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1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 176

1888 - Habelschwerdt : Franke
176 1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren. 2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt. Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet. Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.) Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt. 1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte. 2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er. V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig

2. Theil 2 - S. 120

1827 - Leipzig : Fleischer
120 rings um ihn Stroh bis an seinen Hals aufgehauft hatte, ritt der Pfalzgraf zu ihm heran , und ermahnte ihn noch ein Mal, seine Lehren abzuschwören. „Ich rufe Gott zum Zeugen," sprach Huß mit lauter Stimme, „daß alle meine Lehren und Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Ge- walt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode be- siegeln. " Der Pfalzgraf winkte, und die Flamme prasselte auf. Zwei Mal noch hörte man ihn rufen: „Christus, du Sohn Des lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Als er diese Worte zum dritten Male anfing, hinderte ihn der Qualm, den ihm der Wind ins Gesicht trieb, sie zu vollenden. Einige Minuten lang bewegte er noch das Haupt; dann verschied er. Nachdem die Glut erloschen war, mußten die Henker seine Asche und seine Gebeine in den Rhein werfen. Ebenso starb auch im folgenden Jahre sein Freund, Hie- ronymus von Prag. Durch die Schrecken des Feuertodes hatte er sich verleiten lassen, seine Meinung zu widerrufen. Aber sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Er begehrte noch einmal vor seine Richter geführt zu werden, und hier bekannte er laut und vffen, jener Widerruf sey das größte Verbrechen, das er je be- gangen habe, und er sey Willens, auf Wcklefs und Hussens Hehre zu sterben. Auch ließ er sich mit derselben Freudigkeit, wie sein theurer Lehrer, verbrennen. Indessen hatte ein Prediger, Jacobellus von Mies, in Hussens Sinne mit großem Beifalle in Prag gepredigt, und seine und Hussens Schüler bewogen, das Abendmahl unter bei- derlei Gestalt zu genießen. Darüber ergrimmte das Coneil in Cvstni'tz, und erklärte alle Anhänger des Huß, die sich nun H u s- siten nannten, für Ketzer. Dies und besonders die Nachricht von der Hinrichtung ihres geliebten Lehrers, setzte die Hussiten in Wuth. Sie schrieben einen derben Brief an das Coneil, rotteten sich zusammen, bewaffneten sich, und begingen gegen die Katholiken viele Gewaltthätigkeiten. Ein wilder, kühner Mensch, I o h a n n Z i s k a, stellte sich an ihre Spitze, und trotzte selbst dem Könige Wenzel, der während dieser Unruhen und aus Aergcr darüber starb. Nun hätte Siegismund auch König von

