223
Durch den Riß nur der Wolken
Erblickt er die Welt,
Ties unter den Wassern
Das grünende Feld. H ch i l l e r.
5. Fr an kr e i ch *). — P ari s.
Wandern wir aus der Mitte Deutschlands gegen Südwest immer weiter
und weiter, so werden wir endlich vor den blauen Fluthen des mächtigen
Rheins stehen. Ueberschreiten wir diesen Strom, so treten wir in das herr-
liche Fr a n k r e ich ein. 37^ Mill. Menschen bewohnen dieses schöne und frucht-
bare, meist ebene Land, das von hundert Flüssen bewässert tvird. Ja wohl iß
Frankreich ein herrliches, gesegnetes Land; den» im Norden findet sich Alles,
wie in Deutschland: reichlich tragende Getreideäcker, lachende Obst- und Ge-
müsegärten, würzigdufteude Wiesen. Noch freundlicher gestaltet sich aber das
Bild im Süden. Hier wachsen Citronen, Orangen, Mandeln, Kastanien, Fei-
gen, Oliven und noch viele andere Früchte und Kräuter in Hülle und Fülle;
besonders gedeiht aber hier guter, feuriger Wein, mit welchem auch die mitt-
lern Provinzen überreichlich gesegnet sind. Und wo in Frankreich die Traube
spendende Rebe nicht fortkommen will, da macht man Obstwein, wie z. B. in
der Normandie; denn der lebenslustige, fast etwas leichtfertige Franzose hält
es mit dem Sprüchlein: „Der Wein erfreut des Menschen Herz." Deßhalb
wird in Frankreich auch nur wenig Bier gebraut. Doch trinkt der Franzose den
Wein nur höchst selten ganz rein. In der Regel mischt er ihn im Glase zur
Hälfte niit Wasser. — Wo das Land des Anbaues fähig ist, blühen Ackerbau
und Viehzucht. Namentlich herrscht aber in den vielen und mitunter sehr groß-
ßen Fabriken sehr reges Leben und eine seltene, musterhafte Thätigkeit; denn
die Franzosen sind ein fleißiges, erfinderisches und betriebsames Volk. Die
schönen, geschmackvollen Seidenzeuge, die buntfarbigen, prächtigen, seidnen
Tücher und Bänder, die ihr in den Gewölben unsrer Kaufleute erblickt, werden
größtentheils in Frankreich gewebt. Wegen ihrer feurigen Farben, ihrer Festig-
keit und Reinheit, zieht man sie den deutschen und englischen seidnen Fabrikaten
vor. Pariser Umschlagetücher machen die Reise durch die ganze Welt. Die
Franzosen wirken aber auch Gold- und Silberstoffe, Tressen, prächtige und
kunstreiche Tapeten, eine große Menge Wollen - und Baumwollenzeuge u. s. f.
Und wie viele andere Galanterie - und Modewaaren verfertigen und verkaufen
nicht die Franzosen! Die Pariser Modewaaren sind auf den Sandwichinseln
eben so gut zu finden, wie in den Kaufläden Calcutta's und Batavia's.
Der Bergbau will aber in Frankreich weit weniger besagen, als bei
uns in Deutschland. Während die gesammten deutschen Silbergruben jährl.
200,000 Mark Silber liefern, geben die 33 Blei- und Silberbergwerke
*) Mit Savoyen und Nizza 10,000 ^Meilen.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Rheins Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Frankreich Kaufläden_Calcutta's Frankreich Deutschland Nizza
118
5. Die Olive.
Die Olivenbäume sind den Bewohnern des südlichen Europa's, nament-
lich den Italienern und Griechen, eben so viel werth, als uns die Obstbäume.
