J38
Im Vertrauen auf die Hilfe ihres Kaisers Franz griffen sie zu den Büchsen, die in dem gebirgigen Lande schon der Knabe führen lernt und mit denen der Jüngling und Mann die steilen Alpenwände hinaufsteigt, um die flücktige Gemse zu jagen. An ihre Spitze stellte sich der Gastwirth Andreas Hofer. Wie einst Saul ragte er eines Kopfes Länge über die Menge; bis auf den Gürtel reichte fein prächtiger schwarzer Bart; wegen seiner Redlichkeit, seiner treuherzigen Milde und seiner aufrichtigen Frömmigkeit war er überall hoch angesehen. — Im ganzen Lande entbrannte der Kampf; „von den Bergen rollten Felsstücke und Baumstämme, aus Klüften, aus Hecken und Hütten Pfiffen und trafen die Kugeln." Binnen wenig Tagen wartyrol den Baiern entrissen, und auch ein französisches Corps, das den letzteren zu Hilfe eilte, vermochte es nicht wieder zu gewinnen; bei Innsbruck, am Jselberg, sah es sich plötzlich von allen Seiten umschlossen und mußte sich gefangen geben. Da kam die unglückliche Schlacht von Wagram, und im Frieden von Wien trat der östreichische Kaiser das treue Land abermals an Baiern ab. Die braven Tyroler mußten die Waffen niederlegen. Aber durch falsche Nachrichten getäuscht, begann Hofer den Kampf von neuem. Bald mußte er der französischen Uebermacht weichen. „Zwei Monate lang verbarg er sich mit seiner Familie in einer einsamen, durch Schnee und Eis verdeckten Sennhütte." Leider sand sich ein Verräther. Die Hütte wurde mit französischen Soldaten umstellt, dann klopfte man an die Thür. Hoser öffnete und bekannte sich unerschrocken als den Gesuchten; nur um Schonung seines Weibes und seiner Kinder bat er. Gebunden führte man ihn herab; die rohen Soldaten ließen ihn über Schnee und Eis barfuß gehen und zerrauften ihm den Bart, daß das Blut herabfloß; mit lächelnder Geduld ertrug er die Mißhandlungen. Zu Mantua wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurtheilt. Mit dem Muthe eines Mannes vernahm er den ungerechten Spruch. „Ade, schnöde Welt", schrieb er wenige Stunden vor seinem Tode, „so leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht einmal die Augen naß werden." Stehend und mit unverbundenem Auge schaute er dem Tod in's Angesicht. „Schießet gut", sprach er noch zu den Soldaten, dann kommandirte er mit fester Stimme „Feuer!" Sechs Schüsse fielen; schwerverwundet sank er in die Knie; nach sechs weiteren Schüssen kämpfte er immer noch mit dem Tode; ein 13. erst, den man aus unmittelbarer Nähe aus ihn abseuerte, machte seinem Leben ein Ende. So starb er im Jahre 1810 den Tod eines Helden.
Vergleiche das Gedicht von Mosen „Andreas Hofer: Zu Mantua in Banden rc.
8. Aber auch in Norddeutschland halten viele gemeint, der Kampf Oestreichs mit Napoleon biete die günstigste Gelegenheit, das französische Joch abzuwerfen — vor allen Major von Schill. Schon nach der Schlacht von Jena und Auerstädt hatte er sich bei der Vertheidigung der Festung Colberg rühmlichst ausgezeichnet. Jetzt sammelte er eine
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Andreas_Hofer Napoleon Schill
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Jselberg Wien Baiern Mantua Mantua Norddeutschland Jena
Kämpfe in Ungarn 1848. 123
(östlich von Peschiera, 25. Jnli) wieder Mailands und der ganzen Lombardei. Karl Albert floh in sein Land zurück und schloß einen Waffenstillstand. Als er im März 1849 anfs neue zu den Waffen griff, schlug ihn Radetzky iu einem viertägigen Feldzuge (20.-24. März) am Tessin und bei Novara (westlich von Mailand) so aufs Haupt, daß er Frieden machen mußte und die Krone niederlegte zu Gunsten seines Sohnes Viktor Emannel. Die Republik Venedig unter dem Präsidenten Man in fiel im August desselben Jahres. So war Österreich wieder Herr des ganzen lombardisch -venetianischen Königreichs. — Um dieselbe Zeit wurde auch Rom, wo der Papst Pius Ix. vertrieben und eine Republik gegründet worden war (Mazzini, Garibaldi), von den Franzosen erobert. Der Papst kehrte von Gaeta, wohin er geflohen, nach Rom zurück und wurde seitdem durch eine in die Stadt gelegte französische Besatznng beschützt.
