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1305 seinen Sitz nach Avignon verlegte („babylonische Gefangenschaft" 1305—77) und die Päpste ihren Einfluß auf die politischen Berhält-nisse in Deutschland verloren.
2. Er strebte nach Vergrößerung seiner Hausmacht. Doch vergebens suchte er Holland und Thüringen zu gewinnen. Böhmen kam vorübergehend in seine Gewalt.
Albrecht wurde von seinem Neffen Johann Parricida 1308 ermordet.
Historisches über die Kämpfe in der Schweiz. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri, Unterwalden hatte sich ein freier Bauernstand erhalten. Seit dem 12. Jahrhunderte hatten jedoch die Grafen von Habsburg Vogteirechte in diesen Landgemeinden erworben. Aber der Freiheitssinn der Bevölkerung stellte sich ihnen entgegen, und Friedrich Ii. stellte die Reichsunmittelbarkeit wieder her. Zwar wußte Rudols von Habsburg die alten Vogteirechte wiederzugewinnen, aber nach seinem Tode traten die Waldstätte zu einer Eidgenossenschaft zusammen, deren Freiheiten Adolf von Nassau und Albrecht anerkannten. (Sagen von dem Drucke der österreichischen Vögte, vom Schwure auf dem Rütli, von Tell.)
Iv. Heinrich Vii. von Luxemburg, 1308—1313. Er war
ein Lehnsträger der französischen Krone und wurde vou der geistlichen Partei gewählt.
1. Gründung einer Hausmacht. In Böhmen hatte sich eine mit der Regierung des Königs (Heinrich von Kärnthen) unzufriedene Adelspartei gebildet, welche Heinrich Vii. die Krone anbot. Dieser belehnte damit seinen eigenen Sohn Johann, den er mit einer böhmischen Prinzessin vermählte.
2. Sein Zug nach Italien. Bon den romantischen Jdecen des Rittertums durchdrungen, begeisterte sich Heinrich noch einmal für die mit der deutschen Krone sich verbindende Anschauung von der Herrschaft der Welt. Daher unternahm er einen Zng nach Italien, um dort das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Bon den italienischen Patrioten, besonders von dem Dichter Dante Alighieri, begrüßt, erwarb er iu Mailand die lombardische Krone und stellte auch die Kaiserwürde nach 62jähriger Unterbrechung wieder her, 1312. Aber er konnte die Guelfeu, mit welchem Namen jetzt die republikanische Partei bezeichnet wurde, nicht unterwerfen, und als er sich zu einem Feldzuge gegen Neapel rüstete, starb er.
V. Ariedrich von Österreich, 1314—1330, und Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Johann_Parricida Johann Friedrich_Ii Friedrich Adolf Albrecht Albrecht Heinrich_Vii Heinrich Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Heinrich_Vii Heinrich Johann Johann Heinrich Heinrich Dante_Alighieri V._Ariedrich_von_Österreich
Extrahierte Ortsnamen: Avignon Deutschland Holland Schweiz Schwyz Habsburg Nassau Luxemburg Italien Italien Mailand Neapel
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rings um ihn Stroh bis an seinen Hals aufgehauft hatte, ritt
der Pfalzgraf zu ihm heran , und ermahnte ihn noch ein Mal,
seine Lehren abzuschwören. „Ich rufe Gott zum Zeugen,"
sprach Huß mit lauter Stimme, „daß alle meine Lehren und
Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Ge-
walt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will
ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode be-
siegeln. " Der Pfalzgraf winkte, und die Flamme prasselte
auf. Zwei Mal noch hörte man ihn rufen: „Christus, du Sohn
Des lebendigen Gottes, erbarme dich mein!" Als er diese Worte
zum dritten Male anfing, hinderte ihn der Qualm, den ihm
der Wind ins Gesicht trieb, sie zu vollenden. Einige Minuten
lang bewegte er noch das Haupt; dann verschied er. Nachdem
die Glut erloschen war, mußten die Henker seine Asche und
seine Gebeine in den Rhein werfen.