Da ist keine Hütte, zu der sich nicht die Olive gleichsam als Hausgenosse ge-
sellt hätte; da ist kein Berg, in dessen Mittelgrunde nicht Olivenbäume grün-
ten, während am Fuße die breitblätterige Feige steht. So lang nur noch etwas
Leben in ihren Adern kreis't, bietet sie sich mit Allein, was sie hat, zur Be-
nutzung dar. Mit geringer Pflege zufrieden, segnet sie schon mit ihrer kirsch-
artigen Frucht, noch wenn dieselbe unreif ist, indem sie eingemacht auf die
Tafel gebracht wird. Hat sie die gehörige Reife erlangt, so wird aus ihrem
Fleische das bekannte Oliven- oder Baumöl gepreßt, das fast in allen südlichen
Ländern Europa's stak> der Butter zur Bereitung vieler Speisen gebraucht,
namentlich aber als Salatöl benutzt wird. Doch nicht nur in ihren Früchten
spendet die Olive den mannichfaltigsten Segen; ihr Holz ist auch eine Zierde
der Stuben. Die Möbeln, welche daraus verfertigt sind, sehen wie marmorirt
aus, ja, oft wie mit Landschaften bemalt. Nicht minder ist der Baum ein
Schmuck der Gebirge und ein Licbliirg der Maler. Zwar sagt man, daß er
unserm Weidenbaume ähnlich sehe, der bekanntlich kein schöner Baum ist; aber
sicherlich übertrifft er ihn in dem Wuchs seiner feinen und zierlich verschlunge-
nen Zweige, in dem silberfarbenen, leichten Blatte seiner Krone, in den lieb-
lichen Gruppen, die er an den Bergabhängen Italiens bildet, deren Rücken
sich meistens nackt mit scharfen, bestimmten Linien in die reine, tiefblaue Lust
des Südens erhebt und aus der Ferne blau erscheint. Er soll aus Palästina
nach Europa gekommen sein. Seiner wird zuerst im alten Testamente bei der
Sündsluth gedacht. Die Taube, welche Noah zunr zweiten Male ausstiegcn
ließ, trug, als sie zurückkam, ein frisches Oelblatt in ihrem Schnabel, und
Noah erkannte daran, daß das Gewäffer gefallen sei. Dieses grüne Friedens-
blatt, im Schnabel der treuen Taube gehalten, ward bei den älteren Christen
ein sinniges und liebes Denkmal. Auf ihren Friedhöfen sah man nämlich häu-
fig die Taube mit dem Oelblatte in Stein ausgehauen. Salomon ließ aus
dem Holze der Olive zwei Cherubin!, zehn Ellen hoch, anfertigen und diese in
seinen herrlichen Tempel bringen. In der Stistshütte brannte das allerreinste,
lautere Olivenöl in einer Lampe, und aus Olivenöl wurde das heilige Salböl
zubereitet, mit welchem Samuel sein Horn füllte, als er den David mitten unter
seinen Brüdern zum Könige salbte. Auch der Frankenkönig Chlodwig, der bis
zur Schlacht bei Zülpich ein Heide gewesen, wurde am Weihnachtsfeste des
Jahres 496 von einen! Bischöfe mit solchem Oele gesalbt.
Auch den Griechen war der Oelbaum von großer Bedeutung. Die Göttin
Pallas Athene, so erzählten die Griechen, habe mit eigener Hand die erjle
Olive auf Athens Tempelberg gepflanzt, und von dieser stammten alle Oliven
Griechenlands ab. Als einst Athen durch die Perser eingeäschert wurde, brannte
auch der Olivenbaum, den die Athene gepflanzt, mit an, brannte jedoch nicht
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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I
. t - 259 -
„Zu welcher Religion bekennen sich die Afrikaner?" — Die Mauren
sind Muhamedaner, die Reger Fetischdiener*), ursprünglich Feuerverehrer.
Sie wählen sich nämlich eine Schlange oder einen Baum, einen Stein oder
sonst Etwas zu ihrem Götzen, beten ihn an und suchen Hülfe oder Trost bei
ihm. Roch andere afrikanische Nationen verehren die Gestirne. Auf der Ost-
küste und in Aegypten leben auch morgenländische Christen, und allenthalben
sind Juden zerstreut.
28. Aegypten.
Aegypten, dieses durch feine natürliche Beschaffenheit, wie
durch uralte Denkmale menschlicher Kunst und Thätigkeit gleich
merkwürdige Land, ist von Kana a n, wo Jakob wohnte, nur durch
einen Theil des nördlichen Arabiens getrennt. Es ist das nordöst-
liche Land von Afrika und hängt durch die Landenge von Suez,
welche zwischen dem mittelländischen und rothen Meere
oder dem arabischen Meerbusen liegt, mit Asien zusammen. Das
Land wird der Länge nach von dem grossen Ni 1 flu sse durchströmt,
welcher sich in mehreren Armen in das mittelländische Meer ergiesst.
Durch diesen Fluss wird das Thal, welches er durchströmt, regel-
mässig jeden Sommer überschwemmt und dadurch vermittelst des
zurückbleibenden Schlammes überaus fruchtbar gemacht, so dass
bei der heissen Beschalienheit des Klima’s in einem Jahre mehrfache
Aernten Statt finden, und ein grosser Ueberfluss, besonders an ver-
schiedenen Getreidearten, erzeugt wird. Nicht selten aber hat dieser
faulende Nilschlamm auch die Pest verursacht', welche lieh von
Aegypten her schon öicer verheerend verbreitet hat. Die ausneh-
mende Fruchtbarkeit des Nilthals erklärt uns den frühern An-
bau desselben, und dieser, so wie die eigenthümliche Beschaf-
fenheit des Landes selbst, die frühere Ausbildung mehrerer Ge-
werbe, Künste und Kenntnisse in Aegypten, z. B. des Acker-
baues, des Kanalbaues, der Baukunst, Messkunst u. s. w. Als Jakob
mit den Seinigen dahin wanderte, war Aegypten schon ein geord-
neter Staat und zum Theile stark bevölkert. Schon vor länger, als
3000 Jähren, baute man Wohnungen aus. gebrannten Ziegelsteinen
oder gehauenen Felsstücken. Von der Beharrliches und Kunst in
Aufführung grosser Bauwerke in einer Zeit, die über alle unsere
Nachrichten hinausgeht, zeugen noch heute die Obelisken oder
50 bis 180 Fuss hohe, spitz zulaufende Säulen, oft aus einem einzi-
gen Steine, deren einige später, als die Römer Herren von Aegypten
*) Anbeter von belebten und unbelebten Gegenständen der Natur, vor-
züglich Thierdienst.