3. Theil 2 - S. 286

1827 - Leipzig : Fleischer
286 Schiffen und auf Wagen sah man begeisterte Prediger Reden halten, und das Ansehen des Papstes, die Lehre vom Fegefeuer, vom Ablaß u. d. gl. bestreiten. Der Pöbel rottete sich, dadurch erhitzt, zusammen, entriß den Henkern die zum Tode Vcrurtheil- ten, warf mit Steinen nach der Obrigkeit, trug die evangelischen Prediger auf den Schultern in die Kirchen und aus denselben, und beschützte sie gegen die Verfolgungen der Inquisition. Diese Unordnungen billigte der Adel zwar nicht; aber er war fest entschlossen, die Eingriffe Granvella's in die niederlän- dischen Freiheiten, denen er Hohn sprach, nicht zu dulden. Ora- nien, Egmont und Graf Hoorne setzten einen Brief an den Kö- nig auf, in welchem sie sich über Granvella beschwerten, und ihn baten, den verhaßten Mann zurückzurufen. Aber Philipp ver- tröstete sie in allgemeinen Ausdrücken, und die Folge davon war, daß jene Drei nun aus dem Staatsrathe, zu dem auch sie ge- hört hatten, und wo Granvella nach Willkühr schaltete, ganz wegblicben. Der Abscheu gegen den Cardinal wurde endlich so groß, daß er kaum noch wagte, öffentlich zu erscheinen; er glaubte seines Lebens nicht mehr sicher zu seyn, und bat endlich den Kö- nig selbst um die Erlaubniß, nach Spanien zurückkehren zu dür- fen. Philipp willigte ein, und die niederländische Nation ath- mete wieder leichter. Jetzt war es noch möglich, durch weife Nachgiebigkeit zu gewinnen. Aber dazu war Philipp viel zu stör- risch, und bald sahen die Niederländer, daß die Absetzung des Cardinals ihnen wenig nütze, da seine Parthei zurückgeblieben war, die man die Ca rd i na listen nannte. Die Gährung zwischen beiden Partheien wurde immer größer, und beide hiel- ten es endlich für gerathen, einen Gesandten an den König zu schicken, der diesem den Zustand des Landes vorlegcn sollte. Eg- mont wurde dazu gewählt. Die Mißvergnügten, an deren Spitze Oranicn stand, gaben ihm den Auftrag, den König zu bitten, die Inquisition zu mildern, und den strengen Befehl, die Be- schlüsse des tridentinischcn Concils anzunehmen, zu widerrufen. Philipp nahm den Grafen sehr gütig auf. Dann fragte er seine geistlichen Räthe, ob er den Niederlanden die erbetene Reli- gionsfreiheit bewilligen müsse? und als sie dies verneinten, so warf er sich vor einem Kruzifix auf die Knie, und betete: „so

4. Theil 2 - S. 105

1827 - Leipzig : Fleischer
105 rief seine Vasallen zusammen, um, wie er sagte — diese Bauern mit seinem Fuße zu zertreten, und dies schien ihm so leicht,, daß er viele Stricke mitzunehmen befahl, um die Gefan- genen aufzuhenken oder zu binden- Als man den Waldstädten zuredete, den Frieden mit dem Herzoge zu suchen, antworteten sie: „wir hätten wohl Ursache über den Herzog zu klagen; wir wollen ihn aber, wenn er uns mit Krieg überziehen will, mit Gott erwarten, und seiner Macht uns wehren." Leopold hatte ein auserlesenes Heer, lauter krieggewohnte Ritter, mit Eisen bepanzert von oben bis unten. So zogen sie über Zug heran, mit hochwallenden Helmbüschen und klirrenden Lanzen; Landen- berg war auch unter ihnen. Die Männer von Uri und Unter- walden eilten den Schwyzern zu Hülfe. Aber dennoch kamen nur 1300 zusammen. Diese stiegen auf einen Berg, der den Agerisee überschaut. Als die Sonne am löten November 1315 aufging, beschien sie die glänzenden Helme und Kürasse der heranziehenden Ritter, alle auf edeln Rossen, und so weit man sehen konnte, schimmerten Speere und Lanzen. Die Schweizer auf dem Berge sahen das wohl mit vieler Bewegung des Ge- müths; indessen sie trauten auf Gott, der in gerechter Sache auch dem Schwachen nahe ist. Zwischen dem Berge und dem See ist eine schöne Wiese; über sie geht ein Weg; den zogen die Ritter. Als nun der Weg zwischen Berg und See von Menschen und Pferden dicht angefüllt war, erhoben sich die 1300. Mit lautem Geschrei wälzten sie große aufgehäufte Felsenstücke den Berg hinab. Dann rannten sie getrost hinun- ter, fielen den Rittern, welche durch den Raum beengt, kaum sich rühren konnten, in die Seite, schlugen mit Keulen darein, und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da entstand eine greuliche Verwirrung. Die Pferde wurden scheu, und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk. Andere x sprangen in den See, und fanden hier den Tod. Die Blüthe des östreichischen Adels fiel, viele wurden von den Pferden oder ihren Cameraden zertreten, noch mehrere von den Schweizern erschlagen. Unter den Wenigen, welche sich retteten, war Her- zog Leopold; ein der Wege kundiger Mann half ihm durch. Auf abgelegenen Pfaden kam er todtendlaß und in tiefer Trau,

