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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 226

1904 - Habelschwerdt : Franke
226 Unzufrieden, und es kam in Berlin sogar zu Unruhen. Der Kurfürst erklrte jedoch, da er zu diesem Bekenntnis keinen Untertan ffentlich oder heimlich wider seinen Willen zwingen" wolle. Damit sagte er sich von dem unheilvollen Grundsatz: Cuius regio, eins religio los, der seit dem Augsburger Religionsfrieden in den deutschen Lnder Geltuug hatte. 1618 3. Die Erwerbung Preuens, 1618. Bald nach Antritt seiner Regierung hatte sich Johann Sigismund, der mit Anna von Preneu vermhlt war, mit Hilfe der preuischen Städte die Mitbelehnnng der das Herzogtum Preueu von dem polnischen Könige erneuern lassen. Als im Jahre 1618 der Herzog Albrecht Friedrich starb, nahm der Kurfürst das Land, das spter dem Knigreich Preußen den Namen gab. als polnisches Lehen in Besitz und vergrerte so sein Machtgebiet um 657 Quadratmeilen. Diese Erwerbung war fr Brandenburg von der grten Bedeutung. Denn das Herzogtum Preueu stand auerhalb des Reichsverbandes, und Brandenburg wurde durch diese Erwerbung (nach der Gewinnung der Lehnsnuabhugigkeit im Frieden zu Oliva 1660) aus einem deutschen Kurfrstentum ein europischer Staat. Der Kurfürst von Branden-brg konnte als Herzog von Preußen in der europischen Politik selbstndig auftreten. Das Herzogtum erhielt aber durch die Vereinigung mit Brandenburg einen Schutz gegen Polen. Die Gebietserweiterungen unter Johann Sigismund schrieben den folgenden Fürsten die knftige Politik vor, nmlich durch Erwerbung der Mittelglieder eine geschlossene Macht in der norddeutschen Ties-ebene zu grnden. Geschichte des Grdenstcrnes Greuen bis 1618. 1. Land und Bewohner. Als lteste Bewohner des Ostseeland es zwischen der Weichselmndung und dem Kurischen Haff werden die Esten oder stuer, d. h. Ostleute, genannt. Spter wich dieser Name der Be-Zeichnung Pruzzen oder Preußen. Diese teilten sich in verschiedene Stmme, von denen einige Namen als Gaubezeichnungen noch heute erhalten sind, wie Pomesanien, Samland, Warmien (Ermeland). Die Preußen waren Heiden und beteten drei Hauptgtter an, Perkuns, den Donnergott, Potrimpos, den Gott der Fruchtbarkeit, und Pikollos, den Gott des Todes. Die Bildnisse derselben standen in einem heiligen Haine. Der Oberpriester geno ein auerordentlich groes Ansehen. Die Preußen trieben Ackerbau, Viehzucht, Handel, Schiffahrt und auch einige Gewerbe. Sie zeichneten sich durch geistige Regsamkeit, Flei und Sittlichkeit aus. 2. Die ersten Bekehrungsversuche. Die Preußen haben lange ihren Heid-nischen Glauben und ihre Freiheit bewahrt. Die ersten Bekehrungsversuche Lohmeyer, Geschichte von Ost- und Westpreuen. Gotha 1881.

3. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. uncounted

1904 - Habelschwerdt : Franke
in der Biblischen Geschichte in verhltnismig kurzer Zeit sich anzueignen wird allen Religionslehrern auf das beste und wrmste empfohlen. Das Hilfsbuch verdient auch in typographischer Hinsicht, namentlich wegen des hbschen und durchaus korrekten Druckes alles Lob. Der Preis (broschiert 3,00 Mk., gebunden 3,50 Mk.) ist mig. Knigt. Seminar-Oberlehrer und Religionslehrer. Bitielkunde. Nach den neuen Lehrplnen fr den Religions-Unterricht in den Knigl. Schullehrerseminaren. Preis: brosch. 1,90 M, geb. 2,40 M. Die am 1. Juli 1901 in Kraft getretenen neuen Lehrplne fr den Unterricht in den Kgl. Schnllehrerseminarien weisen auch dem Religionsunterrichte hhere Aufgaben zu. ,,Jm Seminar ist die Biblische Geschichte in Verbindung mit Bibelkunde und biblischer Geographie in grerer Vertiefung zu behandeln." In dem Werkchen sucht der Verfasser, diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, und bietet alles Wissenswerte der die Heilige Schrift, die biblischen Schaupltze und der die religisen Einrichtungen des auserwhlten Volkes. Katholisches Schuttatt. (Breslau.) Der nach den neuen Lehrplnen fr den Religionsunterricht der 3. Seminarklasse vorgeschriebene Lehrstoff ist im vorliegenden Werkchen so gegliedert, da sich der 1. Teil mit der Heiligen Schrift beschftigt, also die Bibelkunde behandelt, der 2. Teil den Schauplatz der Heiligen Schrift (biblische Geographie) und der 3. Teil die heiligen Altertmer der Israeliten zum Gegenstande hat. Der Herr Verfasser, bekannt als pdagogischer Schriftsteller und erprobt als Religionslehrer, wei mit rechtem Geschick den Lehrstoff auszuwhlen, zu begrenzen und anzuordnen. Mit Wrme schildert er, zum Teil nach eigner Anschauung, das Heilige Land und wei berall das rechte Interesse an seinem Gegenstande zu wecken. Mit diesem Unterrichtsbuche hat der Herr Verfasser den Religionslehrern an Seminaren und nicht weniger den Seminaristen einen wichtigen Dienst geleistet, und man wird feine Arbeit berall zu schtzen wissen." Schulrat Klose, (Erklrung des rmisch-katholischen Kate-chismus in ausgefhrten Katechesen. 3. Aufl. 7., 8. und 9. Tausend. Mit Druckerlaubnis Sr. Eminenz, des Kardinals Dr. Kopp. Preis: brosch. 3 70 M, geb. 4,30 M. Herr Schulrat Klose hat mit der Abfassung seiner Katechismus-Erklrung sicherlich nicht nur seinen zahlreichen Schlern, welche jetzt als Lehrer wirken, sondern auch allen, denen die Pflicht des Unterrichtes in der Religion obliegt, sowie solchen, welche sich selbst eine grndlichere Kenntnis der Hauptwahrheiteu unseres heil. Glaubens aneignen wollen, ein hochwillkommenes Hilfsmittel in die Hnde gegeben. Die Sprache ist eine so einfache, da sie ohne Umnderung in jeder Schule verwandt werden kann. Der Gang der Erluterungen schliet sich eng an den Breslauer Dizesau- bezw. Deharbescheu Katechismus an. Die Grndlichkeit der Erklrung vermittelt auch der schwierigere Kapitel, z, B. von den drei gttlichen Personen, von der Gnade, ein gengendes Verstndnis. Weitschweifigkeiten sind vermieden. Mge das Buch nicht nur in Schulen, sondern auch in Familien als Hauskatechismus, wozu es sich nach meiner Meinung in hervorragender Weise eignet, Eingang finden." Dr. Hohaus, Grodechant und s.-e. Vikar.