Den Ungarn war im April 1848 ein eigenes Ministerinn: zugestanden worden; sie strebten nach völliger Selbständigkeit ihres Staates, so daß er nur noch durch Personal-Union mit dem übrigen Österreich verbunden wäre. Aber die südslavischen Stämme, welche mit dem Königreich Ungarn ein Ganzes bildeten, Kroaten, Slavonier, Serben u. ct., waren damit nicht einverstanden und wollten sich von der Oberherrschaft der Ungarn befreien. Jellachich, der Ban von Kroatien, fiel mit einem slavischen Heere in Ungarn ein und wurde im Geheimen von dem Wiener Hof und Ministerium unterstützt. Das erregte die Wut der Ungarn. Als der Erzherzog Stephan seine Stelle als Palatin von Ungarn niederlegte und der Graf Samberg zum kaiserlichen Statthalter von Ungarn ernannt wurde, ermordete diesen der rasende Pöbel auf der Brücke von Buda-Pest (28. Septbr. 1848). Nun sollten österreichische Truppen von Wien nach Ungarn abgehen, um den Ban zu unterstützen. Aber die Wiener Demokraten, welche mit den Ungarn im Bunde standen, verhinderten den Abzug der Truppen und erregten einen furchtbaren Aufstand (6. Oktober), in welchem der Kriegsminister Latour in schauderhafter Weise ermordet
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Extrahierte Personennamen: Peschiera Karl_Albert Karl Radetzky Viktor_Emannel Viktor August Mazzini Garibaldi Stephan Latour
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Mailands Mailand Venedig Rom Gaeta Rom Ungarn Ungarn Kroatien Ungarn Wiener_Hof Ungarn Graf_Samberg Ungarn Wien Ungarn Ungarn
Kaiser Napoleon Hi. 1852—1870. 125
heldenmütigem Widerstand erliegen. Am 13. August 1849 streckte Görgey, der zuletzt die von Kossnth niedergelegte Diktatur übernommen hatte, bei Vilagos, unweit Arad, mit 30 000 M. vor den Russen die Waffen, worauf auch die meisten andern Korps sich ergaben. Kossuth und andre Führer retteten sich auf türkisches Gebiet. Über die gefangenen Häupter der Revolution verhängte Haynau ein furchtbares Strafgericht. Die ungarische Verfassung wurde aufgehoben, Siebenbürgen und Kroatien von Ungarn getrennt. — Damit war die Revolution in den österreichischen Ländern beendigt, und die österreichische Politik konnte wieder Einfluß in Deutschland gewinnen.
Vii. Der Kaiser Napoleon Iii.
1852—1870.
Am 10. Dezember 1848 war Louis Napoleon Bonaparte auf vier Jahre zum Präsidenten der französischen Republik gewählt worden. Da er nach der Verfassung zum zweiteumale nicht gewählt werden konnte, so wünschte er zu seinen Gunsten eine Abänderung der Verfassung; aber die Nationalversammlung ging nicht darauf ein. Deshalb wagte er, gestützt auf die Armee und einen großen Teil des Volkes, den Staatsstreich des 2. Dezember 1851. Er ließ die Führer der republikanischen und der orleanistischen Partei festnehmen, hob die Nationalversammlung auf, und als infolge dieser Maßregeln in den Straßen von Paris ein Aufstand ausbrach, warf er ihn mit Gewalt nieder; darauf ließ er sich durch eine allgemeine Volksabstimmung die zehnjährige Präsidentschaft übertragen. Nach einem Jahre (2. Dezbr. 1852) nahm er infolge einer neuen Volksabstimmung den Kaisertitel an als Napoleon Iii. Er hatte auf ähnlichem Wege, wie einst fein Oheim Napoleon I., sich zum Monarchen von Frankreich gemacht und richtete feine Regierung auch nach dem Muster des Oheims ein. Er stützte feine Gewaltherrschaft auf Polizei und Militär
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Extrahierte Personennamen: Napoleon August Görgey Kossnth Napoleon Louis_Napoleon_Bonaparte Napoleon Napoleon Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Arad Kroatien Ungarn Deutschland Paris Frankreich
42 Zweiter Teil. Die natürlichen Wirtschaftsgebiete Deutschlands.
einer weichen Erde, die die Felsen verhüllt und den Bergen sanft gerundete
Formen gibt. Wie Mäntelchen schmiegen sie sich an die stolzen, blanken
Gipfelgestalten aus sprödem Dolomit (Mädelegabel und Hochvogel recken
sich bis an 2700 m hoch empor), die schroffen Wände und steilen Grate
(„Ecken") des Unterjuras. Überall, wo sie sich finden, grünen die herrlichsten
Matten, blühen die köstlichsten Alpenkräuter. Sie sind mit die Ursache,
daß fast die Hälfte der Algäuer Alpen Wies- und Weideland ist. Und
weil die Bodenausnutzung in Südbayern nirgends eindringlicher betrieben
wird als durch den erwerbs- und handelsfrohen, zugleich aber auch äußerst
reinlichen Algäuer, so herrscht hier die Milchproduktion weit über die
Forst- und Feldwirtschaft vor. Man zählt im Algäu fast 1500 teilweise
mit Dampf betriebene Molkereien. An keinem anderen Orte in den
südbayerischen Landen erfolgt ein so stattlicher Umsatz von Alpenpro-
dukten (Holz, Butter und Käse) wie in Kempten, dem Hauptorte der
Landschaft. Das gesamte gebirgige und flachländische Algäu erzeugt trotz
seiner geringen Ausdehnung im Jahre etwa 3 Millionen Hektoliter Milch
und gewinnt daraus über 160 000 Zentner Schweizer und Emmentaler
Käse, 280 000 Zentner Limburger und Romandurkäse, sowie 10 500
Zentner Butter im Totalwerte von 30 Millionen Mark. Wie der Rhein-
länder auf seine Wein-, kann der Algäuer auf seine Käsekeller stolz sein.