5. Theil 1 - S. 76

1827 - Leipzig : Fleischer
76 t>cn Sbageti, und jogen if>re 9)2uttcr biß ¿um Tempel. 3cbcri mann tobte bic cble Sljat, und bic grauen wunfdjten der 9)?ut= ter ©tuef, fold)C @ot)ne ¿u haben. 5i6ec die Butter flehte bic ©bttin an, ihren @bf)nen daß febonfte Booß, wcld;eß 9)tens fd;en gii Speif werben fonntc, $u ocrleiljen. 9iadj dem Opfer legten fid) bic Jünglinge in einen Sbinfcl beß Sempelß/ und fdjliefen ein. 2llß man sie aber meefen wollte, fanb man fic tobt; die ©bttec ¿cigtcn, daß cß daß feijonfte Booß fcp, naef; einer cbetn Shat ju fterben. ©ie Sjiitbürgcr ehrten it)r 2lns benfen, ließen ihnen Sbitbfautcn oerfertigen, und feilten tiefe in ©clphi auf/' Gtbfuß ärgerte ftd), daß ©olon ihn nici>t alß den ©lücfiidjftcn nannte, und fagte empftnblich: „hältfr bu benn meine Bage für fo wenig glüdlid;, daß bu fic mit der einiger ^rioatperfonen ocrglcidjft?" — „D ^onig/' — fo iautete bic benfwürbige Antwort beß weifen ©otonß, „in ci= nem langen Beben muß man fo mand;cß frhen und leiben, waß man nicht wünfdjt. Diec^nc ich ^as menfd)iid)e Beben auf 70 3af)re, fo finb bieß 25,550 Sage, oon benen fein einziger dem andern ganj gleid)fommt. ©er Sjienfd) ifi alfo beftanbigem Sbechfel unterworfen. 3d) weiß ¿war, bafc bu fcl)r reich W und über ©>icle herrfcheft. 2lbcr icf; fann bi cf) nicht eher glüefs licl) nennen, biß id) l)^re/ daß bu auch glücflich geenbigt hoff* ©enn auch der Dieid)fte iff nicht glücflieber alß der, welcher nur für einen Sag genug ¿u leben hat, wenn jener nicht biß an feinen Sob glücflich bleibt. 23ei allen ©ingen muß man den 5lußgang abwarten. ©enn Soianefjer, den bic ©etter mit ©lüef fegneten, heit clcnb geenbigt." — Sbie fcl;bn und wie wahr! Slber dem ^onig wollte die Siebe nicht gefallen. Sr entließ den @olon gleichgültig alß einen foienfehen, der daß ©lüef beß Sicichthnmß und der Sdiacht nicht ¿u fehlen oecs ftdnbe- Slber balb hotte ec Urfac^c, einjufeljen, wie richtig ©oton gcurtheilt hatte. Sr harte oon den gortfd;rittcn, welche Spruß machte, und wollte ihnen Sinjjalt tpun. Sborher aber fragte ec daß £)ra= fei in ©elphi um Siatl), und um den Slpotto ¿u einer günftis gen Antwort ¿u bewegen, opferte er ihm 3000 (Stiere (auf Sin Suial, und fd;icfte ungeheure ©cfd)enfc nad> ©elphi, bic frei*