17*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Jakob Jakob
Extrahierte Ortsnamen: Kana Arabiens Afrika Suez Messkunst
Asien — Süd ost-Inseln.
473
die Aetnagegeud, in zehnfach vergrößertem Maßstabe zum Aeqnator und unter tropische
Regen verpflanzt; steigen doch Vulkane dieser Inseln eben so hoch und noch höher
empor als der Aetna! Der Talama oder Ophir und der Pik von Jndrapura,
beide auf Sumatra, haben über 3500 m., der Sem eru und der Slamat auf Java
ebensoviel, der Merapi auf Java 2900 m.; weiter im Osten anf Sumbawa hatte, der
Tumbora, eiuer der wüthendsten aller Vulkane, vor dem Ausbruch im April 1815,
welcher direkt und indirekt über 40000 Menschen das Leben kostete und wobei sein
Doppelgipfel zusammenstürzte, 4500 m., während er jetzt nur noch 2850 m. hoch ist. —
Unter den 43 Vulkanen, die in 2 Parallelreihen die Insel Java durchziehen, sind 23
thätige, denen als charakteristisches Merkmal namentlich die Erzeugung ungeheurer
Schwefelmaffen eigentümlich ist. *)
Was die einheimische Bevölkerung betrifft, so ist schon oben gesagt, daß sie zur
malaiischen Rasse gehört. Im Innern Bürneos, auf östlichen Inseln, selbst auf den
Philippinen, gibt es indes auch schwarze Volkschaften oder Negritos, wie auf Neu-
guinea, unter verschiedenen Namen (Papuas, Haraforas jc.), die als Urbesitzer zu be-
trachten sind und weit herwärts uach Westen verbreitet waren, ehe sie vou den Malaien
theils verdrängt, theils ausgerottet wurdeu. Daß bei den Malaien anf Java und
Sumatra sich flüchtende Buddhisten aus den Hinduländern einfanden und ihre Lehre
verbreiteten, ist gewiß, aber mit der aufstrebenden Macht der Malakkaner erhielt auch
der Islam große Herrschaft. Außerdem gab es hie und da chinesische Niederlassungen.
So stand es, als die Europäer erschienen, von denen die Spanier auf den Philippinen
sich festsetzten, und die Portugiesen als Besieger des Reichs von Malakka im Süden.
Die Holländer folgten und sind auf mehreren Inseln und Juselküsten im Suuda- und
Molukken-Archipel zur vorherrschenden Macht geworden. Manche der einheimischen
Jnselfürsten haben ihre Lande völlig verloren oder nur als Vasallen behalten; derer, die
auf Gebirgen, besonders im Innern der großen Inseln, sich unabhängig behauptet haben,
gibt es indes noch viele.
Bekanntlich war Holland im 17. und 13. Jahrhundert eine blühende Republik und
trotz seiner Kleinheit einer der bedeutendsten Staaten Europas; ein weit verzweigter
Kolonialbesitz hatte besonders dazu beigetragen. Heutzutage steht es anders. Holland
heißt zwar ein Königreich, allein seine Macht ist weit schwächer. Es hat wichtige Ko-
lonien, namentlich Ceylon und das Capland eingebüßt, und manche Produkte, die es
ehemals allein auf den Markt Europas brachte, kommen jetzt auch aus Kolonien andrer
Staaten. Um so mehr hat die holländische Regierung die Notwendigkeit eingesehen,
daß auf ihren glücklich geretteten Besitz in Ostindien eine größere Sorgfalt als früher
gewendet werden müsse. Sie sucht sich also auf geschickte Weise dort mehr zu festigen
und ihre Herrschaft auszudehnen, benimmt sich milder und loyaler gegen die in ihrer
Art nicht uucivilisirten Malaien, und ahmt in vielen Stücken der englischen Kolonial-
Verwaltung nach. Die alte Krämerpolitik, den Gewürzbau, damit die Preise nicht
*) Weiße Wolken von schwefelsauren Gasen umkränzen beständig die Kronen
jener hoheu Spitzen und beweisen die unaufhörliche Thätigkeit innerhalb ihrer riesigen
Massen; das Giftthal am Abhang des Papandayang ist eine jener Stellen, wo
das Gas in Verbindung mit Kohlensäure ausströmt — ein Umstand, der die Fabel
vom gifthanchenden Baume Upas veranlaßt hat.