Ebenso starb auch im folgenden Jahre sein Freund, Hie-
ronymus von Prag. Durch die Schrecken des Feuertodes hatte
er sich verleiten lassen, seine Meinung zu widerrufen. Aber sein
Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Er begehrte noch einmal vor
seine Richter geführt zu werden, und hier bekannte er laut und
vffen, jener Widerruf sey das größte Verbrechen, das er je be-
gangen habe, und er sey Willens, auf Wcklefs und Hussens
Hehre zu sterben. Auch ließ er sich mit derselben Freudigkeit,
wie sein theurer Lehrer, verbrennen.
Indessen hatte ein Prediger, Jacobellus von Mies,
in Hussens Sinne mit großem Beifalle in Prag gepredigt, und
seine und Hussens Schüler bewogen, das Abendmahl unter bei-
derlei Gestalt zu genießen. Darüber ergrimmte das Coneil in
Cvstni'tz, und erklärte alle Anhänger des Huß, die sich nun H u s-
siten nannten, für Ketzer. Dies und besonders die Nachricht
von der Hinrichtung ihres geliebten Lehrers, setzte die Hussiten
in Wuth. Sie schrieben einen derben Brief an das Coneil,
rotteten sich zusammen, bewaffneten sich, und begingen gegen
die Katholiken viele Gewaltthätigkeiten. Ein wilder, kühner
Mensch, I o h a n n Z i s k a, stellte sich an ihre Spitze, und trotzte
selbst dem Könige Wenzel, der während dieser Unruhen und aus
Aergcr darüber starb. Nun hätte Siegismund auch König von
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286
Schiffen und auf Wagen sah man begeisterte Prediger Reden
halten, und das Ansehen des Papstes, die Lehre vom Fegefeuer,
vom Ablaß u. d. gl. bestreiten. Der Pöbel rottete sich, dadurch
erhitzt, zusammen, entriß den Henkern die zum Tode Vcrurtheil-
ten, warf mit Steinen nach der Obrigkeit, trug die evangelischen
Prediger auf den Schultern in die Kirchen und aus denselben,
und beschützte sie gegen die Verfolgungen der Inquisition.
Diese Unordnungen billigte der Adel zwar nicht; aber er
war fest entschlossen, die Eingriffe Granvella's in die niederlän-
dischen Freiheiten, denen er Hohn sprach, nicht zu dulden. Ora-
nien, Egmont und Graf Hoorne setzten einen Brief an den Kö-
nig auf, in welchem sie sich über Granvella beschwerten, und ihn
baten, den verhaßten Mann zurückzurufen. Aber Philipp ver-
tröstete sie in allgemeinen Ausdrücken, und die Folge davon war,
daß jene Drei nun aus dem Staatsrathe, zu dem auch sie ge-
hört hatten, und wo Granvella nach Willkühr schaltete, ganz
wegblicben. Der Abscheu gegen den Cardinal wurde endlich so
groß, daß er kaum noch wagte, öffentlich zu erscheinen; er glaubte
seines Lebens nicht mehr sicher zu seyn, und bat endlich den Kö-
nig selbst um die Erlaubniß, nach Spanien zurückkehren zu dür-
fen. Philipp willigte ein, und die niederländische Nation ath-
mete wieder leichter. Jetzt war es noch möglich, durch weife
Nachgiebigkeit zu gewinnen. Aber dazu war Philipp viel zu stör-
risch, und bald sahen die Niederländer, daß die Absetzung des
Cardinals ihnen wenig nütze, da seine Parthei zurückgeblieben
war, die man die Ca rd i na listen nannte. Die Gährung
zwischen beiden Partheien wurde immer größer, und beide hiel-
ten es endlich für gerathen, einen Gesandten an den König zu
schicken, der diesem den Zustand des Landes vorlegcn sollte. Eg-
mont wurde dazu gewählt. Die Mißvergnügten, an deren Spitze
Oranicn stand, gaben ihm den Auftrag, den König zu bitten,
die Inquisition zu mildern, und den strengen Befehl, die Be-
schlüsse des tridentinischcn Concils anzunehmen, zu widerrufen.