6. Theil 1 - S. 45

1839 - Leipzig : Fleischer
45 Der 2te Messenische Krieg 685—668. Nachdem Messe- nien sich von den Uebeln des Kriegs wieder erholt hatte, sehnten sich die Nachkommen jener besiegten Messenier nach Erlösung von sparta- nischem Joche. Ein junger Held, der dem Aristoden^ würdig nach- eiferte, und ihn bald an Glück und Tollkühnheit weit übertraf, Aristo, men es, sammelte einen Haufen gleichgesinnter Jünglinge, und begann die Feindseligkeiten. Nachdem er in einem Treffen großen Ruhm er- worben, und die ihm angebotene Königswürde ausgeschlagen hatte, war er so keck, während der Nacht in die offene, dunkle Stadt Sparta einzudringen, und in dem Tempel der Pallas Athene seinen Schild mit seinem Namen zum Andenken seiner über die Feinde errungenen Vor- theile aufzuhangen. Wenn die Spartaner durch diese Dreistigkeit in Staunen gesetzt wurden, so wurden sie bald darauf nicht minder durch ein anderes Ereigniß erschreckt. Als sie einst im Lager das Fest der beiden Göttersöhne Kastor und Pollux begingen, erschienen zwei Messenische Jünglinge, Gefährten des Aristomen, Gonippos und Pan- ormos, auf schnaubenden Rossen, in weißer Kleidung, über welche ein purpurner Mantel geworfen war, Lanzen in der Hand. Ihr un- gewohntes Erscheinen machte die Spartaner glauben, daß die beiden himmlischen Jünglinge vom Himmel gekommen wären, das Fest mit ihrer Gegenwart zu beehren. Sie liefen daher unbewaffnet herbei, und sielen ehrfurchtsvoll vor ihnen nieder. Jene dagegen legten ihre Speere ein, stachen und ritten eine Menge zu Boden, und sprengten dann eben so schnell, wie sie gekommen waren, davon. — Die Spar- taner baten endlich das Orakel in Delphi um einen Rath in ihrer mißlichen Lage. Die Antwort lautete: „erbittet euch von den Athe- nern einen Feldherrn!" So schwer sich auch die stolzen Spartaner dazu entschlossen, so wurde doch eine Botschaft nach Athen geschickt. Der Feldherr, den ihnen die Athener sandten, war ein gefeierter Dich- ter, Tyrtäos, aber ohne kriegerische Berühmtheit, und obendrein lahm. Dennoch wurde er als ein Geschenk der Götter willig ange- nommen, und wurde ihnen später noch theurer, als er durch seine Schlachtgesänge sie zu Muth und Tapferkeit begeisterte. — Eines Tages erfuhr Aristomen, daß eine Anzahl spartanischer Frauen und Mädchen in einem unweit der Gränze gelegenen Tempel der Demeter ein Fest feierten. Er übersiel sie mit einer kleinen Schaar, um sie zu rauben, fand aber einen unerwarteten Widerstand, indem sich die Weiber mit Messern, Beilen und brennenden Fackeln hartnäckig wehr- ten; ja zuletzt wurden die Messenier verjagt, und Aristomen gefangen genommen. Zu seinem Glücke lieferte ihn die Oberpriesterin, die Mit- leid mit ihm fühlte, nicht nach Sparta aus, wo er gewiß mit dem Leben hätte büßen müssen, sondern entließ ihn während der Nacht seiner Haft. — Nachdem die Messenier gegen die Spartaner eine

7. Theil 3 - S. 32

1839 - Leipzig : Fleischer
32 wieder aufdringen wollen. Darum bewirkte der thätige Philipp von Hessen eine Zusammenkunft aller evangelischen Stände in Schmal- kalden, einer hessischen Stadt am Thüringer-Walde, und hier wurde 1531 der schmalkaldische Bund geschlossen. Sie versprachen, sich gegenseitig beizustehen, wenn sie der Religion wegen befehdet würden. Die Verbundenen waren: Johann von Sachsen, Philipp von Hessen, die Herzoge von Braunschweig und von Lüneburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mannsfeld, und mehrere, zum Theil große und reiche Städte: Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Lübeck, Costnitz, Memmingen u. a. Wer weiß, ob es nicht schon damals zu einem Kriege zwischen beiden so sehr gespannten Partheien gekommen wäre, hätte nicht Fer- dinand andere größere Sorgen gehabt. Die Türken nämlich, damals ein weit tapfereres Volk als ihre jetzt lebenden verweichlichten Nach- kommen, angeführt von dem kriegerischen Sultan Solimán 2., machten häufige Einfälle in Ungarn. Ja 1529 waren sie gar bis vor Wien vorgedrungen, und hätten die Stadt beinahe im Sturme weggenom- men. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand, dem durch die Theilung mit seinem Bruder Karl die deutsch-östreichischen Länder zugefallen waren, viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach langem Hin- und Herstreiten wurde 1532 ein sogenannter Religions- friede in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin versprochen, daß Keiner bis zu dem nächstens zu haltenden Concil seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, die bereits wieder in Ungarn eingefallen waren, und bis ins Oestreichische streif- ten, sich aber wieder zurückzogen, da sie die großen Anstalten sahen, die man gegen sie gemacht hatte. Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs erste etwas beruhigt worden, so singen auf einer andern Seite Unruhen an. Die Anhänger Münzers waren in Deutschland überall hart verfolgt wor- den, und darum nach den Niederlanden gegangen. Von hier schickten die Schwärmer, die sich nun Wiedertäufer nannten, Missionarien nach Westphalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen kamen 1533 nach Münster in Westphalen: Johann Bockold, ein Schneider von Leiden, und Johann Matthiesen, ein Bäcker aus Hartem. Nach und nach brachten sie viele Bürger auf ihre Seite, selbst den Prediger Rottmann, der ein (unwürdiger) Schüler Luthers gewesen war. Der Magistrat jagte die Unruhestifter mehrmals aus