Schacht, Lehrb. d. Geographie 8. Aufl. qi
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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584
Afrika
— die Serberet.
mit den verschiedenen Verzweigungen des Volkes selbst vom atlantischen
Ocean im W. bis fast zu den Grenzen von Aegypten im O. sich hat ver-
solgen lassen, ehe das Arabische ihr Abbruch that. Jetzt wird sie noch ge-
sprochen von den kühnen und stolzen Amazirghen und von den Schil-
lnhs in Marokko, von den Kabylen, zu denen auch die tunesischen
Berber gehören, in Algier, von den Resten der Berber in Tripoli, von
den Bewohnern der meisten Oasen längs des Südfußes des Atlasgebirges
und in einem verdorbenen Dialekt in den Oasen Audschila und Siwah,
sowie endlich im größten Theile der westl. Saharä von den Tuäregs,
einem Mischlingsstamme ans Berbern und Negern. Alle Völker, die früher
vorübergehend in Nordafrika seßhast waren, haben Spuren zurückgelassen;
deshalb findet man bei den Berbern auch helläugige und blondhaarige In-
dividuen. Außer den Berbern bildet der Halb arabische Mauren stamm
einen großeu Theil der Bevölkerung, besonders im Westen, dem alten
Mauretanien; auch der reinen Araber, zumeist Beduinen, ist eine große
Zahl. Türken, erst im 16. Jahrh. ins Land gekommen, bilden in Barka,
Tripoli und Tunis, wo ihre Sprache Regierungssprache ist, den herrschen-
den Stamm; in Algier aber, wo dies früher anch der Fall war, ist ihr
Ansehen sehr gesunken. In Marokko dagegen haben sie sich gar nicht fest-
zusetzen vermocht. Neger sind zahlreich vorhanden, meist aus dem Sud-m
und aus Guinea als Sklaven in die Berberei verbracht. Die Judeu
find zum Theil aus dem Orient mit den Arabern dahin gekommen, meist
jedoch aus Spanien nach ihrer und der Mauren Vertreibung hier einge-
wandert. Alle diese Völker, mit Ausnahme der Juden und der im Lande
wohnenden Europäer, sind Muhammedaner, indem nirgend mehr, als
in diesem Theile des altrömischen Reiches, die frühere Kultur sammt dem
Christenthnme zerstört worden.
Das Klima dieser Seite 524 beschriebenen Plateauländer ist der Be-
Wohnung nicht ungünstig. Die oft erstickend heiße Südluft im Juli und
August abgerechnet, ist es milde, vorzüglich im Gebirge, und der Winter
bringt häufige Regen, außer in der petit desert, die an der Sahara hin-
zieht. Hier im Dattellande Hansen nicht bloß eilige Dromedare und Anti-
lopen, sondern schon Strauße und Löwen, während das Gebirg und die
Küsten reich sind an Schafen, Ziegen, Eseln und trefflichen Pferden; leider
auch an Heuschrecke», die oft zur schrecklichen Landplage werden. Die
Pflanzenwell prangt mit Kork- und Steineichen, Gummiakazien und Süd-
früchten, an der Küste mit Fächerpalmen, und auf dem Hochatlas gibt es
mächtige Wälder. Man baut Mais, Weizen, Gerste, Hirse, Mandeln,
Feigen, Oliven, und den Weinstock zur Gewinnung von Rosinen, da der
Korän den Wein als Getränke verbietet. Im Ganzen wird aber der Acker-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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586 Afri ka — die Berberei.
Bevölkerung von Kyrenaika wird auf 302000 Seelen veranschlagt. — Südlich von Barka
die durch treffliche Datteln berühmte Oase Andschila, die (unter Hinzurechnung einiger
Nachbaroasen, wie Dschalo :c.) 11—12000 E. hat.
An merk. Oben bei der Schilderung der Sahara ist schon der theils umher
schweifenden, theils aus Oasen seßhaften Stämme der Wüste erwähnt worden (zusammen
vielleicht4 Mill.), nämlich der Tib b ns oder Tvbns im Osten, der Tnäregs in der
Mitte und der Mauren im Westen. Sie sind keine Neger. Die fast schwarzen Tibbus
mögen stark mit Negern gemischte Nachkommen der alten Libyer sein. Die braunen
Tuaregs, ein kräftiger Menschenschlag, stammen von Berbern ab, die bei den mancherlei
Unterjochungen der nordafrikanischen Küstenländer in die Sahara gedrängt worden; sie
selbst nennen sich Jmoschagh, d. i. Freie. Ohne den Schutz der Tnaregs, welchen mau,
wie im Mittelalter den der Ritter, erkaufen muß, kann die Wüste nicht sicher durchreist
werden; sie bilden iu ihrem Gebiete, das viermal so groß ist als Deutschland, verschiedene
oft mit einander in Krieg begriffene Stämme, stehen unter Oberhäuptern, sind gut
bekleidet, stark bewaffnet, auf Dromedaren reitend, und bekennen den Islam; doch gehen
ihre Weiber nnverschleiert. Die Grenze zwischen den Tnäregs und Tibbus ist etwa
durch eine Linie von Mnrsnk nach Bornu am Tsadsee zu bezeichnen. — Im Westen an
der Küste liegen die Hafen- und Handelsplätze Arguin und Portendik.