Philipp nahm den Grafen sehr gütig auf. Dann fragte er
seine geistlichen Räthe, ob er den Niederlanden die erbetene Reli-
gionsfreiheit bewilligen müsse? und als sie dies verneinten, so
warf er sich vor einem Kruzifix auf die Knie, und betete: „so
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Extrahierte Personennamen: Graf_Hoorne Philipp Philipp Granvella Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp Philipp
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rief seine Vasallen zusammen, um, wie er sagte — diese
Bauern mit seinem Fuße zu zertreten, und dies schien ihm so
leicht,, daß er viele Stricke mitzunehmen befahl, um die Gefan-
genen aufzuhenken oder zu binden- Als man den Waldstädten
zuredete, den Frieden mit dem Herzoge zu suchen, antworteten
sie: „wir hätten wohl Ursache über den Herzog zu klagen; wir
wollen ihn aber, wenn er uns mit Krieg überziehen will, mit
Gott erwarten, und seiner Macht uns wehren." Leopold hatte
ein auserlesenes Heer, lauter krieggewohnte Ritter, mit Eisen
bepanzert von oben bis unten. So zogen sie über Zug heran,
mit hochwallenden Helmbüschen und klirrenden Lanzen; Landen-
berg war auch unter ihnen. Die Männer von Uri und Unter-
walden eilten den Schwyzern zu Hülfe. Aber dennoch kamen
nur 1300 zusammen. Diese stiegen auf einen Berg, der den
Agerisee überschaut. Als die Sonne am löten November 1315
aufging, beschien sie die glänzenden Helme und Kürasse der
heranziehenden Ritter, alle auf edeln Rossen, und so weit man
sehen konnte, schimmerten Speere und Lanzen. Die Schweizer
auf dem Berge sahen das wohl mit vieler Bewegung des Ge-
müths; indessen sie trauten auf Gott, der in gerechter Sache
auch dem Schwachen nahe ist. Zwischen dem Berge und dem
See ist eine schöne Wiese; über sie geht ein Weg; den zogen
die Ritter. Als nun der Weg zwischen Berg und See von
Menschen und Pferden dicht angefüllt war, erhoben sich die
1300. Mit lautem Geschrei wälzten sie große aufgehäufte
Felsenstücke den Berg hinab. Dann rannten sie getrost hinun-
ter, fielen den Rittern, welche durch den Raum beengt, kaum
sich rühren konnten, in die Seite, schlugen mit Keulen darein,
und stachen mit Hellebarden die Ritter von den Pferden. Da
entstand eine greuliche Verwirrung. Die Pferde wurden scheu,
und drängten zurück auf das nachfolgende Fußvolk. Andere
x sprangen in den See, und fanden hier den Tod. Die Blüthe
des östreichischen Adels fiel, viele wurden von den Pferden oder
ihren Cameraden zertreten, noch mehrere von den Schweizern
erschlagen. Unter den Wenigen, welche sich retteten, war Her-
zog Leopold; ein der Wege kundiger Mann half ihm durch.
Auf abgelegenen Pfaden kam er todtendlaß und in tiefer Trau,
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold Leopold
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45
Der 2te Messenische Krieg 685—668. Nachdem Messe-
nien sich von den Uebeln des Kriegs wieder erholt hatte, sehnten sich
die Nachkommen jener besiegten Messenier nach Erlösung von sparta-
nischem Joche. Ein junger Held, der dem Aristoden^ würdig nach-
eiferte, und ihn bald an Glück und Tollkühnheit weit übertraf, Aristo,
men es, sammelte einen Haufen gleichgesinnter Jünglinge, und begann
die Feindseligkeiten. Nachdem er in einem Treffen großen Ruhm er-
worben, und die ihm angebotene Königswürde ausgeschlagen hatte,
war er so keck, während der Nacht in die offene, dunkle Stadt Sparta
einzudringen, und in dem Tempel der Pallas Athene seinen Schild mit
seinem Namen zum Andenken seiner über die Feinde errungenen Vor-
theile aufzuhangen. Wenn die Spartaner durch diese Dreistigkeit
in Staunen gesetzt wurden, so wurden sie bald darauf nicht minder
durch ein anderes Ereigniß erschreckt. Als sie einst im Lager das Fest
der beiden Göttersöhne Kastor und Pollux begingen, erschienen zwei
Messenische Jünglinge, Gefährten des Aristomen, Gonippos und Pan-
ormos, auf schnaubenden Rossen, in weißer Kleidung, über welche
ein purpurner Mantel geworfen war, Lanzen in der Hand. Ihr un-
gewohntes Erscheinen machte die Spartaner glauben, daß die beiden
himmlischen Jünglinge vom Himmel gekommen wären, das Fest mit
ihrer Gegenwart zu beehren. Sie liefen daher unbewaffnet herbei,
und sielen ehrfurchtsvoll vor ihnen nieder. Jene dagegen legten ihre
Speere ein, stachen und ritten eine Menge zu Boden, und sprengten
dann eben so schnell, wie sie gekommen waren, davon. — Die Spar-
taner baten endlich das Orakel in Delphi um einen Rath in ihrer
mißlichen Lage. Die Antwort lautete: „erbittet euch von den Athe-
nern einen Feldherrn!" So schwer sich auch die stolzen Spartaner
dazu entschlossen, so wurde doch eine Botschaft nach Athen geschickt.