8. Theil 3 - S. 21

1839 - Leipzig : Fleischer
\ A der einen, und Zwingli und Oekolampadius auf der andern Seite ver- anstaltete; aber da Keiner den Andern überzeugen konnte, so gingen sie, zwar mit dem Versprechen, einander brüderlich zu lieben, aber doch ohne sich geeinigt zu haben, auseinander. Der Haß der katholischen Kantons gegen die evangelischen war so groß, daß es 1531 zu einem offenen Kriege kam, den Zwingli zu hindern nicht vermochte. Nach einer alten Gewohnheit forderte der zürcher Rath ihn auf, als Geistlicher das Banner der Stadt zu be- gleiten^ Auf dem Stiftsplatze vor seiner Wohnung sammelte sich ein Theil des Kriegsvolks. Es ward ein Pferd herbeigeführt, welches er besteigen sollte. „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen," sprach er zu seiner Frau, die vor Betrübniß vergehen wollte; „es ser- so! Der Herr will es! Er sey mit Dir, mit mir und unfern Kin- dern!" Er umarmte sie. Schauerliche Ahnungen beraubten sie fast der Sprache. „Werden wir uns wieder sehen?" ries sie endlich. „Wenn der Herr es will," sprach Zwingli gefaßt, „sein Wille ge- schehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte sie weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" war seine Antwort. Noch herzte er die Kleinen, und riß sich los. Als er um die Ecke der Straße ritt, und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte, hatten beide einander zum letzten Male hienieden gesehen. Dann warf sich Anna in der einsamen Kammer mit ihren Kindern nieder, und betete: „Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Und dies Gebet wirkte, daß ihre Seele nicht erlag, als man ihr bald darauf den traurigen Aus- gang der Schlacht und den Tod ihres geliebten Mannes meldete. Sie überlebte ihren Gatten um 7 Jahre. Es kam am 11. November 1531 bei Cappel zur Schlacht. Die Zürcher mußten der Uebermacht weichen. Zwingli sank, mit Wunden bedeckt, mit seinem getödteten Pferde zu Boden, unmittelbar, nachdem er einem Sterbenden Worte des Trostes zugerufen hatte. Er lag da mit heiterem Angesicht, den Blick nach Oben gerichtet. Indessen hatten sich Mehrere der Feinde, die ihn nicht kannten, zu ihm gestellt, und fragten ihn, ob er beichten wollte? Da er es mit Kopfschütteln ver- neinte, und sich auch weigerte, die Heiligen anzurufen, vief Hauptmann Vokinger aus Unrerwalden: „so müßt du sterbe, du hartnäckiger Ketzer!" und gab ihm den Todeshieb. Kaum hatte man ihn erkannt, so verbreitete sich schnell das Gerücht, der verhaßte Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen. Mit vieler Freude strömte die rohe Menge herbei, und umstand die Leiche des frommen Mannes. Doch nicht so Alle; ein Conventual konnte sich der Thränen nicht enthalten, und sprach: „welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sey deiner Seele gnädig!" Noch , an demselben Tage wurde sein Leichnam auf dem Schlachtfelde gevier-

