkultur nicht zuläßt. Sodann wegen der Stellung der
Eingeborenen gegenüber den Europäern. Die meisten Stämme sind bei
ihrer Bedürfnislosigkeit wenig zu Pflanzungsarbeiten geneigt. Zudem hat
sich das deutsche Kolonialregiment durch seinen Kampf gegen die Sklaven-
jagden das einflußreiche Araberelement zum Feinde gemacht, in der
Gefolgschaft desselben aber auch verschiedene Negerstämme wie Mafiti
und Massai. Weiterhin sind auch hier die Flüsse (Rovuma, Rufidschi,
Pangani) als Verkehrsstraßen nur auf unbedeutende Strecken verwertbar.
Weil endlich die Tsetsefliege die Viehzucht in manchen Gebieten nicht
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Deutsch-Ostafrika Ostafrikas
42 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
einer weichen Erde, die die Felsen verhüllt und den Bergen sanft gerundete
Formen gibt. Wie Mäntelchen schmiegen sie sich an die stolzen, blanken
Gipfelgestalten aus sprödem Dolomit (Mädelegabel und Hochvogel recken
sich bis an 2700 m hoch empor), die schroffen Wände und steilen Grate
(„Ecken") des Unterjuras. Überall, wo sie sich finden, grünen die herrlichsten
Matten, blühen die köstlichsten Alpenkräuter. Sie sind mit die Ursache,
daß fast die Hälfte der Algäuer Alpen Wies- und Weideland ist. Und
weil die Bodenausnutzung in Südbayern nirgends eindringlicher betrieben
wird als durch den erwerbs- und handelsfrohen, zugleich aber auch äußerst
reinlichen Algäuer, so herrscht hier die Milchproduktion weit über die
Forst- und Feldwirtschaft vor. Man zählt im Algäu fast 1500 teilweise
mit Dampf betriebene Molkereien. An keinem anderen Orte in den
südbayerischen Landen erfolgt ein so stattlicher Umsatz von Alpenpro-
dukten (Holz, Butter und Käse) wie in Kempten, dem Hauptorte der
Landschaft. Das gesamte gebirgige und flachländische Algäu erzeugt trotz
seiner geringen Ausdehnung im Jahre etwa 3 Millionen Hektoliter Milch
und gewinnt daraus über 160 000 Zentner Schweizer und Emmentaler
Käse, 280 000 Zentner Limburger und Romandurkäse, sowie 10 500
Zentner Butter im Totalwerte von 30 Millionen Mark. Wie der Rhein-
länder auf seine Wein-, kann der Algäuer auf seine Käsekeller stolz sein.
Im Herbste, wenn die Herden von den Almen wieder ins Tal zurück-
gekehrt sind, finden die großen Viehmärkte statt. In Sonthofen
stehen dann oft an einem Tage bis zu 4000 Stück Rinder zum Verkaufe. —
Der Gewerbefleiß des Schwaben betätigt sich auch innerhalb des
Algäuer Berglandes, und zwar vornehmlich auf dem Felde der Spinnerei
und Weberei. Man findet dort eine großartige Bindfaden- und eine
Seilerwarenfabrik (jene in Immen st adt, diese mit etwa 1000 Ar-
beitern in F ü s s e n), 8 mechanische Baumwollspinnereien und 4 mecha-
nische Webereien (besonders auch in Kempten). Dazu kommen Holzwoll-
spinnereien, Holzstoff-, Möbel- und Düngemittelfabriken sowie die Her-
stellung von Strohhüten in Lindenberg und Umgebung (30 Fabriken
mit 800 Hutmaschinen). — Neben Kempten kommt als Hauptverkehrsplatz
in diesem Gebiete noch Lindau in Betracht, welches regen Handel
zwischen dem Reich, der Schweiz, Vorarlberg und Tirol vor allem in
Getreide, Obst und Wein, Käse, Schmalz und Bauholz vermittelt.
Die Mitte des deutschen Anteils an den Alpen bezeichnet man von
jeher und mit Recht als Bayerische Alpen. Diese sind durch das Lechtal
im Westen vom Hochland des Algäus geschieden, zu dem von ihnen aus
die waldreichen und seengeschmückten Schwangauer Berge
hinüberführen. Die Ostgrenze bilden die jenseits des Inn gelegenen
Chiemgauer Höhen. — Die tiefeingerissene Talung der Isar, des
Hauptflusses Altbayerns sowohl in geschichtlichem wie in geographischem
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— 196
feuchtwarme Fieberluft, gesünder ist das Klima in den höher ge-
legenen Binnenländern.
Fastin gauz Afrika giebt es nur zwei Jahreszeiten, eine
trockene und eine Regenzeit. Das Gebiet des tropischen Regens
liegt ungefähr zwischeu dem 18.° nördlicher Breite und dem 20.°
südlicher Breite. In der Sahara und der Kalahari-Wüste fällt oft
jahrelang kein Regen. Selbstverständlich ist in diesen Gegenden die
Vegetation sehr gering, in bewässerten Strichen aber sehr üppig und
reich an eigentümlichen Formen. Es gedeihen alle Arten von Pal-
Bild 69. Fellnh. (Nach Ebers. Ägypten.) Hühner, im Norden auch einhöckerige
Kamele gehalten. — An nutzbaren
Mineralien ist Nord- und Mittelafrika arm; Südafrika liefert
Kupfer, besonders aber Gold und Diamanten.
