— 203
Portugal besitzt einen Teil von Senegambien sowie Angola,
das große Gebiet südlich der Kongomündung.
Der uuter der Souveränität des Königs der Belgier stehende
Kongo st aat (auf 2 250 000 qkm und 14 Mill. E. geschätzt)
reicht nur mit einem schmalen Streifen bis an die Mündung des
Kongo, breitet sich aber in Centralasrika über den größten Teil
seines Stromgebietes aus.
(Bodenbeschaffenheit, Klima und Produkte der aufgezählten Ge-
biete sind zumeist ähulich wie in Kamerun, siehe unten.)
Deutsche Schutzgebiete sind: 1. Togo, 2. Kamerun,
3. Deutsch-Südwestafrika.
Togo (82 000 qkm und 21/4 Mill. E., darunter etwa
100 Deutsche) liegt in Oberguinea zwischen der englischen Goldküste
und dem französischen Dahome. Die Küste, nnr etwa 60 km lang,
ist wegen der heftigen Brandung schwer zugänglich. Nach innen
steigt das Land allmählich zu einer fruchtbaren, wohlbebanten Hoch-
ebene und gut bewaldeten Gebirgszügen an. Die wichtigsten Er-
zeugnisse sind Palmöl, Palmkerne und Kautschuk. Haupthafen ist
Klein-Popo (5000 E.), Regierungssitz Lome (4000 E.).
Kamerun (zu 495 000 qkm, also fast so groß wie das Deutsche
Reich, und 3 Mill. E. geschützt, unter denen 250 Deutsche) liegt
am innersten Teil des Guiueabusens zwischen Französisch-Kongo und
Britisch-Nigerland. Die Ostgrenze bildet im allgemeinen der 15.°
östl. L. von Greenwich bis zum Tsadsee. Nach seiner Oberflächen-
gestalt besteht Kamerun aus einem schmalen, sumpfigen, feucht heißen
und ungesunden Küstengebiet, das von einem Urwaldgürtel umschlossen
wird. Jenseits desselben erhebt sich ein grasreiches, ziemlich gesundes
Hochland, das im Norden zu dem Gebirge von Adamaua ansteigt.
Doch steigt auch aus dem Küstenlande das vulkauische Kamerun-
gebirge (4000 in) empor. Die zahlreichen Flüsse sind wegen der
Stromschnellen nur streckenweise schiffbar. Die wichtigsten Ausfuhr-
artikel sind Kautschuk, Palmöl, Palmkerne und Elfenbein. In neuester
Zeit sind mit wachsendem Ersolg Kakao- und Kaffeepflanzuugen an-
gelegt worden. Handelsmittelpunkt und Regierungssitz ist Kamerun.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 207
Nördlich schließt sich daran das deutsche Schutzgebiet Deutsch-
Ostafrika (941000 qkm, also fast zweimal so groß als Deutschland,
und 3 Mill. E., darunter etwa 700 Deutsche). Das Gebiet erstreckt
sich an der Küste vom Rovuma bis zum Wangafluß und landeinwärts
über den Kilima-Ndscharo quer durch den Victoriasee und entlang
dem Tauganyika- und Nyassasee. Die politischen Grenzen sind:
Im Norden Britisch-Ostasrika, im Westen der Kongostaat, im Süden
Britisch-Centralasrika und der portugiesische Freistaat von Ostafrika.
Bild 75. Abessinier (König Menelik Ii.). und reichlichen Ertrag. Bei dem
lichen Verkehrsweges in das Innere kann der in Aussicht genommene
Bau einer Eisenbahn für die Erschließung des Landes und Förderung
des Handels von großer Bedeutung werden. Ausfuhrartikel siud: Elfen-
bein, Kautschuk (verdickter Saft einer Schlingpflanze), Kopal (bernstein-
artiges Harz) und Tabak. Der Regierungssitz ist Dar-es-Saläm
mit 6000 E. (Bild 74). Größere Handelsplätze sind: Tanga (4000 E.),
Pangani (4000 E.) und vor allem Bagamoyo (10000 E.).