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. uncounted

1904 - Habelschwerdt : Franke
Wegweiser durch die pdagogische Literatur. (Hamm in Westfalen.) Das ist ein eigenartig angelegtes Gesangbuch, so eingerichtet, wie ich es fr den praktischen Gebrauch schon lngst wnfcbte. Der Verfasser hat hier aus der Praxis fr die Praxis geschrieben. In acht-jbrigem Kursus gelangen in aufsteigender Stufenfolge die besten unserer Schnl- und Volkslieder znr Durch-nhme, wobei den einfachsten, aber auch den weitgehendsten Ansprchen vollauf gengt wird. Die Melodieen, zwei- oder dreistimmig gegeben, zeichnen sich durch stimmungsvolle Harmonieen aus. Was dem Werke zum ganz besonderen Vorzuge gereicht, der es weit der alle anderen Erscheinungen des gleichen Gebiets erhebt. Das ist die Beigabe der rhythmischen, melodischen und harmonischen Elementar-bungen, welche der Durchnahme und Einbung jeder einzelnen Nummer speziell voranzugehen haben Praktisch-methodische Anmerkungen befhigen den Lehrer zu einer recht instruktiven Erledigung dieser dreierlei bungen, von welcher ein exaktes, fehlerfreies und tadelloses Sinken der Melodie doch so wesentlich bedingt ist. Der im Eingnge gegebene theoretische Teil (30. S.) ist grundlegend, berzeugend und in die Tiefe gehend. Ein verstndiger Gebrauch dieses trefflich informierenden Fhrers auf dem Gebiete des Gesangunterrichtes wird zur Hebung des Schulgesanges, der Sangeslust und Sangesfrende schtzenswerte Dienste leisten. Ich wnsche das auch uerlich sorgfltig ausgestattete Buch iu die Hand jedes jungen wie alten Lehrers zur Nachahmung und zur Nachachtung, ihm zur Freude, der Jugend zum Segen. Kottje, Will)., Knigl. Musikdirektor, Katholisches Gesang-tutb Gebetbuch. Zum Gebrau-e beim ffentlichen Gottesdienste, sowie bei Privatandachten. Mit in den Text gedruckten Melodieen. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. Preis: in V Leder 1,50 M, in Leder 2,00 M, in Leder mit Goldschnitt 2,50 M. --Ausgabe ohne Noten in Leinen, Rotschnitt 1,20 M, in Chagrinledcr mit Goldschnitt 2,00 M, in wattiert Leder mit Namenszug 2,40 M, in wattiert Leder mit Mittelstreifen 2,60 M. Kothe, Witt)., Drgelliegleitung zu den Melodieen des katholischen Gesangbuches. Zum Gebrauche beim ffentlichen Gottesdienste, sowie bei Privatandachten. Nebst Anhang. 4. Auflage. Brosch 7,50 M, geb. 8,50 M. Kothe, Witt)., Auswahl der gebruchlichsten Schul- und Kirchenlieder. A, Ausgabe mit Noten. Nach dem amtlichen Lehrplanentwurs zusammengestellt. 5. Aufl. Preis: 45 Pf. B. Ausgabe ohne Noten 50. Aufl. (264.268. Tausend). Preis: 10 Pf. Der Inhalt beider Ausgaben ist der gleiche, und knnen mithin beide Ausgaben in einer und derselben Schulklasse bequem auch neben einander gebraucht werden. Die 80 weltlichen und 58 religisen Lieder gehren zu deu beliebteste unserer Schulen. Die Lieder letzterer Art sind nmlich dem greren Gesang- und Gebetbuche entnommen und zugleich mit den Nummern versehen, welche die Stellung derselben in jenem bezeichnen. Den 4stimmigen harmonischen Satz bietet die Orgelbegleitung zu dem kathol. Gesangbuche".

5. Theil 3 - S. 30

1880 - Stuttgart : Heitz
30 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Schicksal traf auch verdienterweise Münzer und die andern Volksanführer. Da wir einmal bei der Erzählung der Uebertreibungen jener Zeiten der Reformation sind, so wollen wir noch von einer berichten, die sich in den Jahren 1534 und 1535 zutrug. Von Münzers Anhängern waren einige entkommen und hatten sich nach Holland gewendet, wo sie auch manche Anhänger bekamen. M Diese Leute kamen auf den Einfall, alle, die zu ihnen gehörten, noch einmal zu laufen, weil die Kindertaufe keine wahre Taufe sei; denn die Kinder verständen ja nichts davon. Auch behaupteten sie, alle, die zu ihrer Kirche gehörten, wären heilig und zur Gründung des Reiches Jesu auf Erden berufen. Einige dieser Wiedertäufer kamen nun nach Westphalen und ließen sich in Münster nieder; der Schneider Johann Bockold (Jan Bockel-sohn) von Leyden, Jan Matthiesen, ein Bäcker von Harlem, der Tuchhändler Knipperdolling, Krechting und andere. Ein Prediger der Stadt, Rottmann, ein unwürdiger Schüler Luthers, schloß sich bald an die Schwärmer an, die immer mehr Anhang unter den Bürgern fanden. Nachdem sie bei Erneuerung des Magistrats durchgesetzt hatten, daß lauter Wiedertäufer zu Magistratspersonen gewählt wurden, erhielten sie die Oberhand und bemächtigten sich des Zeughauses; der Bischof war schon früher weggegangen. Rottmann und Knipperdolling ließen den Leuten auf dem Lande sagen: sie möchten nur zu Hause alles stehen und liegen lassen und nach der Stadt kommen, da sollten sie das zehnfach wiederbekommen; denn sie lehrten, wie Münzer, eine allgemeine Gütergemeinschaft. Die Reichen mußten alles hergeben und verließen je eher je lieber die Stadt, die nun den Armen und den Wiedertäufern allein überlassen blieb. Matthiesen befahl, daß jeder bei Lebensstrafe fein Gold, Silber und übriges Eigenthum in ein bestimmtes Haus bringen sollte; es geschah. Dann wurden alle Bücher, die Bibel ausgenommen, verbrannt, und alle Kirchenbilder, Orgeln, gemalte Fenster, Thurmuhren it. a. zertrümmert. Indessen rückte der Bischof von Münster mit einem Heere herbei, die Stadt zu belagern. Da erschien der Bäcker Matthiesen auf dem Markte, suchte sich 30 Männer aus und rief: Gott habe ihm geoffenbart, daß er mit diesen Leuten allein das ganze Heer des Bischofs in die Flucht schlagen würde. Wirklich zog der Tollkopf aus, und alle waren neugierig, wie es ihm gehen würde.