Im Herbste, wenn die Herden von den Almen wieder ins Tal zurück-
gekehrt sind, finden die großen Viehmärkte statt. In Sonthofen
stehen dann oft an einem Tage bis zu 4000 Stück Rinder zum Verkaufe. —
Der Gewerbefleiß des Schwaben betätigt sich auch innerhalb des
Algäuer Berglandes, und zwar vornehmlich auf dem Felde der Spinnerei
und Weberei. Man findet dort eine großartige Bindfaden- und eine
Seilerwarenfabrik (jene in Immen st adt, diese mit etwa 1000 Ar-
beitern in F ü s s e n), 8 mechanische Baumwollspinnereien und 4 mecha-
nische Webereien (besonders auch in Kempten). Dazu kommen Holzwoll-
spinnereien, Holzstoff-, Möbel- und Düngemittelfabriken sowie die Her-
stellung von Strohhüten in Lindenberg und Umgebung (30 Fabriken
mit 800 Hutmaschinen). — Neben Kempten kommt als Hauptverkehrsplatz
in diesem Gebiete noch Lindau in Betracht, welches regen Handel
zwischen dem Reich, der Schweiz, Vorarlberg und Tirol vor allem in
Getreide, Obst und Wein, Käse, Schmalz und Bauholz vermittelt.
Die Mitte des deutschen Anteils an den Alpen bezeichnet man von
jeher und mit Recht als Bayerische Alpen. Diese sind durch das Lechtal
im Westen vom Hochland des Algäus geschieden, zu dem von ihnen aus
die waldreichen und seengeschmückten Schwangauer Berge
hinüberführen. Die Ostgrenze bilden die jenseits des Inn gelegenen
Chiemgauer Höhen. — Die tiefeingerissene Talung der Isar, des
Hauptflusses Altbayerns sowohl in geschichtlichem wie in geographischem
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Thäler und Abhänge der Gebirge sind von den fleißigen Bewohnern wohl angebaut
und voller Dörfer und Städte. Auf den Anhöhen wird Thee, in den Thälern Reis
und Baumwolle gebaut. Auf der Insel Nippon liegt die Hauptstadt des Landes,
Tokio (1 M.); in ihr wohnt der Kaiser. Von hier führt eine Eisenbahn nach dem
Hafenorte Iokohama.
2. Die Japaner sind das rührigste Volk Asiens. In vielen Dingen besitzen sie
außerordentliches Geschick. So bereiten sie aus dem Baste des Papiermaulbeerbaums
ein Papier, aus dem sich wasserdichte Überzieher, Regenschirme, Taschentücher:c. her-
stellen lassen. Ihre Seidenzenge sind von solcher Feinheit, daß eine vornehme Frau
wohl an 20 Gewänder davon übereinander zieht, ohne sich zu entstellen. Die zier-
lichen Holzwaaren werden mit einem Lack überzogen, der so dauerhaft ist, daß ihn die
heißeste Flüssigkeit nicht angreift. Das Fleisch der Haustiere wird nicht gegessen, da
die Religion das Schlachten derselben verbietet. Auch Milch trinken die Japaner nicht,
weil ihnen dieselbe als „weißes Blut" Ekel erregt. — In neuester Zeit nehmen die
Japaner in vielen Dingen europäische Kultur an, bauen Eisenbahnen, legen Tele-
graphen an, kleiden und bewaffnen ihre Soldaten nach Art der Europäer, errichten
Volksschulen :c. In ihren Tempeln verehren sie noch immer fratzenhafte Götzen;
seitdem aber der Kaiser das Verbot gegen die christliche Lehre aufgehoben hat, breitet
sich diese allmählich immer weiter aus.
Afrika.
1. Bodengestalt und Bewässerung. Afrika ist dreimal so groß wie Europa, von
dem es durch das mittelländische Meer geschieden ist, hat aber nur 200 M. E. Mit
Asien hängt Afrika durch die Landenge von Suez zusammen. Dieselbe wird jetzt
von einem Kanal durchschnitten, welcher die Verbindung des mittelländischen Meeres
mit dem roten Meere herstellt und dadurch den Seeweg von Europa nach Asien er-
heblich gegen früher verkürzt. Afrika ist wenig gegliedert; daher hält es sehr schwer,
in das Innere einzudringen. Der ganze Erdteil ist nämlich vorherrschend Hochebene,
die von höheren Randgebirgen umgeben ist. (Atlas, Konggebirge, Kamerun-
gebirge, süd- und ostafrikanisches Hochland, Alpenland von Habesch:c.)