9. Theil 3 - S. 429

1839 - Leipzig : Fleischer
429 sogleich aus Nom ab. Darauf rückte ein französisches Heer unter Berthier in Rom ein, rief eine römische Republik aus, und machte es, wie es die Franzosen überall machten: er bemächtigte sich nicht nur alles Eigenthums des Papstes, sondern ließ auch die besten Kunst- schätze nach Paris abführen, und legte der Stadt und dem Lande eine ungeheure Kriegssteuer auf. Der alte Papst mußte seine Regierung niederlegen, und wurde nach Valence, einer Stadt im südlichen Frank- reich, abgeführt, wo er das Jahr darauf vor Alter und Kummerstarb. Schon über dies Benehmen war Oestreich aufgebracht; bald bekam es noch mehr Ursache zur Unzufriedenheit. In der Schweiz, wo seit Kaiser Albrechts 1. Zeiten die Liebe zur Freiheit nicht erstorben war, hatten — das konnte nicht fehlen — die Vorgänge in Frankreich die Gemüther vielfach bewegt. In meh- reren Kantonen regierten bloß einige wenige Familien, in andern da- gegen gehörten alle Familienväter zur Landesgemeinde. Jenes war so viele Jahrhunderte getragen, aber jetzt schien es den ausgeschlossenen Familien mit einem Male unerträglich. Ferner hatte jeder Kanton sogenannte Unterthanen, die nicht in die Regierung mitzusprechen hat- ten, aber sehr mild regiert wurden. So konnte es bleiben, und Alle hätten sich dabei wohl befunden. Aber die Ideen von Freiheit und Gleichheit klangen so süß, und die Unzufriedenheit wurde von den Un- ruhestiftern in Frankreich so geschickt aufgeregt, daß Jeder Antheil an der Regierung verlangte. Am besten wäre nun unter diesen Umstän- den wohl gewesen, daß die in der Schweiz Regierenden dem Wunsche des Volks nachgegeben hätten; aber dazu konnten sie sich nicht ent- schließen, weil dem Menschen nichts so schwer fällt, als der erlangten Gewalt, sie sey nun rechtmäßig oder nicht, zu entsagen. Kaum merk- ten die französischen Directoren die Gährung in der Schweiz, als sie sich auch sogleich erst heimlich, dann öffentlich hineinmischten. Sie mun- terten die Unzufriedenen auf, versprachen Unterstützung, und zuletzt ver- langten sie geradezu, die Kantone, namentlich Bern, sollten ihre Un- terthanen frei geben, und alle Kantone sollten zusammengeschmolzen werden, und also eine einzige, ungetheilte Republik bilden. Da nun die Schweizer von den Franzosen, die ihnen nichts zu gebieten hatten, keine Vorschriften annehmen wollten, und sich zur Gegenwehr rüste- ten, so rückte zu Anfänge des Jahres 1798 ein französisches Heer in die Schweiz ein. Wären die Schweizer jetzt nur recht einig gewesen! Ihre Berge sind ihnen ein treffliches Bollwerk, und die Tage von Morgarten, Sempach, Näfels, Granson, Murten und Nancy hatten gezeigt, was das brave Volk vermöge. Aber Viele hielten es aus heil- loser Verblendung mit den Franzosen, und selbst die Gutdenkenden waren verschiedener Meinung. Gleich in den ersten Gefechten wurden die Schweizer geschlagen und zerstreut, und nun verfuhren die Sieger