6. Theil 3 - S. 73

1880 - Stuttgart : Heitz
Huldreich Zwingli. 73 seiner Wohnung auf dem Stiftplatze sammelte sich das Kriegsvolk. Das Pferd, welches ihn tragen sollte, ward herbeigeführt; er schnallte sich den Panzer um und sprach nun zu seiner treuen Frau: „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen! Es sei so! Der Herr will es so! Er sei mit dir, mit mir und mit den Unsern!" Und als er sie zum letzten Mal in seine Arme schloß und sie vor Schmerz kaum sprechen konnte, blickte sie weinend gen Himmel und fragte: „Und wir sehen uns wieder?" — „Wenn der Herr es will!" antwortete Zwingli voll festen Vertrauens, „sein Wille geschehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kömmst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Dann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Herzen nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte — da hatten sich beide hienieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Kniee und betete zu dem, der im Gebete Kraft giebt: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. . Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappel, zwischen Zürich und Zug, am südlichen Abhange des Albis, zur Schlacht gekommen, die Züricher wurden von der Uebermacht der katholischen Cantons besiegt; auch Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wunden bedeckt, sein Pferd getödtet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerufen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterm Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange? Da er dies, so wie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumuthete, ablehnte, rief ihm der Haupt-mann Vockinger aus Unterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der That erkannte man ihn, und nun strömten auf die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braven Mannes an. Nur ein Einziger zeigte Gefühl, ein Eonventual; ihm traten die Thränen in die Augen und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Der Leichnam wurde noch

7. Theil 3 - S. 3

1880 - Stuttgart : Heitz
Martin Luther. 3 nach gewirkt hat, zuzuschreiben ist. Nun wurde erst recht fleißig gelernt. Luther übertraf auch bald alle übrigen Schüler. Zugleich trieb er mit Vorliebe die Musik, die sein Gemüth wunderbar ergriff. Bald spielte er auf der Flöte, bald sang er zur Laute, ja er compouirte selbst damals schon manches Lied. Noch war er nicht 18 Jahre alt, als er schon auf die Universität nach Erfurt zog, um dort die Philosophie und die Rechte zu ftudiren. Beides sprach sein lebendiges Gemüth gar nicht an; aber sein Vater wollte es so, und er gehorchte, ob es ihm auch schwer fiel. Uuermüdet saß er den ganzen Tag und oft bis in die Nacht hinein über den Büchern und versäumte dabei nie, zu Gott zu beten. „Fleißig gebetet," pflegte er zu sagen, „ist mehr als halb studirt." Aber zuletzt fiel er in eine schwere Krankheit. Darin besuchte ihn ein alter Geistlicher und tröstete ihn mit den Worten: „Mein lieber Baccalmtrer,*) seid getrost, Ihr werdet dieses Lagers nicht sterben; unser Gott wird noch einen großen Mann aus Euch machen, der viel Leute wieder trösten wird; denn wen Gott lieb hat, dem legt er zeitig das heilige Kreuz auf, in welchem geduldige Leute viel lernen." — Einmal war er auf der Universitätsbibliothek und fand da, ganz mit Staube bedeckt, eine lateinische Bibel. Wie erstaunte er, hier Alles so ganz anders zu finden, als er gedacht hatte! Denn dies Buch, was jetzt in jedermanns Händen und für weniges Geld zu kaufen ist, war damals äußerst selten, sehr theuer und in deutscher Übersetzung fast gar nicht zu haben. Dazu suchten auch die höheren Geistlichen das Lesen des Buches möglichst zu verhindern, damit das Volk ja nicht erfahre, daß vieles von dem, was sie lehrten, gar nicht von Jesus gelehrt sei. Nun saß Luther ganze Nächte über der Bibel und immer mehr ging seiner Seele ein neues Licht auf. Dabei fühlte er sich so mächtig angezogen von dem, was er darin als wirkliche Jesuslehre fand, daß er mit Schaudern au den Willen seines Vaters dachte, ein Rechtsgelehrter werden zu sollen, und dadurch die Hoffnung aufzugeben, sich so ganz Gott und dem Heilande zu weihen. So geängstigt von widersprechenden Gefühlen und Entschlüssen, wurde er — er war bereits Magister der Philosophie geworden und hielt schon selbst Vorlesungen — durch einen Vorfall tief erschüttert. Sein liebster *) Der Name „Baccalaureus" war der Titel für die unterste akademische Würde, welche dazu berechtigte, Vorlesungen an einer Universität zu halten.