Britisch-Ostasrika (über 1 Mill. qkm mit angeblich
6 Mill. E.) umschließt das Saud nördlich von Deutsch-Ostafrika bis
zum Jubfluß. Hauptort ist Mombasa (15 000 E.).
Das Kaiserreich Abessinien (Habesch) (508 000 qkm, 41f2 Mill.
E.) auf dem mächtigen, schwer zugänglichen Hochland gl. N. ist ein
Wie Kamerun, so hat auch
Deutsch-Ostafrika einen schmalen,
stark bewässerten, fruchtbaren,
aber ungesunden Küstenstrich, dem
sich nach innen ein grasreiches,
von Gebirgen durchzogenes Hoch-
land anschließt. An der Nord-
grenze erhebt sich die vulkauische
p fruchtbar. Die Anpflanzung von
Kaffee und Tabak verspricht guten
Masse des Kilima-Ndscharo bis
zu 6130 m. Das Gebiet ist
vollständigen Mangel eines natür-
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Tauganyika- Süden
Britisch-Centralasrika Ostafrika Britisch-Ostasrika Deutsch-Ostafrika Mombasa Abessinien Kamerun Deutsch-Ostafrika
— 200 —
zerstörten frühern Hauptstadt Chartum gegenüber angelegte Omdnr-
man, nnweit des Znsammenflusses des Weißen und Blauen Nils.
Das eigentliche Ägypten breitet sich am Mittel- und Unter-
lause des Nils aus; es reicht östlich bis zum Roten Meere, westlich mit
unbestimmter Grenze bis in die Libysche Wüste. Den Kern des Landes
bildet das Nilthal, das in Oberägypten nur eine Breite von 15 bis
20 km hat, in Unterägypten aber mit der Spaltung des Stromes sich
bedeutend erweitert. Nur das Nilthal (ungefähr 30 000 qkm)
ist anbaufähig; die regelmäßigen jährlichen Überschwemmungen
Bild 72. Pyramiden.
erzeugen eine außerordentliche Fruchtbarkeit. Die wichtigsten Pro-
dnkte sind: Baumwolle, Getreide, Reis und Zucker. Der Handel
hat dnrch die Erbauung von Eisenbahnen wie auch durch Eröffnung
des Sueskanals in neuester Zeit einen lebhaften Aufschwung genommen.
Die Bevölkerung — an 10 Millionen auf 1 Million
qkm — ist in Unterägypten am dichtesten, wo auf 1 qkm un-
gefähr 250 Menschen treffen. Mehr als 3/4 der Bewohner bilden
die Fellachen (— Pflüger), größtenteils Taglöhner. — Herrschende
Religion ist der Islam; doch giebt es über 1/2 Million Christen,
zumeist Kopten, daneben an 60 000 Katholiken.
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— 202 —
welche in früher Jahreszeit nach Europa versandt werden, ferner von
Getreide, Wein, Olivenöl, Vieh, Korkholz und Halfa, d. i. Steppen-
gras, welches zur Papierbereitnng verwendet wird. — Die Haupt-
stadt Algier (alsche, arabisch El-Dschesair) mit 92 000 E. steht in
lebhafter Handelsverbindung mit Marseille. — Andere größere Orte
sind: Oran mit 81 000 und Konstantine mit 48000 E.
Marokko
(812 009 qkm und 8 Millionen E.)
ist ein Snltanat, dessen mohammedanische Einwohner dnrch ihren
wilden Haß gegen die Christen berüchtigt sind. Das Land ist mit
Ausnahme des südlichsten Teiles sehr fruchtbar, wird aber schlecht ver-
waltet. — Hauptort ist das gewerbereiche Fes. zugleich wichtigster
Handelsplatz des Innern, mit etwa 150 000 E. Von dieser Stadt
haben die roten türkischen Mützen ihren Namen. — Die alte Haupt-
stadt Marokko (ca. 50 000 E.) liegt prächtig am Fuße des schnee-
bedeckten Atlas. — Tanger (20 000 E.), unfern der Straße von
Gibraltar, ist der bedeutendste Seehandelsplatz.