10. Mittlere Geschichte - S. 136

1859 - Leipzig : Fleischer
136 51. Philipp August und Richard Löwenherz. — Heinrich Vi. (Philipp Ii. August 1180 — 1223. Ludwig Viii. 1223 — 1226. Verfolgung der Albi- genser. — Wilhelm Ii. der Rothhaarige von England 1087— 1099. Krieg mit Robert von der Normandie. Heinrich I. Beauclerk 1099—1135. Freiheitsbrief. Ende Roberts. Thronstreit zwischen Stephan von Boulogne (>>35—1154) und dem Hause Anjou-Plan- tagenet. Heinrich Ii. aus dem Hause Plantagenet 1154— 1189. Streit mit Thomas a Decket und Papst Alexander Iii. Eroberung Irlands 1172. Empörung der Söhne Hein- richs. Zusammenkunft in Gisors mit Philipp August. Richard Löwenherz 1189—>199. Kreuzzng mit Philipp August 1190. Belagerung von Akre. Waffenstillstand mit Saladin. Richard in deutscher Gefangenschaft. Empörung Johanns. Johann ohne Land >199 bis 1216. Ermordung Arthurs von Bretagne. Krieg mit Philipp August. Verlust der Normandie. Streit mit dem Papste Innocenz Iii. England ein päpstliches Lehen. Schlacht bei Bovines 1214. Aufstand der englischen Barone. Magna Charta 1215. Heinrich Iii. 1216—1272. Rembroke Protector. Verlust von Anjou, Maine, Touraine und Poitou. Aufstand der englischen Großen unter Simon von Montfort Graf von Lei- cester. Schlacht bei Lewes 1264. Entstehung des Hauses der Gemeinen. Schlacht bei Evesham 1265. — Heinrich Vi. 1190—1197. Aufstand der Sicilianer unter Tankred.) Nach Ludwigs des Dicken Tode war sein Sohn Ludwig Vii. (1137 bis 1180) auf den französischen Thron gestiegen, ein schwacher und abergläubi- scher Mann, derselbe, von dessen Kreuzzug oben gesprochen worden ist. Wäh- rend desselben verwaltete der kluge Abt Süger die Regierung. Um diesen sonst so weisen Mann ist nur zu bedauern, daß er aus übelverstandener Frömmigkeit der neueren Geistesrichtung, die sich damals in Frankreich zeigte, nicht hold war. Es tauchten in jener Zeit Bemühungen einzelner gelehrter Männer auf, die Lehren der christlichen Kirche, welche sich unter der Auto- rität des Papstes unangefochten festgestellt hatten, durch die Philosophie des Plato und des Aristoteles zu begründen und mit dem Verfahren dieser alten Weltweisen in Uebereinstimmung zu bringen. Man nannte diese Männer Scholastiker. Allerdings löste sich dabei das Christenthum in todte Spitz- findigkeiten und begeisterungslose Streitsucht um Begriffe auf, der Kirche war aber hauptsächlich um ihr Arischen bange und die Scholastiker, deren Haupt damals Peter Abälard in Frankreich war, wurden verfolgt. Der Ein- stuß Bernhard's von Clairvaux auf den König und den Minister wirkte hier mit, denn Bernhard gehörte einer andern Richtung an, die das Christen- thum weniger mit dem klügelnden Verstände, als mit dem gläubigen Gefühl erfassen wollte. — Ludwig hatte eine stolze, herrschsüchtige Frau, Eleonora von Aquitanien. Sie hatte ihrem Gemahl, besonders während seines Kreuzzugs, aus welchem sie ihn begleitete, viele Kränkungen zngefügt, so daß er sich nach seiner Rückkunft gegen Sügers Rath von ihr schied. Sie hei- rathete darauf den Herzog der Normandie und Grafen von Anjou, Maine und Touraine, Heinrich Plantagenet, brachte ihm ihre reichen Güter, die sie in Frankreich besaß (Guienne, Gascogne und Poitou, den südwestlichen Theil Frankreichs), zu, und machte ihn schon dadurch zu einem sehr mächtigen H rrn. Dem Könige konnte diese Verbindung nicht gleichgültig sein. Er griff daher zu den Waffen, weil die Heirath ohne seine Erlaubniß eingegan- gen sei, und beide Theile führten einen erbitterten Krieg gegen einander. Bald darauf erbte Heinrich auch noch den englischen Thron, so daß er zu-
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TM Hauptwörter (200)200

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