8. Theil 3 - S. 6

1880 - Stuttgart : Heitz
6 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. erst gar nicht daran. Er meinte, dazu sei er viel zu unwissend und was der Schwierigkeiten mehr waren. Aber Staupitz ließ nicht nach, und so zog Luther 1508, im 25. Jahre seines Alters, nach Wittenberg und nahm seine Wohnung in einer Zelle des Augustinerklosters, die noch jetzt neugierigen Reisenden gezeigt wird. Nun sollte er auch einmal predigen; aber dazu wollte sich der blöde Luther gar nicht bequemen. „Herr Doctor," sagte er zu Staupitz, „Ihr bringt mich um mein Leben; ich werde es nicht ein Vierteljahr treiben." Aber Staupitz drang durch, und siehe da! gleich die erste Predigt machte gewaltiges Aufsehen. So hatte man noch keinen von der Kanzel herab sprechen gehört. Er legte seinen Zuhörern Wahrheiten aus, welche die guten Wittenberger bisher noch nicht gehört hatten, weil sie die Bibel nicht kannten, und sprach mit einer Begeisterung, welche nur die innige Ueberzeugung von der Wahrheit dessen, was man spricht, geben kann. Nun ließ man ihm keine Ruhe, bis er die ihm vom Magistrat angetragene Predigerstelle annahm — und welch ein Zudrang war nun jeden Sonntag zu seiner Kirche. Oft seufzten von der Ueberfüllnng die Chöre, daß man besorgt war, sie möchten zusammenstürzen. Bald darauf, im Jahre 1510, wurde er in Angelegenheiten seines Ordens — denn auch als Professor war er immer Augustiner geblieben — nach Rom geschickt. Es wäre ein Irrthum, anzunehmen, daß Luther durch diese Reise schon in seinem Glauben an das Papstthum und die römische Kirche wankend geworden sei, aber sie ist für seine spätere Lebenszeit von großer Wichtigkeit; was er in Italien und besonders in Rom sah und erlebte, hat er nicht mehr vergessen. Hier lernte er recht in der Nähe die Verdorbenheit des päpstlichen Hofes und der Geistlichkeit kennen, und er versicherte nachmals: „Nicht tausend Goldgulden wollte ich nehmen, daß ich Rom nicht sollte gesehen haben." Besonders ärgerte er sich über den abscheulichen Leichtsinn, mit dem diese Leute den Gottesdienst verrichteten, den sie recht eigentlich wie einen Hofdienst betrachteten. „Kaum hatte ich eine Messe gelesen," erzählte er selbst, „so fehlte bei ihnen schon keine an der Mandel. Jst's doch, als ob man um den Lohn bete!" Kaum war er zurück von der Reise, so erhielt er die besondere Auszeichnung, zum Doctor der Theologie ernannt zu werden. Der Kurfürst hatte ihn einmal predigen gehört und war so sehr durch ihn erbaut worden, daß er selbst die Kosten zu seiner Amtserhöhung hergab. Luther wollte aber durchaus nicht die hohe Ehre annehmen