b. Der Staat Tunis — viel kleiner als Tripoli, aber mit mehr knlturfähigem
Boden und reich an Korn, Oliven, Datteln, Wachs, Salz n. s. w. Man rechnet, daß
1100 Q. M. seiner fruchtbaren Fläche sich mit dem Nildelta messen könnten, wenn die
Bewohner fleißiger wären und es nicht an Bewässerungsanstalten fehlte. Zur alten
Karthager Zeit war es äußerst bevölkert, jetzt hat es auf seinen 2150 Q. M. höchstens
2 Million Bewohner. Am besten wird es noch bebant im Thale des Medscherda (Ba-
gradas), der zur Winterszeit ein reißender Strom, im Sommer zum Bache wird.
An der Spitze des Staates steht eiu Bey oder vielmehr eiu fast unabhängiger
Snltan, der bis jüngst nur nominell von Konstantinopel abhing. Neulich hat sich in
dem Verhältnis Einiges geändert. Die lregiernngen nämlich, welche in den letzten
30 Jahren sich in Frankreich folgten, machten fämmtlich kein Hehl daraus, daß im
Interesse ihres algerischen Besitzes Tunis früher oder später gleichfalls französisch werden
müsse. In letzter Zeit anch von Italien bedroht, hat der Bey in dem engern An-
fchlnsse an die snveräne Macht, an „den Beherrscher der Gläubigen," das Mittel
gesunden, die Selbständigkeit seines Landes mehr zu erhalten. Durch Firman vom
Oktober 1871 wurde der an die Pforte bezahlte Tribut abgeschafft, der Familie des
jetzigen Bey die erbliche Regierungswürde in der Ordnung der Primogenitur gewährt
und dem Lande die Freiheit seiner innern Entwicklung gesichert. Militär-Conventionen
und Landesabtretungen sind untersagt. Eine gute Regieruug wurde zur Bedingung der
Aufrechthaltung des Firmans gemacht, sowie sich der Bey verpflichtete, im Kriegsfalle
der Pforte einen Theil seiner Truppen und seiner Flotte zur Berfiignng zu stellen.
Schon seit 1812 ist die Sklaverei abgeschafft, überhaupt suchen die Herrscher europäische
Einrichtungen einzuführen. — Orte: Tnnis, mit 125000 E., wovon 74 Juden, an
einer fast rings eingeschlossenen Bnchr, an deren schmalen Oeffnung ins Meer der Hafen
von Tunis, Goletta liegt. Louis Ix. vou Frankreich starb bei der Belagerung von
Tnnis an der Pest 1270; Kaiser Karl V. war 1535 glücklicher, was nnserm Pyrker
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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558
Afrika —
die Sprachen.
Nordafrikas von Aegypten bis zum atlantischen Meere: die alten Aegypter und die N u-
midier — die wesentlich unvermischten Nachkommen jener sind die (etwa 350000)
Kopten des heutigen Aegyptens, die der Numidier die Berberstämme; die ara-
bisch sprechenden Fellahs Aegyptens sind durch eine frühe Vermischung arabischer
und ägyptischer Elemente entstanden. Die grammatisch nah verwandten Sprachen dieser
Völker haben die Eigenthümlichkeit, die Flexion der Nomina und Verba durch vorge-
setzte Silben, durch Präfixe, auszudrücken.^) Griechen, Phönizier, Römer, Germanen,
Türken — alle ließen Spuren in Nordafrika zurück, die bedeutendsten jedoch die Araber,
die, abgesehen von früheren friedlichen Ansiedlungen, in 2 Jnvasien sich über das Land
ergossen, von Osten her als fanatische Eroberer und Bekehrer, von Westen her als Ver-
triebene, weshalb gegenwärtig ihre Sprache vom rothen bis zum atlantischen Meere
gehört wird; — b) Semiten, nämlich die semitische Urbevölkerung von Habesch,
Sennär und Nubien — in der Landschaft Tigre herrscht heute noch eine rein semi-
tische Sprache —, jetzt in verschiedenstem Grade gemischt mit Negern und norzafri-
kanischen Stämmen, ferner die zu verschiedenen Zeiten eingewanderte:: Araber Nord-
afrikas und der Ostkiisten, und die Inden, zahlreich in Habesch (als Felaschahs),
in sehr gedrückter Stellung und von den Moslemin mit grenzenloser Verachtnng be-
handelt in den sog. Barbareskenstaaten, wenig zahlreich — vielleicht aus historischer
Abneigung gegen das Land der Pharaonen — in Aegypten.