West- und Südafrika.
Mit Ausnahme der Negerrepnblik Liberia an der Pfeffer-
küste (85 000 qkm und 2 Mifi. E.) ist das ganze Gebiet in den
Händen europäischer Mächte.
Frankreich besitzt: 1. Senegambien und dessen Hinterland
am Niger bis zu der bedeutenden Karawanenhandelsstadt Timbnktu,
2. die Elfeubeiuküste und Dahoine in Oberguinea, 3. Französisch-
Kongo in Niederguinea.
Zu Großbritannien gehört: 1. das Land am untern
Gambia, 2. Sierra Leone, 3. die Goldküste, 4. Lagos mit der
lebhasten Handelsstadt gl. N. (37 000 E.) und das Gebiet des
untern Niger, 5. die Kapkolonie und Natal, endlich 6. Britisch-
Süd- und Centralasrika, das sich vom Kapland nordwärts bis
Deutsch-Ostafrika und dem Kongostaat erstreckt.
1
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Sierra_Leone Lagos
Extrahierte Ortsnamen: Europa Algier Marseille Marokko Marokko Tanger Negerrepnblik_Liberia Frankreich Niger Karawanenhandelsstadt_Timbnktu Oberguinea Niederguinea Gambia Niger Deutsch-Ostafrika
Oliver Cromwell.
21
Sternkammer meistens zu bedeutenden Strafen verur-
theilt: Elliot, der abbitten und 1000 Pfund zahlen
sollte, verschmachtete den 27. Nvv. 32 im Kerker. Karl
erklärte, ohne Parlament regieren zu wollen, gewann
mehrere Gegner, zumal den kraftvollen Thomas Went-
wvrth, durch Gunst und Würden, schloß im Mai 29
mit Frankreich, im Nvv. 30 mit Spanien Frieden, und
fristete seinen Hofhalt mit unverwilligtem Pfund- und
Tvnncngelde, mit Abgaben von Salz, Wein und an»
dern Lebensbedürfnissen, mit Dispensationen, welche er
an Katholiken ertheilte, mit Monopolen und Erpressun-
gen. Die meisten Klagen rief das vom ganzen Land
bezogne Schiffsgeld hervor, wurde aber von der Stern-
kammer für eine rechtmäßige Steuer erklärt, und Edel-
mann John Hampden aus Buckinghamshire mußte
sie nach standhafter Weigerung dem Spruche des Schah,
kammergerichts zufolge bezahlen. In Kirchensachen schat-
tete voll strengen, pfäffischen Eifers Erzbischoff Laud,
suchte die Geistlichkeit zu heben, stellte Krcuhe und Al-
täre her, machte den Kultus feierlicher, und gestattete,
den Puritanern zum Trotz, mancherlei Lustbarkeiten am
Sonntage. Zweimal bot ihm der Pabst unter der Hand
den Kardinalshut an; das Volk schalt ihn einen Erz-
beamtcn des Teufels; der puritanische Advokat Prynne
schrieb einen dicken Quartbaud, Histniomastix betitelt,
über Theater und Bälle: „der Weg zum Schauspiel ist
der Weg zur Vervammniß, jeder Schritt zum Tanze
ein Schritt zur Hülle." Aber die Königin selbst liebte
Schauspiel und Tanz; auf Lands Veranlassung wurde da-
her Prynne als Verfasser eines aufrührerischen Libells vor
der Sternkammer belangt, an den Pranger gestellt, bei-
der Ohren beraubt, und zu 500 Pfund Geldstrafe und
lebenslänglichem Gefängnisse verurtheilt. Solch' über-
mäßige Strenge gab Derurtheilten das Anseheu von Mär-
tyrern, und trieb Diele zu dem Entschlüsse, auszuwan-
dern : man erlaubte es ihnen nicht, bis sie ein Zeug-
niß völliger Ncbereinstimmung mit den Lehren und Ge-
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Oliver_Cromwell Karl Thomas_Went- John_Hampden Prynne
52
Zweites chauptstück.