Da, wo die Flüsse die Randgebirge durchbrechen und zum Küstensaum abfallen,
entstehen Stromschnellen oder Wasserfälle, welche die Schiffahrt in das Innere geradezu
unmöglich machen. Das gilt vom Senegal. Gambia, Kongo, Oranje und
Sambesi, und nur Niger und Nil sind in ihrem langen Unterlause schiffbar. In
den muldenförmigen Einsenkungen der Hochebenen, wo dem Wasser der Abfluß fehlt,
haben sich vielfach Seen gebildet, wie z. B. der Tsad-, Victoria- und Albertsee!
2. Klima. Afrika liegt mit mehr als 2/3 seiner Ländermasse zwischen den beiden
Wendekreisen, also in der heißen Zone. Und doch ist es in den hier gelegenen Länder-
strichen noch nicht einmal am heißesten. Die größte Hitze herrscht vielmehr in den
Ländern, die etwas nördlich vom nördlichen Wendekreise gelegen sind: in der Sahara,
in Oberägypten und Nubien. Diese Länder entbehren nämlich jahraus, jahrein des
erfrischenden Regens und werden obendrein noch von heißen Glutwinden ausgedörrt.
In der heißen Zone selbst dagegen wird die Hitze durch häufige Gewitterregen etwas
gemildert, die sich hauptsächlich dann einstellen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand
über dem betreffenden Lande einnimmt. Südlich vom Wendekreis des Steinbocks findet
sich noch ein regenloser Landstrich, die Wüste Kalahari. Die Südspitze dagegen sowie
auch die Nordspitze Afrikas liegen in der Zone des Winterregens.'
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Extrahierte Ortsnamen: Tokio Asiens Afrika Afrika Europa Afrika Suez Europa Asien Afrika Senegal Gambia Niger Afrika Sahara Oberägypten Nubien Afrikas
fachen zurückzuführen: auf ihre Regenarmut und ihre große Hitze. In der Sahara
vergehen Jahre, ehe einmal ein Gewitter die heiße Luft und den brennenden Boden
kühlt. Der Sand ist oft so heiß, daß man Eier darin kochen kann, und die Luft-
wärme steigt an manchen Tagen bis aus 40° R. Am Tage strahlt der heiße Fels-
oder Sandboden eine erstickende Hitze aus; in der Nacht dagegen, wo kein Nebel, kein
Gewölk die Ausstrahlung der Wärme verhindert (Naturl. S. 24), kühlt der Boden
sich oft so bedeutend ab, daß sich Eis bildet und die Reisenden gezwungen sind, ein
Lagerfeuer anzuzünden.
Mehr fast noch als die Hitze belästigt den Wüstenreisenden der fast beständig
wehende Nordost, der so heiß und trocken ist, daß er bei Mensch und Tier einen un-
auslöschlichen Durst hervorruft und alles Grün versengt. Zuweilen wird er zum Glut-
stürm (Samum), der gewöhnlich nur einige Stunden, selten 1—2 Tage anhält. Dann
ist die Luft zum Feuer, der Mittag zur finstern Nacht geworden. Das Blut tritt
Menschen und Tieren aus Mund und Nase, Augen und Ohren, und nicht selten
werden ganze Karawanen unter den Sandwolken dieses Orkanes begraben. — In den
tiefsten muldenförmigen Einrenkungen detwüste tritt das unterirdische Wasser stellen-
weise bis auf 2—3 m nahe an die Oberfläche heran. Hier in den sogenannten Oasen
(= Wohnungen) ist daher der Boden recht fruchtbar und gedeihen Mais, Südfrüchte
und hauptsächlich Datteln. Die Oasen sind auch daher die einzigen bewohnbaren
Stätten der Sahara und die Ruhepunkte der Karawanen, mit denen die Oasenbewohner
vielfach Handel treiben.
33. Der Sudan.
1. Südlich von der Sahara — bis zum Äquator hin — breitet sich der Sudan,
das Land der Schwarzen, aus. Fast das ganze Gebiet ist Hochland. In einer Ein-
senkuug desselben liegt der Tsadsee.
2. Klima, Pflanzen- u. Tierwelt. Mit Entzücken betritt der Wanderer, der monate-
lang die dürre Sahara durchreiste, die schattigen Wälder des fruchtbaren Sudanlandes.
Zwar ist es auch hier des Mittags oft unerträglich heiß, aber die halbjährlich nieder-
strömenden Regen erzeugen eine Fruchtbarkeit des Bodens und einen üppigen Pflanzen-
wuchs, der uns wahrhaft in Erstaunen setzt. Hier ist die Heimat des riesenhaften
Brotbaumes, dessen Stamm nicht selten einen Umfang von 18—20 m hat. Hier
auch finden wir die riesige Ölpalme, deren Blattstiele zum Häuserbau verwendet werden
und aus deren pflaumenähnlichen Früchten man das Palmöl, den wichtigsten Han-
delsartikel Afrikas, gewinnt. (In Europa wird dieses Öl zur Seifenbereitung be-
nutzt.) In den dichten Wäldern sind Ebenholz-, Weihrauch-, Gummi-, Kautschuk-,
Butterbäume u. v. a. durch Schlingpflanzen zu einem undurchdringlichen Dickicht ver-
bunden. Hier hausen Elefanten, Nashörner, Löwen, Gorillas, Giraffen :c., und in
den Seen und Flüssen tummeln sich Flußpferde und Krokodile.