Der Feldherr, den ihnen die Athener sandten, war ein gefeierter Dich-
ter, Tyrtäos, aber ohne kriegerische Berühmtheit, und obendrein
lahm. Dennoch wurde er als ein Geschenk der Götter willig ange-
nommen, und wurde ihnen später noch theurer, als er durch seine
Schlachtgesänge sie zu Muth und Tapferkeit begeisterte. — Eines
Tages erfuhr Aristomen, daß eine Anzahl spartanischer Frauen und
Mädchen in einem unweit der Gränze gelegenen Tempel der Demeter
ein Fest feierten. Er übersiel sie mit einer kleinen Schaar, um sie zu
rauben, fand aber einen unerwarteten Widerstand, indem sich die
Weiber mit Messern, Beilen und brennenden Fackeln hartnäckig wehr-
ten; ja zuletzt wurden die Messenier verjagt, und Aristomen gefangen
genommen. Zu seinem Glücke lieferte ihn die Oberpriesterin, die Mit-
leid mit ihm fühlte, nicht nach Sparta aus, wo er gewiß mit dem
Leben hätte büßen müssen, sondern entließ ihn während der Nacht
seiner Haft. — Nachdem die Messenier gegen die Spartaner eine
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32
wieder aufdringen wollen. Darum bewirkte der thätige Philipp von
Hessen eine Zusammenkunft aller evangelischen Stände in Schmal-
kalden, einer hessischen Stadt am Thüringer-Walde, und hier wurde
1531 der schmalkaldische Bund geschlossen. Sie versprachen, sich
gegenseitig beizustehen, wenn sie der Religion wegen befehdet würden.
Die Verbundenen waren: Johann von Sachsen, Philipp von Hessen,
die Herzoge von Braunschweig und von Lüneburg, der Fürst von
Anhalt, die Grafen von Mannsfeld, und mehrere, zum Theil große
und reiche Städte: Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Lübeck,
Costnitz, Memmingen u. a.
Wer weiß, ob es nicht schon damals zu einem Kriege zwischen
beiden so sehr gespannten Partheien gekommen wäre, hätte nicht Fer-
dinand andere größere Sorgen gehabt. Die Türken nämlich, damals
ein weit tapfereres Volk als ihre jetzt lebenden verweichlichten Nach-
kommen, angeführt von dem kriegerischen Sultan Solimán 2., machten
häufige Einfälle in Ungarn. Ja 1529 waren sie gar bis vor Wien
vorgedrungen, und hätten die Stadt beinahe im Sturme weggenom-
men. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand, dem durch die Theilung
mit seinem Bruder Karl die deutsch-östreichischen Länder zugefallen
waren, viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen
Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht
eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach
langem Hin- und Herstreiten wurde 1532 ein sogenannter Religions-
friede in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein
Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch
die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin versprochen, daß
Keiner bis zu dem nächstens zu haltenden Concil seines Glaubens
wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen
die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, die bereits
wieder in Ungarn eingefallen waren, und bis ins Oestreichische streif-
ten, sich aber wieder zurückzogen, da sie die großen Anstalten sahen,
die man gegen sie gemacht hatte.
Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs erste etwas
beruhigt worden, so singen auf einer andern Seite Unruhen an. Die
Anhänger Münzers waren in Deutschland überall hart verfolgt wor-
den, und darum nach den Niederlanden gegangen. Von hier schickten
die Schwärmer, die sich nun Wiedertäufer nannten, Missionarien
nach Westphalen, um ihren Anhang zu vergrößern. Zwei von ihnen
kamen 1533 nach Münster in Westphalen: Johann Bockold, ein
Schneider von Leiden, und Johann Matthiesen, ein Bäcker aus
Hartem. Nach und nach brachten sie viele Bürger auf ihre Seite,
selbst den Prediger Rottmann, der ein (unwürdiger) Schüler Luthers
gewesen war. Der Magistrat jagte die Unruhestifter mehrmals aus
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von
Hessen Philipp Johann_von_Sachsen Johann Philipp_von_Hessen Philipp Mannsfeld Ferdinand Ferdinand Karl Karl Johann_Bockold Johann Johann_Matthiesen Johann Rottmann
Extrahierte Ortsnamen: Thüringer-Walde Lüneburg Ulm Magdeburg Bremen Costnitz Memmingen Ungarn Wien Nürnberg Ungarn Oestreichische Deutschland
\
A
der einen, und Zwingli und Oekolampadius auf der andern Seite ver-
anstaltete; aber da Keiner den Andern überzeugen konnte, so gingen
sie, zwar mit dem Versprechen, einander brüderlich zu lieben, aber doch
ohne sich geeinigt zu haben, auseinander.
Der Haß der katholischen Kantons gegen die evangelischen war
so groß, daß es 1531 zu einem offenen Kriege kam, den Zwingli zu
hindern nicht vermochte. Nach einer alten Gewohnheit forderte der
zürcher Rath ihn auf, als Geistlicher das Banner der Stadt zu be-
gleiten^ Auf dem Stiftsplatze vor seiner Wohnung sammelte sich ein
Theil des Kriegsvolks. Es ward ein Pferd herbeigeführt, welches er
besteigen sollte. „Die Stunde ist gekommen, daß wir uns trennen,"
sprach er zu seiner Frau, die vor Betrübniß vergehen wollte; „es ser-
so! Der Herr will es! Er sey mit Dir, mit mir und unfern Kin-
dern!" Er umarmte sie. Schauerliche Ahnungen beraubten sie fast
der Sprache. „Werden wir uns wieder sehen?" ries sie endlich.
„Wenn der Herr es will," sprach Zwingli gefaßt, „sein Wille ge-
schehe!" — „Und was bringst du zurück, wenn du kommst?" fragte
sie weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" war seine Antwort. Noch
herzte er die Kleinen, und riß sich los. Als er um die Ecke der
Straße ritt, und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte, hatten
beide einander zum letzten Male hienieden gesehen. Dann warf sich
Anna in der einsamen Kammer mit ihren Kindern nieder, und betete:
„Vater, nicht mein, dein Wille geschehe!" Und dies Gebet wirkte, daß
ihre Seele nicht erlag, als man ihr bald darauf den traurigen Aus-
gang der Schlacht und den Tod ihres geliebten Mannes meldete.
Sie überlebte ihren Gatten um 7 Jahre.