hatten, dazu bildeten sich jetzt in den Hauptstädten zahl-
reiche Vereine: man beschloß, die eignen Fabriken em-
pvrznbringen, und englischer Fabrikate, deren man bis,
her jährlich für 3 Millionen Pfund gekauft hatte, sich
zu enthalten. Sorglos bei so schlimmen Anzeichen, ver-
folgte Grenville um dieselbe Zeit einen noch weit bedenk-
lichern Plan, welchen Robert Walpole vorsichtig zurück-
gewiesen hatte, und über den William Pitt geäußert
hatte, »er möge sich die Finger daran nicht verbrennen.»
Indem Grenville die wachsende Nationalschuld ins Auge
faßte; indem er nachrcchuete, wie viel Geld das stets
höher steigende Marinebudget verschlinge; indem er be-
dachte, daß England für Truppen in Nordamerika seit
1754 fünfmal mehr als zuvor, nämlich 550,000 Pfund
ausgeben müsse: schien es ihm rathsam, hicfür dadurch einen
Ersatz ausfindig zu machen, daß man die Kolonien mehr
in eigentlicher Art besteure. Er verfiel auf eine Stem»
peltare; denn eine solche werde fast nur von Vermög-
lichen getragen, sey unverfänglich, weil sie neben den
Prozeßkosten herlaufe, zudem einträglich, weil sie keine
Erhebungskosten veranlasse, und weil die Amerikaner gern
Prozesse führen; auch könne man sie dadurch versüßen,
daß man den Reishandel von Georgien und Südkarolina
begünstige, und Prämien für amerikanischen Haus und
Flachs aussetze. Uebrigens verschob das Parlament, dem
Wunsche des Ministers gemäß, noch die Ausführung der
Bill, und er selbst unterhandelte mit Abgeordneten der
Amerikaner, denen er freistellte, irgend eine andre Taxe,
falls sie nicht unter 300,000 Pfund abwürfe, in Vor-
schlag zu bringen. Die Kolonien wurden folglich durch
das Gesetz nicht überrascht, sondern hatten Zeit, den Ge-
genstand von jeder Seite zu besprechen, und einen furcht-
baren Widerstand vorzubereiten. 1765 sollte das Parla-
ment über den Vollzug entscheiden. Ganz Europa hörte
mit gespannter Aufmerksamkeit zu, wie die ersten Red-
ner der Zeit, den kühnen Oberst Barre an ihrer Spitze,
für das Recht der Kolonien in die Schranken traten. Am
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Robert_Walpole
Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Georgien Europa
68
Ztvettes Hauptstück.
giftrat von London seine Schuldigkeit nicht thut,„ sagte
der König im geheimen Rathe, „so will ich meine Pflicht
erfüllen." Das Militär rückte ans, feuerte, hieb ein:
die Ruhe wurde hergestellt, Gordon als Hochverräther in
den Tower geworfen, jedoch, weil es für jenen Vorwurf
an genügenden Beweisen fehlte, wieder freigelassen; in«
deß richtete eine Spezialcommisston unter dem Vorsitze
des Lordoberrichters Loughborongh über die verhaf-
teten Aufrührer, und verurtheilte ihrer 59 zum Tode.
Merkwürdigerweise hatte der Herzog von Richmond
eben da, als die Aufläufe begannen, und der greuliche
Lärm im Parlament wiederhallte, das Haus in Kennt»
niß gesetzt, daß er eine Bill einzubringen gedenke, worin
er einjährige Dauer der Parlamente und gleichmäßigere
Vertretung des Volks Vorschlägen werde. Dies geschah
in Britannien; in Irland aber, wo das Volk seit Jahr-
hunderten unter dem Joche fremder Grundeigenthümer
schmachtete, wo Störungen des Handels, Unfälle des
Kriegs bei großer Armuth zehnmal schwerer empfunden
wurden, wo überdies Beispiel und Einflüsterungen der
Nordamerikaner die Gährung unaufhörlich schürten, bil-
deten sich furchtbare, bewaffnete Vereine, die entweder
gewisse Rechte, oder Losreissung von England forderten.