2) Die Aethiopier bezeichnete man sonst kurzweg als Neger; wenigstens fol-
gende Unterschiede sind festzuhalten: a) die gelbbraunen südafrikanischen Stämme der
Hottentotten (z. B. Namaquas, Corinnas, Griquas, Buschmänner oder Saabs,
d. h. in Gebirge und Eiuöden gejagte Hottentotten ohne Herden) in der Westhälfte
des Erdtheils etwa südwärts vom Ngami, mit einer Sprache voll eigentümlicher
Schnalz- und Gutturallaute, durch eiuen erbarmungslosen Krieg der holländischen
Boers über den Oranje zurückgedrängt; — b) die meist wohlgebildeten Stämme der
Ostküstenländer und in den Breiten deszambesigebietes bis an die Westküsten ver-
breitet, vielfach vermischt mit Arabern, mit den gelbbraunen Stämmen des Südens und
mit eigentlichen Negern; z. B. die begabten Kaffern (Kafir, Ungläubige der Araber)
zwischen indischem Meer, Zambesi und Kalahari-Wüste, worunter besonders die Zulu
(Plural: Amazulu) an der Küste und die Betschuanen weiter im Innern; ferner
die stark mit Arabern gemischten Suaheli, die schon sehr negerähnlichen Bnnda-
Völker in Niederguiuea und weiter landeinwärts; — c) die eigentlichen Neger-
stämme in dem noch übrigen Theile Afrikas südwärts vom Senegal und vom Süd-
raud der Sahara, doch in ihren nördlichen Gebieten schon vielfach mit nordafrikanischen
Stämmen gemischt.
Anm. Araber und Islam haben die Neger aus der Sahara, die sie ohne Zweifel
einst inue hatten, verdrängt. Als Mischvölker müssen auch bezeichnet werden die So-
m^lis des östl. Dreieckes, die Gallas, die Todfeinde der Abesfinier, die Wüsten-
*) Einige Sprachforscher haben das Be iberische für eine arische Sprache
erklärt; andere (z. B. Faidherbe im „Bulletin de 1' Academie d' Hippone") wollen
nach Schädelsunden die «stammeltern der Berber mit den ältesten Bewohnern des
westl. Europas in Verwandtschaft bringeu, eine Hypothese, die allerdings in dem Vor-
handensein zahlreicher Dolmen in Nordafrika eine Stütze gewinnt.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Corinnas
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Nordafrikas Nordafrika Nubien Zambesi Niederguiuea Afrikas Senegal Sahara Europas Nordafrika
Afrika — Senegambien und Ober- Guinea. 591
In diesem mehrere tausend Quadratmeilen großen Lande gibt es mancherlei Völker,
unter denen kriegerische Fürsten Reiche gestiftet, die später sich wieder zersplitterten, und
mancher Volksuame erhielt Ruf, der später verschwand. Wichtig ist, daß bei diesen
Fetischdieneru sich von Marokko her der Islam einfand, der in einem bedeutenden Theile
Senegambiens Wurzel gefaßt, hauptsächlich in dem Stamme der fast kaukasisch gebauten,
muthigeu und begabten, mit ehrenwerthen Eigenschaften des Charakters ausgerüsteten
Fulahs tfulbe, Fellaui, Fullau) am mittleren Senegal und obern Gambia, die da-
durch zu Eroberern wurden, auch den Dscholiba entlang und tief in Sudän hinein
zogen, wo sie im Aufange dieses Jahrhunderts als Fellatahs eigene Reiche gestiftet
haften. — Die Dscholoseu zwischen Gambia und Senegal solleir.ursprünglich demselben
Stamme angehören; weuigsteus weisen sie gleich den Fulahs es von sich, wirkliche Neger
zu sein. Sie haben auch trotz ihrer Schwärze nicht den vollen Negertypus, bauen ihr
Land, treiben verschiedene Arbeiten und mit Geschick, besonders die Goldschmiedekunst;
daneben werden auch Streifzüge unter die heidnischen Völker gemacht, um Menschen zu
fangen. — Auch die F uta Dsch iallou im Quellgebiete des Bafiug, Gambia und
Rio Grande sind Fulahs, und gerade sie waren es, von denen im vorigen Jahrhundert
das Erobern ausgiug. Ihr tapferer Fürst Jbrasima, zu Anfang unseres Jahrhunderts,
hat mehr als 109 Häuptlinge bezwungen und mit Gewalt der Waffen den Islam in
die Ferne getragen. Ueber ihrer Hüttenstadt Labbeh bei der Quelle des R. Grande
erhebt sich eine strohgedeckte Moschee. Ihre Hauptstadt ist Timbo mit 3000 E. Der
Häuptling hat zu Sokotoro seinen Landsitz und ist, wie in allen Fulahländern, welt-
liches und geistliches Oberhaupt; er betrachtet sich als den direkten Erben der Chalisen.—
Ein anderes bildungsfähiges Volk sind die hochgewachsenen, duukeln Mandingos oder
Wangerawas an beiden Seiten des untern R. Grande und in den Quellgebieten der
Flüsse, aus welchen der Senegal entsteht; das kleine Bergländchen Manding links
des obern Dscholiba (südwestl. von Sego) ist ihr Stammland. Sie gehören in jeder
Beziehung zu den ausgezeichnetsten Bewohnern des Continents, bekennen sich großentheils
zum Islam und sind, unter Häuptliuge vertheilt, wohl einige Millionen Köpfe stark.