9. Theil 3 - S. 7

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Ablaßzettel. Tezel. 7 und erklärte, er sei noch gar nicht der Mann, dem eine solche Auszeichnung gebühre; und das alles nicht aus Ziererei, sondern aus reiner Bescheidenheit. Endlich mußte er doch nachgeben und wurde von nun an in Wittenberg gemeinhin der Doctor genannt. Nun war erst des Studirens kein Ende; denn er wollte doch seiner Würde auch Ehre machen, und mit emsigem Fleiße suchte er das nachzuholen, was er in seiner Jugend nicht hatte lernen können. Wäre das so geblieben, so würde er zwar immer ein tüchtiger Professor und Prediger geworden sein, aber nicht das Außerordentliche gewirkt haben, wozu ihn die göttliche Vorsehung bestimmt hatte. Aber ein Vorfall gab seinem Geiste plötzlich eine ganz neue Richtung. Ein Dominicanermönch, Namens Johann Tezel aus Leipzig, reiste damals in ganz Deutschland umher, um Ablaßzettel zu verkaufen, und kam damit bis Jüterbogk, vier Meilen von Wittenberg. Die Päpste hatten nämlich schon seit langer Zeit gelehrt, jeder Mensch müsse eigentlich für seine Sünden ewige Pein leiden; diese könnte ihm aber abgekürzt werden, wenn er schon hier auf Erden Buße dafür leide. Nur die Priester hätten das Recht, die Strafe aufzulegen oder zu erlassen, und wenn ein Mensch recht gute Werke gethan, d. i. zum Besten der Kirchen und Klöster Geld gezahlt hätte, so wären sie auch geneigt, ihm seine ewige Strafe abzukürzen und ihm vom Verdienste Jesu und der Heiligen einiges zuzuschreiben. Daher war bestimmt worden, daß gewisse Vergehungen mit Geld gebüßt, d. i. daß statt der für manche Sünden auferlegten Büßungen Geld bezahlt werden konnte. Das nannten sie Ablaß. Anfangs war dies Geld zu guten Zwecken angewendet worden; bald aber hatten schlechte Päpste es zur Vermehrung ihrer Einkünfte gebraucht. Es war dabei nur darauf abgesehen, den armen bethörten Leuten ihr Geld aus der Tasche zu locken. Schon im Jahre 1300 hatte der Papst Bonisaz Viii. bekannt gemacht, daß alle Christen, die in diesem Jahre nach Rom kämen und von ihm Ablaß kauften, ganz besonders gut daran thun würden; denn dieser Ablaß wäre kräftiger als jeder andere. Ein solches Jahr nannte man ein Jubel- oder Ablaßjahr; es sollte nur alle 100 Jahre vorkommen. Wirklich zog auch eine unglaubliche Menge nach Rom und kaufte den theueren Ablaß; der Papst hatte aber seinen Schatz gut gefüllt. Den folgenden Päpsten dauerte der Zeitraum von 100 Jahren zu lange; wenige konnten ja auch so ein fettes Jahr erleben, und so wurde denn alle 50,

10. Theil 3 - S. 9

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Leo X. Ablaßzettel. Tezel. 9 eigener Münze bezahlt. In Jüterbogk meldete sich bei ihm ein Ritter, der einen Ablaßzettel begehrte, weil er jemanden auf der Landstraße berauben wollte; denn auch Sünden, die man noch begehen wollte, konnte man schon im voraus abkaufen. Tezel forderte einen tüchtigen Preis. Dann reiste er ab. Aber als er durch einen Wald fuhr, sprengte plötzlich ein Ritter mit mehreren Knechten herbei, hielt seinen Wagen an und nahm ihm seinen schweren Geldkasten ab. Tezel schrie wie besessen und verfluchte den Räuber bis in den Abgrund der Hölle. „Sachte! sachte!" rief der Ritter und holte den Ablaßzettel heraus, „kennst du mich nicht mehr? Hier ist ja dein Ablaß!" — Der leere Kasten wird noch auf dem Rathhause von Jüterbogk aufbewahrt. Der Handel 'mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos; denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Thalern abkaufen. Und diesen Glauben suchte Tezel durch seine unverschämten Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu: der Ablaß sei die höchste und allerwertheste Gabe Gottes; denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden. Das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Christi Kreuz. Das niedere Volk hat von jeher einen Hang zum Aberglauben und war damals in religiösen Dingen höchst unwissend. Kein Wunder, daß eine Menge von Leuten dem Tezel nachlies und seinen Ablaß kaufte. Manche kamen damit auch wohl zu Luther und fragten ihn, was er dazu meinte? Dieser ergrimmte über diese schändliche Betrügerei nicht wenig. Sein ganzes frommes Gemüth empörte sich, wenn er daran dachte, wie man die Einfalt des armen Volkes mißbrauchte, es um sein Gewissen und sein Geld zugleich zu betrügen. In diesem edeln Eifer vergaß er ganz, wie unbedeutend er,-ein armer und noch junger Mönch, damals noch war, und wie wenig Hoffnung er hatte, gegen den mächtigen Papst etwas auszurichten. Aber danach fragt ein von edler Begeisterung ergriffenes Gemüth nicht. „Zu der Zeit," sagt Luther selbst, „war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doctor, neulich aus der Esse kommen, hitzig und lustig in der heiligen Schrift. Als nun viel Volks von Wittenberg lies dem Ablaß nach, und ich, so wahr mich mein Herr Christus erlöset hat, nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich säuberlich an zu predigen, man könnte wohl Besseres thun, das gewisser
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