3. Die Bewohner des Sudans sind die Neger. Sie sind kräftig gebaut, haben
eine schwarzbraune Farbe, krauses, wolliges Haar und dicke, wulstige Lippen. Ihre
Kleidung besteht aus einem Streifen Baumwollenzeug, den sie sich um den Leib
schlingen. Am liebsten schmücken sie sich mit Glasperlen, Federn, Muscheln :c. Sie
treiben Viehzucht und Ackerbau; ihre Nahrung besteht aus Hirse, Mais :c. Einige
Negerstämme verzehren sogar noch Menschen. Der Religion nach sind sie fast alle
Heiden. Sie fürchten eine Menge Geister, die auf der Erde hausen und ihnen Schaden
zufügen wollen. Zum Schutze gegen dieselben sowie gegen Krankheiten, Dürreic. holt
man sich vom Zauberer einen Fetisch. Das ist eine Figur aus Holz, Thon, Stein :c.
Erweist sich der Fetisch nicht mächtig genug gegen das Übel, so wirft man ihn fort
und holt sich einen andern. — Die Herrscher in den zahlreichen Negerstaaten sind
meistens unumschränkte Herren über Leben und Eigentum ihrer Unterthanen.
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Extrahierte Ortsnamen: Nordost Sahara Afrikas Europa Sudans
Ii — 92 —
4. Ober- oder Nordguinea ist ein flacher Küstensaum, der nach dem Innern
zu durch hohe Randgebirge abgeschlossen ist. Die vom Meere her nach dem heißen
Innern zu ziehenden Wolken kühlen sich daher an diesen Gebirgen ab, und so erhält
die Küste eine gewaltige Regenmenge. (Höhe der jährlichen Regenmenge 4—5 m,
vergl. S. 81 u. S. 4.) Infolgedessen bilden sich hier an der Küste große Sümpfe,
die sich unter dem Einflüsse der tropischen Hitze mit dem dichtesten Urwalde bedecken.
Die Dünste aber, welche dem feuchten Boden entsteigen, erzeugen das gelbe Fieber,
das dem Europäer leicht tödlich wird.
Nach den Produkten, welche man von den einzelnen Küsten holte, unterschied
man eine Pfeffer-, eine Zahn-, eine Gold- und eine Sklavenküste. Letztere war der
Schauplatz des grausamsten Sklavenhandels. Hierher trieb der Sklavenhändler mit
der Peitsche seine „schwarze Ware". Hier lud er sie zu Schiffe und segelte dann mit
ihr nach Amerika, wo er sein „Ebenholz" auf dem Markte zu hohem Preise an die
Pflanzer verkaufte. Jetzt besitzt Deutschland an dieser Küste eine kleine Kolonie, das
Togoland (an Größe dem Königreich Württemberg gleich). An der Pfefferküste
ist 1822 eine Kolonie (Liberia) für freigelassene Neger gegründet worden. Hinter
der Goldküste liegt das Negerreich Aschanti, hinter der Sklavenküste das Negerreich
Dahome.
5. Dahome. Unter allen Negerstaaten ist das Reich Dahome eins der bekann-
testen. Alle Unterthanen des Königs, selbst die höchsten Beamten, sind seine Sklaven.
Bei allen Festlichkeiten, besonders aber beim Tode des Königs, werden Menschen in
großer Zahl geopfert. Als 1859 ein König in Dahome starb, ließ sein Sohn 4500
Sklaven auf seinem Grabe schlachten, so daß dasselbe ganz in Blut schwamm. Vor
jedem Eingange zur Wohnung des Königs liegt ein Hausen Knochen und Elefanten-
schädel, und auf dem obern Rande der Mauer prangen eine Anzahl Totenköpfe.
Außer einer Armee von 30 000 Mann besitzt der König von Dahome auch eine Garde,
welche aus 5000 Frauen besteht. Seine Einkünfte bezieht der König aus dem Sklaven-
Handel. Von Zeit zu Zeit macht er nämlich mit seinen Kriegern förmlich Jagd auf
seine Unterthanen, überfällt zur Nachtzeit die Dörfer und verkauft alle eingefangenen
Leute au die Sklavenhändler.
6. Kamerun. Südlich vom Kamerungebirge fließt der Kamerun, ein kurzer, aber
sehr breiter Fluß. Auf demselben unterhielt mehrere Jahre hindurch ein Hamburger
Haus einen „Hnlk", d. i. ein abgetakeltes und festgeankertes Schiff, das den Euro-
päern als Warenlagerung und Wohnung diente. Gegen Perlen, Messer, Bänder,
Pfeifen !c. wurden dann die Hauptprodukte des Landes, Elfenbein und Palmöl, ein-
getauscht, um später nach Europa verladen und hier — das Palmöl zu Seife und
Stearinkerzen — verarbeitet zu werden. In neuester Zeit hat das oben erwähnte
Hamburger Haus vom König Bell und anderen kleinen Negerfllrsten hier am Kamerik,
einen Landstrich käuflich erworben, der unter dem Namen „Kamerun" eine deutsche
Kolonie bildet. Diese Kolonie umfaßt zwölf Negerdörfer, deren jedes den Namen seines
Königs führt. (In ihrer ganzen Ausdehnung aber ist sie größer als das König-
reich Preußen.) Gegenwärtig wird der Tauschhandel in einem am Ufer errichteten
Handelshause (Faktorei) vorgenommen. Die Kamerunneger oder Dualla bewohnen
zierliche Hütten, die mit Palmblättern gedeckt sind. Als Haustiere werden Hühner,
Enten, Ziegen und Schweine gehalten. Auch Hunde werden gemästet und verzehrt.