Einer ihrer Staaten, die noch heidnischen Bambnk, regiert sich republikanisch.
Kolonien: Die Engländer besitzen am Gambia 50 M. aufwärts das Fort G e -
orge, Pisania und einige andere Handelsfaktoreien; ihr Hauptort aber ist die Hafen-
stadt Bathurst an der Gambiamündung; sie liegt auf einer Insel, nmgeben von Ne-
gerhütten mit Gärten. Damit begnügen sich hier die Engländer. — Die Franzosen
suchen größere Herrschast in Senegambien. Sie besitzen südlich des Cap Verde Insel
und Fort Goree und einige Posten an der Küste (Rnfisque, Dschoal, Cazamance,
Pongo :c.), am Senegal St. Louis und im Binnenlande Stationen und Dörfer fluß-
aufwärts bis Med ine, das bereits dem Gebirgslande angehört, einen Küstenstrich
nordwärts der Senegalmündung; dagegen haben sie die Küste Eay or südl. des Senegal
und mehrere angelegte Comptoirs wieder aufgegeben. Die Zahl der direkt und in-
direkt von denselben abhängigen Bevölkerung mag noch 200000 S- betragen. — Was
die Portugiesen hier besitzen (Archipel der Bissagots u. s. w.), ist kaum nennens-
werth und im äußersten Verfall.
b. Ober-Guinea. Von Senegambien ist es durch die Sierre Leoue, einen
bis ans Meer tretenden Gebirgsast, getreunt. Im Osten rechnet man zu der Küste,
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Afrika - Sene gambien und Ober-Guinea. 593
barischeu *) und tapfern Aschantis verflochten, in welchem es sich um den Besitz des
Fantilandes handelt und um die Aschantis von der Küste auszuschließen. Haupt-
stadt des Reiches und Residenz des Königs ist Kumassie, welche, ans einem von
Sumpf umgebenen Grauitfelfeu liegend, 1 Meile im Umfang und 70000 E. hat. Es
befinden sich daselbst 2 Paläste von europäischer Bauart, einer für den König, der an-
dere für die Fremden. — 2) Das Reich Dahom eh auf der Sklavenküste, ebenfalls
I V2 Jahrhundert alt, noch ausgedehnter als Aschauti. Es ist gut angebaut; die Dörfer,
von Feldern umgeben, sind aus der Ferne an den Oelpalmen zu erkennen, deren Pflege
jetzt seit Abnahme des Sklavenhandels überall in Guinea sich verbreitet. Den Eingang
jeder Ortschaft bezeichnet das Bild ihres Schutzgottes, ein thönerner Fetisch. Nur die
eigentlichen Dahomeher, als herrschender Stamm, gelten für frei, alle übrigen Untertha-
nen und selbst die obern Beamten sind Sklaven, so daß jeder Nengeborne dem König
gehört, jede Braut ihm, nicht den Eltern, wie sonst Negerbranch ist, abgekauft werdeu
muß. Der König übt einen furchtbaren Despotismus, sein Wille ist Gesetz. Er kann
die Uuterthauen tödten lassen oder verkaufen, wie es ihm beliebt, und stützt seine Macht
ans ein stattliches Heer von 12000 Mann (Kriegsstärke 24000), insbesondere anch auf
seiue Amazonengarde, die im Frieden 5000, zur Kriegszeit 10000 Weiber stark iu
niehrere Rotten abgetheilt, mit Geschützen versehen und tüchtig in Waffen geübt ist;
eine Kompagnie besteht ans Elephantenjägerinnen. Daß diese seltsame Garde anch bei
Festlichkeiten zu thnn Hai, wo als Opfer für die Fetische und zur Ergötzlichkeit des Hofs
Gefangene und Sklaven oft hmidertweise geschlachtet werden, läßt sich denken. Snell-
grave und Norris. die im vorigen Jahrhundert sich zu Abomeh aufhielten, haben
Schauderhaftes davon berichtet. Vielleicht hätte es auch jenen Heiden geschaudert, wenn
ihnen vou Juquisitionsmarteru und Autodafe's erzählt worden wäre, die auch zur Ehre
Gottes und nebenbei zur Ergötzlichkeit des spanischen Hofs abgehalten wurden. Abo-
meh die Hauptstadt mit 60000 E. liegt 22 M. landeinwärts. — Der Hauptküstenplatz
ist Waid ah mit dem (englischen) Fort William; der Ort hat 7000 E. und mehrere
europäische Handelshäuser. — 3) Das Reich Narriba (Joruba) anf dem Ostende des
Kong bis zum Niger, mit etwas milderer Despotie und ohne Menschenopfer. Ka-
tunga (nahe dem Niger) war frühere, Abbeokuta (näher der Küste) ist jetzige Hanpt-
stadt und zählt 150000 E., unter denen sich bereits christliche aus Sierra Leone ent-
lafseue gewerbtreibende Neger befinden; bedeutende Handelsstadt. Es herrscht hier die
Einrichtung, daß der Thron nicht in der Familie bleibt; vielmehr wird der älteste
Sohn eines verstorbenen Königs und die erste seiner Franen nebst einigen Häuptlingen
getödtet und zugleich irgend ein weiser alter Mann zum neuen Könige gewählt. —
Im Lande Benin ist die Stadt gleichen Namens, und im Delta 30 M. von der
Mündung aufwärts war sonst zu Abo (Jbu) eiu Hauptstapelplatz für Sklaven, jetzt
aber für Palmöl.