Man konnte nicht umhin, in mehreren Punkten nachzu-
geben. 1779 erschien ein Gesetz zu Gunsten des Han-
dels der Insel Irland: „irische und brittische Maaren,
auch Wolle und Wollmanufakturen, sowie fremde, vor.
schriftsmäßig eingeführte Güter sollten unmittelbar nach
den brittischen Kolonien ausgeführt, brittische Kolonial»
Produkte, mit Ausnahme von Taback, unmittelbar von
dort eingeführt, irische Kottune, Seile und Taue nach
Großbritannien, irische Glaswaaren überallhin, nur
nicht nach Britannien, verschifft werden dürfen." Aber
dies reichte nicht hin; im Mai 82 setzte cs daher Mini-
ster Fox durch, daß dem irischen Parlament die legisla«
live Gewalt vollständig übertragen, also Irland vom
brittischen Parlamente unabhängig erklärt wurde, und
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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Extrahierte Personennamen: Gordon
Extrahierte Ortsnamen: London Richmond Kennt» Britannien Irland England Irland Britannien Irland
151
31. Die Cochenille.
Mit der Eroberung von Mexiko lernte man ein Thierchen kennen, das
einen rothen Farbestoff liefert, welcher eben so berühmt geworden ist, wie vor-
mals der Purpur, den man von der Purpurschnecke an der Küste von Phöni-
zien gewann. Dieses Thierchen ist die Cochenilleschildlaus. Das Weibchen hat
einen leichenförmig zusammengedrückten Körper ohne Flügel, an welchem sich
sechs Gliederstücke und ein kurzer Säugrüssel befinden. Das Männchen besitzt
dagegen einen langgestreckten, in Kopf, Bruststück und Hinterleib deutlich ge-
sonderten Körper mit zwei häutigen Flügeln, der aber so klein ist, das; er mit
bloßem Auge kaum wahrgenommen werden kann. Diese Cochenilleschildlaus
lebt von den Säften einer in Mexiko einheimischen Kaktusart, der Opuntia
roccionellifera. Als sich die Mexikaner, von welchen die Spanier diesen kost-
baren Färbestoff kennen gelernt hatten, der spanischen Herrschaft entrissen,
gelang es diesen, jene Kaktusart in die südlichsten Gegenden der pyrenäischen
Halbinsel zu verpflanzen und hier die Cochenillezucht einzuführen. Hier hat
sie in der Gegend von Malaga und überhaupt an der Küste von Granada
einen solchen Aufschwung genommen, daß im Jahre 1850 mehr, als 800,000
Pfund roher Cochenille nach England verkauft wurden und dieselben weit über
sieben Millionen Gulden dem spanischen Handel einbrachten.
Der Cochenillekaktus verlangt, wie alle Kaktusarten, viel Wärme und
eine feuchte Luft und kann daher nur in warmen Küstenländern gedeihen. In
Spanien pflanzt man ihn in Reihen, jede Pflanze etwa sechs Fuß von der
andern entfernt. Zum Zwecke der Cochenillezucht müssen nun die Kaktuspflan-
zen sorgfältigst vor Spinnen, Ameisen und andern Insekten gehütet, so wie
auch von Staub und schmarotzenden Pilzen stets gereinigt werden. Um die
Kaktuspflanzungen zu bevölkern, besetzt man sie mit Cochenillenweibchen,
welche bald Eier legen wollen, von schon bevölkerten Pflanzen. Damit ihnen
dabei kein Schaden zugefügt werde, berührt man ihren Säugrüssel mit einem
fein zugeschnitzten Holzstäbchen. Sobald man das thut, fallen sie ab, und man
fängt sie in einer Papierdüte auf. Darauf werden sie auf die frischen Kaktus-
pflanzen, auf jede etwa 6 — 8 Stück, vertheilt, indem nian sie in kleine Säck-
chen von Palmblattfasern oder grober Leinwand thut und diese an den Aest-
chen der Kaktuspflanze aufhängt. Hier legen die Weibchen nun ihre Eier, aus