Es kam am 11. November 1531 bei Cappel zur Schlacht. Die
Zürcher mußten der Uebermacht weichen. Zwingli sank, mit Wunden
bedeckt, mit seinem getödteten Pferde zu Boden, unmittelbar, nachdem
er einem Sterbenden Worte des Trostes zugerufen hatte. Er lag da
mit heiterem Angesicht, den Blick nach Oben gerichtet. Indessen hatten
sich Mehrere der Feinde, die ihn nicht kannten, zu ihm gestellt, und
fragten ihn, ob er beichten wollte? Da er es mit Kopfschütteln ver-
neinte, und sich auch weigerte, die Heiligen anzurufen, vief Hauptmann
Vokinger aus Unrerwalden: „so müßt du sterbe, du hartnäckiger
Ketzer!" und gab ihm den Todeshieb. Kaum hatte man ihn erkannt,
so verbreitete sich schnell das Gerücht, der verhaßte Ketzer Zwingli
liege draußen erschlagen. Mit vieler Freude strömte die rohe Menge
herbei, und umstand die Leiche des frommen Mannes. Doch nicht
so Alle; ein Conventual konnte sich der Thränen nicht enthalten, und
sprach: „welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein
frommer Eidgenosse warst. Gott sey deiner Seele gnädig!" Noch , an
demselben Tage wurde sein Leichnam auf dem Schlachtfelde gevier-
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Extrahierte Personennamen: Zwingli Zwingli Anna Cappel Zwingli Vokinger
429
sogleich aus Nom ab. Darauf rückte ein französisches Heer unter
Berthier in Rom ein, rief eine römische Republik aus, und
machte es, wie es die Franzosen überall machten: er bemächtigte sich nicht
nur alles Eigenthums des Papstes, sondern ließ auch die besten Kunst-
schätze nach Paris abführen, und legte der Stadt und dem Lande eine
ungeheure Kriegssteuer auf. Der alte Papst mußte seine Regierung
niederlegen, und wurde nach Valence, einer Stadt im südlichen Frank-
reich, abgeführt, wo er das Jahr darauf vor Alter und Kummerstarb.
Schon über dies Benehmen war Oestreich aufgebracht; bald bekam es
noch mehr Ursache zur Unzufriedenheit.
In der Schweiz, wo seit Kaiser Albrechts 1. Zeiten die Liebe
zur Freiheit nicht erstorben war, hatten — das konnte nicht fehlen —
die Vorgänge in Frankreich die Gemüther vielfach bewegt. In meh-
reren Kantonen regierten bloß einige wenige Familien, in andern da-
gegen gehörten alle Familienväter zur Landesgemeinde. Jenes war so
viele Jahrhunderte getragen, aber jetzt schien es den ausgeschlossenen
Familien mit einem Male unerträglich. Ferner hatte jeder Kanton
sogenannte Unterthanen, die nicht in die Regierung mitzusprechen hat-
ten, aber sehr mild regiert wurden. So konnte es bleiben, und Alle
hätten sich dabei wohl befunden. Aber die Ideen von Freiheit und
Gleichheit klangen so süß, und die Unzufriedenheit wurde von den Un-
ruhestiftern in Frankreich so geschickt aufgeregt, daß Jeder Antheil an
der Regierung verlangte. Am besten wäre nun unter diesen Umstän-
den wohl gewesen, daß die in der Schweiz Regierenden dem Wunsche
des Volks nachgegeben hätten; aber dazu konnten sie sich nicht ent-
schließen, weil dem Menschen nichts so schwer fällt, als der erlangten
Gewalt, sie sey nun rechtmäßig oder nicht, zu entsagen. Kaum merk-
ten die französischen Directoren die Gährung in der Schweiz, als sie
sich auch sogleich erst heimlich, dann öffentlich hineinmischten. Sie mun-
terten die Unzufriedenen auf, versprachen Unterstützung, und zuletzt ver-
langten sie geradezu, die Kantone, namentlich Bern, sollten ihre Un-
terthanen frei geben, und alle Kantone sollten zusammengeschmolzen
werden, und also eine einzige, ungetheilte Republik bilden. Da nun
die Schweizer von den Franzosen, die ihnen nichts zu gebieten hatten,
keine Vorschriften annehmen wollten, und sich zur Gegenwehr rüste-
ten, so rückte zu Anfänge des Jahres 1798 ein französisches Heer in
die Schweiz ein. Wären die Schweizer jetzt nur recht einig gewesen!
Ihre Berge sind ihnen ein treffliches Bollwerk, und die Tage von
Morgarten, Sempach, Näfels, Granson, Murten und Nancy hatten
gezeigt, was das brave Volk vermöge. Aber Viele hielten es aus heil-
loser Verblendung mit den Franzosen, und selbst die Gutdenkenden
waren verschiedener Meinung. Gleich in den ersten Gefechten wurden
die Schweizer geschlagen und zerstreut, und nun verfuhren die Sieger
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
136
51. Philipp August und Richard Löwenherz. — Heinrich Vi.
(Philipp Ii. August 1180 — 1223. Ludwig Viii. 1223 — 1226. Verfolgung der Albi-
genser. — Wilhelm Ii. der Rothhaarige von England 1087— 1099. Krieg mit Robert
von der Normandie. Heinrich I. Beauclerk 1099—1135. Freiheitsbrief. Ende Roberts.