An den Küsten Guineas gibt es mehrere fremde Handelsfaktoreien und
Niederlassungen von Bedeutung. Die wichtigsten sind Englands westafri-
kanische Besitzungen; von ihnen aus wird der ganze Handel an der Küste beherrscht,
dessen Totalwerth jährlich 1,120000 Pfd. Sl. beträgt. Sie liegen zerstreut vom Gambia
*) Die Bewohner der Küste haben in Bezng auf die vou deu Aschantis verübten
Grausamkeiten das Sprichwort: „Die Afchanti-Snppe ist zu sehr gesalzen."
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Afrika — Ni gritien.
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Anbau schon 12 Stunden aufwärts, und die Ortschaften vergrößern sich, namentlich
blüht die Stadt Ediua, deren Klima besonders gesund sein soll, rasch auf. Man
baut Reis und Mais, Arrowroot, Orangen, Ananas, Pisang, Zucker, Kaffee. Indigo
und Baumwolle, und hat der Ansfnhrgegenstände noch außerdem mehrere, B. Maha-
gony-, Tik- und Farbhölzer, Elfenbein, Erdnnß- und Palmenöl, Gummi u. s. w.
Gewerbe, Handel und Bildung haben erkleckliche Fortschritte gemacht und die farbigen
Stämme der Umgegend werden langsam, doch sichtlich in den Kreis des Bildnngs-
ganges gezogen. — Die Verfassung des Staates ist ganz der nordamerikanischen nach-
gebildet und, wie sich bei diesem Staate von selbst verstand, mit Verbot der Sklaverei
und mit Verpflichtung der Kinder zum Schulbesuch.
Frankreich hat seine Comptoirs an der Goldküste (Grand-Bassam, As-
sinie :c.) seit 1871 aufgegeben.
Nigritien oder Sudm.
Beide Namen heißen so viel als: das Land der Schwarzen
hinter der Sahara. Insbesondere verstand man darunter nicht das
Küstenland, sondern das Innere, woselbst man sich einen großen Fluß, den
Niger oder Strom der Schwarzen dachte, der es der Länge nach von W.
nach O. durchströme und sich entweder mit dem Nil vereine, oder in einen
See ergieße. Lange Zeit war das Nigerland ein Räthsel. Man wußte
nur, daß einzelne Oasen der westlichen Sahara von Tuaregs, der östlichen
aber von halbschwarzen Tibbns bewohnt würden, daß beide dem Kara-
wanenhandel sowohl mit Steinsalz, wovon es mächtige Lager in der Sa-
harü. gebe, als auch mit Gold, Elfertbeiu und Sklaven, förderlich seien, und
daß die Karawanen sich vorzüglich nach Timbuktu, einer großen Stadt am
Niger richteten. Näheres zu erfahren war schwer, bis endlich in den letzten
70 Jahren sich allmählich das Räthsel löste. Man kennt jetzt die Gegend,
wo die Sahara aufhört, mau ist mehrseitig ins Innere Nigritiens einge-
drnngen, hat neue Seen, Ströme und Berge, neue Völker und Städte ge-
sehen, und der Niger, weit entfernt vom Nil, ist als Dscholiba oder
Quorra mit ganz andrer Richtung erschienen. Der Name Nigritien
oder Sndsn ist aber dem Lande geblieben, welches im N. von der Sahara,
begrenzt wird, im S. bis an den Aeqnator, im W. bis an den Fuß der
innern Bergländer von Senegambien und Guinea und im O. bis an die
zwischen Kordofsn und Darsur liegende Steppe und bis an den Fuß der
abessiuischeu Gebirge reicht*). Die Heimat der Negerrasse erstreckt sich
allerdings viel weiter und nimmt auch den größten Theil Hochafrikas ein.
*) Die arabische Bevölkerung des Nigerlandes dagegen versteht unter Sndän jetzt
gewöhnlich nur die Landstriche von Bornn bis Timbuktn, schließt also das Reich Bornn,
sowie Wadai und Darsur, selbst Timbnktu davon aus. In der ägyptischen Geschäfts-
spräche heißen insbesondere alle Besitzungen des Vicekönigs oberhalb des eigentlichen
Aegyptens Sudänland (Biled-el-Sudän).
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Ediua Frankreich Sahara Niger Timbuktu Niger Nigritiens Niger Sahara Guinea