Die Dualla leben nur vom Handel. Die wenigen Haus- und Feldarbeiten lassen sie
von ihren Sklaven und Frauen verrichten. Die Sklaven, welche in besondern Dörfern
zusammenwohnen, werden — wie auch die Kriegsgefangenen — zu besondern Festen
oft gräßlich hingeschlachtet. Am Ufer des Kongo stehen bereits ein Missionshaus und
zwei Schulhäuser.
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Extrahierte Ortsnamen: Nordguinea Amerika Deutschland Königreich_Württemberg Liberia Negerreich_Aschanti Negerreich
Dahome Kamerun Kamerun Europa Kamerik
34. Mttelafrika.
1. Das Stück südlich vom Äquator bis zum Wendekreise nennt man Mittel-
afrika. Dasselbe ist ein Hochland, das im Westen und Osten von hohen Rand-
gebirgen umgeben ist. Da, wo die Flüsse von der Hochebene herabstürzen, bilden sie
großartige Wasserfälle, so der Kongo im Westen und der Sambesi im Osten. Die
Westküste Mittelafrikas führt den Namen Nieder- oder Südguinea.
2. Der Kongostaat. Der bedeutendste Fluß der Westküste ist der Kongo. Die
Ufer desselben sind weit und breit mit dichten Urwäldern bedeckt, in denen die men-
schenähnlichsten Affen, Gorillas und Schimpansen, sowie Elefanten, Nashörner und
Flußpferde Hausen. In neuester Zeit ist am Kongo der von allen europäischen Mächten
anerkannte Kongostaat gegründet worden, als dessen Herrscher der König von Bel-
gien angesehen wird. In diesem Kongostaate, der etwa fünfmal so groß als Deutsch-
land ist, haben alle Staaten Europas freies Handels- und Schiffahrtsrecht. Es wohnen
in demselben etwa 30 Mill. Menschen, die dem Stamme der Bantu-Neger angehören.
Dieselben haben teilweise eine tiefschwarze Hautfarbe und zeigen in der Schmiedekunst
und Schnitzerei große Geschicklichkeit. Nicht selten auch findet man bei ihnen — gegen
alle Erwartung — wohlbestellte Felder und verhältnismäßig gut gebaute, sehr lauge
Dörfer. Die meisten Stämme stehen unter dem Fluche des Zaubereiwesens und des
Fetischdienstes; bei manchen werden sogar noch Menschen geopfert und verzehrt.
3. Die Besitzungen der deutsch-ostafrikanischen Handelsgesellschaft (westlich von
Sansibar) sind unter deutschen Schutz gestellt. Sie erstrecken sich bis zu den großen
Seen (Viktoria, Tanganjika, Njassa) und nehmen einen Flächenraum ein, der etwa
dem von Deutschland gleichkommt (mit dem Hinterlande aber mehr als das Doppelte
beträgt). Hier an der Nordgrenze liegt auch der höchste Berg Afrikas, der Kilima-
Ndscharo. Derselbe ist über 6000 m hoch und, obwohl unter dem Äquator gelegen,
auf seinem Gipfel beständig mit Schnee und Eis bedeckt. Um den Berg herum dehnt
sich eine Hochebene aus, deren Fruchtbarkeit und angenehmes Klima wahrhaft Para-
diesifch ist. Die pechschwarzen Bewohner (Dschaggas) dieses Landstriches zeichnen sich
durch Fleiß und Geschicklichkeit vor vielen Negerstämmen aus. Den ganzen Tag sieht
man sie auf dem Felde graben, düngen, pflanzen, hacken oder an den Kanälen bessern,
mittels deren sie ihre Felder künstlich bewässern. Von halbwilden Bienen gewinnen
sie in ungeheuren Massen Honig, indem sie Kasten an den Waldbäumen aushängen,
damit die Bienen darin bauen. Aus Gräsern und Bananenfasern flechten sie Körbe,
denen sie eine solche Dichtigkeit zu geben vermögen, daß man Milch und andere
Flüssigkeiten darin aufbewahren kann.
Die Bewohner im Innern Ostafrikas führen im allgemeinen ein ganz behag-
liches Leben, besonders da, wo nicht Sklavenjagden auf sie gemacht werden. Die
kreisrunde Hütte ist in der Regel aus Stangen, Zweigen und Matten hergerichtet.