V. Bevölkerung.
a) Zahl: Die Einwohnerzahl wird auf ungefähr 180 Millionen
geschätzt. Demnach würden ans 1 qkm durchschnittlich 6 Menschen
treffen. Infolge der uugeheueru Wüstengebiete ist die Bevölkeruug
sehr ungleich verteilt. Am dichtesten bewohnt sind Unterägypten,
Abessinien, das Kapland und der Sudau.
b) Abstammung: Eingeborene Völker sind: 1. die
Hottentotten und Buschmänner in Süd- und Südwestafrika, 2. die
Zwergvölker im Innern, z. B. die Alka, 3. die eigentlichen Neger.
men, sämtliche Nahrungspflanzen
heißer Länder, feurige Gewürze. —
Die einheimische Tierwelt Afrikas
zeichnet sich durch große Mannig-
faltigkeit aus. Hervorragend sind:
Elefant, Nashorn, Flußpferd, Löwe,
Leopard, Hyäne, Schakal, Giraffe,
Zebra, Antilope, eine Unzahl von
Affenarten, Strauß, Ibis, Fla-
Ulingo, Krokodil u. f. w. — Als
Haustiere werden namentlich Rin-
der, Schafe, Ziegen, Schweine und
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Sahara Abessinien Süd- Südwestafrika
— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 199
stehen die Völker Afrikas noch ans niedriger Bildungsstufe.
Vielfach herrscht Sklavenhandel; einzelne Stämme sind noch Menschen-
fresser. Von einheimischer Gewerbthätigkeit kann kaum die Rede
sein (Bild 70). Der Handel beschränkt sich vornehmlich auf den
Austausch der heimatlichen Produkte gegen europäische Waren.
e) R e g i e r u n g s f o r m. Der größere Teil Afrikas ist im
Besitze wilder Völker, welche meist unter Stammeshäuptlingen leben.
Bild 71. Karawanenführer im ägyptischen Sudan.
Die europäischen Besitzungen dehnen sich immer mehr von den Küsten
in das Innere aus.
tlordafrika.
Ägypten.
Ägypten bildet dem Namen nach einen türkischen Vasallen-
staat, der unter einem Vicekönig steht, welcher den Titel „Khedive"
führt. In Wirklichkeit aber ist Ägypten unter englischer Herrschaft. ^
Das Reich besteht 1. aus dem eigentlichen Ägypten und
2. aus dem durch Besiegung des Mahdi wiedergewonnenen ägyp-
tischen Sudan (.Bild 71). Dessen wichtigster Ort ist das der
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— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
— 208 —
uraltes Reich, dessen Bewohner (Bild 75) schon seit frühester Zeit
Christen sind; doch ist bei ihnen von wahrem Christentum wenig
mehr vorhanden. Hauptstadt ist zur Zeit Antotto.
An der Küste des Roten Meeres liegt die italienische Kolonie
Erythräa (ital. Eritrea) mit dem Hafenort Massaua (8000 ($.),
am Golf von Aden die französische Besitzung Obock und das be-
deutend größere englische Protektorat der Somalküste.
Die afrikanischen Inseln.
Von größerer Bedeutung sind:
Madeira (portugiesisch), bekannt durch sein mildes Klima
und seinen feurigen Wein. Hauptort: Funchal mit 19 000 E.
Die Canarischen Inseln (spanisch), die Heimat der Ka-
narienvögel. Wegen ihrer Schönheit und Fruchtbarkeit wurden sie
von den Alten die „glücklichen Inseln" genannt. Die größte Insel
ist Tenerisa mit dem 3760 m hohen Vulkan Pico de Teyde. Haupt-
stadt: Santa Cruz de Tenerise mit 17000 E.
St. Helena, Verbannungsort Napoleons I., und Ascension
sind wichtig als Schiffahrtsstationen.
Madagaskar (591000 qkm und 3^/g Mill. E.) ist ein
französischer Schutzstaat. Der herrschende Stamm sind die malayi-
schen, teilweise schon christlichen Howa. Hauptstadt: Tananarivo
mit 100 000 E.
Sansibar (mit Pemba zusammen 2600 qkm und 210 000 E.),
nur 40 km von Deutsch-Ostafrika entfernt, unter englischer Schutz-
Herrschaft, ist sehr fruchtbar und gut angebaut. Die Hauptstadt
gl. N. (80 000 E.) ist der erste Handelsplatz Ostafrikas.
Amerika.
I. Wagrechte Gliederung. Amerika, die „Neue Welt", hat
einen Flächeninhalt von 38 395 000, mit den arktischen Inseln aber
etwa 42 Mill. qkm, wird also an Größe nur von Asien über-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Helena Napoleons_I. Howa
Extrahierte Ortsnamen: Eritrea Madagaskar Sansibar Pemba Deutsch-Ostafrika Ostafrikas Amerika Amerika Asien