Thronstreit zwischen Stephan von Boulogne (>>35—1154) und dem Hause Anjou-Plan-
tagenet. Heinrich Ii. aus dem Hause Plantagenet 1154— 1189. Streit mit Thomas a
Decket und Papst Alexander Iii. Eroberung Irlands 1172. Empörung der Söhne Hein-
richs. Zusammenkunft in Gisors mit Philipp August. Richard Löwenherz 1189—>199.
Kreuzzng mit Philipp August 1190. Belagerung von Akre. Waffenstillstand mit Saladin.
Richard in deutscher Gefangenschaft. Empörung Johanns. Johann ohne Land >199 bis
1216. Ermordung Arthurs von Bretagne. Krieg mit Philipp August. Verlust der
Normandie. Streit mit dem Papste Innocenz Iii. England ein päpstliches Lehen.
Schlacht bei Bovines 1214. Aufstand der englischen Barone. Magna Charta 1215.
Heinrich Iii. 1216—1272. Rembroke Protector. Verlust von Anjou, Maine, Touraine
und Poitou. Aufstand der englischen Großen unter Simon von Montfort Graf von Lei-
cester. Schlacht bei Lewes 1264. Entstehung des Hauses der Gemeinen. Schlacht bei
Evesham 1265. — Heinrich Vi. 1190—1197. Aufstand der Sicilianer unter Tankred.)
Nach Ludwigs des Dicken Tode war sein Sohn Ludwig Vii. (1137
bis 1180) auf den französischen Thron gestiegen, ein schwacher und abergläubi-
scher Mann, derselbe, von dessen Kreuzzug oben gesprochen worden ist. Wäh-
rend desselben verwaltete der kluge Abt Süger die Regierung. Um diesen
sonst so weisen Mann ist nur zu bedauern, daß er aus übelverstandener
Frömmigkeit der neueren Geistesrichtung, die sich damals in Frankreich zeigte,
nicht hold war. Es tauchten in jener Zeit Bemühungen einzelner gelehrter
Männer auf, die Lehren der christlichen Kirche, welche sich unter der Auto-
rität des Papstes unangefochten festgestellt hatten, durch die Philosophie des
Plato und des Aristoteles zu begründen und mit dem Verfahren dieser alten
Weltweisen in Uebereinstimmung zu bringen. Man nannte diese Männer
Scholastiker. Allerdings löste sich dabei das Christenthum in todte Spitz-
findigkeiten und begeisterungslose Streitsucht um Begriffe auf, der Kirche
war aber hauptsächlich um ihr Arischen bange und die Scholastiker, deren
Haupt damals Peter Abälard in Frankreich war, wurden verfolgt. Der Ein-
stuß Bernhard's von Clairvaux auf den König und den Minister wirkte hier
mit, denn Bernhard gehörte einer andern Richtung an, die das Christen-
thum weniger mit dem klügelnden Verstände, als mit dem gläubigen Gefühl
erfassen wollte. — Ludwig hatte eine stolze, herrschsüchtige Frau, Eleonora
von Aquitanien. Sie hatte ihrem Gemahl, besonders während seines
Kreuzzugs, aus welchem sie ihn begleitete, viele Kränkungen zngefügt, so daß
er sich nach seiner Rückkunft gegen Sügers Rath von ihr schied. Sie hei-
rathete darauf den Herzog der Normandie und Grafen von Anjou, Maine
und Touraine, Heinrich Plantagenet, brachte ihm ihre reichen Güter,
die sie in Frankreich besaß (Guienne, Gascogne und Poitou, den südwestlichen
Theil Frankreichs), zu, und machte ihn schon dadurch zu einem sehr mächtigen
H rrn. Dem Könige konnte diese Verbindung nicht gleichgültig sein. Er
griff daher zu den Waffen, weil die Heirath ohne seine Erlaubniß eingegan-
gen sei, und beide Theile führten einen erbitterten Krieg gegen einander.
Bald darauf erbte Heinrich auch noch den englischen Thron, so daß er zu-
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