Zum Nachtlager dient eine Kuhhaut. Etwa um 7 Uhr, wenn der Tau vom Grase
verschwunden ist, treiben die Knaben das Vieh auf die Weide und kehren vor Sonnen-
Untergang nicht wieder zurück. Nach dem Frühimbiß nimmt der Mann die Pfeife
und geht zur großen Halle, wo er mit seinen Freunden schwatzt, lacht, schläft oder
Tabak schmaucht. Gern vertreiben sich auch die Männer die Zeit mit einem Spiel,
das „Kopf oder Rücken" heißt, und bei welchem sie zuweilen selbst ihre alte Mutter
auss Spiel setzen. Zur Mittagszeit schlendert der Mann nach Hause und ißt, was
ihm seine Frau bereitet hat. Seine Lieblingsgerichte sind Fisch und Fleisch, Milch,
Butter und Honig, sein Getränk Hirsebier (Pombe) und Palmwein. Nach dem Essen
schläft er wieder, raucht und spielt wie am Vormittag. Am Abend sitzen alle vor
der Hütte, um die Kühle zu genießen. Die Frauen und Mädchen holen dann Wasser,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-
afrika Hausen Europas Sansibar Viktoria Njassa Deutschland Afrikas Ostafrikas
36
Die deutschen Kolonieen.
der wie ein Ahornblatt ausgezackte Kamerun - Bns en*), nach dem anch das Ge-
birge und die ganze Kolonie benannt ist. Es ist eine hafs-artige Weitung, die
durch die ungestüme Welle des Ozeans aufgerissen ist und welche die zahlreichen
Küstenslüsse mit ihren Münduugsdeltas wieder zuzuschütten streben. Die bedeutend-
sten sind der Wuri und der Mungo, zum Teil schiffbar.
c) Auf kreisrundem Sockel erhebt sich das großartige Kamerun-Gebirge,
ein erloschener Vulkan von 4000 m Höhe, der letzte in der Vulkanreihe, die, aus
den benachbarten Guinea-Inseln anhebend, den Gols diagonal durchquert. Sein
Fuß, der an der Küste in mehrere gute Häfen zerklüftet ist, wird von tropischem
Urwalde umgürtet, während der Gipfel manchmal Schnee trägt und die Höhe durch
Stürme und Gewitter recht unwirtlich wird. Bei den Eingeborenen heißt er
Mongo-ma-Loba, d. i. Götterberg.
d) Die kleine Knstcnebcne n.w. vom Götterberge ist wiederum ein Gewirr
von Flußdeltas.
Das Klima des Küstenlandes ist bei einer wenig schwankenden Durchschnitts-
wärme von + 29° C für Europäer verderblich; namentlich die vom Seewasser
umspülten Mangrove-Dickichte**) hauchen giftige Dünste aus. und die Gefahren des
Gallenfiebers und der Dysenterie (Ruhr) gestatten dem Weißen höchstens einen
dreijährigen Aufenthalt. Das Hochland ist etwas gesünder, und die Hitze «Durch-
schnittswärme etwa'21") wird oft durch Kälteschauer unterbrochen. An der Küste
fallen beträchtliche Regenmengen, wohl die sechsfachen wie im norddeutschen Flach-
lande (55ein) und überwiegend während des Höhenstandes der Sonne. Sie speisen
den dichten, dunklen Urwald, der unweit der Küste anhebt und an den Hochlands-
rändern viele Kilometer breit hinaussteigt. Die Nährfrucht der Küstenstämme
sind die Brot liefernden, schotenförmigen Früchte des Bananenbaumes oder Pifangs,
der mit seinen schön geschnittenen Blättern der unzertrennliche Begleiter der tropi-
schen Palme ist; auf dem Hochlande werden sie ersetzt durch die üblichen Getreide-
arten Inner-Asrikas, wie Durra und Reis. Reich ist die Tierwelt: im Urwalde
tritt der Gorilla aus, Schlangen mannigfaltigster Art, Leopard, Hyäne und große
Wildschweine, ans den Grassluren des Hochlandes Antilopen. Büffel und hier wie
dort Elefanten in großen Herden, so daß Elfenbein jährlich noch im Werte von
etwa y2 Mill. Mark ausgeführt wird (in Deutsch-Ost-Afrika der ttfache Betrag).
Den Wert des Landes aber bedingt seine unerschöpfliche Fruchtbarkeit, die es zur
Perle der Guinea-Länder macht und seine Zukunft als Pflanzungskolonie sichert,
falls es gelingt, den Neger zu stetigerer Arbeit zu bewegeu. — Gegenstände der
Ausfuhr sind namentlich der aus dem Safte der Landolphia-Lianen gewonnene
Kautfchuk, Palmöl und P^lmkerne. Eingeführt werden dieselben Waren wie in
Togo, dazu vor allem Baumwollenzeug. Stark verlangt wird im salzarmen Ada-
maua und audern Hinterländern das Salz, das fast als Geld gilt und von den
Briten auf dem Benue oder von den Tuareg aus der Sahara mit Karawaueu zu-
geführt wird. Das Geld vertreten hier außer deu uoch in Wien geprägten Maria
Theresia-Thalern die im Indischen Ozean gewonnenen, 2,« ein langen Kauri-
muscheln, von denen 2000 Stück hier etwa 3 Mk. werten. Die Zölle und
Hafengelder der Kolonie decken schon seit mehreren Jahren ihre Verwaltungskosten.