denen die Larven auf die Kaktusäste kriechen. Die Weibchen findet man dann
todt in den Säckchen. — Wenn die jungen Cochenillen so weit herangewach-
sen sind, daß sie bald selbst wieder Eier legen wollen, so beginnt die Aernte,
d. h. das Einsammeln der Cochenille. Solche Aernten kann man jährlich we-
nigstens zwei halten. Weil die lebenden Weibchen so fest sitzen, daß sie beim
Schütteln nicht abfallen, so müssen sie abgebürstet werden, was wegen der
zahlreichen Stachelbüschel des Kaktus eine sehr mühsame Arbeit ist. Nur einige
wenige Thierchen läßt man auf jeder Pflanze sitzen. Die abgebürsteten und in
einem Gesäße aufgefangenen Schildläuse werden getödtet, indem man sie in
153
die sich im Innern beendet, Zeit, sich in einen Schmetterling zu verwandeln,
wozu sie 14—20 Tage gebraucht, so durchbricht der Schmetterling seine
Hülle, und der durchlöcherte Kokon kann dann nicht mehr abgewunden und
benutzt werden. Um diesen Schaden zu verhüten, schiebt man die Kokon in
einen mäßig heißen Backofen, wo die Puppen ersticken, oder man wirft sie in
siedendes Wasser.
Das Vaterland der Seidenraupe ist China und Ostinvien. Dort leben
sie auch wild auf den Maulbeerbäumen, die ganz mit Kokons behängen sind.
Im Jahre 551 n. Chr. brachten zwei Mönche den Seidenspinner mit nach
Europa, indem sie die Eier desselben in ihren hohlen Stöcken aufbewahrten.
Gegenwärtig breitet sich selbst der Seidenbau in Deutschland immer mehr
aus. Allein bei uns kann er nur in Zimmern betrieben werden und erfordert
große Mühe und Sorgfalt.
33. Die Purpurschnecke.
Der ehrliche Hund eines Hirten, sagt man, hat in der stacheligen Pur-
purschnecke, die in großer Menge an den Küstengegenden des adriatischen und
Mittel-Meeres vorkommt, den Purpur entdeckt, der bei den alten Völkern eine
so gar hochgeachtete Farbe war. Der Hund hatte eine solche Schnecke zerbissen
und war auf einmal an der Schnauze schön roth gefärbt. Der Hirt dachte, es
wäre Blut, wischte es mit Wolle ab, und die Wolle wurde so dauerhaft pur-
purroth gefärbt und jeden Tag immer schöner, daß der Hirt ganz aufmerksam
wurde und die Entdeckung des Purpurs in der Stachelschnecke machte. Die-
ser färbende Saft findet sich fast bei allen Schneckenarten in einem kleinen
Beutelchen am Halse; nur hat er bei der einen eine schönere Farbe, als bei der
andern, sieht öfters anfangs, wenn er herausfließt, grünlich aus und wird
dann erst roth. Da auch in jeder Purpurschnecke nur etwa ein Tröpflein ist,
so gehörte eine ungeheuere Menge dazu, um ein Kleid damit zu färben, und
die Purpurfarbe war höchst theuer. Die Leute bezahlten das aber doch gern;
denn Viele haben die rothe Farbe ganz besonders lieb, obgleich man bemerkt
hat, daß sie für Menschen und Thiere etwas Feindliches und Erschreckendes
hat, und z. B. ein Regiment rothgekleideter Soldaten auf Indianer einen viel
furchtbarern Eindruck mache, als ein Regiment grün gekleideter. Aber die
Menschen, und besonders die schwächlichsten, wollen am liebsten ein Ansehen
über Andere haben und gefürchtet sein.
34. Die Perlenfischerei.
Die Perlen werden hauptsächlich an den Küsten Arabiens auf folgende
Weise aus der Tiefe des Meeres geholt:
„Der Perlenfischer verwahrt seinen Kopf mit einer luftdichten Kappe,
von der eine lange Röhre über das Wafler hinaufgeht, durch welche er Lust
223
Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
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