Die Volkszahl war bisher nur für ein küstennahes Gebiet, das nicht
größer ist als die Provinz Westpreußen, mit einiger Sicherheit zu be-
rechnen und zwar aus etwa '/2 Mill. Der Süden ist besetzt von bctt
Bäntu-Negern S.-Afrikas.
An der Küste wohnen die „Zwischenhändler-Stämme", die sich des ge-
*i Kamerün-Fluß, vom port. caiuaröes ^kamaröngschj, bedeutet Krabbenfluß.
**) S. Bilderanhang S. 58.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
Extrahierte Personennamen: Götterberg Durra Maria
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Gols Hochlands- Deutsch-Ost-Afrika Togo Sahara Wien Indischen_Ozean
34 Die deutschen Kolonieen,
der besten Männer nnter den Afrika-Forschern das Leben gekostet haben (L. Wolf,
v. Francois),^ jedoch scheint das trocknere Hochland erheblich gesünder zu sein.
Herrlich ist das Pfianzentnld, gebildet aus schön gefiederten Öl- und Kokos-
palmen, Affenbrotbäumen, von denen fast jeder einzelne einen kleinen Wald für
sich bildet, und von Lianen umkränzten Urwaldbäumen. Auf der roten Ebene baut
die dichtgedrängte Bevölkerung die Früchte des Sudans an: Mais, Durra «Mohren-
hirse, Sorghum), mehlhaltige Wurzelgewächse «Kasfave, '?)ams) und Baum-
wolle; die Grasfluren des Hochlandes ernähren zahlreiche Rinder, Pferde und
Efel. Die wichtigsten Ausfuhrgegenstände sind das aus dem Fruchtfleisch der
Olpalme gewonnene Ol, ihre ebenfalls Öl liefernden Fruchtkerne, die „Palm-
kerne", und Gummi. Eingeführt werden namentlich Gewehre, Schießpulver und
leider die dem Neger so verderblichen Spirituosen. Der Eigenhandel des Schütz-
gebietes leidet darunter, daß die Handelspfade aus dem Innern nicht nach unserer
Küste, sondern zumeist nach Salaga und dem ziemlich schiffbaren Bolta führen,
dessen Mündung den Briten gehört. Die Zolle decken aber bereits die Ausgaben
der Niederlassung, und diese hat alle Aussicht, eine einträgliche Pflanzuugskolonie*)
zu werden.
Die große Masse der Bevölkerung bilden die Evhe, die zu den Sudan-
Negern gehören, kräftig gebaute, dabei friedfertige und sogar ziemlich
arbeitsame Menschen. Ihre Religion ist der Fetischdienst.
Ortschaften. Erworben wurde das Schutzgebiet J884 unter Nachtigals
Mitwirkung. Faktoreien^) von Deutschen und anderen Europäern sinden sich nur
an der Küste. Sitz des kaiserlichen Kommissars ist Sebe, hart au der französischen
Grenze. —Küstenorte sind von W. nach £). Klein-Popö^) (10000 (5.), Togo
(8000 E.), Bagida und Lome. — Am Gebirgsrande nahe dem 7. Parallel liegt
die Station Mrsahöhe; die nördlichste ist Bismarckbnrg, auf dem Hochlaude
uahe der Gradkreuzung 8+1.
2. Kamerün.
[Zur Zeit etwa 400000 qkm, alfo größer als das Königreich Preußen. ]
Lage und Grenzen. Deutsch ist die Küste zwischen den beiden Guinea-
Teilen im innersten Winkel der Busen von Benin und Biäsra, vom
Akloa-Aasef) bis zum Campo-Flnsse^ sie ist mit 320 km etwa so lang
wie die Ems. Von der Campo-Mündung läuft die Grenze nach O., an der
anderen Seite n.o.-wärts über Ao la, die Hst. des Sud an-Reich es
Adamaua, dieses recht unglücklich in zwei Teile zerschneidend, ans den
Tsäd-See zu. Aus diesen Mittelpnnkt des gesegneten Sudans weist
wie ein Pfeil aus gespanntem Bogen die Spitze des Busens von Benin,
und die Bedeutung unseres Gebietes für den Welthandel hängt davon ab,
ob die Deutschen in dem Streben nach jenem Ziele sich wirklich von den
Franzosen überholen lassen werden, nachdem schon die Briten die beste
*) Unter Pflanzung (Plantage) versteht man in diesem Sinne den im großen be-
triebenen Anbau von tropischen oder subtropischen Früchten durch Eingeborene unter
Leitung von Weißen.
** Faktoreien sind von Handelshäusern im Auslande angelegte Warenhäuser zum
Aufkauf ausländischer und Verkauf eigener Waren, S. Bilderanhang S, 57.
***) D. i, portugiesisch ^ Volk, Stamm; Groß-Popö liegt im französischen Gebiete.
+ Dieser Mündungsbusen wird von deutscher Seite als Grenze angenommen statt
des zu diesem Zwecke früher mit den Engländern vereinbarten Rio d el Ney, der wegen
seiner Lage dazu nicht verwendbar scheint.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]